A promise at night
Nach langer Zeit mal wieder ein Kapitel von der FF hier... Ich hatte es schon lange fertig, aber... Irgendwie... *scho wieder so Probleme hat die richtigen Wörter zu finden...* *sigh* *grad ne persönliche Krise hat*
Chapter VI: A promise at night
Ich wachte am nächsten Morgen mit unglaublich stechenden Rückenschmerzen auf. Im Sitzen und mit gefesselten Händen schlafen zu müssen war ja wohl auch nicht so das Wahre... Mein Blick fiel auf Bakuras Schlafstelle, aber sie war leer. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass sie das auch schon eine ganze Weile lang war. Wahrscheinlich wollte er mir nach gestern Abend lieber aus dem Weg gehen.
Wie konnte er nur von mir verlangen ihm jemals verzeihen zu können? Könnte er mir denn verzeihen, wenn ich Marik umbringen würde? Ich glaube kaum, jeder Mensch hängt doch mit Leib und Seele an etwas und wenn einem das genommen wird ist es doch wohl verständlich, dass man beinahe den Verstand verliert und eine ganze Zeit lang niemandem mehr verzeihen oder vertrauen kann. Wenn er mir wirklich Atemu nimmt... und meine Fesseln jemals löst... Dann kann ich für nichts mehr garantieren... Atemu ist mein Ein und Alles...
"Lass uns in den Garten gehen, ich habe keine Lust mehr auf lernen. Es ist doch wirklich unsinnig etwas über die ganzen Grabräuber zu lernen, wenn ich mich doch nach dem Tod nicht mehr vor ihnen schützen kann. Soll ich etwa aus dem Sarkophag auferstehen und ihn mit meinen Binden umwickeln, bis er von selber aufgibt, weil ihn eine Mumie anfällt?" Atemu verstand mal wieder nicht den Ernst der Lage. Als ob dieser Bakura nicht eine ständige Bedrohung für sein Leben und seine Grabkammer war. Manche Räuber hatten es eben nicht nur auf Schätze abgesehen... Kein Wunder verzweifelte Mahado ständig, wenn er Atemu etwas beibringen sollte und dieser einfach nichts an sich ran ließ. Ob er das wohl jemals verstehen würde? "Außerdem ist mir hier drin viel zu heiß und ich will mich ein bisschen abkühlen", nörgelte Atemu, stand abrupt auf und kippte dabei den kleinen Behälter für die Tinte um. Hektisch versuchte ich diese aufzuhalten, denn sie war im Begriff die vielen Schriftrollen zu beschmutzen, die ich aus dem Lesezimmer mitgenommen hatte... Aber es war vergebens... Die Tinte war schneller als ich... Dämliches flüssiges Zeug... "Atemu, pass doch auf. Jetzt sind da überall Flecken." Er sah mich mit großen Augen an und fing nach einer Weile an zu lachen. Ja, wirklich unheimlich witzig. Er bekam für sowas ja keinen Ärger. Sklaven wurden doch für alles Mögliche bestraft... Schlechtes Wetter, eine verdorbene Traube, Kopfschmerzen... Dinge, für die wir eigentlich nichts konnten... Den Tränen nahe ließ ich mich rückwärts auf den Boden fallen und schnaubte laut.
"Das macht doch nichts, es ist bloß eine Schriftrolle Amehris. Das kann irgendjemand in diesem Palast schon wieder neu schreiben. Jetzt rege dich nicht so darüber auf." Er verstand wirklich überhaupt nichts. Dieser Vorfall würde auf jeden Fall dem Pharao berichtet werden und dann... Musste ich wieder herhalten... Und ehrlich gesagt hatte sich mein Körper erst gerade wieder vom letzten Mal erholt... "Vater wird es nicht erfahren, ich werde Mahado fragen, okay? Mahado wird es garantiert nicht weiter erzählen." Ich war mir da nicht so sicher... Diese Schriftrollen waren keine gewöhnlichen Erzählungen, es war die Geschichte Ägyptens. Das Leben all der großen Pharaonen wurde dort erzählt und jetzt hatte Atemus Großvater einen riesigen Tintenfleck in seiner Kindheit...
