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The Decisions of Tomorrow

the first duty of love is to listen
von

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Fear

Kapitel 21: Fear

 

 

 

Blinzelnd starrte er ihn an. Die Bedeutung seiner Worte machten keinen Sinn für Harry. Wie sollte Draco ihm helfen können? Doch die Erkenntnis, die durch seinen Hinterkopf jagte, ließ ihn die Luft anhalten.
 

Er wollte ihm wirklich helfen. Das hier war kein böser Scherz, der ihn aufziehen sollte. Doch … vertraute er ihm so sehr, dass es möglich wäre? Dass er sich …
 

Ja. Das Wort war sofort da und raste durch seine Gedanken. Er vertraute ihm. Viel zu sehr als dass es vermutlich gesund für ihn war, doch hatte Draco überhaupt Erfahrung mit sowas? Sein Vater hatte es ihm beigebracht … doch was bedeutete das? Und … da war noch was. Etwas, dass das dumpfe Gefühl in seiner Magengrube nur verstärkte. Es nährte, bis es unaufhörlich und wabernd in ihm lauerte.
 

»Wie stellst du dir das vor, Draco?«, sprach er die Frage laut aus, die in seinem Kopf widerhallte.
 

Insgeheim hoffte er auf eine patzige Antwort, die ihm einen Grund gab, sich dem zu entziehen. Alles in ihm wehrte sich so vehement dagegen, ihn nicht einfach abzuweisen. Malfoy zu verfluchen und ihm zu sagen, dass dies eine bescheuerte Idee sei, die nur von ihm kommen konnte.
 

Doch er wollte es nicht. War es nicht die Konsequenz, wenn er ihn in seinem Leben haben wollte? Auch wenn er immer noch nicht beschreiben konnte, was das zwischen ihnen jetzt eigentlich war, wenn er Draco besser kennenlernen wollte, würden sie über den Krieg reden müssen. Das gehörte doch dazu … doch … Er wusste einfach nicht, ob er bereit dazu war. Bereit, sich diesen Erinnerungen zu stellen, die ihn in der Nacht immer wieder verfolgten. Es erneut zu erleben.
 

Den Schmerz erneut zu fühlen.
 

Die Fetzen der Vergangenheit in seinen Träumen wieder zu erleben war eine Sache. Doch sich mit ihnen wirklich auseinanderzusetzen eine andere.
 

Erinnerungen verworren sich in seinen Gedanken, flackerten ungebändigt durch seinen Kopf. Er hatte doch versucht sie zu verdrängen, sie wegzuschließen, damit er endlich atmen konnte, doch es fühlte sich an, als wenn sein Hals pochen würde. Er keuchte, konnte es nicht verhindern, dass sein Blick sich trübte und zur Seite wich. Die Möglichkeit, tatsächlich sich bereit zu erklären, diese Erinnerungen erneut zu erleben, legte sich beklemmend um seinen Körper und trieb den Schweiß auf seine Stirn.

 

Atmen!, rief er sich selbst in Gedanken zu, doch kein Laut verließ seinen Mund.
 

Harry sah, wie sich Dracos Lippen bewegten, doch er verstand es nicht. Wie ein Rauschen in der Ferne wurden die Worte von dem drückenden Gefühl in seiner Brust verdrängt. Sein Herz pumpte das Blut durch seine Venen und pochte schmerzhaft. Sein Hals war zugeschnürt, das Atmen fiel ihm schwer und hastig schnappte er nach Luft.
 

»Potter …«, hörte er Dracos Stimme zwischen dem Rauschen, doch Harry verzog schmerzhaft das Gesicht. Es war, als wenn die Geschehnisse an ihm zerren würden, sie zogen ihn immer näher an den Abgrund. Seine Hand zitterte und Gänsehaut zog sich über seinen Körper.
 

»Harry, schau mich an.«, zischte Draco verzweifelt und Harry konnte schemenhaft wahrnehmen, dass er aufgestanden war und auf ihn zukam.
 

