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Do you know...

Yukixkyo
von

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2. Interlude: von der Freiheit [Jean-paul Satre]

Nein, für mich gibt keinen Weg aus diesem Haus, das ist mir nur zu bewusst.

Es ist mit mir verwachsen wie ein wuchernder Krebs. In meinem Herzen, meiner Seele, meinem Stolz überall sitzen seine Metastasen, die mich früher oder später verschlingen werden.

Ich bin das Haus Soma.

Und wie ein Neugeborenes nichts dagegen tun kann, dass es ist, dass es in eine bestimmte Bevölkerungsgruppe, eine bestimme Familie hineingeboren worden ist, so kann ich auch nichts dagegen tun, dass ich nun mal der Soma bin.

Selbst wenn ich wie Kyo, versuchen würde zu fliehen. Mich würden sie nicht entkommen lassen.

Sie würden alles durchforsten und ich, der das Leben außerhalb der Mauern nur aus Berichten kennt, würde mich wahrscheinlich früher oder später verraten.

Ich würde am Leben scheitern. Wie ein verzüchtetes Schoßhündchen in der Wildnis würde ich krepieren.
 

Ein trostloser Gedanke.

Aber jemand wie ich braucht keinen Trost.

Oder...nein, vielleicht gibt es doch einen Trost...etwas was mich hinwegtröstet...was mich durchhalten lässt.

Ich habe meine Bücher, die mir von Freiheit erzählen und in denen ich für Stunden von einem Leben in eigener Hand träumen kann.

Aber wie bei jedem Suchtmittel kommt auch nach dem Ende eines meiner geliebten Bücher die Ernüchterung.

Wenn ich dann den Kopf hebe, wenn ich aus den schier unendlichen Weiten einer afrikanischen Steppe oder der gigantischen Freiheit des offenen Meere auftauche, so bin ich doch nicht blind für die düsteren Räumlichkeiten die mich umgeben.

Und es scheint mir als ob die Wände Tag um Tag rücken und mich schlussendlich erdrücken würden.
 

Ein leises Seufzen entweicht mir und ich wickle mich tiefer in meine Decke.

Was bringt es darüber nachzugrübeln und mir die nacht um die Ohren zu hauen, wenn es letztendlich keine Lösung für mein sogenanntes Problem gibt.

Außer einer.

Um ehrlich zu sein, so habe ich sogar einmal mit dem Gedanken gespielt.

Ich habe Bücher gewälzt und gebastelt und hatte den Plan mein ganzes verkorkstes Leben mit einem lauten Knall und Brimborium in Rauch aufgehen zulassen.

Es sollte so unübersehbar sein, dass sie nicht sagen können, es sei ein Unfall gewesen.

Nun liegt er hinter meinen Büchern versteckt und in eine Decke gewickelt, mein Plan B.

Ich bin wohl nicht verzweifelt genug, um ihn tatsächlich umzusetzen, aber er ist da und das reicht.

Es ist gut, eine Feuertreppe zu haben.

Wenn die wüssten!

Denke ich manchmal und grinse dann mein spezielles Akito-Grinsen.

Wenn die wüssten!

Meine Augen schließen sich und ich dämmere weg.
 

Es muss zwischen halb vier und halb sechs sein, als mich das laute Poltern von Stiefeln weckt.

Verdammt, haben die denn immer noch nicht kapiert, dass es unhöflich ist in Schuhe durch mein Schlafzimmer zu laufen?!

„Akitosama! Aufwachen! Sofort!“

Ruft es über mir und ich werde mit der Stiefelspitze angestupst, sodass ich gar nicht anders kann als die Augen zu öffnen.

Haben die denn immer noch nicht genug?

Als ich mich zu rasch aufsetze, überkommt mich ein unangenehmer Schwindel.

“Was’n los?“
 

„Hey! Loslassen! Macht diese verdammten...!!!Spinnt ihr denn alle!?! Das ist Freiheitsberaubung!!!“

Brüllt es aus dem Gang und ich brauche keine weitere Erklärung um zu verstehen.

Kyo.

Sie haben ihn.

Dabei habe ich es ihm wirklich gewünscht, dass er es schafft.

Und sie werden ihn wohl nicht wieder gehen lassen.

Ein resigniertes Stöhnen entweicht, während mir ich mir durch die schlafzerzausten Haare fahre.

Mich aufrappelnd bedeute ich dem Ratsmitglied, ihn hereinzuholen.

Es ist mitten in der Nacht.

Er würde auf dem Gang das ganze Haus aufwecken mit seinem Geschrei.
 

