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The Decisions of Tomorrow

the first duty of love is to listen
von

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Breakfast

Kapitel 20: Breakfast

 

 

 

Ein wohliges Seufzen entglitt Harrys Kehle. Er streckte seine Glieder, was seine Muskeln leicht erzittern ließ. Der Stoff des Bettlakens fühlte sich weich an, erwärmt von den ersten Sonnenstrahlen, die sich durch das halb geöffnete Fenster in den Raum schlichen.
 

Blinzelnd öffnete er seine Augen und rieb sich den Schlaf aus den Lidern. Wie spät war es? Verwundert realisierte er, dass dies hier nicht sein Zimmer war. Gedankenverloren glitt sein Blick auf die leere Bettseite. Eine kleine Kuhle in der Matratze war immer noch an der Stelle neben ihm zu erkennen. Ein Beweis dafür, dass er die Geschehnisse von gestern Abend nicht geträumt hatte. Bilder des Weihnachtsabends huschten durch seine Erinnerung und Harry merkte, wie seine Wangen warm wurden. Er wandte seinen Blick zur Seite.
 

Sturmgraue Augen tauchten in seiner Erinnerung auf. Bebende Lippen, wie sie nur Zentimeter vor seinen eigenen schwebten. Das stetige verräterische Klopfen seines Herzens ließ ihn nun geistesgegenwärtig wahrnehmen, was eigentlich zwischen ihnen passiert war.
 

Seine Gefühle hatten ihn übermannt. So überflutet von der Panik, dass Draco einfach gegangen sein könnte, hatte er jedes rationale Handeln freiwillig über Bord geworfen, als sein ehemaliger Rivale schließlich hinter ihm aufgetaucht war. Er hatte … Harrys Augen weiteten sich ein Stück, als ihm die Erinnerung von seinem Geständnis kam.
 

Oh Gott!
 

Er hatte ihm gesagt, dass er ihn mochte. Er hatte … er hatte ihn um einen Kuss gebeten! Sie hatten …

 

Hastig hob er die Bettdecke ein Stück an und schaute an seinem Körper herunter. Er trug immer noch dieselbe Kleidung vom Vorabend, die verschwitzt und eng auf seiner Haut lag. Er seufzte tief, zog die Bettdecke über seinen Kopf und drückte sein Gesicht in das Kissen, in dem Versuch diese verwirrenden Gedanken aus seinem Kopf zu bekommen, doch Dracos Geruch war allgegenwärtig und half nicht unbedingt dabei, sich von den Geschehnissen abzulenken. Er fluchte, zog die Bettdecke zur Seite und stieg aus dem Bett.
 

Harry blies mit einem tiefen Seufzer die Luft aus seinen Lungen, als er langsam das Zimmer verließ, um sich im angrenzenden Badezimmer zu waschen. Er knöpfte auf halben Weg bereits sein Hemd auf, wollte endlich seine Haut von dem klebrigen unangenehmen Stoff befreien und ließ es sanft von seiner Schulter gleiten.
 

Vor dem Badezimmerspiegel kam er zum Stehen, verzog die Lippe und betrachtete sein Gesicht. Hellgrüne Augen spiegelten das leicht flackernde Licht der Deckenlampe, umrandet von tiefen Augenringen und dunklen Schatten, die darunter lagen. Sein rabenschwarzes Haar stand noch mehr in alle Richtungen ab als sonst und verlieh seiner verwahrlosten Erscheinung den letzten Schliff. Wenn Harry es nicht besser wüsste, könnte er auch als Obdachloser durch gehen, der nun seine vierte Woche unter einer Brücke verbracht hatte. Der Gedanken an dieses Schicksal ließ ihn erneut an seinen Mitbewohner denken, der diesem gerade so entkommen war. Er schnaubte.
 

Doch Draco war wieder da.
 