Die Worte hallten in seinem Hinterkopf und in seinen Gedanken herrschte so ein Durcheinander, dass er sich an diese klare Anweisung klammerte, Halt suchte. Er hob den Blick und sah in die sturmgrauen Augen seines Gegenübers. Seine ganze Erscheinung strahlte eine Ruhe aus, die Harry unweigerlich aufseufzen ließ.
 

Erst jetzt bemerkte er den festen Griff Dracos Hände, die auf beiden Seiten seine Oberarme umfassten. Seine Schulter sackten zusammen und sie entfernten sich zögernd, ließen ihn zur Ruhe kommen.
 

Eine Weile schwiegen sie. Er versuchte, seine Gedanken zu ordnen, zog Luft in seine Lunge. Tief atmete er aus und seine Augen schlossen sich, als ihm bewusst wurde, dass Draco immer noch vor ihm stand. Ruhig lag sein Blick auf ihm.
 

»Alles okay?« Die Worte waren gehaucht, sachte und zögernd. Nie hatte er Draco in so einem Tonfall sprechen hören. Es klang fürsorglich und Harry konnte fühlen, wie ihm ganz warm wurde.
 

»Was ist ...« Ein kratziger Laut entkam seiner Kehle. Sein Mund fühlte sich trocken an und ein Kloß saß fest in seinem Hals. Er versuchte zu schlucken, begann jedoch augenblicklich zu husten.
 

»Ich glaube … du hattest gerade eine Panikattacke. Ich hätte nicht gedacht, dass dich der Gedanke mit mir … Ich …« Er zögerte, griff hinter seinen Rücken und öffnete die Schleife, um die Schürze auszuziehen.
 

»Aber immerhin geht es dir jetzt besser.«, lachte Draco kaum merklich und neigte seinen Kopf kurz zu ihm rüber, sah ihn jedoch nicht an. Sprachlos betrachte Harry die Bewegung und beobachtete, wie er die Schürze faltete und auf einen Stuhl legte.
 

»Es ist nicht wegen dir.«, hörte Harry seine eigenen Worte in dem Raum widerhallen, doch Dracos hatte seine Maske aufgesetzt, wandte mit starrem Ausdruck den Blick ab und wollte die Küche verlassen.
 

»Verdammt, Malfoy.«, knurrte er und griff nach seinem Handgelenk, wodurch Draco sich zu ihm drehte.
 

»Was willst du, Potter? Hör doch verdammt noch mal endlich damit auf … Nichts ergibt mehr Sinn!«, schrie Draco und starrte ihm entgegen. Er konnte ihn schlucken sehen, ruckartig zog er seinen Arm aus Harrys Umklammerung.
 

»Ich wollte doch nur ...«, begann er zu sprechen, doch er zögerte, verzog seine Lippe und hob seinen Blick um Harry direkt anzusehen.
 

»Verdammt, du beschissener Mistkerl. Ich wollte dir helfen, verstehst du das denn nicht?«, schrie er ihn beinahe an, sein Atem wurde hektischer und Dracos Brustkorb hob und senkte sich wieder.
 

Harry saß da. Mit geweiteten Augen betrachtete er seinen ehemaligen Feind, wie dieser schnaufend vor ihm stand.
 

»Es fühlt sich an wie eine Gnadenfrist.«, flüsterte Draco atemlos.
 

»Wie meinst du das?«, fragte Harry sichtlich verwirrt. Dracos Stimme klang traurig, verletzt und Harry gelang es nicht, sein Gegenüber einzuschätzen. Eine Gnadenfrist?
 

»Das hier mit dir. Dass ich hier wohnen darf, dass wir versuchen meine Mutter zu retten.« Ein Seufzen entglitt seiner Kehle. »Ich darf sogar meinen Schulabschluss machen. Noch einen Moment lassen sie mich das Dasein eines Zauberers auskosten, damit ich genau weiß, was ich da verliere.« Draco lachte leise.
 

Harry antwortete ihm nicht, still blickte er auf den Mann vor ihm, der so verletzlich wirkte. Vor drei Jahren hätte er ihn vermutlich ausgelacht. Verspottet, ihn ein verweichlichtes Frettchen genannt. Ein müdes Lächeln bildete sich auf seinen Lippen.
 

