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On the Cusp

Teil Zwei der BtB-Serie
von

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Hate and Love

‚Wo ist Trickreich?‘

 

‚Er konnte mich nicht begleiten.‘

 

‚Aber ich habe Kekse für ihn.‘

 

‚Ich werde sie ihm von dir geben.‘

 

‚Und das habe ich für dich gemalt.‘

 

‚…Danke.‘

 

‚Das sind du und Trickreich! Er hat witziges Haar. Und du schläfst. Du hast sehr sehr lang geschlafen.‘

 

‚Das habe ich.‘

 

‚Das ist schon okay! Er gibt auf dich acht. Siehst du? Er ist traurig.‘

 

‚Traurig?‘

 

‚Yup. Als du geschlafen hast war er so traurig.‘

 

Neji blinzelte langsam und strich mit dem Daumen über die Kante des Bildes, das er zwischen seinen Händen eingerahmt hielt. Maki hatte die Details mit Buntstiften gezeichnet und das mit einer kindlichen Tendenz, die Welt in viel bunteren und kühneren Farbtönen zu sehen. Überspitzte Farben und Proportionen verliehen dem Leben, Erinnerungen und dem Augenblick, den sie eingefangen hatte, ein Gefühl von Bedeutsamkeit und Sentimentalität. 

 

Alles war in den Augen eines Kindes eine Farbexplosion und ein Wunder. 

 

Vielleicht lag es daran, dass ihre Farbpaletten breiter und die Pinsel ihrer Vorstellungskraft unbefleckt waren. 

 

Nejis Wahrnehmung war längst zu einem Grau verkommen. Selbst als Kind waren jede reiche Phantasie und Hoffnung zu dem klaren farblosen Schwarz und Weiß der Realität verwässert worden. 

 

Sein Blick wanderte langsam über Makis Bild. 

 

Während er an den Moment zurück dachte, den sie hier eingefangen hatte, fragte er sich, warum ihm die Welt nicht heller erschienen war, nachdem er es durch diesen gefährlichen schwarzen ‚Schlaf‘ geschafft hatte.

 

Ist es nicht eigentlich das, was passiert, wenn einem eine zweite Chance auf ein Leben gewährt wird?

 

Hätte er die Dinge anders sehen müssen? Eine tiefere Wertschätzung empfinden müssen für die Atemzüge, von denen er vergessen hatte, sie zu nehmen? Hätte er sich die Zeit nehmen sollen, diese Schattierungen und Farbtöne neu zu entdecken, die von der Säure dessen, was ihn beinahe umgebracht hätte, ausgebleicht worden waren?

 

Ist es denn überhaupt von Belang? Ich lebe.

 

Er hatte den Tod oft genug betrogen. Und dennoch, jedes Mal wenn er es tat, jedes Mal wenn er von dieser Kante des Nicht-Existierens zurückkehrte, verlor die Welt etwas mehr an Farbe.

 

Eines Tages…wird es anders sein.

 

Neji summte leise. Er war lebendiger als er es seit Monaten gewesen war – vielleicht sogar Jahren. Er hatte einen Sinn und eine Richtung und Kontrolle über den Zorn, der ihn immer weiter diesem Rand entgegen getrieben hatte. 

 

Niemals wieder.

 

Behutsam legte er die Zeichnung zwischen zwei Pergamentblätter und schob sie in das abschließbare Fach der Tansu Truhe, die in einer Ecke seines Zimmers stand. Elegant gefertigt wies die Kiste ein kompliziertes Blatt Design auf, das in die blasse Maserung des Kiri Holzes geätzt war. Hiashi hatte den Tansu für seinen Zwillingsbruder in Auftrag gegeben. Es war der einzige Gegenstand, den Neji besaß, der etwas von Wert enthielt. Teile der Vergangenheit wurden hier aufbewahrt; Teile, die sich zusammenfanden, um zumindest ein bisschen Farbe in seine Welt zu bringen. In den Augenblicken, wenn Erinnerungen entschwanden und fort gewaschen wurden. 

 

Seine Fingerspitzen strichen zärtlich über ein Stück Papier. Es steckte als Lesezeichen in einem Band mit Haiku Gedichten, die sein Vater immer gelesen hatte. Vorsichtig zog er das Papier heraus, warf einen raschen Blick auf das Gekritzel von Shikamarus Handschrift und steckte es rasch wieder zurück.

 

Er schob die Schublade zu. 

 

Es fühlte sich an wie ein vergeblicher Versuch, eine mentale Tür zu einer Erinnerung zu schließen – und all den anderen, die daran geknüpft waren. 

 

An ihn.

 

Neji ließ seinen Blick durch den Raum gleiten; milchige Seen verharrten auf seinem Futon. Sein Fokus richtete sich auf das Päckchen, das am Ende der Bettrolle lag. Er hatte es aus Hanegakure mitgebracht. Makis Kekse. Und er hatte vollkommen vergessen, das Geschenk Hibari mitzugeben und dem Rotschopf aufzutragen, es an Shikamaru weiter zu leiten.

 

‚Er gibt auf dich acht.‘

 

Neji starrte auf die grobe Kordel, die um das braune Geschenkpapier geschlungen war, folgte den Windungen in den Knoten und empfand eine merkwürdige Symmetrie mit den Sehnen seines Herzens. 

 

‚Er war traurig.‘

 

Neji schloss die Augen und wandte sich von dem Futon ab, während er krampfhaft die Kanten der Truhe umklammerte. Fast schon schmerzhaft spürte er, wie sich die Metallarbeit des eisernen Tansurahmens in seine Handflächen biss. Und er versuchte, eine ähnliche Eisenummantelung um die empfindlichen Ränder seines Herzens zu legen. 

 

Er konnte es nicht. 

 

Und das ist der Grund, aus dem ich mich fernhalten muss.

 
 

~❃~
 

 
 

Zahllose winzige Lichter. 

 

Sie funkelten über den Boden wie eingeschlossene Sterne. 

 

Die begehbaren Gärten von HOTARU fingen die Thematik des Glühwürmchens ebenso hingebungsvoll ein wie das Interieur des Ryokan. Kleine Teelichter schwebten an der Oberfläche flacher Teiche und das Wasser kräuselte sich in dem kurvenreichen Gleiten von Karpfen. Eine Reihe Laternen hing von den schlanken Armen gepflegter Bäume. Sie standen akkurat geschnitten entlang eines mit großen breiten Steinen gepflasterten Gehweges. 

 

Der Mond schimmerte herab, doch die Silberstreifen erschienen im Laternenlicht golden und silbrige Nebelwolken wurden von einer Brise zerfetzt. 

 

Energisch schüttelte Shikamaru den Gedanken an blutroten Nebel ab. 

 

Neben ihm verlangsamte Temari ihren Schritt. 

 

Der Schattenninja passte sich ihrem Gang an, als sie von dem steinernen Weg auf eine hölzerne Brücke traten. Die elegante Struktur bog sich tief über einen Seerosenteich. Halb versunkene Steinformationen erhoben sich aus den flachen Wassern und das Laternenlicht spielte funkelnd auf dem feuchten Stein. 

 

Die Kälte zwickte an Shikamarus Haut und grub sich tief. 

 

Träge drapierte seine Arme über die hölzerne Brüstung der Brücke und verschränkte die Hände mit einem festen Druck, der Gefühl zurück in seine tauben Finger zwang. Temari hielt neben ihm inne, doch er wandte sich ihr nicht zu. Er sah einfach nur hinunter auf den Teich und studierte das leichteste Wellenspiel, während er versuchte, zentriert zu bleiben. 

 

Roter Ahorn raschelte in der kalten Brise. 

 

Temari erschauerte ein einziges Mal. „Die Winde sind immer warm.“

 

Shikamaru drehte marginal den Kopf und spähte zu ihr hinüber. Temari hatte ihre Hüfte gegen die Brücke eingeknickt und einen Ellbogen auf dem Geländer abgestellt. Den anderen Arm hatte sie quer über die Brust geschoben, um die gegenüberliegende Schulter zu massieren. 

 

„Suna.“, sagte sie leise. „Trocken. Warm.“

 

Sie starrte hinauf zu einer kupfernen Regenkette, die dazu gedacht war, die Tropfen im Zentrum nach unten zu leiten und deren rostigen Schattierungen im schummrigen Licht bronzefarben wirkten. Aus dem Augenwinkel beobachtete Shikamaru sie ruhig. 

 

„Du reist morgen ab.“, erwiderte ebenso leise und hielt seine Intonation irgendwo zwischen einer Frage und einer Feststellung. 

 

Temari fuhr weiter fort, die Regenkette zu mustern und ihre Gesichtszüge wurden von den rußigen Tönen von Schatten und Flamme verschleiert. „Konohas Friede mit Hanegakure ist auch zu Sunas geworden. Es ist gut, Verbündete zu übernehmen. Du hast diese Mission sehr gut gemacht.“

 

Shikamarus Brauen zogen sich scharf zusammen und die Muskeln an seinen Kiefergelenken zuckten. 

 

Gerade, als sich Temari ihm zuwandte, drehte er den Kopf weg, erhaschte aber noch einen flüchtigen Blick auf diese karmesinroten Nägel, als sie die Arme auf der Brüstung kreuzte. „Wird Zeit, dass du endlich diese Beförderung bekommst.“

 

Shikamaru seufzte und widerstand dem Drang, seinen Kopf zwischen seine Arme hängen zu lassen. Er wollte wirklich nicht daran denken; geschweige denn darüber reden. 

 

„Kein Interesse.“

 

„Nein.“, stimmte Temari leise zu. „Das hast du wirklich nicht. Aber in deinem eigenen Revier sollte es ja auch sicher für dich sein, Angebote so unverblümt abzulehnen.“

 

Shikamaru grinste bitter und das Krümmen seiner Lippen war kaum bemerkbar. Als ob sein Interesse oder seine Versuche, eine Position der Verantwortung zu meiden, wirklich von Belang wären. Tsunade setzte ihn ohnehin schon ein, als würde er den Rang längst innehaben. Ein offizieller Titel hätte also keinen verdammten Unterschied gemacht.

 

„Allerdings.“, fuhr Temari fort und ihre Stimme senkte sich warnend. „Solltest du Gaara jemals wieder in eine solche Position bringen, dann verspreche ich dir, dass ich nicht zögern werde.“

 

Shikamaru presste die Lippen aufeinander und wrang die Hände zusammen, bis sich die Fingerknöchel hart genug zusammendrückten, um zu schmerzen. 

 

„Nicht zögern, was zu tun?“, köderte er und klang dabei gelangweilt. 

 

Aus verengten Augen warf sie ihm einen dunklen Blick zu. 

 

Einer von Shikamarus Mundwinkeln hob sich leicht. 

 

Temaris Nägel gruben sich in das Fleisch ihrer Arme, als sie sich von dem Geländer aufrichtete. „Willst du mich wirklich ködern?“

 

Shikamaru ließ die Frage in der Luft hängen und seine Gesichtszüge waren verschlossen; dunkle Augen wurden von seinen dichten Wimpern abgeschirmt, während er hinunter auf den Teich sah…auf den zerbrochenen Spiegel seiner Oberfläche. 

 

„Bin mir nicht sicher, ob du mich im Moment wirklich fragen solltest, was ich will.“ Er richtete die Frage an seine eigene Reflexion und beobachtete, wie sich die scharfen Winkel seines Gesichtes in Wellen kräuselten. 

 

Er fing das periphere Glimmen von Temaris Stirnband auf und schloss die Lider gegen das Aufblitzen eines ganz anderen Hitai-ate vor seinem inneren Auge. Und mit diesem Aufblitzen kam die Erinnerung an kalten Stahl und an diesen besonderen Augenblick, als das Konoha Emblem von seinem eigenen abgehackten Keuchen benebelt wurde. 

 

Und dann das Aufflammen tiefer opalhafter Iriden, die jeder noch so kleinen Bewegung seines Körpers folgten.

 

‚Gib dich mir hin, Shikamaru…‘

 

Shikamarus Lider flogen auf und er schluckte rau und schwer. 

 

Temari beobachtete ihn aufmerksam. 

 

„Wieso das?“, murmelte sie. 

 

Er hätte auf diese Frage dunkel lachen können.

 

Warum? Weil jetzt im Moment alles was er wollte, der schnellste Ausweg war, den er finden konnte. Das schnellste Mittel zum Zweck, um den Schmerz dieses Bedürfnisses und der Begierde zu betäuben, diesen zufälligen Fehlzündungen seiner eigenen Gedanken voraus zu sein und die Geister seiner Vergangenheit zu überwinden, die sich nicht aus dem Grab hätten erheben sollen, in dem er sie vor zwei Jahren begraben hatte. Wie zur Hölle es sein konnte, dass das alles ausgerechnet jetzt aufgewirbelt wurde, war jenseits seines Verständnisses; zumindest im Moment. Und er hatte auch nicht die geringste Chance, dahinter zu kommen, wenn er immer näher an sein Limit kam, was Schlafentzug anging. 

 

Wie zur Hölle kann es eigentlich sein, dass dein ‚Vier Uhr morgens‘ Mist zu meinem Problem geworden ist? Du bist fort und es hört verfickt nochmal nicht auf. Du hörst nicht auf…

 

Er stierte blicklos auf das Wasser und spürte, wie die Brise seinen Atem zerfetzte, als er in Nebelschwaden davon schwebte. Sein Kiefer verkrampfte sich und seine Zähne pressten sich hart aufeinander. 

 

„NARA!“

 

Der Ruf ließ Shikamaru zusammenzucken und sein Kopf schnellte nach oben, um über die Brücke zu spähen. 

 

Wie ein körperloser Kopf, der im Dunst schwamm, schwebte Kotetsus Gesicht über einer der Laternen und wurde durch das Licht in verrückte schädelähnliche Konturen getaucht. Er trug einen der Straßenpylonen Partyhüte. 

 

„Buh.“, wisperte er. 

 

Shikamaru legte die Stirn in Falten und richtete sich mit einem trägen Schwung auf. „Wie lästig.“

 

Kotetsus Gesicht spaltete sich zu einem breiten Feixen und seine Zähne blitzten in der Dunkelheit auf. „Ah, du hast mich sehr verletzt, Nara. Wir sind doch ein Team und alles.“

 

„Team?“, fragte Temari und hob eine goldene Braue. 

 

Shikamaru warf ihr einen halbherzigen Blick zu, der müde und wortlos ‚bring mich nicht dazu, das zu erklären, es ist ein gottverdammtes Drama‘ vermittelte. Und so zuckte sie nur mit den Achseln und verschränkte die Arme, während sie neugierig in Kotetsus Richtung spähte, als der Chūnin über die Brücke stolziert kam. 

 

„Ich unterbreche doch nichts?“ Er wackelte schmeichlerisch mit den Augenbrauen. 

 

„Nein.“, erwiderten Shikamaru und Temari wie aus einem Mund und beide sahen sich für einen Moment verlegen an, bevor sie den Blick abwandten. 

 

Kotetsu schielte kritisch zwischen ihnen hin und her und stemmte die Hände in die Hüften. 

 

Und dann schnaubte er mit spielerisch funkelnden Augen. „Klaaaar.“

 

Shikamarus Miene wurde mörderisch. „Ich kann mich nicht daran erinnern, deinen Namen auf der Gästeliste gesehen zu haben.“

 

Kotetsu krallte eine seiner Hände über sein Herz. „Ah, das hat weh getan.“

 

„Idiot.“, seufzte Shikamaru und rieb sich die Augen. 

 

„Sie haben quasi darauf bestanden, mich rein zu lassen. Ist es denn meine Schuld, dass ich einfach unwiderstehlich für die Ladys bin?“ Kotetsu zuckte mit den Achseln und tat so, als müsste er die Last seiner selbst verliehenen Unwiderstehlichkeit von einer Schulter auf die andere verlagern. 