Ein Zweifel lag in seinem Inneren. Draco musste bereits sehr früh aufgestanden sein, hatte das Bett, welches sie geteilt hatten, verlassen und ihn weiterschlafen lassen. Harry erwischte sich selbst bei dem Gedanken, dass dies nun das zweite Mal war, dass Draco ihn hatte beim Schlafen beobachten können.
 

Was war nur aus ihnen geworden?
 

Er strich mit der rechten Hand durch sein Haar, ließ seine Finger dazwischen gleiten und versuchte, die Unordnung zu bändigen. Das dumpfe Gefühl in seinem Brustkorb verstärkte sich. Wenn man ihm vor einem Jahr gesagt hätte, dass er mit Draco Malfoy mal das Bett teilen würde, hätte er höchstpersönlich dafür gesorgt, dass dieser Jemand ohne weitere Umwege ins St. Mungos eingeliefert würde. Doch es war passiert. Und die Erkenntnis, dass es wohl nie wieder passieren würde, lag schwer in seinem Herzen.
 

Es war nicht möglich. Zu sehr waren sie vorbelastet. Als die Personen, dessen Leben sie nun einmal führten. Draco hatte klar gemacht, dass er Harrys aufopfernde Hilfe nicht wollte und er schämte sich für einen Moment sogar dafür, dass er sie überhaupt angeboten hatte. Er war bereit dazu gewesen. Eine Ausbildung zum Auror zu beginnen, um ihn aus dieser Situation zu befreien. Von den Werten und Erwartungen, die er zu erfüllen versuchte um …
 

Ja um was?
 

Kaltes Wasser spritze in sein Gesicht und er ließ seine Hände darüber gleiten. Er versuchte, die dunklen Augenringe weg zu reiben, wusch sich den Schweiß von der Stirn. Sachte glitt er mit den Fingerspitzen über die verblasste blitzförmige Narbe.
 

Das Gefühl, keine Wahl über sein eigenes Leben zu haben, kannte er zu gut. Auch er hatte sich nicht gewehrt, als er schließlich die Erkenntnis erlangt hatte, was er tun musste, um dem Krieg zu beenden, war er bereitwillig in den Tod gegangen. Er hatte sein Schicksal mit offenen Armen akzeptiert. War es heuchlerisch nun von Draco zu erwarten sich dem zu widersetzen, was die Familienehre von ihm verlangte?
 

Um … an seiner Seite sein zu dürfen?
 

Wieder diese weichen Lippen auf seinen zu spüren und sich von dem Gefühl mitreißen zu lassen. Schon damals in der Schulzeit hatte Draco es verstanden, wie er Harry aus der Ruhe bringen konnte. Ob es nun durch Streitereien oder durch die ewige Rivalität zwischen ihnen war.
 

»Immerhin hat sich das nicht geändert ...«, flüsterte er leise in den kleinen Raum hinein und drehte den Wasserhahn zu, worauf die letzten Tropfen im Abfluss verschwanden. Ein müdes Lächeln legte sich auf seine Lippen.
 

Er machte einen Zwischenstopp in dem Zimmer von Sirius, wo er einige seiner Klamotten aufbewahrte, um sich anzuziehen. Vermutlich war Draco unten, dachte er sich und ging nach einigen Minuten zögernd die hölzernen Treppenstufen hinab. Das laute Scheppern, welches aus der Küche drang, bestätigte sogleich Harrys Gedanken und als er durch die Tür trat, sah er ihn.
 

Draco stand frisch geduscht und immer noch mit leicht feuchten Haaren hinter der Küchenzeile und rieb sich fluchend über sein Handgelenk. Das heiße Öl, welches sich vorher in der Pfanne befunden hatte, war nun komplett über die Herdplatte verteilt und schien auch zum Teil auf seiner Hand gelandet zu sein. Draco gab ein zischendes Geräusch von sich, schien Harry noch nicht bemerkt zu haben, der mit zwei großen Schritten bei ihm war und nach seinem Unterarm griff.
 

»Verflucht, Potter.«, stieß dieser erschrocken aus und betrachtete Harry mit nachdenklichem Gesichtsausdruck.
 

