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You and me and the devil makes three

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Teru in seinem Atelier. Komplett anzeigen

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Facetten, Pt. 2

Ohne zu Klopfen stürzte Ryo in das Atelier.

"Du, ich hab' vergessen, wie man wichst, kannst du mir helfen?"

Teru, der ohnehin schon zusammengezuckt war, da sein zutiefst konzentrierter Zustand jäh unterbrochen worden war, drehte sich zumindest halb um; sein ärgerliches Gesicht samt aggressiven Grinsen sprach dabei Bände. Zum Teufel, er war absolut nicht begeistert, von diesem Vollpfosten gestört zu werden!

"Hast du Alzheimer? Frag' deinen Pfleger, man!"

"Mach' ich ja. Eben gerade."

Boah, und dieser unverdrossene Blick dazu. Runde Augen, hochgezogene Brauen, leicht gesenkter Kopf. Von Schamgefühlen hatte Ryo offenbar noch nie in seinem Leben etwas gehört. Weder seine Versautheit noch seine Blödheit waren ihm peinlich. In der Beziehung war er Teru sehr ähnlich. Wie in vielen anderen auch. Aber am meisten kotzte Teru dieser erwartungsvolle Augenausdruck an, begleitet von der tätowierten Hand, die sich zu seinen Lippen hob, um leicht mit dem Daumen über sie zu streifen. Er guckte schon wieder viel zu lange auf diesen Typen. Dabei hatte er arbeiten wollen!

"Was malst du da? Meine Liebesgranate?"

Nun war Ryo offenbar vom Thema abgekommen. Aber das neue war auch nicht viel besser. Blöd nur, dass Teru prompt auflachen musste, als er von Ryos Mutmaßung hörte. Im nächsten Moment schon hatte er den Älteren aber förmlich am Kreuz hängen. Eine von Ryos Hand lag auf Terus Kopf, und Ryos Kinn stützte sich auf seine Schulter.

"Sieht schön aus, mein Kleiner."

War Teru eben noch aufgebracht gewesen und bereit, Ryo in den Schwitzkasten zu nehmen, um ihm seinen dämlichen Glatzkopf zu polieren, so beruhigte er sich nun merklich. 'Mein Kleiner'. Die Betonung lag eindeutig auf dem ersten Wort, und Ryo wusste das. Er wusste, dass es Teru weiche Hände bescherte, auch wenn er dies nie offen zugab. Jeder enge Kumpel hätte ihn 'Kleiner' nennen können, hätte dieser es beabsichtigt, aber dieses besitzanzeigende Wort vermochten nur zwei Menschen auf der ganzen Welt in dieser Kombination zu benutzen.

Eine große, warme Ruhe breitete sich in Teru aus, während er auf seine Malerei sah. Sein Bauch kribbelte auch, aber das war eher nebensächlich. Viele Dinge bereiteten ihm Bauchkribbeln, aber kaum etwas diente ihm als Ruhepol.

"Wer ist das?"

Die Gestalt auf dem Bild sah aus wie aus einem futuristischen Horrorfilm. Ryo verstand nicht viel von Malerei, nicht halb so viel wie Teru, der einfach eine gigantische, mannigfaltige künstlerische Ader besaß, die sich nicht nur auf die Musik beschränkte, was für sehr sensible und kreative Menschen typisch war. Aber es lag auf der Hand, dass dies ein kleines Meisterwerk war. Die Teufelshörner bestanden aus Silberfolie, die lodernden Augen aus unzähligen kleinen, roten Steinchen. Selbst der Hintergrund machte was her. Ein türkisfarbenes Kaleidoskop. Ryo konnte es sich ewig angucken und sich darin verlieren, genau wie in Teru selbst. So viel gab es an diesem Typen zu bewundern und zu entdecken, behutsam freizulegen und wachzuküssen. Yoko und er, sie waren ziemlich hingerissen von ihm. Deswegen war er auch ihr Junge. Und sein Kleiner. Ryo fand, Teru brauchte einen gewissen Halt, damit er nicht abstürzte. Einen Halt, der ihm wenn nötig aus seinem Wahnsinn half. Deshalb hatte Yoko die Rolle des Dads inne, während Ryo mehr als Terus großer Bruder fungierte. Sie arrangierten sich immer besser damit, von Tag zu Tag. Wuchsen zusammen als kleine Familie.

"Das bin ich. Setz' mal deine Brille auf, Alter."

Ryo blinzelte als Antwort auf diese Erklärung.

"Du?" Er gluckste und streichelte sanft Terus Kopf. "Ehrlich? So siehst du dich?"

"Yeah, klar. Psycho Killa!"

Daraufhin küsste der Ältere das Tattoo auf Terus Hals, lächelte, als er Terus Gänsehaut sah.

"Malst du nächstes Mal 'nen Akt von mir?"

Teru schnaubte, tunkte den Pinsel in die schwarze Farbe und verpasste Ryo damit einen Nasenstüber.

"Deine ganzen verfluchten Tattoos würden mir den letzten Nerv rauben, Babe!"

