Kapitel48
Hallo ihr Lieben!
Damit ich nicht wieder zu lange auf mich warten lassen, lade ich gleich ein neues Kapi hinauf.
Danke erstmals für die netten Kommis wieder...:)
und vielleicht habe ich ja doch einen kleinen Hang zum Sadismus *gg* aber dafür bekommt ihr gleich wieder etwas...
au revoir und viel vergnügen, euer silberengel!
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Schnell huschte ich zurück in mein Zimmer und wollte gerade in meinem Schrank nach etwas Anziehbarem suchen, als bereits die Türe aufging. Verzweifelte hielt ich mir ein T-Shirt über meinen rosa farbenen Schlafanzug, jedoch mit wenig Erfolg. Was sollte sie nur tun? Wie peinlich es doch war in einem Nachtgewand gesehen zu werden. Schließlich fiel mir wieder ein, dass es sich bei dem Besucher nur um Jill handelte. Was kümmerte es sie schon, wie ich aussah.
"Guten Morgen Lea. Ich wollte ...." Erst jetzt bemerkte sie, dass ich noch nicht angekleidet war. Verlegen blickte sie zu Boden und räusperte sich. "Wenn du willst, komme ich später noch einmal." Irgendwie tat sie mir sofort leid und ich lächelte sie aufmunternd an. "Nein, bleib ruhig hier und sag mir, was du sagen wolltest." Noch immer widerwillig setzte sich Jill auf einen Sessel und ich musste neidisch feststellen, dass sie dies auf elegante Weise machte. Langsam riss ich meinen Blick von ihr und setzte mich im Schneidersitz auf meine Bettdecke. Ein Schweigen breitete sich aus und ich bemerkte, dass Jill förmlich nach den richtigen Worten suchte. Was wollte sie mir nur sagen? Unfreiwillig erinnerte ich mich an die Szene, als ich sie gemeinsam mit Julian getroffen hatte.
Neugierig geworden seufzte ich. "Also, was wolltest du mir sagen? Ist etwas passiert?" Wiedereinmal senkte sie ihren Blick und erweckte meine Interesse. Mit zittriger Stimme begann sie ihren Vortrag.
"Lea, ich weiß nicht, wie es passieren konnte. Es geschah einfach ohne, dass ich darauf Einfluss nehmen konnte. Naja, du weißt sicher von Julian, dass ich vor kurzem eine Beziehung hatte, die nun zu Ende ist." Zustimmend nickte ich. Zögernd sprach sie weiter. "Ich war am Ende, aber zum Glück hat mir Julian seine Hilfe angeboten. Er ist einfach der netteste Junge, den ich kenne."
Während Jill dies erzählte, bekam ich ein flaues Gefühl im Magen. Worauf wollte sie hinaus? "Das weiß ich schon, aber warum erzählst du es mir?" Plötzlich begann sie zu schluchzend und auch einige Tränen zierten ihre sonst so fröhlichen Augen. Aus Reflex reichte ich ihr ein Taschentuch, das auf meinem Nachtkästchen stand. Als sich Jill ein wenig beruhigt hatte, erzählte sie weiter. "Ich erzähle es dir, weil ich finde, dass du es wissen solltest, auch, wenn du nie wieder mit mir sprechen wirst. Also, als du und Julian diesen Streit hattet, sind wir anschließend ins Kino gegangen. Er war so wütend auf dich und verletzt. Ich wollte ihn trösten, so wie er es bei mir getan hatte. Der Film interessierte ihn nicht wirklich, also beschlossen wir früher zu gehen und setzten uns auf eine Parkbank. Ich habe gespürt, dass er nicht darüber reden wollte, dennoch versuchte ich es mit besänftigenden Worten. Schließlich nahm ich ihn auch in die Arme und wir sahen uns in die Augen. In diesem Moment walten alte Gefühle für ihn wieder auf und ich habe ihn geküsst. Es tut mir so leid, Lea. Ich konnte nicht anders und er brauchte jemanden, der ihn Kraft gab. Ich weiß auch nicht, wie ich das rechtfertigen soll." Geschockt saß ich auf meinem Bett und hörte Jills Stimme aus der Ferne. War dies nur noch ein böser Alptraum? Das musste es sein. Wie um mich zu überzeugen, kniff ich in meinen Arm und spürte den Schmerz und das Pochen. Es war also die Wirklichkeit. Die Erkenntnis traf mich tief im Herzen.
