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Die Macht der Träume

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Weiter gehts. Viel Spaß beim Lesen! :-) Komplett anzeigen

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Nach dem Abendessen lasse ich mich müde in eine Couch im Gemeinschaftsraum fallen. Der Rest der Zaubertränke-Stunde ist gut vorübergegangen. Als ich zum Tisch zurückkam, hatte Malfoy sich beruhigt und wir redeten nur das Notwendigste miteinander. Hermine behielt Recht und ich bekam tatsächlich eine gute Note, was Snape sichtlich verärgerte und Malfoy mit einem hochnäsigen „Ohne mich hättest du wie immer versagt, Potter.“ quittierte.
 

Jetzt, am Ende dieses Tages, kann ich mich endlich entspannen. Zwar müssen wir noch Hausaufgaben machen, doch es hält sich in Grenzen und mit Hermines Hilfe sind wir schnell fertig. Ich schließe meine Augen und lasse mich von den vielen Stimmen berieseln. Ab und zu gebe ich einen Kommentar zum Gespräch meiner besten Freunde ab, doch im Großen und Ganzen genieße ich einfach.
 

„Harry, was hast du eigentlich zu Malfoy gesagt? Als du dich in Zaubertränke so nah zu ihm gebeugt hast?“, will Ron schließlich neugierig von mir wissen. Meine Augen fliegen auf und ich fühle mich wie ertappt. Natürlich könnte er nie erraten, was ich gesagt habe, doch trotzdem kann ich mir nicht helfen, ich lecke mir nervös über die Lippen. Hermine sieht mich stirnrunzelnd von der Seite an. Oh Merlin... Ich überlege, die Wahrheit zu sagen. Immerhin war das Ganze nur ein Scherz, nur eine Methode, Malfoy aus dem Konzept zu bringen. So gesehen war es harmlos! Aber ich kann mich nicht dazu bringen. Das alleine sollte mir zu denken geben.
 

Ich hole schließlich tief Luft und grinse Ron an. „Ach, nur, dass er zur Hölle fahren soll. Er hat gleich versucht, mich einzuschüchtern und ich wollte, dass er weiß, dass das nie passieren wird. Ich habe mich nur so nah zu ihm gebeugt, weil ich nicht wollte, dass Snape etwas mitbekommt.“, behaupte ich. Ron nickt und lacht kurz auf, sieht mich aber etwas merkwürdig an. Ich befürchte, ich habe ihn nicht überzeugt. Insbesondere, weil ich so lange für eine eigentlich so einfache Antwort gebraucht habe. Zu Hermine traue ich mich gar nicht erst hinüberzusehen. Ich wechsle schnell das Thema und hoffe, dass sie diesem Gespräch nicht allzu viel Bedeutung beimessen.
 

Einige Zeit später verabschieden Ron und ich uns von Hermine und gehen gemeinsam in den Schlafraum. Wir machen uns fertig und fallen todmüde ins Bett. Ron fängt sofort an zu schnarchen. Ich jedoch bin auf einmal wieder nervös. Was, wenn ich wieder so etwas träume? Einmal hat ja vielleicht nicht viel zu bedeuten, aber wenn sich das häufen sollte... Das Problem ist: Nun, da ich Ruhe und keine Ablenkung habe, schweifen meine Gedanken automatisch zu Malfoy und seiner Reaktion auf meine Worte. Ich kann nicht anders, als mich an seinen Geruch zu erinnern und wie ich mich gefühlt habe, als ich so nah bei ihm war.

Seufzend drehe ich mich auf den Bauch und lasse ein genervtes Stöhnen von meinem Kissen ersticken. Ich verstehe das alles nicht. Gut, dass ich auch an Männern interessiert bin, weiß ich; damit habe ich mich längst abgefunden. Und dass Malfoy attraktiv ist, sieht ja wohl jeder. Aber warum so eine Art von Traum? Einen reinen Sextraum hätte ich noch eher verstanden, doch im Traum war klar, dass wir richtig zusammen sind und es hat sich toll angefühlt. Dieses Vertrauen und die Leichtigkeit... Das ist es, was mir zu schaffen macht. Wo kommt das her? Ist das ein Wunsch, den ich wirklich habe? Möchte ich ihn näher kennenlernen, weil ich potenziell Gefühle für ihn habe? Beschäftigt hat er mich ja schon immer. Ich wollte immer wissen, wo er ist, was er macht und ihm schien es von Anfang an auch so zu gehen. Trotzdem, ohne diesen Traum hätte ich nie in diese Richtung gedacht. Ich seufze nochmal und drehe mich auf die Seite. Heute werde ich dieses Problem nicht mehr lösen können.
 

