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Nefertari - Tochter des Himmels

Eine kleine Göttin bahnt sich ihren Weg durch Ägypten
von

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Weine nicht

Und hier ist auch schon der 2. Part ^-^ ich hab ja gesagt es sollen fünf kommis sein, aber da animexx grade spinnt und mir deswegen einige gemailt haben, nehme ich das halt auch an *höhöhö* Part 2 ist etwas länger und mit weniger Handlung, dafür aber etwas "tiefsinniger" *gg* Also dann viel Spaß beim Lesen!

Ach und noch was: 1. Yami ist NICHT tot.. lol und 2. ich will wieder 5 kommis für dieses Kapitel! SONST SCHREIBSCH NET WEIDA! XD
 

Let's go! (oda so in der art)
 

Part 2 - Weine nicht
 

Bakura sah verwundert auf - Nefertari war ihm vor Freude doch tatsächlich um den Hals gefallen. Das hatte ihn so überrascht, dass er die Haltung verloren und nach hinten gefallen war. Und nun lagen sie im weichen Wüstensand und sahen sich an. Bakura zuckte zusammen - eine ihm unbekannte Kälte durchzog ihn, als er in die blauen Augen seines Gegenüber sah. Nicht viele Ägypter hatten solch blaue Augen. Doch was erkannte er ihn ihnen?

,Lass mich - lass mich nicht allein..'

Was war das? Eine Stimme? Die Stimme eines kleinen Mädchens? Ein Schrei.. was..?
 

Schließlich fasste sich der kleine Wirbelwind von Nefertari dann doch wieder und sprang schnell auf - rosarot auf den Wangen. Sie wollte sich ja nur bedanken, dass er ihren - äh - den Stab ihres geliebten Seths gerettet hatte..

"Nun denn."

Bakura fuhr sich grinsend durchs kurze, mit Sand beschmutzte Haar und stand auf. Erneut sah er kurz zu seinem Gegenüber - hatte er sich getäuscht? Bakura zuckte schließlich mit den Schultern und machte sich daran sich seines Schmuckes zu entledigen und es danach unter seinen Umhang zu stecken, wo es gut versteckt auf seinen Käufer warten würde. Gerade als Bakura genau das Selbe mit dem Stab machen wollte, hielt Nefertari ihn plötzlich am Arm fest.

"Was wird das, wenn es fertig ist?", fragte Bakura verwundert, über den, plötzlich so aggressiven, Blick des Mädchens vor ihm.

"Den lässt du schön hier!", sagte Nefertari zähneknirschend, doch Bakura erwiderte nur kühl ihren Blick und stieß sie von sich, so dass sie nach hinten fiel. Wer war sie denn, dass sie ihm Befehle erteilte? Also, wie seine Mutter sah sie nicht aus - und nicht mal auf die hatte klein Bakura jemals gehört.

"Ich hab's gefunden - ich darf's behalten."

"Der Stab gehört dir nicht!", protestierte sie, doch Bakura drehte ihr auch schon den Rücken zu. Was könnte die schon machen..
 

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"Was bist du bloß für Eine."

Seth seufzte. Nefertari sah ihn wütend an, Tränen purzelten aus ihren geröteten Augen.

Sie gab laute Schluchzer von sich, Seth jedoch sah sie nur angewidert an. Seine Augen waren so eiskalt - so, für Nefertari, ungewohnt eisig. Nicht viele Ägypter hatten blaue Augen, und keiner hatten solch kalte. Nefertari erzürnte das gewaltig, wie er sie ansah.

"Heul hier nicht rum.", sagte Seth schließlich, immer noch so schauend, als würde er gerade das Scheußlichste der Welt vor sich stehen haben.

Was bildete sich dieser Angeber eigentlich ein!? Wie behandelte er sie eigentlich!!!

"ICH TU DAS WAS ICH WILL UND WENN ICH HEULEN WILL, DANN HEULE ICH!"

Noch mehr Tränen schossen aus ihren Augen - sie hasste Ungerechtigkeiten. Seth allerdings sah sie äußerst verwundert an, seine Augen weiteten sich immer mehr - noch nie hatte ihn jemand so angeschrieen. Immer war er es, der schrie, der Befehle gab - und dieses halbstarke Geschöpf vor ihm schrie ihn einfach so an, einfach so, als wäre er ihr gleichgestellt. So viel Hass war in ihrer Stimme zu spüren, ja, es gab Menschen, viele Menschen, die ihn hassten. Doch nicht so, wie dieses kleine, unwissende Ding vor ihm. Und dieses "Ding" hatte.. keine Scheu davor, dies einfach zu sagen.

Irgendwie, irgendwie amüsierte ihn dieses Kind ja. Irgendwie..

"Nana - wer wird denn gleich weinen.."

Konnte sie durch ihn hindurchsehen? Den Menschen, der er früher ein Mal war.. jemand ganz normales erkennen? Einen ganz normalen Menschen, der es auch ein Mal verdiente, angeschrieen zu werden? Sie schrie ihn an - nein, für sie war er kein "Meister".. Seth beugte sich über Nefertari und wuschelte ihr leicht durch die Haare. Wirklich, so ein Lebewesen war ihm zuvor noch nie begegnet. Nicht ein Mal der Pharao schrie ihn an. Alle erwiesen sie ihm Respekt, manche hatten Angst. Doch nicht sie. Er ging vor ihr in die Hocke und sah sie an. Die gleichen Augen. Die gleichen, eiskalten Augen wie er sie hatte. Und nun - von Wut erfüllt. Irgendwie machte ihn das unbeschreiblich stolz.

"Dieser Stab.. er ist von unschätzbarem Wert.. er hat die Macht des Horus in sich.. es wäre viel zu gefährlich für dich, ihn zu benutzen. Nur ein Priester kann dies. Du würdest dich dabei nur selbst verletzen, selbst wenn du die bist, die du bist."

Schmunzelnd sah er, wie sie immer wütender auf ihn wurde. Seine kleine Schülerin - irgendwann würde sie den Stab bekommen, doch nicht jetzt. Er wollte noch etwas mehr von ihrem Ehrgeiz sehen. Mit einem Mal, war er ihrem Gesicht so nah, dass sie seinen Atem auf ihrer Haut spüren konnte. Sie wollte zurückschrecken, doch er hielt sie an den Armen fest. Immer näher kam er ihr, immer deutlicher konnte sie seinen Atem spüren, konnte deutlich seinen Geruch wahrnehmen. Kam es ihm nur so vor - oder schloss sie tatsächlich die Augen? Seine Lippen berührten ihre Wange, zärtlich küsste er sie darauf, dann ließ er sie los und erhob sich. Als er die Errötung auf ihrem Gesicht bemerkte, lachte Seth nur und drehte sich um - in seinem Gesicht war deutlich zu erkennen, dass er das bekommen hatte, was er wollte. Vielleicht würde es ja doch nicht so lange dauern, bis sie ihm völlig verfallen war..

