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Geburtstage am Heiligen Abend

24.12 Fanfiction-Adventskalender 2021
von

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Ein Geburtstag ganz alleine?

Der Kakao war inzwischen abgekühlt und nur zur Hälfte ausgetrunken, nachdem Martina ihren fünften Geburtstag Revue passieren ließ. Sie war erstaunt darüber, wie viele Einzelheiten sie entweder noch selber wusste, oder durch die Penibilität ihrer Mutter beim Zusammenstellen des Fotoalbums erfuhr. Die Sätze während des Stille Post Spieles hätte sie nie wieder zusammenbekommen. Offenbar hatte ihre Mutter damals die lustigsten Sätze aufgeschrieben.

 

Sie merkte, dass sie kurz davor war, wieder einzuschlafen, weshalb sie das Fotoalbum zur Seite legte. Dann kuschelte sie sich wirklich in die Decke und schlief ein.

 

Dieses Mal wurde sie von selber wieder wach, ohne dass ein Handy klingelte oder der Wecker. Sie wollte nicht die ganze Zeit in Erinnerungen schwelgen, dafür fühlte sie doch noch viel zu jung. Auch wenn sie mit niemanden verabredet war, zog sie sich an und ging nach draußen. Sie wollte etwas spazieren gehen. Vermutlich würde dies sie ein wenig ablenken.

 

Auf dem Weg in den Park kam sie an sehr vielen geschmückten Häusern vorbei. In den meisten Vorgärten gab es mindestens einen Baum, an dem eine Lichterkette angebracht war. Andere hatten zusätzlich Rentiere und einen Schlitten aufgestellt.

 

Im Park allerdings trug kein Baum irgendwelche Lichterketten. Wie denn auch, ohne Stromversorgung. Martina lief die einzelnen Wege entlang. Sie hatte den Eindruck, als wenn sie die einzige Person hier wäre. Sie sah niemanden, keine Kinder, keine anderen Spaziergänger, nicht einmal jemand, der mit seinem Hund Gassi ging. Offenbar waren alle anderen noch mit den Weihnachtseinkäufen beschäftigt.

 

„Schon irgendwie seltsam. In der Kleinstadt früher waren zumindest ein paar Leute im Park unterwegs, und hier, in einer Großstadt, sehe ich keinen einzigen außerhalb der Einkaufsmeile.“, sprach Martina ihre Gedanken aus, da sie ja ohnehin alleine war.

 

„Bist du dir sicher, dass niemand außerhalb der Einkaufsmeile unterwegs ist?“ Diese Frage, gestellt von einer fremden Stimme, veranlasste Martina dazu, sich umzudrehen. Sie wollte sicherstellen, dass ihre Gedanken ihr keinen Streich spielten. Und tatsächlich stand eine Frau vor ihr, welche etwas älter zu sein schien als sie selber.

 

„War ich eigentlich. Bis du meine Gedanken unterbrochen hast.“ Martina duzte die Frau, so wie sie von dieser geduzt worden war. Eine Golden Retriever-Hündin näherte sich Martinas Bein und begann, an diesem zu schnüffeln. „Was machst du denn da?“ Dem Blick der Leine folgend stellte sie fest, dass die Hündin wohl zu der Frau gehörte.

 

„Cora, dass das!“ Die Frau zog ihre Hündin von Martina weg.

 

„Ist schon gut.“ Martina hatte nichts gegen Hunde. Nun ja, solange diese sie nicht vollsabberten, wenn sie mit ihren guten Klamotten unterwegs war. Heute allerdings war dies nicht der Fall. Daher machte es ihr auch nichts aus, dass Cora an ihr schnüffelte. Sie bückte sich, hielt Cora die Hand hin, damit diese Martinas Geruch einordnen konnte, bevor sie ihr über den Rücken streichelte. Cora freute sich so sehr über die zusätzlichen Streicheleinheiten, dass sie mit dem Schwanz wedelte.

 

„Ich finde es aber auch erstaunlich, dass kaum jemand hier ist.“, sagte die fremde Frau.

 

„Sind denn sonst mehr Leute um diese Zeit hier?“ Martina schaute auf die nächstgelegene Kirchenuhr. Es war bereits dreizehn Uhr, also durchaus noch die Zeit, in der die Geschäfte geöffnet hatten.

 

„Ja, die meisten Hunde gehen immer zur selben Zeit raus, auch oft dieselbe Runde. Deshalb treffen wir auch immer wieder mal dieselben Personen. Und die Hunde kennen sich dann auch schon. Das macht es leichter, abschätzen zu können, wie der eigene Hund auf die anderen reagiert.“, erklärte die fremde Frau. „Aber heute scheinen wirklich alle anderweitig unterwegs zu sein.“

 

„Nun ja, die nächsten zwei Tage sind die Geschäfte geschlossen, und danach versuchen die meisten, unliebsame Geschenke umzutauschen. Klar, dass alle jetzt einkaufen.“, zählte Martina auf.

 

„Außer uns beiden.“, lachte die Fremde.

 

„Ja, außer uns beiden.“, stieg Martina in das Lachen mit ein.

