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Tengu

Das Halloween Special 2004
von

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Alone in the Dark

Ganz allein und schwer von seinem letzten Kampf gezeichnet streifte der junge Ninja von etwa zwölf Jahren durch die dunklen Wälder, die die Stadtmauer seines Heimatdorfes umgaben. Ein eisiger Wind umwehte ihn und peitschte die Tropfen des anhaltenden Regenschauers in sein Gesicht, die an seiner Kleidung, seinen Haaren und seinem linken Arm abperlten, der leblos herunter hing und den Anschein machte gebrochen zu sein.

"Du musst deinen engsten Freund töten!"

Immer und immer wieder schoss ihm dieser Satz oder besser gesagt dieser Befehl durch den Kopf und brachte den Jungen beinahe an den Rande des Wahnsinns. Denn er wusste noch ganz genau unter welchen Umständen er diese Worte zum ersten Mal gehört hatte. Wie auch hätte er das vergessen können?

An jenem Tag hatte nämlich sein Bruder Itachi ihrer beiden Eltern ermordet und ihn mit eben diesen Worten allein gelassen bevor er verschwand. Er hatte damals erwähnt, dass er durch den Mord an der Person, der er selbst am nächsten stünde, die wahre Kraft des Sharingan Auges erlangen könnte.

Sasuke, so nannte sich der Junge, hatte sich an diesem unglückseligem Tage geschworen seinen Bruder zu töten und dem Mord an seinen Eltern zu rächen.

Dafür hatte er in all den Jahren hart trainiert und als letztes Mittel sogar den Worten seines Bruders Folge geleistet. Dazu hatte er sich mit Orochimaru, dem Mörder des dritten Hokage, verbündet und versucht seinen Kameraden Naruto zu erledigen.

Glücklicherweise misslang ihm dieses Vorhaben und Naruto überlebte.

Außerdem hatte er nun erkannt, dass er seinen eigenen Weg finden musste, um seine Rachegefühle zu befriedigen.

"Na mein Junge, Hast du Probleme?"

Eine dunkle Stimme drang an das Ohr des jungen Shinobis.

Reflexartig wandte Sasuke den Kopf hin und her.

"Wer spricht da?"

Seine Stimme klang misstrauisch.

"Jemand, der sich Sorgen um so einen blutjungen und einsamen Vagabunden wie dich macht."

Der schwarzhaarige Ninja zweifelte noch immer.

"Wenn das so ist, dann zeige dich."

"Na gut, falls das alles ist. Daran soll es nicht scheitern."

Die Baumkrone eines hohen Laubbaumes begann sich zu bewegen. Vögel wurden aufgescheucht. Einzelne Blätter segelten dem Boden entgegen. Und dann tauchte der ominöse Fremde auf, worauf Sasuke weniger gefasst war als er selbst gedacht hatte.

Ein langnasiges Wesen, mit dunkelroter, fast schwarzer, Haut und weißen Haaren, halb Mensch halb Vogel entstieg den Wipfeln und schwebte mit seinen engelsgleichen Schwingen dem Boden entgegen.

"Erschreckt dich meine Erscheinung?", fragte das Fabelwesen zynisch.

"Sag mir lieber was du willst!"

Sasuke wich mit energischer Stimme der Frage aus.

"Aber, aber. Wer wird denn gleich unverschämt werden. Wie gesagt ich mache mir Sorgen um dich und will dir nur helfen."

"Ich brauche keine Hilfe."

Sasukes Stimme versprühte Kraft, doch sein Körper zitterte unaufhörlich.

"Irgendwie fällt es mir schwer, dass zu glauben." Das dunkle Wesen legte den Kopf schief. "Ein Junge in abgerissenen Klamotten, der verletzt und allein durch einen Wald wie diesen wandert, soll keine Hilfe brauchen? Das klingt für mich mehr nach Selbstüberschätzung."

"Was kümmert das dich und wer bist du überhaupt?"

Sasuke war kurz vor dem Zusammenbruch.

"Nun, wer bin ich bin, kann ich dir sagen. Mein Name ist Tengu, auch Nebeldämon genannt. Herrscher des Waldes. Und was mich das kümmert kann ich dir auch sagen." Der Dämon hob die Stimme. "Sagen wir mal so, es wäre eine Schande, wenn ein so talentierter Krieger wie du, in so jungen Jahren schon vor die Hunde gehen würde."