 

„Hat denn auch eine Lady deine Nase neu sortiert?“, fragte Temari und hob etwas das Kinn, um damit auf die Bandage über Kotetsus Nase zu deuten. 

 

Der Chūnin lachte auf und strich mit dem Daumen über das weiße Gewebe. „Tja, dahinter steckt eine verdammt spannende Geschichte.“

 

„Hab Spaß dabei, sie damit zu erfreuen.“, murmelte Shikamaru, vergrub die Hände in den Taschen und begann, zurück über die Brücke zu schlendern. 

 

„Ich war gerade dabei, Ino zu erfreuen, bevor sie mich schamlos benutzt hat.“, seufzte Kotetsu und spähte wachsam zu Temari. „Weiber.“

 

Temari hob eine Braue. Doch Shikamaru hörte sofort auf zu laufen, ließ jeden Anschein eines Gesichtsausdruckes fallen und warf einen undeutbaren Blick über die Schulter auf den anderen Chūnin. 

 

„Dich benutzt?“

 

„Jo!“ Kotetsu wirbelte auf dem Absatz herum und sein Pylonenhut neigte sich zu einer Seite, als er sich mit scharfen Bewegungen gegen die Schläfe klopfte. „Sie hat sich total verrückt die Kontrolle über meinen Kopf gekrallt. Ich habe gegen meinen Willen für zwei Flaschen Sake bezahlt!“ Kotetsu machte eine Pause. „Mann, das ist wie Verstandvergewaltigung. Ich war bewusstlos und alles.“

 

„Bewusstlos?“ Shikamarus Brauen zogen sich ruckartig und scharf zusammen. 

 

„Jo, das soll einer verstehen, huh?“, schnaubte Kotetsu. „Und dabei ist sie diejenige, die besoffen ist. Das Jutsu hätte gar nicht funktionieren dürfen.“

 

„Was nicht besonders für dich spricht.“, schlussfolgerte Temari leichthin, doch ihre Augen blieben auf Shikamaru gerichtet und schätzten neugierig seine Reaktion ein. 

 

Während er Kotetsus empörte, aber spielerische Verteidigung vollkommen ignorierte, bekämpfte der Nara den Drang, sich zornig mit den Fingern durch das Haar zu fahren. Obwohl er sich eigentlich sogar mehr danach fühlte, seine verdammten Finger an der Innenseite seines Schädels entlang kratzen zu lassen, um nach all den nachhallenden Spuren einer möglichen Invasion zu greifen, die er nicht hatte kommen sehen. 

 

Gott, wenn sie…

 

Zorn und Anspannung stiegen rasant bis zu einer alarmierenden roten Zone in seinem Blut an und er fluchte innerlich. Als Kotetsu ihm hinterher rief, hatte er die Brücke bereits überquert. 

 

„He! Wo gehst du hin?“

 

Ino umbringen.

 
 

~※~
 

 
 

Ein blondes und lilanes Spektakel zog Shikamarus Aufmerksamkeit auf sich, kaum dass er das Esszimmer wieder betreten hatte. 

 

Ein Spiel von ‚Lass den Ballon mit den Dämlichen Hüten platzen‘ war in vollem Gange. 

 

Naruto und Hinata gegen Kiba und Ino. 

 

Allerdings schien Ino den Sinn des Spiels nicht ganz verstanden zu haben. Denn statt Kiba auf dem Spielfed zu unterstützen, schien der Inuzuka eher Ino auf ihren beiden linken Füßen zu stützen. 

 

Und im Grunde sah Ino so aus, als würde sie mit Kiba tanzen. 

 

Oder eher, Kiba antanzen.

 

Einen Arm hatte sie wie eine langjährige Geliebte um seinen Hals gelegt und sie schwang aufreizend ihre Hüften, während sie auf den Fersen schwankte um zu versuchen, die Ballons mit ihrem Hut platzen zu lassen. In ihrer anderen Hand hielt sie ein bauchiges Glas, dessen Inhalt über den Rand schwappte. 

 

Ihr glasigen blauen Augen blitzten immer wieder zu Sakura und Hibari, die am Tisch saßen. 

 

Während Kiba zwar lachte, schien er deutlich besorgter darum zu sein, Ino aufrecht zu halten, statt sich zu gestatten, auf die Aufmerksamkeit zu reagieren, die sie im körperlich zuteil werden ließ, als wäre sie eine läufige Hündin. 

 

Shikamarus Augen zogen sich gefährlich zusammen. 

 

Dämliches, leichtsinniges, lästiges Mädchen.

 

Mit langen Schritten begann er, die Distanz zu schließen und egal wie sehr er versuchte, sein Gesicht zu einem blanken Pokerface zu zwingen, etwas von seinem inneren Aufruhr sickerte hindurch.

 

Und Kiba bemerkte es sofort. 

 

Seine Nasenflügel bebten mit einem raschen Schnuppern und nahmen das wahr, was nichts anderes sein konnte als die Scheiße, die ordentlich am Dampfen war. 

 

Schlagartig hörte er auf, über das zu lachen, was auch immer Ino ihm ins Ohr gelallt hatte und richtete seine Aufmerksamkeit auf Shikamaru. Auch Hinata folgte dem Blick des Hundeninjas und schnappte hektisch den Ballon aus der Luft, womit sie wiederrum Naruto verwirrte, der überhaupt nichts anderes mitzubekommen schien als die Tatsache, dass das Spiel offenbar abrupt abgebrochen wurde. 

 

„Hey, was ist denn los?“

 

Kiba versuchte energisch, sich von Ino zu befreien, ohne sie aus dem Gleichgewicht zu bringen und die dunklen Schlitze seiner Iriden spannten sich immer mehr an, je näher Shikamaru kam. 

 

Glücklicherweise stürzte sich Ino auf ihn, bevor einer der Männer etwas Unüberlegtes tun konnte.

 

„Da bist du jaaaaa!“

 

Als wäre sie ein gelangweiltes Kind ließ sie Kiba links liegen und warf ihre Arme um Shikamarus Hals, um sie gemeinsam in einem Kreis herum zu drehen, der dem taumelnden Schwappen ihres Getränks entsprach. Es wirbelte in einem rubinfarbenen Schwall durch das Glas; rot wie der Zorn, der sich auf Shikamarus steifen Gesichtszügen auszubreiten drohte. 

 

Doch hier konnte er sie nicht konfrontieren. 

 

„Du hast mich nicht sitzen lassen!“ Ino grinste. 

 

Shikamaru schnitt eine Grimasse wegen des fruchtigen Atems, der ihm ins Gesicht schlug. Er musste einen Arm um ihre Taille schlingen, damit sie nicht umfiel, als sie auf ihren dünnen Absätzen schwankte. Kiba verließ schlagartig die Szenerie, indem er sich mit Naruto und Hinata an den Tisch zurückzog, um sich etwas mehr von dem Kuchen zu holen und der glazialen Spannung zu entgehen, die Shikamarus Gesicht überfrostete. 

 

„Ino…lass mich sofort los.“, knurrte der Schattenninja.

 

„Warum? Kiba mag mich.“ Ino folgte mit beschatteten Augen den Bewegungen des Hundeninjas und grinste, während sie sich über Shikamarus Arm hängte und ihn so dazu zwang, einen Fuß nach hinten zu setzen, um das Gleichgewicht für sie beide halten zu können. „Jemand mag mich.“

 

Ruckartig zerrte Shikamaru sie in die Aufrichtung. 

 

Ino jaulte auf und presste sich ihren Drink gegen die Brust. „Auuuu!“, wimmerte sie. 

 

Zornig zischte er ihr ins Ohr: „Reiß dich verfickt nochmal zusammen und stell dich hin.“

 

„Ich stehe doch, du…du blöder Arschhhh!“, lallte sie. 

 

Shikamaru grub tief in sich nach Geduld und blinzelte zweimal. „Hast du dein Jutsu bei Kotetsu angewandt?“

 

Ino nickte nachdrücklich und legte einen Arm um seine Schultern, um sich stützen. „Wo ist er hin?“

 

„Hast du es bei mir benutzt?“

 

Ino hörte ihm nicht zu. „Wo ist Temariiii?“

 

Shikamaru richtete seinen Griff an ihr neu aus und schob sie zurück zum entferntesten Ende des Tisches, während er versuchte, dem Stampfen ihrer Hacken auszuweichen. „Halt den Mund und setz dich hin.“

 

Ino schob schmollend die Unterlippe vor. „Awww, sie denkt, sie wäre zu gut für meinen Shikamaru?“ Ino giggelte und ihre Stimme lallte singsangartig in sein Ohr. „Hey, auf was achtest du denn eigentlich überhaupt bei einem Mädchen?“

 

„Abstand.“, blaffte er sie an, setzte sie auf einem der Stühle ab und schubste sie von sich, als sie versuchte, schon wieder ihre Arme um seine Schultern zu schlingen. „Lass das.“

 

„Awww, sei nicht so!“ Ino drehte schwunghaft ihr Handgelenk und verschüttete noch mehr rotes Zeug über die Glasschale und ihre Finger. „Du hast doch einen Harem, Shika!“

 

Shikamarus Miene wurde vernichtend, als er ihren Arm packte und das Glas aus ihren klebrigen Fingern zerrte, um es auf dem Tisch abzustellen. Energisch stieß er ihre Hände fort, als sie sich erneut nach ihm ausstreckten. 

 

„Hör auf damit.“ Er senkte die Stimme. „Du benimmst dich wie der letzte Idiot und es fängt an, mich wirklich anzupissen.“

 

Ino zog den Kopf zurück und Verletztheit machte sich auf ihrem Gesicht bemerkbar, bevor sich ein irrationales wildes Flackern in ihren berauschten blauen Augen verfing. „Oh? Bin ich dir peinlich?“, schnappte sie erhitzt. „Lass ich dich schlecht dastehen, Missster Schwessstern Bumssser?“

 

Shikamarus Kiefer verhärtete sich zu Stahl. „Nett. Wirklich nett.“

 

Ino feixte säuerlich und tastete den Tisch nach ihrem Glas ab, hielt die Augen aber weiterhin auf ihn fixiert. „Mach schon!“ Mit einem hochmütigen Rucken des Handgelenks winkte sie ihn davon. „Mach und geh Temari an die Wäsche. Das ist doch eh alles…alles, was ihr Kerle wollt.“

 

Shikamaru runzelte die Stirn und seine dunklen Augen suchten aufmerksam ihr Gesicht ab. Er konnte geradezu spüren, wie sie Rücksichtslosigkeit in Wellen ausstrahlte. Und wenn man dieser Rücksichtslosigkeit seinen Zorn hinzufügte, könnte selbst ein Magic 8 Ball das Ergebnis vorhersehen. 

 

Beruhige dich.

 

Bedächtig atmete er durch die Nase ein und glättete seine Stirn, um ihr mit einem kühlen Blick zu begegnen und ihr Pathos abzufangen, indem er nicht darauf reagierte. Hoffentlich würde sie diese Taktik zum Schweigen bringen. 

 

„Du bist betrunken.“

 

Ino schniefte spöttisch und klatschte eine Hand gegen seine Schulter, um ihn weg zu schubsen. „Ich bin nicht betrunken. Ich bin glücklich.

 

Shikamaru fing ihr Handgelenk ab und pinnte es an der Seite ihres Stuhles neben dem Tisch fest, während er ununterbrochen versuchte, keine Aufmerksamkeit auf sie zu ziehen. 

 

Er hielt seine Stimme leise und so ruhig wie möglich. „Und du kannst auch sitzen bleiben und glücklich sein.“

 

„Und du kannst mich an meinen hübschen Arsch lecken.“ Ino versuchte, ihm gegen das Schienbein zu treten und verfehlte ihn komplett. 

 

Shikamaru ging in die Hocke und beugte sich nach vorn. Seine Stimme verhärtete sich zu demselben Stahl seines Griffes, als er ihr Handgelenk festhielt, da er eine Ohrfeige vorhersehen konnte, sollte er sie loslassen. „Wenn du dich nicht beruhigst und den Mund hältst, dann werde ich deinen unerträglichen nervigen Arsch schattenbesitzen und dich hier raus zerren.“

 

Ino blinzelte eulenhaft und ihre Wangen erröteten, während sich ihre Lippen geschockt öffneten. 

 

Sie starrte ihn an wie ein verletztes, weitäugiges Kind und das für die vollen paar Momente, die es brauchte, bis seine Worte bis in ihren benebelten Verstand gedrungen waren. Und dann brach sie laut genug in Gelächter aus, dass sich Augen auf sie richteten und sich Köpfe drehten. Shikamaru verzog innerlich das Gesicht und ließ sie los, doch eine finstere Miene stand überdeutlich auf seinen Zügen, als er sich auf den Stuhl neben ihr setzte und außer Sichtweite verschwand. 

 

„Ino.“, warnte er leise, aber ohne irgendeinen Erfolg. 

 

„Du willst mich misshandeln, Mann!“, lachte sie, schubste ihn spielerisch und jede Spur ihrer Wut machte Belustigung Platz, als sie diese Worte hin und her drehte. „Du..du Mannmisshandler.“

 

„Mannmisshandler?“, fragte Sai perplex von der anderen Seite des Tisches. „Sind Frauen denn nicht deine Präferenz, Shikamaru-kun?“

 

Ein verheerendes Schweigen senkte sich über den Tisch. 

 

Stille – abgesehen natürlich von Ino. Sie begann unkontrolliert in ihren Arm zu prusten und ihr flachsfarbener Pony bebte unter ihrem Lachen. Shikamaru bewegte krampfartig den Kiefer gegen die Spannung, ergriff aber die Gelegenheit, die Aufmerksamkeit umzulenken. 

 

Aus den Augenwinkeln warf er Sai einen äußerst flachen Blick zu. „Es muss weh tun, du zu sein.“

 

„Sai!“ Naruto stieß ihn mit dem Ellbogen an. „Was zur Hölle? Du kannst doch nicht einfach so mit sowas kommen.“

 

„Aber so nennt man das doch.“, erwiderte Sai und rieb sich die Rippen. „Coming out.“

 

Kiba spähte von unter dem Tisch hervor und sprach um einen Mund voll Kuchen herum, den er sich mit Akamaru teilte. „Wer hat sein Coming-out?“

 

Narutos Miene verfinsterte sich. „Mann Kiba, ermutige ihn nicht auch noch.“

 

Währenddessen angelte Sai in seiner Tasche nach etwas und legte ein Buch auf dem Tisch ab, bevor er durch mit Eselsohren versehene Seiten blätterte. „Hier steht, dass es ein harter aber stärkender Weg ist.“

 

„Aus dem Kämmerchen zu kommen?“, kicherte Kiba, während er sich Hintern voran unter dem Tisch heraus wand, um sich wieder auf einen Stuhl zu setzen. 

 

„Kämmerchen? Ist das sowas wie ein Schrank?“ Sai legte die Stirn in Falten. 

 

„Mein Schrank ist lila!“, verkündete Ino und wedelte mit einem Strohhalm herum. Sie ließ ihn über ihre vollen Lippen wandern und warf Kiba einen verführerischen Blick zu. „So wie die Spitzen-Teilchen, die ich darin aufbewahre.“

 

Kiba verschluckte sich zur selben Zeit an seiner Zunge wie Naruto. 

 

Shikamaru dachte darüber nach, welche Strafe ihn wohl erwarten würde, sollte er seine Teamkameradin erwürgen und ließ hinter seiner Handfläche die Wimpern fallen. Sein Verlangen, Ino zu strangulieren, lenkte ihn jedoch nicht von der Tatsache ab, dass er sie von jedem Mann in der Nähe fernhalten musste, bevor sie sich vollkommen blamierte. 

 

Wo zur Hölle ist Chōji? Eigentlich sollte er derjenige sein, der sich um sowas kümmert.

 

Shikamaru rieb sich die Lider, nur um sie gleich darauf in weitäugigem Schock aufzureißen, als Ino begann, mit den Fingern über seine Haarlinie zu streicheln. 

