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Die Macht der Träume

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Am nächsten Morgen wache ich schweißgebadet auf. Ich hätte es wissen sollen. Natürlich würde meine Begegnung mit Malfoy gestern nicht spurlos an mir vorübergehen. Der Traum diese Nacht war bedeutend weniger harmlos als die bisherigen. Ich fächle mir mit meinen Händen Luft zu und versuche, meine Atmung zu beruhigen. Leichter gesagt als getan, wenn Bilder in meinem Kopf auftauchen von Malfoy, wie er mich leidenschaftlich küsst, wie ich ihn überall berühre, wie wir uns zusammen bewegen... Oh, Merlin, ich sollte lieber nicht weiter daran denken. Ich mache meine Augen auf und sehe vorsichtig hinüber zu Rons Bett. Ich bekomme fast einen Herzinfarkt als ich ihn dort mit überkreuzten Beinen sitzen und mich breit angrinsen sehe. „Schöne Träume?“, fragt er mich und kichert. „Du weißt, dass du manchmal im Schlaf redest oder?“ Ich bin sicher, dass mein Herz kurzfristig aussetzt. Ron grinst noch breiter, legt seinen Handrücken dramatisch auf seine Stirn und stöhnt „Oh, Draco!“ in seiner besten Harry-Imitation. Das holt mich endlich aus meiner Erstarrung. Ich pruste los und werfe Ron mein Kissen mitten ins Gesicht. Der bekommt nur einen Lachkrampf und lässt sich auf sein Bett fallen. Ich kann nur den Kopf schütteln und begebe mich grinsend ins Bad. Wo ich mich zugegebenermaßen ganz den Bildern von heute Nacht hingebe...
 

Wir treffen Hermine wie immer im Gemeinschaftsraum um zum Frühstück zu gehen. Sie drückt meine Hand sobald sie mich sieht. „Alles in Ordnung, Harry?“, fragt sie sanft. Bevor ich antworten kann, meldet Ron sich lautstark zu Wort: „Oh, es geht ihm blendend, nicht wahr, Harry? So entspannt und zufrieden...“ Hermine sieht verwirrt aus und ich boxe Ron unsanft in den Arm. Der lacht nur und hakt sich bei mir unter. Ich verdrehe die Augen, aber trotz der Stichelei breitet sich eine Wärme in mir aus und ich lächle ihn an, dankbar, dass er keine große Sache daraus macht, dass wir hier immer noch von Malfoy reden. So gehen wir in Richtung Große Halle und auf dem Weg versichere ich Hermine vorsichtshalber doch noch ernsthaft, dass wirklich alles in Ordnung ist.
 

Obwohl ich einen ordentlichen Appetit habe (wen wundert's), suche ich zuerst die Große Halle nach Malfoy ab. Da Wochenende ist, ist nicht klar ob er überhaupt schon hier ist. Doch er sitzt bereits am Slytherin-Tisch und unterhält sich mit seinen Freunden. Ich frage mich ob er ihnen von unserem Treffen erzählt hat. Da sieht er plötzlich auf und mir direkt in die Augen. Ich spüre etwas in meiner Magengegend, das sich verdächtig wie Schmetterlinge anfühlt. Schnell setze ich mich an meinen Tisch. Ich weiß noch immer nicht recht, wie ich mit diesen Gefühlen umgehen soll, die er in mir auslöst. Hermine boxt mich spielerisch in die Seite und sagt leise: „Ich glaube, du musst dir wirklich keine Sorgen machen ob das gestern ihn kaltgelassen hat. So wie der dich anschmachtet.“ Sie lächelt mich an und macht sich über das Essen her. Ich wage noch einen Blick zu Malfoy, der mich offenbar noch immer beobachtet hatte, jetzt jedoch seinen Blick sofort senkt und leicht rot wird. Ich grinse in mich hinein und beginne mit dem Frühstück.
 

