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On the Cusp

Teil Zwei der BtB-Serie
von

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Can't drag a shadow into the light

„Es wird passieren…ich kann es quasi vor mir sehen…in jedem bildlichen Detail…“

 

Kakashi besah sich den zusammengesackten Jōnin neben sich mit gut verborgener Belustigung und sein Hitai-ate fing das Glimmen von Asumas Feuerzeug auf, als der Sarutobi versuchte, die Flamme irgendwie mit seinem unkooperativen Daumen am Leben zu erhalten. 

 

„Wenn sie ein Mädchen bekommt“, verkündete Asuma jetzt bereits zum dritten Mal, „dann werden Menschen sterben…Köpfe…Köpfe werden rollen…und falls sie einen Jungen bekommt…dann wird er so enden wie ich…und das ist…oh Gott, das ist grauenvoll…“

 

„Ich habe schon auf diese verzögerte Reaktion gewartet.“, erwiderte Kakashi und streckte eine Hand aus, um Asuma das Feuerzeug aus den Fingern zu pflücken und die Zigarette seines Freundes anzuzünden. 

 

Der Aschenbecher quoll bereits mit Stummeln über und Ascheflocken übersäten den Tresen, von dem es der Barkeeper inzwischen aufgegeben hatte, ihn sauber zu wischen. Asuma befand sich gerade in einer kettenrauchenden Dauerschleife und seine Hand-zu-Aschenbecher Koordination war inzwischen schon etwas beeinträchtigt. Kakashis Maske trug nur wenig dazu bei, den Rauch zu filtern, doch dankbarerweise gewährte diese Wolke eine Blase undurchdringlicher Privatsphäre, in die sich nicht einmal der Wirt hinein wagen wollte. 
 

„Ich bin nicht verzögert…“, war Asumas verzögerte Antwort.

 

„Natürlich bist du das nicht.“

 

„Ich bin kalkuliert…“

 

„Natürlich bist du das.“

 

„Ich bin ein knallharter Typ.“

 

„Klar, der ‚härteste‘, den es gibt.“

 

„Ino ist siebzehn ab morgen.“

 

„Ja, das ist sie.“

 

„Ich bring den Scheißkerl um. Er hat sich voll gepisst.“

 

„Vielen Dank für diese wiederholte treffliche Erinnerung.“

 

„Trefflich…treffen…sie ist inzwischen alt genug, um sich mit jemandem zu treffen, weißt du.“

 

„Ich weiß.“

 

„Das ist nicht gut…“

 

Kakashi schmunzelte und war marginal beeindruckt von der Fähigkeit des Sarutobi, zeitgleich zu sprechen und dabei austauschbar etwas im Mund zu haben. 

 

Eine Zigarette oder eine Sakeflasche.

 

Asumas Plan, sowohl seine Leber, als auch seine Lungen zu zerstören, war in vollem Gange. Es hatte einige Drinks gebraucht, bevor sich die Zunge des Sarutobi genug gelockert hatte, um zumindest schonmal um das Thema herum zu schwafeln, das er immer noch direkt ansprechen musste. Und er spielte dieses Vermeidungsspiel noch eifriger, als er es seinem Schüler vor gerade mal zwei Wochen vorgeworfen hatte. 

 

Du hast vom Besten gelernt, Shikamaru.

 

Kakashi sah zu, wie Asuma den Kopf wegen nichts schüttelte und schmunzelte unter seiner Maske. 

 

Soweit es ihn betraf, hielt er sein Hirn alkoholfrei. Er hatte immer noch dasselbe Getränk in Händen, das er vor zwei Stunden bestellt hatte. 

 

„Du denkst, ich scherze, Hatake…aber…ich hätte den Bastard echt killen können.“

 

„Ich weiß.“, versicherte Kakashi ihm. Bedächtig schob er das Feuerzeug in Asumas Flakjacke und tätschelte die Tasche. „Ich hätte dir geholfen, seine Leiche zu verscharren.“

 

Asuma lachte laut auf und stach mit der Zigarette in Kakashis Richtung, wobei Asche über die ganze Theke regnete. „Du bist lustig, wenn du Scherze machst…“

 

„Das ist normalerweise auch Sinn und Zweck davon.“

 

„Weil du ein klugscheißerischer Typ bist…und ich bin ein knallharter Typ…gutes Team…“

 

„Da bin ich mir sicher.“

 

„Team Typ…Gai könnte der ‚Tritt in den Arsch‘ Typ sein.“, lachte Asuma und warf die Arme weit nach außen, während er den Blick durch die Bar schweifen ließ; eifrig nach neuen Rekruten für sein Team suchend. „Wir brauchen nur noch einen Vollpfosten Typ.“

 

Kakashi schüttelte den Kopf. „Trink noch weiter, Asuma und du degradierst dich selbst.“

 

„Der Klugscheißer Typ hat gesprochen.“ Asuma nickte feierlich und toastete der Luft mit seiner Zigarette statt seiner Flasche zu. Und dann – ebenso schnell, wie er sich aufgeplustert hatte – sackte er nach vorn auf den Tresen und seine Augen beschatteten sich. „Shikamaru…er ist so klug.“

 

Kakashi nickte und war über diese Willkürlichkeit amüsiert. „Ja, das ist er.“

 

„Ihn werde ich auch umbringen…“

 

Das brachte Kakashis Verstand allerdings sofort dazu, eine Vollbremsung zu vollführen und das alles nochmal zurückzuspulen. 

 

Der Kopierninja blinzelte. „Was?“

 

„Ich bring ihn um. Bring ihn mausetot um.“

 

„Shikamaru?“

 

„Nein!“ Asuma zog eine finstere Miene und schüttelte seinen Kopf nachdrücklich genug, um den Halt seiner Zigarette zu lösen. Hart presste er die Lippen aufeinander, bevor er knurrte: „Er ist der Grund, aus dem ich ihn umbringen werde.“

 

„Und wer soll dieser ‚ihn‘ sein?“

 

„Ich habe nicht den blassesten Schimmer.“, gestand Asuma seiner Flasche, die vor ihm stand und stierte sie mit einer wilden Konzentration an, die darauf schließen ließ, dass er durch sie hindurch auf die verzerrten Formen dahinter sah. „Der verdammte Bengel wollte es mir nicht sagen. Also sage ich jetzt dir, dass ich gottverdammt nochmal herausfinden werde, wer ‚Er‘ ist und dann werde ich ihn umbringen…“

 

Nun, Kakashis Verstand arbeitete zwar oft auf eine exzentrisch brillante Art und Weise und normalerweise hatte er keine Schwierigkeiten damit, lose Enden aufzunehmen und sie aneinander zu knüpfen. Aber Pronomen ohne irgendeine Zuschreibung waren eine gefährliche Sache; vor allem gemessen an der Tatsache, dass sie die Tendenz hatten, sich selbst an gesichtslose Menschen zu heften. Was wiederum oft zu einem hässlichen Knoten von Komplikationen führte. Und als jemand, der sich nie an irgendetwas festhielt, geschweige denn an Menschen oder Komplikationen, wusste Kakashi nicht, ob er diesen zusammengebrochenen Gedankengang wirklich fördern oder weiterverfolgen sollte. 

 

Er hat mich wegen meines Hirns hierher geschleppt, oder? Schätze mal, dass ich dann wohl Zugführer spielen muss, während er sich unter die Gleise säuft…

 

Schwer seufzend musterte Kakashi für einen Moment sein Glas, legte dann aber seine Handfläche flach darauf und schob es von sich fort. Einen klaren Kopf zu bewahren war bei solch einer instabilen Unterhaltung unerlässlich.

 

„Jemand hat Shikamaru etwas angetan?“, vermutete Kakashi. 

 

Asumas Miene verfinsterte sich noch mehr und sein Mund verkrampfte sich. „Ich weiß es nicht. Es ist wie das letzte Mal…Ich konnte rein gar nichts tun. Nutzlos. Wusste es nie…weil er nie auch nur ein Wort gesagt hat…“

 

„Das letzte Mal?“, forschte Kakashi vorsichtig weiter und drehte sich ein wenig in seinem Stuhl. 

 

„Das letzte Mal…“, echote Asuma mit zuckendem Kiefer. „Das hätte auch das letzte Mal bleiben sollen…aber da ist noch etwas anderes.“ Er legte die Hände flach auf den Tresen und seine Daumen berührten sich, bevor er die Handflächen auseinander schob. „Er zieht sich zurück…warum tun sie das? Ich kann sie nicht beschützen, wenn sie das tun. Sich so weit fort zu ziehen…das bedeutet, dass man sie zurück zerren muss…und wenn ich das nicht kann…Scheiße…“

 

Kakashi hätte in diesem Moment vermutlich an Sasuke gedacht, er hätte vielleicht sogar zugelassen, darüber nachzudenken, welche Rolle er dabei gespielt oder nicht gespielt hatte, den Uchiha von dem Pfad seiner Rache fort zu ziehen. Es hatte Gelegenheiten gegeben; unzählige Male hätte er es härter versuchen können. Unzählige Male hätte er in wahrer Kopierninja-Manier versuchen können, die Art von Bindung nachzuahmen, die Asuma zu jedem einzelnen seiner Schüler entwickelt hatte. 