"Was wäre ich denn für ein Lehrer, wenn meine Schüler alle sterben würden."

Mit diesen Worten und lachend ging Seth. Lange noch stand Nefertari da - berührte ihr Wange..
 

Eigentlich wollte sie den Millenniumsstab dafür benutzen, Seth zu einem willenlosen Sklaven zu machen - doch, ob sie das überhaupt noch wollte? Ob sie überhaupt noch wollte, das Seth ihr völlig unterworfen war? Doch.. da gab es ja noch jemand Anderen, den man damit bestrafen konnte.. ihren Vater! Nefertari wollte die Macht des Stabes spüren, die Macht in ihm. Sie wollte Seths Macht. Sie wollte... Seth..
 

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Nefertari sah ihr Gegenüber wütend an. Was man fand, gehörte einem also? Na, da würde sich dieser dreckige Halunke aber noch gewaltig wundern..

Sie würde den Stab nicht einfach so weggeben!

Nefertari stürzte sich auf Bakura, versuchte ihm den Stab aus den Händen zu reißen. Sie schienen gleichstark, keiner gab auf, sie wälzten sich durch den Sand. Schließlich gaben sie es beide auf. Bakura lag, schweratmend, auf der genauso erschöpften Nefertari, die Mittagssonne brannte ihm im Rücken, und seine Hand glitt ungewollt vom Stab, der im weichen Sand neben ihnen landete. Was für eine Ausdauer dieses Mädel doch hatte..
 

"Was willst eigentlich so eine wie du mit solch einem Stab?"

Bakura und Nefertari saßen wieder nebeneinander, Bakura hielt den Stab fest in seinen Händen. Nefertari sah zum Himmel, dann seufzte sie.

"Er gehörte einst meinem Liebsten."

Schweigen. Bakura sah sie an, fing an zu schmunzeln, dann zu immer breiter zu grinsen.

"Und von was träumst du nachts, Kleine? Du willst mir doch nicht wohl erzählen, dass jemand mit so was wie dir zusammen war!"
 

Das war ein großer Fehler. Mit einem lauten Knall schoss Nefertaris Hand hart an seiner Wange vorbei und hinterließ eine gut erkennbare Röte auf dieser. Wütend stand sie auf - sie hatte diesem Jungen vielleicht das Leben zu verdanken, aber das gab ihm noch lange nicht das Recht, sie zu beleidigen. Und schon gar nicht, Seth zu beleidigen. Bakura sah erzürnt zu ihr auf.. sie hatte es doch tatsächlich gewagt..
 

"Wer bist du eigentlich, dass du dir erlaubst, mich zu schlagen?"

Eine kurze Pause trat ein. Das Wort "Tempelwächter" reichte ihm wohl nicht. Nun denn...

"Geliebte des Verstorbenen Hohepriesters Seth, Beschützerin des Tempel des Horus Nefertari - Tochter des Himmelgottes Horus... ach und ehe ich's vergesse.. Ich besitze die Gabe und Macht, ganz Ägypten zu vernichten - also hüte lieber deine Zunge, Dieb!"
 

Es schien, als würde die Sonne direkt auf sie scheinen, sie in ein glänzendes Licht tauchen. Ihre goldenen Haare wehten im stürmischen Wüstenwind, der wie aus dem Nichts aufgekommen war. Ihr Rock wirbelte ebenfalls im Wind, sanft, geschmeidig und doch stürmisch. Ihre ungewöhnlich blauen Augen blitzen auf, und ließen Bakura einen Schauer über den Rücken laufen. Es war, als würden diese Augen einen kalten Luftzug durch sein Gesicht pusten, denn er fror sichtlich. Als würden sie ihn ebenfalls durchbohren, durch ihn hindurch sehen. Er fühlte sich nackt, hilflos, ausgeliefert.. diesen Augen ausgeliefert, die jeden Teil seines Körpers erzittern ließen. Für einen kurzen Moment spürte er etwas, dass er schon so lange nicht mehr empfunden hatte - Bakura spürte Angst. Langsam, kaum sichtbar, bildeten sich Wolken, die immer größer wurden und langsam die Sonne verdeckten. Es wurde immer kälter. Er sah sie an - sie sah zurück. Es schien, als würde wirklich ein Gott vor ihm stehen..
 

Was.. was war das in seinen Augen? Nefertari zuckte zusammen. So sahen immer die Leute aus, wenn ihr Vater ihnen begegnete.. so ängstlich, so verstört. Doch.. warum zitterte Bakura? Der Wind ließ nach, die Wolken verschwanden, zurück blieben nur diese Zwei verstörten Lebewesen.. Bakura stand auf - nun stand er ihr gegenüber und blickte sie an. Ebenso abweisend, wie sie zuvor. Erst jetzt bemerkte Nefertari, dass Bakura um einiges größer war als sie, doch immer noch kleiner, als sie Seth in Erinnerung hatte. Er kam auf sie zu, sie schreckte zurück. Doch Bakura blieb nicht stehen, immer näher kam er auf sie zu und sie konnte nicht mehr weg rennen. Was hatte er vor? Nur noch ein paar Schritte war Bakura von ihr entfernt, in seinen Augen tiefe Abneigung - er würde sie umbringen, sollte sie es noch ein Mal wagen, in ihn solch eine Lage zu versetzen. Bakura hatte Angst gespürt, ein Gefühl, dass er zutiefst verabscheute. Sie würde es noch bereuen.. Bevor Nefertari sich versehen konnte schlang Bakura die Arme um ihre Hüften und drückte ihren Körper an den seinen. wobei er nun die Angst in IHREN Augen genoss.
 

"Kleines Luder - bringst tatsächlich Bakura, den Grabräuber, den König der Diebe, dazu, zu zittern, dazu, Angst zu haben. Hast du es genossen? Mich so zu sehen? Ich sage dir - erzählst du es auch nur einer Seele, wirst du mehr als leiden müssen."

"Hast du dich gerade verhört!? Soll ich wiederholen, was ich gesagt habe?"

Verzweifelt versuchte Nefertari sich aus der unfreiwilligen Umarmung zu befreien.

"Niemand macht Bakura Angst.", hauchte er beinahe zärtlich und doch mit einem Hauch von Wut in seiner Stimme. Dieses Mädchen hatte es gewagt..