»Halt still.«, murmelte er und befeuchtete ein Küchentuch, um es sogleich sachte auf das Handgelenk von Draco zu legen. Das kühle Gefühl sorgte dafür, dass Draco zusammenzuckte und scharf die Luft einzog. Harry betrachtete das Chaos vor ihm und bemerkte stirnrunzelnd, dass er wohl versucht hatte, Frühstück zu machen.
 

Sachte strich Harry mit seinem Daumen über den Handrücken, als Draco jedoch hastig zwei Schritte nach hinten taumelte, um der Berührung zu entgehen. Eine leichte Röte zierte seine Wangen.
 

»Danke …«, hörte er die gemurmelten Worte. Harry versuchte, stark zu sein, doch seine Stimme zitterte unaufhörlich und das stetige Pochen drang immer lauter gegen seinen Brustkorb.
 

»Was hast du hier überhaupt versucht?«, fragte Harry zögerlich.

 

Es fühlte es sich nicht richtig an, die gestrige Nacht nun anzusprechen, wenn Draco selbst bei so einer kleinen Berührung aus der Fassung geriet, doch er konnte es ihm nicht verübeln. Es brachte ihn genauso aus dem Konzept. Egal, was da zwischen ihnen war, es war etwas sehr Zerbrechliches und Harry kam es so vor, als hätte ein einziges falsches Wort die Macht, es in tausende winzig kleine Stücke zu zerschmettern.
 

Harry fiel es schwer, es zuzugeben, doch er hatte seit langem nicht mehr so gut geschlafen wie gestern Nacht. An die Seite seines ehemaligen Feindes gekuschelt, während die Wärme des Anderen seinen Körper wohlig umschlossen hatte. Vielleicht war es genau das, was ihm gefehlt hatte, doch hätte er diese Intimität nicht auch mit Ginny haben können? Was also hatte Draco an sich, dass er jedes Mal das Gefühl hatte, sein Herz würde jeden Moment aus seiner Brust springen und Urlaub wegen Überarbeitung anmelden. Bei dem Gedanken schlich sich ein Lächeln auf seine Lippen.
 

»Ja lach mich ruhig aus.«, schnaubte Draco verächtlich und rieb stirnrunzelnd mit dem Tuch über die Verletzung. Er zog eine Augenbraue in die Höhe und sah ihn nun direkt an. Die anfängliche Unsicherheit schien verschwunden.
 

»Ich werde drei Jahre ohne Magie leben müssen … wenn ich nicht verhungern will, muss ich das ja irgendwie lernen …« Er seufzte resignierend und begann mit dem Stück Stoff die Ölreste von der Anrichte zu entfernen.
 

Harry konnte nicht anders als über den Anblick zu schmunzeln. Draco, der zwar wie immer ein elegantes Hemd trug, hatte eine Küchenschürze umgebunden, welche ein kleines Blumenmuster aus roten Lilien zierte. Die Blumen erinnerten Harry an seine Mutter und wie diese bestimmt früher für ihn und seinen Vater diverse Leckereien gezaubert hatte. Nun Draco so zu sehen, trieb eine vermeintlich vertraute Wärme durch seinen Körper. Er hatte ihn nie wirklich als Familienmensch gesehen, geschweige denn als jemanden, der in der Küche kochen würde. Er wirkte fehl am Platz und unbeholfen in seiner Tätigkeit, was seiner ganzen Erscheinung eine Niedlichkeit verlieh, die Harry sehr amüsant fand.
 

»Scheint ja gut zu klappen.«, neckte Harry ihn und sein Lächeln wurde zu einem Grinsen, was Draco nur die Augen verdrehen ließ.
 

»Als ob du es besser könntest, du glorreicher Held.«, schnaufte Draco, auf dessen Lippen sich ebenfalls ein leichtes Grinsen geschlichen hatten.
 

