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Anfang aller Feindschaft

aus den Schatten der Vergangenheit
von

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Zorn, Trauer und Wärme

Danke für eurer freundliches feedback zum letzten Kapitel. Scheinbar sind Kampfbeschreibungen eine kleine Stärke von mir. (Hätte ich ursprünglich nie von mir erwartet...) Diesmal wird sich zeigen, ob ich auch etwas weniger actionhaltige Kost gut und interessant verarbeiten kann.

Das dritte Kapitel folgt: Inu Taisho konnte seinen Sohn Sesshomaru und die rachsüchtige Wolfsdämonin Fuyuko glücklicherweise rechtzeitig voneinander trennen, bevor Schlimmes passiert. Zusammen mit Sesshomaru, seinem Heiler Ieyasu und einem verwundeten Menschenmädchen, das einzig Fuyukos Angriff auf das Dorf überlebt hat, kehrt der Dämonenfürst in sein Schloss zurück. Fuyuko verzieht sich verletzt und keineswegs versöhnungsbereit in den Wald. In der Nähe streift Koga herum, immer noch auf der Suche nach dem Mörder an den Wölfen seines Rudels...

Enjoy reading!
 


 

"KOOOGAAA???"

Laut hallte die quengelnde Stimme des jungen Wolfsdämonen aus dem Wald: "Wo bist du, warte doch auf uns..."

Koga, der außerhalb des Waldes schnuppernd am Rande einer kleinen Quelle hockte, richtete sich auf und schaute genervt zum Waldrand. Warum, überlegte er verärgert, müssen meine sogenannten besten Freunde ausgerechnet die lästigsten und dämlichsten Nervtöter von allen Wölfen sein?

Gerade, als Koga diesen Gedanken nachhing, tauchten besagte Nervtöter zwischen den Bäumen hervor auf und kamen auf ihn zu.

"Hey, Koga", rief Ginta erleichtert und rannte unbeherrscht los. In seiner Hast übersah er einen Stein und stolperte. Haggaku, der Ginta eilig folgte, prallte gegen den Stolpernden und beide plumpsten ungeschickt ins Gras.

Koga verdrehte unwillig die Augen. Womit habe ich das bloß verdient, dachte er gequält.
 

Haggaku sprang auf und verpasste Ginta für dessen Ungeschicklichkeit wütend eine heftige Kopfnuss. Ginta jammerte kläglich, drückte seine Hand auf den schmerzenden Schädel und stand dann nach einem Blick auf Koga verlegen grinsend auf.

Koga seufzte: "Wieso bitteschön, rennt ihr zwei Idioten mir nach?"

"Äh wir", meinte Ginta, "wir müssen doch aufpassen, dass du keinen Blödsi... autsch!"

Eine weitere Kopfnuss von Haggaku brachte Ginta zum Verstummen.

"Wir dachten, wir könnten dir helfen", sagte Haggaku mit gekünstelt fröhlichem Grinsen.

"Ah, wirklich? Wie toll", knurrte Koga, "eine bessere und nützlichere Hilfe als euch kann ich mir gar nicht vorstellen..."

"Was machst du hier am Waldrand?" fragte Ginta neugierig, ohne Kogas ironisch beißenden Unterton zu beachten: "Hast du etwas entdeckt?"

Koga deutete unwirsch auf die kleine Quelle neben sich.

"Wenn ihr zwei Schwachköpfe euer Geruchsorgan nutzen würdet, würdet ihr auch merken, dass vor nicht langer Zeit zwei Hundedämonen hier waren. Sie kamen von den gegenüberliegenden Wiesenhügeln und haben hier wohl kurz gerastet. Die Spur von dem einen verliert sich irgendwie in der Luft, die des anderen ist noch klar zu riechen und führt nach Osten zur Grenze zum Drachenreich."

"Glaubst du, die beiden haben was mit unseren getöteten Wölfen zu tun?" fragte Haggaku.

"Keine Ahnung", antwortete Koga leicht stirnrunzelnd, "die Gerüche bei den toten Wölfen auf der Lichtung waren so komisch verschwommen und nicht eindeutig zuzuordnen. Aber wer soll es denn sonst gewesen sein? Andere Hundedämonen konnte ich hier in der Gegend sonst nicht ausfindig machen."
 