 

Dann interessierte Cora sich nicht mehr für weitere Streicheleinheiten. Sie lief zu einem Strauch, an dem sie kurz zuvor eine Bewegung wahrgenommen hatte. Auch dem Frauchen blieb nichts anderes übrig, als ebenfalls in die Nähe des Strauchs zu wandern.

 

„Dann noch viel Spaß beim Gassi gehen. Und frohe Weihnachten.“, wünschte Martina der Fremden. Sie überlegte kurz, ob sie mit ihr gehen sollte, doch andererseits wollte sie sich nicht aufdrängen.

 

„Dir auch frohe Weihnachten.“, antwortete diese, während sie ihrer Hündin zu dem Strauch folgte.

 

Martina ging weiter in den Park hinein. Sie wusste nun, dass sie nicht alleine im Park war. Die Begegnung mit der Fremden fand sie recht angenehm. Sie war so ungezwungen, keine der beiden hat etwas von der anderen erwartet. Im Nachhinein hingegen bedauerte sie, dass sie die Fremde nicht nach ihren Namen gefragt hatte. Aber dies konnte sie ja noch nachholen, wenn die Frau wirklich regelmäßig um diese Zeit hier spazieren ging.

 

Das Klingeln ihres Handys begann, die natürliche Geräuschkulisse zu durchbrechen. Während Martina das Telefon in die Hand nahm, um nachzusehen, wer sie aktuell anrief, schaute sie sich nach der nächstliegenden Bank um. Nicht einmal drei Meter entfernt stand eine, und da kaum jemand im Park unterwegs war, war die Bank auch gerade frei. Sie lief auf die Bank zu und setzte sich, als sie das Gespräch annahm.

 

„Herzlichen Glückwunsch, Tina“, sagte Yasmin, nachdem sie die Annahme des Gespräches gehört hatte. Sie nutzte ihre Pause, um ihrer Freundin zu gratulieren. „Was machst du gerade?“

 

„Hi Yasmin, gerade Pause?“, quatschte Martina dazwischen, so dass sie den zweiten Satz nicht mehr hörte. Sie wusste ja, dass Yasmin gerade auf der Arbeit war.

 

„Ja, und du?“ Yasmin setzte eine neue Kanne Kaffee auf, da sie die letzte Tasse soeben entnommen hatte.

 

„Bin spazieren. Oder genauer gesagt, sitze gerade im Park.“ Martina schaute in die Ferne, ohne den Blick auf einen bestimmten Punkt zu richten.

 

„Bei dem Wetter?“ Yasmin dachte daran, wie sehr sie heute morgen trotz dicker Jacke gefroren hatte, weil die Bahn wegen Glatteis verspätet kam.

 

„Wieso, ist doch trocken.“ Trocken war es wirklich, wie auch sonnig. Immerhin hatte die Sonne Martina heute schon ein paarmal geblendet, so dass sie die Augen zusammenkneifen musste, um die Umgebung richtig erkennen zu können. „Außerdem, soll ich den ganzen Tag über zuhause bleiben? Das ist doch langweilig.“

 

„Hast du denn heute wirklich niemanden, mit dem du etwas unternehmen kannst?“ Yasmin konnte verstehen, dass man an seinem Geburtstag nicht alleine sein wollte. Dies wollte niemand. Aber sie hatte ihren Kollegen versprochen, die Weihnachtsschicht zu übernehmen, damit diese mit ihren Familien feiern konnten. Und so kurzfristig konnte sie wirklich keinen Rückzieher machen. „Nicht mal deine Familie?“

 

„Nein, hab ich nicht. Meine Eltern sind selber unterwegs. Und mein Vater hat kein Auto mehr. Die Bahn ist ein ganz anderes Thema. Die fährt heute nur bis zwei. Ganz abgesehen davon, wie oft dieser Zug ausfällt.“ Mit Eltern bezeichnete Martina nicht ihre leiblichen Eltern, sondern ihre Mutter und ihren Stiefvater. Aber es war einfacher, die beiden auf diese Art zusammenzufassen.

 

„Und ein Taxi?“ Noch wollte Yasmin die Mission nicht aufgeben, doch noch einen Besucher für Martina zu finden.

 

„Na ja, zu teuer, zu unzuverlässig und kaum planbar, das würde mein Vater dazu sagen.“ Als Martina dies sagte, konnte sie die Stimme ihres Vaters im Kopf hören.

 

„Hast du es denn mal probiert? Oder ist das wieder so eine - ich denke, er würde so reagieren-Situation“ Yasmin konnte sich an einige solcher Situationen erinnern, während sie selber eher konkret nachfragte, was wirklich der Fall war.

 

„Nein, hab nicht gefragt.“, gab Martina zu. Sie hatten nicht über das Thema Taxi gesprochen. Aber sie wusste, dass er keine Taxifahrten mochte. Und wie oft hatte sie schon stundenlang am Bahnhof gestanden, nur um dann nach eineinhalb Stunden die Durchsage zu hören, dass für die nächsten vier Stunden kein Zug mehr fuhr.

