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Queen of the Clouds

von

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Der äußere Schein

Sie warf einen Blick in den Spiegel und betrachtete die weiße Bluse, die sie trug. Alles in allem wirkte ihr Outfit, welches noch aus einem etwa knielangen, engen schwarzen Rock und einfachen Lackpumps bestand zwar sehr seriös, aber auch genauso langweilig. Auch ihr Haar, welches sie inzwischen bis zu ihren Schultern hatte wachsen lassen und offen trug, wirkte brav und vermittelte den Anschein, sie könne kein Wässerchen trügen. Hikari seufzte. War das der Eindruck, den sie vermitteln wollte? Die Antwort war: Nein. Aber es war auf jeden Fall das Bild, welches sie nach außen hin verkörpern musste. Immer perfekt, immer anständig, immer seriös.

Ein Klopfen riss sie aus ihren Gedanken und als sie: „Herein.“, sagte, erschien kurz darauf ihr Fahrer in der Tür. Es war Zeit, aufzubrechen. Mit einem weiteren Seufzen schnappte sich die junge Frau ihre Tasche und ihren schwarz-weiß karierten Mantel und folgte dem Chauffeur in den Flur. Völlig in Gedanken versunken, tippte sie auf ihrem Handy herum und checkte dort bereits ihre Termine für den heutigen Tag. Uni bis 14 Uhr, danach direkt ein Businessmeeting in der Firma. Na super, wahrscheinlich würde sie wieder den ganzen Tag im Büro verbringen.

Yagami- Corporation war die Firma, die ihre Mutter vor einigen Jahren gegründet hatte. Sie produzierten Lebensmittel und handelten mit allem, was in diesem Bereich fiel. Mittlerweile war ihr Konzern so erfolgreich, dass sie Partnerschaften auf der ganzen Welt hatten und zu den top Firmen von Japan gehörten. Unter anderem gehörten zu ihren Tochterfirmen einige Restaurantketten, etliche Supermärkte und seit neustem erschlossen sie sogar den Social Media Bereich, in dem sie einige der bekanntesten YouTube Stars und deren Kochshows sponserten. Hikaris Mutter hatte sich mit ihren Ideen und Träumen von einer Hausfrau zu einer erfolgreichen Geschäftsfrau hochgearbeitet. Und die junge Frau bewunderte sie dafür über alle Maße.

Als der Fahrer ihr die Autotür öffnete und sie einstieg, erschrak sie leicht. „Guten Morgen Schwesterchen.“, begrüßte sie bereits ihr großer Bruder. Sie schaltete ihr Handy aus und steckte es zurück in ihre Tasche. „Wow, Taichi. Du bist ja mal eher da als ich. Das ich das nochmal erleben darf.“, scherzte sie, während sie sich neben ihn setzte und sich anschnallte. Der Ältere grinste sie an und zog die Sonnenbrille, die er trug, ein Stück nach unten, um sie über die Ränder hinweg anzusehen. „Es sollen noch Zeichen und Wunder geschehen.“, erwiderte er. Hikari warf ihm einen Blick zu und musterte ihn. Sein Hemd stand viel zu weit offen und seine Krawatte war unordentlich gebunden. Sie schüttelte leicht den Kopf, lehnte sich zu ihm hinüber und begann, den Knoten zu lösen, um ihn neu zu binden.

„Wenn Mimi hier übernachtet, solltet ihr etwas vorsichtiger sein. Mama hätte euch gestern fast erwischt.“, flüsterte Hikari ihrem Bruder zu. Dieser grinste sie nur vielsagend an. Mimi Tachikawa war Taichis Freundin, auch, wenn seine Eltern noch nichts von ihr wussten. Er hatte sie kennengelernt, weil sie einen eigenen Kochkanal auf YouTube hatte, den Yagami-Corporation finanzierte. Es war Liebe auf den ersten Blick gewesen und die beiden trafen sich bereits seit 2 Jahren. Doch dass er seinen Eltern noch immer nichts von ihr erzählt hatte, hatte einen sehr schwerwiegenden Grund: sie hatten bereits eine Frau für ihn ausgesucht. Ihr Name war Meiko Mochizuki.

