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Do you know...

Yukixkyo
von

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1.Interlude: Der Panther [Rainer Maria Rilke]

Das schmatzende Geräusch von nackten Füßen, deren verschwitzte Sohlen auf den Tatamimatten jeden Schritt kleben bleiben.

Dann das Rascheln von Kleidung.

Schließlich schabt die Türunterkante auf ihrer Schiene entlang, als sie aufgeschoben wird.

Einen Moment lang wird mir der Blick auf einen sommernachtblauen Himmel gewährt.

Einige Sterne winken mir fröhlich zu.

Die Zikaden machen schon die ganze Nacht einen Mordskrach. Selbst wenn ich gedurft hätte, hätte ich nicht schlafen können, so laut sind sie.

Die laue Sommerbrise, die meine Zimmer stürmt, trocknet kühl meinen erschöpfungsfeuchten Leib.
 

Aber kaum habe ich begonnen, die Erfrischung zu genießen, kracht die Schiebetür zu und ich erkenne nur noch den eine Schatten eines Menschen auf dem Papierbezug der Tür.

Schnelle Schritte entfernen sich.

Ich bin froh darum.

Ich hasse Sitzungstage!

Morgen werde ich Hatori wohl mal wieder Tabletten aus den Rippen leiern müssen.
 

Matt drehen ich mich der Wand zu.

Dort stehen meine Bücher, meine geliebten Bücher.

Shigure hat nie verstanden, warum jemand wie ich Shakespeare im Urtext liest, wochenlang über einem modernen, hebräischen Text brühtet und Ewigkeiten Deutsch paukt nur um die Gedichte von Goethe lesen zu können.

Und ich werde wohl nie verstehen, wie ein Schriftsteller wie er, so ungebührlich von diesen papiernen Toren in die Freiheit reden kann!

Die Gedanken sind frei! Sagt ein altes, deutsches Volkslied, dass in der Zeit der Reparation eine ganz neue Bedeutung gefunden hat.

Diese Menschen damals, die ihren stillen Widerstand im Herzen getragen haben und ihn doch nicht nach außen tragen durften, weil sie sonst an den damaligen Machtverhältnissen zerbrochen wären... ihre Lage ist mir schrecklich vertraut.

Auch ich weiß, ich würde dran kaputtgehen, würde ich nicht den Mund halten und tun, wie ich muss.
 

Sein Blick ist vom Vorübergeh’n der Stäbe

so müde geworden, das er nichts mehr hält.

Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe

und hinter tausend Stäben keine Welt.
 

Ich war fünf, als ich den Posten als Oberhaupt des Somaclan übernahm.

Damals, war ich mich versehentlich beim Spielen verlaufen und landete im Tempel, welcher an der Ostmauer des inneren Bezirks steht.

Ich konnte nicht wissen, dass hinter den kunstvoll verzierten Wänden aus rotem und schwarzem Holz der Rat darüber beriet, wie es nach dem Selbstmord meines Vorgängers weitergehen sollte.

Woher sollte ich ahnen, dass ich, als ich dort klopfte um zu fragen, wie ich wieder nachhause komme, mein eigenes Urteil zu einem Leben in Gefangenschaft unterschrieb.

Als ich erkannte, was es bedeutet dieser vielköpfigen Familie vorzustehen, war es schon zu spät.
 

Es bedeutet, ein Leben im goldenen Käfig zu führen.

Obwohl mein Käfig eher dunkel ist.

Ein kleiner, dunkler Raum, ausgelegt mit Tatami, drei Wände vollgestellt mit Büchern.

Mitten im Raum, der runde Konferenztisch, wo sich der Rat jeden dritten Tag trifft. Ich hasse diese Tage.

Eine kleine Truhe für meine Kleidern und meinen Futon, der dort tagsüber verstaut wird.
 

Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,

der sich im allerkleinsten Kreise dreht,

ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,

in der betäubt ein großer Wille steht.
 

Ich verlasse selten das Haus.

Den anderen wird gesagt, ich wäre zu krankheitsanfällig. Selbst Hatori glaubt es.

Oder er hält den Mund.

Wie ich.

Natürlich bin ich nicht krankheitsanfälliger, als beispielsweise Yuki oder Ayame.

Wirklich krank, im landläufigen Sinne mit Grippe oder Erkältung oder so, bin ich relativ selten.

Rein von diesem Standpunkt aus, wäre das schlimmste, was ich mir holen könnte, wenn ich mal rauskäme, ein Sonnenbrand.

Doch allein rauszugehen, sich zu überwinden, ohne Begleitung eines Familienmitgliedes allgegenwärtigen Mauern hinter mir zulassen....ich bin wohl wirklich zu schwach dafür.
 

Vielleicht habe ich gerade deshalb bis jetzt keine Maßnahmen gegen Kyos Loslösen von der Familie getroffen...

Irgendwie bewundere ich hin dafür, dass er es geschafft hat.

Er, dem eigentlich ein ähnliches Schicksal beschieden war, wie mir.

Ein Leben im Käfig.

Womit sich der Kreis meiner Gedanken wieder schließt.
 

Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille

sich lautlos auf -. Dann geht ein Bild hinein,

geht durch der Glieder angespannte Stille -

und hört im Herzen auf zu sein.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Azazel_Il_Teatrino
2007-01-14T18:26:26+00:00 14.01.2007 19:26
genial... daa mit Rilkes Gedicht hat Akitos Situation finde ich sehr gut getroffen...^^
ich mag Rilke... ich bin total gespannt was noch passiert... sowohl um yuki und kyo als auch mit den anderen... ich denke doch das akito und co noch öfter vorkommen und auch eine rolle spielen, oder?
naja.. ich warte es ab...*smile*

liebe greets
meiyû
Von: abgemeldet
2006-12-31T13:43:24+00:00 31.12.2006 14:43
war das Akito?
hast du toll geschrieben^^
also hat er noch nichts gegen Kyo unternommen?
wird er es noch tun?
schreib schnell weiter
cucu

dein tenshi


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