"Komm schon, Mahado kannst du doch vertrauen und außerdem war es doch meine Schuld. Der kriegt das schon wieder hin, mach dir mal keine Sorgen. Ich pass auf dich auf und jetzt lass uns ein bisschen am Brunnen spielen." Widerwillig stand ich auf und folgte Atemu aus seinem Zimmer. Zusammen gingen wir durch die prunkvoll verzierten Hallen, bis wir an der Südseite des Palastes in den großen, extra angelegten Garten kamen. Atemu steuerte automatisch auf den Brunnen zu, der in der Mitte des Gartens stand und ungefähr zwei Meter hoch war. Unten sah er aus wie eine große Schale, in der sich das Wasser sammelte, das von einer seltsam geformten und unerkennbaren Figur in hohem Bogen ausgespuckt wurde. Alles in allem war der Brunnen hässlich, jedenfalls fand ich das, aber das Wasser hier war glasklar und immer erfrischend kühl.
Atemu spritze sich etwas Wasser ins Gesicht und seufzte erleichtert. "Tut das gut, heute ist es aber auch verdammt heiß." Manchmal dachte ich daran, wie heiß es an solch einem Tag erst war, wenn man nicht ständig Wind zugefächert bekam und unter der glühenden Sonne auf dem Feld arbeiten musste. Die Menschen hier hatten wirklich keine Ahnung vom wahren Leben. Und dann beschwerten sie sich über belanglose Dinge, die sie eh nicht ändern konnten. Sie wussten gar nicht, welcher Luxus ihnen hier das Leben erleichterte...
Atemus Gesicht erschien plötzlich direkt vor meinem und er sah mich mit einem unbeschwerten Lächeln an. "Was ist denn los mit dir? Beschäftigt dich die Sache mit den Flecken immer noch?" Ich schüttelte den Kopf, es war ja egal wer es erledigte, es würde so oder so auffallen. Eine Strafe würde eh auf mich zukommen, dann brachte es jetzt auch nichts mehr noch länger darüber nachzudenken. "Du hast doch gesagt, dass ich Mahado vertrauen kann, also denke ich auch nicht mehr darüber nach." Atemu lächelte zufrieden und tauchte seine Hand ins Wasser. Ich setzte mich auf den Brunnenrand und betrachtete meine Kleider. Er schenkte mir andauernd ein neues Gewand, aber ich wollte das gar nicht. Und der Pharao sah das auch nicht gern. Immerhin trugen diese Gewänder nur adlige Kinder und nicht Sklaven. Ich wunderte mich immer wieder, wie ein Prinz einfach über unseren Ständeunterschied hinweg sehen konnte und mich wie einen ganz normalen Gleichgesinnten behandelte... und das auch noch von Anfang an.
"Das Zeug steht dir wirklich, passt richtig gut zu deiner hellen Haut. Ich habe es extra für dich anfertigen lassen." Ich war Atemu zu großem Dank verpflichtet. Er tat alles für mich... Umso mehr bekam ich ein schlechtes Gewissen, weil ich ihm niemals etwas zurückgeben konnte. Ich hatte doch nichts, was einem Prinzen noch in seiner Sammlung fehlte. Alles, was ich besaß waren Dinge, die er mir geschenkt hatte, nicht mehr und nicht weniger. "Ist dir denn nicht heiß?", fragte er nach einer Weile etwas gelangweilt und stellte sich vor mich. Es war ertragbar, wenn ich an früher dachte. Trotzdem nickte ich und murmelte leise, dass mir schon etwas warm sei. Hätte ich das bloß nicht gesagt. Ich müsste doch eigentlich wissen, was für ein extrem großes Spielkind Atemu war, solange er es auch noch sein durfte. Kurzerhand stieß er mich einfach an den Schultern nach hinten in den Brunnen. Prustend tauchte ich wieder auf und sah in sein lachendes Gesicht. Das hat er sich wohl so gedacht, mich hier in den Brunnen zu schmeißen, aber selber nichts ab zu bekommen. Ich fing auch an zu lachen und zog ihn einfach mit aller Kraft zu mir ins kalte Wasser...
Da lagen wir also im Brunnen und lachten uns gegenseitig aus. Atemus Haare klebten ihm wirr im Gesicht und von seinem ganzen Schmuck perlten Wassertropfen ab, die ihm dann in die Augen liefen. Tja, Gold war nicht immer praktisch. Aber mir selbst erging es auch nicht besser. Mein Gewand hatte leider die Angewohnheit beinahe durchsichtig zu werden, wenn es nass wurde. Hätte er mir nicht ein dunkles Gewand schenken können, das einen Kontrast zu meiner Haut bildete? Ich beschloss einfach so lange hier im Brunnen sitzen zu bleiben, bis jemand Atemu zu seinen Pflichten rufen würde, um mich dann unbemerkt ins Zimmer zu schleichen. Ja, genau so wollte ich es machen. Atemu erkannte, was mit meinem Gewand geschah und lachte erst mal ein paar Minuten, bis er sich höflich dafür entschuldigte. Dann setzte er sich auf den Brunnenrand und ließ seine Füße im Wasser baumeln. Er wollte gerade etwas sagen, als ihn eine junge Stimme unterbrach.