 

Doch noch zahlreicher als diese unzähligen Gelegenheiten waren die zahllosen Erinnerungen daran, warum er es nicht konnte. 

 

Er hatte seine Chancen vor Jahren verloren. 

 

Langsam blinzelte er mit seinem grauen Auge und die kohlschwarzen Flecken darin schimmerten, als er seinen Blick zu dem schummrigen Licht der Bar hob und ihn die Reihe aus alternden Flaschen entlang wandern ließ. „Du machst dir immer noch Sorgen um Shikamaru.“

 

Kopfschüttelnd ließ Asuma ein bitteres Lachen hören. „Es hört nie auf…es packt mich immer noch…drei…zwei…seit zwei Jahren…“

 

„Zwei Jahre?“

 

„Zwei Jahre.“

 

„Es ist etwas passiert, als er fünfzehn war?“

 

„Und es packt mich immer noch…und jetzt packt es mich wieder mit voller Wucht…kapierst du das, huh? Es ist das reinste Chaos.“

 

Kakashi griff nun doch wieder nach seinem Glas und fuhr den Rand mit seinem Daumen nach, während er dem Sarutobi deutlich mehr Aufmerksamkeit schenkte, als es erschien. „Ich verstehe…“

 

Und er macht sich Sorgen darum, Vater zu werden…es gibt keinen Jōnin, der besser dazu geeignet ist als er…

 

Asuma tippte mit den Fingern gegen den Schnabel seiner Sakeflasche und umklammerte den Hals, um das Ende müßig über den Tisch rollen zu lassen. „Vielleicht bin ich nicht der Richtige dafür…“

 

„Für was genau?“

 

Asuma winkte mit seiner Hand herum. 

 

Kakashi folgte der Bewegung aus dem Augenwinkel und hob eine Braue. „Das erklärt natürlich alles.“

 

„Weißt du, diese Kids und Kurenai…sie sind meine zweite Chance.“

 

„Ja. Das hast du schon gesagt.“

 

„Glück. Ich bin ein glücklicher Bastard.“ Asumas Stirn legte sich in tiefe, brütende Falten. „Es ist zu gut, um wahr zu sein. Ich warte ständig auf die ausgleichende Schreckensnachricht.“

 

Kakashi summte leise angesichts dieses Geständnisses und spähte zu seinem Freund hinüber. Aufmerksam beobachtete er, wie Asuma die Flasche noch ein paar Mal drehte und ihm die Zigarette von einem Mundwinkel hing. 

 

„Du warst immer ein Kind wie nach dem Lehrbuch.“, fügte der Jōnin zusammenhanglos hinzu. „Also ich spreche natürlich von Prä-Pornobüchern.“

 

„Ich habe die Regeln befolgt, wenn es das ist, was du meinst.“, gab Kakashi zu und strich mit dem Daumen über das feuchte Glas in seiner Hand, während er auf nähere Erklärungen wartete. 

 

„Ja. Ein gutes Kind, richtig?“ Prekär schob Asuma die Flasche zurück auf Position und atmete mit einem Schnauben Rauch aus. „Gott, ich war so ein dämliches Kind…“

 

„Du warst weit davon entfernt, dämlich zu sein, Asuma.“, widersprach Kakashi leicht vorwurfsvoll, aber mehr belustigt. „Du wurdest ein Elite-Wächter.“

 

„Und mit einem Schlag ist alles den Bach runter gegangen.“ Asuma klatschte seine Handfläche hinunter auf den Tisch. Und um besagten ‚Schlag‘ noch näher zu illustrieren zog er die Hand in einem Rucken über das Holz, dem Kakashi auswich, indem er roboterhaft sein Glas hob und wieder abstellte, nur um die Bewegung gleich darauf zu wiederholen, als Asuma den Arm zurück zog. „Hin und wieder zurück…alles abgefuckt…dafür braucht es wahre Dummheit…“

 

„Wir machen alle Fehler.“, sagte Kakashi milde und sein einziges Auge nahm all die Emotionen in sich auf, die über Asumas Gesicht huschten. „Und diese Fehler machen uns nicht dumm. Außer du wiederholst sie. Immer wieder.“

 

„Jo. Schätze mal, mein alter Herr ist etwas zu tot, um anderer Meinung sein zu können.“ Asuma sackte erneut gegen den Tresen und ein grumpliges, angespanntes Lachen rollte mit einer Rauchwolke aus ihm heraus. „Man sagt, dass einem die Toten nicht antworten. Aber wir haben niemals miteinander gesprochen…und wenn wir es getan haben…“ Er brach für einen Moment ab und seine Bronzeaugen bewölkten sich mit etwas Stärkerem als dem Rausch, bis er auf einmal müde und ausgelaugt aussah. „Scheiße…er hat sowieso nie auch nur ein einziges Wort gehört. War es meine Schuld? Oder seine? Väter können einen wirklich verhunzen.“

 

Darauf bot Kakashi keinerlei Erwiderung an. 

 

Ruhig drehte er sein Glas in der Hand. 

 

Familiendynamiken waren nun wirklich nicht seine Stärke, vor allem, wenn es um elterliche Beziehungen ging. Sein Blick glitt zur entferntesten Ecke der Bar und er spürte einen Phantomschmerz in einem Teil seines Selbst, dem er über die Jahre hinweg nur sehr wenig Beachtung geschenkt hatte. 

 

Ich weiß es besser, als das zu tun…

 

Es war ein Teil von ihm, der so von Akzeptanz und Resignation und einem Mangel an Verbundenheit abgestumpft war, dass er kaum auf irgendetwas oder irgendjemanden reagierte. Doch gelegentlich kam der Schmerz schnell und scharf; wie der Schnitt einer Klinge über einer Vene, die zu verrostet war, um noch bluten zu können. 

 

Da er die seltsame Tiefe seines Schweigens spürte, wandte Asuma ihm den Kopf zu. 

 

Vollkommen automatisch korrigierte Kakashi seine Haltung und sein Auge bog sich zu diesem kleinen Halbmond-Lächeln. 

 

Asuma blinzelte. „Mist. Wenn sogar ich bemerke, dass das eine Lüge ist…dann ernüchtere ich viel zu schnell.“

 

„Du nüchterst immer ziemlich schnell aus.“

 

Asuma nahm einen raschen Zug von seinem Sake und stieß das Ende seiner Flasche gegen Kakashis unberührtes Glas. „Auf eine drohende Tragödie und einen Massenmord.“

 

Kakashis Auge wurde etwas weicher und seine Stimme sickerte mit der Kante einer ruhigen Nüchternheit in die rauchige Luft. „Du wirst ein guter Vater sein, Asuma.“

 

Asumas Kiefer verkrampfte sich, während seine Finger vor und zurück über die Reihe aus Flaschen wanderten, die vor ihm stand. Die träge Bewegung täuschte Kakashi jedoch nicht. Er konnte die nüchterne Veränderung in der Stimmung des Sarutobi spüren, als sich dessen Verstand von dem betrunkenen Grübeln löste und er sich zu einem luzideren Gesichtsausdruck zwang.

 

Trotzdem sah er immer noch so aus, als wäre er bereit, sich direkt die nächste Flasche zu schnappen. 

 

Asuma streckte eine Hand danach aus, änderte dann aber die Richtung und nahm stattdessen seine Zigarette auf, um sie sich wieder zwischen die Lippen zu klemmen, als sie sich bogen. „Weil ich so ein unglaublich gutes Vorbild bin? Lass uns der Wahrheit ins Gesicht sehen. Ein super cooler Erwachsener zu sein ist einfach nicht mein Ding…“

 

Kakashi sagte nichts. 

 

Stattdessen gestattete er es Asuma, erneut in einer brütenden Pfütze aus selbstironischem Schweigen zu versinken. Seine dunklen Brauen waren in einem Ausdruck morbider Nachdenklichkeit tief zusammengezogen. 

 

Kakashi fühlte sich beinahe schuldig, weil er es amüsant fand. 

 

Und Asuma wartete darauf, dass er ihm durch Humor einen Rettungsring zuwarf. 

 

Doch Kakashi ließ beinahe schon sadistisch zu, dass sich die ertränkende Spannung immer weiter aufbaute. Und dann tauchte Asuma mit einem trockenen Grinsen aus seinem depressiven Tief auf und atmete einen langen dünnen Strom aus seinem gekräuselten Mundwinkel. 