»Weißt du … Potter …« , drangen die gehauchten Worte an sein Ohr.
 

»Ich habe alles verloren. Jegliches Privileg, welches mein Name mit sich brachte. Mein Heim, meine Familie. Alles was noch in mir ist, fühlt sich einfach nur leer an. Ich weiß nicht einmal mehr, ob ich …« Er brach ab, wandte seinen Blick zur Seite als er jedoch plötzlich schnaubte und ihn direkt anblickte.
 

Entschlossenheit lag in seinem Blick. Der letzte fast verrauchte Funke kämpfte sich hervor, um seinen Willen zu beweisen. Doch die Dunkelheit, welche in seinen Augen mitschwang, überwog.
 

Und dann verstand Harry es.
 

Draco wollte ihm auf Augenhöhe gegenüber stehen.
 

Wie es immer schon war. Wie es immer sein sollte, huschte es durch seine Gedanken und in seinem Inneren breitete sich ein Gefühl des Verständnisses aus. Dieses Angebot war ein Versuch, ihm zu helfen. Ihm, Harry Potter, den unfreiwillige Retter, der es gegen jegliche Logik doch geschafft hatte. Es war unglaublich paradox und ungewohnt, dass Harry lange gebraucht hatte bis er es erkannt hatte.
 

Draco wollte sich revanchieren. Ihm die Hand reichen und ihm beistehen, genau wie er es auch getan hatte.
 

Resignierend seufzte Harry und griff erneut nach dem schmalen Handgelenk, um Draco mit einem Ruck in seine Arme zu ziehen. Er keuchte überrascht auf, umschloss jedoch zögerlich seinen Oberkörper. Eine Weile verweilten sie in der Position. Genossen die Wärme als Harry sachte etwas an Dracos Schulter sagte.
 

»Okay.«, flüsterte Harry und er konnte Draco überrascht aufatmen hören.
 

Draco löste die Umarmung und starrte ihn an. Unsicherheit flackerte in seinem Blick.

 

»O-okay?«, wiederholte Draco zögernd. »Heißt das, du willst es versuchen?«
 

»Nicht heute.«, erklangen seine müden Worte, doch Draco schien dies auszureichen. Harry wusste, dass er es damit bestätigt hatte, was die Unruhe in seinem Inneren verstärkte, doch er wollte mutig sein. Dass es nicht einfach werden würde, hatte er sowieso gewusst. Was war er denn bitte für ein Gryffindor, wenn er bei jeder Gefahr davon rannte. Nein das passte nicht zu ihm, beschloss er.
 

Er konnte noch erkennen, wie Draco ihm schwach zunickte und schließlich den Raum verließ.

 

Für einen Moment war es Harry nicht möglich sich auch nur einen winzigen Zentimeter zu bewegen als er mit matten grünen Augen den Flur fixierte, in dessen Dunkelheit der Andere verschwunden war.
 