 

„Awww, ist schon okay, Shikamaru.“ Sie tätschelte ihn sanft. „Ich werde schon ein nettes Mädchen oder Jungen für dich finden.“

 

Ruckartig zog er den Kopf von ihrer Berührung fort und stieß unwirsch ihre Hand beiseite. „Fass mich nicht an.“

 

Ino presste sich in einem bemitleidenden schmalen Schmunzeln die Lippen aufeinander. „Du kannst ruhig weinen. Ich werde dich nicht verurteilen.“

 

Shikamarus Augen fixierten sich auf ihren Mund und bemerkten die Flecken, die ihr Getränk dort hinterlassen hatte, bevor sich sein Blick auf das Glas richtete, das er ihr weggenommen hatte. „Was hast du getrunken?“

 

Ino grinste breit. „Irgendwas fruchtig-tuckiges.“

 

Auf der anderen Seite des Tisches blätterte Sai durch die Seiten seines Buches. „Hier steht, dass ‚tuckig‘ auch ‚homosexuell‘ bedeuten kann.“

 

Shikamaru suchte nach einer Flasche und überlegte, ob es sich besser anfühlen würde, sie an seinen Mund zu hängen, oder sie Sai über den Schädel zu ziehen. Doch Naruto reagierte für den ganzen Tisch. Sein Kiefer klappte fassungslos nach unten und sein Kegelhut neigte sich prekär auf eine Seite, als er auf seinem Stuhl herumwirbelte und seinen Teamkollegen entgeistert anstierte. 

 

„Sai!“

 

Kiba nickte nur weise. „Ich glaube, wir sehen alle ziemlich tuckig aus mit diesen dämlichen Hüten.“

 

„Kiba!“

 

Neugierig sah Sai auf Kibas Hut. „Ist es denn tuckig, Hüte zu tragen?“

 

„Sai, würdest du die Klappe halten?!“ Naruto schnappte sich das Buch aus den Händen seines Teamkameraden und pfefferte es wie eine Handgranate, die jeden Moment hochgehen konnte, durch den Raum. „Warum zur Hölle liest du sowas?“

 

„Ich glaube, Naruto hat Angst, dass du ihn versehentlich outest.“, erklärte Kiba dem kalkgesichtigen und tief verwirrten Sai. 

 

Naruto schnellte zu Kiba herum und der Rand seines Partyhutes verdeckte seine Sicht als er drohend mit einer Gabel in Shinos statt Kibas Richtung stach. „Nimm das zurück!“

 

Doch Kiba lachte nur wölfisch und ließ die Zähne aufeinander schnappen. „Bring mich doch dazu, Turteltaube.“

 

„Turteltaube?“, fragte Sai.

 

„Das ist der Kosename für ihre Liebhaber.“, zwitscherte Sakura über den Tisch und streichelte den kleinen orangenen Vogel auf Hibaris Schulter. 

 

Sai blinzelte. „Wirklich?“ 

 

„NEIN!“, bellten Kiba und Naruto wie aus einem Mund. 

 

„Doch!“, plärrte Ino und legte ihre hohen Hacken auf der Kante ihres Stuhles ab, als sie herum wirbelte und Shikamaru mit ihrem Haar ins Gesicht peitschte. 

 

Ugh.

 

Diese Nacht verwandelte sich in etwas, das surreal genug war, dass sich der Schattenninja ernsthaft fragte, ob ihm jemand etwas in seinen Kaffee gemischt hatte. Zu schade, dass das nicht der Fall war. Denn das hätte zumindest Sinn gemacht. Er lehnte sich von Inos tatschenden Fingern weg, als sie die Arme und ihren Rücken nach hinten bog, um ihm kopfüber eine Entschuldigung entgegen zu lallen. 

 

Stur starrte er auf die Tür und betete darum, das Chōji endlich auftauchte. 

 

Währenddessen war Naruto damit beschäftigt, mit einer Faust unter Sais Nase herum zu fuchteln. „Ich bin nicht Teil dieses Teams, Idiot!“

 

„Ich glaube nicht, dass du ein Team hast, Naruto.“, neckte Sakura. 

 

Und schockierender Weise erhob jetzt Shino die Stimme aus der gedämpften Dunkelheit seines Mantelkragens und ließ seine Worte ruhig über den Tisch schweben. „Vielleicht tendierst du auch zu beiden Teams, Naruto. Warum? Weil du eine Neigung dazu hast, überspitzte und defensive homophobische Qualitäten zu zeigen.“

 

„Stimmt.“ Kiba klopfte Shino auf die Schulter. 

 

Der Aburama nickte ein einziges Mal. „Und dazu kommt auch noch die Tatsache, dass deine Überreaktionen für gewöhnlich vollkommen unbegründet sind. Also frage ich, was das wohl bedeutet?“

 

„Das Offensichtliche.“ Tenten hob den Blick von dem Sternzeichenbuch und wirbelte Messer und Gabeln über ihre Knöchel als wären es Kunai. „Die Lady, dünkt mir, protestiert zu viel.“

 

Naruto blinzelte und richtete sich ruckartig auf seinem Stuhl auf. „Whoa, wie hast du mich gerade genannt?“

 

„Einen Ladydog!“, giggelte Ino und warf ihre Arme in die Luft wie eine Cheerleaderin, wobei sie gerade so Shikamarus Kiefer verfehlte, als er sich duckte. 

 

Er streckte einen Arm an ihr vorbei, ergriff ihr Getränk und die dazugehörige Flasche, um es außerhalb ihrer Reichweite zu schieben, ohne dass sie es merkte. 

 

„LADY WAS?“ Naruto donnerte seine Hände auf den Tisch und schob sich mit einem vor Beleidigung rotem Gesicht auf die Füße; seine Nasenflügel bebten zornig. „Ich bin niemandes Hün-“

 

„Lady, dünkt…“, korrigierte Lee und hob einen Zeigefinger. „Das ist archaisch, Naruto.“

 

„Lee hat dich gerade als alte Frau bezeichnet, Naruto.“, krähte Kiba und sein Grinsen wurde durch seine spitzen Fangzähne noch schärfer. „Weil du auch wie eine kämpfst.“

 

Schlagartig sprang Naruto mit geballten Fäusten auf seinen Stuhl. „Na los, komm her und sieh was passiert.“

 

Ino klatschte begeistert in die Hände. „Oh yeah, Hundekampf!“ Sie streckte ihre Finger nach ihrem Glas aus, ergriff aber nichts als Luft, woraufhin sie sich auf ihrem Stuhl umwandte. „Heeeee, wo ist mein Drink?“

 

„Weg.“, knurrte Shikamaru mit den Augen weiterhin auf den Ausgang gerichtet. „So wie ich innerhalb der nächsten fünf Sekunden.“

 

Inos Augen weiteten sich und sie drehte sich ihm zu, um sich in seinem Ärmel festzukrallen. Shikamaru starrte stur auf die Tür. 

 

„Bitte geh nicht.“ Sie stieß einen nach oben gerichteten Atemzug aus, um ihre Strähnen von ihren Augen weg zu pusten und blinzelte durch den Raum. „Wo ist mein Chōji? Ich will, dass meine Jungs zusammen sind!“

 

„Eh?“ Naruto hielt mitten in der übertriebenen Darbietung einer männlichen Pose inne und sah entsetzt auf Ino hinunter. „Du willst was?“

 

„Na dass ihre Jungs zusammen sind.“, echote Sai leise und blätterte durch ein anderes Buch. „Ich glaube, dass sie damit auf ein sehr beliebtes Genre in der Fiktion von Frauen anspielt. Hier steht auch, wie es genannt wird und zwa-“

 

„Würdest du es endlich gut sein lassen!“, plärrte Naruto und schwang seine Faust, wobei er Sais Hut mit einem lauten ‚PENG‘ in einen Ballon hämmerte. 

 

Shikamaru zuckte zusammen und kam abrupt auf die Füße. „So…das war’s.“

 

Ino klammerte sich an sein Handgelenk. „Lass mich nicht allein, es ist mein Geburtstag! Es ist uuunssser Geburtstag. Du hast es versprochen.

 

„Ino…“, fauchte er, doch das Grollen zerbrach angesichts des wässrigen Schleiers über ihren Augen. „Wag es ja nicht.“

 

Ino begann zu schniefen und biss sich hart genug auf die Lippe, um Shikamaru erkennen zu lassen, dass sie diese Wasserspiele diesmal nicht vortäuschte. Ihre blauen Seen begannen sich zu füllen und glitzerten mit einem Schein, der drohte, in einem schmalen Strom über die spitze Barriere ihrer Wimpern zu rinnen. 

 

„Ino.“, seufzte er durch zusammengebissene Zähne. 

 

Die Yamanka sackte auf ihrem Platz zusammen und starrte auf seinen verwaisten einsamen Stuhl. „Ich will doch nur, dass das Team zusammen ist.“

 

Wie ein geprügeltes Kind fiel sie mit einem gebrochenen Schluchzen nach vorn auf ihre Arme und machte diese kleinen ruckartigen Bewegungen, die Shikamaru zeigten, dass ihr emotionaler Damm näher am Brechen war als es der in seinem Verstand zu diesem Zeitpunkt war. 

 

Gottverdammt…

 

Er fluchte leise, scannte den Raum in einem vergeblichen Suchen nach Chōji und fing stattdessen Sakuras Blick auf. Mit einem leichten Heben des Kinns und einem vielsagenden Blick auf Ino winkte er sie zu sich. Die pinkhaarige Kunoichi bahnte sich ihren Weg um den Tisch herum auf ihn zu und sah mit einem Ausdruck peinlich berührter Entschuldigung auf die Yamanaka. 

 

„Sie ist wirklich durch.“

 

„Sag bloß.“, seufzte Shikamaru. „Weißt du, wo Chōji ist?“

 

Sakura gestikulierte zur Tür. „Ich glaube, er hat Hinata vorhin in der Küche geholfen.“

 

Ah…klar.

 

Shikamaru schüttelte den Kopf und ein leichtes Schmunzeln zupfte an seinen Mundwinkeln. „Klar. Danke.“

 

Sakura nickte und sah zu, wie sich der Schattenninja über eine wimmernde Ino beugte. Seine Hände schwebten unbeholfen an ihren Schultern und suchten nach dem besten Winkel, um sie zu fassen. 

 

„Shikamaru…“ Sakura beobachtete ihn unsicher und versuchte ihr Möglichstes, mit einem grimmigen Lächeln Unterstützung anzubieten, das sich rasch zu einer Grimasse verzerrte. „Vielleicht solltest du nicht…“

 

Ein weiser Rat. Gottverdammt richtig; er sollte nicht. 

 

Das wird weh tun.

 

Er ahnte bereits das Ergebnis voraus, das stark auf Inos Neigung beruhte, widerwärtig aggressiv zu werden, wenn sie sich derart weit in einen lästigen Winkel ihres inneren Zauberwürfels verirrte. Und dazu kam auch noch die Tatsache, dass sie mehr als nur ein bisschen bedient war. 

 

Sich vorsichtig voran tastend schnippte er gegen ihren Kopf. „Zeit zu gehen, Prinzessin.“

 

Ino versteifte sich angesichts dieses verabscheuten Spitznamens und grollte in ihre Armbeuge. 

 

„Ich hasse dich!“, blaffte sie und ließ eine Hand nach außen schnellen, um grob in seine Richtung zu schlagen; ihre Stimme zitterte und war schwer von Tränen. „Geh weg!“

 

„Ich wünschte“, knurrte er zurück, packte ihren herumfuchtelnden Arm und zerrte sie auf die Beine. „Komm schon, Bewegung.“

 

„Du bist so ein Mistkerl!“ Ino ballte eine Hand zur Faust und ließ sie auf seine Brust niederfahren, nur um gleich darauf ihre Stirn dorthin sinken zu lassen, während sie stöhnte und nach vorn schwankte. „Ich hasse dich.“

 

Shikamaru seufzte und begegnete Sakuras Blick über den blonden Bogen von Inos Pferdeschwanz hinweg. Die Lippen der Haruno pressten sich zu einem angespannten leichten Lächeln zusammen, doch Besorgnis schimmerte in ihren Augen. 

 

„Nicht gerade die klügste Idee, Shikamaru.“

 

Der Nara brachte ein erzwungenes schwaches Lachen zustande, dass zu einem bellenden Husten wurde, als Ino hart gegen seine Brust schlug. Ihre Faust donnerte wieder und wieder nach unten, als sie ihren Frust heraus hämmerte und jeder Hieb etwas schwächer wurde. 

 

Sakura verzog das Gesicht. „Brauchst du Hilfe?“

 

„Jo, morgen, wenn ich grün und blau bin.“, scherzte er schwach und schlang einen langen Arm um Inos Taille, um sie davon abzuhalten, sich zurück auf den Stuhl fallen zu lassen. „Könntest du Chōji rüber schicken?“

 

Sakura salutierte ihm mit den Fingerspitzen und nickte. „Na klar. Ich geh ihn sofort suchen.“

 

„Danke.“

 

„Ich hätte ihn haben können, wenn ich gewollt hätte.“, wimmerte Ino und ließ den Worten etwas folgen, das halb Grollen, halb Kichern war. „Wo ist Chōji? Chōji liebt mich.“

 

Shikamaru bedachte sie mit einem perplexen Blick. „Jo, er wird begeistert sein zu sehen, wie du dich wie ein Idiot aufführst.“

 

Ino versuchte, ihn von sich zu schieben. „Ich hasse dich.“

 

„Danke.“ Shikamaru wandte seine Aufmerksamkeit der Tür zu und holte entschlossen Luft, die ihn beinahe sofort wieder schlagartig entwich, als Ino ein erneutes Trommelfeuer ihrer Fäuste gegen seine Brust begann. „Hör auf, mich zu schlagen, oder ich-“

 

Ino heulte irgendetwas Klagendes und Bemitleidenswertes hervor, das wie ein weinendes Tier klang. 

 

Shikamaru seufzte in ihr Haar. 

 

Wie lästig.

 
 

~❃~
 

 
 

‚Wie zur Hölle machst du das? Wie zur Hölle kannst du das hier unterdrücken?‘

 

Die Worte suchten ihn noch immer heim. 

 

Sie hielten sich ebenso hartnäckig wie dieser törichte Zwang, der ihn jetzt antrieb.

 

Neji wusste das, doch nicht einmal dieses Wissen konnte die Sehnsucht aufhalten. 

 

Ich kann es immer noch nicht unterdrücken. 

 

Es zog sich wie ein wellenförmiges Heben und Senken durch ihn, trieb ihn vorwärts und zerrte ihn fort; alles in derselben Bewegung. Kleine Körner der Vernunft glitten vor und zurück, als ein dumpfer Schmerz mitten in seiner Brust strandete. 

 

‚Ich werde davon laufen. Einer von uns muss es tun.‘

 

Neji bog scharf nach rechts ab und änderte damit bereits zum siebten Mal die Richtung. Ununterbrochen feuerte sein Verstand einen tadelnden Schwall ab. 

 

Du hast versprochen, dass du davon fort laufen würdest. Das hast du getan. Jetzt halte dich fern.

 

Der Schmerz sank noch etwas tiefer in seine Brust. 

 

Er katapultierte sich auf ein höheres Level, als versuchte er, diesem Kummer zu entkommen und lief über den Rand eines Gebäudes, das nahe bei der Akademie stand. Bedächtig sprang er hinunter auf eine Dachterrasse. Während das Haus größtenteils leer stand, war dieser Teil von einem großen quadratischen Sitzbereich dominiert, der von einem Dach geschützt und beschattet wurde. 

 

Wer hätte das gedacht…?

 

Er hatte sich keinen Kurs vorgezeichnet, was dazu geführt hatte, dass er sich irgendwie willkürlich durch das Dorf bewegte und seine Route in mehreren Stops und Starts resultiert war. Doch im Grunde hatte er auch gar nicht vorgehabt, sein Ziel wirklich zu erreichen; nur, es zu umkreisen wie eine Feder, die im Griff eines unerschütterlichen Strudels gefangen war. 