 

„Und deswegen führe ich keine tiefsinnigen Unterhaltungen…“, kicherte Asuma widerwillig. „Ich versuche, mich selbst ernst zu nehmen und es ist nichts weiter als ein Witz…“

 

„Asuma.“

 

„Jäh?“

 

„Du bist ein Idiot.“

 

Asuma salutierte vage und griff nach der Flasche. „Darauf trinke ich.“

 

Kakashi packte sein Handgelenk – hart.

 

Zeit, um endlich auf den Punkt zu kommen.

 

Asumas Brauen zuckten nach oben und gleich darauf verengten sich seine Bronzeaugen gegen das Aufblitzen, das von der Metallplatte auf Kakashis Handschuh reflektiert wurde. Und dann stellte Kakashi eine Frage, die die Augen des Sarutobi greller und härter aufflammen ließ als den Stahl. 

 

„Als der Sandaime gestorben ist, wo warst du?“

 

Was?“ Asuma erstickte beinahe an dem Wort und ein erzwungenes Semi-Schmunzeln spielte über seine Lippen, um von dem Ausdruck von Verwirrung abzulenken, der sich über seine Miene stahl. „Was zur Hölle ist das denn für eine Frage?“

 

„Wo warst du?“, fragte Kakshi erneut und sein Griff war ebenso beständig wie seine Stimme. 

 

Asuma zerrte sein Handgelenk zurück und das schwere Metall seines Armbandes traf mit einem alarmierenden Klacken auf den Tresen. Sehr langsam wandte er sich Kakashi zu und seine Augen funkelten gefährlich. Und auch wenn der Zorn seine Iriden nicht erreichte, hätte Kakashi ihn in der aggressiven Veränderung von Chakra gespürt; wie ein Summen unter der Oberfläche von Asumas normalerweise entspannten und lockeren Aura. 

 

Naja, schätze mal, dass ich das hätte kommen sehen müssen.

 

Kakashi bot keinerlei Reaktion auf diesen Blick an, der einen vernünftigen Mann sofort dazu gebracht hätte, vor dem Sarutobi zurück zu weichen. Doch während Kakashis Vernunft vielleicht in Frage stand, waren es seine Instinkte nur äußerst selten. 

 

Asuma war wütend, ja, aber er war auch verwirrt. 

 

Kakashi hätte sich vielleicht auf letzteren Zustand gestützt, um ersteren zu neutralisieren. Aber vor allem zählte er auf ihre Freundschaft, um einen Kampf auf Abstand zu halten, der sehr schnell sehr hässlich werden würde. 

 

Asuma schien derweil die Schadensbegrenzung zu kalkulieren und ernüchterte mit jeder verstreichenden Sekunde noch mehr. „Was zur Hölle willst du damit bezwecken?“

 

„Beantworte meine Frage und du wirst ganz genau sehen, was ich damit bezwecke.“

 

Asuma starrte Kakashi direkt ins Auge und suchte die graue Iris nach irgendeiner Erklärung für diesen tief persönlichen Angriff ab, zu dem diese Frage zu werden drohte, sollte er seine Defensiven weit genug senken, um sie zu beantworten. 

 

„Ich denke, ich habe dich jetzt lange genug betrunken im Kreis rennen lassen.“, erklärte Kakashi und setzte seinen Ellbogen auf dem Tisch ab, um den Inhalt seines Getränks in hypnotischen Drehungen im Glas herum zu wirbeln. „Und ich weiß, dass das nicht der Grund war, aus dem du dir mein Hirn leihen wolltest, oder?“

 

Asuma runzelte die Stirn und nahm die Zigarette von seinen Lippen. Langsam klopfte er die Asche ab, nur um gleich darauf den Glimmstengel mit einem scharfen Stoßen und Drehen komplett auszudrücken. 

 

„Was hat der Tod meines Vaters mit all dem hier zu tun?“, fragte er dunkel. 

 

„Alles.“, antwortete Kakashi leise und schaffte es, seinen Tonfall sanfter werden zu lassen, ohne dabei weniger direkt zu sein. „Der Rest der Jōnin hat die Sunagakure Ninjas abgewehrt, während der Sandaime gegen Orochimaru gekämpft hat. Wo warst du?“

 

Asuma starrte hinunter auf die Zigarettenstummel und die Asche auf dem Tablett und schüttelte irritiert den Kopf über das, wovon er dachte, es sei eine vollkommen irrelevante Frage. „Ich bin Shikamaru hinterher.“

 

Kakashi beobachtete ihn ruhig und wartete darauf, dass die Bedeutsamkeit dieser Worte ebenso scharf in Asumas Hirn sank wie der Punkt, den er hier zu verdeutlichen versuchte. Doch Asuma stierte weiterhin taub auf den Aschenbecher. Der Alkohol hatte offenbar die Fähigkeit seines Hirns beeinträchtigt, in normaler Geschwindigkeit die Dinge zu erfassen. Also entschied sich Kakashi dafür, dem anderen Jōnin einen weiteren kleinen Schubs zu geben und legte den Kopf schief, um Asumas Blick auf sich zu ziehen. 

 

„Du bist Shikamaru hinterher.“

 

„Ja, das habe ich doch gerade gesagt.“

 

„Und warum bist du ihm hinterher?“, drängte der Kopierninja weiter. 

 

„Warum? Was meinst du mit Warum? Weil…“ Asumas Stimme erstarb mit einem Stirnrunzeln und wedelte erneut mit einer Hand herum. 

 

„Ganz genau.“ Kakashis Maske zog sich über seine Wangenknochen, als er lächelte und die scharfe Linie seines Kiefers damit akzentuierte. „Manche Dinge sind einfach. Du bist bereits, was du denkst, niemals sein zu können.“

 

Mit einer zornigen und verwirrten Falte nach der anderen glättete sich das harte V von Asumas Brauen und erweichte seine Augen, bis ein schwaches leises Lachen von seinen Lippen brach. „Klar, also in deinem genialen Hirn hebt es sich gegenseitig auf, dass ich ein mieser Sohn, aber ein übermäßig beschützerischer Sensei bin und irgendwie addieren sie sich aber auch wieder zu etwas, das mich zu einem potentiell guten Vater macht?“

 

„Du hast Shikamarus Leben über das von unzähligen Einwohnern und das des Hokage gestellt. Deines eigenen Vaters. Das sagt mir nur noch mehr, was ich bereits weiß. Also was denkst du?“

 

„Ich denke, dass es eine blöde Idee war, mir dein Hirn zu leihen.“

 

Kakashi zuckte mit den Achseln, hob sein Glas und setzte es mit einem nachdenklichen Klacken ab. „Leugne es so viel du willst, aber deine Handlungen – und dein betrunkenes Mundwerk – erzählen eine ganz andere Geschichte über deine elterlichen Fähigkeiten. Und es gibt noch mehr Fakten, die deine Versuche, diese Tatsache zu fiktionieren, ruinieren, Asuma.“

 

„Was; denkst du, du kannst mich lesen, Hatake?“

 

„Wie ein Buch.“

 

Asumas Lippen bogen sich etwas säuerlich. „Nun, dann ist hier eine witzige Tatsache für das Protokoll des Tages, Kakashi und die ist nicht exklusiv. Ich habe ein Auge auf meine Schüler und ich gehe sicher, dass sie nicht draufgehen oder sich in dämliche, unnötige Gefahr begeben.“ Er wandte den Blick ab und studierte die Aschereste auf dem Tresen, während er schnaubte. „Scheiße. Es ist doch das, was ich als Lehrer tun soll, oder etwa nicht?“

 

Kakashi bedachte den anderen Mann mit einem langen harten Starren. „Asuma. Du hast gerade in graphischen Details beschrieben, wie du einen Mann zerstückeln willst, mit dem Ino auch sehr gut ohne deine Einmischung fertig geworden wäre.“

 

Asuma zuckte grummelnd die Achseln. „Ich hatte miese Laune.“

 

„Vor zwei Wochen hast du mich aufgesucht, um einen meiner Ninken Shikamaru aufspüren zu lassen; innerhalb der Mauern unseres eigenen Dorfes.“

 

„Und?“

 

„Und?“, echote Kakashi ungläubig. Und ohne zu zögern spielte er seine Trumpfkarte aus. „Du hast es doch heute Nacht selbst gesagt. Du bist nie über das ‚letzte Mal‘ hinweg gekommen, als er sich so vor dir zurück gezogen hat.“

 

Stille. 

 

Asumas Kiefer verhärtete sich zu Granit und seine gesamte Gestalt spannte sich gegen den Tresen an. Eine Aura aus Ernsthaftigkeit legte sich um ihn wie ein Kraftfeld. Und Kakashi ließ zu, dass es sich noch einen Moment länger hielt, bevor er in die straffe Sphäre der Stille wisperte; unberührt von all dem Lärm, der durch den Rest der Bar schwebte. 