Was war denn das? Drohte er ihr etwa? Gerade wollte sie etwas sagen, da lies Bakura sie los und sah sie an, dann grinste er wieder so schelmisch. Bevor er die Kleine bestrafte, gab es da noch etwas Geschäftliches zu besprechen.
 

"Du willst doch den Stab, stimmt's?"

Nefertari sah ihn an, als hätte er gerade gefragt, ob ein Kreis rund währe.

"Und ich werde ihn auch bekommen!"

"Ja, sicher - du bekommst ihn, aber nur wenn du mir hilfst."

Bitte? Ihm helfen? Wie kam der denn auf die Idee, dass sie ihm half? Also bitte..

"Warum sollte ich bitte dir bei irgendetwas helfen?"

Nefertari verschränkte die Arme vor der Brust und sah den, immer noch, grinsenden Bakura an. Irgendwie hatte er so eine seltsame Art an sich - so eine seltsame, bekannte Art an sich..

"Nun - wie wär's mit einem.. Deal.. ich helfe dir.. du hilfst mir.."

Bakura grinste immer mehr, als würde er schon wissen, dass alles klappen würde. Interessiert sah Nefertari zu ihm - solch eine Zuversicht kannte sie nicht. Nicht mal von ihr selbst. Bakura, der immer noch die Arme um ihre Hüfte gelegt hatte, nahm sie nun endlich weg und sah sein Gegenüber an. Schweigen.

"Ich höre?"

"Nun.."

Finster lächelte Bakura. Irgendwie macht ihr dieses Lächeln Angst..
 

"Also.. hier sind wir - Oberägypten - da ist der Palast des Pharaos - Mittelägypten. Soweit alles klar? Okay. Also - wir machen uns auf dem Weg von Edfu nach Theben, erst ein Mal, dort ist mein Lager, wir können uns dort erst ein Mal aufrüsten. Dann über Abydos nach Assiut, über den Nil nach Hermolis. Und tadaa - schon sind wir in Memphis. Was wir da wollen? Ganz einfach.. ich erkläre es dir.. Soweit ich meinen Informanten vertrauen kann, besitzt der Pharao einen wertvollen Schatz, und zwar sieben wertvolle Artefakte, in den die Macht der Götter innewohnt. Schon ein Einzelnes hat riesige Macht und wenn man alle Sieben zusammenhat, kann man Herrscher über die ganze Welt werden! Wir brechen also ein, klauen diese Dinger und.. was dabei für dich rausspringt? Na überleg mal - wenn wir diese Artefakte haben, benutzt du sie um den Pharao zu töten und dich an dem Tod deines Lieblings zu rächen, solltest du denn wirklich die Freundin von Seth gewesen sein. Danach überlässt du die Sachen mir, wir verabschieden uns und alle sind glücklich!"
 

Nefertari sah Bakura an - konnte ein Mensch denn überhaupt so genial sein?

Durch halb Ägypten reisen - im Tempel einbrechen - Pharao töten - Glücklich sein.

Ein perfekter Plan! So würden beide genau das bekommen, was sie sich am Sehnlichsten wünschten. Nefertari ihre Rache und Bakura - äh - die Weltherrschaft, auch wenn Nefertari so ein Weltenherrscher nicht ganz geheuer war..
 

Bakura sah sie wieder grinsend an - doch irgendetwas an seinem Grinsen verhieß nichts Gutes. Er trat zu ihr heran, packte sie erneut und zog sie ganz nah zu sich. Nefertari stockte der Atem.

"Weist du Kleine, ich schulde dir ja noch was von vorhin - eine kleine Bestrafung.."

Sie konnte seinen warmen Atem bereits auf ihrem Gesicht spüren. Irgendwie - was sollte er? Was wollte er von ihr? Sein Geruch erinnerte sie an dunkle, tiefe Grabkammern und leuchtende Fackeln, an verborgene Schätze und vergrabene Geheimnisse. Dieser Geruch ließ das Blut in ihren Kopf steigen. Er war ihr so bekannt, der Geruch ihres Zuhauses - er erinnerte sie so sehr an den Tempel des Horus.. Blöde Kuh, reiß dich zusammen, dachte sie nur, hatte die Augen leicht zusammengekniffen, in der Hoffnung alles würde vorbeigehen. Sie fühlte, wie Bakuras raue Finger langsam über ihre Wange glitten öffnete schockiert die Augen.
 

"Lass mich in Ruhe!"

Doch Bakura lies sich nicht abschütteln, irgendwie bekam Nefertari langsam wirklich Angst. Erst jetzt kam ihr der Gedanke, Bakura könnte ja alles was er wollte mit ihr anstellen. Doch, tat er das auch? Hatte er sie vielleicht genau deswegen gerettet? Und irgendwie.. schien es ihr immer mehr so, als hätte sie recht. Es lies ihr einen kalten Schauer über den Rücken laufen. Bakuras Grinsen wurde immer fieser, sein Gesicht kam immer näher. Ein paar Schweißtropfen rannen Nefertaris Gesicht herunter. Er würde doch nicht etwa.. wirklich.. verkrampft stand sie da, wartete darauf dass etwas passierte, doch es tat sich nichts. Sichtlich genoss Bakura die Angst seines Opfers, er spürte ihre Ungewissheit. Ob Seth wohl dazu gekommen war, sie zur Frau zu machen? Nun, wenn Seth es nicht getan hatte, konnte er die Sache ja selbst in die Hand nehmen, wozu er das Mädchen ja auch gerettet hatte. Er griente.

Nur noch ein kleines Stück trennten ihre Lippen von einander. Nefertari wurde immer heißer.
 

"Hör.. hör auf.. Bakura.."

Es war mehr ein Wispern als ein Befehl.

"Ich.. ich warne dich..!"

Jetzt war es schon mehr ein Flehen, als würde sie gleich weinend zusammenbrechen.

Bakura schmunzelte nur, sah ihr in die Augen, die jetzt voller Panik waren.

"Leg dich niemals mit mir an, Kleine."

Mit diesen Worten drückte er seine Lippen auf die ihren. Zärtlich und doch bestimmt, auch wenn er nicht erwartete, dass man seinen Kuss erwidern würde. Nefertari riss die Augen auf, vor Angst und Erstaunen, dass er es getan hatte. Mit einem erneuten, finsteren Grinsen ließ er schließlich von ihr ab, fuhr sich durch die unwiderstehlich aussehenden Haare, drehte sich um und ging. Nefertari sank auf den Boden. Hilfe - der Kerl war ja stürmischer als sie selbst.. und das sollte nun aber wirklich etwas heißen! Nefertari saß da, starrte ihn an, wie er durch den warmen Wüstensand ging, und wie vor ihm sich der Abendhimmel langsam rötlich färbte.