 
 

~~~*~~~
 

»In Steve's Erzählung hörte es sich irgendwie besser an.«, schnaufte Ron neben ihm.
 

Der starke Regen prasselte hartnäckig auf ihre Kleidung und Harry merkte, wie einige Tropfen an seinem Hals hinunter liefen. Zweifelnd starrte er auf die Bar, welche in einer Seitengasse in London lag. Ein Muggelviertel. Ron hatte gemeint, ein Bekannter seines Vaters hatte es ihm empfohlen, als er letzte Woche für ein Vorstellungsgespräch im Ministerium war. Sein bester Freund beabsichtigte, trotz dessen, dass Harry es nicht mehr wollte, eine Aurorenausbildung anzufangen. Ein weiterer Grund, warum Ron die letzten Wochen vor den Weihnachtsferien sehr viele Stunden mit Hermine in der Bibliothek verbracht hatte. Sein Vater war fast geplatzt vor Stolz, als Ron es am Weihnachtsabend verkündet hatte.
 

Harry verzog angenervt sein Gesicht und sah verschwommen durch die Regentropfen auf seinen Brillengläsern auf das Neonschild der Bar. Ein Buchstabe flackerte und reflektierte sich an den Backsteinwänden der Gasse.
 

Harry hatte schließlich eingewilligt auf das ewige Bedrängen seines besten Freundes etwas mit ihm trinken zu gehen. Und war dies eine gekonnte Ausrede, um mal ein paar Momente seine Gedanken ordnen zu können.
 

»Na komm schon, Ron.«, sagte Harry bestimmt und überquerte die letzte Entfernung zu der großen Eichentür.
 

Eine wohlige Wärme strömte ihm entgegen, als er den kleinen gemütlichen Pub betrat. Die verdunkelten Fensterscheiben ließen nur leicht das Licht der Straßenbeleuchtung durch. Sie durchquerten die Schankstube und setzten sich an die große Theke. Der blonde Barmann, Harry schätzte, er war in ihrem Alter, schenkte ihnen ein freundliches Lächeln.
 

»Habt ihr euch verirrt, oder sucht ihr Schutz vor dem Regen?«, schmunzelte er und zog ihre Aufmerksamkeit auf sich.
 

Vermutlich kamen hier nicht oft neue Gäste hin, so versteckt, wie der kleine Pub gelegen war, doch es war auf eine komische Art und Weise sehr gemütlich. Neben der Theke gab es noch zwei weitere Sitzmöglichkeiten, die etwas verdeckter lagen sowie ein Billardtisch, der mitten im Raum stand. Zwischen den Sitzgelegenheiten konnte Harry eine freie Fläche erkennen, auf der man wohl auch tanzen konnte. Es sah alles sehr gepflegt aus, schien jedoch in die Jahre gekommen zu sein. Definitiv konnten die Sitzpolster einige Reparaturen vertragen, was mit einem kleinen Zauber schnell erledigt wäre, doch war dies ein Luxus, der den Muggeln nicht vergönnt war. Reparaturen kosten Geld.
 

»Der Regen ...«, sagte Harry. Der Kellner nickte verstehend und nahm sich erneut das Trockentuch zur Hand, um es in das große Bierglas zu stopfen und darin zu drehen.
 

Eigentlich war es der Schutz der Anonymität, den sie gesucht hatten. Das konnte er dem Muggel jedoch nicht verraten. Es war Harrys Bedingung für diesen Abend gewesen. Sie hatten einmal versucht, im tropfenden Kessel was trinken zu gehen, was jedoch darin endete, dass eine Traube von Menschen sie alle fünf Minuten in ihrem Gespräch unterbrochen hatte. Diese Bar hier war leer. Keine Reporter, die schlecht versteckt hinter Pflanzen standen, nur um ein gutes Foto für einen neuen Artikel zu bekommen. Es waren kaum andere Gäste da, aber immerhin war es auch noch relativ früh.
 

»Wir führen leider keine Cocktails hier, aber wenn ihr möchtet, mische ich euch einen Longdrink.«, sagte der Kellner lächelnd und kam erneut zu ihnen rüber.
 

»Mein Name ist übrigens Oliver.« Er zwinkerte Harry zu.
 