 

„Als du zu mir gekommen bist und mich gebeten hast, einen Ninken nach ihm suchen zu lassen – da stand Angst in deinen Augen.“ Kakashis Stimme wurde etwas sanfter. „Denkst du wirklich, dass Nara Shikaku und dein Vater nicht dafür gesorgt hätten, dass ein Kind und Teenager wie Shikamaru die Art Mentor bekommt, die er wirklich braucht? Sie haben dich aus einem Grund dafür ausgewählt.“

 

„Gönn mir `ne Pause, Kakashi.“, schnaubte Asuma, doch etwas Unbehagliches spielte unter seiner flachen Stimme. „Ich bin dafür nicht betrunken genug.“

 

„Du wolltest mein Hirn, um eins und eins für dich zusammenzuzählen und hier hast du das Ergebnis. Nenn es deine Fiktion oder nenn es deine Fassade, aber ob so oder so, deine Versuche, dich durch Appelle an deine Fehler aus deinen Tugenden herauszuwinden sind ein schlechter Scherz.“

 

Verscheißerst du mich?“ Asuma kicherte düster und befingerte den Hals von einer der Sakeflaschen, während er sie in scharfen kleinen Drehungen herum wirbelte. „Ich bin nicht so tiefsinnig, um ein Hütchenspiel mit meiner Persönlichkeit zu spielen. Was du siehst ist, was du bekommst.“

 

Kakashi senkte sein Augenlid, bis die Wimpern einen Schatten über den Grat seiner Wange warfen und das frustrierte Flackern in seiner grauen Iris verbargen. „Du hast mir gerade gesagt, dass dein Team und Kurenai das Beste waren, was dir jemals hätte passieren können.“

 

„Das waren sie.“ Eine unmittelbare Antwort. „Das sind sie.“

 

„Also, dann sage ich es eben nochmal: Es ist dir aus einem Grund passiert, Asuma. Und es hat überhaupt nichts mit Glück zu tun.“ Kakashi seufzte und eine müde Heiserkeit machte die Kanten in seiner Stimme rau. „Du bist bei weitem nicht der ungebundene Bastard, der du zu sein glaubst.“

 

Schweigend verdaute Asuma diese Worte und spähte kurz zu dem Silberhaarigen hinüber. Kakashi spürte den vorsichtigen Blick, tippte sich gegen sein Hitai-ate und deutete damit auf das rote Auge, das unter der Oberfläche lauerte. 

 

„Ich sehe alles.“, fügte er trocken hinzu. 

 

Asuma lachte ein wenig und neigte sich von ihm fort. „Ja klar, Mr. Inneneinsicht. Schätze mal, dass ich ja auch um diesen ganzen ‚Unter der Oberfläche‘-Bullshit gebeten habe.“

 

„Ja, das hast du.“ Kakashi fügte seiner Bemerkung einen vielsagenden Blick hinzu. „Und hoffentlich habe ich jetzt nicht einfach nur zwei Stunden meiner Nacht verschwendet.“

 

„Schon gut, schon gut.“ Während er schuldbewusst eine Hand hob, zog Asuma verlegen den Kopf ein. „Ich hätte auch gar nicht ausnüchtern sollen bis wir zum Punkt kommen. Eigentlich hätte ich so betrunken sein sollen, dass ich vergesse, dass ich überhaupt darüber sprechen wollte.“

 

„Aber das hast du.“, hob Kakashi hervor. 

 

Asuma seufzte und lümmelte sich auf seine Ellbogen, während er die Inhalte der Flaschen begutachtete, die vor ihm aufgereiht waren. Es dauerte ein paar Momente, die abgestandenen Überreste zu studieren, bevor er mit den Fingern trommelte und nach einer weiteren Zigarette griff. 

 

„Wenn ich mich schon wegen meiner Schüler so aufrege, wie zur Hölle werde ich dann sein, wenn es um mein eigenes Kind geht?“

 

„Du wirst sein wie du bist.“

 

Asuma spähte zu ihm herüber und hakte mit einem langsamen Kopfschütteln seine Lippen um die Zigarette, doch in seinen Augen schimmerte Humor. „Bitte sag mir, dass du schon wieder irgendwie tiefgründig bist, denn das war echt eine selten miese Antwort.“

 

Kakashi grinste, während er mit seinem Glas gegen eine von Asumas leeren Flaschen stieß. „Und ich habe noch nicht einmal angefangen zu trinken.“

 
 

~❃~
 

 
 

Zwei Schatten. 

 

Sie strichen wie Geister über die zarten Papierwände des Korridors. Stehlampen badeten die Fusama Paneele in ein trübes buttriges Licht, das Silhouetten deutlicher warf als Schattenmarionetten. 

 

An den Wänden verschmolzen die Schatten, doch die, die sie warfen, taten es nie. 

 

Sie spürte es kommen. 

 

Und er wusste, dass sie es bemerkte. 

 

Temari wirbelte in einer Welle aus Honig und Schwarz herum, schlug die Hand beiseite, die sich bewegt hatte, um sie zu packen. Shikamaru verdrehte ihren Arm; eine scharfe Drehung rollte sein Handgelenk über ihres. Es löste die Umklammerung, mit der sie versuchte, ihn zu fassen zu bekommen und endete in einem Zusammenprall von wilden schokofarbenen Iriden, die sich in das Aufflammen von dunkler werdendem Petrol bohrten. 

 

„Du verstehst es wirklich, wie man all die falschen Knöpfe drückt.“, knurrte er, während die Schatten über seine Wangenknochen schnitten wie Messer und den Ausdruck scharfen, kalkulierten Zornes akzentuierten, der sich in sein Gesicht ätzte.

 

„Das ist absurd.“, schnappte Temari zurück. „Und das kommt auch noch von dem Kerl, der während der Chūninprüfungen alle Arten von Knöpfen gedrückt hat. Warum?“

 

Gottverdammt, sie lässt das einfach nicht gut sein.

 

Er brauchte es wirklich, dass sie das endlich tat. 

 

„Was zur Hölle willst du von mir? Deine verdammte Entschuldigung?“

 

„Nein!“

 

Was dann?

 

„Was du mir schuldest.“, schnappte sie und ballte an den starken Neigungen ihrer Hüfte die Fäuste, während sie zu ihm hoch starrte. „Eine Erklärung.“

 

Shikamarus Braue schoss nach oben, doch in seinem Inneren spürte er, wie seine Eingeweide in sich zusammenfielen und sich verkrampften. Die Säure einer Übelkeit erregenden Spannung fraß sich durch seine Venen und zog seine Sehnen ruckartig straff. Heftig stemmte er die Hände an die Hüften, um sich davon abzuhalten, seine Finger schmerzhaft in ihre Arme zu graben. Sie ignorierte seinen harten Blick und spiegelte ihn nur zurück zu ihm. 

 

„Wenn du in Zukunft wieder so ausflippen solltest, dann wäre ich das nächste Mal gerne darauf vorbereitet.“, biss Temari hervor. 

 

Er erwiderte nichts, sondern funkelte sie nur unter dem dunklen Schwung seiner Wimpern zornig an.

 

Sie ahnte nicht, dass er versuchte, irgendwie Kontrolle über ein schwarzes öliges Gefühl zu erlangen, das in sein Blut sickerte. Etwas Fremdes und Faulendes, das sich anfühlte, als wäre es hoch entzündlich unter der Art von Hitze und Druck, die er unter allen Umständen zu vermeiden versuchte. Es war eine Empfindung, die durch seine Venen kroch und nach Flammen in seinem Zorn suchte, ihn aber eiskalt zurück ließ. Kalt mit der Angst davor, was es mit ihm machen würde, sollte er diesem schwarzen Strom zurück zu seinem Ursprung folgen. Das letzte Mal, als er das gefühlt hatte, hatte er panisch unter Neji um sich geschlagen; gefangen in einem Zustand von Blut und gebrochenen Knochen. 

 

Die Saiten in seinem Nacken zogen sich wie Stolperdrähte straff. 

 

Stop. Du reagierst über. Beruhige dich.

 

Doch unglücklicherweise interpretierte Temari sein Schweigen nur noch mehr als eine Herausforderung; etwas, dem sie immer eigensinnig und mit dem Kopf durch die Wand begegnete. „Also was ist es? Gestresst von all den hohen Tieren, die hinter deinem Blut her sind? Oder war es irgendeine Art feierlicher Höhepunkt, dich um den Verstand zu saufen? Gott weiß, dass du dich mit einem buchstäblichen ‚Knallen‘ verabschiedet hast. Zweifach.“

 

Shikamarus Kiefer verkrampfte sich und seine Augen waren dunkel und tief wie poliertes Mahagoni. Doch unter dieser harten Oberfläche glühten sie und die Iriden schwärzten sich um die Kanten herum mit einem Zorn, der so gut eingedämmt war, dass er kaum zu erkennen war. 