"Na komm schon - wenn du dich am Pharao rächen willst, dann musst du aber auch mal aufstehen."
 

Die letzten Sonnenstrahlen schienen auf die mit rotem Licht erhellte Wüste, jedes einzelne Sandkörnchen erstrahlte in dem Licht der untergehenden Sonnen und es schien, als würde man in einem Meer aus roten Diamanten stehen. Der Horizont lag so weit entfernt und doch so nah. Langsam, gang langsam verschwand die Sonne hinter einer großen Sanddüne, verschwand mit der Wärme des Tages. Verschwand mit all dem, was sie gebracht hatte. Die ersten kleinen Sternchen erschienen am Himmel, die ersten kleinen golden schimmernden Sterne. Sie funkelten hell und fröhlich, doch der Mond übertraf sie alle mit seinem Glanz. Die Nacht war kalt und dunkel, doch Nefertari stand regungslos auf einer Sanddüne und sah ihn den Himmel. Wie lange hatte sie dieses wunderschöne Naturspektakel missen müssen? Wie lange schon hatte sie in ihrem Sarkophag geschlafen.. wie sehr hatte sie das aller hier vermisst. Eine kühle Windbriese lies ihre Haare aufschwirren, am liebsten hätte sie ihre Flügel ausgebreitet, währe der Sonne nachgeflogen, doch sie hatte keine Flügel. So stand sie da und genoss die Nacht.
 

Bakura trank einen großen Schluck aus seiner neu aufgefüllten Wasserflasche. Gut, dass sie eine Oase gefunden hatten. In nur drei Zügen war die Flasche auch schon geleert und neues Wasser wurde eingefüllt.

"Sag mal was stehst du da eigentlich wie ein Windrad?"

Nefertari drehte sich genervt zu ihm um - er hatte ihr die ganze Stimmung verdorben. Langsam bereute sie es sogar, dass sie mitgekommen war. Der Typ war echt unausstehlich. Bakura grinste nur in sich hinein.
 

"Warum hat man dich eigentlich in dieses Mausoleum gesteckt? Ich meine - es gibt viele Perverse auf der Welt - aber wer kommt auf die beknackte Idee ein Mädchen in einen Sarkophag zu stecken?"

Es war bereits tiefste Nacht, die Zwei saßen um ein Lagerfeuer herum und futterten eine leckere, gebratene Wüstenkobra. (>,<''')

"Warum sollte ich dir das erzählen?"

"Hmm.. Weil zufällig ich dich genau aus diesem gerettet habe, vielleicht?"

Nefertari seufzte leicht - er war einfach zu stur um wahr zu sein. Sie sah ihn erneut an, seufzte.

Langsam wurde der Mond von Wolken verhüllt und strahlte nicht mehr so hell auf die beiden Reisenden. Bakura hatte sein Essen, wenn man es denn so nennen durfte, immer noch nicht verschlungen, da er gebannt den Worten seiner Mitreisenden lauschte, die ihm ihre, überaus schnulzige und doch zugleich auch ziemlich brutale Geschichte erzählte. Bei den Worten "töten" und "schlagen", sowie "Angst" und "Verzweiflung" sah er noch interessierter zu ihr, hörte auf sogar auf zu kauen. Nefertari beschlich das Gefühl, dass dieser Bakura nicht ganz "normal" war.. Schließlich schloss sie den Mund, seufzte erneut und sah ins Feuer. Irgendwie ging es ihr nicht so gut. Sie fühlte sich leer..
 

Es war nicht besonders schön für sie gewesen, den Tod von Seth schildern zu müssen. Nefertari hatte ihren Kopf immer noch gesenkt, als sie noch einmal alles durchdachte. Seth.. Diese verdammte Wut kam nun wieder in ihr hoch - warum musste sie hier sitzen? Warum musste sie hier mitten in der Wüste sitzen und unglücklich sein? Da ganze hatte einfach keinen Sinn! WARUM? Warum musste sie.. warum konnte sie nicht endlich frei sein? Sie wusste es doch - die Götter wachten über sie, richteten über sie. Sie hatte ansehen müssen, wie Seth starb - das Werk der Götter - hatte so lange im Tempel leben müssen, schlafen müssen - das Werk der Götter - und auch jetzt war sie unglücklich! Sie fasste sich an den Kopf, sie würde sich rächen!
 

Das, was sie ihr "Leben" nannte, war nur eine Ansammlung von Leid, Hass und unbeschreibbaren Schmerzen. Ihr Leben - sie tat das, was die Götter wollten. Sie war ihr Werkzeug, das wusste sie. Doch das musste sich ändern! Sie würde nicht mehr die willenlose Puppe der übermächtigen, ägyptischen Götter sein - oh nein, sie würde Initiative ergreifen, sie würde etwas gegen diese Ungerechtigkeit unternehmen!

Mit einem Mal sprang sie auf, als würde sie etwas im Himmel erkennen können.

"Ich werde mich rächen Vater! ICH WERDE MICH RÄCHEN!"
 

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Wo bin ich? Ich verstehe nicht - was ist das hier? Es kommt mir so bekannt vor..

Es ist so unheimlich hier. So kalt ist es hier, ich zittere. Langsam blicke ich mich um. Rotes bekanntes, flimmerndes Licht. Ich schreite einen Gang entlang, an den Wänden hängen Fackeln. Wo bin ich nur? Ich kenne diesen Ort.. als wäre er einst mein Zuhause gewesen, als hätte hier einst mein Herz gewohnt. Kann es sein..?

Meine Schritte hallen im Gang nieder, nichts ist zu hören außer dem Feuer, meinen Schritten und meinem leisen Atem. Ich könnte schwören auch meinen Herzschlag hören zu können.. wo bin ich nur? Der Weg senkt sich - es geht in die Tiefe. Was wird mich dort erwarten? Was ist das? Ist da wer? Ich drehe mich um - niemand da. Meine Schritte werden schneller, immer schneller. Nun renne ich. Denn hinter mir höre ich jemanden. Ich werde verfolgt! Ich blicke mich um und mir stockt der Atem.
 

Der Pharao rennt hinter mir her, der Pharao verfolgt mich. Der Weg, der in die Tiefe führt, führt nun steil hoch und ich kann nicht entkommen. Ich rutsche, ich rutsche nach hinten, gleich wird er mich haben. Dann werde ich zu meinem Vater kommen.. er wird mich töten. Mich töten, wie er Seth getötet hat. Kaltblütig und gnadenlos.