Tatsächlich war Kochen und die tägliche Arbeit im Haushalt etwas, was er über die Jahre bei den Dursleys zwar nicht wirklich gemocht, aber dennoch zu beherrschen gelernt hatte. Immerhin hatte er damals auch nicht wirklich eine andere Option gehabt. Nun für Draco zu kochen, fühlte sich jedoch nach einer Tätigkeit an, die er gerne machen würde.
 

Schulterzuckend griff er nach der Pfanne und stellte die Temperatur etwas niedriger. Er schlug einige Eier auf, die lose auf der Theke lagen und begann einige Kräuter und andere Zutaten hinzu zu mischen. Mit großen Augen beäugte Draco seine geschickten Hände, sagte jedoch kein Wort. Nach etwa fünfzehn Minuten hatte er ein mit Käse, Speck und Kräutern gefülltes Omelett gezaubert, was selbst ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ. Skeptisch sah Draco auf den Teller, den Harry ihm vor die Nase stellte. Bei diesem Anblick verdrehte Harry unweigerlich die Augen.

 

»Na iss schon. Es ist nicht vergiftet, immerhin hast du mir dabei zugesehen.«, sagte Harry, was Draco irgendwie zu beruhigen schien.
 

Zögerlich betrachtete er, wie Draco das Essen probierte. Seine Augen schienen sich aufzuhellen, in dem Moment als das Gericht seinen Mundraum erreichte.
 

»Das ist … Potter, ich kann es nicht glauben. Ich muss zugeben, das ist echt lecker.« Die Unsicherheit schien verschwunden und genüsslich verspeiste Draco den Rest des Omeletts. Zufrieden tat Harry es ihm gleich.
 

»Wie kann es bitte sein, Potter. Dass du kochen kannst, aber kein Talent für Zaubertränke hast?«, fragte Draco und zog eine Augenbraue nach oben.
 

Harry wollte ihm antworten als er jedoch von dem Geräusch von Flügeln, die durch die Luft schlugen, unterbrochen wurde. Kasper, welcher ebenfalls Interesse an ihrem Frühstück zu haben schien, krächzte aufmerksam, hob das Bein und legte seinen kleinen Kopf etwas schief. Er trug mehrere Briefe bei sich, die eigentlich viel zu groß für die kleine Eule waren, und wollte nun voller Stolz seinen Lohn für seine Arbeit entgegen nehmen.
 

»Na gut, aber nur ein Stück.«, seufzte Draco und hielt ihm ein Stück Ei hin, was Kasper sogleich begierig von der Gabel pickte. Harry hätte es Draco nie zugetraut, tierlieb zu sein und bemerkte erneut, wie wenig er den Mann vor ihm eigentlich kannte. Ob es ihm erlaubt war, noch mehr dieser Seiten an ihm zu entdecken?
 

Mit schlanken Fingern löste Draco die Kordel, welche die Briefe zusammenhielt, als sich jedoch ein skeptischer Ausdruck auf seine Züge legte. Er zog einen Umschlag aus dem Bündel hervor und überreichte ihn zu seiner Überraschung Harry, der verwundert auf das Siegel von Hogwarts starrte.
 

»Sie scheinen zu wissen, dass ich zusammen mit dir hier bin.«, sagte Draco kühl, sein Blick verfinsterte sich.
 

»Das wusste Dumbledore damals auch immer.«, sagte Harry unbeeindruckt von dieser Tatsache, merkte aber, wie Draco bei der Erwähnung des Namens leicht zusammen zuckte.
 

Harry riss den Brief auf, der einige Seiten gefalteten Pergaments enthielt. Neben einer deutlichen Warnung McGonagalls, wie wichtig das kommende Halbjahr für ihre Zukunft sein würde, fand er einige Listen seiner Lehrer mit dem Stoff, den sie in den verlängerten Winterferien selbstständig erlernen sollten.
 