"Mein Prinz, da seid ihr ja. Es wird Zeit, dass ihr euch mit dem Baumeister trefft." Atemu sah dem jungen Priesteranwärter in die eisblauen Augen und runzelte die Stirn. "Soweit ich informiert bin seid ihr doch mein Bauherr, sobald ihr zum Hohepriester ernannt werdet, Seth." Seth bekam einen stolzen Gesichtsausdruck und nickte zufrieden. "Umso wichtiger ist es, das wir uns schon vorher aufeinander abstimmen können, mein Prinz. Wenn ihr so freundlich wärt", bat er Atemu höflich und machte eine Handbewegung Richtung Palast. Atemu rollte mit den Augen und streckte Seth die Zunge heraus. "Dass wir uns schon vorher aufeinander abstimmen, mein Prinz", äffte er den Jungen nach und sprang vom Brunnenrand. "Ich bin dein Cousin und nicht dein Vater, auf diese Höflichkeiten hast du doch noch nie viel Wert gelegt." Blaue Augen verengten sich augenblicklich zu zwei engen Schlitzen und starrten Atemu beinahe vernichtend an. "Dann lass uns mal gehen, bevor du noch ausflippst", fügte Atemu noch schnell hinzu, als er sah, dass Seth nicht gerade begeistert darüber war, wie der Prinz mit ihm redete. "Das dauert bestimmt nicht lang, ich komm so schnell ich kann wieder auf das Zimmer. Und ich lasse nach Mahado schicken, damit er sich um die Sache kümmert." Er zwinkerte mir zu und strich mir über meinen Kopf, bevor er hinter Seth in den Palast ging. Gelangweilt zählte ich die Sekunden, bis Mahado im Garten auftauchte. Umgerechnet hat er drei Minuten und einundzwanzig Sekunden gebraucht... recht schnell...
Mahado half mir aus dem Brunnen heraus und musterte mich kurz. Dann streifte er sich seinen Umhang ab und legte ihn mir um die Schultern. "Wenn du mit den nassen Klamotten durch den Palast rennst, dann verliere ich dich schneller als mir lieb ist." Dankbar zog ich den großen Umhang fest um mich und folgte ihm. "Kannst du nicht ein wenig Magie anwenden, damit das Gewand wieder trocken ist?", fragte ich leise, damit niemand hörte, wie vertraut ich mit Mahado sprach. Auch dafür würde man mich bestrafen... aber so lange es dem Hohepriester nichts ausmachte durfte ich das auch. Er fasste sich mit einem gequälten Blick an die Stirn und schüttelte seufzend den Kopf. "Ich kann momentan überhaupt keine Magie verwenden... Mana hat mal wieder... Ach lassen wir das, ich kann zurzeit eben einfach nicht." Grinsend konzentrierte ich mich darauf so schnell wie möglich auf unser Zimmer zu kommen und Mahado nicht weiter zu fragen. Mit Mana hatte er alle Mühe, das wusste jeder hier. Womöglich machte Mana noch mehr Stress als Atemu. Dieser lachte oftmals darüber, wenn wieder etwas schief gegangen war und man Mahado die Folgen deutlich ansah.
"Sag mal, was für eine Sache soll ich eigentlich für euch beide richten? Habt ihr wieder was angestellt?" Er sah mich mit einem Blick an, mit dem man kleine Kinder immer tadelte, wenn sie etwas ausgefressen hatten. Mich musste er so bestimmt nicht ansehen, ich war bloß zu langsam für die Tinte gewesen, den kleinen Krug umgeschmissen hatte ja schließlich Atemu selbst. Ich schüttelte halbherzig den Kopf und begann ihm zögernd davon zu berichten, was vorgefallen war. Plötzlich blieb Mahado stehen und ich wäre beinahe in ihn hinein gerannt. "Und ihr habt die Schriftrollen einfach so im Zimmer liegen lassen, wo sie jeder sehen kann? Ihr seid zu leichtsinnig, wenn ihr zusammen seid. Das wird einmal eure größte Schwäche werden... Ihr beide zusammen seid ja sogar schlimmer als ein Sack voll Flöhe. Dann wollen wir mal hoffen, dass euer kleines Missgeschick bisher unentdeckt blieb, denn soweit ich weiß hat der Pharao, wegen dem Treffen mit Seth, nach dem Prinzen schicken lassen. Wenn dieser Diener in dem Zimmer war und die Rollen gesehen hat, dann kann ich dir für heute Nacht keinen sicheren Schlafplatz versichern, Amehris. Es tut mir Leid..." Ich hatte schon so eine Ahnung, dass er das ernst meinte und dass er Recht behalten sollte.