Es ist ein schöner Tag heute und ich beschließe, am Nachmittag ein bisschen fliegen zu gehen. Ron und Hermine wollten mich zu einem Spaziergang überreden, doch ich möchte die zwei lieber alleine lassen. Irgendwann müssen die schließlich auch mal endlich erkennen, dass sie zusammengehören und so ein Spaziergang zu zweit bietet dafür doch die perfekte Gelegenheit. So verabschieden wir uns vor dem Eingangstor und ich gehe mit meinem Besen über der Schulter Richtung Quidditch-Feld. Als ich mich vom Boden abstoße, fühle ich die mir wohlbekannte Freude und Freiheit. Ich habe das Gefühl, endlich wieder frei und ruhig atmen und alle Schwierigkeiten vergessen zu können. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht lege ich mich flach an den Besen und flitze über das Feld so schnell ich kann. Es ist wie ein Rausch. Ich fliege hoch hinauf und begebe mich dann in den Sturzflug. Immer schneller rase ich dem Boden entgegen; erst im letzten Moment ziehe ich wieder nach oben. Befreit lachend bremse ich schließlich ab und komme sanft auf dem Boden auf.
 

Erst jetzt sehe ich, dass jemand am Rand des Quidditch-Feldes steht und mich wohl beobachtet hat. Als ich näherkomme, erkenne ich Malfoy, der ebenfalls seinen Besen dabei hat. Er hebt unsicher eine Hand zum Gruß und ich winke zurück. „Gleiche Idee?“, frage ich und deute überflüssigerweise auf unsere Besen. Er nickt nur knapp und lächelt mich etwas schüchtern an. Mein Herz setzt für einen Schlag aus. Merlin, dieser Typ bringt mich noch ins Grab... „Wie wäre es mit einem gemeinsamen Training?“, schlage ich vor. „Jetzt, wo ich ausgepowert bin, hast du vielleicht sogar eine Chance.“, setze ich noch nach um ein bisschen in vertrautes Terrain zurückzukommen. Er scheint dankbar dafür zu sein. Erleichtert grinst er mich herablassend an und schreitet mir voraus in die Mitte des Feldes. „Gegen dich würde ich nicht mal verlieren, wenn du frisch ausgeruht und ich im Halbschlaf wäre.“

Wir holen uns den Schnatz und beginnen einen Wettstreit. Wäre ich nicht so abgelenkt, hätte ich vermutlich gewonnen. Doch immer wenn er vor mir fliegt – insbesondere wenn er sich nach vorne streckt oder nach unten beugt – vergesse ich kurzfristig, dass ich eigentlich versuchen sollte, ihn zu überholen. Gegen Ende kann ich mich endlich am Riemen reißen und hole noch ein bisschen auf, doch im Endeffekt gewinnt er. Triumphierend hält er seinen Arm mit dem Schnatz in die Höhe und wir landen. Müde, aber glücklich legen wir uns kurzerhand in die Wiese, nachdem wir den Schnatz wieder verstaut haben.
 

Einige Zeit lang ist es still. Ich kann nicht fassen wie wohl ich mich in seiner Nähe fühle. Hätte es schon längst so einfach zwischen uns sein können, wenn wir nicht stur an unserer Rivalität festgehalten hätten? Nach ein paar Minuten spüre ich, dass er sich zu mir dreht. Mein Herz schlägt schneller; jetzt werden wir wohl darüber reden müssen. Und tatsächlich, als ich zum ihm hinübersehe, zupft er nervös an einem Faden in seinem Ärmel. Plötzlich platzt es aus ihm heraus. „Ich weiß nicht, was das alles zu bedeuten hat!“, sagt er mit einem verwirrten Blick. „Ich kann nicht aufhören an das zu denken, das du in Zaubertränke gesagt hast. Wieso hast du das gesagt? Und die Art, wie du mich ansiehst, ist anders. Und dann natürlich...“ Er schluckt und sieht nervös auf den Boden. Selbstverständlich ist mir klar, was er meint. Ich kann nicht verhindern, dass ich ein bisschen rot werde beim Gedanken daran. Ich bin nicht sicher, wie ich reagieren soll. So verunsichert kenne ich ihn überhaupt nicht.