 

„Dann frag einfach mal, wenn er dich anruft.“, schlug Yasmin vor.

 

Da es inzwischen kurz nach halb zwei war, kam das Thema Zug nicht mehr in Frage. Die Zugfahrt dauerte länger als bis zwei, und würde daher vorher abgebrochen werden. „OK, ich frage bezüglich des Taxis.“, meinte Martina daher.

 

„Bleibt immer noch die Frage, was du machst, wenn er dich wirklich nicht besucht, oder du ihn.“ Yasmin trank einen Schluck Kaffee.

 

„Bis jetzt hab ich mir nur ein Fotoalbum angesehen, und mit meiner Schwester telefoniert. Die hat mich doch tatsächlich aus dem Bett geschmissen.“ Martinas letzter Satz klang sowohl belustigt wie auch verärgert.

 

„Wirklich? Warum feierst du nicht mit ihr zusammen?“ Yasmin wusste nicht viel über Martinas Schwester. Die gespielte Verärgerung überhörte sie gekonnt.

 

„Weil sie heute mit ihrer Familie bereits Weihnachten feiert. Hast du eine Ahnung, wie es sich anfühlt, wenn man mit anderen feiert, aber diese einen anderen Grund zum Feiern haben als man selbst?“ Bei dieser Frage musste Martina aufpassen, dass ihr nicht die Tränen kamen. Sie wollte nicht an einem öffentlichen Ort anfangen zu weinen. Das wäre ihr peinlich, auch wenn aktuell niemand in Sichtweise war.

 

Den verzweifelten Tonfall in Martinas Stimme hörte Yasmin allerdings sehr deutlich heraus. Daher überlegte sie sich ihre Antwort sehr gut, weshalb eine deutliche Pause zwischen ihrem Gespräch entstand: „Nein, das weiß ich tatsächlich nicht. Sollen wir das Thema wechseln?“

 

„Ja! Bitte!“, bestätigte Martina.

 

Sie sprachen noch über ganz andere Themen, die absolut nichts mit Geburtstag oder Weihnachten zu tun hatten, bis Yasmins Pause zu Ende war. Yasmin beschloss aber, noch einmal während einer anderen Gelegenheit nachzufragen, was genau Martina beschäftigte.

 

Als Yasmin das Gespräch beendete, hatte Martina sich wieder soweit beruhigt, dass sie nicht mehr das Gefühl hatte, gleich weinen zu müssen. Nur saß sie seit fast einer halben Stunde auf der Bank, und ihr wurde allmählich kalt. Sie ärgerte sich, dass sie nicht doch etwas heißes zu trinken mitgenommen hatte. Daher beschloss sie, sich langsam wieder auf dem Heimweg zu begeben.

 

Auf dem Rückweg kamen ihr ein paar bekannte Gesichter entgegen, aber bei keinem von ihnen wusste sie den dazugehörigen Namen. Es waren Gesichter, die sie ansonsten in diversen Geschäften, in der Bahn oder an ihren Stammhaltestellen sah. Sie gingen jeweils aneinander vorbei, ohne sich gegenseitig zu begrüßen, so, wie sie es sonst auch taten.

 

Zuhause angekommen schaltete Martina den Wasserkocher ein. Sie überlegte gerade, welchen Tee sie sich aufgießen wollte, als das Handy erneut klingelte. Diesmal war Alexander der Anrufer.

 

„Hi Alex.“, begrüßte Martina ihn, während sie zwei Hände voll Früchte-Zimt-Tee in die Kanne fallen ließ.

 

„Hey Tina! Wie geht's.“ Alexander dachte sich, dass alle anderen mit den Glückwünschen begonnen hatten, und wollte es daher anders angehen.

 

Martina hingegen wunderte sich über die Einleitung des Gesprächs. Sie hätte nicht gedacht, dass einer ihrer Freunde nicht direkt mit den Geburtstagsgrüßen anfing. Da sie nicht darüber reden wollte, wie es ihr ging, entgegnete sie etwas nichtssagendes wie „So wie meistens. Und du? Bist du gut bei deinen Eltern angekommen?“

 

„Bin noch unterwegs. Brauchte eine Pause vom Radfahren, ist doch etwas weit von einem Ende der Stadt zum anderen.“, schnaufte Alexander.

 

„Du fährst heute tatsächlich mit dem Rad zu deinen Eltern?“, fragte Martina erstaunt. „Laut Wetterbericht soll es heute Nacht regnen.“

 

„Du kennst doch die Bahnproblematik am heutigen Tag. Also entweder Rad oder Taxi, was das zurückkommen angeht. Und ich bin eben lieber unabhängig.“ Alexander streckte sich kurz, und holte mit den Armen aus, als er an den Rückweg dachte.

 

„Ach, Angst, dich mit deinen Eltern zu zoffen?“, lachte Martina. Sie konnte sich nicht vorstellen, mit dem Rad zu ihren Eltern zu fahren. Allerdings wohnten ihre Eltern auch in einer ganz anderen Stadt. Das würde sie sich nicht einmal im Sommer zutrauen, auch wenn sie während der warmen Jahreszeit öfter mal mit dem Rad fuhr.