Ich schreie - ich schreie um Hilfe, doch niemand hört mich. Ich stürze einen tiefen Abgrund herunter. Niemand wird mich fangen können. Niemand wird mich fangen wollen. Ich schreie, weine, doch niemand hört mich. Der Tod streckt seine Arme nach mir aus, will mich packen, in die unendliche Tiefe ziehen.
 

Doch was ist das? Wer hält da meine Hand? Jemand packt meine Hand, zieht mich hinauf. Ich sehe nicht, wer es ist, doch sehe, dass das Licht immer heller wird. Jemand zieht mich ins Licht.. ins Leben. Ich blinzele. Wo bin ich nun? Ein Garten, ein Brunnen, Lotusblumen, die auf dem Wasser schwimmen.. ist das etwa.. kann das etwa.. ich sehe auf, jemand hält mich in seinem Arm. Wie.. wie kann das sein?
 

Seth lächelt mich an, streicht meine verschwitzen Haare aus meinem Gesicht. Das - das kann doch nicht sein. Das ist tatsächlich Seth! Tränen steigen in meine Augen, ich fange an zu weinen, er drückt mich noch fester an sich. Ja - es muss ein Traum sein. Ein wunderschöner Traum, aus dem ich nie mehr aufwachen will. Er lächelt immer noch, so lieb, so vertraut dieses Lächeln. Warm wird es in meinem Herzen, so ungewohnt warm. Wie lange habe ich diese Wärme nicht mehr spüren dürfen. Mir kommen es wie Hunderte von Jahren vor. Nun bückt Seth sich zu mir, immer muss er sich bücken, so klein bin ich doch. Ich schließe die Augen. Gleich - gleich wird er mich küssen.. gleich.. ich spüre seinen warmen Atem auf meinem Gesicht.
 

Doch plötzlich verliert er die Kraft, fällt mir in die Arme. Ich mache die Augen auf - was? Überall wird es wieder dunkel, der Pharao steht vor uns, lacht. Das Zeichen des Horus leuchtet deutlich auf seiner Stirn. Er lacht und lacht. Seth ist kalt, er bewegt sich nicht. Ich schreie, ich schreie seinen Namen. Er soll aufwachen! Er.. er.. kann doch nicht.. ich sinke auf den Boden. Jetzt hat er mich. Jetzt hat der Pharao mich gekriegt, mich gefangen. Und über ihm sehe ich einen Vogel - Horus - mein Vater. Der Pharao tritt auf mich zu, Seths Stab in der Hand, richtet ihn auf uns beide. Ich drücke Seth fest an mich, doch was ist das? Wo ist er hin? Er.. er hat sich aufgelöst - er hat mich alleine gelassen! Mich zurückgelassen, in einem Albtraum aus Schmerz! Wie konnte er nur, er hat es mir doch versprochen!? ER HAT SCHON WIEDER SEIN VERSPRECHEN GEBROCHEN! Tränen fließen aus meinen Augen. Es ist zu spät. Ich wurde erneut verlassen..

Um mich herum donnert es, blitzt es, doch ich merke es nicht mehr.. ich fühle nur noch den Schmerz. Ich schließe die Augen.
 

Töte mich Pharao. Töte mich nun.. Mein Leben ist vorbei. Ich habe niemanden mehr. Niemanden.. Durch meine geschlossenen Augen sehe ich etwas Helles auf mich zukommen. Gleich - gleich ist es soweit. Gleich werde ich sterben.
 

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Nefertari öffnete die Augen. Bakura hatte sich über sie gebückt, sah sie verwundert an.

"Was.. was schaust du mich so blöd an?", war das Einzige, was Nefertari eingefallen war. Bakura setzte sich normal hin und verschränkte die Arme, er sah etwas besorgt aus.

"Du hast geschrieen ~ Seth - nein Seth stirb nicht, verlass mich nicht, Vater, lass mich leben, ich will nicht länger dein Sklave sein ~ ."
 

"WAS!?"

Nefertari lief rot an - hatte sie tatsächlich geschrieen? Hatte sie sich ihren Gefühlen.. so sehr hingegeben? Bakura sah sie verärgert an.

"Brauchst mich ja nicht gleich so blöd anzumachen, Furie."

Mit diesen Worten legte er sich, grummelnd, wieder, etwas weiter von ihr entfernt, in den Sand und schloss die Augen. Nefertari setzte sich auf - hatte sie wirklich..?
 

Sie starrte auf das immer noch brennende Feuer. Dieser Traum war mehr als schrecklich gewesen.. aber nie hatte sich Nefertari so ihren Gefühlen hingegeben.

Wie konnte sie nur - Seth hatte ihr doch beigebracht, keine Gefühle gegenüber Anderen zu zeigen, so kühl und abweisend wie ein Eisgletscher zu sein. Nur so sagte er, könne man überleben. Doch, warum? Nefertari fasste sich an ihren, heftig schmerzenden, Kopf.
 

Seth - schon wieder musste sie mit ansehen, wie er stirbt. Wie der letzte Rest seiner, einst leuchtenden, Seele aus seinem schönen Körper gesaugt wird. Sie hatte ihn in den Armen gehallten, hatte gefühlt, wie kalt er wurde, wie er erschlaffte. Hatte den Tod in ihm fühlen können. Der Schmerz saß so tief in ihrer Seele - und nun auch das noch.

Eigentlich dachte Nefertari, sie wäre damit klar gekommen. Sie hätte alles überwunden..
 

Doch dieser Traum hatte sie wieder zurück in die Realität gebracht.

Und die Realität war, dass Nefertari ein kleines, hilfloses Nichts ohne ihren Seth war. Sie brauchte ihn, denn die Einsamkeit zerriss sie innerlich.

"Oohh.. da hab ich ihm wohl aus Versehen das Genick gebrochen.."

Sie hörte diese Worte, als würde die Wache direkt vor ihr stehen, als würde sie den leblosen Seth immer noch mit Füßen treten, lachen. In ihrem Kopf fing alles sich zu drehen an. Die kalten Augen des Pharao, die seinen einstigen Diener verraten hatten, die Einsamkeit in ihrem Herzen, das Gefühl, niemandem etwas zu bedeuten und ein wertloses Nichts zu sein - das alles mischte sich in ihr zu einem Gefühl, dass sie nur zu gut kannte.. Hass.
 

Hass auf alles Leben. Hass auf alles, was liebte. Warum war sie so alleine? Warum war ihr Vater so grausam? Warum machte er sie zu seiner Sklavin? Warum? Warum? Sie verstand es nicht. Tränen rannen ihre Wangen herunter. Was würde es ihr bringen, den Pharao zu töten, es würde sie doch auch nicht glücklicher machen..
 