Ich kauerte mich in meine dunkle Ecke und versuchte krampfhaft nicht mehr an diesen Tag im Palast zu denken. Es war wohl einer der Schlimmsten überhaupt gewesen... Obwohl es nun schon beinahe sechs Jahre waren, die zwischen heute und damals lagen, konnte ich diesen Tag einfach nicht aus meinem Gedächtnis streichen. Ich wusste noch genau, wie mich Mahado energisch an der Hand packte und mich so schnell es ging in unser Zimmer zerrte. Dort angekommen sahen wir...
"Sie sind weg..." Man hatte die Schriftrollen schon gefunden und zu Kemets Herrscher gebracht... Es war also umsonst gewesen... "Wir kommen zu spät Amehris. Lass uns schnell zum Pharao gehen, vielleicht kann ich noch etwas retten." Mahado kümmerte sich wirklich um mich, nur damit Atemu nichts auffiel. Ständig versorgte mich der junge Hohepriester mit allen möglichen Heilsalben und Heilkräutern, damit meine Blessuren schneller heilten und Atemu keinen Verdacht schöpfte, dass man mit mir anders umsprang wie er duldete. Ich entzog mich Mahados schmerzhaft klammerndem Griff und schüttelte den Kopf. "Du musst deinen Kopf nicht für mich herhalten, ich gehe selber und werde dem Pharao berichten, was passiert ist. Er wird mir eh nicht glauben, also sage ich ihm, dass ich die Tinte verschüttet habe." Mahado starrte mich zornig an und ballte die Hände zu Fäusten. "Den Teufel wirst du tun, es war doch gar nicht deine Schuld. Opfer dich doch nicht immer selber, das bringt doch nichts. Ich dachte, dass wir langsam ein geregeltes Leben führen könnten."
Mir war klar, was er damit meinte, aber an diesem Hof konnte ein einfacher Sklave niemals mit dem Prinzen und seinem engsten Vertrauten ein normales Leben führen, dazu unterschieden sich alle drei zu sehr voneinander.
I wish I wish
I wish it was all that easy
Und ich noch mehr, da ich hier nur der Abschaum war... Für mich war hier gar nichts normal und geregelt. "Atemu wird schrecklich", fing Mahado an, aber ich ging aus dem Zimmer, um mich auf den Weg zum Pharao zu machen. Ja, Atemu wäre schrecklich wütend und enttäuscht, wenn er jemals etwas davon erfahren würde. Aber das wird er nicht, dafür ist gesorgt. Das war schon in den letzten Jahren so und das würde auch so bleiben. Atemu war unwissend und es war das Beste, wenn Mahado auch alles vergessen würde. "Amehris, du musst das nicht machen. Ich werde dich nicht alleine gehen lassen. Du wirst doch nur unnötig leiden."
Lieber ich... Mir war das so lieber. Ich wollte nicht, dass Atemu oder Mahado etwas geschah, weil sie beide davon wussten und wenn ich die Schuld auf mich nehmen konnte, dann war es als Diener sogar meine Pflicht. Mahado wollte mir hinterher kommen, aber ich schloss schnell die Tür und schob den Riegel vor. Dann drehte ich mich zu der Wache, die gerade durch den Gang lief und bat sie höflich auf Mahado aufzupassen, bis der Prinz zurückkommen würde. Er lachte mich aus und sagte er würde keine Befehle von einem kleinen, dreckigen Sklaven annehmen. "Atemu höchstpersönlich hat das angeordnet und er sagte auch, dass wenn sie den Befehl nicht ausführen, dass sie dann nie wieder einen Befehl befolgen können, weil er sie nämlich den Krokodilen zum Fraß vorgeworfen werden." Sofort verschwand sein dämliches Grinsen und er stellte sich vor die Tür, gegen die Mahado laut protestierend hämmerte. "Lasst ihn nicht heraus oder die Drohung des Prinzen wird schneller wahr, wie sie sich wünschen." Er schluckte schwer und nickte.
Es war so einfach die Wachen für persönliche Zwecke zu missbrauchen. Ich musste einfach nur Atemus Namen ins Spiel bringen und schon fraßen sie einem aus der Hand aus Angst bestraft zu werden... Anders als ich... Denn ungehorsamen Wachen wurde das Leben genommen. Und Atemu war außerhalb meiner Gesellschaft als ziemlich launisches und gereiztes Wesen bekannt, das gerne mal die eine oder andere Wache aus Spaß an der Freude in die ewige Wüste schickte. Alles lächerlich, Atemu könnte keiner Fliege etwas zuleide tun, aber in solchen Situationen half mir sein Ruf hervorragend.