Der Ninja stutzte.

"Soll das etwa ein Witz sein?"

Tengu grinste.

"Zugegeben ich habe vorhin ein wenig spioniert und deinen Kampf mit dem Fuchsdämon beobachtet."

"Naruto?"

"Ja. Zugegeben, eine eindrucksvolle Darbietung deinerseits, das muss ich neidlos anerkennen und..."

"Und...?", wiederholte Sasuke genervt.

"Und ich wollte dir daher ein Angebot machen."

"Ein Angebot?"

"Ganz recht. Ein Angebot. Wir beide sind uns nämlich gar nicht so unähnlich, Kleiner."

"Glaubst du wirklich?" Der Shinobi musterte sein Gegenüber. "Ich habe keine so eine hässliche Dämonenfresse wie du?"

Der Nebeldämon beeindruckte die Beleidigung überhaupt nicht. Im Gegenteil sie bot ihm die perfekte Vorlage.

"Du nennst mich einen hässlichen Dämon? Und was ist deine Wenigkeit? Ein Mensch?"

Er deutete mit seiner Klaue auf Sasukes Rücken.

"Wenn das so ist wo kommen dann diese beiden Löcher in deinem Hemd her? Sind das nicht Hinterlassenschaften deiner beiden Dämonenschwingen?"

Sasuke schwieg, worauf der Tengu kichern musste.

"Wie heißt es so schön. Keine Antwort ist auch eine Antwort. Aber zurück zu dem Angebot. Wie wäre es wenn wir zusammenarbeiten würden."

Sasuke war überrascht.

"Und was habe ich davon"

"Rache!"

Groß schaute der junge Shinobi den Dämon an.

"Ich verspreche dir, dass ich deine Rachegefühle befriedigen kann, wenn du mit mir einen Pakt schließt!"

Einen momentlang zögerte Sasuke und dachte über das Angebot nach. Aber dann stand seine Entscheidung fest.

"Nein, ich kämpfe alleine. Ich werde keine Marionette mehr sein. Egal für wen!"

Der Gesichtsausdruck des Nebeldämons verfinsterte sich.

"Der Bengel glaubt tatsächlich, dass er eine Wahl hat. Diese Flausen werde ich ihm schon noch austreiben!", dachte er sich und hatte bereits einen neuen Plan ersonnen.

"Du willst meine Hilfe also nicht? Na schön, das ist deine Entscheidung.", sagte er und spielte dabei seine Rolle perfekt. "Aber ich will dir trotzdem eine kleine Darbietung meiner Kunst vorführen, vielleicht kann ich deine Meinung ja doch noch ändern."

"Von mir aus, aber meine Meinung änderst du so oder so nicht!"

"Das werden wir ja noch sehen, du Hosenscheißer!", dachte sich der Tengu und bereitete mit seltsamen Bewegungen eine okkulte Zeremonie vor.

Kaum eine Minute später nahm der Zauber seinen Lauf.

Der Wald verschwand und um Sasuke herum erschien das Abbild eines altjapanischen Hauses. Aber nicht irgendeines Hauses, sondern seines Hauses, in dem er seine Kindheit verbracht hatte. Jedoch war das nicht das einzige, was sich geändert hatte. Denn auch Sasuke war nicht mehr derselbe, er war plötzlich wieder in die Gestalt eines Grundschülers zurückversetzt worden und alle seine Wunden und Blessuren vom Kampf mit Naruto scheinbar verschwunden.

"Was zum...", begann er, doch verstummte prompt als er vor sich drei Personen erblickte. Zwei Personen in gebückter Haltung mit ausdruckslosen Gesichtern. Seine Eltern. Und eine Person in aufrechter Position mit einem Schwert.

Sein Bruder Itachi.

"NEIN!!!"

Der Ninja reagierte automatisch und stürzte auf seinen Bruder zu, doch kam zu spät. Denn schon sauste die Klinge herunter und erwischte seine beiden Opfer. Blut spritzte und Schmerzensschreie erstarben in lautem Geheul.

"Das darf nicht sein!"

Unter Tränen fiel Sasuke auf Knie und spürte wie eine grässliche Übelkeit seinen Magen erfasste. Der junge Ninja hustete ein paar Mal und spie dann in einigen kurzen Stößen seinen gesamten Mageninhalt heraus.