 

Eine giftgetränkte, juckende Stille senkte sich über sie und kontaminierte die Luft. 

 

„Ist es der Druck?“, wisperte Temari katzengleich und knickte ihre Hüfte mit einem frechen Grinsen ein, das ihn fuchsteufelswild machen sollte. „Brichst du zusammen, Nara? Denn wenn ja, dann musst du deinen Kopf reparieren lassen.“

 

Shikamaru schmunzelte und seine Mundwinkel schnitten sich in einer bitteren und erbärmlichen Imitation eines Lächelns nach oben. „Na aber sicher, denn wenn der zur Hölle fährt, dann bin ich nichts weiter als beschädigte Ware, oder?“

 

Temari blinzelte hart, getroffen von dem Gift in seiner Stimme. „Also was war es? Dachtest du, dass sie nicht länger denken, du wärst ein ‚Preisfang‘, wenn du dich aufführst wie ein Idiot?“

 

„So ein Glück hatte ich leider nicht.“

 

„Was zur Hölle hast du dann für ein Spiel gespielt?“ Fassungslos schüttelte sie den Kopf und ihre Wut flackerte und blitzte wie eine überladene Zündschnur hinter ihren Augen auf. „Die Hälfte der Daimyōs war da, um dich zu sehen, nicht die Genin-Gören. Du hast Gaara und mich in eine Position gebracht, deinen Hintern decken zu müssen, weil du dem Druck nicht standhalten konntest.“ Sie senkte ihre Stimme um eine todbringende Spur. „Und dann hast du sie mit deinen Klugscheißer Bemerkungen beleidigt.“

 

„Das nennt sich Zurückweisung.“

 

„So wie du das gemacht hast, hättest du ihnen genauso gut sagen können, dass sie sich ins Knie ficken sollen. Weißt du überhaupt, was Taktgefühl ist?“
 

Shikamaru bedachte sie mit einem flachen und trockenen Blick. „Kannst du es denn überhaupt buchstabieren?“

 

„Du ignoranter Bastard.“ Ihre Fäuste verkrampften sich, nur zu zurückhaltend, zu einem Schlag auszuholen. „Hast duirgendeine Ahnung, wie gefährlich diese Männer sein können? Hast du irgendeine Ahnung, was du hättest anrichten können!“

 

„Ja.“

 

Temaris Mund schloss sich ruckartig; diese leise aber durch und durch direkte und ernste Antwort hatte sie nicht erwartet.

 

Und etwas in seiner Stimme hielt sie schlagartig davon ab, noch einmal die Klauen in ihm zu versenken.

 

„Ja?“, echote sie nur tonlos und zog in einer Bewegung den Kopf zurück, die stark an Schock erinnerte. „Aber…warum hast du es dann getan?“

 

Die Muskeln in Shikamarus Kiefer spielten und zuckten, als er sie niederstarrte, doch seine Augen blieben verstörend blank und abgeschnitten vom Rest seines Gesichts. „Du denkst, du kennst mich. Aber du hast dich überschätzt, Temari. Dem hier bist du bei weitem nicht gewachsen und du bist schon lange ins Schwimmen geraten, ohne es überhaupt zu merken.“

 

„Ich glaube wirklich nicht, dass ich diejenige bin, die sich in tiefen Wassern befindet, Shikamaru.“

 

Sehr langsam neigte sich Shikamaru nach vorn und Temari versteifte sich, als sein Blick ihre Augenhöhe erreichte und er den Kopf schief legte. 

 

Ihre Nasen berührten sich beinahe. 

 

„Nun, du weißt doch, was man über Ertrinkende sagt, oder? Sie neigen dazu, dich mit sich in die Tiefe zu zerren.“ Sein Fokus fiel hinunter auf ihren Mund. „Und gemessen an der Geschwindigkeit, in der du dein Mundwerk bewegst, bezweifle ich, dass du so lange den Atem anhalten kannst.“

 

Temaris Schultern zogen sich steif nach hinten und ihr Kinn reckte sich trotzig, während ein kehliges Lachen wie Nebel gegen seine Lippen taumelte. „Und hier ist der höhnische Bastard, den deine Freunde nicht zu Gesicht bekommen.“

 

Das sollten sie auch nicht müssen. Nicht so.

 

Shikamaru blinzelte langsam und schluckte hart. 

 

Sie spielte auf ihm wie auf einem verdammten Klavier und die widersprüchlichen Töne, die in ihm abgefeuert wurden, waren im Begriff, deutlich mehr preiszugeben, als er jemals hoffen konnte, wieder zurück in die Schatten zu zerren. 

 

„Verschwinde, Temari.“, murmelte er. 

 

Sie rührte sich nicht und ihre Augen blieben suchend auf seinem Gesicht festgeklebt. „Warum? Bin ich nah dran, Shikamaru?“

 

„Ja, nah dran, mich gewaltig anzupissen.“

 

Das ließ sie feixen und sie legte den Kopf wie eine Katze schief. „Das ist doch immerhin etwas. Vielleicht hast du ja doch so etwas wie Impuls in dir.“

 

Seine Augen verengten sich so weit, dass sich seine Iriden zu Schlitzen zweier brennender Halbmonde zusammenzogen. „Schätze mal, dass es schlimmere Dinge gibt, die ich in mir haben kann.“

 

Temari wurde angesichts dieser Worte sehr still und starrte auf die Mulden in seinen Wangen und auf die Ringe unter seinen Augen. 

 

„Törichter Junge. Du solltest mit jemandem sprechen.“

 

„Vorsicht, du klingst besorgt.“

 

„Ich meine es ernst.“, knurrte sie und funkelte ihn ebenso zornig an wie er sie. „Du bist viel zu gefährlich um aus den Fugen geraten zu dürfen.“

 

Von all den Dingen, die er von ihren Kommentaren hätte vorhersagen können, gehörte das definitiv nicht dazu. Shikamaru zog ein wenig das Kinn zurück und hob langsam eine Braue, während er ihr Gesicht nach irgendeinem Zeichen für Sarkasmus oder Humor absuchte. Doch er fand keins von beidem. 

 

„Gefährlich?“ Seine Braue krümmte sich noch weiter. „Es mag dir ja vielleicht entfallen sein, aber ich habe das Hirnabbekommen, nicht die Muskeln.“

 

„Was dich nur doppelt so gefährlich macht.“, sagte Temari leise. „Mach dir nichts vor, Shikamaru. Daimyōs würden für das Level strategischer Intelligenz töten, das du innerhalb einer Minute abrufen kannst, oder eigentlich sogar in noch deutlich kürzerer Zeit, wenn du dich kooperativ verhältst. Du musst anfangen, darauf zu achten, was sich in deinem Rücken befindet! Mehr als jeder Elite-Shinobi mit dem zweifachen Chakralevel.“

 

‚Du achtest nicht darauf, was sich in deinem Rücken befindet. Oder vielleicht wolltest du ja sogar, dass jemand hinter dich kommt.‘

 

Shikamaru versteifte sich angesichts der Erinnerung und spürte, wie eine eisige Woge durch ihn rauschte. Rasch brachte er sie wieder unter Kontrolle, indem er sich auf Temaris Mund konzentrierte und der nach unten geneigten Kurve ihrer Lippen folgte. 

 

„Komplimente und Sorge?“ Sarkastisch schüttelte er den Kopf. „Das muss ja geradezu physisch schmerzhaft für dich sein.“

 

Doch Temari fiel nicht darauf herein und ihre Züge behielten die ernste Kante bei, während sie ihn musterte und die Chance verstreichen ließ, zurück zu beißen. „Du kannst nicht davor wegrennen, Shikamaru. Du bist einer der Hauptakteure in diesem großen, miesen Spiel aus politischem Bullshit; völlig egal, ob du das nun willst oder nicht.“

 

Mit flacher Stimme brachte er ein schwaches Schmunzeln zustande. „Danke für die Warnung. Ich werde versuchen, meine Seele nicht an den Höchstbietenden zu verschachern.“

 

Temari pinnte ihn mit einem starren Blick fest und ihre Augen glühten. „Mach über so etwas keine Witze.“

 

„Hn. Glaubst du wirklich, dass ich das tue?“

 

Ihre Lippen pressten sich mit dem leisesten Hauch von Zögern zusammen, bevor sie sprach: „Deine Vermeidungstaktik aus ‚Alkohol und Schlafzimmer‘ könnte sich als nichts weiter als ein Kinderspiel entpuppen im Vergleich dazu, wie du mit dem Druck umgehst, mit dem du in Zukunft konfrontiert werden wirst…“

 

„Versuchst du, meinen Verstand und meine Züge vorherzusagen, Temari?“

 

„Du hast recht; ich bin ins Schwimmen geraten und ich bin sogar so überfordert damit, dass ich an dieser Stelle gar nichts mehr vorhersehen will. Weder deinen Verstand, noch die Züge, die du machst.“ Sie blinzelte rasch; wachsam genug, auch nicht nur für den Bruchteil einer Sekunde die Augen von ihm abzuwenden. „Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was du vielleicht alles tun würdest, wenn du weiter getrieben wirst, als du rennen oder vorausdenken kannst.“

 

Genauso wenig wie ich…

 

Und diese Erkenntnis traf ihn mit der Wucht und der Kälte eines Eisregens. 