Für Verwandlung sollten sie sich im Detail mit der Materie und der Zersetzung von mit Magie versiegelten Gegenständen auseinandersetzen. Wie man sie trotz des Schutzes teilt und wieder zusammensetzt, ohne dass ein Einfluss erkennbar war. Er hatte Hermine vor Beginn der Ferien bereits ein Buch lesen sehen, welches in diese Richtung ging. Die Hexe hatte vermutlich den kompletten Stoff bereits vorab in Erfahrung bringen können. Professor Trelawney quälte sie mit einer verlangten Recherche über das Karten legen und Harry realisierte seufzend, dass er auch für Zauberkunst und Zaubertränke noch viel Arbeit vor sich hatte.
 

Grübelnd betrachtete er Draco, welcher auf die Listen schaute und vereinzelnd mit dem Finger über die Zeilen fuhr. Die blonden, noch leicht feuchten Strähnen hingen ihm ins Gesicht, verdeckten die aufmerksamen sturmgrauen Augen, die auf das Pergament fixiert waren. Harrys Hand unter dem Tisch verkrampfte sich etwas, krallte sich in seine Hose als er eine feingliedrige silberne Kette erkannte, die sich um Dracos Hals schmiegte und unter dem Hemd verschwand.
 

Er trug sie. Die Kette, die Harry ihm geschenkt hatte. Sein Atem stockte und als Draco den Blick verwundert erhob, sah Harry hastig zurück auf die Liste vor ihm, blätterte eine Seite um. Er erkannte die etwas unsaubere Schrift von Professor Davis und begann diese zu entziffern.
 

»Er meinte das echt ernst. Wir sollen uns tatsächlich mit Gedankenmagie beschäftigen.«
 

Auch Harry hatte mittlerweile die Anweisung gelesen. Sie sollten einen Aufsatz über eigene Erfahrungen und Erwartungen schreiben, welche sie mit dem Thema verbinden würden und den Rest recherchieren sowie am Ende ein Fazit ziehen. Am Fuße des Pergaments waren einige Buchtitel vermerkt, die sie sich für die Vorbereitung anschauen sollten.
 

Die eigenen Erfahrungen?
 

Die Thematik schwankte bedrohlich in ihm und er merkte, wie er sich verspannte. Harrys negative Reaktion blieb jedoch nicht unbemerkt. Schweigend betrachtete Draco seine Reaktion, beobachtete wie sich Harrys Stirn immer mehr in Falten legte.
 

»Verrätst du mir, wieso du so eine Abneigung gegen das Thema hast?«, drangen Dracos Worte an sein Ohr und rissen ihn aus seinen Gedanken.
 

Blinzelnd sah Harry ihn an. War es immer noch ungewohnt, dass sie neuerdings auf einer Ebene miteinander kommunizierten, die solche privaten Fragen zuließ. Einen Draco Malfoy vor sich sitzen zu sehen, der offensichtliches Interesse an seinen Sorgen zeigte, war befremdlich, aber fühlte sich nicht falsch an.
 

»Schon gut.«, murmelte Draco, der sein Zögern wohl als Zeichen gewertet hatte, dass Harry nicht bereit war, darüber zu reden.
 

»Weißt du …«, begann Harry leise zu sprechen und seine Augenlider senkten sich ein Stück. Stirnrunzelnd betrachtete er, wie Kasper die letzten Reste seines Frühstückes aufmerksam beobachtete. Mit einer Handbewegung schob er den Teller der Eule zu, welche sogleich begierig begann, mit dem Schnabel das Essen aufzupicken.
 

»Im fünften Jahr hatte ich Oklumentikunterricht. Bei Snape.«, sagte er und Harry konnte sehen, wie sich Dracos Augen bei der Erwähnung weiteten.
 

»Es war nicht …« Er zögerte, wollte es nicht zu negativ formulieren. Immerhin hatte sich sein Bild von Severus Snape mittlerweile gewandelt. Der Zaubertrankmeister hatte eine Rolle im Krieg gespielt, die Harry schlussendlich zum Sieg verholfen hatte und auch wenn er Snape nicht immer gemocht hatte, respektierte er diesen für seinen Einsatz. Für die bedingungslose Liebe, die er seiner Mutter entgegengebracht hatte.
 