Er keuchte vor Erschöpfung und fühlte sich kraftlos. Es gelang ihm kaum den Kopf zu heben, doch als er es endlich schaffte, war das Haus und seine Bewohner verschwunden und alles wieder beim Alten. Der dunkle Wald hüllte ihn auf ein Neues ein und an der Stelle wo sich vor Sekunden noch sein Bruder, oder zumindest seine Projektion, gestanden hatte, befand sich nun der massige Körper des Nebeldämons, der ihm feist ins Gesicht lachte.

"Wa... Was sollte das?"

Die Reste des Erbrochenen, die sein Kinn herunter liefen, wischte sich Sasuke mit seiner rechten Hand weg und starrte dem Monstrum unerschrocken in die Augen.

"Ganz einfach! Du solltest verstehen, wie groß meine Macht ist! Ich kann, wenn mir danach ist, die Bilder der Vergangenheit wieder auferstehen lassen und die Träume und tiefsten Ängste eines jeden sichtbar machen!"

"Was ist das schon für eine ,Macht'?", spottete Sasuke abfällig. "Das einzige was du kannst ist die Menschen mit Illusionen und Schattenspielen täuschen."

"Stimmt. Ich kann bloß Illusionen erschaffen. Aber gehörst du zu denen, die zwischen Täuschung und Realität unterscheiden können?"

Langsam hob der Tengu einen Fächer vor seine Fratze und seine gesamte Erscheinung begann plötzlich zu verblassen bis sie sich vollkommen aufgelöst hatte.

Sasuke wandte sofort den Kopf hin und her und suchte mit seinen Blicken den Dämon, der plötzlich hinter ihm auftauchte.

"Ich bin hier, Kleiner."

Der Ninja fuhr herum. Doch kaum hatte er dies getan, war der Tengu auch schon wieder verschwunden.

"Vielleicht bin ich aber auch hier?"

Der Nebeldämon war plötzlich auf dem Ast eines hohen Baumes erschienen und schaute auf sein Gegenüber herab.

"Hör auf mich zu verarschen!!", brüllte Sasuke, dem nun endgültig der Kragen geplatzt war, holte anschließend tief Luft und spuckte in die Richtung des Tengu einen gewaltigen Feuerball entgegen, eine Spezialtechnik seines Ninjaclans.

Die hellroten Flammen erhellten für kurze Zeit den finstren Wald und steckten mit ihren Funken fast alle umstehenden Bäume in Flammen, doch verfehlten dabei ihr eigentliches Ziel. Denn der Feuerball flog durch die geisterhafte Projektion des Dämons hindurch als ob es ein Gespenst sei.

"Mist! Wieder nur eine Illusion!"

Sasuke biss sich auf die Zähne.

"Du hast es erfasst eine Illusion! Alles ist meine Illusion!"

Wie Donner schallte die Stimme des Tengu, der nicht aus zu machen, durch das Flammeninferno, das den jungen Shinobi inzwischen vollkommen eingekesselt hatte.

"Verdammt! Zeige dich und kämpfe wie ein echter Krieger!"

Dieser Aufforderung leistete der Dämon prompt Folge und offenbarte sich Sasuke. Jedoch nicht alleine. Etwa 100 identische Kopien des Tengu versammelten sich auf der Lichtung und starrten den Jungen an.

"Hier bin ich also!", entfuhr es scheinbar allen Mäulern der Dämonenarmee gleichzeitig. "Jetzt musst du nur noch herausfinden, wer von diesen Abbildern der Echte ist. Natürlich werde ich nicht warten bis du das herausgefunden hast, sondern dich sobald sich die erste Möglichkeit bietet angreifen."

Sasuke knirschte mit den Zähnen.

"Deine Lage ist aussichtslos, Kleiner. Aber ich gebe dir eine letzte Chance deinem Schicksal zu entgehen. Wenn du dich entschließt dich mir zu ergeben und dich mir anschließt, lasse ich dich am Leben. Anderen falls werde ich dich erbarmungslos töten. Also entscheide nicht vor schnell!"

Der Ninja überlegte nicht lange.

"Ich werde mich dir nie anschließen!"