 

Neji atmete einen Strom aus Luft aus und sah zu, wie sie vom Wind fort gejagt wurde. 

 

Morgen würde er einen Weg finden, dem nächsten kalten Windhauch aus Konoha hinaus zu folgen. Eine weitere Mission, ein weiteres Mittel zum Zweck, ein weiterer Schritt zu seinem finalen Ziel. Eine Mission mehr bedeutete immer eine Gelegenheit mehr, all die Teile zu finden, die so grob von dem Brett gezerrt worden waren, das er vor Wochen auf den Kopf gestellt hatte. 

 

Keine weißes Blatt Papier, nur eine Neupositionierung von Teilen…ist es nicht so, Nara?

 

Neji spürte, wie die Spuren eines Lächelns an der Gefühlslosigkeit seiner Lippen zupften. 

 

Er begab sich tiefer in die Schatten; ein dunkles Band über einem hölzernen Platz. Er kannte diesen Ort. Wusste, dass Shikamaru ihn immer wieder zu einem Zweck aufsuchte, den Neji einst überhaupt nicht nachvollziehen konnte. 

 

Doch ein brennender Sonnenuntergang und ein eiskalter Sonnenaufgang vor zwei Wochen hatten das geändert. 

 

Energisch versuchte er, die Kühle der Luft und den Griff der Erinnerung abzuschütteln und setzte sich, bevor er sich nach hinten auf das breite Holz legte, um hinauf in den Himmel sehen zu können. Seine Mondsteinaugen folgten den Wolken, die in einem unheimlichen Hauch gegen den Hintergrund aus endlosem Schwarz und unzähligen Sternen erleuchtet wurden.

 

Er würde auf den Sonnenaufgang warten. 

 

‚Sonnenaufgang, huh? Schätze mal, dass ich ein weiteres beschissenes Hallo aushalten kann…‘

 

Neji blinzelte langsam und kämpfte darum, die Augen nicht vollkommen zu schließen. 

 

Könntest du einen weiteren Abschied ertragen?

 

Er sah zu, wie eine Wolke über den Mond schwebte und lächelte traurig. 

 

Alles Gute zum Geburtstag…Shikamaru.

 
 

~❃~
 

 

„Zieh sie aus.“

 

„Nein.“

 

„Zieh sie aus!“

 

„Nein!“, plärrte Ino ungraziös zusammengesackt vom Boden hoch und ihre tränenüberströmten Wangen waren zornrot. Sie stierte zu dem abgespannten Schattenninja hinauf. „Mistkerl!“

 

Shikamaru wich einem Schlag aus, während er vor ihr in die Hocke ging. „Wenn du sie nicht ausziehst, dann lass ich dich hier liegen.“

 

„OooOooh!“ Mit dem spöttischen Ausdruck übertriebener Angst zog sie den Kopf zurück, schniefte ihre Tränen hoch und wedelte verscheuchend mit einer Hand in seine Richtung. „Na dann geh doch! Verzieh dich. Du bist so gut darin, zu verschwinden!“

 

Shikamaru spannte seinen Kiefer an und krümmte die Finger in die Haut zu beiden Seiten von Inos Hals, um sich davon abzuhalten, seine Hände unnachgiebig um ihre Kehle zu legen. Sie sank nach hinten gegen die Wand und streckte ihm die Zunge heraus. Er entschied sich für Abstand statt der Versuchung zu würgen und so rammte Shikamaru seine Fäuste hart gegen die Wand und schob sich auf die Beine. 

 

„Geh nur.“, höhnte sie. „Geeeeh.“

 

Er trat einen Schritt zurück und starrte durch den gelangweilten Halbmast seiner Wimpern nach unten. 

 

„Zieh sie aus.“, wiederholte er und leierte die Worte müde herunter.

 

Ino zog ihr Bein zurück und versuchte, ihn hart gegen das Schienbein zu treten. Shikamaru wich ihr mit Leichtigkeit aus und beobachtete den bösartigen Sporn ihres Absatzes, der die Luft durchstach und laut auf den polierten Holzboden krachte. Sie hatte seinen Rist bereits mehrmals durchlöchert und ein misshandelter Fuß war ohnehin schon mehr, als er bereit war zu erleiden. 

 

„Whoa, was ist denn hier los?“, rief eine Stimme den Korridor entlang. 

 

„Chōji!“ Ino winkte theatralisch mit dem Arm wie eine Maid in Not, die ihren Helden begrüßte. „Du bist hier! Du bist kein Arschloch! Du bist mein allerbestester Freund!“

 

„Uh, okay? Ino, warum hockst du so auf dem Boden?“ Der Akimichi beschleunigte seine Schritte und suchte Shikamarus Gesicht aufmerksam nach einer Erklärung ab. „Was ist denn los?“

 

Shikamaru ruckte mit der Hand verärgert in Inos Richtung, bevor er sie hinunter auf seine Hüfte senkte und sein Gewicht von einem weiteren scharfen Tritt fort neigte. „Willst du damit sagen, dass dieses Schaum vor dem Mund Drama nicht reicht, um dich ins Bild zu setzen?“

 

Ino fauchte und knurrte und ging auf ihn los. 

 

Rasch stellte sich Chōji zwischen die beiden, legte eine Hand an Inos Schulter und hob die andere, um Shikamaru auf Abstand zu halten – oder eher die schneidenden Worte des Schattenninjas. „Hey, mach es nicht noch schlimmer.“

 

Kopfschüttelnd lachte Shikamaru kehlig und freudlos. „Als ob ich das müsste.“

 

Ino versuchte erfolglos, über Chōji hinweg zu klettern, statt um ihn herum zu laufen und krallte sich mit lila lackierten Nägeln in seinen Rücken, die es nur danach juckte, sich in Shikamarus feixendes Gesicht zu graben. 

 

„Du bist so ein Bastard!“, zischte sie ihn an. 

 

Das ließ Shikamaru zögern und seine Eingeweide verkrampften sich. 

 

‚Und hier ist der höhnische Bastard, den deine Freunde nicht zu Gesicht bekommen.‘

 

Wenn sich der Hauch einer Emotion auf seinem Gesicht zeigte, dann nur für den Bruchteil einer Sekunde und er verlor sich sofort wieder hinter der Chamäleonhaften Veränderung zu seiner unberührten und trägen Miene. Er schüttelte den Kopf und seine mangelnde Reaktion machte Ino fuchsteufelswild. Chōji musste sie in einer bärengleichen Umarmung einschließen, um sie an Ort und Stelle halten zu können. 

 

„Komm schon Ino, beruhig dich.“, sagte der Akimichi sanft und warf Shikamaru einen frustrierten Blick zu. „Gott, würdest aufhören, sie noch weiter aufzuziehen?“

 

Mit einem langsamen Heben der Braue täuschte Shikamaru die pure Unschuld vor. 

 

Ino kreischte irgendetwas Unverständliches und wirbelte ihre Beine in einer rapiden Abfolge von Tritten herum, die Shikamaru irritiert beobachtete – und dann kalkulierend. Der Schattenninja passte ihre Bewegungen genau ab, packte ihren Knöchel und löste einen ihrer Schuhe, während der scharfe Absatz des anderen über seinen Handrücken schrappte. 

 

Chōji zuckte zusammen. „Au!“

 

Shikamaru grunzte etwas, das übersetzt wohl sowas wie ‚sag bloß‘ bedeutete, bevor er dieselbe Methode nutzte, um auch Inos anderen Schuh zu konfiszieren. Er hakte die Riemen über seine Finger und trat zurück, während er die Dinger wie einen Siegerpreis vor ihr hin und her baumeln ließ. 

 

„War das wirklich so schmerzhaft für dich?“, spottete er. 

 

Ino keuchte mit stetig steigendem Zorn und ihr Gesicht war rot gesprenkelt und von Wimperntusche befleckt. Ein ungezügeltes Verlangen zu verstümmeln verzerrte ihre Gesichtszüge zu der Wildheit einer Wölfin, die sie vorhin auch schon auf Sakura gerichtet hatte. 

 

„ICH HASSE DICH!“

 

Shikamaru blinzelte langsam. „Ja, das habe ich inzwischen mitbekommen.“

 

Sie ließ den schrillen Schrei einer Todesfee hören und stürzte sich in eine weitere Reihe vergeblicher Tritte, von denen jeder Chōji traf und ihn auf der Stelle schwanken ließ. Der Akimichi neigte sich nach hinten, bis ihre Beine nicht länger den Boden berührten und ihr weniger Freiraum blieb, um um sich zu schlagen. 

 

„Uh, wo sollen wir sie hinbringen?“, fragte Chōji.

 

„LASS MICH RUNTER!“, kreischte Ino und die Höhe ihres Schreis fühlte sich an wie Nägel, die über ein Trommelfell kratzten.

 

Shikamaru bewegte krampfartig den Kiefer gegen den Ohrenschmerz und zog einen Satz Zimmerschlüssel hervor, wobei er auf das in das Etikett gravierte Symbol spähte. „Folge den Glühwürmchen.“

 

Und das taten sie. 

 

Sie schritten die Korridore entlang und Shikamaru übernahm die Führung, indem er einige träge Schritte voraus lief. Sie kamen an Räumen vorbei, deren Türen weit genug auseinander lagen, um auf die luxuriöse Größe hinter jeder einzelnen schließen zu können. Alle waren mit unterschiedlichen Glühwürmchensymbolen markiert, die in rot oder lila auf die Holzmaserung gemalt waren. Shikamarus Blick glitt über die Schlüssel in seiner Hand, bevor seine Aufmerksamkeit auf der Suche nach Inos Zimmer zwischen den Türen hin und her wanderte. 

 

Sechs Türen weiter den Gang hinunter hörte Ino schließlich auf zu heulen und begann stattdessen zu singen. 

 

Sie hatte das Tretspiel aufgegeben, doch Chōji trug sie trotzdem weiterhin, da ihr räumliches Bewusstsein in etwa so gut funktionierte wie ihre Fähigkeit, eine Melodie zu treffen, geschweige denn den Text. Ihr betrunken gelalltes Lied verklang blubbernd im Hintergrund. 

 

Shikamaru ignorierte es die meiste Zeit über und hielt vor einer der Türen. 

 

Das gemalte Bild passte zum Etikett. Er drehte die Schlüssel über den Knöcheln und runzelte angesichts des Schmerzes in seinem Kopf die Stirn, der weniger mit Inos Gesinge zu tun hatte und viel mehr mit seiner eigenen Flut mentalen Geplappers. Sein Fokus teilte sich selbst in raue, unebene Segmente zwischen einem rapiden Zustrom von Gedanken auf; ein Ansturm verschiedenster Augenblicke, Erinnerungen und mentalen Notizen, die alle um seine Aufmerksamkeit buhlten. 

 

Fuck. Seid einfach still…

 

Er ließ seinen Kopf gegen das Holz sinken und presste die Lider aufeinander, bevor er bebend ausatmete. Chōji war derweil viel zu sehr von dem Arm voll Ino abgelenkt, um es zu bemerken. 

 

„Uh, ist das unser Zimmer?“, fragte der Akimichi mit hoffnungsvoller Stimme. 

 

„Ziiiiimmeeeer.“ Ino trällerte das Wort zusammenhanglos in ihr Lied. 

 

Während er den Schlüssel drehte, nickte Shikamaru. „Jo.“

 

Mit der Schulter schob er die Tür auf und trat sich mit den Zehen die Schuhe von den Füßen, um sie nach vorn in das Foyer zu kicken und Inos Hochhackige direkt hinterher zu pfeffern. Er trat ein und zur Seite, damit Chōji Ino über die Schwelle und weiter in den Hauptteil des Gästezimmers tragen konnte. 

 

„…sind all die Blumen hin…?“, sang Ino. 

 

Shikamaru strich mit den Fingern die Wand entlang und suchte nach dem Lichtschalter. Sein Daumen traf das Ziel. Ein dämmriges Pulsieren von kleinen Katzenaugenlichtern erglühte in dem Zimmer und retroreflektierendes Glas griff das Licht der bernsteinfarbenen Hauptbirnen auf, die hinter Shōji Schirmen und Fusama Paneelen platziert waren. Es war dieselbe honiggleiche Illumination, die auch im Restaurant genutzt wurde. 

 

Und die kleinen Katzenaugen Applikationen hielten die Glühwürmchen Thematik aufrecht. 

 

Dachte ich mir…

 

Shikamaru ließ seinen Blick durch den luxuriösen Raum wandern und nahm die Elemente des Interieurs in sich auf, die alle von Rot und Lila durchzogen waren und in eine irgendwie moderne Struktur eingehüllt waren. Aber es strahlte dennoch ein traditionelles Ambiente aus, das sich vor allem in den Rollbildern, dem dekorativen Alkoven und auch in dem Blumenarrangement deutlich machte. 

 

„Ino, setz dich einfach hier hin, okay?“

 

Shikamaru spähte zu seinen Teamkameraden hinüber. 

 

Chōji ließ Ino vorsichtig auf eine lange niedrige Couch sinken, deren Enden sich wie Stierhörner nach oben bogen. Es war ein elegantes und anmutiges Design, auf dem sich Ino schamlos ausbreitete und sich streckte wie eine Katze. Chōji zog ihren Rock nach unten und versuchte, sie dazu zu bringen, sich hinzusetzen. Doch stattdessen ließ sie ihre Arme von einem Ende des Sofas baumeln, ließ den Kopf hängen und brach abrupt in Tränen aus. 

 

Shikamaru sah Chōji an. 

 

Chōji blickte hilflos zurück. 

 

Und Ino gab ein Geräusch von sich, das Shikamaru noch nie zuvor gehört hatte. Es ordnete sich irgendwo zwischen einem Schluchzen, einem Schrei und einem strangulierten Husten ein. Beide Männer bewegten sich unbehaglich auf ihrem Platz. 

 

Shikamaru rieb sich den Nacken. „Wie lästig…“

 

„Was soll das heißen; ‚lästig‘?“ Chōji gestikulierte mit einer Hand in die Richtung der Yamanaka. „Was ist passiert?“

 

Achselzuckend ließ Shikamaru die Schlüssel um seine Finger wirbeln. Doch das Aufblitzen des Metalls konnte nicht von dem Schimmern von Inos Tränen ablenken. Sie schmierten sich wie glänzendes Schwarz über ihre Unterarme und waren von Wimperntusche befleckt wie verlaufene Farbe. 

 

Verdammt.

 

Shikamaru ignorierte weiterhin vehement die sich aufbauende Anspannung, bis Chōji die Stirn in Falten legte und ihn mit etwas ansah, das deutlich stärker war als bloße Erwartung. Letztendlich hörte Shikamaru auf, die Schlüssel umher zu drehen und fing sie mit einem leisen Rasseln in seiner Handfläche auf. 

 

„Was?“, blaffte er defensiv.

 

Chōji seufzte und zuckte bei einem besonders herzzerreißenden Schluchzer von Ino zusammen. „Ich suche ihr ein paar Taschentücher.“

 

Shikamaru schloss die Finger um die Schlüssel. „Taschentücher…“

 

„Für die Tränen, falls du das nicht bemerkt haben solltest.“, erklärte Chōji sarkastisch und bewegte sich auf seiner Suche durch den Raum. „Mann, was ist nur los mit euch beiden?“

 

Shikamaru blinzelte hart und verschluckte sich beinahe an seinem Atem. „Was zur Hölle soll das denn heißen? Euch beiden?

 

Ino hob ruckartig den Kopf. „Es ist nicht seine Schuld!“

 

Sprachlos wegen dieser vollkommen unerwarteten Verteidigung musterte Shikamaru sie argwöhnisch aus dem Augenwinkel. „Ist es nicht?“

 

Ino schüttelte den Kopf abgehackt von Seite zu Seite und spritzte Tränen in alle Richtungen, bevor sie sich auf dem dunkelbraunen Sofa zu einem Ball zusammenrollte und in das plüschige Gewebe weinte. 