Kyo sieht so erschöpft aus, wie ich mich fühle.

In seinen Augen funkelt zwar immer noch die Empörung, darüber dass es jemand gewagt hat, ihm Handschellen anzulegen, aber sein Gesicht ist grau und eingefallen.

Die Haare fallen ihm strähnig und seltsam graubraun ins Gesicht und tiefe, violett schattierte Furchen sind unter den Augen und von den Nasenflügeln über die Mundwinkel bis zum Kinn.

Er sieht aus, als wäre in der Zeit, in der ich ihn nicht gesehen habe, um mindestens ein halbes Jahrhundert gealtert.

Eine decke ist nachlässig über seine Schulter geworfen und ich erkenne darunter die nackte, vor Trotz bebende Brust. Offensichtlich war er in Katzenform aufgegriffen worden und sie hatten ihm nicht gewähren wollen sich anzuziehen, als er sich zurückverwandelt hatte.
 

„Ich werd nicht hier bleiben!“ Maunzt das Kätzchen nun und versucht vergeblich die Hände des Ratsmitgliedes abzuschütteln die ihn unerbittlich in eine kniende, gebeugte Position drücken.

„Du kannst mich nicht zwingen! Das ist Entführung!“ Das ging an mich.

Erstaunlich, wie selbst in meiner Gegenwart geworden ist.

Oder ist es vielleicht doch eher der Mut der Verzweifelung?

Forschend scanne ich mit Blicken Kyos magere Gestalt.

Registriere sein Zittern, seine Augen, die unruhig im Raum umherhuschen und den kalten Schweiß auf seiner Stirn.

Nein, so sieht kein selbstbewusster Mensch aus, der sich seiner Sache sicher ist.
 

Ich erinnere mich daran, einmal ein Gespräch zwischen Ayame und Hatori belauscht zuhaben.

Eigentlich halte ich solch Verhalten für unter meiner Würde, aber als ich den Schlangenmenschen mit einer so ungewohnt ernsten Stimme sprechen hört, packte mich die Neugier und ich konnte nicht anders.
 

„Weißt du, mein Freund.“ Sagte er.

„Ich habe mich nie besonders für Yuki interessiert.

Es war mir immer ziemlich schnuppe, was mit ihm passiert, solange ich tun und lassen konnte, was ich wollte.“

Einen tiefen Schluck aus seiner Teeschale später fuhr er fort.
 

„Doch eines Tages habe ich ihn zufällig in der Stadt gesehen.

Er hatte wohl eingekauft, den er trug eine Tüte, aus der ein Bund Lauch ragte.

Jedenfalls winkte ich und rief ihm zu er solle warten, da ich ohnehin auf dem Weg zu Shi-chan war.

Erst mal reagierte er nicht und ich fragte mich, ob er mich wohl nicht gehört hatte.

Also lief ich ihm nach und packte ihn an der Schulter.

Er sah erschrocken vom Pflaster, das er bis dahin wohl gemustert hatte.
 

„Oh, du bist das.“ Sagte er in einem Ton als würde er sagen „Oh, ein Baum.“ Oder „Oh, eine Straßenlaterne.“ Ein bisschen erstaunt, aber gleichzeitig so teilnahmslos, als würde er denken „Und was bringt mir das?“.

„Ja, was denkst du denn? Hast du die unverkennbare, vollkommene Stimme deines Bruders nicht vernommen?“ sagte ich und wollte ihn damit zum lachen bringen. Irgendwie war es mir unheimlich, dass er so wenig Reaktion zeigte.

Aber er hat nur müde gelächelt und geantwortet, woher er denn bitte meine Stimme so genau kennen solle, immerhin hätte mich in den letzten Jahren vielleicht ein halbes Dutzend mal gesehen.

Für mich ein Schock.

Die Tatsache, dass nicht nur er mir, sondern ich auch ihm egal war, hat mich geschockt.

Und ich beschloss das zu ändern.

Er sollte mich lieben, so wie mich alle lieben...vielleicht sogar etwas mehr immerhin ist er mein Bruder.“
 

Ayame aß einen Keks ehe er weitersprach und ignorierte, dass sich Hatori schon wieder hinter einem Buch verkrochen hatte.

„Wie ich schon sagte: „Immerhin ist er mein Bruder.“

Und diese Erkenntnis traf mich wie ein Donnerschlag.

Naja, eigentlich habe ich es ja immer schon so hingenommen, dass es halt so war. Aber als ich nun auf diesen gleichgültig dreinblickenden Knirps hinabsah, da wurde es mir auf einmal wirklich bewusst.

Yuki ist mein Bruder.