 

Und wie ein glaziale Skeletthand, die sich in seine lebenswichtigen Organe grub, spürte er eine Übelkeit erregende Veränderung in sich. Sein Puls nahm rapide zu, als eine Tür in den hintersten Winkeln seines Geistes unter dem Gewicht ungewollter Erinnerungen und unterdrückter Ängste zu ächzen und zu knarzen begann.

 

Begib dich nicht dorthin.

 

Der Drang zu fliehen drängte sich in ihm nach oben wie eine Flut aus Adrenalin durch seine Adern. Sie rauschte so schnell durch ihn, dass er einen zerfetzten Atem ausstoßen musste, den er kaum wieder erhaschen konnte, bevor sich Temari nach oben streckte, seinen Hinterkopf umfasste und ihre Lippen auf seine drückte. 

 

Shikamaru versteifte sich und seine Schultern zogen sich vor Schock nach oben. 

 

Seine Augen flogen weit auf. 

 

Verwirrung donnerte gegen die Welle aus Adrenalin und taumelte mit einer Verknotung aus Empfindungen durch ihn. Das Gewirr rollte sich wie eine Kette zusammen und hielt ihn bewegungslos an Ort und Stelle, die Hände noch immer in die eingeknickte Hüfte gestemmt und den Oberkörper immer noch in der Neigung, die er eingenommen hatte, als er sich nach vorn gelehnt hatte, um ihren persönlichen Bereich zu bedrohen. 

 

Und Temari hatte jeden Freiraum vollkommen ausgelöscht. 

 

Sie hielt den Kontakt beständig aufrecht, indem sie ihre Lippen sanft auf seine legte. 

 

Sanft?

 

Das war ein Wort, das er niemals mit ihr in Verbindung gebracht hätte. Er hatte immer angenommen, dass sie selbst bei Intimität scharfe Kanten aufweisen würde. Dass sie zu küssen mit Zähnen und aufgeplatzten Lippen und bissigen, ätzenden Kommentaren einhergehen würde. Dass es eine Leidenschaft wäre, die mit Schlägen kam und Zähne erschütterte. Etwas Lästiges und Reizbares und viel zu derb, als dass ein Mann sich wirklich darauf einlassen wollen würde. 

 

Nicht das hier…

 

Die Sanftheit des Kusses brachte ihn völlig aus dem Konzept. Und zur selben Zeit riss es eine Tür zu einem Verlangen auf, das er energisch unterdrückt hatte. Es waren nicht das Bedürfnis und die Begierde, die Temari erreichte. Das war zu tief in ihm verankert, blutete aus und brannte wie eine Wunde. Das könnte sie niemals erreichen und niemals berühren. Doch sie berührte einen Teil von ihm, der sich nach etwas sehnte, das den Schmerz zumindest linderte, der niemals vergehen würde.

 

Was auf der ganzen Welt würde er nicht dafür geben, dieser Art von Kummer und Qual die Schärfe nehmen zu können?

 

Was zur Hölle würde er nicht dafür nutzen? Sei es irgendetwas – oder irgendjemand. 

 

Shikamaru schluckte hart; es war ein hörbares Geräusch. 

 

Er spürte, wie sie gegen seinen Mund lächelte. „Das ist es, was ich wollte.“

 

„Einen Kuss, huh?“, krächzte Shikamaru hervor, ohne sich auch nur einen Millimeter zu rühren. 

 

„Dich zu erschüttern.“, korrigierte sie und zog sich ein winziges Stück zurück, sodass sich ihre Blicke treffen konnten. 

 

Für einen langen Augenblick sah er sie mit abgeschirmten Augen an. „Gratulation.“

 

Temari lachte leise und ihr honigfarbenes Haar schimmerte. Doch dann erstarb das Lachen in ihrer Kehle und ließ eine aufgeladene Stille zwischen ihnen zurück. Sie summte geradezu vor Aufforderung und Einladung. Und er wusste nur, dass es auch über den Bereich der Möglichkeiten hinaus gehen könnte, als Temari keinerlei Anstalten machte, den Augenkontakt zu lösen oder sich von ihm zurück zu ziehen. 

 

Klasse. Da gehen meine Moralvorstellungen dahin – und diesmal bin ich nichtmal betrunken. 

 

Er las ihr Signal zur selben Zeit, als er es erwiderte. 

 

Sein Blick fiel hinunter auf ihre Lippen. 

 

Langsam strichen ihre Münder übereinander und trafen sich erneut. 

 

Hitze kribbelte über seine Wirbelsäule und die harten Ebenen seiner Brust spannten sich an. Er spürte, wie sich ihre Handfläche gegen seinen Bauch drückte und ihre Nägel über das Gewebe seines Oberteils kratzten, um die angespannten schlanken Neigungen seiner Muskeln nachzuzeichnen. 

 

Beinahe biss er auf ihre Lippe und seine Zähne hielten kurz davor inne, sich darin zu versenken.

 

Und in diesem Moment hätte es ihn nicht interessiert, wenn sie unter seine Kleidung gegriffen, ihre blutroten Nägel in sein Fleisch gerammt und sich mit Krallen einen Weg in seine Brust gegraben hätte. Dieses Bedürfnis herausgerissen hätte, das ihn an einem Ort umbrachte, den er nicht erreichen konnte; das ihn auf eine Weise umbrachte, die er nicht aufhalten konnte. 

 

Fuck…

 

Shikamarus Lippen hielten gegen ihre inne und er zog den Kopf zurück. 

 

Temari machte keine Anstalten, ihm zu folgen, sondern beobachtete ihn nur schweigend. 

 

Mit halb geschlossenen Lidern erwiderte er den Blick. „Warum?“

 

„Vielleicht will ich dich einfach nur benutzen.“, wisperte sie und ihre Stimme war mit demselben sinnlichen Amüsement verfärbt wie ihre Augen. „Wie fühlt sich das für dein Männerego an?“

 

Shikamau hob eine Braue. „Mein Männerego schert das wirklich überhaupt nicht.“

 

„Also warum fragst du dann?“

 

Er dachte über diese Worte nach und als er sprach, enthielten seine Augen nicht den Humor seiner Antwort. „Ist das nicht einfach die angemessene Ritterlichkeit?“

 

„Ritterlichkeit?“, echote Temari und rollte das Wort wie etwas Süßsaures in ihrem Mund herum. „Ich glaube nicht an edle Ritter auf weißen Rössern, Nara.“

 

Schon wieder wanderte eine von Shikamarus Brauen angesichts dieser ätzenden Antwort nach oben. Aber da lag etwas Seltsames in ihrer normalerweisen so glatten Altstimme, verdrängte die Frechheit aus ihren Augen und wischte das Grinsen aus ihrem Gesicht. Doch er konnte nicht genau einordnen, was es war. 

 

Resignation? Bedauern? Ein Hauch von Verletzlichkeit hinter diesem Lächeln einer Füchsin?

 

Temari hob eine feine Augenbraue und forderte ihn damit wortlos zu einem Kommentar heraus. 

 

Doch Shikamaru weigerte sich, irgendeine Antwort anzubieten, sondern versuchte stattdessen energisch, seine Sinne und Skrupel irgendwie wieder zusammenzukratzen, ohne sie zu beleidigen. Nicht, dass er sich wirklich vorgestellt hätte, dass er zu diesem Zeitpunkt überhaupt dazu in der Lage wäre – sie sah viel zu zufrieden aus, als dass irgendein bissiges Wort sie aus der Fassung bringen könnte. Sie wusste ganz genau, wie sie ihn auf die Palme bringen konnte; auf mehr als nur eine Weise. 

 

Wie lästig.

 

Wenn er nicht gewusst hätte, dass sie sich zu ihm hingezogen fühlte, wäre die Situation vermutlich unglaublich peinlich gewesen. Sie musterten sich schweigend, was sie im Kreuzfeuer verschiedenster Signale zurückließ, die alle unausgesprochen blieben, aber dennoch geradezu überdeutlich waren. 