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Als ich am nächsten Morgen aufwache, würde ich mich am liebsten krankmelden. Ich habe schon wieder von ihm geträumt. Diesmal waren wir zusammen auf irgendeiner Reise und gingen Hand in Hand durch die Stadt. Malfoy zeigte immer wieder voller Begeisterung auf Dinge, die ihm besonders gefielen. Jedes Mal konnte ich nicht anders, als ihn anzulächeln. Er sah so glücklich aus und seine Begeisterung übertrug sich auf mich. Als wir in einem wunderschönen Park ankamen, zog ich ihn zu mir und verwickelte ihn in einen Kuss. Er lächelte und warf seine Arme um meinen Nacken. Als ich den Kuss beendete, standen wir noch eine ganze Weile in unserer Umarmung da und waren einfach nur zufrieden. „Ich liebe dich, Harry.“, flüsterte er mir ins Ohr kurz bevor ich aufwachte.
 

Ich schüttle den Kopf. //Was soll das, Unterbewusstsein?// Seine Worte am Schluss beunruhigen mich am meisten. Er mag mich doch nicht mal, wie sollte er sich da jemals in mich verlieben? //Und ich mag ihn auch nicht!//, beeile ich mich hinzuzufügen. Gut, wir haben uns in den letzten Wochen definitiv weniger beschimpft und selbst wenn, hatte es fast schon mehr was von freundschaftlichen Sticheleien und ok, vielleicht haben wir sogar hin und wieder ein halbwegs normales (sehr kurzes) Gespräch zustande gebracht. Ich runzle die Stirn. Um ehrlich zu sein, wird mir das erst jetzt so richtig bewusst. Aber davon alleine kann so eine Art von Traum doch nicht kommen. Da muss schon vorher etwas dagewesen sein, dass jetzt dadurch verstärkt wird. Vielleicht habe ich es nur nie wahrgenommen.

Ich erstarre als ich merke, dass ich tatsächlich gerade darüber nachdenke ob ich Gefühle für Draco Malfoy haben könnte. Oh Merlin, ich bin erledigt..
 

Als ich mit Ron und Hermine beim Frühstück sitze, fühle ich mich fast wieder normal. Heute haben wir keine Stunde mit den Slytherins zusammen und als Malfoy in die Große Halle gekommen ist, habe ich ihm nur einen kurzen Blick zugeworfen und dann weiter gegessen. Ich bin zufrieden mit mir und habe mich schon fast davon überzeugt, dass das alles nichts zu bedeuten hat.
 

Es ist leicht, Malfoy den restlichen Tag aus dem Weg zu gehen. Wir sehen uns nur zum Essen und dort versuche ich mehr oder weniger erfolgreich, ihn zu ignorieren. Immer wieder spüre ich allerdings seinen Blick auf mir. Es juckt mich, zu ihm zu sehen und schließlich gebe ich dem beim Abendessen nach. Als sich unsere Blicke treffen, kommt mir fast vor, er wäre verwirrt und würde versuchen, etwas herauszufinden. Sobald er allerdings merkt, dass ich ihn ansehe, wendet er sich so schnell wie möglich ab und ich versuche, zu erkennen ob sich vielleicht wieder diese schöne Röte auf seine blasse Haut geschlichen hat. Wieder einmal schüttle ich den Kopf über mich selbst. Seit wann habe ich solche Gedanken? Daran sind nur die Träume schuld...
 

„Harry!“, höre ich plötzlich und spüre einen leichten Schmerz in meinem Arm. Verwirrt blinzle ich und schaue zu Ron, der mir offenbar einen Klaps auf den Arm gegeben hat um meine Aufmerksamkeit zu erregen. „Was?“, frage ich irritiert und sehe ihn etwas genervt an. „Ich versuche seit Ewigkeiten, mit dir zu reden.“, antwortet er. „Was ist denn bitte an Malfoy so interessant, dass du dich nicht losreißen kannst?“ Jetzt hat er meine volle Aufmerksamkeit. Ich schaue hilfesuchend zu Hermine, doch auch sie hat einen fragenden Blick aufgesetzt. Ich sehe zwischen den beiden hin und her und suche nach einem Ausweg. Doch es scheint nicht so, als würden sie mich einfach davonkommen lassen. „Ich... gar nichts! Ich habe nicht zu ihm geschaut, sondern... Also ok, ich habe schon zu ihm geschaut, weil... weil ich seine arrogante Art einfach nicht leiden kann.“, stottere ich wenig überzeugend. Ihren Blicken nach zu urteilen war meine Erklärung genau so dämlich wie ich befürchte.