Offenbar überlege ich zu lange, denn auf einmal nickt er wie zu sich selbst, will aufstehen und murmelt: „Ein Scherz, natürlich. Du wolltest nur sehen ob du eine Reaktion hervorrufen kannst oder so. Merlin, bin ich ein Idiot.“ Panik breitet sich in mir aus. Auf keinen Fall will ich, dass er das von mir denkt! Ohne zu überlegen richte ich mich auf, greife seine Hand und ziehe ihn wieder hinunter, sodass wir beide uns gegenüber auf dem Rasen sitzen. Ich seufze und fahre mir mit einer Hand durch die Haare. Es entgeht mir nicht, dass Malfoy die Bewegung mit seinen Augen verfolgt, bevor er sich dabei erwischt und mir wieder in die Augen sieht. Er zieht eine Augenbraue hoch und mir ist klar, dass es an mir ist, etwas zu sagen. Ich atme tief durch und fange an zu erklären.
 

Als ich mit dem ersten Traum anfange, sieht er mich ziemlich verwirrt an. Das war bestimmt nicht das, womit er gerechnet hat. Ich erkläre, wie der Traum mich verunsichert und alles in Frage gestellt hat. Warum ich deshalb in Zaubertränke diese leicht verruchte Aussage getätigt habe. Bei der Erinnerung daran muss Malfoy schlucken und sieht kurz von mir weg. Als er seine Augen wieder auf mich richtet, scheinen sie dunkler zu sein und mir bleibt für eine Sekunde der Atem weg. Ich kann nicht anders, ich sage oft Dinge ohne zu denken. „Ich wüsste immer noch gern ob ich mit meiner Annahme recht habe.“, sage ich leise und Malfoy reißt die Augen auf und verschluckt sich fast als ihm ein überraschtes Keuchen entkommt. „Du kannst nicht erwarten, dass ich dir darauf eine Antwort gebe!“, sagt er unter Husten. Ich muss grinsen; ich denke, das ist Antwort genug. Malfoy funkelt mich an und wird rot. „Halt die Klappe, Potter...“, murmelt er und ich lache laut auf. Als er versteht, woran mich das unweigerlich erinnert, muss auch er lachen. Endlich ist ein bisschen von der Anspannung weg, die seit Beginn des Gesprächs da war. Das ist gut, denn für den nächsten Teil des Gesprächs können wir die definitiv nicht gebrauchen.
 

Ich erzähle ihm meinen zweiten Traum und achte sehr genau auf seine Reaktion. Er hat ein leichtes Lächeln im Gesicht und scheint die Vorstellung auf jeden Fall nicht abwegig zu finden. Als ich zum Schluss komme und ihm von Traum-Malfoys Liebesgeständnis erzähle, kann er mir nicht mehr in die Augen sehen. Ich zwinge ihn nicht und werte das kurzerhand als gutes Zeichen. Als Zeichen dafür, dass vielleicht auch er solche Gefühle für mich hegt. Nun gut, jetzt zum wirklich schwierigen Teil. Ich muss versuchen, zu erklären, warum ich ihn in den leeren Raum gezogen habe. Er hebt seinen Blick wieder. Ich sehe viele Fragen darin, aber auch... Hoffnung? Ich versuche, meine Gedanken zu ordnen. „Weißt du, ich wollte es einfach wissen. Ich musste seit dem ersten Traum ständig an dich denken. Die Vorstellung, wirklich eine Beziehung mit dir zu haben, kam mir immer weniger seltsam vor. Ich wollte dieses Gefühl aus dem Traum. Dieses Glück und die Zufriedenheit, aber ich wusste, dass das bisher eben nur im Traum war. Ich musste wissen ob ich wirklich etwas fühle, wenn wir uns küssen. Und als du alleine aus der Halle gegangen bist, war das wie eine Kurzschlussreaktion bei mir. Ich hatte das Gefühl, ich müsse es jetzt oder nie ausprobieren. Verstehst du?“
 