Wie konnte man nur denken, dass Atemu so grausam war? Gut, er hatte diesen einen Blick, den ich so schmerzhaft unangenehm fand, in der letzten Zeit fast ständig, aber Mahado hatte immer wieder zu mir gesagt, dass das nun mal das Gesicht und der Blick eines Pharaos wären. Ich müsste keine Angst vor Atemu haben, zu mir wäre er immer noch nett und fürsorglich. Ich hatte auch keine Angst vor ihm, das könnte ich nicht. Schließlich hat er mir in dieser einen Nacht gezeigt, dass er mich wirklich mag und sich um mich kümmert. Es wäre absurd danach noch zu glauben, dass er seine Verhaltensweise mir gegenüber jemals ändern würde. Und hatte nicht auch Isis gesagt, dass Atemu verzweifelt nach mir suchen ließ? Er war kein schlechter Mensch und er würde bestimmt auch kein schlechter Pharao werden. Seine Visionen für die Zukunft waren doch wohl mehr als vernünftig... Welchen wirklich guten Grund hatte Bakura also, um Atemu umbringen zu wollen?
Ich fiel auf den Boden und hatte nicht mehr die Kraft mich auch nur noch einen Zentimeter zu bewegen. Der Pharao schaffte es jedes Mal mich nach drei oder vier Schlägen an den Rand der Ohnmacht zu treiben. Ich fasste mir an den Mund und spürte eine warme Flüssigkeit. Als ich meine Finger ansah erkannte ich, dass es mein Blut war. Selbst nach vier Jahren hatte ich mich noch nicht an das hier gewöhnt... Nein, es schien, als würde ich sogar immer schwächer werden. Mit jedem Mal floss mein Blut schneller. Jedes Mal schien ich schneller die Kontrolle über meinen Körper zu verlieren und der Dunkelheit Einlass in mein Herz zu geben. Ich konnte mich nicht dagegen wehren, ich selbst wollte diese Strafe ja. Wenigstens dieses eine Mal...
Ich hörte, wie der Pharao aufstand, um mich vom Boden aufzuheben. Also machte ich mich schon auf das Schlimmste gefasst, als eine Stimme in meiner Nähe mit dem Pharao sprach. "Mein Herrscher, wenn ich euch daran erinnern darf, dass ihr meinen Männern noch etwas schuldet. Sie warten schon so lange auf ein bisschen Abwechslung." Dem Himmel sei Dank zog die Dunkelheit mich immer mehr in ihren Bann. Bei diesen Worten wurde mir wieder speiübel und ich wäre am liebsten weggerannt. In diesem Moment schwor ich mir, dass ich eines Tages wirklich den Palast verlassen würde, wenn diese ständigen Misshandlungen kein Ende fanden. Irgendwann würde mein Körper auch nicht mehr mitmachen, aber soweit wollte ich es einfach nicht kommen lassen.
Der Pharao lachte kurz auf und meinte nur, dass er sein Wort immer halten würde. "Nehmt den Jungen mit, aber lasst ihn ganz. Mein Sohn soll nichts merken." Jemand hob mich vom Boden auf und das letzte, was ich noch mitbekam war eine männliche Stimme, die dem Pharao dankte. Dann holte mich die Dunkelheit zu sich, um mich vor den folgenden Ereignissen zu schützen.
Langsam öffnete ich meine Augen und meine Sinne schalteten sich wieder ein. Aber was ich sah veranlasste mich dazu sofort wieder die Augen zu schließen. Was ich hörte war schon genug... Ich war wohl immer noch im Lager der Wehrmänner und lag in einem abgeschirmten Teil, etwas entfernt von der großen Masse, die sich köstlich amüsierte. Meine rechte Schulter schmerzte aus irgendeinem Grund, den ich nicht kannte und erschrocken musste ich feststellen, dass mein Gewand an dieser Schulter mit Blut getränkt war. Ich wollte gar nicht wissen, ob es mein eigenes war...