 

Langsam blinzelte Temari, während ein kleines widerwilliges Lächeln an ihrem Mundwinkel zupfte und sie summte. „Jung.“, murmelte sie. 

 

Verständnislos runzelte Shikamaru die Stirn. 

 

Sie schüttelte den Kopf. „Ich bin mir nicht sicher, ob ich beeindruckt oder enttäuscht bin.“

 

„Hör jetzt nicht mit den Beleidigungen mir gegenüber auf.“, erwiderte Shikamaru leise. „Das hast du so gut gemacht.“

 

„Höhnisches Balg.“, murmelte sie und ihre vollen Lippen formten sich wieder zu dieser frechen Kurve. „Ich bin immer gut.“

 

Auch Shikamaru schmunzelte leicht. „Bescheidenheit, Temari; schlag es im Wörterbuch nach.“

 

„Ehrlichkeit, Shikamaru.“, konterte Temari und ließ ihre Hand über seine Brust wandern, bevor sie sie hart gegen das schlagende Herz drückte. „Versuch es damit.“

 

Shikamaru verlagerte das Gewicht auf sein rechtes Bein und zog die Schulter zurück, um sich von ihrer Berührung zu befreien. 

 

„Wie lästig.“

 

„Versuch es.“, forderte sie ihn erneut heraus.

 

Shikamarus Kiefer zuckte. Doch seine Hände blieben mit gekrümmten Fingern hart an seiner Hüfte verankert. Mit diesen Worten hatte sie ihn hinterlistig in eine Ecke gedrängt. Doch er hatte auch genug Erfahrungen darin, Ecken zu schneiden, um Wörter zu Handlungen zu manipulieren.

 

Temaris Finger pressten sich wieder gegen ihn – härter diesmal. „Trau dich!“

 

Seine Augen funkelten wie Onyx; dunkel und unergründlich in dem schummrig beleuchteten Korridor. 

 

„Man kann einen Schatten nicht ins Licht zerren.“, murmelte er. 

 

Temari zog angesichts dieser kryptischen Antwort die Brauen zusammen. 

 

Er zuckte unter ihrem forschenden Blick nicht mit einer Wimper und erwiderte ihn mit einer vollkommen neutralen Maske. 

 

Und dann schob sich ihr Handballen nach oben; legte den dunklen Stoff seines Oberteils in Wellen und Falten, die sich weich und erregend über seine Haut zogen. Sein Blick blieb starr auf die Petrolseen fixiert, die jeder noch so kleiner Reaktion folgten und das tintengleiche Aufwirbeln in seinen halb geschlossenen Augen studierten. 

 

„Du hast Angst.“, sagte sie schließlich. 

 

Sehr langsam atmete er durch die Nase ein, um sich davon abzuhalten, aus reinem Instinkt auf diese Worte zu reagieren. „Wenn du das sagst.“

 

Temari hielt inne. Und dann wanderte ihre spöttische Berührung zurück zum Zentrum seiner Brust und ihre Finger krümmten sich kurz, bevor sie ganz verschwanden. 

 

„Die Hölle ist ein Paradies, wenn man selbst der Teufel ist, Shikamaru.“, sagte Temari; es klang fast wie eine Warnung. „Verweile nicht zu lange in deinen Schatten. Denn ansonsten bekommst du vielleicht einen Geschmack von etwas noch Dunkleren.“

 

Freudlos bogen sich seine Lippen nach oben und er raunte: „Ich bin meine Schatten.“

 

„Was deine Dunkelheit wahrscheinlich nur noch gefährlicher macht als die von irgendjemandem sonst, solltest du zulassen, dass du fällst.“

 

Seine Augen zuckten heftig bei diesen Worten und die Luft schwoll schmerzhaft in seinen Lungen an, bevor er sie mit einem abweisenden Schnauben ausstieß. „Du bist etwas dramatisch, was?“

 

„Nein.“ Mit zusammengezogenen Brauen sah Temari hinauf in die tiefe Undurchsichtigkeit seiner Augen. „Ehrlich.“

 

Und ihre Ehrlichkeit war mit jedem Bisschen das gefahrvolle Licht. Shikamaru wich wie ein Schatten davor zurück; schrumpfte unbewusst zusammen und verschloss Bereiche seines Selbst - hüllte sie so finster und unergründlich ein, wie es seine Augen in diesem Moment waren. Wie zwei schwarze Steine, die überhaupt nichts reflektierten, sondern alles schluckten. 

 

„Verschone mich.“, hauchte er seine Worte durch die Zähne.

 

„Verschone dich selbst, Shikamaru.“

 

Er hörte ihre Worte nie. 

 

Schwärze ergoss sich über seinen Verstand wie Tinte auf einer Leinwand; ertränkte Geräusche und verdunkelte seine Sicht. 

 

Er hörte nicht das tiefer werdende Keuchen seiner Atemzüge oder das Brüllen seines Pulses. 

 

Für einen Moment war da nur – das Nichts. 

 

Nicht einmal dem Ruf seines Namens gelang es, das dichter werdende Schwarz zu durchdringen. 

 

Doch der nächste Klang schaffte es. 

 

Ein plötzliches lautes Lachen platzte durch den Korridor; eine aufdringliche Faust, die sich durch die Kuppel aus Anspannung hämmerte, die sich um ihn und in ihm hielt. Sie donnerte durch seinen Verstand und zerbrach die düstere Aura so plötzlich, dass er zusammenzuckte. 

 

Shit!

 

„Shikamaru?“

 

Für einen Moment wurde er stocksteif und blinzelte in rapiden Bewegungen, während er sich zu orientieren versuchte. Es fühlte sich an, als wäre er aus seinem Körper entwichen und brutal wieder hinein gestoßen worden. Mit einem erschauernden bebenden Atem rollte er die Schultern und kehrte beinahe benommen zu sich selbst zurück. 

 

Temari hatte sich etwas weiter nach vorn bewegt und den Kopf geneigt, um seinen Blick einfangen zu können. „Shikamaru, antworte mir!“

 

Was beantworten? Hatte sie etwas gesagt?

 

„Was?“, wisperte er. 

 

„Bist du okay?“

 

„Jo.“, antwortete er abgehackt und fuhr sich mit den Fingern über die Kopfhaut. „Mir geht’s gut.“

 

Schwachsinn. Er war sich ziemlich sicher, dass er gerade das Bewusstsein verloren hatte, ohne physisch in Ohnmacht zu fallen. 

 

Und da war diese seltsame Empfindung einer Leere, die sich irgendwo in seinem Hirn geöffnet hatte; als wäre er gerade in ein schwarzes Loch gesogen worden. Er schob seine Finger weiter nach hinten zu seinem Nacken und stierte ausdruckslos vor sich hin, während er vollkommen verstört wirkte. Als wäre er aus dem tiefen Zustand einer Trance erwacht, oder von einem Genjutsu erfasst worden. 

 

Was zur Hölle ist gerade passiert?

 

Temaris Blick spiegelte deutlich seinen Gedanken wider. Sie machte keinerlei Anstalten, ihn zu berühren, doch ihr Starren war so fixiert und wild, dass es in der Art und Weise, wie es über sein Gesicht wanderte, schon beinahe greifbar hätte sein können. Ihre eigene Miene hatte sich zu einem scharfen Stirnrunzeln festzementiert. 

 

„Shikamaru…“

 

Er rieb sich kopfschüttelnd über die Augen. „Ich muss nur schlafen.“

 

Keine Lüge und logisch genug.

 

Und das war auch alles, worauf er es festpinnen konnte; zu viel Kopfarbeit und nicht genug Zeit, sich zu erholen. Er war vollkommen am Ende und es forderte gnadenlos seinen Tribut. Er musste dringend abschalten. Wenn er sich wirklich an einem Scheitelpunkt von irgendetwas befand, dann eher an dem einer verdammten Migräne oder eines Wahnsinns, wenn er nicht bald etwas Schlaf bekam. 

 

Okay, das war’s…ist mir jetzt auch egal. Ich werde mir eine große verfickte Sakeflasche holen, sie mir ins Gesicht kleben und dafür sorgen, dass ich wirklich die Besinnung verliere…ich habe diese schlaflose Scheiße so satt…das macht mich noch zu einem gottverdammten Wrack.

 

Während er diesen Plan in seinem Verstand verfestigte, spürte er nicht, wie Temaris Blick aufmerksam und langsam über ihn wanderte. Und da lag etwas in ihren Augen, das seit drei Jahren nicht mehr in ihnen erschienen war. Ein Ausdruck, den sie oft als Kind auf ihrem Gesicht getragen hatte. Er hatte das Licht aus ihren Augen gestohlen und neugieriges Interesse und Staunen in blankes düsteres Wissen verwandelt hatte. Ein Ausdruck, der Unschuld vollkommen fortgewischt hatte und etwas Defensives und Trostloses zurückließ. 