Ich muss kurz Luft holen und nutze den Moment um ihn forschend anzusehen. Er wirkt ruhig und sieht mir aufmerksam in die Augen. Als er merkt, dass ich eine Reaktion erwarte, nickt er langsam. „Ja, ich glaube schon. Du konntest nicht wissen ob es wirklich mit mir zusammenhängt oder du einfach das Gefühl einer Beziehung haben wolltest oder?“ Als ich zustimmend nicke, fährt er fort. „Ich konnte bis zum Schluss nicht glauben, dass du mich küssen würdest. Ich habe mir das schon länger gewünscht, aber ich dachte, dass ich bei dir sicher keine Chance hätte.“ Nach dieser Aussage breitet sich auf meinem Gesicht ein Lächeln aus. Malfoy dagegen sieht auf seine Hände und wirkt jetzt nervös, so als hätte er zu viel preisgegeben. Da fällt mir auf, dass ich das Ergebnis meines Versuches noch ausgelassen habe. Ich nehme seine Hand und beeile mich zu sagen: „Hätte ich gewusst, was der Kuss mit dir bei mir auslöst, hätte ich das schon viel früher gemacht.“ Sein Kopf schnellt hoch und er wirkt vorsichtig hoffnungsvoll. Ich lächle ihn offen an und beschließe, mein Glück zu versuchen. Ich lehne mich in seine Richtung. Malfoy bleibt, wo er ist. Vermutlich findet er, dass jetzt ich dran bin um den letzten Schritt zu machen. Fair.
 

Ich rücke näher zu ihm, lege meine Hand in seinen Nacken und presse meine Lippen auf seine. Es ist genauso aufregend und schön wie beim ersten Mal. Wir vertiefen den Kuss und Malfoy fährt mit einer Hand in meine Haare. So verbleiben wir eine ganze Zeit. Ich weiß nicht ob Sekunden oder Minuten vergangen sind, als wir uns schließlich wieder trennen. Unsere Hände aber bleiben wo sie sind und wir lehnen unsere Stirnen aneinander. Meine Hand streichelt sanft seinen Nacken. Er schließt für einen Moment die Augen. Als wir uns wieder aufsetzen, strahlen wir uns an. Wir wissen beide, dass es langsam Zeit für das Abendessen wird und in stummem Einverständnis stehen wir auf. Während wir zurück zum Schloss schlendern, fragt er: „Hast du danach eigentlich nochmal von uns geträumt?“ Ich denke an den dritten Traum, werde rot und stolpere fast über den nächsten Stein. Malfoy lacht und ich bedenke ihn mit einem halbherzig bösen Blick. Nun ja, Rache ist süß. Ich drehe ihn zu mir, presse meine Hand auf seinen unteren Rücken, sodass wir sehr nah beieinander stehen. Ihm entfährt ein Keuchen und ich bringe meinen Mund nahe an sein Ohr. Sein Atem stockt kurz und ich beginne, ihm ausführlich von meinem dritten Traum zu erzählen. Ich höre, wie sein Herz schlägt und wie schnell seine Atmung geworden ist. Irgendwann legt er seinen Kopf mit einem Stöhnen auf meine Schulter. Das Geräusch fährt mir durch den ganzen Körper und ich schaudere. Ich spüre an Schulter und Hals wie er daraufhin grinst. Als meine Geschichte zu Ende ist, sind wir beide ganz und gar nicht mehr entspannt.

„Hey, Harry... Was hältst du davon, das Abendessen auszulassen?“, fragt er etwas atemlos und ich halte das für eine ganz hervorragende Idee. Zumal es einiges in mir ausgelöst hat, meinen Vornamen aus seinem Mund zu hören.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich hoffe, es hat euch gefallen! Über Kommentare würde ich mich sehr freuen. :-) Komplett anzeigen

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