"Du bringst mich zum Lachen.", meinte der Tengu, bzw. die Armee der Nebeldämonen, grinsend. "Ich gebe dir 10 Sekunden diese Entscheidung noch mal zu überdenken. Wenn deine Entscheidung dann noch immer ,Nein' lautet, werde ich dich töten!"

Der Dämon und seine Abbilder hoben ihre Hände und erzeugten über ihren Häuptern große runde Kugelblitze, die in einem blauen Schein erstrahlten, während im Hintergrund immer größere Teile des Waldes dem Inferno zu Opfer fielen.

"1...2...3...."

Die Tenguarmee begann mit ihrem mörderischen Countdown.

"Scheiße!", durchfuhr es Sasuke. "Ich hab nur eine Möglichkeit. Die Chidori! Auch wenn ich kaum noch Chakra hab, muss ich sie benutzen."

Der Shinobi kniete sich hin, richtete seine linke Hand dem Boden entgegen, umschloss sein linkes Handgelenk mit der Rechten und konzentrierte sein verbliebenes Chakra auf seine linke Handfläche.

Blitze zuckten und eine stetig wachsende Energiekugel bildete sich rund um seine linke Faust herum.

"Sie ist nicht sonderlich groß."

Sasuke blickte auf die vergleichsweise Energiekugel herab.

"Aber sie wird ihren Dienst tun, sofern ich herausgefunden habe, wenn ich angreifen muss!"

Schweißnass schloss er die Augen und versuchte seine Gedanken freizumachen.

"Mit meinen Augen werde ich den Richtigen wohl nicht erfassen können, also muss ich es mit meinem Geist versuchen. Wenn ich die Quelle seines Chakras gefunden habe, habe ich auch ihn gefunden."

Währenddessen er all dies tat, lief die Zeit unbarmherzig ab.

"7...8...9...10"

Doch er hatte den Tengu bereits ausgemacht.

"Keiner dieser Klone ist echt! Der wahre Dämon hockt hinter der Flammenwand!"

Ohne Zeit zu verlieren rannte der Ninja noch immer mit der Hand und der Chidori dem Boden entgegengerichtet auf die Feuerwand zu. Dabei lief er durch die Trugbilder hindurch ohne Notiz von ihnen zunehmen.

Er rannte was seine Beine hergaben, setzte zum Sprung an und durchbrach den Wall aus Feuer. Dahinter erwartete ihn ein vollkommen entgeisterter Tengu, der nicht mit dem Auftauchen Sasukes gerechnet hatte.

"Wie kannst du...!?"

Diesen Satz sollte der Dämon nicht mehr beenden. Sasuke hatte den Armen schon hochgerissen und rammte die Chidori dem überrumpelten Monster mit voller Kraft in die Brust, die ungeschützt vor ihm lag, da der Tengu, wie gesagt, seine Pranken in die Höhe gestreckt hatte.

Unter lautem, ohrenbetäubendem Geschrei wurde das Monster von den Beinen gerissen und stürzte wie ein gefällter Mammutbaum zu Boden.

"Du... du...verdammtes Balg...!"

Ein letztes blutgetränktes Stöhnen entfuhr dem sterbenden Dämon, bevor sein Leben dann endgültig beendet war und er mit ausgestreckten Armen und Beinen auf dem dreckigen Waldboden in einer aus seinem Blut entstandenen Lache liegen blieb.

"Es ist geschafft!"

Sasuke atmete nach langer Zeit wieder auf und blickte wankend zurück auf den Tengu, seine Klone und das Inferno, wovon die letzten beiden Dinge mit dem Tod des Dämons verschwunden waren.

"Das Feuer war also auch nur eine Illusion." Der Ninja rang sich ein Lächeln ab.

"Hätte mich auch gewundert. Normalerweise stecke ich mit meinen Attacken nicht ganze Wälder in Flammen."

Nun waren aber auch seine Kräfte letztlich erschöpft und seine Beine gaben nach.

Er stürzte zu Boden und verlor das Bewusstsein. Doch es war kein Koma oder Ähnliches, sondern bloß den Schlaf, den er sich jetzt redlich verdient hatte.

Die gesamte Nacht und den darauf folgenden Tag schlief er durch, bevor er nach dem Erwachen am späten Nachmittag seine Odyssee ins Ungewisse fortsetzte.
 

ENDE



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2005-01-05T22:08:20+00:00 05.01.2005 23:08
XD wie geil!!!muhahahaha


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