„Harry... Du weißt, wir sind deine besten Freunde. Wenn du ein Problem hast, kannst du mit uns über alles reden.“, sagt Hermine vorsichtig. „Ich weiß.“, versichere ich ihr und lächle sie aufrichtig an. „Aber nicht jetzt, in Ordnung?“ Sie drückt meine Hand und umarmt mich dann kurz. Ich sehe zu Ron und auch er scheint das Thema erst einmal sein zu lassen. Er zuckt mit den Schultern, lächelt mich aufmunternd an und schaufelt sich dann weiter Essen in den Mund.

Erleichtert stelle ich wieder einmal fest, dass ich die besten Freunde auf der Welt habe.
 

Als Malfoy aufsteht und Richtung Ausgang geht, fasse ich auf einmal einen Entschluss. Ich springe auf, sage etwas von „Toilette“ und folge ihm schnell. Er ist allein unterwegs und ich sehe das als meine Chance an. Mein Herz hämmert ob der wahnsinnigen Idee, die ich gleich umsetzen werde. Ich erreiche Malfoy, umfasse sein Handgelenk und ziehe ihn in einen Merlin sei Dank leeren Raum. „Was zum... Potter?!“, schimpft er völlig überrumpelt und bleibt stocksteif stehen. Ich komme ihm näher und sehe wie er nervös wird. „Was soll das werden?“, fragt er. Ich denke, es sollte wie eine Drohung klingen, doch seine Stimme bricht und verrät seine Unsicherheit. Inzwischen bin ich ihm sehr nahe und frage leise: „Denkst du manchmal daran, was ich gestern gesagt habe?“

Malfoy starrt mich an, leckt sich nervös über die Lippen und macht den Mund auf und zu ohne, dass ihm ein Ton entkommt. Sehr zu meiner Freude beginnt er gleich wieder rot zu werden. Er räuspert sich und schüttelt seinen Kopf einmal, vermutlich um seine Gedanken zu ordnen. „Ich weiß nicht was du meinst.“, sagt er schließlich. Ich muss laut auflachen und Malfoy funkelt mich böse an. „Verarsch mich nicht, Potter!“, zischt er bedrohlich, doch es ist klar, dass er damit nur überspielen will, dass er nicht weiß, was er mit dieser Situation anfangen soll.
 

Immer noch kichernd komme ich ihm noch näher und stehe dann endlich direkt vor ihm. Zu meiner Überraschung weicht er nicht zurück. Ich lege meine Hand vorsichtig auf seinen Arm. Als er nicht zurückzuckt, wage ich mich weiter vor und lege die andere an seine Seite. Ich spüre, wie er leicht zittert und schaue ihm in die Augen in der Hoffnung, dort zu erkennen ob ich zu weit gegangen bin. Er sieht mich mit großen, verwirrten Augen an, ich sehe jedoch keine Ablehnung. Ich atme tief durch und versuche, meine Nerven zu beruhigen; ich hätte nie gedacht, dass es so eine Wirkung auf mich haben könnte, jemand anderem nah zu sein und ihn zu berühren. //Auf zum großen Finale.//, denke ich und sammle einmal mehr meinen ganzen Mut. Mein Gesicht nähert sich seinem. Langsam. Ich möchte ihm die Zeit und Möglichkeit geben, das Ganze zu beenden und zu gehen. Doch er tut es nicht. Im Gegenteil, als ich wenige Zentimeter von seinem Mund entfernt stoppe, höre ich ein sanftes Seufzen und er kommt mir den letzten Weg entgegen. Unsere Lippen treffen sich und ich habe das Gefühl zu zerspringen. Es ist wie ein Elektroschock und ich liebe jede Sekunde. Meine Zunge streicht über seine Lippe, er stöhnt leise und öffnet seinen Mund. Unsere Zungen treffen sich und das ist noch hundertmal besser. Ich wusste nicht, dass ein Kuss sich so anfühlen kann. Widerwillig löse ich mich schließlich von ihm. Er sagt nichts, sieht mich nur mit einem Blick an, der mir sagt, dass er noch im Gefühl von gerade eben gefangen ist.
 