 

„Weniger mit den Eltern, sondern eher mit meinem Bruder, der mein altes Zimmer besetzt hat. Hab dort keinen Platz mehr, um mich zurückzuziehen.“, erklärte Alexander.

 

„Nun, mein Bruder ist letztes Jahr auch ausgezogen. Deshalb sind meine Eltern ja auf die Idee gekommen, zu einer Freundin zu fahren. Weil mein Bruder kein Bock hat, den heutigen Tag mit der Familie zu verbringen.“, erzählte Martina. Der Wasserkocher war inzwischen fertig mit dem Erhitzen des Teewassers, so dass Martina den Tee aufbrühen konnte.

 

„Und du? Phillip hatte erzählt, dass er dir angeboten hat, heute mit ihn zu seiner Anti-Weihnachtsfeier-Gruppe zu gehen. Da fällt mir ein, Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag.“, fragte Alexander ebenfalls noch einmal nach Martinas Plänen.

 

„Hab mich dagegen entschieden.“ Allmählich wünschte Martina sich, dass Phillip den anderen in der Gruppe auch ihre Absage und nicht nur das Angebot zu diesem Treffen mitgeteilt hätte. Dann müsste sie nicht allen erklären, dass sie nicht zu dem Treffen gehen würde. „Bin lieber alleine, als mich mit fremden Personen zu treffen, die nur darauf bedacht sind, heute kein Weihnachten zu feiern.“

 

„Warum so pampig?“ Alexander hörte den Frust und die versteckte Wut aus Martinas Stimme heraus.

 

„Weil ich euch allen erklären muss, dass ich nicht mit Phillip gehe. Und auch jedem das Warum erklären muss. Das nervt. Das nervt richtig. Und es verdirbt mir die Laune.“ Martinas Stimme wurde immer lauter, was sie nicht einmal merkte. Auch, dass man dem ersten Satz einer anderen Bedeutung zumessen konnte, entging ihr.

 

„OK, OK, ich sag den anderen Bescheid, dass sie nicht mehr fragen. Wer hat denn alles schon angerufen? Nur, damit ich weiß, wem ich deswegen noch Bescheid sagen muss.“, wollte Alexander die Situation wieder entschärfen.

 

„Von unserer Clique bisher nur Yasmin. Und ansonsten meine Familie. Phillip hab ich dies schon vor ein paar Tagen erklärt.“ Martina nahm sich eine Tasse Tee mit ins Wohnzimmer und setzte sich nun auf die Couch, um vielleicht doch ein bisschen ruhiger zu werden. „Ich würde jetzt gerne auflegen, Alex. Also bis dann.“

 

„Bis dann.“, konnte Alexander noch sagen, bevor er das Tuten hörte.

 

Diesmal war Martina es, die das Gespräch so unvermittelt beendete. Tatsächlich sendete Alexander an alle anderen eine SMS, damit diese Martina nicht auch noch die Frage stellten. Mit dieser SMS erinnerte er Nadine, Marina und Mareike daran, dass auch diese Martina noch nicht zum Geburtstag gratuliert hatten. Marina und Mareike riefen gemeinsam an, während Nadine bei ihrem Anrufversuch auf ein Besetztzeichen stieß.

 

Nach den Telefonaten mit ihren Freunden war Martina aufgebracht. Sie konnte sich denken, dass Alexander den anderen von ihrem Telefonat berichtet hatte. Zum einen rief Mareike mit Marina kurz nach Alexander an, zum anderen ging tatsächlich keiner der weiteren Anrufer auf das Thema Anti-Weihnachtsfeier ein. Auch der kurze Abstand zwischen den Anrufen bestärkte Martina in dieser Annahme.

 

Bei Yasmin und Alexander konnte Martina sich noch vorstellen, dass diese aus eigenem Antrieb angerufen hatten. Bei allen anderen dachte sie, dass eine Nachricht oder ein Anruf von Alexander diese erst daran erinnern musste, dass heute ihr Geburtstag war. Sie war enttäuscht, und hatte auch diese Gespräche jeweils als erste beendet.

 

Um ihren Ärger Luft zu machen, griff sie nach ihrem Tagebuch. Sie hatte schon länger keinen Eintrag mehr geschrieben, so dass der letzte Eintrag vom vorletzten Monat stammte. Nachdem sie ihre Wut niedergeschrieben hatte, ging es ihr tatsächlich etwas besser. Sie beschloss daher, einige Einträge in einem ihrer alten Tagebücher durchzulesen.

 
 

******

 

Heute war mein 15 Geburtstag. Papa war wieder mit uns auf dem Spielplatz. Früher fand ich das ja noch gut, aber jetzt? MAN ICH BIN DOCH KEIN KLEINES KIND MEHR!!!!! Meike war eh nicht mehr dabei. Die hat gut reden, die ist ja erwachsen.

 

War heute auch mit Benny auf dem Weihnachtsmarkt. Viel anderes kann man in diesem Kaff auch nicht machen. Und woanders kommt man leider auch nicht hin, mit dem Witz namens Öffis.