 

„Es ist alles meine Schuld.“, heulte sie. „Es bin immer ich!“

 

Oh Gott…es ist ein verfickter Zauberwürfel…

 

Shikamaru konnte förmlich spüren, wie die scharfen, spitzen und komplizierten Ecken davon in sein Hirn stachen und von ihm verlangten, dieses große, lästige Mysterium zu lösen, das Yamanaka Ino war. In plötzlicher Panik stierte er zu Chōji und wirbelte auf dem Absatz herum, um sich rasch von dieser Szenerie zu entfernen. Er marschierte mit großen Schritten zu den Schiebetüren an der entferntesten Seite des Raumes. 
 

Ich hole Taschentücher und du kümmerst dich um das Drama hier.“

 

„Nein!“ Chōji trat ihm in den Weg und stach mit einem Finger in seine Richtung. „Du kümmerst dich darum.“

 

Shikamaru wich einen Schritt nach hinten, als hätte der Finger ihn geschubst. „Das ist ein schlechter Scherz. Sie weint.

 

Chōji rollte mit den Augen. „Hab ich schon irgendwie bemerkt.“

 

„Na dann bemerkst du ja vielleicht auch ‚irgendwie‘ unsere Rollenverteilung hierbei.“ Mit einem allumfassenden Armschwung, drehte sich Shikamaru halb. Als würde er einen Vorhang zu einem zerstörten Bühnenbild aufziehen. „Du bist der ‚allerbesteste‘ Freund und ich bin der Bastard.“

 

„Ja, das bist du.“, sagte Chōji leise. „Wann genau ist es dazu gekommen?“

 

Shikamaru zuckte zurück, als hätte er einen heftigen Schlag eingesteckt. 

 

Er wollte etwas darauf erwidern, musste aber feststellen, dass er es nicht konnte und schloss ruckartig den Mund. 

 

Eine schwere Stille packte ihn bei der Kehle; härter noch als der Blick, mit dem Chōji ihn ansah. Es war ein Funkeln zorniger Verwirrung, das so fremd auf dem Gesicht des Akimichi war, dass Shikamaru einen Moment brauchte, um zu bemerken, dass er die Kontrolle über seine eigenen Züge verloren hatte. Er stierte seinen ältesten Freund an und seine dunklen Augen zuckten gegen die Emotionen an, die er bereits vorhin vor Ino zu verstecken versucht hatte.

 

Er konnte hören, wie sie im Hintergrund leise schluchzte. 

 

Chōji unterbrach das Starren nicht. 

 

Und Shikamaru konnte es nicht länger halten. 

 

Nicht, wenn seine Augen drohten, mehr preiszugeben, als er bereit war zu zeigen. 

 

Er senkte den Blick. 

 

Und er sah nicht, wie Chōjis zorniges Funkeln auf eine tief traurige Weise weich wurde. Doch der Akimichi sagte überhaupt nichts, um der Spannung die Schärfe zu nehmen. Stattdessen ließ er sie einfach über Shikamarus Kopf hängen und drehte sich der Tür zu, in der der Schattenninja eine Fluchtmöglichkeit gesucht hatte. 

 

Sie schloss sich leise hinter ihm. 

 

Und Shikamaru ließ das sanfte Klacken des Holzes das Zeichen sein, um seinen Gesichtsausdruck zu lösen. Seine Lider pressten sich hart zusammen, bevor sie sich bebend öffneten und sich seine Augen auf die quadratischen Felder in dem Tatami Boden fixierten. Gedankenlos zeichnete er mit seinem Blick die Schatten nach, die von dem niedrigen Tisch in der Mitte des Raumes geworfen wurden. 

 

Es gab nicht viel, was er wirklich hasste.

 

Aber mit Chōji zu streiten war etwas, das er verabscheute.

 

Für Shikamaru war Chōji die einzige Person, bei der er sich niemals vorstellen konnte, ernsthafte Schläge auszutauschen, sei es nun verbal oder auf andere Art. Und wann immer diese Gefahr bestand, erschütterte es ihn an Ort und Stelle, innen und außen – als hätten sie bereits einen Kampf ausgetragen und sich währenddessen blutig geprügelt. 

 

Ino nuschelte irgendetwas. 

 

Shikamaru zuckte angesichts des Lautes zusammen, schluckte angespannt und wandte sich ihr zu. 

 

Sanft strichen die Sohlen seiner Füße über die Matten. 

 

Seine sich nähernden Schritte wurden von ihrem Schniefen übertönt. Mit sehr viel Anstrengung aber ohne den geringsten Erfolg versuchte sie, sich in eine Ecke der Couch zu verkriechen. Shikamaru war sich nicht sicher, wie sie es überhaupt schaffte zu atmen, doch ihre zerfetzten Schluchzer ertönten weiter hinter einem Gewirr blonder Strähnen und verschränkter Arme. 

 

„Ino.“, rief er leise. 

 

Doch Ino schüttelte nur den Kopf; oder zumindest sah es so aus. Shikamaru seufzte und ging in die Hocke, während er sich ausgelaugt fühlte und müde und…

 

Schuldig…

 

Er war sich ziemlich sicher, dass er dieses Wort mit der vollen Kraft seiner 6.205 Sonnen hasste.

 

Langsam hakte er seinen Arm über das kurvige Ende der Couch und seine Fingerspitzen schwebten nahe an Inos Scheitel. Er seufzte schwer – schon wieder – und bot ein unbeholfenes kleines Kraulen an dem Bogen ihres Pferdeschwanzes an. 

 

„Wirst du aufhören zu weinen?“

 

„Nein.“, nuschelte sie in das Sofa. 

 

Shikamaru versuchte es nochmal und tätschelte ihren Kopf mit einem erzwungen wirkenden Hüpfen der Finger. „Du bist lästig.“

 

Ino schniefte und drehte den Kopf, um durch geschwollene Pandaaugen und die verklebten Haare in ihrem Gesicht zu blinzeln. „Du bist ein Mistkerl.“, lallte sie. 

 

Achselzuckend brachte er ein schiefes Lächeln zustande. „Ja, wahrscheinlich.“

 

„Ich liebe dich.“

 

Shikamaru hörte sofort auf zu lächeln. 

 

Es hätte witzig sein sollen, diese Worte zu hören, wenn man ihre vehementen Hasserklärungen vor gerade einmal einer halben Stunde bedachte. Er summte ein leises ‚Hn‘ der Belustigung aus der Rückseite seiner Kehle hervor und schüttelte den Kopf. 

 

„Ich liebe dich sehr.“, fügte Ino hinzu. 

 

„Du bist betrunken.“, erwiderte Shikamaru ruhig, da er nicht wusste, was er sonst darauf antworten sollte – wollte auch gar nicht darüber nachdenken. 

 

Ino grinste albern und verzog das Gesicht gegen den Ansturm von noch mehr Tränen. „Ich will tanzen gehen.“

 

Eine von Shikamarus Brauen wanderte nach oben. „Kein Tanzen mehr.“

 

„Habe ich getanzt?“

 

„Oja. Über meinen Fuß.“

 

Und Kiba.

 

Der Gedanke legte seine Stirn in Falten, doch er verlieh diesem mentalen Nachwort keine Stimme. 

 

Ino schniefte und drückte ihre Wange in das Polster, während sie über die Kante schielte und versuchte, einen Blick auf besagten Fuß zu erhaschen. „Habe ich dir weh getan?“

 

„Mein Gang wird niemals wieder sein wie zuvor.“, antwortete er trocken und versuchte, damit ein Kichern aus ihr zu locken, das die Tränen auf Abstand halten würde. 

 

Ino grinste, doch fette Tropfen liefen aus den Winkeln ihrer wässrigen Augen. Sie zogen sich nass schimmernd über ihren Nasenrücken und sammelten sich in einer dunklen kleinen Pfütze auf dem Polster. Shikamaru zog die Brauen zusammen und krümmte einen Finger, um mit dem Knöchel der Spur zu folgen, unbeholfen die Tränen fort zu wischen und die verirrten und verklebten Strähnen aus ihrem Gesicht zu streichen. 

 

„Warum weinst du denn überhaupt?“, murmelte er und versuchte, dabei genervt zu klingen. 

 

Ino zog die Nase kraus und vergrub die Zähne in ihrer Unterlippe, um darauf herum zu kauen, während sich ihre Augen schon wieder mit dem salzigen Nass zu füllen begannen. „Weil mich niemand will…nur mich…um meinetwillen…“

 

Shikamaru blinzelte rapide. „Was?“

 

Ino stierte über seine Schulter und ihr glasiger Blick fokussierte sich auf etwas, von dem er wusste, dass er es nicht sehen würde, selbst wenn er sich danach umdrehen würde. Er konnte ihre Gedanken nicht lesen, aber er wusste, dass sie um die Ränder ihres inneren Zauberwürfels herum schlich. 

 

„Mom hatte recht.“, wisperte sie verbittert. „Niemand will mich…“

 

Shikamarus Augen wurden rund. „Deine Mom hat das zu dir gesagt?“

 

Ino schloss die Lider und vergrub das Gesicht in ihrer Armbeuge. Stirnrunzelnd zerrte Shikamaru seinen Fokus aus seinem mentalen erschöpften Taumeln und zwang ihn, sich dem zuzuwenden, was noch von seiner Konzentration übrig war. Eine solche Gelegenheit würde er vermutlich kein zweites Mal bekommen. 

 

Yamanaka-san. Inos Mutter. 

 

Denk nach.

 

Wie einen Steckbrief, der in irgendeinem zerebralen Schrank verstaut war, zerrte er hervor, was auch immer sein Hirn an Daten zu Inos Mutter zu bieten hatte und raste mental die Details entlang. 

 

Kein Ninja. Sehr dünn. Oberflächlich. Hübsch. Ist ausgetickt, als sich Ino als Genin die Haare abgeschnitten hat. Meine Eltern mögen sie nicht.

 

Naja, Shikaku benahm sich zumindest etwas taktvoller, was das anging. Yoshino hingegen hatte überhaupt keine Probleme damit, die geringwertigen Eigenschaften von Selbstbefangenheit der Frau aufzuzählen. Und Yoshinos Miniaturskizze von Inos Mutter war, dass diese Frau so seicht war ein Seerosenteich und Steine an ihren Fingern trug, die groß genug waren, dass Babys daran ersticken konnten. Und zu dieser Strichliste kam noch die Tatsache, dass sie offenbar überhaupt nichts zu essen schien, was mehr als einen Eierbecher füllte und jeden verachtete, der es tat – was sie auch bei den Akimichis nicht unbedingt in das beste Licht rückte.

 

Shikakus einzige Beschwerde bestand dahingegen eher in einer amüsierten Beobachtung. Eine, von der es ihm eine unbändige Freude bereitete, Inoichi deswegen zu sticheln. Und die drehte sich darum, dass Inos Mutter einen unerschütterlichen, aber völlig unbegründeten Verdacht hegte, ihr Ehemann würde hinter ihrem Rücken bei jeder sich bietenden Gelegenheit an brillanten Plänen der Untreue arbeiten und sie ausführen. 

 

Und wenn er jetzt so darüber nachdachte, dann erinnerte sich Shikamaru an eine beiläufige Unterhaltung zwischen seinen Eltern vor neun Jahren. Eine Konversation, die sein junges Hirn vollkommen automatisch in dem mentalen Yamanaka Schrank abgeheftet hatte. 

 

‚Sie denkt ernsthaft, dass er fremdgeht? Schon wieder?‘

 

‚Schon wieder.‘

 

‚Das ist nicht witzig, Shikaku. Diese Frau…‘

 

‚Inoichi hat schon immer gerne geflirtet und sie war schon immer paranoid. Es musste also so kommen.‘

 

‚Aber es ist vollkommener Schwachsinn. Nach dem zu urteilen, was du mir erzählt hast, war er ihr gegenüber noch nie etwas anderes als hingebungsvoll und…Shikamaru, hör auf, vor dich hin zu starren und iss deine Eier.‘

 

‚Ich mag sie nicht.‘

 

‚Iss sie. Der arme Mann. Inoichi hätte aufstehen und gehen sollen, bevor er…bevor der Storch gekommen ist.‘

 

‚Ich weiß, was das bedeutet, Mom.‘

 

‚Iss deine Eier.‘

 

‚Er liebt sie, Yoshino.‘

 

‚Warum? Weil sie wunderschön aussieht, wenn sie an seinem Arm hängt?‘

 

‚Nein.‘

 

‚Naja, ist auch egal, aber stell dir nur vor, was sie mit Ino machen wird. Das arme Mädchen.‘

 

Shikamaru blinzelte sich von der Erinnerung zurück in die Gegenwart. 

 

Und sofort richtete sich eine Reihe von Inos innerem Zauberwürfel korrekt aus. In einem einzigen ‚Klick‘ schoben sich die farbenfrohen Quadrate an die richtige Stelle und gestatteten es Shikamaru, dieser Logik auch unmittelbar zu folgen. 

 

Warum zur Hölle bin ich nicht schon viel früher dahinter gekommen?

 

Und am Ende dieser Frage kam die schlagartige Antwort. 

 

Weil du es nicht wissen wolltest.

 

Shikamaru biss hart die Zähne gegen das Schuldgefühl in seinen Eingeweiden zusammen. Verspätet bemerkte er, dass sich Inos Blick wieder auf ihn gerichtet hatte und ihre wässrigen Seen blinzelten, um ihn in den Fokus zu bringen. 

 

Ino schniefte. „Du bist ganz genauso…du denkst…dass ich nutzlos bin…“

 

„Nein. Das denke ich nicht!“, erwiderte Shikamaru ernst und ignorierte die Flecken von Wimperntusche, als er ihr seinen Ärmel anbot. 

 

Sie packte seine ganze Hand und zog ihn nach vorn, um ihren Kopf in seiner Armbeuge zu vergraben und erneut heftig zu schluchzen. „Es ist nicht fair…du hast Chōji…und ich habe…niemanden…“

 

„Das ist nicht wahr.“

 

„Meine beste Freundin…hat mich verlassen…wegen eines Jungen…Mom hat von Anfang an gesagt, dass sie das tun würde…hat gesagt, ich wäre…nur Konkurrenz…immer nur ein Wettbewerb…sie hatte recht…mit allem.“

 

Shikamaru runzelte die Stirn und beobachtete sie für einen Moment schweigend. „Sakura.“

 

Ino wurde vollkommen still und ihr Atem stockte ihr in der Kehle. 

 

„Was weißt du schon?“, zischte sie. 

 

„Mehr als ich will.“, gestand er und versuchte, die feuchte Wärme ihrer Tränen zu ignorieren, die seinen Ärmel tränkten. „Nicht, dass du auch nur die Hälfte der Zeit irgendeinen Sinn ergeben würdest.“

 

Inos Kopf schnellte nach oben und sie funkelte ihn zornig an. „Du…du bist so ein…ARGH!“

 

Shikamaru starrte sie ausdruckslos an. 

 

„Du kapierst es nicht! Du…du weißt es nicht…“ Erneut ließ sie den Kopf hängen und fauchte das letzte Wort hervor, bis ihr Atem durch das Gewebe seines Oberteils brach und beinahe seinen Arm versengte, bevor sie wieder anfing zu weinen. 

 

Stirnrunzelnd versuchte Shikamaru, seinen Arm zurück zu ziehen. Doch Ino klammerte sich hart genug daran, um seine Blutzirkulation abzuschneiden. 

 

Okay, das wird jetzt aber sicher nicht passieren.

 

Er gab es auf, sich zurück ziehen zu wollen und veränderte stattdessen seine Position, indem er sich hinkniete. Langsam lehnte er sich gegen das Sofa; es war nicht bequem, aber zumindest bekam er so noch keinen Krampf. 