Ich weiß, dass ich etwas sagen sollte. Dass wir darüber reden sollten. Doch ich bin selbst noch komplett überfordert und kann keinen klaren Gedanken fassen. So trete ich einen Schritt zurück, sehe wie Malfoy in diese Welt zurückkommt und rette mich in unser übliches Verhalten: unsere Sticheleien. „Das heißt dann wohl ja.“, sage ich triumphierend und mit mehr Selbstbewusstsein als ich tatsächlich fühle, drehe mich um und lasse Malfoy im Raum zurück. Ich kann mir allerdings nicht verkneifen, nochmal über meine Schulter zurückzuschauen und sehe gerade noch wie er mit einer Hand zu seinen Lippen fährt. Ein Schauder geht durch meinen ganzen Körper und ich gehe schnell Richtung Gemeinschaftsraum. Auf dem Weg dorthin erreicht mich die Realisation, was ich gerade gemacht habe. Ich bekomme leichte Panik, doch ich halte mich an der Gewissheit fest, dass Malfoy ganz offensichtlich nicht abgeneigt war. Mein Herz schlägt wieder schneller, als ich den Kuss nochmal deutlich vor mir sehe.
 

Als ich durch das Portrait klettere, sehe ich, dass Ron und Hermine schon da sind. Sie blicken auf und winken mich zu sich. Ich straffe meine Schultern und hoffe, dass man mir mein Gefühlschaos nicht gleich ansieht. Diese Hoffnung stirbt jedoch sofort, als sie mich näher betrachten und ich gleich mit Fragen überhäuft werde ob alles in Ordnung sei. Ich vergrabe mein Gesicht in meinen Händen und seufze. Spontan beschließe ich, ihnen alles zu erzählen. Ich brauche meine besten Freunde, ich muss mit jemandem reden, bevor ich noch ganz verrückt werde. Gut, dass sie bereits von meiner Bisexualität wissen, das macht es wenigstens etwas einfacher.
 

Nachdem ich die ganze Geschichte erzählt habe, linse ich vorsichtig durch meine Finger. Hermine grinst und hat diesen nervigen wissenden Blick, als hätte sie schon immer gewusst, dass das passieren würde. Nun, wenn es so ist, wusste sie mehr als ich. Ron sitzt mit offenem Mund da und ich sehe förmlich, wie sein Gehirn das zu verarbeiten versucht. Als er bemerkt, dass ich ihn ansehe, klappt er seinen Mund sofort zu und sieht hilfesuchend zu Hermine. Diese rollt nur mit den Augen, lehnt sich zu mir und drückt meine Hand. „Harry, es ist ok, diese Gefühle zu haben. Nur, weil ihr euch früher mal nicht gut leiden konntet, muss das nicht heißen, dass das für immer so sein muss. Und dass du erstmal alles selbst verarbeiten musstest, ist völlig verständlich. Du weißt, dass wir immer für dich da sind. Ich kann verstehen, dass dich diese Anziehung verwirrt, aber um ehrlich zu sein hatte ich schon lange das Gefühl, dass da mehr zwischen euch ist. Egal, wie das Ganze weitergeht, wir unterstützen dich. Nicht wahr, Ron?“, sagt Hermine und sieht Ron streng an. Der scheint sich inzwischen endlich gefangen zu haben und nickt jetzt aufrichtig. „Natürlich! Ich verstehe zwar nicht, was du an dem findest, aber hey... Jedem das Seine. Und wenn was daraus wird, dann bin ich mir sicher, dass auch wir uns mit ihm anfreunden können.“, sagt Ron mit einem Zwinkern und einem Lächeln und klopft mir kameradschaftlich auf die Schulter.
 

Mir entkommt ein Lachen und ich fühle mich gleich viel besser. Ich wusste natürlich, dass sie so reagieren würden, aber das ändert nichts daran, dass das ein wundervoller Moment war, der mir einmal mehr bestätigt, wie wertvoll unsere Freundschaft ist.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich hoffe, das Kapitel hat euch gefallen. Danke fürs Lesen; ich freue mich über Kommentare! :-) Komplett anzeigen

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