 

Zu doof, dass Mama mir nicht erlaubt hat, nach Venlo zu fahren. Benny hätte gedurft! Aber ihre Eltern trauen ihr auch mehr zu, und sind nicht solche GLUCKEN. Ich wäre doch nicht einmal alleine unterwegs gewesen. Benny wäre doch die ganze Zeit mit mir zusammen, und dennoch trauen die mir das nicht zu. :(

 
 

******

 

Ach ja, das Thema Ausflüge mit Freunden, dachte Martina, als sie den Eintrag las. Die komplette Großschreibung eines Wortes kam ihr inzwischen albern vor, genauso wie die mehrfachen Ausrufezeichen. Aber damals wollte sie diesem Satz auf diese Weise mehr Kraft verleihen.

 

Martina wusste noch, dass sie sich darüber geärgert hatte, dass ihre Eltern viel strenger waren als die ihrer Freunde. Inzwischen wusste sie allerdings auch, dass dies nur ihr Eindruck war. Ein Teil ihrer Freunde hatte nämlich auch mit dem, was diese bereits durften, etwas übertrieben. Sie hatten erst gar nicht gefragt, oder sich selbst die Erlaubnis angedichtet.

 

Und noch ein Punkt ärgerte sie damals. Im Gegensatz zu ihren Geschwistern bekam sie nur einmal im Jahr Geschenke. Eigentlich war es durchaus zweimal, aber an zwei aufeinanderfolgenden Tagen, so dass es ihr wie nur einmal pro Jahr vorkam.

 

Hatte sich einer von ihnen mal etwas Größeres gewünscht, ob nun zum Geburtstag oder zu Weihnachten, wurden die Geschenke für beides in dem entsprechenden Jahr auch schon mal zusammengelegt. In Martinas Fall war dies einfach, da beides so nah beieinander war, dass es dann wirklich bei dem einen Geschenk blieb. Traf dies jedoch auf ihre Schwester oder ihrem Bruder zu, bekamen diese an dem jeweiligen anderen Tag dennoch ein kleines zusätzliches Geschenk. Diesen Umstand fand Martina schon als Kind unfair, und hatte sich daher nur noch ein weiteres Mal etwas Größeres zum Geburtstag gewünscht. Ihren Eltern gegenüber angesprochen hatte sie dies übrigens nie.

 

Ihr Handy klingelte erneut. Nur dieses mal war es weder jemand aus ihrem aktuellen Freundeskreis noch ihrer Familie. Nein, ihre Kindheitsfreundin Benny rief an.

 

„Hi, Geburtstagskind Martinchen“, begrüßte Benny ihre Freundin.

 

„Hi, Benjamin Blümchen“, antwortete Martina aus Rache. Sie konnte diesen Spitznamen nicht ausstehen, und benannte diese daher nach einem sprechenden Elefanten aus einem Hörspiel.

 

„Du weißt genau, dass mein Name nicht von Benjamin abstammt. Und der Spitzname deshalb nicht passt.“ Bei diesem Satz wollte Benny es aber belassen. Sie wusste, dass ihr Spitzname andere auf die falsche Spur bezüglich ihres richtigen Vornamens führte.

 

„Hätte nicht erwartet, dass du heute anrufst.“ Auch Martina wollte das Thema wechseln, und sich nicht mit den früheren Spitznamen von ihnen beiden aufhalten.

 

„Warum nicht? Nur, weil wir uns das letzte Jahr über nicht gesehen haben? Glaubst du etwa, ich würde deswegen deinen Geburtstag vergessen?“, fragte Benny nach.

 

„Nun ja, genau darum. Du bist von zuhause ausgezogen, genau wie ich auch. Wir leben beide in verschiedenen Städten. Und wir haben uns die letzten Monate über weder gesehen noch gehört.“, zählte Martina auf. Es stimmt, Benny hatte sich nicht bei ihr gemeldet. Doch andersherum hatte auch sie bisher nicht daran gedacht, ihre Kindheits- und Schulfreundin anzurufen.

 

„Hattest du denn nicht auch genug damit zu tun, deine neue Stadt zu erkunden, oder dir ebenfalls neue Freunde zu suchen?“ Benny wusste, dass sie in den letzten Monaten definitiv genug damit zu tun hatte, sich in ihrer neuen Umgebung einzugewöhnen. Daher ging sie auch davon aus, dass dies bei Martina ähnlich war.

 

„Ja, hatte ich.“, gab Martina zu.

 

„Und, hast du neue Freunde gefunden?“, frage Benny durchaus interessiert nach.

 

Martina wusste nicht, was sie darauf antworten sollte. Bis gestern hätte sie diese Frage bejaht. Heute allerdings war sie sich nicht mehr so sicher.

 

„Nun?“, fragte Benny erneut, weil sie von Martina keine Antwort bekam.

 

„Ja, vielleicht.“ Martinas Antwort ließ sehr viel Platz für Spekulationen.

 

„Das heißt nichts, Martina. Hast du nun neue Freunde gefunden, oder nicht?“, fragte Benny genauer nach. Diesmal wartete sie, auch wenn die Antwort von Martina etwas später kam.