"Und was machen wir jetzt?" fragte Ginta ein wenig ängstlich: "Willst du diesen Hunden folgen?"

Koga sah seinen Freund durchdringend an.

"Was ist los? Hast du etwa Schiss vor zwei Hündchen?"

"Naja", murmelte Ginta leise, "du hast vorher gesagt, die Spur von dem einen Hundedämon verliert sich in der Luft. Das heißt doch, der Typ ist geflogen, oder?"

"Ja, und?"

Ginta wurde zunehmend nervöser.

"Äh, nun ja, soweit ich weiß, können nur ziemlich mächtige Hundedämonen fliegen. Solche wie Inu Taisho. Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass es eine gute Idee ist sich mit so jemanden anzulegen. Was, wenn das Inu Taisho persönlich war, wir sind hier schließlich in seinem Gebiet..."

"Pah, Feigling, wegen so was mach ich mir nicht gleich in die Hose. Ich finde heraus, was mit unseren Wölfen passiert ist! Und wenn ich den Hundefürsten selbst dafür zur Rechenschaft..." Plötzlich stockte Koga und witterte erstarrt in die Luft. Ginta und Haggaku sahen ihn perplex an.

"Was ist denn?"
 

Koga antwortete nicht, er witterte nochmals und sprang dann mit einem blitzschnellen Satz weg von seinen Freunden in den Wald.

Verdutzt sahen die beiden Wolfsdämonen ihm nach. Erst danach bemerkten auch sie den geheimnisvollen Duft, der in der Luft hing. Es war ein fremder, aber irgendwie auch vertrauter Geruch. Es roch nach Wölfen und dem Blut eines wolfsartigen Dämonen.
 

* * * * *
 

Mit einem von Schmerz und Wut gezeichneten Gesicht saß die Wolfsdämonin Fuyuko in weichem Moos unter einem Baum und drückte einige Kräuter auf die tiefe Schnittwunde an ihrem Oberschenkel. Ihre Wölfe umringten sie. Ein Tier leckte sanft und zärtlich über ihr verletztes Gesicht.

"Verflucht", stöhnte die stolze Dämonin zornig und legte vorsichtig weitere Kräuter auf ihren linken Arm, "dieser arrogante Hund hat mir ganz schön zugesetzt. Das wird der Dreckskerl mir büßen. Das nächste Mal krieg ich ihn und dann mach ich ihn kalt. Und seinen überstolzen Vater auch!"
 

Die Worte Inu Taishos kamen der Wolfsdämonin wieder in den Sinn: "... die Blutfehde zwischen den Wölfen des Nordens und den Hunden des Westens ist beendet. Es ist lange genug Blut vergossen worden... Du solltest die Vergangenheit ruhen lassen..."

Fuyuko biss die Zähne zusammen. Die Vergangenheit ruhen lassen? Niemals. Wie könnte sie das, wenn die Schatten der Vergangenheit ihr ständig folgten? Der Geist ihres Vaters schrie nach Rache. Im Träumen und im Wachen sah Fuyuko immer wieder seine Gestalt. Die Gestalt eines großen, schwarzen Wolfs mit gütigen, dunkelbraunen Augen, die liebevoll auf sie herab blickten. Immer wieder hörte sie sein schmerzhaftes Heulen, seinen letzten jaulenden Schrei. Dann sah sie einen gewaltigen Hund im Nacken ihres Vaters. Einen riesigen, weißen Hund mit rotglühenden Augen, der sich erbarmungslos auf sein Opfer stürzte. Und sie sah wie der warme Blick ihres Vaters brach. Der Wolf fiel und über ihm stand mit blutigen Lefzen der weiße Hund.

Mühsam unterdrückte Fuyuko ihre Tränen, als die Erinnerung sie überrollte.

Nein, niemals würde sie vergessen, niemals vergeben. Die Zeit war reif. Inu Taisho würde leiden für das, was er ihr angetan hatte. Alle Hunde sollten dafür leiden!
 

