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A thousand words or less

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Die Stories in dieser Sammlung entstehen aus einer kleinen Promp-Challenge, die ich zusammen mit darkyamimaru und rumwolf schreibe. Die Prompts und Charaktere werden für jede Runde ausgelost und die Story muss zwischen 950 und 1.050 Worten haben.

Runde 1
Charakter: Die
Prompt: verrückt
Wortzahl: 1.000
Surpise Saga: ja Komplett anzeigen

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01. Anything you want (Dir en grey)


 

Anything you want

 

 

Mit jedem Schritt, den er in Richtung Fahrstuhl tat, beschleunigte sich sein Puls noch etwas mehr. Die war sich sicher, dass er gerade allein in der Tiefgarage war und unendlich dankbar dafür, allein weil er das Gefühl hatte, dass sein Herzschlag von den Betonwänden wie ein zu lautes Echo zurückgeworfen wurde.

 

Ich habe gesehen, wie du uns manchmal beobachtest.“

 

Die Knoten in seinem Magen begannen sich zu winden wie Schlangen, als er sich einmal mehr an die Worte erinnerte, die er seit Tagen als Dauerschleife in seinen Gedanken hörte. Am liebsten hätte er vergessen, dass es dieses Gespräch überhaupt gegeben hatte. Etwas anderes zu tun, war einfach nur verrückt. Das, und dumm.

 

Schau nicht so erschrocken.“ Ein nachgiebiges Lächeln. „Ich sage nicht, dass das etwas Schlechtes ist.“

 

Er legte eine Hand auf den Knopf, der den Aufzug zu ihm nach unten bringen würde, froh, dass niemand hier war, der sehen konnte, wie sehr sie zitterten. Was hatte ihn bitte geritten, dass er sich hierauf eingelassen hatte? Wieso hatte er nicht einfach alles abgestritten?

 

Vermutlich weil er diesen warmen braunen Augen, aller Kabbeleien zum Trotz, eben doch nichts abschlagen konnte. Erst recht nicht, wenn sie ihm das anboten, was ein Teil von ihm wollte, egal ob er es sich bisher hatte eingestehen können, oder nicht. 

 

Mit einem leisen ‚Pling‘ öffneten sich die Türen des Fahrstuhls.

 

Der ewige Zweifler in ihm mahnte, dass sich etwas, worauf man sich freut, nicht so unfassbar nervenaufreibend anfühlen sollte – der Gedanke ließ ihn innehalten und noch einmal durchatmen.

 

Er musste nicht hier sein. Es war seine Entscheidung. 

 

Du bist neugierig, oder?“ Weniger eine Frage als eine amüsierte Feststellung. „Würdest du gern mehr sehen?“

 

Vor wenigen Tagen hatte er sich bei dieser Frage an seinem Cocktail verschluckt, jetzt atmete Die nur tief durch und betrat den Aufzug. Auch wenn seine Finger noch immer zitterten, sie fanden zielsicher die kleine goldene Nummer 8, die ihn in die richtige Etage bringen würde.

 

Für einen Moment schloss er die Augen, atmete durch, nahm dann seine Sonnenbrille ab, um sich in der verspiegelten Aufzugwand zu betrachten – es war nicht so, als ob er sie hier benötigen würde. Er wirkte blass, aber entschlossen und der Gedanke ließ ihn lächeln. Wenn das mal nicht eine gute Zusammenfassung seines Lebens war.

 

Eine zierliche Hand, die nach seinem Unterarm griff, ihn fest umschloss und damit seine volle Aufmerksamkeit auf sich zog. Das warme Lächeln, das von einer unausgesprochenen Herausforderung abgelöst worden war. 

 

Sei ehrlich, Die.“

 

Selbst inmitten der Party hatte er sich gefühlt als wäre er in einen luftleeren Raum gezogen worden, als hätte er keinen Sauerstoff zum Atmen mehr finden können. Er hatte beinahe verzweifelt versucht, eine Ausrede zu finden, die ihm ersparen würde, eben genau das zu tun – Ehrlichkeit schien ihm in diesem Moment wie das Letzte, was er wollte. Aber es war ihm keine Silbe über die Lippen bekommen und als er den Blick des anderen nicht mehr hatte ertragen gekommen, war sein Blick automatisch zum ‘Geburtstagskind’ in ihrer Mitte gewandert.