Er fragte sich, ob es ihm plötzlich irgendwie aufs Gesicht geschrieben stand, dass er demselben Geschlecht nun doch nicht so ganz abgeneigt war. Ansonsten fand er keine schlüssige Erklärung, für das offensichtliche Flirten seines Gegenübers.
 

Oder wurde er jetzt komplett verrückt? Er schnaubte.
 

»Gerne.« , sagte Harry, um keinen Verdacht zu erregen, und betrachtete Oliver mit einer hochgezogenen Augenbraue, was diesen leicht kichern ließ.
 

Er wandte sich dem großen Regal hinter der Theke zu und schien zu überlegen, welches Getränk für sie geeignet wäre. Kurzerhand nickte er und zog eine dunkle Flasche hervor. Er beugte sich hinunter zu dem kleinen Kühlschrank, was Harry bemerken ließ, dass er den kleinen festen Hintern des Kellners doch für einen Moment zu viel betrachtet hatte, denn Rons Schnauben ertönte neben ihm und ein Unglaube lag in seinem Blick, als er bemerkt hatte, was Harry da eigentlich beobachtete.
 

Hochrot sah Harry zur Seite, verpasste sogar fast die Ankunft der zwei Gläser, die Oliver vor ihnen auf die Theke stellte.
 

»Der Junge hat ein Talent für gute Mischungen.«, gluckste ein älterer Mann am anderen Ende, woraufhin der Kellner sich verlegen am Kopf kratzte. Der Gast hob sein Glas und sein Schnauzbart hüpfte ein Stück, während er seine Lippen zu einem Grinsen verzog.
 

»Cuba Libre. Etwas Einfaches aber sehr lecker. Eigentlich ist es nur Rum mit Cola.« Oliver lachte leise. »Wüsste nicht, was man da falsch mixen könnte.« Seine Wangen waren immer noch zart rosa. Die blonden Haare trug er sehr kurz, anders als die von Draco, und dennoch standen sie in alle Richtungen wild von seinem Kopf ab.
 

»Klingt doch super.«, flötete Ron unbekümmert und griff beherzt nach einem Glas. Mit einer Handbewegung wandte sich Oliver wieder den anderen Gästen zu.
 

Harry seufzte. Die Neuentdeckung seiner Sexualität war nicht etwas, was er unbedingt beabsichtigt hatte, bei diesem Ausflug zu erfahren. Er hatte schließlich eingewilligt, um genau dieser Thematik für einen Moment zu entkommen. Das Gespräch vom Frühstück heute Morgen hatte ihn so unendlich verwirrt, dass er unbedingt aus diesem Haus raus musste. Was war das jetzt eigentlich zwischen ihnen?
 

»Also Malfoy wohnt jetzt bei dir?« Riss Rons Stimme ihn aus seinen Gedanken und Harry starrte bei der Direktheit seiner Worte ihn für einen Moment erschrocken an, bis er realisierte, dass Hermine ihn wohl eingeweiht haben musste.
 

»Sie hat es dir erzählt.«, sprach er das Offensichtliche schließlich aus und ein Kopfschmerz zog sich durch seine Schläfe. Mussten sie jetzt über das Thema reden?
 

»Kumpel, seit wann erzählen wir uns so etwas nicht mehr?« Ron zögerte, kaute auf seiner Lippe herum und nahm beherzt einen weiteren Schluck des Getränkes, was Harry noch nicht angerührt hatte. Der Blick seines besten Freundes fixierte ihn vorwurfsvoll und Harry wusste, dass er recht hatte. Es war nicht fair gewesen, ihn auszuschließen, doch war es für ihn immer noch ungewohnt, dass sein bester Freund wohl akzeptiert zu haben schien, dass er Gefühle für ihren ehemaligen Schulfeind hegte.
 

Doch wusste Ron nicht, was heute Morgen passiert war, welchen Zusammenbruch er vor den Augen ihres einst so verhassten Feindes gehabt hatte, wie tief er ihn schon in sein Inneres gelassen hatte.
 

»Du hast Recht.«, bestimmte Harry, was ein dümmliches Grinsen auf das Gesicht seines besten Freundes zeichnete.
 