 

„Das heißt, ich dachte, ich hätte neue Freunde gefunden. Aber jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher.“, begann Martina zu erklären.

 

„OK? Was haben deine vielleicht-Freunde verbrochen?“ Benny setzte sich hin. Sie ahnte, dass die Erklärung etwas länger dauern könnte.

 

„Nun also, zuerst hatte ich den Eindruck, als wenn ich in der Gruppe komplett aufgenommen worden wäre, aber heute habe ich gemerkt, dass dem nicht so ist. Weißt du, die anderen haben für die Geburtstage der anderen teilweise richtig viel vorbereitet, so mit Schnitzeljagd, Disneyland und so was, also quasi den ganzen Tag dem Geburtstagskind gewidmet. Aber keiner von ihnen hatte heute Zeit für mich. Ich mein, ich weiß ja inzwischen, dass dieses Datum etwas unglücklich ist. Das hatten wir ja während unserer Schulzeit auch schon.“, fing Martina mit ihrer Erklärung an. Sie trank einen Schluck, wodurch eine kleine Pause entstand.

 

„Hat dir denn wirklich keiner von denen angeboten, etwas mit dir zu unternehmen?“, fragte Benny genauer nach.

 

„Einer von denen hat es tatsächlich angeboten. Das war so ein Anti-Weihnachtsfeier Treffen, wo das Thema wahrscheinlich wirklich nur die Weihnachtsfeiern sind, oder eben, wie scheiße solche Feiern sind. Je nachdem, wie die Gruppe wirklich drauf ist. Was ein anderes Problem an der Sache war. Ich kenne die Leute dort nicht. Ich würde nur Phillip kennen, und alle anderen wären für mich vollkommen Fremde. Und ich will meinen Geburtstag nun mal nicht mit Fremden verbringen. Nicht mit Leuten, bei denen ich nicht weiß, wie diese zueinander stehen. Und auch nicht innerhalb einer Gruppe, deren Hauptthema zum Feiern ein ganz anderes ist als mein Geburtstag.“ Martina kamen inzwischen wieder die Tränen, doch im Gegensatz zu dem Telefongespräch mit Yasmin konnte sie das Durchbrechen diesmal nicht verhindern.

 

„Sag mal, wo genau wohnst du denn jetzt gerade? Ich bin zwar für heute Abend mit meinen Eltern verabredet, aber ich würde dann jetzt zu dir fahren. Dann können wir von Angesicht zu Angesicht miteinander reden. Wie wäre das?“ Benny machte sich Sorgen um ihre Freundin. Die Tatsache, dass sie die letzten Worte durch das Schluchzen kaum verstehen konnte, veranlasste sie, zu Martina hinfahren zu wollen. Sie wollte nicht, dass ihre Freundin den ganzen Tag alleine verbrachte.

 

„OK“, schluchzte Martina nur, legte auf und tippte ihre Adresse in das Handy, um Benny eine entsprechende SMS senden zu können.

 

Benny schaute sich die Adresse an. Gut, dachte sie, während sie die Adresse ins Navigationsgerät eingab. Es lag zwar nicht auf dem Weg zu ihren Eltern, aber wenigstens auch nicht in die entgegengesetzte Richtung. Sie schrieb zurück, dass sie in ungefähr einer Stunde bei ihr ankommen würde, schaltete die Navigationsfunktion ein und fuhr zur nächsten Autobahn.

 

Martina las die SMS von Benny und schaute auf die Uhr. Es war inzwischen drei Uhr vorbei, also würde Benny frühestens kurz nach vier bei ihr ankommen. Wenn sie anschließend auch noch zu ihren Eltern fuhr, musste sie vermutlich schon um fünf Uhr wieder losfahren. Sie wusste ja ungefähr, wie lange eine Autofahrt von ihrer Heimatstadt zu ihrem derzeitigen Wohnort dauerte. Und bei Nacht, oder in der Dunkelheit, brauchte man schon mal etwas länger. Allzu viel Zeit würde Benny demnach nicht haben. Aber dieser Anruf, und dieses Angebot, bei ihr vorbeizukommen, zeigten Martina, dass Benny eine echte Freundin war.

 
 

******

 

Benny brauchte etwas länger als eine Stunde, da auf den Autobahnen mehr Stau als üblich herrschte. Sie hatte den Weihnachtsverkehr falsch eingeschätzt. Und die Fahrt innerhalb der Stadt war ebenfalls mit vielen Unterbrechungen bestückt. Daher war sie ganz froh, als ihr Navigationsgerät den Satz „Sie haben Ihr Ziel erreicht.“ ertönen ließ.

 

Martina stürmte regelrecht zur Gegensprechanlage, als es von unten klingelte. Inzwischen hatte sie sich wieder beruhigt. Die Klingel von ihrer Wohnung und der Haustür unterschieden sich, so dass sie genau wusste, welche Klingel betätigt wurde. „Benny? Bist du das?“, fragte sie, als sie den Hörer an ihr Ohr hielt.

