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Bleib bei mir

1. Teil der Trilogie
von

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Sprich mit mir

Sprich mit mir
 

Als die Sonne sich langsam über den Horizont schob und die Wüste in ein leuchtendes Rot tauchte, stand Atemu wieder in Yugis Zimmer.

Er hatte die ganze Nacht kein Auge zugemacht und fühlte sich furchtbar schwach und eine unendliche Traurigkeit füllte jeden Winkel seines Herzens aus.

Er hatte beschlossen seine Gefühle für sich zu behalten. Irgendwann würde auch dieser Schmerz vergehen...da war er sich sicher...irgendwann...
 

Yugi schlug die Augen auf und sofort blendete ihn das helle Licht der Mittagssonne.

„Schon so spät...?“ murmelte er vor sich hin.

/Wieso hat mich keiner geweckt?/

Er tapste ins Bad um sich erst einmal zu waschen. Nach dem Frühstück würde er Atemu besuchen und ihn fragen ob er ihm den Rest des Palastes zeigen könnte. Das Gebäude war riesig und es würde bestimmt den halben Tag dauern alles darin zu erkunden.

In frischen Sachen und satt betrat er das Zimmer des Pharaos und fand diesen an seinem Schreibtisch sitzend und arbeitend.

„Guten Morgen, mein Pharao. Ich hoffe Ihr habt gut geschlafen.“

„Guten Morgen.“ Sagte Atemu knapp ohne aufzublicken.

„Wie ich sehe, habt Ihr viel zu tun...“

„Ja, und du auch. Imar wird heute mit dem Unterricht für dich fortfahren. Du sollst lesen und schreiben lernen.“

Yugi freute sich zwar darüber, dass er so wichtige Sachen lernen sollte, doch die Art wie Atemu mit ihm sprach, rief in ihm ein Gefühl hervor, als hätte er irgendetwas Schlimmes getan und Atemu wäre nun sauer auf ihn.

„Mein Pharao?“

„Was ist noch?“ fragte Atemu kurz angebunden.

Er blickte von der Schriftrolle auf und sah Yugi kühl an.

„....nichts....ist nicht so wichtig....“

„Gut. Dann geh jetzt. Du und ich haben heute noch viel zu tun. Bitte störe mich nicht weiter beim Arbeiten. Ich muss diese Schriften bis zum Fest des Horus auswendig lernen. Imar erwartet dich in einer viertel Stunde im Garten. Du solltest jetzt gehen, wenn du nicht zu spät kommen willst.“

Damit wandte Atemu sich wieder den Schriftrollen zu und beachtete Yugi nicht weiter.

Leise verließ Yugi das Zimmer.

Als der Kleine verschwunden war, stützte Atemu sein Gesicht in die Hände. Es war nicht gerade nett von ihm gewesen Yugi so abzuspeisen, doch nun da er sich über seine Gefühle im Klaren war, konnte er die Anwesenheit des Kleinen einfach nicht ertragen.

/Vielleicht kann ich ihm schon in ein paar Tagen wieder unbeschwerter gegenüber treten.../
 

Yugi ging etwas bedrückt in den Garten. Was war nur mit dem Pharao los? Gestern war er noch total nett zu Yugi gewesen und heute schickte er ihn einfach weg...

/Naja...wegen mir hat er viel Zeit verloren, die er eigentlich zum Lernen gebraucht hätte. Ist doch logisch, dass er das aufholen muss.../

Yugi gab sich mit dieser Erklärung zufrieden und setzte sich auf den Rand eines reich verzierten Brunnens.

Er brauchte nicht lange zu warten bis Imar erschien.

Lesen und Schreiben zu lernen, hatte Yugi sich doch wesentlich einfacher vorgestellt. Langsam wurde ihm auch klar, warum nur Priester und Gelehrte dies erlernten.

Sie übten bis spät am Abend und auch wenn Yugi unglaublich schnell lernte, so schien es ihm doch, als könnte er sich nichts merken.
 