»Nur bitte lass mich nicht dabei zusehen, wie du mit dem Frettchen rumknutschst, ja?« Ron würgte gespielt und Harry musste lachen. Ron musste Draco nicht mögen. Für Harry reichte es allemal, dass er einfach akzeptierte, dass ihr ehemaliger Feind sich in sein Leben geschlichen hatte, auch wenn er noch nicht das ganze Ausmaß der Geschichte kannte.
 

Rons und seine Freundschaft war immer sehr einfach gewesen. Sie stritten sich zwar oft, wenn es um wichtige Dinge ging, verziehen sich aber genau so schnell wieder. Selbst wenn man sich erst nach Monaten wiedersah, fühlte es sich so an, als hätte er den jüngsten Sohn der Weasleys erst wenige Minuten davor das letzte Mal gesehen. Sie hatten so viel durchgemacht, dass Harry einfach angenommen hatte, dass Ron ihm diesmal diese Gedanken nicht verzeihen würde.
 

Dass dies vielleicht die eine Sache war, die er nicht akzeptieren konnte. Sich dem Feind hinzugeben, war irgendwo immerhin auch ein Verrat, oder nicht?
 

Ein Schmerz pochte in seiner Lippe und er spürte die gutmütig klopfende Hand seines besten Freundes auf seiner Schulter, die ihm mitteilte, dass sich das Thema damit erledigt hatte.
 

So einfach war es.
 

»Ich hab dich aus einem anderen Grund heute eingeladen, Kumpel.«, grinste Ron und Harry bemerkte, wie er sich im Raum umsah.
 

»Ich will, dass du mein Trauzeuge wirst, Harry.« Er strahlte und Harry wurde sich bewusst, was diese Bitte eigentlich bedeutete.
 

»Ihr heiratet!«, rief er laut aus, was den bärtigen Mann am anderen Ende des Tresens erfreut zum Klatschen brachte.
 

»Meinen Glückwünsch!« Er erhob sein Glas und prostete ihnen zu.
 

»Harry!«, zischte Ron verlegen und beugte sich zu ihm. »Verdammt ich hab sie noch nicht gefragt. Aber ich habe den Ring schon, verstehst du?« Er zog eine kleine schwarze Schatulle aus seinem Mantel und zeigte sie Harry, bevor er sie hastig wieder einsteckte.
 

»Nach dem Abschluss.«, sagte Ron mit ruhiger Stimme und atmete tief aus. »Dann frag ich sie ...«, murmelte er und trank den letzten Rest seines Getränkes aus. Harry schaute auf sein immer noch randvolles Glas und nahm den Henkel in die Hand um einen großen Schluck zu trinken.
 

»Ich mach's.«, beschloss er dann einfach, fühlte es sich richtig an, seine Freunde auf dem Weg in ihr neues Leben noch zu begleiten.
 

Vielleicht sogar zu verabschieden, ergänzte er traurig in Gedanken. Wenn Hermine und Ron erst einmal verheiratet waren, hatten sie bestimmt weniger Zeit, um sie mit Harry zu verbringen. Andere Sorgen und Probleme, die nur die beiden betreffen würden. Sie wurden nun einmal älter und er wusste, dass dies eigentlich ziemlich normal sein sollte.
 

Es fiel ihm jedoch unendlich schwer, es einfach hinzunehmen. Sein eigenes Leben war so ungewiss. Die Zukunft, der Morgen würde von den Entscheidungen geprägt sein, die er in den nächsten Wochen treffen musste.
 

»Ich wusste, dass ich auf dich zählen kann. Danke, man.« Ron klopfte ihm erneut feste auf die Schulter und grinste ihm entgegen.
 

»Harry ...«, sprach er nach kurzem Zögern weiter. Rons Lippen verzogen sich zu einem bitteren Lächeln.

 

»Seid ihr … Bist du … ?«
 

»Wir sind nicht zusammen, falls es das ist, was du fragen wolltest.«, seufzte Harry und er konnte den Blick von Oliver spüren, der bei diesen Worten zu ihnen herübergesehen hatte. Gedankenverloren drehte er das silberne Armband an seinem Handgelenk.

 

»Ein Geschenk?«, fragte Ron, der seinem Blick gefolgt war.
 

»Ja, sowas in der Art …«
 

 
 

