Aus UNSERER Perspektive
Das Schicksal zweier Tavington-Junkies
Disclaimer, Widmung, Ort und Zeit: siehe Teil 1
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Eben noch hatten sie frischgeduscht vor ihren Computern gesessen und auf die Tastaturen eingehackt.
Tâle war dabeigewesen, Six mit fliegenden Fingern einige wirklich sehr wichtige Details über die Beteiligung preußischer Kriegspferde im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg zu erzählen, nachdem beide ihre unterschiedlichen Eindrücke von vier Stunden Fernsehen verglichen hatten.
Natürlich war es um >Sleepy Hollow< und >Der Patriot< gegangen. Worum auch sonst?
Doch offenbar hatten sie sich dieses Mal etwas zu sehr in die Welt des revolutionären Amerika hineingesteigert, denn zu einem nicht näher bezeichneten Zeitpunkt hatten Tâles Finger den Kontakt mit den Tasten verloren. Sie befand sich nicht mehr im ICQ, es war nicht mehr vier Uhr morgens und Six war nicht mehr nur eine unsichtbare Gesprächspartnerin, die am anderen Ende der Leitung saß und sich über >Corny< amüsierte.
Ohne zu wissen warum und ohne es wirklich zu wollen, hatten sie die Computer verlassen.
Und waren im 18. Jahrhundert gelandet.
Ohne Strümpfe.
Mit minimaler Unterwäsche.
Und Tâles hochgestecktes, halb feuchtes Haar hatte die Reise auch nicht überstanden, denn irgendwo auf dem Weg war die Spange verloren gegangen, so daß es ihr jetzt sehr undamenhaft ins Gesicht hing, als sie auf dem Gras aufschlug.
Neben ihr landete ein anderes Mädchen, ebenfalls im Bademantel, ebenfalls mit zerstörter Frisur, und das war eine Sekunde lang das einzige, was sie sah. "Six?
Du meine Güte, du bist ja - unglaublich hübsch!" entfuhr es ihr. Es mußte Six sein; schließlich hatten sie gerade noch miteinander gesprochen.
Das Mädchen machte große Augen und blaffte sauer sie an: "Lüg nicht! Wer bist du eigentlich?!" Dann schlich sich so etwas wie Verstehen in ihren Ausdruck. "Oh nein." Sie sah sich um. "Tâle!
Wir..."
"Weißt du, ER ist auch nicht zu verachten..." unterbrach Tâle sie nachdenklich und setzte sich so, daß sie größtenteils von dem wenigen an Kleidung bedeckt war, das sie trug.
Six strich sich das Haar aus der Stirn und betrachtete ebenfalls den verwirrt aussehenden Mann in dem weiten weißen Hemd mit dem Blutfleck knapp über dem Hosenbund. "Glaubst du, das ist WIRKLICH-?"
"Oh Gott, JA!
Ich FASSE es nicht! Und wir sitzen hier wie... wie... also, wir sollten uns schnellstens was zum Anziehen besorgen!" brachte Tâle hervor.
Six konnte nur weiter starren. "Er sieht GUT aus!"
Das war der Moment, in dem der Colonel sich ihnen zuwandte.
"Wow, gut, daß wir Deutsch gesprochen haben!" bemerkte Six leise.
"Und hoffen wir, daß er das nicht versteht," fügte Tâle hinzu.
Ff...