Wütend blickte ich Jill ins Gesicht und wünschte mir, dass sie nie aufgetaucht wäre. "Was meintest du mit alten Gefühlen? Liebst du ihn noch?" Die Antwort schon vermutend, sammelte ich all meine Kräfte. Die Luft fühlte sich stickig und abgenutzt an. Noch immer wartete ich auf eine Antwort bis sich Jill aus ihrer Starre löste. Entschlossen und schuldig hielt sie meine Augen mit ihren gefangen. "Ja, das tue ich noch." Keine anderen Worte hätten mich so geschockt, wie es diese taten. Wie ging es nun weiter? Würde Julian sie verlassen, wenn er von Jills Gefühlen wusste? Eine plötzliche Kälte ließ mich erschaudern. Plötzlich fielen mir Christophs Worte wieder ein. "Wann hast du dich zum letzten Mal mit Julian verabredet? Und ich meine damit nicht ihn zufällig auf der Straße begegnen. Na? Du kannst dich nicht erinnern! Aber wann auch immer ich in den Straßen spazieren gehe, kommt mir ein anderes Pärchen entgegen.. und wer ist das? Na Julian und Jill!" Empfand Julian vielleicht das selbe wie Jill?
In meinen Gedanken versunken bemerkte ich Jill nicht. Sie kam auf mich zu und strich beruhigend über meinen Arm. Ihre noch immer feuchten Augen sahen mich mitfühlend an, so als ob sie bereits wüsste, dass Julian mich verlassen würde. Schockiert über ihr Mitgefühl, rüttelte ich mich frei von ihr. "Geh! Ich will dich nie wieder sehen. Julian liebt mich und nicht dich. Wir sind ein Paar und daran wird sich nichts ändern!" Den letzten Satz hatte ich geschrieben. Jill schüttelte nur ihren Kopf und ich konnte leise hören, wie sie murmelte. "Bist du dir da so sicher, Lea?" Diese falsche Schlange! Nahm sich die Frechheit und erklärt mir, dass sie meinen Freund liebt und er mich deshalb verlassen würde. Ohne auch nur ein weiteres Wort zu sagen, stand ich auf und öffnete meine Türe, damit Jill verschwinden sollte. Als diese das Zimmer verlassen hatte, brach ich weinend zusammen.
Was sollte jetzt nur geschehen? Den ganzen Tag hatte ich mir die Frage gestellt. War Jill eine Bedrohung für unsere Beziehung? Die Antwort war ein eindeutiges "Ja". Vielleicht sollte ich mit Julian reden und ihn um Verzeihung bitten? Das erschien mir logisch und ich griff nach meinem Handy. Nervös wählte ich seine Nummer und hörte es klingeln. Einmal. Zweimal. Doch anstatt, dass er abhob, meldete sich seine Sprachbox. Entmutigt legte ich das Handy wieder weg und ging unruhig im Zimmer auf und ab. Warum hob er nicht ab? Hatte er genug von mir oder war Jill gerade bei ihm? Anstatt mich unbekümmert hinzusetzen, machte ich mir Gedanken, was er alles mit ihr anstellen konnte. Würde er sie betrügen?
Über mich selber verärgert, dass ich schon wieder eifersüchtig reagierte, ging ich zu meinem Pc. Wahrscheinlich würde ein wenig Ablenkung mir genügen. Wie schon am Vortag logte ich mich im Internet ein und betrat den Chat. Vielleicht würde mir das helfen? Die Gespräche, die hier geführt wurden, erschienen mir wenig intelligent und so wollte ich gerade gehen, als ich von Mister Universe angesprochen wurde.
MU: Hallo, schön dich wieder zu sehen. Wie geht es dir denn? Ich halte schon die ganze Zeit Ausschau nach dir.
LP: Hier bin ich. Es geht mir nicht so besonders. Aber das ist eine langweilige Geschichte und die will ich dir nicht antun.
MU: Macht ja nichts. Ich liebe langweilige Geschichten. Es gibt nichts schöneres.
LP: Es geht um meinen Freund. Seine Ex hat mir heute erklärt, dass sie ihn immer noch liebt und ihn wiederhaben will. Jetzt bin ich ratlos.
MU: Vielleicht solltest du mit ihm reden.
LP: Das wollte ich auch schon, aber er geht nicht an sein Handy. Jetzt weiß ich nicht, wie es weitergehen soll.
MU: Kopf hoch, so ein liebes Mädchen wie du, sollte nicht deprimiert sein. So gefällst du ihm bestimmt nicht, oder?
LP: Ja, du wirst recht haben. Wenn ich herumrenne, wie eine Vogelscheuche, dann wird er sich sicher für die andere entscheiden. Danke fürs Zuhören, aber näher will ich darauf nicht eingehen. Ich kenne mich selber nicht ganz auf.
MU: Gern geschehen, aber falls du vielleicht doch darüber reden möchtest, dann bin ich für dich da.
Das Gespräch setzte sich bis tief in die Nacht fort. Wie sprachen über alles mögliche und ich begann Gefallen am Verborgenen zu finden. Einem völlig Fremden von seinen Problemen zu erzählen, ließ mich das ganze aus einer neuen Perspektive sehen. Ich beschloss noch einmal bei Julian anzurufen und falls es nicht funktionierte, würde ich eben morgen zu ihm gehen und mit ihm persönlich sprechen.
Glücklich endlich einen Weg gefunden zu haben, was ich jetzt machen sollte, ging ich ins Bett und schlief nach der letzten schlaflosen Nacht sofort ein.