Die Fackeln an den Wänden waren schon entzündet worden, als Yugi in sein Zimmer ging. Ein schwacher Lichtschein, der durch den Vorhang, welcher sein Zimmer von dem des Pharaos trennte, hindurchfiel, zeigte Yugi, dass Atemu immer noch arbeitete.

Schweigend aß er ein wenig von dem bereitgestellten Essen und legte sich dann nieder.

Das Leben im Palast hatte er sich irgendwie anders vorgestellt und überhaupt verstand er nicht, warum er der Gesellschafter des Pharaos war, wenn dieser ihn gar nicht bei sich haben wollte.

Ein wenig traurig schlief Yugi schließlich ein.
 

Die nächsten 3 Tage verliefen nicht anders. Atemu arbeitete den ganzen Tag und Yugi lernte fleißig Lesen und Schreiben. Das Einzigste, was den Kleinen aufmunterte, war wie Imar sich über seine Fortschritte freute. Gern hätte er Atemu davon erzählt, doch der Pharao wollte nicht gestört werden.

Überhaupt sahen sie sich kaum noch, bis Yugi eines Abends etwas früher zurückkam und Atemu auf dem Gang mit einem seiner Generäle sprechen sah.

Zuerst freute er sich und wollte auf ihn zugehen, doch dann schnappte er einen Teil des Gespräches auf und deshalb er zog es vor stehen zu bleiben.

„Ich kenne die Gerüchte, Osman. Wenn Ihr es wissen wollt: ja, es stimmt. Yugi war ein Lustsklave, aber nun ist er mein Gesellschafter.“

„Mein Pharao. Ich möchte Euch nicht zu Nahe treten, doch bedenkt Euren Ruf. Es könnte schlimme Folgen haben, wenn Ihr und dieser Lustsklave-“

„Wie ich gerade eben sagte, ist Yugi kein Lustsklave mehr! Aber Ihr braucht Euch keine Sorgen zu machen. Was sollte mir an ihm denn so sehr gefallen, dass ich, wie Ihr sagt, meinen Ruf riskiere?! Der Kleine bedeutet mir nichts weiter.“

Mehr brauchte Yugi nicht zu wissen. So schnell er konnte, rannte er in sein Zimmer und verschloss die Tür hinter sich. Natürlich hätte das nicht viel Sinn, da Atemu sein Zimmer ja immer noch durch den Vorhang betreten konnte, aber im Moment dachte Yugi nicht daran.

Er ließ sich auf sein Bett fallen und ein leises Schluchzen entrang sich seiner Kehle.

/Und ich Dummkopf hab wirklich gedacht, dass er mich mag.../

‚Weil ich finde, dass du etwas Besonderes bist.’ Wieder irrten ihm Atemus Worte durch den Kopf.

/Lüge! Ich kann lesen und schreiben lernen, der Vertraute des Pharaos und frei sein, aber ich werde trotzdem immer nur ein kleiner unbedeutender Lustsklave bleiben...ganz egal, was ich tue.../

Dieser Gedanke brachte ihn erneut zum Schluchzen. Unaufhaltsam bahnten seine Tränen sich ihren Weg über Yugis blasse Wangen.

/Warum hat er dann das alles getan? Er hätte mich bei Akar lassen sollen, wenn ich ihm sowieso nichts bedeute./

Er presste sein tränennasses Gesicht in die weichen Kissen. Das letzte Mal hatte er sich vor 2 Monaten so schrecklich gefühlt...

/Wenigstens weiß ich jetzt, warum er nichts mit mir zu tun haben will.../
 

Aufatmend schloss Atemu die Tür hinter sich. Diesen Osman loszuwerden war wirklich nicht so einfach. Er fragte sich nur, wer diese Gerüchte verstreut hatte. Imar konnte es nicht gewesen sein. Atemu vertraute seinem Lehrer und außerdem mochte dieser Yugi zu sehr um ihn in dieser Weise zu schaden. Erst vor wenigen Minuten hatte er ihm noch schnell erzählt was für wunderbare Fortschritte der Kleine machte, aber auch, dass er nicht besonders glücklich schien. Atemu konnte sich vorstellen, warum Yugi so betrübt war. Es war offensichtlich, dass er sehr an dem Pharao hing, doch Atemu hatte ihn nun seit 4 Tagen kaum gesehen.