Es war, als würde ich ihn zum ersten Mal sehen.

Als hätte uns gerade jemand bekannt gemacht und gesagt „Darf ich vorstellen Ayame, dein Bruder Yuki.“
 

Da wir den selben Weg hatten, bestand ich darauf, dass wir zusammen gingen.

Was er mit einem gleichmütigen Achselnzucken quittierte.
 

Und, als ich so neben ihm herlief und ihn dabei zusah, wie er das Pflaster zu seine Füßen anstarrte und seine Schulterblätter wie Flügelstümpfe aus seinem mageren Rücken hervorstachen, da überkam mich etwas, von dem ich geglaubt hatte es nicht zu besitzen.

Ich hatte das Bedürfnis, ihn zu beschützen.

Ihn, meinen Bruder.

Meinen kleinen Bruder.“
 

So ähnlich geht es jetzt auch mir, Akito.

Während ich Kyos geduckten, dürren Leib betrachte und wie er versucht mit seinen gefesselten Händen die Decke daran zu hindern, von den mageren Schultern zu rutschen und ihn zu entblößen, kommt auch in mir der Wunsch auf, zu schützen.

Und es kommt mir eine noch viel bedeutendere Erkenntnis, als Ayames, einen Bruder zu haben.
 

Hier vor mir kauert ein Mensch.

Kyo ist ein Mensch.
 

Und er ist ein Mensch, welcher sein ganzes zukünftiges Leben in einem Raum verbringen wird, der noch kleiner und dürftiger ist, als der meine.

Ohne Fenster, ohne Bücher, ohne einen Tisch und ohne Licht.
 

Und ich will nicht, dass es ihm so ergeht.

Denn ich mag diesen Mensch und seine Unbeugsamkeit.

Ich bewundere seine Stärke und den Mut sich gegen die bestehenden Strukturen aufzulehnen.
 

Und ich fasse einen Entschluss.
 

„Geh und hole alle Mitglieder de Rates.“ Bestimme ich und ignoriere, dass es mir nach Meinung des Rates nicht zusteht einem Mitglied des Familienrates Befehle zu erteilen.

„ich will eine Vollversammlung. Sofort.“

Der Mann, ein Vetter dritten Grades, schaut erst etwas bedröppelt, weil ich ihm gegenüber so harsch werde, dann nickt er aber.

Mein Verlangen ist sowohl verständlich als auch mein gutes Recht.

Schließlich stehe ich offiziell an der Spitze des Rates.

„Und das da?“ fragte er stattdessen und ruckt mit dem Kopf in Richtung unserer Katze.
 

„Kyo bleibt noch etwas bei mir. Er hat ein Recht darauf, zu erfahren was nun passiert. Es geht immerhin um ihn.“

Sage ich und gehe zu meiner Truhe herüber.

Mit einer lässigen Bewegung rutscht der Yutaka herunter, den ich als Schlafkleidung benutze und ich stehe mehr oder weniger nackt da.

Warum sollte ich mich dessen schämen.

Kyo hat, nachdem was ich weiß, inzwischen mehr als genug nackte Männer gesehen und wird nicht geschockt sein und das Ratsmitglied ist halt Mitglied des Rates.

Die Stiefel des Mannes scharren über den Boden, er nähert sich der Tür.

„Während der Sitzung schicke ich ihn zu Hatori, der soll ihn untersuchen.

Er sieht sehr blass aus.“

Sage ich, und höre wenig später, wie die Tür zu schlägt.
 

„Ich werd mich nicht einsperren lassen.“

Sagt Kyo hinter mir und versucht wohl das Zittern als der eigenen Stimme zu bannen.

„Hab ich das gesagt.“

Murmele ich leise und schiebe die Bücher zur Seite.

Da steht er.

Mein ganzer Stolz.

Mein Plan B.
 

„Was ist das?“ wispert Kyo leise und mustert dieses Wunderwerk aus Dynamit und Drähten mit Unverständnis.

„Dein Ticket ins Freie. Stör mich nicht.“ brumme ich und überprüfe noch einmal konzentriert alle Verbindungen. Dann befestige ich mein Werk an meiner nackten Brust und beginne mir den Kimono anzuziehen.

Das dauert eine Weile und so habe ich Zeit noch einige Worte an Kyo zu richten.
 

„Hör zu.

Es ist Zeit das hier zu beenden.

Sag Hatori er soll dich zu Shigure fahren...Und Yuki soll meine Nachfolge antreten.