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Nefertari schrie - schon wieder hatten die Wachen sie erwischt.

Etwas schlug hart auf ihren Rücken, dass sich anfühlte wie eine Peitsche.

Wieder schrie sie auf. Der Schmerz durchzuckte sie augenblicklich, die Tränen schossen ihr aus den Augen. Sie wusste, der Tempel würde bald mit ihrem Blut besudelt sein - sie wusste es und hatte Angst. Es tat so weh und sie konnte sich nicht wehren. Sie lag auf dem Boden, eine Wache hielt sie fest, die andere Wache machte sich an ihr zu schaffen.

"Na, du kleines Biest! Das ist erst der Anfang - gleich wirst du noch was viel "Schöneres" erleben!"
 

Nein, nein, nein! Nefertari wusste genau, was die Wache da meinte. Sie würden sie vergewaltigen! Sie - die Tochter des Horus.. machtlos, am Boden liegend. Sie wollte es nicht, sie wollte nicht misshandelt werden. Aber.. wer will das schon..? Nefertari konnte nicht mehr, nicht mehr schreien, nicht weinen. Sie war zu schwach dazu.

Nochmals hob die Wache ihre Peitsche.
 

"Was.."
 

Ein grelles Licht erhellte den Raum, die Wache ließ ihre Waffe fallen, hob den Arm vor die Augen, genauso die andere. Schritte waren zu hören. Das Licht erlosch so schnell, wie es erschienen war und Seth stand, seinen Stab in die Luft ausgestreckt, im Raum und sah zu dem Geschehen. Er senkte seinen Arm, schob den Stab unter seinen Umhang.

Mit langsamen und gemächlichen Schritten ging er nun auf die grinsenden Wachen zu.

"Wir wollten das Miststück gerade bestrafen!"

Nefertari zitterte. Jetzt auch noch Seth - der würde sie noch härter dran nehmen. Der würde sie umbringen. Sie kniff die Augen zu.
 

Doch es ertönte nur ein Schrei der Wache, dann ein dumpfer Ton, als wäre jemand auf den Boden aufgeschlagen. Verwundert machte sie ihre Augen auf.

Auf dem Boden lag die Leiche der Wache, aufgespießt mit dem Stab, den Seth so eben mit einem Ruck aus ihm herauszogen hatte. Langsam und vergnügt schleckte er das Blut davon ab, während die zweite Wache nur ängstlich aus dem Saal stürmte. Schließlich verschwand der Stab unter Seths Robe, der seinen Blick nun Nefertari widmete. Er packte sie am Arm und schleppte sie aus dem Saal. Nefertari kreischte und schrie - Seth würde sie umbringen! Seth kannte die schlimmsten Arten, einen Menschen umzubringen - das wusste sie genau. Sie hatte zwar keine Ahnung, wieso er die Wache tötete, doch sie vermutete - wahrscheinlich aus purer Mordlust!
 

Seth riss eine Tür auf, schleppte Nefertari herein und knallte die Tür wieder zu. Er hob Nefertari hoch, legte ihr eine Hand auf den Mund und legte sie auf das, sich im Zimmer befindende, Bett. Was.. was hatte der Kerl vor?
 

Sie lag nun auf dem Bett, Seth über sie gebeugt. Keiner sprach. Erst jetzt verstand sie, wo sie waren. Dies war Seths Zimmer. Ein großes, weiches Bett, auf dem Nefertari ein anderes Mal zu gerne liegen würde, mit langen, durchsichtigen, luftigen Vorhängen, so dass es einem Himmelbett glich. Ein Fenster, dass den Blick auf die gerade untergehende Abendsonne, die hinter einer Sanddüne zu verschwinden schien, ermöglichte und ein Schreibtisch voll mit vollgeschriebenen Papyrusrollen und Tintenfässchen. Noch ein Regal mit Papyrusrollen. Das war tatsächlich Seths Gemach.. dort, wo er in den Nächten schlief, dort, wo er arbeitete, dort, wo er niemand hereinließ, dort, wo er sie wahrscheinlich.. sie sah ihn ängstlich an. Seine Augen blickten in die ihren, doch sie konnte nicht deuten, was er dachte. Er war wie ein Buch mit sieben Siegeln..
 

"Ich hab mir Sorgen gemacht.", sagte Seth schließlich. Nefertari stockte der Atem - was hatte er da gesagt? Er hatte sich.. SORGEN um sie gemacht?

Sie musste sich verhört haben.

"Aber, aber, was.."

"Na du bist doch meine kleine Schülerin, da muss ich mir doch Sorgen um dich machen."

Nefertari wurde unheimlich wütend. War ja klar - immerhin wurde er ja gut von ihrem Vater dafür bezahlt, dass er sie in Magie und Religion unterrichtete. Es ging ihm natürlich nur ums Geld. Nefertari sah ihn voller Hass an, doch es kümmerte ihn nicht. Was für ein verdammtes.. Nefertari setzte sich ruckartig auf, so dass Seth zurückweichen musste, um nicht mit ihr zusammenzustoßen.
 

"Da kann ich drauf verzichten! Da könnt Ihr mich genauso gut den Wachen überlassen, als Euch wegen Gold und Edelsteinen um meine Gesundheit zu sorgen - Ihr seid mein Lehrer Seth, ja, doch ihr könntet genauso gut Tausende von anderen Schülern haben! Ich bin Euch doch im Grunde ganz egal..."

Nefertari schniefte leicht, Seth sah sie belustigt an. Dass dieses Kind doch tatsächlich immer noch gegen seine Gefühle protestierte. Dabei wusste Seth doch, dass Nefertari alles für ihn tun würde. Und bei ihm war es ja nicht viel anders - der Sturkopf hatte es ihm einfach angetan.
 

"Das denkst du also von mir, dass ich nur auf meine Belohnung aus bin? Überleg doch mal - ich bin reich genug, ich brauche kein Gold, keine Juwelen. Verstehst du es denn nicht? Das Einzige, was ich will und brauche, bist du."
 

Nefertari schien es, als würde sie keine Luft mehr bekommen. Was.. was laberte der da? Es machte ihr beinahe Angst. Weder seine Augen noch seine Worte waren abweisend.. das war doch nicht wirklich Seth, oder?
 

"Ich hatte Angst um dich, Nefertari. Die Wachen hätten sonst was mit dir angestellt, wäre ich nicht gekommen. Sie hätten dir noch frühzeitig die Unschuld genommen..