/Ich bin manchmal ein richtiger Idiot.../

Er wollte zu seinem Schreibtisch gehen und sich wieder den Schriftrollen zuwenden, als er aus dem Nachbarzimmer ein bitterliches Weinen hörte.

/Ob er wieder Alpträume hat...?/

Auch wenn Atemu versuchte sich von dem Kleinen fernzuhalten, konnte er ihn nicht einfach diesen dunklen Träumen überlassen.

Leise ging er in Yugis Zimmer und setzte sich neben den Jungen auf dessen Bett.

„Yugi?“

Nein, der Kleine schlief nicht, also waren es auch keine Alpträume, die ihn quälten. Sanft berührte Atemu ihn an der Schulter und zog ihn herum, so dass er ihm ins Gesicht sehen konnte. Als Yugi den Pharao über sich erkannte, wandte er den Blick sofort ab.

„Was ist los, Yugi? Hat dir irgendjemand wehgetan oder dich beleidigt?“

Yugi biss sich auf die Lippen. Es tat weh. Es tat so furchtbar weh seit Tagen von Atemu missachtet zu werden und nun zu erfahren, dass er ihm überhaupt nichts bedeutete. Trotzdem sollte keine Silbe davon über seine Lippen kommen. Wie albern würde es klingen, wenn ein ehemaliger Lustsklave sich darüber beklagte, dass er von einem mächtigen Pharao nicht beachtet wurde...

„Bitte sag mir was passiert ist...Ich kann dir doch sonst nicht helfen...“

Yugi hörte die Sorge aus Atemus Stimme, doch er verwarf diese Vorstellung gleich wieder. Warum sollte der Pharao sich um ihn Gedanken machen?!

Atemu wollte den Kleinen dazu bringen ihn anzusehen, doch dieser schob dessen Hand zur Seite und richtete sich auf. Stur sah er an Atemu vorbei auf die Wand. Wieder flossen Tränen seine Wangen hinab. Es ging nicht anders. Yugi hatte das Gefühl, es würde ihn innerlich zerreißen, wenn er nicht aussprach, was ihn quälte.

„Ich...ich hab Euer Gespräch mit General Osman zufälligerweise gehört.....naja...jetzt weiß ich wenigstens, warum Ihr mir aus dem Weg geht....“ sagte er schluchzend.

Atemu fühlte sich wie vor den Kopf gestoßen. Er hatte nicht ernst gemeint, was er gesagt hatte und es tat ihm Leid, dass der Kleine nun wegen ihm weinte. Auch wenn ihn diese Nähe fast zum Verzweifeln brachte, konnte er den Jungen nicht einfach so sitzen lassen, auch wenn das bedeutete, dass er ihm sagen musste wie er für ihn fühlte...

„Bitte verzeih mir, Yugi...“

Er strich Yugi die Tränen aus dem Gesicht.

„Was ich gesagt habe, war gelogen. Ich habe Osman etwas vorgemacht....oder besser gesagt, mir selbst....“

Nun sah Yugi ihn doch an. In dem Gesicht des Pharaos konnte er deutlich eine unglaubliche Verzweiflung erkennen. Was bedrückte ihn nur so?

„Aber warum seid Ihr mir dann seit 4 Tagen aus dem Weg gegangen?“

Erneut wandte er den Blick ab, damit Atemu seine Verlegenheit nicht sehen konnte.

„...ich hab Euch vermisst...“ fügte er leise hinzu.

Atemu sah ihn überrascht an, doch dann blickte er wieder zu Boden.

„Ich habe dich auch vermisst....aber ich konnte deine Gegenwart einfach nicht ertragen...“

Yugi war etwas verwirrt.

„Aber warum?“

„Verzeih mir, Yugi...“

Die Stimme des Pharaos erzitterte unter einem unterdrückten Schluchzen.

/Er wird mich hassen...aber ich halte das einfach nicht mehr aus.../

„Ich habe dir die Freiheit geschenkt und dich im Palast aufgenommen, damit dir nie wieder jemand wehtut und jetzt......ich habe mich in dich verliebt, Yugi....bitte verzeih mir....“

Eine einzelne Träne rollte Atemus Kinn hinab und fiel auf seine Hand, die er in das Laken gekrallt hatte.