Durch die dünne Stoffwand konnte ich sehen, dass draußen Nacht war. Normalerweise müsste ich jetzt in meinem Zimmer sein, bei Atemu... und in Sicherheit... Aber ich war immer noch hier und wie es schien waren diese Männer noch lange nicht fertig mit mir. Mühsam versuchte ich mich zu bewegen, musste aber wegen eines ziehenden Schmerzs, der sich über meinen ganzen Körper ausbreitete, liegen bleiben. Ich wollte weg von hier, einfach nur weg. Wieso konnte mich der Tod nicht einfach in seine Arme nehmen und mir Erlösung verschaffen? Warum nur musste ich wieder und wieder als Spielzeug für alles Mögliche herhalten? Meine Güte, ich war doch erst elf... Mein Körper war noch im Wachstum... Aber das kümmerte hier keinen... Sie spielten mit mir, was immer sie wollten und ich war unfähig mich dagegen zu wehren. Das hier würde ich niemals wieder vergessen können... Und es kümmerte einfach niemanden...
Ich hörte, wie plötzlich furchtsame Stille einkehrte und versuchte einen Blick aus meinem abgeschirmten Lagerabschnitt zu erhaschen, aber es war sinnlos. Der Schmerz in meinem Körper lähmte mich und mir blieb nichts anderes übrig, als zu hören was vor der Trennwand passierte. Schritte erklangen und dann knirschte der Sand hektisch über eine Minute lang. Es hörte sich beinahe so an, als würden alle Männer schnellstens hinknien. Diese Stille und das Niederknien... Das musste doch heißen, dass... Ich wünschte mir so sehr, dass es wirklich Atemu war, der mich endlich gefunden hatte. Einzelne Schritte kamen auf mich zu und als ich mühsam meinen Kopf drehte erkannte ich ein mir sehr wohl vertrautes Gesicht. "Amehris... Mein Prinz er ist wirklich hier." Mahado nahm mich in seine Arme und besah sich erst einmal meine Wunden. Nach ein paar Sekunden steckte Atemu den Kopf durch die Trennwände und ich war noch nie so froh darüber gewesen ihn zu sehen. Sein eiskalter Gesichtsausdruck verschwand sofort, als er mich sah und er kam auf mich zugerannt. Mahado stand, mit mir in seinen Armen, auf und hielt Atemu davon ab mich zu überfallen. "Lasst ihn mich in euer Zimmer tragen und seine Wunden versorgen. Dann ist der Zeitpunkt gekommen, in dem ihr euch um ihn kümmern könnt." Atemu nickte besorgt und wir gingen rasch in unser Zimmer.
Unwillkürlich fuhr ich mir über meine rechte Schulter, noch immer prangte dort eine Narbe hervor, die man mir in dieser Nacht zugefügt hatte. Mahado hatte sein bestes gegeben, aber die Narbe konnte er nicht verhindern. Zu tief war die Wunde gewesen... Zu tief und zu unrein... Ein paar Tage darauf hatte sich die Wunde deswegen entzündet und für ein bis zwei Wochen war mein rechter Arm bewegungsunfähig gewesen. Wenn Atemu und Mahado nicht gekommen wären, um mich aus den Klauen dieser Männer zu befreien...
"Mach das bitte nie wieder. Verstehst du? Wegen ein paar Tintenflecken hast du das alles durchleben müssen. Es ist alles nur meine Schuld, ich hätte es gleich Vater berichten müssen. Und zwar hätte ich ihm sagen müssen, dass alles nur durch meine Unachtsamkeit passiert ist. Kannst du mir noch ein Mal verzeihen? Bitte, es tut mir so Leid", entschuldigte Atemu sich schon seit geschlagenen zehn Minuten und selbst Mahado runzelte schon die Stirn. "Es ist in Ordnung, das passiert nun einmal, dafür kannst du doch wirklich nichts... au!" Mahado hatte gerade versucht die Wunde an meiner rechten Schulter zu desinfizieren, aber das schmerzte nur noch mehr und ergiebig war es auch nicht. "Ich kann die Wunde nicht säubern, sie ist zu tief. Was zum Teufel haben diese Kerle nur mit dir gemacht?" Für einen Hohepriester fluchte er verdammt oft. Manchmal fragte ich mich, ob er das überhaupt durfte. Atemu nickte bekräftigend und kniete sich neben mich auf unser Bett. "Das würde ich aber auch gerne wissen!" Mahado starrte ihn ungläubig an und warf ihm dann ungehalten nasse Bandagen ins Gesicht. "Das war keine Frage, auf die ich eine Antwort wollte! Los, geht und bringt mir frisches Wasser, damit ihr auch mal etwas Sinnvolles getan habt, mein Prinz. Und kommt ja nie wieder auf die Idee Amehris diese Frage zu stellen." Widerwillig und trotzig stand Atemu auf und schloss die Tür hinter sich. "Du solltest wirklich auf ihn hören. Dass du so eine selbstlose Aktion ja nicht noch einmal bringst. Du bist ja verrückt, die hätten dich auch noch in den Selbstmord treiben können." Mahado schüttelte traurig den Kopf. Er hatte ja Recht, aber... "Woher hätte ich denn wissen sollen, dass der Pharao seiner Wehrmacht noch einen Gefallen schuldet? Ich ging ja nur davon aus, dass ich und der Pharao alleine wären..." Er kümmerte sich mittlerweile um die Schnittwunden auf meinen Beinen, während in seinem Blick Wut und Traurigkeit gleichzeitig Platz nahmen.