Ich hätte mir das nie verzeihen können. Es ist gefährlich hier, selbst wenn du die Tochter des Horus bist. Diese Wachen sind Sadisten. Selbst wenn ich ihnen verbiete, dich zu belästigen, sie würden es trotzdem tun. Ich werde mit dem Pharao reden, ich verspreche es dir. Bis dahin, bitte lass dir das eine Lehre sein - ich will wirklich nicht, dass dir etwas passiert. Ich könnte es mir nicht verzeihen.. niemals.."
 

Nefertari sah ihn nur noch wütender an. Alles eine Lüge! Lügen! Niemand sorgte sich um sie, schon gar nicht so einer wie Seth, der sich doch nur um sich selbst kümmerte. Das war eine Falle - hundertpro!
 

"Ihr lügt doch! Niemand sorgt sich um mich, NIEMAND! Ich bin allen egal, und Euch genauso. Warum solltet Ihr euch um so jemanden wie mich Sorgen machen?"

Seth sah sie an. Erst verwundert, dann aber wurde sein Blick gütiger und ein sanftes Lächeln schlich sich auf sein Gesicht. Ein Lächeln, wie es Nefertari nicht kannte.
 

"Weil.. ich dich liebe.."
 

Mit einem Mal riss er sie an sich, schlang die Arme um sie und drückte sie an seinen eigenen Körper. Nefertaris Herz schlug ihr bis zum Hals. Es war so warm in seinen Armen, so wohl fühlte sie sich. Was war das für ein Gefühl? War das Glück? War das.. Liebe?
 

Das war doch nicht - nicht ernst gemeint. Der nahm sie doch auf den Arm.. das konnte einfach nicht wahr sein.

"Ich hatte solche Angst, ich würde zu spät kommen. Ich hatte solche Angst.. ich lasse es nicht zu, dass jemand dich verletzt."
 

Es war, als würden diese Worte nicht aus Seths Mund kommen. Als würde jemand Anderer sie sagen, denn sie waren so sanft, so voller Zuneigung, die man von dem Eisklotz nicht erwartete. Nefertari sah auf, sah ihn an. Ihre Augen waren groß und Erstaunen war deutlich in ihnen erkennbar. Mit einem Mal fiel sie ihm um den Hals, warf ihn sogar vom Bett, so dass beide auf dem Boden lagen. (ähem)
 

"..Nana.. nicht gleich alles übertreiben.", lachte Seth, nicht so arrogant wie immer, sondern wirklich vergnügt, doch Nefertari lies ihn nicht los.

Sie wollte ihr Glück festhalten, für immer festhalten. Endlich jemand, der sich um sie sorgte, jemand, dem sie etwas bedeutete.. jemand, von dem sie geliebt wurde..
 

Seth strich ihr über den Kopf; anscheinend wusste er, was sie gerade dachte.

"Hab' keine Angst - ich werde nicht weggehen."

Nefertari lies ihn endlich los, so dass er sich aufsetzen konnte. Nun saß sie auch, vor ihm, und sah ihn an. Seth schmunzelte.
 

"Wirklich nicht?"

Seth lächelte nur und zog sie wieder zu sich. Er sah ihn ihre eisblauen Augen, die seinen so glichen.

"Niemals.. ich bleibe bei dir."
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

"Lüge, alles Lüge. Niemand bleibt bei mir, alle gehen, alle verlassen mich. Erst meine Mutter, dann Seth - warum, warum nur lassen mich alle alleine!?"

Nefertari schluchzte laut, vergrub ihr Gesicht in ihren Händen.

Ihr Körper zitterte vor Kälte, ihre leichte Kleidung gemacht, für eine Wüstennacht wie diese. Doch Nefertari merkte es nicht, sie spürte nur den Kummer und das Leid, tief in ihrem Herzen sitzen.
 

Wieso mussten alle, die sie liebte, auf so grausame Weise sterben..?

Ihre Mutter, misshandelt und leblos in einer Marktgasse gefunden. Ihren Vater hatte es nicht sonderlich gekümmert, schließlich hatte er, wie ein Pharao, nicht nur eine Frau. Doch nur Nefertari hatte er zu seiner Erbin gemacht. Wieso nur.. waren ihm die anderen Kinder zu "menschlich"? Zu willenstark? Wieder floss eine Träne aus ihren ohnehin schon erröteten Augen. Damals hatte sie es nicht ganz verstanden, war zu jung, um den Verlust begreifen zu können..
 

Seth - sein Hohepriester, sein Diener, sein Vertrauter. Der Mann, der seine Tochter unterrichten sollte.. um ihn hatte sein Vater sich auch nicht geschert. Nein - er hatte seinen Tod sogar gewollt. Schien es Nefertari nur so, oder wurden alle, die er einst gut behandelt hatte, schließlich von ihm dafür bestraft? Wieso - wieso mussten sie sterben..?
 

Immer lauter wurde ihr Schluchzen und Schniefen, immer verzweifelter wurde sie und immer kälter wurde es um sie herum. Sie wollte nur noch den Tod.. nichts weiter.
 

Sie fühlte, wie etwas Warmes und Weiches sich um ihren Körper hüllte. Was?

Sie sah an sich herab. Einen warmen Umhang hatte man ihr umgelegt - es sah ganz nach Bakuras Umhang aus.

Sie stockte - hatte er etwa mitgekriegt, was sie alles gesagt hatte?
 

Bakuras Arme schlangen sich von hinten um ihre Taille, er drückte sie an sich. Nefertari war nicht besonders wohl dabei, doch sie versuchte ihre Tränen angesichts dem Menschen hinter ihr zu verbergen. Sie wollte nicht, dass er sie für so schwach hielt, wie sie wirklich war. Doch Bakura machte es ihr nicht gerade leicht.
 

"..wieso weinst du?"

"Ich weine nicht."

Es klang wie ein hilfloses quieken. Bakura drehte sich an den Schultern zu sich um.

"Ach komm schon.. mir kannst du's doch sagen."

"Auch wenn ich weinen würde, es würde dich eh nichts angehen, dämlicher Dieb!"

Bakura strich ihr eine Träne aus dem Gesicht und achtete gar nicht auf ihre Worte. Nefertari kochte bereits vor Wut.

"Lass mich los! Lass mich zufrieden! Wenn du mich misshandeln willst, dann tu es jetzt - mir ist es egal, nur spiel hier nicht den Fürsorglichen!"

Bakura hob eine Augenbraue. SO ein Schwein war er nun auch nicht..

"Ich vergreife mich nicht an Mädchen wie dir, die ohnehin schon am Boden zerstört sind."
 

Das war zu viel für Nefertari. Sie war also nicht ein Mal gut genug für einen Dieb. Jetzt heulte sie wirklich. Bakura hatte ihr den Rest gegeben. Bakura seufzte, so war das doch nicht gemeint gewesen.
 