»Er war so unglaublich charmant, wie immer, schätze ich?«, beendete Draco seinen Satz und lächelte ihm entgegen. »Ich kenne Onkel Sev. Er kann wirklich, naja …«, wollte Draco erklären und Harry zog bei dem Spitznamen für den grimmigen Zaubertranklehrer, welcher immer viel zu kalt gewirkt hatte, eine Augenbraue in die Höhe.
 

»... beängstigend sein?«, versuchte Harry das Gefühl zu benennen, was bei der Erinnerung an die große schlanke Statur und dem kühlen Ausdruck in den mahnenden Augen in ihm hoch kroch.
 

Er hatte damals von Dumbledore die Aufgabe bekommen, seinen Geist zu verschließen, um seine Gedanken abzuschirmen und der dunklen Präsenz, die in seinem Unterbewusstsein lauerte, den Eintritt zu verwehren.
 

»Ihr hattet eine Verbindung, richtig?«, fragte Draco sachte und Harry konnte seinen Blick nicht ganz deuten. Er wirkte zögernd, bedacht darauf nicht die falschen Worte zu wählen.
 

»Du hast es erwähnt als du ihm gegenüber standest. Du und … der dunkle Lord. So haben sie ihn immer genannt.«, sagte Draco kühl und sein Blick glitt geistesabwesend zu dem kleinen Steinkauz, welcher seinen Kopf im aufgeplusterten Gefieder vergraben hatte. Draco hob seinen Arm und strich mit einem Finger sachte über die Federn.
 

»Snape sollte es mir beibringen, ja. Er sollte mich lehren, wie ich Voldemort aus meinem Kopf raus halte.«
 

Harry bemerkte, wie Draco bei der Erwähnung des Namens die Lippen verzog, waren anscheinend auch bei ihm noch nicht alle Wunden verheilt, die der Krieg mit sich brachte. Narben, die man nicht sah. Die sich tief durch das Unterbewusstsein zogen.
 

»Meine Mutter wollte, dass ich es lerne.«, sagte Dracos leise und durchbrach die kurzweilige Stille, die kurz zwischen ihnen geherrscht hatte. Seine Hand ließ von Kasper ab und die langen Finger falteten sich haltsuchend ineinander.
 

»Potter … was soll ich dir sagen? Er hat bei uns verdammt nochmal gewohnt. Wir haben zusammen mit ihm gegessen. Einmal hat er unsere alte Muggelkundelehrerin über dem Tisch schweben und sie von dieser Schlange fressen lassen. Verflucht …« Seine Stimme zitterte, doch er hob schließlich seinen Blick und fixierte Harry entschlossen.
 

Seine Glieder fühlten sich steif an. Der starre Holzstuhl war unbequem und er streckte leicht sein linkes Bein, um es wieder aufzuwecken. Er konnte eine Berührung an seinem Knie wahrnehmen. Es fühlte sich warm und Harry könnte schwören, dass Draco kurz überrascht geblinzelt hatte.

 

Die Berührung war angenehm und ließ eine Gänsehaut auf seinem ganzen Körper entstehen, doch Draco schien kein Interesse daran zu haben, diese vorsichtige tastende Geste zu unterbrechen. Er schien es eher konsequent ignorieren zu wollen. Also ließ Harry sein Knie an Dracos gelehnt und ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen, was Draco wohl seine Fassung zurückerlangen ließ.
 

»Was ich meine ...« Er räusperte sich. »Er war ein herausragender Legilimentiker, der auch noch grandioser Weise in unserem Haus gewohnt hat und … mein Vater hat es mir beigebracht.« Die letzten Worte waren kaum merklich gewesen, nur noch gehaucht. Die Erinnerung an seinen Vater schien Draco aus dem Konzept zu bringen. Er wirkte wie in Trance.
 

»Ich habe es nie gelernt. Ich fand es furchtbar … eine fremde Präsenz in deinem Geist fühlt sich beängstigend an. Ich habe aus seinen Augen gesehen, wie er gemordet hat, Draco.«, sagte Harry kühl und bemerkte, wie Dracos Knie leicht gegen seines drückte, als er etwas mehr in den Stuhl sank.
 