Ein warnendes Knurren riss die Wolfsdämonin aus ihren düsteren Gedanken. Etwas erschreckt stand sie auf und ging vorsichtig in Abwehrstellung. Deutlich spürte sie eine dämonische Aura, die sich ihr flink näherte. Das hatte ihr gerade noch gefehlt. In ihrem Zustand war sie für einen weiteren Kampf mit einem feindlichen Dämon nicht in der Verfassung. Beunruhigt versuchte sie etwas zu wittern, doch der Wind kam aus der falschen Richtung.
 

Eine Gestalt brach geschwind zwischen den Büschen hervor und blieb wenige Meter vor Fuyuko schlagartig stehen. Die Wölfe der Dämonin stellten sich schützend vor ihre Herrin und knurrten den Eindringling drohend an. Dieser knurrte zurück und Fuyuko sah ihn überrascht an. Der Ankömmling verstand die Sprache der Wölfe, er war ein Wolfsdämon wie sie!

"Wer bist du und was willst du?" fragte sie ihn neugierig und gleichermaßen misstrauisch.
 

Der angesprochene, schwarzhaarige Bursche starrte Fuyuko mit einem Ausdruck im Gesicht an, als wäre sie ein vom Mond gefallenes Wesen.

"Was ist", keifte Fuyuko ungeduldig, "hast du noch nie einen anderen Wolf gesehen?"

Ihr Gegenüber antwortete ihr nicht. Mit leicht geöffneten Mund starrte er sie weiterhin unentwegt dümmlich an.

Im selben Moment kamen noch zwei weitere Kerle aus dem Wald hinzu, blieben hinter dem schwarzhaarigen Burschen stehen und glotzten ebenso erstaunt.

Unter anderen Umständen hätte Fuyuko das ganze Theater vielleicht als schmeichelhaft empfunden. Doch im Moment gingen ihr diese gaffenden und verdutzt dreinblickenden Visagen vor ihr gehörig auf die Nerven.

"Sieh mal einer an", sagte sie böse und richtete sich so stolz wie nur irgend möglich auf, "drei dämliche Milchbubis ganz allein im Wald. Habt ihr euch auf dem Weg zu eurer Mami verlaufen und vor lauter Angst nun eure Zunge verschluckt?"

Ihre spottenden Worte weckten den schwarzhaarigen Kerl aus seiner Erstarrung. Eine steile Zornesfalte bildete sich auf seiner Stirn.

"Blöde Zicke", zischte er wütend los, "glaubst du etwa, du und deine Wolfbabys beeindrucken mich? Pass gefälligst auf, was du sagst, oder ich kleb dir eine!"

Oho, dachte Fuyuko leicht amüsiert, was für ein Gentleman. Wirklich zu niedlich, wie er gleich an die Decke geht. Zuckersüß lächelte sie ihn an.

"Du könntest dich zumindest vorstellen, bevor du einer Dame Ohrfeigen schenkst!"

Verdattert glotzte der Wolfsdämon sie wieder wortlos an. Einer der Gesellen hinter ihm meldete sich nun etwas schüchtern zu Wort:

"Äh, das ist Koga. Ich bin Haggaku und der Typ neben mir heißt Ginta. Wir sind vom westlichen Wolfsrudel... ähm, wir wollten eigentlich nur... öh, Koga, äh, was wollen wir eigentlich, ich meine... äh, Koga?"

"Halt die Klappe, Idiot!"
 

Belustigt beobachtete Fuyuko wie der Wolfsdämon namens Koga seinem Gefährten überreizt einen deftigen Schlag über den Schädel zog und sich dann möglichst imponierend und stolz in Pose warf. Betont kühl wandte er sich ihr zu.

"Ich habe dich und deine Wölfe gerochen und dachte du könntest vielleicht Hilfe brauchen. Wie es scheint bist du bei einem Kampf verletzt worden. Was ist passiert und was machst du hier?"

"Ich glaube kaum, dass dich das etwas angeht", meinte Fuyuko mit spöttelnden Unterton, "und ich glaube auch nicht, dass ich als Leitwölfin des nördlichen Rudels Hilfe von einem schwächlichen Wolf aus Chugos Rudel brauche!"