Ryo lachte nun, fasste sich an die Nase.

"Ich seh' doch aber, dass du Details liebst!" Er angelte nun selbst nach dem Pinsel, versuchte, ihn in die Finger zu kriegen, entrang Teru damit ein ausgelassenes Lachen.

"Aber ich würd' dich die ganze Zeit nur anglotzen, bis die Farbe wieder trocken ist, Fucker!"

Oh, das war ehrlich gewesen. Solche Dinge gab Teru nur selten zu. Musste er auch nicht. Sie zeigten sich schließlich von ganz allein.

Da Ryo den Pinsel nicht erwischen konnte, tunkte er seine Finger schlicht und ergreifend in die Schale mit der Farbe und schmierte sie Teru an die Wange, welcher daraufhin natürlich wieder lauthals zu Fluchen begann und Ryo von sich stieß, dabei aber sein Handgelenk packte, um seine frechen Griffel unschädlich zu machen. So standen sie sich nun gegenüber, grinsten sich breit an, bis Teru zur nächsten Attacke ansetzte und Ryos Stirn mit dem Zeug einschmierte, im letzten Moment noch versuchte, einen Penis mit dem Finger auf diese zu malen.

"Du verdammter Pisser!", johlte er dazu, erhielt auch noch prompt eine Revanche von Ryo, hatte nun sogar Farbe an der Lippe, die er sofort mit dem Handrücken wegzuwischen versuchte. "Das ist giftig, Arschloch!"

Er wischte immer noch an seinem Mund herum, als Ryo ihm die Hand in den Nacken legte und ihn an sich zog, seine Stirn an der des Jüngeren.

"Sorry, Kleiner." Sie sahen sich tief in die Augen. Teru lauerte ganz offensichtlich. 'Küss mich schon' schien er zu keifen, nur mit Blicken. "Scheint, als würdest du jetzt dringend eine Dusche brauchen. Du bist ganz dreckig. Dirty Baby."

"Genau wie du, Big Bro", raunte der personifizierte Feuersturm und grabschte nach Ryos Kinn, streckte die Zunge heraus. "Aber erst frisst du auch das Gift! Ich nehm' dich mit ins Grab, Arschgesicht!"

Das tat Ryo nur zu gerne, während Teru ihn in diesen ungestümen Kuss verwickelte. Auch wenn seine Hände schmutzig waren, glitten sie nun an Terus Rücken hinab - er trug ohnehin nur seine Arbeitskleidung, andernfalls wäre Ryo wohl gestorben, wenn er Terus gute Klamotten versaut hätte - über die kleine, leckere Rundung seines Hinterns, in die er begehrend kniff, ehe er Terus Vorhaben instinktiv erahnte, da sie bereits in ihrer eigenen Welt waren, und seine Oberschenkel umfasste, um Teru hochzuheben.

Frech und vorfreudig grinste er Ryo ins Gesicht, als dieser ihn ins Bad trug, etwas, das er mit einer Frau niemals hätte erleben können.

"Die Farbe wird doch trocken, man", sorgte er sich aber dennoch, so wie er wieder festen Boden auf den Füßen erlangte; seine Augen, die Ryo dabei anspornten, als er sich das Tanktop über den Kopf zog, sprachen aber von etwas anderem. Es waren die Augen eines erregten Mannes, wild und glasig und fordernd, welche Ryo gänzlich hart machten.

"Chill", wisperte Ryo gegen seine Lippen, während er Terus Hemd mit einer Hand aufknöpfte, die andere an der Wand neben dem Kopf des Jüngeren. "Du brauchst auch mal eine Pause. Und wir brauchen garantiert nicht lange..."

Terus Lippen öffneten sich zum Protest, aber nur ein Keuchen verließ sie, als Ryo ihm den Zeigefinger auf sie drückte.

"Hör auf deinen großen Bruder, Terufumi."

Terus Augen schlossen sich halb. Die dunklen Iriden verloren ihren Fokus. Ryo hatte ihn damit, das wusste er. Yoko und er verstanden sich inzwischen darauf, die richtigen Knöpfe bei Teru zu drücken. Wenn zuvor nur der Alkohol und die Musik es vollbracht hatten, Teru gewissermaßen zu entspannen, so hatte sich eine dritte Art in sein Leben geschlichen. Dabei handelte es sich nicht etwa in erster Linie um Sex. Es war die Verbindung zwischen ihnen Dreien, die ihn zur Ruhe brachte und zudem tief befriedigte. Ein hart arbeitender Künstler brauchte ab und zu etwas Seelenfrieden. Denn deshalb zog es Menschen zur Kunst, das wusste niemand besser als Teru: Es war die Sehnsucht nach Verwirklichung, nach Erfüllung. Aber Erfüllung fand sich auch in der Stimme eines anderen Menschen. In der Art und Weise, wie man angesehen wurde, wenn man jemanden wirklich berührte.

Ja, für Ryo war Teru wirklich ein Künstler durch und durch. Und zugleich ein Kunstwerk. Mit jeder Facette seines Seins.



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