Yugi saß wie versteinert da. Sein Herz drohte zu zerspringen, wenn es weiterhin so schnell schlagen würde.

„Warum entschuldigt Ihr Euch für Eure Gefühle?“ fragte er überraschend ruhig.

„Weil...nach all dem, was du durchgemacht hast....ich will dir nicht dasselbe antun....“

Yugi schüttelte den Kopf. „Aber Ihr habt mir doch die Freiheit gegeben selbst über mein Leben zu entscheiden.“

Sanft hob er Atemus Kinn an und sah ihm fest in die Augen. Selbst wenn Atemu es gewollt hätte, so wäre es ihm doch unmöglich gewesen seinen Blick von diesen hübschem, zartem Gesicht abzuwenden.

Für einen kurzen Moment schloss Yugi die Augen und lauschte seinem Herzschlag. Vor ihm saß ein Mensch, dem er wirklich etwas bedeutete...der ihn liebte... Sein Herz schlug wie wild.

Als er wieder aufblickte, sahen ihn ein paar wunderschöne violette Augen unsicher an.

„Ich bin mir nicht sicher ob ich Euch auch so liebe-“

Atemu senkte den Blick.

„Ich weiß...“

„...aber ich mag Euch sehr gern. Ich weiß nicht, was Liebe ist...nicht wirklich, doch ich weiß, dass mir noch nie ein Mensch so viel bedeutet hat, wie Ihr.“

Er trocknete dem Pharao die nassen, geröteten Wangen und lächelte ihn an.

„Ich würde gern wissen ob das, was ich für Euch empfinde Liebe ist...“ sagte er leise.

Auch sein Gesicht war nun gerötet und nur zögerlich beugte er sich zu dem Pharao hinüber. Atemu schloss die Augen und küsste den Kleinen zärtlich. Yugi schlang seine Arme um den Hals des Pharaos um ihren Kuss noch vertiefen zu können. Bereitwillig öffnete er den Mund und gab Atemus Zunge Einlass. Das Kribbeln im Bauch sagte ich im, dass er sich nicht geirrt hatte. Der Pharao bedeutete ihm wirklich mehr als nur ein Freund und dieses angenehme Gefühl von Geborgenheit bestätigte ihn noch zusätzlich. Er hatte sich in Atemu verliebt ohne dass es ihm wirklich aufgefallen war...

Der junge Pharao zog Yugi so nah zu sich wie es nur ging. Dieser Kuss ließ keine Zweifel mehr, dass der Kleine ihn liebte und es erschien ihm, als wäre er noch nie in seinem Leben so glücklich gewesen.

Ohne es zu bemerken, waren sie zurück in die Kissen gesunken und erst als sie sich voneinander lösten, wurden sie sich ihrer Lage bewusst. Augenblicklich wurde Yugi rot. Atemu hatte sich ungewollt zwischen Yugis Beine geschoben und lag nun auf ihm. Seine Hände lagen sicher an Yugis Taille.

„Mein Pharao...ich...ich liebe Euch, aber....“ sagte Yugi mit leicht zitternder Stimme.

Plötzlich wurde ihm ziemlich unwohl. Er wollte Atemu nicht verärgern, doch es ging ihm alles ein wenig zu schnell und erinnerte ihn irgendwie an die Freier, die Akar immer angeschleppt hatte. Die hatten sich auch immer keine Zeit gelassen...

Doch Atemu setzte sich einfach neben ihn und strich ihm sanft durch sein strubbeliges Haar.

„Du brauchst keine Angst haben. Ich würde nie etwas tun, was dich verletzen könnte. Deshalb werde ich dich auch nicht zwingen. Ich bin schon glücklich, dass du meine Gefühle erwiderst.“ Sagte er lächelnd.

Yugi erwiderte das Lächeln und schmiegte sich eng an Atemu. Dieser hielt den Kleinen so lange im Arm bis sie beide eingeschlafen waren...
 

tbc



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