Die Wärme, die von dieser seichten Bewegung ausging, half ihm weiter zu sprechen. Den Mut zu finden, darüber zu reden. Er hatte bisher nur Ron und Hermine davon erzählt. Na ja, sie hatten es immerhin Live miterlebt, wo auf der Jagd nach den Horkruxen waren. Immer wieder hatte sich Voldemort Zutritt zu seinem Geist verschafft.
 

Einer der Gründe, weshalb er nie Hermines Vorschlag bezüglich einer Legilimentiktherapie gefolgt war. Klar war die Angst, dass seine größten Ängste in die Öffentlichkeit getragen wurden, vorhanden. Allerdings mochte Harry das Gefühl auch nicht wirklich, wenn jemand in seinem Geist herumwühlte. Er konnte einem dahergelaufenen Therapeuten niemals genug Vertrauen entgegen bringen, damit das funktionieren würde.
 

Draco hatte ihn die ganze Zeit still betrachtet. Sorge lag in seinem Ausdruck und Harry bemerkte, dass dieser ihm die Zeit geben wollte, die er brauchte, um weiter zu sprechen.
 

»Hermine wollte, dass ich eine Therapie mache. Wegen der Albträume …«, seufzte Harry schließlich.
 

»Potter -« Draco zögerte, schien kurz zu bereuen überhaupt gesprochen zu haben.
 

»Heute Morgen …« Er brach den Blickkontakt und sah zur Seite. »Da ich jetzt weiß, dass es durchaus möglich ist, dass du ohne Albträume durchschlafen kannst ...«, sagte Draco und ein plötzliches Krächzen von Kasper brach seinen Satz ab als dieser mit einem Flügelschlag aus dem Raum verschwand.
 

»Ungehobelter Vogel.«, zischte Draco und starrte ihm hinterher.
 

»Was ich meine, Potter … das bedeutet, dass nicht alles hoffnungslos verloren ist, verstehst du das?« Er lächelte leicht und Harrys Stirn legte sich in Falten.
 

Nicht hoffnungslos verloren? Was zum Teufel meinte er damit?
 

»Du wirst dich mit deinem Unterbewusstsein auseinander setzen müssen, Potter.«, hörte er die kühlen Worte, welche im kompletten Kontrast zu der Wärme an seinem Bein standen.
 

»Ich kann dir dabei helfen.«
 

 
 

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  cheron
2023-05-10T04:29:32+00:00 10.05.2023 06:29
Guten Morgen :)

Nun hat also der Tag danach begonnen und Harry hat seit langen auf natürlichem Wege wieder erholsamen Schlaf gehabt. Ein weiteres deutliches Zeichen seiner Verbundenheit zu Draco.

Ein in Kochschürze gekleideter Draco, der versucht Frühstück für die beiden zu machen, ist wirklich niedlich auch wenn er dabei das reinste Chaos verursacht. Ist das eigentlich nicht Potters Aufgabe mit dem Chaos? ^^

Und das Gefühlschaos der beiden scheint jetzt richtig fahrt auf zu nehmen. Man merkt durchaus, dass beide sich doch sehr stark nach dem anderen sehnen:
- Draco, der bei der kleinsten Berührung zusammenzuckt und rot wird im Gesicht.
- Wie sich beide gegenseitig über ihre Knie berühren und sich gegenseitig Halt und Mut zum sprechen geben.
- Harry, der fast die Fassung verliert, als er erkennt, dass Draco sein Geschenk trägt.

Und dann scheint auch noch ein Weg eingeleitet zu werden, das erlittene Trauma langsam zu verarbeiten und zwar beide Seiten.

Ein wirklich tiefgreifendes Kapitel, denn beide Seiten zeigen mehr oder weniger sich von Ihrer verletzlichen Seite und offenbaren sich sich dem anderen Schritt für Schritt.