 

„Klar bin ich es. Hat ein bisschen länger gedauert.“, antwortete Benny von unten. Sie hörte den Summer, der das Öffnen der Tür ankündigte, und drückte diese auf. „Welches Stockwerk?“, rief sie nach oben, da sie auch dies nicht wusste.

 

„Zweites“, rief Martina nach unten, nachdem sie die Wohnungstür ebenfalls geöffnet und ins Treppenhaus getreten war.

 

Nachdem beide sich gegenseitig zur Begrüßung umarmt hatten, gingen sie in Martinas Wohnzimmer. Benny setzte sich auf die Couch. Martina schüttete Benny eine Tasse Tee ein, stellte die Kanne zur Seite und setzte sich ebenfalls.

 

„Wäre dieses Anti-Weihnachtstreffen denn eine Alternative gewesen, wenn du die Leute alle kennen würdest? Oder wäre das dann auch wegen dem falschen Thema tabu?“, knüpfte Benny an ihr Telefonat an.

 

„Ganz ehrlich, ich weiß es nicht. War ja nie auf eins von deren Treffen.“ Martina hatte bei Phillip diesbezüglich nie nachgefragt.

 

„Treffen die sich denn auch außerhalb der Weihnachtszeit?“ Benny überlegte, ob diese Gruppe vielleicht doch ein möglicher weitere Freundeskreis für Martina darstellen könnte.

 

„Keine Ahnung?“ Auch dies wusste Martina nicht. „Warum fragst du?“

 

„Erklär ich dir gleich. Zuvor noch eine andere Frage, warum hatten denn alle anderen aus deiner neuen Clique keine Zeit?“ Benny wollte zuerst diese Frage geklärt haben, bevor sie Martina ihre Idee mitteilte.

 

„Na ja, die meisten wollten schon gestern zu ihren Eltern fahren. Oder heute in der Früh. Und Yasmin arbeitet heute. Und so, wie es sich für mich angehört hat, hat sie wohl immer die Weihnachtsschicht übernommen.“ Martina hielt sich bei ihren Ausführungen an ihrer Tasse fest.

 

„Nun, ich dachte, dass diese Anti-Weihnachtsgruppe vielleicht eine neue Freundesgruppe für dich sein könnte, wenn ihr euch außerhalb der Weihnachtszeit kennenlernt. Dann könntest du mit denen deinen Geburtstag feiern. Ich muss ja schließlich auch in einer halben Stunde wieder fahren. Viel mit Feiern ist also bei mir leider auch nicht drin.“ Benny drehte sich zu Martina hin, so dass sie diese direkt ansehen konnte.

 

„Hab ich mir gedacht. Also, das mit dem nicht viel feiern können.“ Martina konnte wieder lachen. Dies war ihr schon klar, als sie überlegt hatte, wie viel Zeit Benny für den Weg zu ihren Eltern brauchen würde.

 

„Und wenn die dich dann kennenlernen, könnten sie dieses Anti-Weihnachtsfeiertreffen auch zu einer Martina-Geburtstagsfeier ändern. Aber dies wäre wohl eher eine Option fürs nächste Jahr. An deiner Stelle würde ich Phillip fragen, ob die Gruppe sich auch außerhalb von Weihnachten trifft. Dann kannst du ja fragen, ob du mitkommen kannst, um die anderen kennenzulernen.“, schlug Benny vor.

 

Martina dachte über den Vorschlag nach. Einerseits hatte sie dadurch das Gefühl, dass Benny sie zu demselben Treffen drängen wollte wie die Personen aus ihrem neuen Bekanntenkreis. Andererseits war Benny hier, bei ihr, weil sie gemerkt hatte, dass Martina heute wirklich eine Freundin brauchen konnte. Die Clique, mit der sie die letzten Monate über sehr viel Zeit verbracht hatte, betrachtete sie im Moment eher als Bekannte, nicht als Freunde.

 

„Und wenn die sich nicht außerhalb von Weihnachten treffen?“, fragte Martina.

 

„Dann kannst du immer noch entscheiden, ob du die Personen vorher kennenlernen willst, und ob du dich mit denen treffen willst. Abgesehen davon kannst du dies sowieso. Nur, es ist nicht gut, alleine zu sein. Besonders wenn man an dem Tag Geburtstag hat.“, erklärte Benny ihrer Freundin.

 

„Ich überlege es mir.“ Martina nahm einen Schluck von dem inzwischen nur noch lauwarmen Tee.

 

„Warum meintest du eben, dass du dir nicht mehr sicher bist, ob es wirklich Freunde sind?“ Auch Benny nahm einen Schluck Tee, den letzten Schluck, der sich in der Tasse befand.

 

„Nun, sie reden anscheinend hinter meinem Rücken über mich. Als ich Alex gesagt habe, dass mir die Frage wegen der Anti-Weihnachtsfeier-Gruppe auf die Nerven geht, haben kurz danach alle anderen angerufen. Also wirklich direkt danach, als wenn sie vergessen hätten, dass ich heute Geburtstag habe und sich erst durch Alex' Nachricht daran erinnert haben. Besonders verdächtig war auch, dass danach keiner von den anderen gefragt hat, ob ich zu dieser Gruppe gehe oder nicht. Sie mussten alle Alex Nachricht gelesen haben und sich dann daran erinnert haben, dass sie mich besser anrufen sollten.“ In ihrem Wortschwall merkte Martina nicht, dass sie sich teilweise wiederholte.