 

„Niemand versteht es…“

 

„Ich versuche es.“, sagte er sehr leise. „Aber ihr Frauen seid so verdammt kompliziert…“

 

Ino hickste kopfschüttelnd. „Männer sind dumm.“

 

Das ließ Shikamaru schmunzeln. „Höchstwahrscheinlich.“

 

Du solltest aber eigentlich schlau sein…“, klagte Ino ihn mit bebender Stimme an, die immer noch schwer von Tränen war. 

 

„Scheinbar.“ Er spähte aus den Augenwinkeln zu ihr. „Kann ich jetzt meinen Arm wieder haben?“

 

Ino ruckte heftig verneinend mit dem Kopf, während salzige Ströme aus ihren Augen quollen. Es wurde langsam ziemlich schmerzhaft, sich das ansehen zu müssen. Und vor allem wegen der Tatsache, dass Shikamaru wusste, dass sie sich selbst am nächsten Morgen dafür hassen würde. Er hoffte inständig, dass sie sich einfach nicht daran erinnern würde. Und nach dem glasigen, leicht verwirrten Blick zu urteilen, den sie auf den Fußboden richtete, war es gar nicht so unwahrscheinlich, dass sie es wirklich vergessen würde. 

 

Aber er würde es nicht. 

 

Ich habe den Grund für das, was sie so durcheinander gebracht hat. Schätze mal, dass wir jetzt versuchen können, es wieder ins Lot zu bringen…

 

„Mir ist schlecht…“, nuschelte Ino. 

 

Sofort zuckte Shikamaru auf den Ballen seiner Füße nach hinten. „Wenn du auf mich kotzt, dann knallt‘s.“

 

Ino giggelte blöde. „Knallt’s…“

 

Shikamaru ignorierte das Echo und zerrte seinen Arm zurück, um ihre Schultern zu packen und sie vorsichtig auf die Füße zu hieven. „Komm schon.“

 

„Alles, was du sagst, klingt so schmutzig…“

 

Verlegen räusperte sich Shikamaru. „Das liegt nur an deinem verdrehten Verstand.“

 

„Deiner ist verdrehteter…“

 

„Das ist nichtmal ein richtiges Wort.“

 

„Ist es wohl.“, schimpfte Ino und schwankte unstet auf den Füßen, während sie ihre Arme um seinen Nacken schlang, um die Balance halten zu können. „Alles dreht sich…“

 

„Darauf möchte ich wetten.“ Langsam begann Shikamaru, sich nach hinten zu bewegen und verzog das Gesicht, als sie gegen ihn stolperte und ihre Knie einknickten. „Shit!“

 

„Lass mich nicht fallen, Dummerchen.“ Ein Kichern blubberte in ihr hoch und überholte ihre Tränen, bevor sie schlagartig ernüchterte. „Du lässt mich immer fallen…“, wisperte sie. 

 

Shikamaru erstarrte für den Bruchteil der Sekunde, den sein Hirn brauchte, um diese Aussage in den Kontext einzufügen. Kopfschüttelnd und mit einem leisen Grollen zog er sie wieder nach oben. 
 

„So ist das nicht.“

 

Ino verstummte plötzlich, stellte sich auf die Zehenspitzen und verstärkte den Griff ihrer Arme um seinen Nacken.

 

Für einen langen unangenehmen Moment stand Shikamaru einfach nur da. 

 

Und dann, statt sie von sich zu schieben, stemmte er widerwillig die Hände in die Hüften und neigte sich nach vorn, um den Druck von seiner Wirbelsäule zu nehmen, als sie sich wie ein Mühlstein um seinen Hals hängte. Im Ernst, diese betrunkenen Stimmungsschwankungen waren noch viel lästiger einzuschätzen als die üblichen Pendelbewegungen in ihrem Verhalten. 

 

„Es tut mir leid, Shikamaru…“

 

Shikamaru erstarrte vollkommen angesichts dieser leisen Entschuldigung. Das waren immer sehr gefährliche Worte in seinem Verstand, doch diesmal ging es um die Art und Weise, wie sie sie sagte; mit diesem leisen, zerknirschten Wispern. 

 

Stirnrunzelnd sah er hinunter auf ihren Scheitel. „Leid?“

 

Sie nickte und kitzelte mit ihrem Haar sein Gesicht. „Es tut mir leid.“

 

Er schüttelte den Kopf und wimmerte hörbar, als sich ihre Arme noch härter um seinen Nacken klammerten. „Okay, jetzt haben wir den Schmerz…“

 

Und aus irgendeinem Grund schienen diese Worte wie ein Messer durch Inos Herz zu sein und sie begann sofort wieder zu weinen. Da er vollkommen mit der Situation überfordert war und nicht wusste, was er tun sollte, ließ Shikamaru den Kopf nach hinten kippen und stierte an die Decke, während er ein müdes ungläubiges Kichern zustande brachte. 

 

Sie heulte noch heftiger gegen seine Brust. 

 

„Ino…“ Shikamaru reckte den Hals nach hinten, um wenigstens den schlimmsten ihrer klagenden Laute zu entkommen und fühlte sich zunehmend belästigt von den Tränen und seiner Unfähigkeit, herauszufinden, warum genau sie einfach nicht aufhören wollten. 

 

Bitte hör auf zu weinen…

 

Vollkommen ohne sein aktives Zutun hoben sich seine Hände, um sich an ihre bebenden Schultern zu legen. Doch schlimmer als ihre heftiger werdenden Schluchzer war diese reibende Empfindung in seiner Brust. Inos Kummer begann, empfindliche Schaltungen in ihm umzulegen; Schaltungen, bei denen er zwei Wochen damit verbracht hatte, sie im Rückwärtsgang zu halten. 

 

Er biss hart die Kiefer aufeinander und Panik durchfuhr ihn schlagartig. 

 

Ich kann das nicht…

 

Aus dem Augenwinkel erhaschte er eine Bewegung. 

 

Chōji stand am anderen Ende des Zimmers und hielt einen Stapel Geschenke im Arm. „Dein Zeug ist in deinem Zimmer den Gang runter.“

 

Shikamarus Kiefer klappte fassungslos nach unten. „Du bist gegangen?“

 

Chōji grinste leicht. „Jo, aber nur für `ne Minute. Sakura und Kiba haben die Geschenke hergebracht. Wie geht’s ihr?“

 

Shikamarus Augen weiteten sich flehend und er spähte vielsagenden auf Inos Kopf. Doch Chōji schmunzelte einfach nur und neigte seine Stirn den Korridor entlang, der jenseits des Tokonoma Alkovens lag. 

 

„Ich hab ihr Bett schon vorbereitet.“, sagte er. 

 

Shikamaru bedachte ihn mit einem äußerst flachen Blick. „Wirklich hilfreich. Also wie genau wollen wir jetzt…“, er brach ab und ruckte mit dem Kopf zu Ino und dann in Richtung des Schlafzimmers. 

 

Chōji blinzelte und wog die Optionen mit einem Ausdruck ernster Nachdenklichkeit ab. Und dann ruckelte er bedeutsam mit den Geschenken, drückte sie sich etwas näher an die Brust und nickte. Shikamaru stierte ihn ausdruckslos an; er verstand den Wink nicht. Chōji wiederholte das kleine Hüpfen und die Ummantelung seiner Arme. Mit weiten Augen machte es bei Shikamaru ‚Klick‘ und vehement kopfschüttelnd bellte er ein raues Lachen hervor. 

 

„Netter Vorschlag. Aber da bin ich raus. Du machst das.“

 

„Aber du schlägst dich so gut.“, lobte Chōji neckend und ließ seinen Blick zwischen den beiden Teamkameraden hin und her wandern. 

 

Ino hing noch immer an Shikamaru, als wäre er ihre Rettungsleine und ihre Schluchzer wurden von berauschtem Stöhnen und kleinen Hicksern unterbrochen, die ihre Arme zusammenzogen wie eine Fallschlinge. 

 

Shikamarus Augen verengten sich zu Schlitzen. „Wenn ich sie hochhebe, dann wird sie mich vollkotzen.“, zischte er zwischen zusammengebissenen Zähnen. „Und davon kann man sich nicht erholen. Das mach ich auf keinen Fall.“

 

„Du wirst mir dafür danken.“, versicherte Chōji. 

 

„Bevor oder nachdem sie auf mich gekotzt hat?“

 

„Nah komm schon, so betrunken ist sie nicht.“

 

Shikamaru funkelte ihn zornig an, stupste Ino mit der Hüfte an und schubste sie dadurch beinahe mit allen vieren von sich gestreckt auf den Boden, bevor er sie gerade noch rechtzeitig an der Taille auffing. Er warf Chōji einen bedeutungsschweren Blick zu. 

 

„Oh aber klar, sie hat sich total unter Kontrolle.“, stimmte er sarkastisch zu. 

 

„Warum hast du das gemacht?“, blubberte Ino und sah aus, als wäre er soeben über all die Teile des Herzens getrampelt, dass sie gerade ausheulte. „Warum? Du bist so gemein…

 

Chōji kicherte. „So gemein. Ich denke, du solltest sie tragen, weil du so ein gemeiner Mistkerl bist.“

 

„Ich liebe diese Logik.“ Shikamaru grinste und war in seinem Inneren mehr als erleichtert, dass Chōji wieder mit ihm scherzte – selbst wenn es auf seine Kosten ging. 

 

„Liebe euch alle…ich liebe dich, Chōji.“, plärrte Ino; überwältigt von der tiefen Liebe, die sie plötzlich für jeden entwickelte. „Ich liebe dich, Shikamaru.“

 

Shikamaru seufzte. „Hör auf, solche Sachen zu sagen.“

 

Chōji lachte auf und schielte um die Geschenke herum. „Warum denn? Ist doch süß.“

 

„Es ist nicht süß!“, knurrte Shikamaru und war sich nicht sicher, was zur Hölle er wirklich dabei empfand, dass diese drei Worte an ihn gerichtet wurden; völlig egal wie platonisch.

 

Äußerst vorsichtig ging er in die Knie und versuchte, den besten Winkel zu finden, aus dem er Ino greifen konnte. 

 

Das ist so bescheuert…

 

Er nahm einen bedächtigen Atemzug und entschied sich für die ‚Das Pflaster schnell abziehen‘ Methode statt Zögern und hoffte inständig, dass es auf diese Weise auch wirklich weniger schmerzhaft werden würde. Mit einem raschen Neigen der Schulter brachte er Ino aus dem Gleichgewicht, fing sie in den Kniebeugen auf und hob sie im Brautstil an, während er einen Arm um ihre Schultern legte. 

 

Ino ließ ein kurzes überraschtes Quietschen hören, schlang sich die Arme um den Bauch und stöhnte, als ihr Kopf gegen seine Schulter fiel. „Ich fühl mich gar nicht gut.“

 

Shikamaru funkelte Chōji vielsagend an. „Soll ich dir schonmal danken?“

 

Lachend lehnte sich Chōji gegen die Wand. „Das wird explosionsartiges Erbrechen zwar nicht aufhalten, aber du wirst dir dann weniger gemein vorkommen.“

 

„Wenn es explosionsartig ist, dann ziele ich mit ihr auf dich.“ Und Shikamaru illustrierte diese Drohung, indem er sich dem Akimichi zuwandte. 

 

Rasch duckte sich Chōji hinter die Geschenke und Kichern waberte über seinen behelfsmäßigen Schild. Shikamaru konnte das leise Lachen nicht in sich halten, das aus ihm stolperte und rollte aufgrund der Absurdität dieser Situation mit den Augen. 

 

Inos Kopf sackte von einer Seite auf die andere und sie kuschelte sich an seinen Hals. „Jetzt bin ich müde.“

 

„Das ist wenig überraschend.“, murrte Shikamaru sanft und zog den Kopf von ihr fort, als sie rührselige Zuneigungsbekundungen gegen seinen Kiefer nuschelte. Mit einer vorsichtigen Drehung wandte er sich dem Schlafzimmer zu. „Bettgehzeit für dich.“

 

 ___________________

Sooo die Party ist wohl fürs erste vorbei :D Ein sehr emotionales und auch irgendwie dramatisches Kapitel und ja was soll ich sagen...mein Vorsatz von 'Kein Kapitel mehr, das länger als 6000 Worte ist', hat SUUUUPER geklappt -.-' xD

Naja wie auch immer, ich hoffe sehr, dass es euch gefallen hat und es würde mich SEHR interessieren, was ihr davon haltet, vor allem, weil hier etwas mehr über Ino verraten wird! :) 
 

Vielen vielen Dank wir immer an alle meine lieben und treuen Reviewer/innen und Leser/innen!! <3

 

 

 

 

 



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  cutestrawberry
2021-08-10T15:20:42+00:00 10.08.2021 17:20
Hallo :) Ich habe wieder mal etwas länger gebraucht und konnte dafür nicht aufhören zu lesen 😁

Bis jetzt hat es mir wirklich viel Spaß gemacht, die Geschichte zu lesen. Ich musste mich erst daran gewöhnen, dass es jetzt nicht mehr nur um Shikamaru und Neji geht. Ich mag es aber sehr, dass einige andere Charaktere ebenfalls mehr Tiefe bekommen. Ich bin wirklich gespannt darauf, mehr von allen zu lesen.

Das Gespräch zwischen Temari und Shikamaru hat mich wirklich sehr beeindruckt. Mir hat die Dynamik zwischen den beiden gefallen, mir gefiel es, dass sie nicht locker ließ und darauf bestand, dass er ihr eine Erklärung gibt...
Ach und der Kuss... Ich war froh, dass Shikamaru nicht weiter darauf eingegangen ist.. es fühlte sich einfach direkt falsch an :D

Ich habe soooooo für Asuma gefreut, als ich gelesen habe, dass er Vater wird. Seine Ängste sind auf jeden Fall verständlich und nachvollziehbar. Ich denke, dass er ein guter Vater wird... Kakashi hat ihm ja aufgezeigt, was er jetzt schon alles für seine Schüler tut. Obwohl ich ja sagen muss, dass die Reaktion bezüglich des Typen, der Ino bedrängt hat, etwas übertrieben war.. na ja 😄

Ich fand es sehr niedlich, dass Neji sich nun auch die Wolken anschaut... Hach, ich bin seeeeehr gespannt was passiert, wenn die beiden wieder aufeinander treffen.

Liebe Grüße und bis zum nächsten mal ☀️
Antwort von:  _Scatach_
12.08.2021 18:25
Huhu :)

Ach, das macht doch nichts, wenn man länger braucht :) Freut mich sehr, dass du wieder mit dabei bist!! <3

Schön, dass dir die Geschichte bisher so gut gefallen hat :) Ja, das kann ich verstehen, dass es ungewöhnlich ist, dass es erstmal nicht mehr nur um Neji und Shikamaru geht, aber ich hoffe, es stört nicht zu sehr, dass es jetzt mehrere Blickwinkel gibt, es kommen im Laufe der nächsten Teile auch noch mehr dazu :)

Freut mich sehr, dass dir das Gespräch zwischen Temari und Shikamaru so gut gefallen hat. Die beiden fühlen sich auf jeden Fall auch zueinander hingezogen, aber zumindest von Shikamarus Seite, geht es über reine körperliche Anziehung nicht hinaus. Bei Temari ist das allerdings eine andere Sache ;) Aber ich kann dich sehr gut verstehen, dass es sich für dich falsch angefühlt hat. Mir geht das ganz genauso - ShikaNeji FTW!!!