~~~*~~~
 


 

Nach zwei Stunden hatte sich Harry schließlich von Ron verabschiedet. Er freute sich unheimlich für die beiden, jedoch verschlimmerte der Gedanke auf eine komische Weise auch das beklemmende Gefühl in seiner Brust. Mit einer Hand zerknüllte er das kleine Stück Papier, welches der Kellner ihm zusammen mit der Rechnung gebracht hatte. Stopfte es in seine Tasche und hing die Jacke im Flur auf.
 

Seufzend und schweren Herzens betrat er das Wohnzimmer des Grimmauldplatzes und stellte erstaunt fest, das Draco noch wach war. Er hatte es sich, in eine Decke eingemummelt vor dem Kamin bequem gemacht und las ein Buch. Er hob seinen Blick.
 

»Du bist zurück.«, sagte Draco und ließ das Buch neben sich auf die Couch fallen. Er trug einen seidenen Schlafanzug, seine Haare waren etwas verwuschelt und anscheinend war er noch einmal aufgestanden.
 

»Ja …«, hauchte der Harry müde in das dunkle Zimmer, welches allein von den Flammen des Kamins in ein flackerndes Licht getaucht wurde.
 

Er hatte eigentlich gehofft, dass Draco schon schlafen würde, wusste er einfach nicht, wie sie miteinander umgehen sollten. Harry wollte nicht derjenige sein, der es kaputt machte, diese unsichere Spannung, die zwischen ihnen schwebte.
 

»Ich wollte eigentlich ...« , begann Harry zu sprechen, schaffte es jedoch nicht, weiterzureden. Eigentlich wollte er sich nur ins Bett schleichen und diesen Abend zu Ende gehen lassen. Ron mal wieder zu treffen hatte Spaß gemacht, doch der Morgen und das, was zwischen Draco und ihm herrschte, wühlten sein Inneres auf. Seine Glieder fühlten sich kalt und angespannt an, sein Herz pochte leise und dumpf in seiner Brust.
 

»Ich gehe ins Bett.«, seufzte Harry und drehte sich um, ohne Draco noch einmal anzusehen. Schleppend zwang er seine Beine die letzten Stufen hoch, bis er Sirius Zimmer erreichte und sich haltlos in das gemütliche Bett fallen ließ.
 

Heute Nacht wach zu bleiben stand nicht zur Wahl. Er war so erschöpft, dass es keine fünf Minuten dauerte, bis seine Augen zufielen und sein Bewusstsein in die Dunkelheit eintauchte.
 

Doch das Knarren der Dielen ließ ihn erneut im Halbschlaf aufhorchen. Mit geschlossenen Augen hörte er das leise Quietschen der Tür, sowie die zögerlichen Schritte, die sich durch den Raum tasteten. Das Gewicht, welches die Matratze kurz nachgeben ließ, bestätigte seine leise Hoffnung, als sich seine Bettdecke ein Stück anhob und schlanke Arme ihn von hinten umschlossen.
 

»Sag jetzt bitte nichts.«, flüsterte Draco an seinem Nacken und der heiße Atem ließ eine Gänsehaut auf seiner Haut entstehen.
 

Ein wohliges Lächeln schlich sich auf Harrys Lippe, als die Wärme des Körpers ihn einnahm. Er merkte, wie sein Herz sich langsam wieder beruhigte und sein Bewusstsein in einer tiefen Schwärze versank.