 

Dass er damit auch ohne Worte alle Fragen beantworten hatte, die noch hätten folgen können, wurde ihm erst bewusst, als der Griff um sein Handgelenk für einen kurzen Moment fester wurde.

 

Er sieht heute fantastisch aus, oder?“

 

Alles außer Zustimmung wäre eine Lüge gewesen. Kaoru hatte fantastisch ausgesehen. Ausgelassen über eine von Sagas Anekdoten lachend, sich ständig den viel zu langen Pony aus dem Gesicht streichend, in seinem viel zu großen Cardigan, der an keinem Menschen der Welt hätte attraktiv wirken sollen und es an ihm dennoch tat.

 

Die fühlte, wie sich ein Lächeln auf seinen Lippen ausbreitete und das unwohle Gefühl in seiner Magengrube zu etwas gänzlich anderem wurde. Für einen Atemzug war es, als könnte der Fahrstuhl sein Ziel gar nicht schnell genug erreichen – er sehnte sich danach, Kaoru zu sehen. Er würde ihn sehen, er war weniger als Minuten davon entfernt im selben Raum wie er zu sein.

 

Der Gedanke war genug, um Hitze in ihm aufsteigen zu lassen.

 

Was noch, Die?“

 

Die Worte waren zu nah an seinem Ohr gesprochen, hatten ihn unfreiwillig erschaudern lassen und er wusste nicht, was er mit diesem Gefühl hätte tun sollen. Shinyas warmer Atem hatte sein Ohr gekitzelt als er näher zu ihm lehnte.

 

Überleg dir, was du noch willst. Was du … haben könntest, wenn du danach fragst.“

 

Mit dem gleichen nervenaufreibend sanften ‘Pling’ öffneten sich die Fahrstuhltüren, während eine Computerstimme ihn darüber informierte, dass er das achte Stockwerk erreicht hatte.

 

Der weiche Teppich, der von der Schwelle des Aufzugs den Gang hinunterführte, schien sein kurzes Zögern geradezu zu verhöhnen.

 

Es war purer Wahnsinn, das hier zu tun, sich auf das einzulassen, was Shinya ihm angeboten hatte. Und dennoch – er atmete noch einmal entschlossen durch, ehe er sich in Bewegung setzte – er war nicht gut genug darin, sich selbst zu belügen, um zu behaupten, dass er nicht genau das wollte. Mehr als die meisten anderen Dinge, die ihm gerade in den Sinn kamen.

 

Er hatte zu viel Zeit damit verbracht, sich vorzustellen, wie die beiden zusammen aussehen mochten. Hatte zu oft versucht, seine verstohlenen Blicke zu verbergen, wenn er sah, wie sie sich näherkamen. Hatte sich zu oft Fantasien verbieten müssen, die weit über das hinausgingen, was für Bandkollegen und Freunde angemessen gewesen wäre, selbst wenn er nie auf die Idee gekommen wäre, dass sie mehr als das sein könnten.

 

Mit klopfendem Herzen blieb er vor der hellen Wohnungstür stehen, dachte daran, wie Kaoru auf der Party ausgesehen hatte und an Shinyas Lächeln als er ihn auf diese Misere, die anscheinend keine war, angesprochen hatte, als wäre es das Natürlichste der Welt.

 

Als er die Hand hob, um zu klopfen, war sie ruhig.

 

Als Shinya die Tür öffnete, um ihn mit einem Lächeln zu begrüßen, erwiderte er es, wie er es immer tat.

 

Die fühlte den Blick seines Freundes auf sich ruhen, hörte wie die Tür hinter ihm wieder geschlossen wurde, spürte Shinyas warme Lippen an seinem Ohr.

 

„Kaoru wartet schon auf dich. Wir sollten seine Geduld nicht überstrapazieren, oder?“



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