Awww ja, Asuma hat wirklich Bammel davor, Vater zu werden. Zum Glück konnte Kakashi ihm diese Ängste zumindest ein bisschen nehmen ;) Haha, ja er hat schon sehr energisch auf Yori reagiert, das stimmt xD

Freut mich, dass dir auch Neji so gut gefallen hat :)

Vielen vielen Dank für dein liebes Review und deine Unterstützung <3
Ganz liebe Grüße,
Scatach <3
Von:  Lady_Ocean
2021-08-04T13:20:06+00:00 04.08.2021 15:20
An diesem Kapitel hat man wirklich richtig deutlich gemerkt, wie Neji mit sich kämpfen muss, um sein Vorhaben durchzuhalten, sich von Shikamaru fernzuhalten. Ich hatte ja nach seinem Gespräch mit Kakashi ziemlich damit gerechnet, dass er sich in Shikamarus Nähe schleichen könnte. Und wahrscheinlich hat es ihn auch extrem stark dorthin gezogen. Aber gerade deshalb hat er es sich wohl umso vehementer verboten, dem Drang nachzugeben. Er sagt hier zu sich selbst ja auch: "Und das ist der Grund, aus dem ich mich fernhalten muss." Aber dennoch fällt es ihm so unendlich schwer. Deshalb konnte er schließlich nicht anders, als das Hyuga-Anwesen erneut zu verlassen. Und ich denke nicht, dass es Zufall war, dass es ihn beim Umherstreifen ausgerechnet zu Shikamarus Lieblingsplatz verschagen hat, wo sie ihre letzte gemeinsame Nacht verbracht haben, bevor sie einander auf ewig "Lebwohl" sagen wollten. Dieser Ort ist so essenziell wichtig für Neji geworden. Und für Shikamaru genauso. Ich frage mich, ob letzterer noch immer öfter herkommt oder ob er das seit Nejis Abschied nicht mehr geschafft hat, weil dieser Ort nun mit so viel Schmerz und Sehnsucht angefüllt ist. Wenn ich nur daran denke, dass Neji sich schon wieder für eine neue Mission angemeldet hat und bald wieder das Dorf verlässt, erneut keine Möglichkeit lässt, dass beide wieder aufeinandertreffen können, blutet mir das Herz. Ich sehne mich ebenso danach, die beiden wieder gemeinsam zu erleben. T_T
Und noch etwas fiel mir hier wieder besonders auf: Es gab auch in der Zeit, als Neji so auf Rache versessen war, eindeutige Hinweise, dass seine Annahme, Shikamaru hätte ihn die ganze Zeit nur benutzt und eiskalt Pläne der Hokage ausgeführt, nicht stimmen konnte. Maki hat gespürt, wie traurig Shikamaru gewesen ist. Sie hat Neji auch erzählt, dass Shikamaru auf ihn acht gegeben hat. Nejis Rachegelüste haben ihn völlig blind für diese Hinweise gemacht. Es gab auch noch weitere Indizien. Sie wollen mir gerade nicht einfallen, aber ich weiß, dass sie da waren. Was ich mich jetzt ein bisschen frage: Ist Neji sich auch bewusst, dass er solche Hinweise wie die Worte von Maki damals absichtlich ignoriert hat, um an seiner Rache festzuhalten? Falls ja, wird ihm das jetzt sicher mächtig ins Gewissen schlagen. Nicht nur, dass er drauf und dran gewesen war, Shikamaru tatsächlich zu töten; er hatte auch alles, was ihn davon hätte abbringen können, ignoriert, wollte es nicht wahrhaben. Dieser gedankliche Zwiespalt klingt bisher allerdings noch nicht an, weshalb ich mir vorstellen könnte, dass er vor diesem Gedanken vielleicht noch zu viel Angst hat, um sich damit auseinandersetzen zu können. Über sich selbst richten zu müssen, ist verdammt schwer.
Die Metapher mit den Farben mag ich auch sehr. Dass Nejis Welt immer ein Stück grauer geworden ist, je mehr er von dieser tiefen Schwärze gesehen hat. Ich kann es verstehen, warum die Welt nicht in bunte Farben zurückgekehrt ist. All die grausamen Erinnerungen bleiben ja. Die Verbrechen der Hyuga, der Verlust seines Vaters, seine eigenen Grenzüberschreitungen, all die Ängste und Schmerzen. Bis all dem neue Farbe eingehaucht werden kann, das wird dauern. Und ich denke, es würde auch eine Veränderung der Umstände voraussetzen. Wie soll Neji z.B. in Bezug auf seinen Clan in eine bessere Zukunft blicken, wenn er Hanabi und Hinata vor demselben grausamen Scheideweg sieht, auf dem sich Hiashi und Hizashi befunden haben? Wenn er Hinata in dieselbe Schwärze abstürzen sieht, in der er sich verloren hatte? Momentan hat keiner der jüngeren Hyuga die Macht, diese grausame Tradition des Fluchsiegels zu durchbrechen. Und selbst wenn dieses Problem irgendwann gelöst werden könnte, so wird es wahrscheinlich weitere Jahre dauern, in denen sich Neji emotional nur sehr langsam erholt. Psychische Wunden brauchen verdammt viel Zeit zum Heilen.

Und die arme Ino. T_T Au weia, ist sie übel zusammengebrochen. Sie tut mir richtig, richtig leid mit all dem Zwiespalt in sich. Sie selbst merkt es ja auch, wie sehr sie innerlich zerrissen ist. Erst will sie mit allen anbandeln, nur um sich zu beweisen, dass sie jeden rumkriegen kann, den sie will (um Hibaris Desinteresse an ihr und Interesse ausgerechnet an Sakura zu kaschieren), um sich einreden zu können, dass sie geliebt wird. Dabei ist ihr im Grunde klar, dass sie die Liebe anderer mit so oberflächlichen Ködereien nicht gewinnen kann. Sonst wäre sie ja nicht so verdammt unsicher. Und dann geht sie Shikamaru an wie eine Furie (der zugegebenermaßen auch mal wieder ein unsensibler Klotz ist und Chojis Zurechtweisung später im Zimmer geschah ihm ganz recht, aber vor allem Inos "Schwestern-Bumser" ging echt unter die Gürtellinie), nur um sich kurz darauf in seinen Armen auszuweinen und ihm zu sagen, dass sie ihn liebt. Und da war sie dann endlich mal ehrlich. Shikamaru und Choji liebt sie wirklich wie eine Familie.
Ich bin so froh, dass Shikamaru endlich, ENDLICH mal Anstalten gemacht hat, sie verstehen zu wollen. Und er hatte ja wirklich schon eine gnaze Menge Informationen zu Inos Familie, speziell der Mutter. Die Puzzleteile waren die ganze Zeit in seinem Kopf. Er hätte sie nur zusammenfügen müssen! Und Gott, ist diese Mutter übel. So richtig übel. Damit ist klar, wer Inos Wurzeln ausgerissen und einen Teil der Pflanze, die ihr Wesen ausmacht, verkommen lassen hat. Ich kann es mir bildlich vorstellen, wie sie schon Klein-Ino im Kindergartenalter zur Schnecke gemacht hat: "Friss nicht so viel Süßes in dich rein, du Walross! So was will niemand auch nur angucken!" oder: "Und so traust du dich auf die Straße? Ich weiß nicht, ob du verdammt mutig oder verdammt dumm bist." Und wer weiß, was sie Ino noch alles an den Kopf geknallt hat. Dass Sakura ihr für ihre Zuwendung und Freundschaft niemals danken und sie früher oder später zurücklassen würde, kam ja auch von Inos Mutter. Und jetzt bekommt das Ino-Sakura-Sasuke-Problem für mich auch die Tiefe, die mir erst gefehlt hat, um diese heftigen Selbstzweifel erklären zu können. Der Boden, auf dem Inos Selbstwertgefühl stand, war zuvor schon mehr als brüchig, ein Glasboden voller Risse, auf den Inos Mutter über Jahre hinweg immer wieder eingeschlagen hatte. Als Sakura dann Teil von Sasukes Team war und sie Ino quasi links liegen gelassen hat, war das nur noch das Tüpfelchen auf dem "I", der Auslöser dessen, was jahrelang vorbereitet worden war.
Jedenfalls bin ich so erleichtert, dass Shikamaru sich endlich die Mühe gemacht hat, sich mal in Inos Lage zu versetzen, und dann auch endlich verstanden hat, was los ist. Und er klang positiv, dass er daran arbeiten könnte. Ich hoffe so sehr, dass er versucht, Ino zu helfen.

Übrigens: Als Shikamaru nach dem kurzen Gespräch mit Kotetsu so sauer auf Ino war und sie glattweg "umbringen" wollte, war ich im ersten Moment überrascht, woher das nun kam. Aber dann ist endlich der Groschen gefallen: Shikamaru hat sie verdächtigt, sich besoffen kurzzeitig auch in seinen Kopf eingeklinkt zu haben, als bei ihm während des Gesprächs mit Temari die Lichter ausgegangen sind.

Die Anspielung bei der Party, dass Naruto vielleicht homosexuell sein könnte, war ebenfalls interesssant. Da könnte echt was dran sein. Sasukes Verrat hat ihn wahrlich in seinen Grundfesten erschüttert. Naruto selbst sagt sich wohl, das ist Bromance, aber ganz offenbar ist ihm das Thema "Homosexualität" insgesamt so unangenehm, dass es glatt den Anschein erweckt, als hätte er Angst, in Auseinandersetzung damit zu dem Schluss zu kommen, dass er eventuell in Sasuke verliebt sein könnte.
Sowieso war das ganze Gespräch über Homosexualität, inklusive all dem Necken und Sais göttlichem Unverständnis einfach nur purer Zucker! Und er hat mir das Gefühl gegeben, dass es für diese Truppe im Prinzip wirklich kein großer Deal wäre, sollte sich irgendwer von ihnen outen. Es wäre eine Seltenheit, okay, aber niemand wirkt pikiert oder angeekelt. Gut, Naruto verhält sich sehr pikiert, aber ich denke, wenn er mitkriegt, dass einer (oder zwei) von seinen Freunden sich tatsächlich einfach nur ernsthaft ineinander verliebt haben, würde er damit schon seinen lieben Frieden finden. Schwierig wird das Thema für ihn vor allem dann, wenn es in seine Richtung zu drehen droht.
Antwort von:  _Scatach_
04.08.2021 23:19
Oja, für Neji ist es quasi fast unmöglich, sich von Shikamaru fernzuhalten, das stimmt...Er ist auf jeden Fall enorm ruhelos und getrieben, ich denke, das merkt man ganz gut. Er muss sich aber auch wirklich ständig in Erinnerung rufen, dass er sich von Shikamaru fern halten 'muss'.
Shikamaru hat auf jeden Fall deutliche Spuren bei und 'in' Neji hinterlassen. Dass Neji jetzt selbst die Wolken beobachtet spricht da auf jeden Fall Bände.
Awww ja, ich verstehe was du meinst...Mein leidet schon fast mit Neji mit oder? Aber natürlich will ich nicht, dass dein Herz blutet, weil du das Gefühl hast, dass sich die beiden nicht treffen werden :/ Allerdings werde ich auch nicht spoilern :D

Ah, ich finde es sehr schön, dass dir besonders hier so auffällt, dass es viele deutliche und weniger deutliche Anzeichen dafür gab, dass Shikamaru Neji NIE benutzt oder ihn verraten hat. Neji ist durchaus bewusst, dass er in seinem damaligen Zustand diese Zeichen nicht gesehen hat, allerdings würde ich nicht so weit gehen zu sagen, dass er sie wirklich BEWUSST ignoriert hat. Neji hat sich in einem absoluten Ausnahmezustand der psychischen Labilität befunden, zu der sich auch das körperliche Limit gesellt hat. Dazu kam dann auch noch die ganze Sache mit den gebrandmarkten Kindern in Hanegakure und der Geschichte von Kitori und ihrem Sohn und ihrer Ansicht von Schicksal und Bestimmung. Alles Dinge, die für Neji wie ein rotes Tuch sind. Er war so sehr mit all diesen Dingen beschäftigt, dass er rational überhaupt nicht in der Lage war, die Zeichen für die tiefe Zuneigung, die Shikamaru ihm gegenüber gezeigt hat, wirklich zu registrieren, verstehst du, was ich meine? ^^
Und dieses Thema, dass er die Signale nicht bemerkt hat, beschäftigt ihn durchaus, er lässt es nur nicht zu sehr zu, das in seine Gedanken vordringen zu lassen, weil er weiß, dass ihn das nur wieder viel zu sehr auf dieses gefährliche Terrain zerren würde, das er ja zu meiden versucht. Er nimmt sich bei dieser Sache allerdings schon sehr hart ins Gericht, viel mehr als Shikamaru!

Freut mich sehr, dass dir die Metapher mit den Farben gefallen hat :) Stimmt, für jemanden, dessen Welt so düster ist wie die von Neji, ist es wahrscheinlich wenig verwunderlich, dass sie ihm jetzt nicht auf einen Schlag rosarot erscheint...
und du hast recht, damit es zu einer farbenfroheren Welt für ihn kommen kann, müssten in vielen verschiedenen Belangen wirklich grundlegende Veränderungen stattfinden. Und gerade im Clan ist es mit dem Konflikt zwischen Hanabi und Hinata wirklich extrem für Neji...generell hat er es im Moment einfach überhaupt nicht leicht, was sich in den kommenden Kapiteln auch noch zeigen wird ;)

Oja, jetzt geht es auch langsam etwas mehr um Ino...und sie hat auch ihr Päckchen zu tragen. Stimmt, sie ist auch ziemlich heftig zusammengebrochen, wenn auch auf eine ganz andere Art als Shikamaru. Der zeigt sich hier tatsächlich nicht von seiner besten Seite, was Chōji ihm ja auch richtigerweise mehr als deutlich macht. Aber wie du schon richtig gesagt hat, hat auch Ino ein paar wirklich geschmacklose Hiebe in seine Richtung ausgeteilt und die Tatsache, dass sie betrunken war, ist nicht wirklich eine gute Ausrede.
Dass sie Shikamaru und Chōji liebt, stimmt definitiv, da hast du recht...wenn auch natürlich auf eine wirklich platonische und freundschaftliche Art. Trotzdem kommt Shikamaru mit einem solchen 'Geständnis' nicht gut klar, denn das ist ihm schon wieder zu konkret und alles, was zu konkret ist, wird zwangsläufig kompliziert. Etwas, das er ja unbedingt vermeiden möchte.
Inos Mutter...sie wird auf jeden Fall auch noch näher beleuchtet werden und es wird noch geklärt, was genau es mit ihr auf sich hat, aber du hast auf jeden Fall recht, dass sie erhebliche Schuld an Inos verkümmertem Selbstvertrauen hat und ihre 'Wurzeln' herausgerissen hat. Die Aussagen, die du hier auflistest, passen da wirklich sehr gut dazu. Mann, da dreht sich einem echt der Magen um, wenn man denkt, dass das eine Mutter zu ihrer eigenen Tochter sagt :/
Ja, für Ino macht es die Sache mit Sakura nur umso schlimmer, da ihre Mutter eben genau so etwas prophezeit hatte, es war wirklich wie der Tropfen, der das Fass zum überlaufen gebracht hat.
Shikamaru hat auf jeden Fall auch ein schlechtes Gewissen, dass er sich nicht schon eher dafür eingesetzt hat, seine beste Freundin zu verstehen.

Ahja, ich dachte mir schon, dass da beim Leser erstmal ein Fragezeichen kommt, als Shikamaru daran denkt, Ino 'umzubringen' :D Schön, dass es sich dann aber offenbar doch verständlich aufklärt :) Denn genau aus dem Grund, den du gesagt hat, ist er sauer - weil er denkt, sie hätte sich in seinen Kopf geschlichen.

Ja, Naruto ist noch so ein kleines bisschen ein Mysterium, was das angeht ;) Ich kann aber, ohne zu spoilern sagen, dass Narutos Liebesleben in den ersten vier Teilen (also der BtB Serie) keine Rolle spielen wird. Das wird erst etwas näher im Nachfolgeteil 'Heaven hold us' beleuchtet.
Freut mich aber sehr, dass dir dieses Gespräch so gut gefallen hat :D Vor allem mit Sai, seine unschuldige Verständnislosigkeit macht so viel Spaß zu schreiben :D
Es wäre für die Gruppe im Allgemeinen auch wirklich kein No-Go. Natürlich würde jeder anders auf so eine Information reagieren, dass einer ihrer Freunde homosexuell ist, aber im Grunde gäbe es keine ausgeprägte Art von Homophobie.

