Picknick zu dritt?
"Es tut mir leid, Ruri. Ich sollte mich wohl besser ausruhen."
Ich hörte die Stimme meiner besten Freundin schwach durch die Tür. "Dann sollten wir auch hier bleiben und uns um dich kümmern! Vielleicht kann Matthi dir helfen", erwiderte ich. Und klopfte erneut gegen die Tür. Doch Alma blieb stur und öffnete mir auch nicht. "Nein, geht ihr bitte zu zweit."
Bei ihren Worten wurde ich leicht rot und konnte meine Sorge dennoch nicht abschütteln.
"Ich habe mir gestern Abend wohl nur ein wenig den Magen verdorben. Wenn ihr wiederkommt geht es mir sicher schon besser. Du musst allein mit Matthi gehen. Zeig ihm doch die schönen Bäume, die wir zusammen gesehen haben. Bestimmt tragen sie jetzt viele Blätter", es sprudelte nur so aus Alma hervor, ich konnte sie nicht unterbrechen.
"Aber es war doch deine Idee heute gemeinsam einen trainingsfreien Tag zu verbringen", versuchte ich zu kontern. Almas Magen war bisher immer robust gewesen. Und ich allein mit einem Jungen, dem ich beim Kennenlernen erklärt hatte, das ich ungebunden war? Ich war noch immer nicht ganz über meine eigenen Worte hinweg, was wenn ich so etwas erneut tat? Mit Alma an meiner Seite wäre es bestimmt einfacher.
Doch dann sagte Alma noch: „Bestimmt wird das heute ein schöner Tag für dich.“ Und das stimmte mich tatsächlich zuversichtlicher. Ich nickte zaghaft, auf ihre Intuition war meistens verlass, bevor ich mich an die Tür zwischen uns erinnerte. „Gut, dann gehe ich jetzt, Matthi ist schon da. Gute Besserung!“, rief ich noch, ich griff den Korb, den ich gestern schon vorbereitet hatte.
An der Tür atmete ich einmal tief durch. Heute wird ein schöner Tag, ermutigte ich mich selbst.
"Guten Morgen, Matthi", grüßte ich ihn, noch während die Tür aufschwang.
Mein Blick glitt vorsichtig von unten an ihm hinauf. Als sich unsere Blicke trafen, fühlte ich, wie ich errötete und schaute schnell wieder weg.
"Guten Morgen", grüßte er zurück, nach einer kleinen Pause, "Wo ist denn Alma?" Er hatte es natürlich gleich bemerkt, dass sie nicht da war.
"Ähm, sie sagt, es geht ihr nicht so gut und wir sollen ohne sie gehen."
"Oh, das ist aber schade. Soll ich... soll ich schauen, ob ich etwas für sie tun kann?", bot Matthi sofort an. Aber das hatte Alma ja schon abgelehnt, also schüttelte ich den Kopf, "Nein, sie will keine Hilfe. Sie geht garnicht auf das Angebot ein, sondern spricht nur davon, dass wir ohne sie gehen sollen."
Ich hatte mich wieder gefangen und konnte ihn jetzt anschauen. Für einen kurzen Moment hatte ich gestern Nacht gehofft, er würde heute keine Schuluniform tragen, aber ich hatte mich ja ebenfalls nicht für etwas anderes entschieden.
"Wo wollen wir denn hin?", fragte Matthi ohne weitere Überleitung.
Stimmt, wir hatten ihn in unseren Plan nicht großartig eingeweiht. Hauptsächlich, weil Alma es mir selbst erst gestern Abend erklärt hatte. So hob ich jetzt den Korb etwas. "Alma hat gestern noch gemeint, ein Picknick wäre schön. Also, es ist zwar erst Frühling, aber ich fand die Idee gut."
„Okay, und wo wollen wir hin?“, er wiederholte seine Frage fast Wortgetreu, wie mir am Rande auffiel.
„Damit wollten wir dich eigentlich gemeinsam überraschen“, gab ich zurück. Mit einer Menge Mut machte ich einfach die Tür hinter mir zu und lächelte ihn an, „Wollen wir zusammen gehen?“
Das klang jetzt wohl ein wenig Zweideutig, fiel mir zu spät auf. Hoffentlich war das Matthi nicht auch aufgefallen. Mein Gesicht fühlte sich warm an. Doch er reagierte ganz gelassen und nickte nur.