Sie war die Tochter eines angesehen Diplomaten, der mit Taichis und Hikaris Vater zusammenarbeitete. Meiko war ein herzensguter Mensch. Sie war schön, freundlich und Taichi verstand sich sehr gut mit ihr, doch er liebte sie nicht. Und das wussten sie beide. Daher hatten sie beschlossen, nur Freunde zu bleiben und Meiko bestärkte ihn immer wieder, seinen Eltern endlich die Wahrheit über Mimi und ihn zu sagen. Doch Taichi hatte sich bisher einfach nicht getraut. Hikari hatte ihrem Bruder schon einige Male angedroht, dass wenn er es nicht bald tat, sie es für ihn in die Hand nehmen würde. Die junge Frau sah ihrem Bruder in die Augen, als sie sagte: „Ich möchte nur, dass du glücklich bist. Dass ihr beide glücklich seid.“ Sie ließ seine Krawatte, die nun ordentlich gebunden war, los und Taichi lehnte sich ein Stück zurück. „Ich weiß. Ich sage es ihnen auch bald, versprochen.“, erwiderte er. Als ihr Fahrer einstieg, schwiegen sie, er sollte von ihrem Gespräch lieber nichts mitbekommen.

Als sie auf dem Parkplatz der Uni hielten, sah Hikari noch einmal auf ihr Handy und ihren Terminkalender. „Musst du heute ins Büro?“, fragte ihr Bruder, der versuchte, unauffällig auf ihr Telefon zu schielen. Sie nickte. „Leider. Ich werde wahrscheinlich auch erst spät zuhause sein. Wir haben heute ein  Meeting mit den Motomiyas.“ Als Hikari diesen Namen sagte, fing Taichi an zu grinsen. „Ein Meeting, oder ein Meeting?“, fragte er und sah sie an. Beim zweiten Wort formten seine Finger Gänsefüßchen in der Luft und seine Augenbrauen hoben sich. Hikari sah ihn an und verdrehte die Augen. „Nein, es ist ein Businessmeeting. Glaub es oder nicht, es gibt auch noch Menschen, die ihre Finger bei sich behalten können.“ Mit diesen Worten schnappte sie sich ihre Sachen und stieg aus, als ihr der Fahrer die Tür öffnete.

Den Motomiyas gehörten einige Restaurants, die von Yagami-Corporations aufgekauft wurden. Im Moment besprachen sie grade, wie sie expandieren und ihre Partnerschaft erweitern konnten. Sie gehörten ebenfalls zu einer sehr erfolgreichen Familie und ihr Sohn, Daisuke, war in Hikaris Alter. Und er war außerdem ihr Freund. Es war eigentlich ein Arrangement, welches ihre Eltern eingefädelt hatten, doch die beiden verstanden sich gut und Hikari mochte Daisuke, daher hatte sie sich gerne mit ihm verabredet. Außerdem wusste sie, dass es gut für ihre Familie war, mit ihm zusammen zu sein. Also gab es, aus ihrer Sicht, nichts schlechtes an dieser Beziehung.

Einen Moment lang überlegte die junge Frau, ohne ihren Bruder in das Gebäude zu gehen, doch dann entschied sie sich, doch auf ihn zu warten. Ihr Blick schweifte über den Campus, wo sie einige bekannte Gesichter sah. Sie belegte jetzt im 3. Semester BWL an dieser Uni. Sie war sehr exklusiv und die Aufnahmekriterien extrem streng. Hikari bezeichnete sie heimlich gerne als Eliteuni für die Superreichen. Aufgenommen wurde nur, wer von gutem Stand war oder wer das nötige Geld dafür hatte. Oder, wer ein Stipendium besaß, aber das hatten hier die Wenigsten. Die Absolventen der Uni wurden alle ausnahmslos Führungspersönlichkeiten, hochranginge Politiker, weltbekannte Stars oder welche erfolgreiche Position sie auch immer haben wollten. Daher hatten die Eltern der Yagami Geschwister auch darauf bestanden, dass sie beide hier studierten. Hikari BWL und Taichi Politikwissenschaften. 

Als sie wartete, spürte sie plötzlich, wie jemand neben sie trat und seinen Arm um ihre Schultern legte. Im ersten Moment dachte sie, es sei ihr Bruder, doch als sie sich zur Seite drehte, erkannte sie eine andere braune Mähne, als die von Taichi. „Guten Morgen, wo guckst du denn so gedankenverloren hin?“, fragte Daisuke und grinste sie an. Hikari schob seinen Arm von ihrer Schulter und stellte sich vor ihn. „Dir auch einen guten Morgen. Ich habe eigentlich auf meinen Bruder gewartet. Aber der hat mich scheinbar stehen gelassen.“, antwortete sie. Jetzt lehnte sich der junge Mann vor und legte seine Hände an ihre Wangen, um sie zu sich zu ziehen. „Dann musst du wohl mit mir vorlieb nehmen.“ „Damit kann ich leben.“, antwortete sie und ließ es zu, dass er ihr einen Kuss gab.