"Du... du bist...", stotterte Ginta, "bist du etwa Fuyuko, die Wolfsprinzessin aus dem Norden?"

"Oh, sieh mal einer an", höhnte Fuyuko, "unter euch gibt es jemanden, der sogar denken kann. Wirklich erstaunlich! Wenn ihr Süßen mich jetzt entschuldigen würdet. Es wird Zeit für mich, dass ich nach Hause zu meinem Rudel zurückkehre, ich habe noch einiges zu erledigen..."

"Warte", hielt Koga sie hastig auf und packte sie am Arm, "du riechst irgendwie nach Hund... Bist du zufällig zwei Hundedämonen begegnet?"
 

Das Gesicht der Wolfsdämonin wurde zornrot. Heftig riss sie ihren Arm los und verpasste Koga eine schallende Ohrfeige.

"Was fällt dir ein mich einfach so anzufassen?" schrie sie.

"He, was soll das?" schimpfte Koga kleinlaut, nachdem er sich von seiner Verblüffung erholt hatte: "Dumme Pute, ich habe doch nur eine einfache Frage gestellt. Ich will doch bloß wissen, ob du vielleicht diesen verdammten Kötern begegnet bist, die unsere Wölfe auf dem Gewissen haben.
 

Sofort veränderte sich Fuyukos wütendes Gesicht. Erstaunt und fragend sah sie Koga an.

"Ein Hundedämon hat auch Wölfe aus eurem Rudel getötet?"

"Ähm ja", antwortete Koga leicht verwirrt, "auf einer Lichtung nicht weit von hier. Und die einzigen verdächtigen Hundedämonen, die in letzter Zeit hier in der Gegend waren, riechen genau wie die Hunde, denen du scheinbar kürzlich begegnet bist."

"Sesshomaru", fluchte Fuyuko aufgebracht, "er muss es gewesen sein. Dieses scheinheilige Unschuldslamm tötet also einfach heimlich unsere und eure Wölfe und sein Vater beschützt ihn auch noch!"

"Sesshomaru?" fragte Haggaku zögerlich und sah die Dämonin verdutzt an: "Meinst du etwa den Sohn von Inu Taisho? Wieso sollte der so etwas tun? Ich würde es ja noch verstehen, wenn er deine Wölfe aus dem Norden angreift. Schließlich wart ihr und die Hunde des Westens lange verbitterte Feinde. Aber Chugo und wir haben immer friedlich mit Inu Taisho zusammen gelebt. Weder er noch sein Sohn hätten einen Grund dafür unserem Rudel etwas anzutun, solange wir sie nicht reizen."

"Hunden sollte man lieber niemals trauen", fauchte Fuyuko und wandte sich dann an Koga: "Vielleicht erweist es sich noch als nützlich, dass wir uns getroffen haben, mein Süßer. Bringt mich zu eurem Leitwolf! Ich glaube, es wird Zeit, dass sich die Wölfe aus dem Norden und aus dem Westen wieder verbünden..."
 

* * * * *
 

Ein Tag und eine sternenklare Nacht waren vergangen.

Mild schien nun die Morgensonne auf die steilen Gebirgshänge und blühenden Bergwiesen herab, die eine versteckte Hochebene mit einem einsamen Schloss umgaben. Das Schloss war bereits sehr alt, aber prächtig, mit Wänden aus edlem, dunklen und unverwüstlich scheinenden Holz, das überaus reichhaltig mit kostbaren Schnitzereien verziert war. Ein großer, halb überwucherter Garten mit alten Bäumen und plätschernden Bächen, die von Bergquellen gespeist wurden, umrahmten das imposante Gebäude.

Seltsamerweise führte jedoch kein einziger erkennbarer Pfad oder Weg zu dem Schloss in die Berge hinauf. Allein und abgeschlossen schien sich das prachtvolle Haus vor dem Rest der Welt in den Bergen verstecken zu wollen und erschien unauffindbar.
 