 
 

~~~*~~~

 



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  cheron
2023-05-11T02:49:24+00:00 11.05.2023 04:49
Hallihallo :)

Wieder ein aufschlussreiches Kapitel.

Harry ringt sich sich dazu durch, Dracos Hilfe anzunehmen. Ein weiterer wichtiger Schritt in Ihrem Verhältnis zueinander. Vor allem denke ich, dass es dem Selbstbewusstsein von Draco ganz gut tut. Er strahlt immer wieder so eine Verletzlichkeit und Unsicherheit aus. Das ist gut an seiner Reaktion ggü Harry nach dessen Panikattacke zu merken.
Und wieder beweist Draco, wie viel ihm an Harry liegt. Er wartet extra bis dieser nach Hause kommt und kuschelt sich dann zu ihm ins Bett. Offiziell wahrscheinlich, um Harry einen erholsamen Schlaf zu ermöglichen. Ich könnte mir vorstellen, dass Draco sich das zum Teil zumindest so einredet, aber auch er benötigt Halt in seinem in Trümmer liegendes Leben und diesen findet er bei Harry.

Harry wird also Trauzeuge für seinen besten Kumpel ^^ und er versteht es Harry aufzumuntern und erweist sich als sehr guter Freund, dass er zu Harry steht und es einfach akzeptiert, dass dieser in Draco verliebt ist. Bei der ganzen Vorgeschichte ist das alles andere als selbstverständlich.
Viel wichtiger finde ich allerdings den fast nebensächlich behandelten Hinweis über den Zettel, denn Harry von dem Kellner erhalten hat. Ich denke hier ist durchaus noch Drama vorprogrammiert. Aber da lasse ich mich gerne überraschen von dir.

Alles Gute und viele Grüße:)


Antwort von:  Refaye
12.05.2023 10:25
Guten Morgen :)
freut mich dass dir die Entwicklung der beiden gefällt. Ich denke, dass es nunmal Zeit braucht um die beiden zusammen zu führen. Auch Draco hat sein Päckchen zu tragen und ich muss sagen ich fand deine Betrachtungsweise sehr interessant. Ja im Grunde hat Draco hier aus Rücksicht auf Harry gewartet und braucht diese nähe selbst auch, auch wenn er sich nicht erlauben kann das zuzugeben. Er gibt Harry seinem Freiraum aber auch weil er denkt, dass er kein guter Umgang für ihn ist und vermutlich sein Leben nur komplizierter macht. Er ist sich bewusst, was seine Vergangenheit für einen Rattenschwanz mit sich zieht.

Nachdem Ron sich auf der Party so sehr gestritten hat mit ihm, ist das wirklich gut, dass Ron die Beziehung zumindest "dulden" würde. Solange er keine Probleme verursacht, unterstützt er Harry, ist aber natürlich immer noch skeptisch Draco gegenüber.

Ja... Der Zettel, mhm... Ich mag nicht zu viel verraten.

Bis dann :p
Refaye
Von:  Ryosae
2023-04-05T14:01:14+00:00 05.04.2023 16:01
Aww!
Also der letzte Teil ist einfach nur Herz! 🥰
Ich finde es klasse, dass Draco Harry mit der Verarbeitung seiner Erlebnisse und Träume helfen will. Auch wenn es als Wiedergutmachung gerarnt ist. Draco will helfen. ;)

Wie geht es mit diesem Blatt im Mund jetzt weiter? Hatten sie es bei dem ganzen Trubel tatsächlich immer im Mund?
Freu mich aufs nächste Kapitel!
LG
Ryo
Antwort von:  Refaye
05.04.2023 22:30
Schön, dass es dir gefallen hat ;)

Wie es mit dem Trank weiter geht, wirst du sicher bald erfahren. Ich möchte nicht zu viel verraten. Aber ja, sie haben die ganze Zeit das Blatt im Mund. ;)
Danke für deine lieben Worte.

LG Refaye
Von:  Animegirl1224
2023-04-05T12:13:05+00:00 05.04.2023 14:13
Hallo,

Auch wenn ich mich wahrscheinlich wiederhole, wie immer ein echt tolles kapitel.
Auch die ortswechsel sind gut geschrieben. Schön eingebettet in die geschichte.
Hermine und ron heiraten. Also nicht, dass das eine große überraschung wäre, aber in den wenigsten geschichten, die ich gelesen habe, wird das thematisiert. Ich bin also gespannt. Mir kam auch gleich Harry und draco zusammen als hochzeitsgäste in den sinn.
Konnte mir harry und ron in der bar am tresen bildlich vorstellen :)
Und das oliver harry gleich seine Nummer geben hat. Das hattest du doch angedeutet, oder?

Ach und der schluss ist so süß. musste breit grinsen. So kann man ihm eben auch dabei helfen besser zu schlafen.

Bis bald
Antwort von:  Refaye
05.04.2023 14:47
Hey :)

also du brauchst dir keine Sorgen machen, dass die Geschichte alsbald zu Ende ist, haha. Da ich eigentlich schon das letzte Schuljahr irgendwo zeitmäßig als Grundriss für die Geschichte genommen habe, sind wir irgendwo in der Mitte grade angekommen. Wird also noch einige Kapitel zum lesen geben :)

Ich fand es richtig, dass die Hochzeit thematisiert wird und um ehrlich zu sein ist es mir nie aufgefallen, dass es wirklich selten Thema ist in anderen Fanfictions. Ich mochte die Vorstellung von Harry als Gast einfach ;)

Jap, das hatte ich angedeutet.

Bis dann




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