 

„War Alex denn der“ Benny zögerte etwas, bevor sie weitersprach: „oder die erste Anrufer-rin von deiner Clique?“

 

„Nein, Yasmin hat vorher angerufen.“, erinnerte Martina sich.

 

„Ach, die, die heute arbeiten muss?“, fragte Benny nach. „Hattest du denn bei ihr den Eindruck, dass ihre Freundschaft nicht echt war?“

 

„Bei ihr denke ich noch am ehesten, dass sie mich als Freundin ansieht. Und arbeiten ist nun mal eine ganz andere Hausnummer als Fahrt zu der Familie. Davon ab, weiß ich gar nicht, ob in Yasmins Familie überhaupt Weihnachten gefeiert wird.“ Martina musste zugeben, dass sie selbst gar nicht bei allen aus ihrer Clique wusste, wie diese zu Weihnachten standen. Bei ihren Schulfreunden hatte sie es immer gewusst. Aber da war sie auch mit den anderen zusammen aufgewachsen, und hatte sich die Frage nie zu stellen brauchen.

 

„Und warum redest du dann nicht mit ihr darüber, wie das alles bei dir ankommt? Ich meine, die anderen können ja schlecht wissen, was in dir vorgeht, wenn du es ihnen nicht sagst.“ Benny hatte den Eindruck erlangt, dass Martina selbst den anderen gegenüber nicht offen genug war. Es war das erste Jahr in dieser neuen Umgebung, weshalb weder ihre neue Clique noch Martina genau wussten, was sie von der jeweils anderen Partei zu erwarten hatte.

 

Erschrocken schaute Martina Benny an. Hatte Benny vielleicht Recht mit dem, was sie sagte?

 

„Wann genau hast du denn den anderen erzählt, wann du Geburtstag hast? Ich meine, bei dem doch etwas ungewöhnlichen Datum.“ Benny griff selbst nach der Teekanne, um sich einen weiteren Schluck einzugießen, und stupste ihrer Freundin bei dieser Gelegenheit in die Seite.

 

„Hey, langsam bringst du mich in Bedrängnis.“ Martinas Laune hatte sich verbessert, ganz eindeutig. Ja, Benny hatte Recht. Sie beschloss, zumindest mit Yasmin darüber zu sprechen, wie sie sich von der Gruppe zurückgesetzt gefühlt hatte, weil die anderen Geburtstage so viel mehr beachtet worden waren als ihr eigener. Und wie sie sich von den anderen durch den Vorschlag von Phillip mit der Anti-Weihnachtsfeier-Gruppe zusätzlich unter Druck gefühlt hatte.

 

„Du drückst dich vor der Antwort.“ Benny spürte, dass es Martina besser ging. Dennoch wollte sie wissen, wann Martina den anderen das Datum genannt hatte.

 

„Zugegebenermaßen erst diesen Monat. Hätte nicht gedacht, dass dies so ein Problem darstellen würde.“, erklärte Martina. Sie stellte ihre Tasse zurück auf den Tisch, da es ihr allmählich albern vorkam, sich an einer Tasse zu klammern. Stattdessen griff sie nach einem Kugelschreiber, der rein zufällig auf dem Tisch lag.

 

„Ich denke nicht, dass du dich wundern musst, dass keiner der anderen Zeit hat. Überleg' doch mal, wir wohnen beide nicht mehr in unserer Heimatstadt. Dies dürfte auch auf deine Freunde zutreffen, zumindest auf einen Teil von denen. Und Weihnachten, sowie heilig Abend, sind immer noch Tage, an denen die meisten sich mit ihren Familien treffen. Das sagt man nicht so einfach ab, ohne sich auf den totalen Stress mit der Familie einzulassen.“ Benny legte eine Hand auf Martinas Schulter und drückte sie leicht.

 

Das Handy klingelte. Martina erschrak, denn sie kannte diesen Klingelton nicht. Erst im zweiten Augenblick realisierte sie, dass es sich um Bennys Handy handelte.

 

„Oh, hab ich ganz vergessen zu erwähnen. Ich hab mir den Wecker gestellt, damit ich weiß, wann ich fahren muss.“ Benny blieb noch einen Moment sitzen, schaltete die Weckfunktion ihres Handys aus und drückte Martina an sich. Erst dann stand sie auf.

 

Auch Martina stand auf. Sie begleitete Benny zur Tür und umarmte sie noch einmal richtig. „Danke, dass du vorbeigekommen bist.“, flüsterte sie Benny ins Ohr, bevor diese sich aus der Umarmung löste und zu ihrem Auto ging.

 

Nun war Martina wieder alleine. Da sie keine Lust zum Kochen hatte, bestellte sie sich eine Pizza. Ihre Eltern riefen am Abend an, während sie gerade dabei war, das erste Pizzastück zu essen. Ihr Bruder hingegen vergaß völlig, sie anzurufen.



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