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Diagnose: Schreibblockade

Dreimonatige Challenge
von

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5.2.2024: Fixativ

„Das sieht wirklich wieder hervorragend aus“, hörte er Susis Stimme hinter sich, als er gerade den letzten Strich zog und die Pastellkreide beiseite legte.

„Danke“, blickte Dominik kurz über die Schulter zu ihr und trat dann einige Schritte zurück, um sein Gemälde aus einiger Entfernung zu betrachten. Er konnte hören, wie Susi näher kam.

„Ich geb zu, ich beneide dich um dein Können“, verschränkte sie die Arme vor der Brust und legte den Kopf schief. Es faszinierte sie immer wieder, wie viel Lebendigkeit und welche Details ihr Kommilitone in seine Arbeiten brachte. Er hingegen wirkte wenig zufrieden. Irgendetwas störte ihn an dem Bild und er wusste nicht, was. Wie immer also.

„Du hast da so ein Meisterwerk zustande gebracht und ziehst ein Gesicht wie sieben Tage Regen“, schüttelte sie den Kopf über seinen Perfektionismus.

„Es ist okay, aber es ist nicht so gut, wie ich es mir vorgestellt hab“, murmelte er und putzte sich die Hände an einem Tuch ab. Es war so frustrierend für ihn, wenn er die Bilder genau vor Augen hatte und sie trotzdem nicht so umgesetzt bekam wie in seiner Fantasie. Er war einfach noch nicht gut genug. Manchmal fragte er sich, warum er überhaupt an dieser Kunsthochschule war.

„Es ist nicht nur okay, Dom!“, griff Susi das Fixativ und drückte es ihm in die Hand.

„Na los, bevor du anfängst, es zu verschlimmbessern!“.

Er zögerte und kaute auf seiner Unterlippe.

„Außerdem ist morgen eh Abgabe. Also fixier es und dann mach Schluss für heute. Du musst nicht immer bis tief in die Puppen hier bleiben. Ein bisschen Schlaf täte dir auch ganz gut!“, zwinkerte sie und verabschiedete sich nach einem Blick auf die Uhr. Ihr Freund wartete für den gemeinsamen Kinobesuch. Für Dominik hingegen war der Feierabend noch lange nicht eingeläutet: Trotz Stipendium musste er neben der Uni zwei Jobs nachgehen, um sich über Wasser zu halten. Seine Familie hatte seinen Traum vom Leben als Künstler immer nur belächelt und ihm gesagt, er werde es nie schaffen. Unterstützung wollte er keine – weder von seinen Verwandten noch in Form von BAföG. Er wollte es selbst schaffen. Nur das Stipendium sah er als Anerkennung seines Könnens an. Doch in der letzten Zeit fragte er sich zunehmend, welches Können das sein sollte.

Entmutigt ließ er das Fixativ sinken und sich auf einen Stuhl fallen. Er starrte das Bild an, an dem er so viele Wochen gearbeitet hatte. Aber er spürte nichts. Wo war seine Liebe und Freude geblieben, die ihn früher beim Zeichnen und Malen so erfüllt hatte? War er vielleicht doch nur ein Versager und Träumer?


Nachwort zu diesem Kapitel:
Die lieben Selbstzweifel... Komplett anzeigen

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