Ich bin gespannt, wie sich die beiden dem stellen.

Ach und Kaspar ist mal wieder der Sonnenschein in diesem Kapitel XD

Viele Grüße
Antwort von:  Refaye
11.05.2023 19:26
Hey :) leider kommt meine Antwort etwas spät aber heute Mittag waren irgendwie Wartungsarbeiten auf der Website *seufz*

Ich glaube der Tag nach so einem Nervenaufreibenden Abend ist wirklich schwierig. Ich glaube da ist das Gefühlachaos vorprogrammiert, haha.

Eigentlich sollte Harry für das Chaos verantwortlich sein, aber Harry dürfte hier live miterleben wie Draco sich mit seinen zukünftigen Jahren auseinander setzt. Immerhin ist für jemanden, der nie wirklich als Muggel gelebt hat, so eine Strafe nun irgendwo eigentlich ein Todesurteil wenn man sich selbst nicht versorgen kann. Aber Draco hätte hier zumindest jemanden der für ihn kochen könnte in Harry gefunden, wenn er es denn wollen würde.

Man kann nur hoffen dass die beiden sich gegenseitig helfen können um das Trauma vom Krieg irgendwie zu verarbeiten.

Ganz liebe Grüße
Refaye
Von:  Animegirl1224
2023-03-30T12:46:56+00:00 30.03.2023 14:46
Hallo,

Danke dir, dass du die geschichte bis hierhin durchgezogen hast. Und hoffentlich auch bis zum ende durchziehen wirst.
Ich bewundere deine disziplin diesbezüglich.

Wie immer ein ganz tolles kapitel. Dein schreibstill gefällt mir einfach unheimlich gut.
Mein persönliches highlight in disesm kapitel ist definitiv draco in der blumenschürtze, wie er versucht frühstück zu machen.
Ich musste mir das lachen echt verkneifen.

Der morgen danach..jaja..
Du hast es sehr gut hinbekommen auch wenn die beiden versuchen das thema auszublenden trotzdem weiterhin auf einer intimen gefühlsebene zu kommunizieren.
Ich mag es so sehr dass die beiden momentan zusammen wohnen und sich do zwangsläufig noch besser kennenlernen. Kann mir auch gar nicht vorstellen wie es wird wenn die beiden wieder in hogwarts sind und sich ja eigentlich nur im unterricht richtig sehen. Oder wie sie dich verhalten wenn klassenkameraden dabei sind.

Und ich wusste doch das harry gut schlafen wird. Bin gespannt wie draco im helfen wird.
Antwort von:  Refaye
30.03.2023 22:27
Guten Abend :)

ich bin ehrlich gesagt überrascht, wie positiv die Geschichte aufgenommen wird.

Disziplin... Ja ... Es ist schwierig für mich wöchentlich hochzuladen und gleichzeitig die Charaktere glaubhaft wirken zu lassen. Ich hab halt das Gefühl, wenn ich mich da zu sehr hetzte verliere ich auf halben Weg Gedanken, die unbedingt hätten geschrieben werden müssen. Weiß nicht, vielleicht kannst du das ja nachvollziehen ;) Und dabei haben die Beiden wirklich viel zu erzählen, dass ich wirklich überlegen muss, was relevant ist und was ich vielleicht in einer anderen Geschichte mit aufnehme.

Im Endeffekt hatte ich auch null geplant, dass sie so lang wird. Ich hatte die Grundidee mit Storyverlauf und es ist einfach so viel mehr geworden, als ich gedacht habe, haha. Und irgendwie will ich sie auch beenden, da die Geschichte mein zweiter Schreibversuch ist, wobei der erste nur aus wenigen Worten bestand. Also naja ... bin ich wohl noch sehr unerfahren, was diese Welt angeht.

Ich danke dir für deine Gedanken. Es ist eine unglaubliche Motivation für mich, mitzubekommen wie die Geschichte ankommt. Freue mich immer sehr. ;)

Bis dann
Refaye


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