"Hey Kleine, jetzt heul doch nicht. Wird schon alles wieder gut."

"Nichts wird gut! NICHTS WIRD GUT!"

"Aber.."

"Du verstehst das nicht! Ich habe niemanden! NIEMANDEN! Niemanden, dem ich auch nur annähernd etwas bedeute! Niemand, der mich liebt! Niemand, der sich um mich kümmert! ICH BIN VOLLKOMMEN ALLEIN IN DIESER VERDAMMTEN WELT!"

Sie schluchze laut auf. Unverständlicherweise erschien ein mildes Lächeln auf Bakuras Gesicht, er legte die Arme um die Heulsuse und drückte sie erneut an sich, während er ihr über den Rücken strich.

"Ich kann mir vorstellen, was du durchmachst."

"KANNST DU NICHT! DU WEIST NICHT, WAS EINSAMKEIT IST!!"

Doch Bakura ließ sich nicht beirren und hörte einfach nicht zu.

"Als ich noch ein Kind war, wurde das Dorf in dem ich lebte, vom damaligen Pharao, dem Vater von Pharao Yami, zerstört. Eigentlich auch nur, weil wir zu arm waren, um unsere Steuern zu zahlen und hin und wieder ein paar Leute irgendwelche Sachen klauten.

Nun ja - alle Bewohner wurden getötet, einschließlich meiner Eltern und aller meiner Freunde. Nur ich blieb übrig. Ich hatte mich verkrochen, in einer versteckten Kammer unseres Hauses, die niemand außer mir kannte. Ich hatte zu große Angst, als dass ich jemanden beistehen hätte können."

Bakura sah geradeaus, doch seine Augen waren leer und trübe.

"Ich hörte, wie meine Mutter schriee, ich hörte, wie man sich an ihr vergriff, doch ich tat nichts. Ich weinte nur stumm in die Dunkelheit hinein und wartete, bis schließlich alles wieder ruhig wurde. Als ich aus der Kammer heraustrat. erblickte ich meine Eltern. seltsam entstellt auf dem Boden liegen."
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Da lagen sie. Tot. Überall Blut, an den Wänden, auf dem Boden..

Sein Vater lag da, die Gelenke seltsam verdreht, der Mund offen, die Augen herausgequollen und blutüberströmt. Dort, wo eigentlich das Herz sein sollte, war nur ein großes, klaffendes Loch, aus dem viel Blut geflossen war. Bakura knallte sich eine Hand vor den Mund - der Anblick war widerlich. Gleichzeitig aber schossen ihm auch Tränen in die Augen. Wie konnte man nur so grausam sein..? Er ging einen Schritt, dann blieb er stehen. Wie.. Nein! Das durfte nicht wahr sein! Bakura sank auf die Knie.

Was hatten sie nur getan?

Seine Mutter lag da, nackt, ihre Kleider zerrissen, ihr schöner Körper mit frischen Narben übersäht, ihr Kopf abgerissen - Bakura wollte gar nicht erst wissen, wo der war - und ihre Arme abgehackt. Wahrscheinlich, damit sie sich nicht wehren konnte.. Auch bei ihr sah man nur ein Loch, anstelle des Herzens. Bakura knallte mit dem Kopf gegen den Boden. Warum? Warum nur? Er weinte und weinte, seine Augen brannten ihm bereits, doch konnte er einfach nicht aufhören, zu weinen. Niemand war mehr da. In diesem Moment wäre es ihm lieber gewesen, zu sterben..
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Etwas in Bakuras Augen funkelte bedrohlich, doch er wischte nur schnell mit dem Handrücken darüber, beachtete es nicht weiter. Nefertari sah ihn mit offenem Mund an.

So etwas hatte sie nicht erwartet.

"Ich weis sehr wohl, was Einsamkeit ist."
 

Mit diesen Worten lies er sie los und sah zur Seite. Er schien sehr mit sich kämpfen zu müssen, um nun nicht auch noch loszuweinen.
 

"Es tut mir leid.. ich wusste nicht, dass..", sagte Nefertari heiser. Bakura sah sie an, sie sah zurück. Sie hatten das gleiche Schicksal, die gleichen Ängste, die gleiche Vergangenheit. Sie waren beide einsame Seelen, auf der Suche nach Glück und Liebe.

"Ist schon gut."

Bakura drehte seinen Kopf zu ihr und sah sie an. Ob er trotzdem wütend war? Nein - er konnte ihr nicht böse sein. Er hätte nicht anders gehandelt.

"Ich verzeihe dir. Du konntest es schließlich nicht wissen.. nur bitte, kannst du mir einen Gefallen tun?"

Nefertari nickte, irgendwie war sie ihm das schuldig. Auf Bakuras Gesicht bildete sich ein Lächeln, er legte ihr eine Hand an die Wange und küsste sie zärtlich. Schließlich löste er sich von ihr und sah die, vollkommen verwirrte, Nefertari mit festem Blick an.
 

"Bitte - Weine nicht mehr."



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2004-01-06T23:57:50+00:00 07.01.2004 00:57
Geil! Super! Toll! *ein stück Kobra in den mund schieb*
*mampf* Schreib bitte schnell weiter.
Mata ne, Mnemosyne
Von:  Umi
2004-01-01T00:14:39+00:00 01.01.2004 01:14
Aaaah, Nefi-chan is niedlich *in Arme nehm und abknuddelz*
Nur Seth/Seto is niedlicher *den auch in Arme nehm*
*beide loslass*
*überBaku herfall und ihn auch abknuddelt*

Langsam aber sicher werde ich echt neugierig...
wie zum Henker schmeckt gebratene Wüstekobra?
Wie Hühnchen? Wie Schnecke? Wie Krokodil? (letzteres würde mir gut gefallen... lecker)
*kosten will*

Woher weiß sie, was Eisgletscher sind???? °~°

Haaaach, das Baku-chan... nenene...

Weiter so!
SCHREIBSCHREIBSCHREIB!
*anfeuer*
Von:  Ball
2003-12-28T21:53:06+00:00 28.12.2003 22:53
Cool *will ach mehr lesen* freue mich schon auf die Vortsetzung
Von: abgemeldet
2003-12-28T11:30:26+00:00 28.12.2003 12:30
*zustimm* Also ich fand die FF seeehr gut!!!
Von:  enjiru
2003-12-24T11:04:36+00:00 24.12.2003 12:04
qick- süss quick ^-^" schade das Seth im ersten Kapitel sterben musste- *mmmeeehhhrrr lesen will*

das enjiru


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