In der obersten Etage des Gebäudes stand der Herr des Schlosses. Regungslos lehnte er am Rahmen einer aufgeschobenen, mit Papier bespannten Holztür und sah auf ein offenes Gartenstück mit einem kleinen Brunnen herab. Dort unten auf dem Rasen, zwischen einigen jungen, frischgepflanzten Kirschbäumen, bewegte sich eine weißhaarige, helle Gestalt. Sie hatte ein Schwert in der Hand und kämpfte einen stummen Kampf mit sich selbst. Die langen Haare des Kämpfenden flogen im Wind seiner geschmeidigen Bewegungen und reflektierten hellsilbern glänzend die morgendlichen Sonnenstrahlen.

"Mein Herr...?"

Der Schlossherr löste sich von dem Anblick der Gestalt im Garten und drehte sich um.

"Was gibt es, Ieyasu?"

Sein Diener verneigte sich höflich.

"Verzeiht, Lord Inu Taisho, wenn ich Euch störe. Doch Ihr wolltet benachrichtigt werden, wenn das kleine Menschenmädchen aufwacht."

Inu Taisho nickte knapp und wandte sich wieder der geöffneten Schiebetür und ihrem Ausblick zu.

"Danke, ich werde gleich zu ihr gehen", sagte er und verfiel wieder in Schweigen.
 

Ieyasu betrachtete den Dämonenfürsten eine Zeitlang und trat dann lautlos neben ihn. Er folgte dem Blick seines Herrn und sah nun ebenfalls auf die im Garten mit sich selbst kämpfende Gestalt herab.

"Ihr solltet Eurem Sohn untersagen schon wieder zu trainieren", meinte der Heiler daraufhin, "seine Auseinandersetzung gestern hat ihn sehr geschwächt und seine Wunden sahen nicht besonders gut aus. Wenn er sich überanstrengt, werden seine Verletzungen wieder aufbrechen."

Inu Taisho seufzte: "Ein gut gemeinter Rat, mein Freund, aber wohl kaum durchführbar. Ich fürchte, diesbezüglich wird Sesshomaru mir nicht gehorchen. Und ich kann ihn ja schlecht im Keller anketten."

Ieyasu schmunzelte leicht.

"Tja, Kinder sind und bleiben immer die größte Sorge, vor allem, wenn sie flügge werden. Vielleicht solltet Ihr etwas milder mit ihm umgehen. Auch Eure gestrige Strafpredigt war vielleicht nicht gerade das richtige Mittel, um Euren Sohn zu zähmen."

Der Dämonenfürst schwieg. Ieyasu wandte sich schließlich ab und verließ so lautlos wie er gekommen war das Zimmer.
 

Inu Taisho beobachtete weiterhin seinen Sohn und versank in seinen Gedanken. Wie ähnlich Sesshomaru seiner Mutter ist, dachte er. Äußerlich sieht er eigentlich fast aus wie ich, doch sonst... seine stolze Haltung, seine weichen Bewegungen, sein kühler, undurchdringlicher Blick, all das erinnert nur an sie...

Die Gedanken des Dämonenfürsten schweiften ab. Sie schweiften zurück zu dem Morgen vor vielen, vielen Jahren, als Ieyasu mit einem winzigen Bündel in den Armen zu ihm kam. Unglücklich dachte er zurück an diesen längst vergangenen, doch unvergesslichen Morgen nach einer dunklen und zerstörerischen Gewitternacht. Diese Nacht hatte Inu Taisho genommen, was ihm am meisten in seinem Leben bisher bedeutet hatte. Seitdem kämpfte er verzweifelt und erfolglos gegen den schmerzlichen Verlust, den er sich nicht eingestehen wollte. Er wollte den Schmerz des Verlustes nicht wahrhaben, denn Dämonen lieben und weinen nicht. Aber jedes Mal, wenn er seinen Sohn sah, stand die Erinnerung vorwurfsvoll vor ihm und quälte ihn. Selbst nach all der langen Zeit.

Warum nur kann ich Sesshomaru nicht ansehen, ohne an SIE denken zu müssen...
 

Unwillig drängte Inu Taisho seine Gedanken von sich und wendete seinen Blick vom Garten ab. Leise schloss er die Schiebetür, drehte sich um und verließ den Raum.
 

