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Diagnose: Schreibblockade

Dreimonatige Challenge
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hier war mir sehr schnell klar, um wen sich die Geschichte drehen wird. Ich kenn die beiden Brüder schon sehr, sehr lange von einem Roman, den ich irgendwann einmal schreiben möchte. Darum habe ich mich mit ihren Namen auch sehr zurückgehalten - wie neulich bei der Geschichte zum "huch". Ich kann es schwer in Worte fassen, aber diese Geschichten haben für mich noch mal eine ganz andere Bedeutung als die anderen Geschichten dieser Challenge. Auch wenn ich es liebe, auf diese Weise schon kleine Szenen des Romans festzuhalten, fühlt es sich im Moment noch nicht richtig an, weitere Details preiszugeben. Wie z.B. die Namen. Darum hab ich dieses Mal auch eine der Challenge-Regeln gebrochen: Ich hatte zunächst den Namen des jüngeren Bruders genannt und mich im Nachhinein doch dazu entschieden, ihn raus zu lassen. Überraschenderweise gefällt mir die Wirkung, die der Text dadurch entfaltet, auch ganz gut! Es baut für den Moment vielleicht sogar noch etwas mehr Spannung auf, als wenn der Name direkt gefallen wäre, haha :D
Übrigens merk ich generell, dass diese Geschichten ohne Namen eine schöne Übung sind. Besonders, wenn zur Unterscheidung der Charaktere kein "er" und "sie" ausreichend ist, sondern weitergehende Überlegungen nötig sind, um darzustellen, wer gerade spricht und agiert :) Komplett anzeigen

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24.1.2024: Bubi

„Du bist so ein Arsch!“, brüllte der Blonde und ballte seine Hände zu Fäusten, aber das konnte diesem breitschultrigen Stiernacken nur ein hämisches Grinsen entlocken.

„Und du ein Bubi! Hols dir doch!“, pfiff er sich gemütlich das Hefeteilchen rein, das Grund für die diesmalige Auseinandersetzung der beiden Brüder war.

„Mama hat die genau abgezählt und das da ist meins! Das weißt du ganz genau!“, schnaufte der Blonde und versuchte noch einmal, sich wenigstens ein Stückchen seines Essens zu sichern. Aber es war wie immer nutzlos: Auch wenn sein Bruder deutlich jünger war, hatte er die kräftige Statur des Vaters geerbt und wusste seine Angriffsversuche mit Leichtigkeit auszuhebeln.

„Bubi bleibt Bubi!“, lachte er auf und schob sich den letzten Bissen in den Mund.

„Immer noch besser als so ein grenzdebiler Gorilla zu sein!“, schrie der Blonde aus und sagte dann das eine Wort, das den anderen unter Garantie auf die Palme brachte.

Das Lachen und das Essen blieben dem Angesprochenen im Halse stecken und während dem Blonden zunächst ein Schauer der Genugtuung durch den Bauch glitt, wurde schnell ein fester Klumpen Stein daraus, als er merkte, wie wütend er seinen Bruder wieder gemacht hatte. Er wusste genau, dass der es nicht ausstehen konnte, wenn man ihn bei seinem vollen Namen rief, statt die Koseform zu benutzen. Das war für ihn eine größere Beleidigung als irgendwelche Tiernamen.

„Du bist dran!“, blähte er die Nüstern wie ein Stier und stürmte auf den Blonden los. Der hatte aber wenigstens einen körperlichen Vorteil: Die schnelleren Beine.

Nicht zum ersten Mal polterten die beiden durch das Haus und verlegten ihre Rangeleien dann nach draußen, wobei der Blonde es doch immer wieder schaffte, ihn abzuhängen und sich nach einer Flucht durch den Wald schließlich an den Klippen wiederfand. Seine Lunge brannte und die Knie hatten irgendwann begonnen zu zittern, aber es war auch immer wieder ein Hochgefühl, wenn er hier ankam, über das weite Meer blickte und wusste, dass er dem Gorilla wieder einmal entkommen war. Zumindest diesen Triumph konnte dieser Großkotz ihm nicht nehmen!

Aber dann kam auch meist die Trauer und Wut darüber, dass ihr Leben nun so aussah, wie es aussah. Früher war er das einzige Kind gewesen. Viel Arbeit hatte es immer gegeben und doch war Zeit genug geblieben, um sie mit den Eltern verbringen zu können. Nun war sein Vater ständig unterwegs, um Geld für die Familie ranzuschaffen und seine Mutter mit den jüngeren Geschwistern beschäftigt. Innerhalb weniger Jahre war das Einzelkind zum Teil einer ganzen Kinderschar geworden. Und dann war da noch der Zweitälteste, der zu jeder Gelegenheit seine große Klappe und die dicken Muskeln spielen lassen musste. Vielleicht sprach auch aus ihm der Wunsch nach mehr Aufmerksamkeit? Mit einem heftigen Kopfschütteln verbannte der Blonde diesen Gedanken aus seinem Kopf, schob die Hände in seine Hosentaschen und trat ein Steinchen fort, hinunter von den Klippen und direkt in den Schlund der Fluten. Nein, er wollte nicht glauben, dass es irgendeinen Punkt gab, der die beiden ungleichen Brüder tatsächlich verbinden sollte!



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