"Hier ist das Wasser, extra frisch", verkündete Atemu lautstark als er wieder das Zimmer betrat. "Und wie sieht es aus? Wird er wieder gesund?", fragte er kleinlaut seinen langjährigen Freund und dieser nickte seufzend. "Natürlich wird er wieder gesund, das sind ja nur Schnittwunden. Sobald ich meine Magie wieder benutzen kann ist er ganz der Alte." Dabei sah er mich eindringlich an... Wir beide wussten, dass ich niemals wieder der Alte sein würde, egal welche Mittel Mahado für meine Heilung einsetzte. Die Wunden meiner Seele konnte selbst er nicht mehr heilen.
"Zieh mal dein Oberteil aus, damit ich mir als Letztes noch die Schnitte auf deiner Brust ansehen kann." Ich zögerte kurz und Mahado schickte Atemu erneut wegen einem unwichtigen Grund nach draußen. Ich zog das Gewand aus und setzte mich auf das Bett. Kaum saß ich jagte ein brennender Schmerz durch meinen Körper. Ich musste mir auf die Lippen beißen, um nicht zu schreien. Das funktionierte ganz gut, aber ich konnte mir meine Tränen nicht zurück halten. "Schon gut, ich dachte mir schon, dass du da auch Schmerzen hast. Also hat sich mein Verdacht bestätigt." Er reichte mir ein langes Hemd für die Nacht, das mir bis zu den Oberschenkeln ging. "Zieh das an, bevor er wieder kommt. Er muss ja nicht alles wissen. Ich werde dir sofort eine Salbe herstellen, die deinen Schmerz lindern wird, aber ein paar Tage Bettruhe würden dir bestimmt nicht schaden. Es tut mir Leid, dass wir nicht eher kommen konnten, um dich aus dieser Hölle zu holen. Atemu weiß nicht, was diese Männer dort mit dir gemacht haben, sonst hätte er seinen Vater wohl zur Rede gestellt oder Dinge getan, die er später in seinem Leben bestimmt einmal bereuen würde." Kaum hatte Mahado ausgesprochen und ich mich wieder angezogen trat Atemu in das Zimmer. "Die in der Küche waren ein bisschen geizig, ich habe nur das hier bekommen." Mild lächelnd streckte er mir Obst entgegen. Ich nahm es ihm ab, aber essen wollte ich nun wirklich nichts mehr. "Ich gehe dann und schaue morgen wieder nach dir. Atemu, ich hoffe ihr kümmert euch jetzt gut um ihn. Macht, was ihr wollt, aber beachtet, dass Amehris Bettruhe dringend nötig hat" ermahnte er sein junges Gegenüber, der ernst nickte und sich wieder zu mir ins Bett gesellte.
"Alles in Ordnung mit dir?", fragte Atemu, nachdem Mahado gegangen war und stützte sein Kinn auf seine Hand. Ich nickte und bemühte mich sorglos zu lächeln. Atemu schloss kurz die Augen und meinte dann, dass es ihm wirklich Leid tat. Aber ich sah in ihm keinen Schuldigen, das war mein eigener Fehler gewesen. Weil ich so stur war bin ich dafür eben bestraft worden. Ich sollte mich doch langsam wirklich an solche Nächte gewöhnt haben. "Ab sofort bin ich noch öfters für dich da. So etwas wird nie wieder passieren, das verspreche ich dir!" Mach keine Versprechen, die du nicht halten kannst, Atemu... Du weißt nicht einmal, was du da versprichst... Du kannst deinen Vater eh nicht stoppen... Es wird weiter gehen und du kannst ihn nicht daran hindern... Solche Gedanken flogen mir im Kopf herum. Aber sagen konnte ich ihm das ja nicht... Aber sein Versprechen war für das ernst gemeint, was er wusste. Und schon allein dafür sollte ich dankbar sein. Er wollte mich wirklich vor allem Übel schützen, aber wenn er nur die halbe Wahrheit kannte konnte er mir gegenüber dieses Versprechen nicht so einhalten, wie ich es gerne gehabt hätte. Vor seinem Vater und den Misshandlungen konnte mich niemand schützen.