* * * * *
 

Staunend sah das Mädchen sich um. Sie konnte sich einfach nicht erklären, wie sie hierher gekommen war.

Sie erinnerte sich noch an das arme, aber gastfreundliche Dorf, in dem sie und ihre Begleitung, erschöpft von der langen Reise, Rast gemacht hatten. Dann war alles so schnell gegangen. Wölfe, jaulend und grimmig wie Ungeheuer aus einer anderen Welt waren über das Dorf hereingebrochen und hatten alles getötet, das lebte. Ängstlich hatte sich das Mädchen zu seiner Sänfte und in die Arme ihrer Kinderfrau geflüchtet. Die Frau hatte sie beschützend fest umklammert, verzweifelt geschrieen und war dann umgefallen. Sie begrub das kleine Mädchen unter sich und alles wurde schwarz.
 

Als das Mädchen aufgewacht war, befand es sich in einem schlichten, aber eleganten Raum und blickte auf eine dunkelbraune, mit wundervollen, ihr unbekannten Verzierungen geschmückte Holzdecke. Und sie lag in einem Bett am Boden unter einer kostbaren Seidendecke, viel kostbarer als alles, was sie daheim in ihres Vaters Schloss je gesehen hatte. Verwundert fasste das Mädchen sich an seine Arme, ein wohlriechender Verband wickelte sich darum, ebenso wie um ihre schmerzenden Beine. Was war nur geschehen?
 

Leise öffnete sich eine Tür. Verängstigt sah das Mädchen jemanden in das Zimmer kommen. Die hochgewachsene Gestalt eines Mannes näherte sich ihr langsam und setzte sich ruhig neben ihrer Liegestatt auf den Boden. Scheu musterte das Mädchen ihn und fuhr erschreckt zusammen.
 

Wer auch immer neben ihr saß, er war kein Mensch. Er hatte merkwürdige Markierungen in seinem Gesicht, seine Augen funkelten in einem unnatürlichen Goldton und sein hüftlanges, zu einem Zopf zusammen gebundenes Haar war schneeweiß. Er wirkte uralt und gleichzeitig ewig jung, eher so, als wäre er ohne Alter. Angstvoll wich sie vor ihm zurück und keuchte.

"Dämon", flüsterte sie furchtsam.

"Du brauchst keine Angst zu haben, ich werde dir nichts antun." sagte er mild und lächelte leicht. Seine goldenen Augen wirkten freundlich. Doch das Mädchen wich noch ein Stück von ihm weg und starrte ihn mit verängstigt aufgerissenen Augen an.

"Wie heißt du", fragte er.

Unsicher sah das Mädchen den Dämonen weiterhin starr an. Zitternd zog sie die Seidendecke eng um sich.

"Izayoi", antwortete sie schließlich leise.

"Ein schöner Name." Er lächelte erneut. "Woher kommst du?"

"Ich... ich war auf dem Weg zurück von meiner Tante. Mein Vater ist der Herrscher über Ländereien am Fuße der westlichen Berge. Ich wollte... wir wollten nach Hause und dann..."

"Schon gut", beruhigte er sie, "du brauchst dich nicht mehr zu fürchten. Es ist vorbei. Ich werde dich zurück nach Hause bringen. Doch zuvor solltest du etwas essen. Meine Diener werden dir etwas Speise und neue Kleidung geben."
 

Er stand auf und verließ sie wieder.

"Warte", rief Izayoi hinter ihm her, "wer... wer bist du?"

Der Dämon wandte sich noch einmal kurz zu ihr um, sein Gesicht lag nun im Schatten, doch das Mädchen glaubte trotzdem wieder sein Lächeln zu sehen.

"Nenn mich einfach 'weißer Hund'" sagte er sacht und ging.
 


 

Tja, soweit das dritte Kapitel.

Es hat euch hoffentlich nicht gelangweilt. Keine Ahnung, ob ich es geschafft habe, all die Stimmungen und Gefühle, die ich ausdrücken wollte, richtig rüberzubringen. Gefallen euch die Charaktere noch?

Bitte beehrt mich wieder mit ein paar konstruktiven Kommentaren. Dann schreib ich auch fleißig weiter. Vielen Dank!