Daisuke schob seine Finger zwischen Hikaris und verschränkte sie miteinander. Hand in Hand betraten sie das Gebäude der Universität und gingen in Richtung ihres Hörsaals. „Heute wird ein langer Tag.“, seufzte Daisuke und sah auf seinen Terminkalender. „Hmh.“, stimmte ihm Hikari zu und sah ebenfalls auf ihr Telefon. Daher bemerkte sie auch nicht, dass vor ihr im Gang jemand mit dem Rücken zu ihr stand, den sie nun mit voller Wucht anrempelte. Und weil dieser Jemand einen guten Kopf größer und stabiler gebaut war, als die zierliche Hikari, ging sie zugleich zu Boden und fiel unsanft auf ihr Gesäß.

„Autsch…“, sagte sie und rieb sich die Stelle an der Stirn, wo sie gegen die Person gelaufen war. Jedenfalls dachte sie, dass es ein Mensch war, gegen den sie gestoßen war, angefühlt hatte es sich wie eine Wand. Bestand der Körper der Person etwa aus Stein? Ihr Blick ging in die Richtung, aus der sie grade zu Boden gegangen war und dort entdeckte sie, dass sich ihr bereits eine Hand entgegen streckte. „Alles in Ordnung?“, fragte eine tiefe, melodische Stimme. Ihr stockte der Atem. Sie war tatsächlich mit einem Menschen zusammengestoßen. Und mit was für einem.

Sie ergriff seine Hand und ließ sich von ihm hochhelfen. „Ja, danke. Entschuldige bitte, ich habe nicht aufgepasst.“, sagte sie mit etwas zittriger Stimme und starrte den Fremden vor sich fasziniert an. Er trug ein weißes Hemd und eine dunkele Anzughose, dazu eine grüne Krawatte. Seine Ärmel waren hochgekrempelt und gaben einen Vorgeschmack auf seinen trainierten Bizeps preis. Generell wirkte er sehr gut gebaut, was auch erklärte, warum er sich beim Aufprall so hart angefühlt hatte. Bei diesem Gedanken errötete Hikari leicht. Ihr Gegenüber kam einen Schritt näher und musterte sie besorgt. „Ist wirklich alles in Ordnung? Du siehst aus, als wäre dir schwindelig.“, sagte er. Seine blauen Augen fixierten sie und schienen sie regelrecht zu durchbohren.

Schnell schüttelte Hikari den Kopf. „Nein, es ist alles okay. Wirklich.“, versicherte sie. Ihr Gegenüber fuhr sich mit der Hand durch das kurze blonde Haar und trat dann einen Schritt zurück. So richtig überzeugt schien er noch nicht. Da vernahmen die beiden plötzlich ein Räuspern neben sich. „Du bist neu hier, oder? Ich bin Daisuke Motomiya.“ Der braunhaarige stellte sich dicht neben seine Freundin und streckte dem anderen seine Hand entgegen. Einen Moment sah dieser ihm prüfend in die Augen, dann erschien ein Lächeln auf seinem Gesicht und er ergriff sie, als er antwortete: „Freut mich. Mein Name ist Takeru Takaishi. Ja ich bin neu. Und du bist?“ Sein Blick ging zu der jungen Frau, die ihn angerempelt hatte. „Hikari Yagami.“, sagte sie. In Takerus Augen schien für einen kurzen Moment etwas aufzublitzen, doch es war bereits so schnell wieder verschwunden, dass Hikari glaubte, es sich nur eingebildet zu haben. Sein Lächeln jagte ihr eine Gänsehaut ein, als er erwiderte: „Sehr erfreut, Hikari Yagami.“

 



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Tasha88
2022-02-11T18:35:55+00:00 11.02.2022 19:35
Uhhhh, also ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll 😍😍

Ich liebe die Idee, takari generell. Davis tut mir leid, aber egal, der ist immer das Opfer (er tut mir trotzdem leid).

Und das erste Kapitel hat mir sehr, sehr gut gefallen 😍😍😍

Bis bald 😘😘
Antwort von:  PanicAndSoul
11.02.2022 19:39
Hallo 😊
Freut mich dass es dir gefällt 😍
Ja der arme Davis 🙈 er muss immer so leiden…
Aber es passiert auch noch ein Bisschen was 😏

Bis bald 😊


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