Ich lächelte, drehte mich zur Seite und schloss dann die Augen. Für heute hatte ich genug gesehen. Vielleicht würde man mich im Schlaf ja endlich abholen... Dann hätte all das hier ein Ende... Atemu deckte mich noch zu, bevor er die Kerzen ausblies. Eine Weile war es seltsam still im Raum. Ich war froh, dass Atemu Mahados Ratschlag befolgte und keine weiteren Fragen mehr stellte. Eine Sorge weniger... Plötzlich spürte ich, wie Atemu näher an mich rutschte und einen Arm um mich legte. "Ich lass nicht zu, dass dir noch einmal jemand zu nahe kommt und dir wehtut! Das schwöre ich dir bei meinem Leben."
"Ist das so? Das hat unser neuer Pharao dir also versprochen?" Erschrocken öffnete ich meine Augen und erkannte, dass Bakura wieder eingetroffen war. Aber wieso wusste er, was Atemu mir versprochen hatte? "Du hast seine Worte jetzt schon mindestens fünf mal rauf und runter gebetet, ist doch klar, dass ich sie höre. Ich höre alles. Sein Versprechen und die Geschichte mit der Narbe. Diener des Pharaos sind der größte Abschaum, den es auf der Welt gibt. Die nehmen sich, was sie wollen und zerbrechen, was eigentlich unzerbrechlich sein sollte." Wie recht er doch hatte... Warum konnte er das jetzt sagen? Wieso wusste er genau, was ich hören wollte? Wenn er solche Dinge sagte, dann... Dann schwand mein Hass auf ihn...
"Morgen ist die Krönung des neuen Pharaos. Willst du sie sehen?" Er betrat den Raum und zog sich seinen roten Mantel aus. Hatte er mich das gerade wirklich gefragt? Ungläubig folgte ich ihm mit meinen Augen. Er kam auf mich zu und kniete sich vor mich auf den Boden. "Dann willst du sie nicht sehen?" Hastig antwortete ich ihm, dass ich da auf alle Fälle hingehen wollte. "Aber ist das nicht zu gefährlich für dich? Wenn dich einer mit mir erwischt, dann ist dein Ende absehbar." Er grinste und stand wieder auf. "Du machst dir Sorgen um meine Sicherheit?", fragte er und ich schüttelte sofort den Kopf. "Nicht im Geringsten." Er lächelte trotzdem weiter, ich konnte einfach keinen Lügner belügen... So etwas funktionierte nur mit ehrlichen Menschen... "Das nenn ich einen Fortschritt. Wir sind auf dem besten Weg Ryou, auf dem besten Weg." Dem besten Weg wohin? Doch bevor ich ihn noch etwas fragen konnte strich er mir über den Kopf... genau wie Atemu damals am Brunnen... und zog seinen Mantel wieder an. "Ich muss noch einiges mit Marik regeln, wenn du morgen mitkommen willst. Hältst du es noch eine Weile ohne mich aus?" Ich würdigte ihn keines Blickes und er lachte genüsslich. "Das deute ich als ein ja. Wir sehen uns später wieder."
Warum war er heute nur so gut gelaunt? Und warum hatte er plötzlich einen Anfall von übermäßiger Freundlichkeit und arrangierte alles, dass ich morgen Atemu wieder sehen konnte? War das reine Bosheit oder wollte er mir nur einen Gefallen tun? Plötzlich fiel mir ein, warum er so unbeschwert war und was er morgen mit mir und dem neuen Pharao vorhatte... Er wollte mich nur aus einem einzigen Grund mitnehmen... Bakura hatte mich nur gefragt, ob ich zu Atemus Krönung mitkommen will, weil er dort seinen Vorsatz in die Tat umsetzen wollte... Aber das würde ich unter keinen Umständen zulassen... Ich würde Atemu sogar mit meinem eigenen Leben beschützen, wenn es die Situation verlangte... Bakura musste erst einmal mich ausschalten, bevor er morgen an Atemu heran kam.
//Wie weit würdest du gehen, um Menschen zu beschützen, die dir etwas bedeuten?//
/Ich würde alles für sie tun./
//Wie wichtig ist dir dabei dein eigenes Leben?//
/Ich bin nicht derjenige, der Schutz braucht./
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Ach, keine Ahnung, warum ich das Kapitel geschrieben habe... Und vor allem, warum ich das Kapitel SO geschrieben habe, aber ich habs getan... *jetzt irgendwie um die Krönung kommen muss XD''''*
Kritisiert nur *bei dem Kapitel hier Kritik mal nix ausmacht ^^*
Bis denne
Kura