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2005-06-09T16:22:35+00:00 09.06.2005 18:22
Ja, die Charktere gefallen mir noch.
Du hast die Gefühle sehr gut rübergebracht.
Ich freue mich riesig auf eine baldige
Fortsetzung^^

Cu Saiyama
Von: abgemeldet
2005-06-08T21:45:15+00:00 08.06.2005 23:45
*Zum 3. Kapitel springt*

So wie das aussieht, scheint es ja noch einiges an Ärger zu geben, was die Beziehung der Wölfe und Hunde angeht, mal sehen, was Du dazu so schreibst. Nun hat ja unsere Wolfsdämonin auch noch Unterstützung von Koga erhalten, der, wie es scheint, wohl ein bißchen verknallt in sie ist, oder?
Alles in allem hast Du es wieder sehr gut beschrieben und auch die Gefühle kommen glaubhaft rüber und was am Schönstes war, ich konnte mir alles bildlich vorstellen, Deine Landschaftsbeschreibungen sind wirklich sehr blumig und so etwas liebe ich.
Die Sache mit Izayoi ist auch keine schlechte Idee, vor allem, sie jetzt schon ins Spiel zu bringen, obwohl sie noch ein Kind ist, aber Inu no Taishou hat wohl schon jetzt einen bleibenden Eindruck bei ihr hinterlassen.
Man darf gespannt sein ...

Bussi
Mariko
Von: abgemeldet
2005-06-08T16:31:02+00:00 08.06.2005 18:31
*seufz*
Ziemlich pesimistisch, deine FF. *tief seufz* Ich mein, solch ein dummer Streit... Und wie immer Vorurteile. Ich HASSE Vorurteile. *bah*
Die Charaktere gefallen mir noch. Acha, die Kleine ist Izayoi. Hatte ich mir eigentlich denken konnen, aber uber so viel Inteligenz verfugt das Magdchen ja naturlich nicht. Ich Blitzmerker. *seufzer*
Ich denk schon langer uber etwas nach: Koga ist schon so alt, als Inuyasha noch nicht mal auf der Welt ist!!! Dabei hab ich eigentlich immer gedacht, dass er und Inu gleich alt sind... *schulterzuck* Egal. Ich liebe deine FF trotzdem. ^^

Bis dann. *winkz*
Von: abgemeldet
2005-06-08T14:45:56+00:00 08.06.2005 16:45
Das war wieder echt toll und das Treffen der Wölfe echt toll *kicher*
aber gemein zu erzählen das Sessy seiner mutter ähnelt vom Stolz usw her... wen du doch nicht erzählst wer sie ist und was sie war!!!
aber trotzdem war das kp gut^^
Schreib mir bitte ne ens wenns weiter geht

Gruß
Engelchendiemaus
Von:  Sesshoumaru-sama
2005-06-08T13:44:00+00:00 08.06.2005 15:44
Diese Wölfe vermitteln immer so eine destruktive Stimmung - kann das sein? *g*. Wenn sie noch lange auf Rache besteht, dann wird sie hoffentlich bald ihre gerechte Strafe erhalten.

Izayoi... der Name kommt mir doch irgendwo bekannt vor. Ich geh mal davon aus, daß das die Inuysahs-Izayoi ist *g*. Dann kann man gespannt sein, wie das weiter geht... obwohl sich das Ende abzeichnet. Bin gespannt...

Sesshoumaru-sama, Lord of the Western Lands
GVD
Von:  Hotepneith
2005-06-08T07:45:02+00:00 08.06.2005 09:45
Doch, mir gefallen deine Charaktere noch.
Es freut mich, dass ich richtig gerate habe: das Mädchen ist Izayoi.Und der Heiler war derjenige aus dem Prolog...

Mir hat auch gefallen, wie die Wolfsprinzessin an ihren Vater denkt. Dadurch wird so richtig klar, warum sie nicht von ihrer Rache abgehen will und kann. Auch, wenn sonst was passiert.Zumal ja tatsächlich Wölfe getötet wurden.

Mal sehen, wie es weitergeht.

bye

hotep


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