Und ihr dürft auf keinen Fall einen solche Familienrat aufbauen! Wählt ihn für einen kurzen Zeitraum...und schafft Möglichkeiten ihn zu kontrollieren!“

Auf einmal fällt mir soviel ein.

Soviel, dass ich gerne einmal hätte sagen wollen und es doch nicht getan habe.

„Bitte Rin und Hatori für mich um Verzeihung, ich konnte einfach nicht anders.“
 

Der Kimono sitzt.

Von außen ist mein kleines, tickendes Baby nicht zu erkennen.

Ich höre, wie sich auf dem Gang die ersten Ratsangehörigen über die Störung zu nachtschlafender Zeit beschweren.

Die sollen sich nicht so aufplustern, denn bald, ja bald werden sie ganz klein seit.

Klein und ohne Hut.

„Kyo du musst gehen. Bitte Ayame dir die Fesseln zu öffnen, der kann am besten mit der Nadel umgehen.“

Ziehe ich ihn auf die Beine und dränge ihn energisch in Richtung Tür, durch die gerade die ersten Räte in den Raum strömen.

Während ich ihnen mit den Augen folge und im Kopf meine Anwesenheitsliste abhake, ziehe ich im Türrahmen Kyos Kopf noch einmal zu mir.
 

„Kyo ich verlange von dir, dass du so schnell wie du kannst wegrennst! Und trete Hatori von mir aus tüchtig in den Arsch, aber macht, dass ihr wegkommt!“

Kyo schaut mich aus großen Augen an.

„Aber...“

Setzt er zum Widerspruch an, aber ich schüttelte mit dem Kopf und beobachte neben bei die inzwischen vollständig versammelte Gruppe von Männern.

Doch sie scheinen nichts zu ahnen.

Aber ich weiß, dass Kyo weiß, was ich plane.

Kyo ist schließlich nicht doof.

„Kein aber, geh jetzt!....Und, Kyo?“

Einen Moment lange streift ein Lächeln meine eisigen Züge.

Ein ehrliches.

Wie lange das wohl her ist, dass ich das letzte Mal so etwas gespürt habe?

Es fühlt sich seltsam an, wie sich meine Wangen meinen Augen entgegen schieben.

„Ich bin stolz auf dich.“
 

Ausdruck der absoluten Freiheit ist der Freitod.

Der Mensch trennt sich willentlich und vollständig von seinem Umfeld.



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von: abgemeldet
2007-09-20T22:39:22+00:00 21.09.2007 00:39
wann geht´s denn endlich weiter? *schon sehnsüchtig wart*
Diese FF ist eine der besten, wenn nicht die beste, die ich je gelesen hab. Und das waren einige.

Ciao Kaito

Von: abgemeldet
2007-08-10T16:53:56+00:00 10.08.2007 18:53
Boah! Akito will sich wirklich sprengen?
Und Yuki wird sein Nachfolger?!
Und Kyo ist endlich frei?
Oh Mann...Kannst du mir bitte eine ENS schicken, wenn es weiterght?
Würde mich riesig freuen^^
Ich hoffe die beiden, Yuki und Kyo, kommen sich bald wieder näher und gestehen sich endlich gegenseitig die Liebe!
*trauerminute um Akito mach*
Na dann...Bis denne^^
Dat Sasu-cha~n
Von:  Elliiy
2007-01-24T20:45:38+00:00 24.01.2007 21:45
ich sitz grad so da: O.O
das war überraschend...aber...interessant, ich verfolge die ff gern weiter...*noch imme rleicht geschockt ist*
Von:  Azazel_Il_Teatrino
2007-01-22T19:52:19+00:00 22.01.2007 20:52
nein!! akito kann sich nicht umbringen... *schnief*
das ist furchtbar...
aber ich bin auch gespannt was passiert wenn kyo und yuki nun ihr lang ersehntes wiedersehen haben..
freu mich schon drauf...*smile*

liebe greets
meiyû
Von:  Azazel_Il_Teatrino
2007-01-22T19:52:09+00:00 22.01.2007 20:52
nein!! akito kann sich nicht umbringen... *schnief*
das ist furchtbar...
aber ich bin auch gespannt was passiert wenn kyo und yuki nun ihr lang ersehntes wiedersehen haben..
freu mich schon drauf...*smile*

liebe greets
meiyû
Von: abgemeldet
2007-01-16T15:18:08+00:00 16.01.2007 16:18
oh Gott...das kann er doch nicht machen?
bin ja gespannt wie es weiter geht
hoffentlich passiert Kyo nicht noch irgentwas...
ich bin schon gespannt auf Yukis und Kyos begegnung
schreib schnell weiter
cucu

dein tenshi


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