Vielen vielen Dank wieder, für dein tolles Review, ich freu mich immer so sehr :D <3 Ich hoffe, dass dir auch das nächste wieder so gut gefallen wird :)
Antwort von:  Lady_Ocean
05.08.2021 13:53
Sie haben sich gegenseitig sehr beeinflusst, was? Shikamaru Neji im Positiven (er kümmert sich um seine Atmung, das Atmen fällt ihm generell leichter, das Beobachten der Wolken, der verbesserte Schlafrhythmus), Neji Shikamaru hingegen momentan im Negativen (das 4-Uhr-Problem, die Atemprobleme). Als ob der riesige Packen an psychischen Lasten vom einen zum anderen weitergegeben wurde.

Siehst du, bei der Metapher zu den Farben hatte ich die Hälfte vergessen. Die mag ich vor allem deshalb so sehr, weil man sie auch in Richtung Byakugan interpretieren kann. Mit dem sieht er die Welt ja quasi auch monochrom. Was an sich irgendwie ironisch ist. Je mehr er von der Welt sieht, desto farbenloser wird sie. Oder wenn man es nicht "ironisch" nennen will, dann kann man zumindest festhalten, dass der Vergleich zwischen farbenfroh und farblos zu einem Byakugan-Nutzer besonders gut passt.

Ich weiß nicht, ob Yoshino Shikamaru in seiner Kindheit oft gesagt hat, dass sie ihn liebt. Bei Shikaku (bzw. Vätern allgemein, grad im Naruto-Universum) kann ich mir das eher weniger vorstellen. Aber so oder so ist Shikamaru ja mitten in der Pubertät und da will er solch eine familiäre Liebesbekundung sicher eh nicht hören, weder von seiner Familie noch von seinen Freunden. Es ist halt die Zeit, in der man ganz stark nach Selbstständigkeit, nach Unabhängigkeit strebt und solche Worte mit etwas Kindlichem assoziiert. Aber auch zwischen Verliebten (sprich: von Neji) kann ich mir bei Shikamaru, ehrlich gesagt, nicht vorstellen, dass er diese Worte so gern hören möchte.
Du sagst grad, das ist ihm schon wieder zu konkret. Ich nehme an, das hängt hier für ihn mit der Gefahr von Abhängigkeit zusammen, die so starke Bindungen mit sich bringen. Wenn Ino ihn so liebt, könnte sie sich von ihm abhängig machen und nicht mehr für sich selbst leben. Außerdem hat Shikamaru mehr als schmerzhaft am eigenen Leib erfahren, wie sehr man jemandem, der einen liebt, auch weh tun kann. Und das Risiko dieses Schmerzes will er Ino sicher ebenfalls nicht zumuten. Und umgekehrt will er selbst auch nicht so tief in die Belange anderer verwickelt werden, emotional nicht so abhängig von ihnen werden, im Fall eines Bruchs diesen Schmerz nicht noch einmal ertragen müssen.
Bei Neji wiederum war es noch ein bisschen anders, glaube ich. Er war und ist heftig in ihn verliebt. Sind sie ja beide. Aber gleichzeitig verbindet sie auch das Band ihrer Kameradschaft und Freundschaft. Sie sind einander auf vielen Ebenen ebenbürtig, können einander auch vertrauen und Verantwortung abgeben, fühlen sich aber gleichzeitig so extrem zu einander hingezogen, dass es sich regelrecht so anfühlt, als wären sie nur mit dem anderen wirklich vollständig. Und Shikamaru will all diese Facetten in sich aufnehmen, auskosten, in seinem Herzen behalten, ohne dass ihm etwas abhanden kommt. Aber mit Definieren und Nachdenken hätte er das Gefühl, eben einen Teil dieser Gesamtheit zu verlieren. Und ich finde es sehr spannend, dieses Verhältnis und Shikamarus Einstellung dazu mit dem zu vergleichen, was ihn mit Ino und Choji verbindet.

Sai ist mit seinem Autismus halt voll das Kontrastprogramm zu allen anderen. :D Man merkt am Lesen sehr deutlich, wie viel Spaß es euch machen muss, ihn zu schreiben. ^^ Ein bisschen tut er mir ja leid. Er bemüht sich auf seine Art so voll, das zu verstehen, was um ihn herum passiert. Wenn er 'nen Dolmetscher an der Hand hätte, der ihm das zwischen den Zeilen erklärt, was er nicht ohne weiteres interpretieren kann, dann hätte er in ein paar Jahren wahrscheinlich den Dreh raus, wie die meisten Metaphern und geflügelten Wörter funktionieren und was er in welcher Situation besser sagt und wo er lieber die Klappe hält. ^^
Antwort von:  _Scatach_
06.08.2021 13:18
Ja, die Verbindung der beiden ist auf vielen Ebenen etwas besonders. Vor allem, weil sie gegenseitig in der Lage sind, das Verborgene aus dem anderen hervor zu locken. Shikamaru hat die Angst und den Zorn bereits aus Neji gelockt, Neji ist also einfach 'nur' schon einen Schritt weiter als Shikamaru und ja, Shikamaru hat einige sehr gute Eigenschaften an Neji weitergegeben. Shikamaru hingegen befindet sich gerade im Zustand des Verbrechens, so wie Neji zu Beginn von BtB.

Ah ein guter Punkt mit dem Byakugan! Stimmt, dabei wird die Welt ja wirklich auch sehr monochrom wahrgenommen, das stimmt, ist also ein sehr guter Vergleich von dir :)

Yoshino war jetzt auch nie die Mutter, die es besonders häufig ausgesprochen hat. Aber sie hat es ihm durchaus hin und wieder gesagt und es ihn vor allem spüren lassen. Bei Shikaku ist das eine andere Sache, er ist was so väterliche Gefühle angeht sehr sehr verschlossen und generell im Bekunden von Emotionen genauso zurückhaltend wie sein Sohn (wofür er aber auch einen Grund hat)
Shikamarus Problem mit diesen drei kleinen Worten ist einfach, dass sie seiner Vorstellung von 'Dämlich Simpel' zuwider laufen und es ihm ja ein großes Anliegen ist, alles in seinem Leben so unkompliziert und so wenig 'lästig' wie möglich zu halten. Aber du hast schon auch recht, was du mit den Risiken einer 'zu' starken Bindung ansprichst, das spielt da auf jeden Fall auch mit rein!
Inwiefern das auf seine Bindung zu Neji aussieht, will ich jetzt aus Spoilergründen aber nicht zu viel sagen ;) Es stimmt aber definitiv, dass Shikamaru nicht einfach nur pubertär schwärmerisch in Neji verschossen ist. Ihre Verbundenheit geht trotz ihres jungen Alters extrem weit darüber hinaus.
Du sprichst da auf jeden Fall etwas fundamentales an, wenn du sagst, dass es sich so anfühlt, als wären sie nur mit dem anderen vollständig. Denn das trifft es schon recht gut und wurde auch in BtB hin und wieder versteckt angedeutet, unter anderem in der Nacht in der Hütte in Hanegakure. "das Verlangen, das Staunen und die bittere Verzweiflung, die aus dem wiederkehrenden Wissen resultierten, dass sich diese Begierde nur mit dem jeweils anderen zeigte und mit niemandem sonst."

Ah schön, dass man merkt, was für einen Spaß es gemacht hat, Sai zu schreiben :D Ich verstehe, was du meinst, dass er dir leid tut ^^Er hat es wirklich nicht einfach und dabei gibt er ja wirklich nur sein Bestes und versucht Anschluss zu finden ^^
Antwort von:  Lady_Ocean
10.08.2021 10:43
Ninja-Väter haben alle 'ne ziemlich gestörte Sozialbindung oder andere psychische Probleme, was? Die Sarutobis, Kakashis Vater, Shikaku. Der komplette Hyuga-Clan und mit dem Uchiha-Clan sah es auch nicht besser aus. Mir fällt grad echt kein männlicher Ninja ein, der ein guter Vater gewesen wäre. Minato hätte wahrscheinlich einer werden können, aber der war tot, bevor seine Vaterrolle so richtig angefangen hätte. Fällt dir für die aktuelle Generation der künftigen Väter einer ein, der in seiner Familie ein richtiges Vorbild hat, an dem sich andere orientieren könnten?

Stimmt, das ist auch ein Punkt! "Ich liebe dich" ist in etwa so schwer zu greifen wie die Wolken. Man kann es nicht greifen. Jedenfalls nicht, wenn es beidseitig ist, oder wenn man wenigstens kein Bastard ist, der das für Manipulationszwecke ausnutzt. Und das will Shikamaru beides nicht. Das macht es umso besonderer, dass Shikamaru sich bei Neji darauf einlässt und es in seiner ganzen komplizierten Gesamtheit auf sich wirken lässt.
Übrigens finde ich, dieses Besondere zwischen den beiden kam schon sehr deutlich heraus, seit sie das erste Mal miteinander geschlafen haben. Sie wurden beide von der Intensität überrollt, mit denen ihre Leidenschaft und das Verlangen nach dem anderen sie überrollt hatte, was sie in diesem Ausmaß noch nie erlebt haben (und gerade Neji schien ja schon etwas mehr Erfahrungen auf dem Gebiet zu haben).
Antwort von:  _Scatach_
10.08.2021 15:49
Naja, ich denke, ein Leben in so einem Umfeld, das von so viel Brutalität geprägt ist, bringt so etwas irgendwie mit sich...
Ich würde sagen, dass Chouza ein guter Vater ist, zumindest weiß ich nichts, was dem widersprechen würde und die Tatsache, dass Chōji psychisch wirklich sehr stabil ist (Mal davon abgesehen, dass er ein totaler Softie ist), spricht auch dafür. Ich würde aber auch tatsächlich Shikaku als SEHR guten Vater bezeichnen. Es stimmt schon, er ist nicht gut im Bekunden von Empfindungen gegenüber den Leuten, die er liebt, aber er zeigt es dennoch auf seine eigene subtile Weise und dazu kommt auch noch, dass er (zumindest im BtB Universum) einen triftigen Grund hat, sich so verschlossen zu verhalten und das auch eine Art Schutz für Shikamaru ist. Es wird nicht sonderlich oft oder klar deutlich, aber Shikaku würde ALLES für seinen Sohn tun, was sich in BtB zum Beispiel schon allein dadurch gezeigt hat, dass er sich gegen Hiashi stellt, obwohl er überhaupt nicht weiß, weswegen der Hyūga seinen Sohn sprechen wollte. Er hat es einfach aus Instinkt getan und ist dabei das Risiko eingegangen, einen der mächtigsten Clans von Konoha herauszufordern. Aber zu Shikakus Väterlichkeit will ich auch aus Spoilergründen nicht zu viel sagen ^^

Stimmt, die Manipulationszwecke kommen da auch noch dazu und es ist auch ein Grund, warum Shikamaru es nicht mag, dass zum Beispiel Ino diese Worte ausspricht, als wären sie 'Dämlich Simpel', denn das sind sie einfach nicht und er fürchtet eben auch, dadurch in gewisser Weise manipuliert zu werden, wie du sagst. So nach dem Motto "Warum verhältst du dich so/Warum denkst du, dass ich das tun würde; ich habe doch gesagt, dass ich dich liebe..."
Für Shikamaru birgt diese Phrase einfach viel zu viele Risiken.
Freut mich sehr, dass diese besondere Verbindung von Neji und Shikamaru eigentlich vom ersten Moment an für dich so klar war!! *-*
Antwort von:  Lady_Ocean
11.08.2021 02:06
Ah, stimmt, Chouza wird wahrscheinlich ziemlich stabil sein. Und seine Frau auch. Bei Shikaku glaube ich auch, dass er im Grunde eine ziemlich stabile Psyche hat. Und definitiv liebt er Shikamaru sehr. Auch seine Reaktion auf Nejis Angriff hat das gezeigt. Aber irgendwas ist da auch, was ihm schier verbietet, Gefühle zu zeigen oder auch nur zuzulassen. Aber es sind halt auch die Umstände, wie du schon sagst. Ist in der Realität ja nicht anders. Die Kriegs- und Nachkriegszeit hat hierzulande auch vieles kaputt gemacht, oft sogar über Generationen hinweg. Und ich glaube, in Deutschland hat das in der NS-Zeit schon angefangen. Ich kenne mich historisch hier nicht so gut aus, aber ich habe mal gehört, dass viele unserer Vorstellungen im Punkto Kindererziehung auf diese Zeit zurückgehen. Dass man Härte und Strenge zeigen muss, damit die Kinder später keine verzogenen Gören oder weinerliche Weicheier werden - dieses unterschwellige Bild. Z.B. dass man Babys beim Wickeln und Baden schreien lassen und die notwendigen Tätigkeiten effektiv durchziehen sollte, soll wohl zur NS-Lehre guter Kindererziehung gehört haben. Und es würde mich nicht wundern, wenn die "Notwendigkeit", dass Babys schon ganz früh im eigenen Bett und dann im eigenen Zimmer schlafen müssen oder nach einem halben Jahr langsam abgestillt werden können, spätestens mit einem Jahr dann aber abgestillt sein müssen, auch aus dieser Zeit stammen. Wie viel man Babys eigentlich zumutet und wie kalt das ist - und vor allem wie unbegründet - ist mir eigentlich erst durch das Leben hier in Japan so richtig bewusst geworden. Na ja, und dann halt die vielen Familienschicksale. Traumatisierte junge Mütter, die ihre Angehörigen und auch Ehemänner verloren haben und jetzt plötzlich kleine Kinder allein großziehen mussten. Die Angst, ob man genügend Kleidung und Essen hat, um durch den nächsten Winter kommen zu können. Babys, die aus Vergewaltigungen von Soldaten der Besatzungsmächte entstanden sind. Und natürlich die ganzen Grauen des Krieges. Und keinerlei Möglichkeit, das irgendwie zu verarbeiten. Das muss sich unweigerlich auf die Kinder übertragen und auf deren Kinder dann höchstwahrscheinlich auch. So ein roter Faden der Strenge aufgrund von überspitzter Angst zieht sich bei mir jedenfalls durch die ganze Familie, mindestens seit der Generation meiner Urgroßmutter, die in jungen Jahren aus einem ehemals deutschsprachigen Gebiet Tschechiens vertrieben wurde und so nach Deutschland gekommen ist. Daher: Wenn ich mir jetzt die jüngere Generation von Ninja bei Naruto ansehe, mache ich mir ziemliche Gedanken, wie viele der Probleme dieser Elterngeneration, die mitten im Krieg aufgewachsen ist, sich auf die Kinder und Enkel übertragen hat und übertragen wird, selbst wenn der Krieg dann vorbei ist.
Von:  Scorbion1984
2021-08-02T19:16:47+00:00 02.08.2021 21:16
Ino ist normaler Weise sehr selbständig und wie soll ich es sagen, sehr von sich überzeugt.
Jedenfalls stellt sie es so dar .
Das ist nun eine andere Seite an ihr ,sie will geliebt werden und macht doch meistens nur alles verkehrt .
Shikamaru ,Choji und Asuma sind eigentlich ihr Leben, was sie aber wohl nie zugeben wird.
Man kann sich auch in einer Familie einsam fühlen, so geht es ihr .
Antwort von:  _Scatach_
02.08.2021 23:01
Ja stimmt, das war sie zumindest mal. Es ist schon tragisch zu sehen, was sie hier für einen 'Absturz' vollführt :(
Sie hat auf jeden Fall enorme Probleme mit ihrem Selbstwertgefühl.
Stimmt, sie fühlt sich wirklich einsam und zum Glück ist das endlich auch Shikamaru klar geworden :D


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