 

Ein Ausdruck tiefer Besorgnis und ernster Wachsamkeit; alles eingehüllt in einem einzigen heimgesuchten Blick. 

 

Ein Blick, mit dem sie früher einzig und allein Gaara angesehen hatte. 

 

______________________

Oh-oh-oh...what's going on mit Shikamaru??? Eins meiner persönlichen Lieblingskapitel ist da. Es war zwar auch sehr schwer, aber es war so interessant und hat so Spaß gemacht, diese Veränderung in Shikamaru zu schreiben. Es ist hier wirklich das erste Mal, dass seine dunklere Seite etwas durch kommt.

Ich hoffe sehr, dass euch das Kapitel gefallen hat und würde mich wahnsinnig freuen zu lesen, was ihr davon haltet!!! Natürlich auch in Bezug auf Asuma und Kakashi! ;) 
 

Vielen vielen Dank wie immer an alle meine treuen Reviewer/innen und Leser/innen! <3



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Lady_Ocean
2021-07-31T02:11:27+00:00 31.07.2021 04:11
Ich hab das Kapitel gestern nacht halb zwölf, zum Ende meiner Tagung, schon gelesen. Aber ich hätte es lassen sollen. In meinem Kopf waren längst alle Lichter aus und das ist nicht hilfreich bei kryptischen Kapiteln mit vielen Andeutungen. XD

Eine meiner Fragen aus den vorherigen Kapiteln hat dieses aber schon beantwortet, nämlich wen Asuma umbringen will und warum. Er weiß, dass er ganz schön überreagiert, wenn er eine potenzielle Gefahr für jemanden wittert, der ihm wichtig ist. Und bei seinem eigenen Kind wäre das absolut der Fall. Zudem fühlt er sich hilflos, weil er kein richtiges Vaterbild hat, an dem er sich orientieren könnte. Das Verhältnis zu seinem Vater muss ja mehr als schlecht gewesen sein (und das zwischen Kakashi und seinem ebenfalls. Sind die da echt alle unfähig, familiäre Bande zu bilden? o_o Aber gut, das war die Generation des Krieges, wenn ich es richtig zuordne... Das zerstört sehr viel und sehr dauerhaft, wie man an den Schatten sieht, die die jetzigen Jonin jagen. Und in der Realität sehe ich das auch. "Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm" oder "Du bist genau wie deine Mutter" ist weit mehr als eine abgedroschene Floskel). Eine von Asumas Sorgen ist offenbar, dass er sich nicht ausreichend um sein Kind kümmert, vor allem, wenn es ein Junge wird. Das merkt man daran, wie sehr Asuma sich Kakashis Argumentation sperrt, als dieser mit sogar mehreren Argumenten aufzeigt, dass er definitiv ein liebender, fürsorglicher Vater sein wird. Nur im Punkto Übervorsorglich sein wird er echt an sich arbeiten müssen. Oder würde. Ach Menno. T___T
Außerdem habe ich bei dem Gespräch soooo sehr nach mehr Hints zu Shikamaru gelechzt. Schade, dass sich Asumas Gedanken doch nur immer wieder um die gleichen Sätze drehten. Aber wie hätte es auch anders sein sollen? Er war sturzbesoffen und ist halt selbst ratlos, was damals los gewesen ist. Und jetzt wieder. Aber so, wie er sich um Shikamaru - und auch Ino - sorgt, ist er voll wie ein Vater.
Und ich liebe Asumas Stilblüten, während er so vor sich hinlallt! "Du bist lustig, wenn du Witze machst." "Ich bin nicht verzögert...", war Asumas verzögerte Antwort. - Herrlich! XD
Und Asuma sollte besser nie erfahren, dass es Neji war, der diesen neuerlichen Rückfall von Shikamaru verursacht hat.
Kakashi schleppt derweil auch viel mit sich rum. Es kommt durch, als er an Sasuke zurückdenkt und meint, dass er seine Chancen, ihm zu helfen, vor Jahren verloren hat. Ich weiß nicht, ob das vielleicht mit seinen Teamkameraden zusammenhängt. Vielleicht spielt auch noch was anderes mit ein. Fest steht aber, dass es Schuldgefühle hervorruft, die Kakashi heimsuchen. Und worauf ich ebenso neugierig bin, ist die Frage, weshalb Asuma solche Gewissensbisse hat. Welchen großen Fehler er begangen hat, dass er so zwischen dem Zwiespalt, Buße tun zu wollen und es nie wieder gutmachen zu können, gefangen ist. Was ich mir vorstellen könnte, ist, dass es mit der Zeit zu tun hat, als er das Dorf verlassen hat. Aber bitte nicht verraten, wenn es im regulären Storyverlauf noch aufgeklärt wird. :)

Die Geschehnisse zwischen Shikamaru und Temari waren wirklich interessant. Facettenreich. Temari hatte es definitiv darauf ausgelegt, mit Shikamaru ins Bett zu kommen. Aber gleichzeitig hat sie ihr Ziel, ihn aus der Fassung zu bringen und hinter seine Fassade zu blicken, dabei nie aus den Augen verloren. Und ich kann ihr brennendes Interesse daran sehr gut nachvollziehen. Sie drückt es ja selbst sehr treffend aus: "Wenn du in Zukunft wieder so ausflippen solltest, dann wäre ich das nächste Mal gerne darauf vorbereitet." Nichts garantiert, dass Shikamaru sie künftig nicht wieder so hängen lässt und in Schwierigkeiten bringt. Hat er ja schon zweimal. Und ich vermute, ein Teil von ihrem Interesse rührt auch von persönlichem Interesse her, einfach weil sie Shikamaru interessant findet. Und sie hat an Gaara gesehen, was es aus jemandem machen kann, wenn er in seiner eigenen Finsternis verloren geht. Deshalb befürchtet sie (und wahrscheinlich zu Recht), dass Shikamaru, sollte sein Mindset umklappen, wenn er die Kontrolle verliert, noch viel gefährlicher werden könnte. Ich könnte mir das ebenso vorstellen und fürchte auch, dass dieser Punkt eventuell gar nicht mehr so weit weg ist. Als Shikamaru plötzlich das Gefühl hatte, er wäre ohnmächtig geworden, ohne umgekippt zu sein, da war er wahrscheinlich dissoziativ, oder? Wenn ich recht informiert bin, kann sich das auf unterschiedliche Arten auswirken. Wie ein "Neben-sich-stehen", also ein Verlassen des eigenen Körpers, aber auch wie eine durchbrennende Sicherung oder ein Entgleiten in einen Traum und dann ist man plötzlich von der Realität abgeschnitten. Ursprünglich ist das ja ein psychischer Schutzmechanismus, der im Angesicht eines gewissen Todes oder ähnlicher Extremsituationen aktiviert wird. Aber hier in Shikamarus Fall ist es definitiv krankhaft. Und Temari merkt es. Sie hat genau gemerkt, dass Shikamaru weggetreten war. Sie hat ihn zittern und blau anlaufen sehen. Sie hat die plötzlichen Risse in seiner Maske gesehen, die bitteren Andeutungen gehört, die ihm unbewusst entkommen waren. Und sie hat lebhaft miterlebt, wie es Gaara als Kind ergangen war und Shikamaru erinnert sie jetzt verdammt stark daran. An einer Stelle habe ich mich übrigens auch gefragt, inwieweit Shikamaru selbst nicht sogar ein bisschen klar wird, wie gefährlich er werden könnte, wenn er die Kontrolle verliert. Weil er vielleicht eine Parallele zu Neji zieht, wie sehr der mehrmals außer Kontrolle geraten war, als er in seinem Sumpf aus Dunkelheit festgesteckt hat:
„Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was du vielleicht alles tun würdest, wenn du weiter getrieben wirst, als du rennen oder vorausdenken kannst.“
Genauso wenig wie ich…
Und diese Erkenntnis traf ihn mit der Wucht und der Kälte eines Eisregens.

Der Wechsel der Situation, wie Temari dann plötzlich Shikamaru geküsst hat (oder vielleicht war es gar nicht so plötzlich? Vielleicht hat sie an seinen Augen gesehen, dass er wieder dabei war, in einem Abgrund zu verschwinden, und sie hat halb aus einem Impuls heraus versucht, ihn mit diesem Kuss ins Hier und Jetzt zurückzuziehen), hat mir ebenfalls sehr gefallen. Shikamaru hat sofort gemerkt, was das für Gefühle, für Bedürfnisse in ihm ausgelöst hat, während ihm gleichzeitig klar war, dass es nichts gegen das brennende Verlangen zu tun vermochte, dass in seinem Innern schmerzte, ihm für den Moment aber doch einen gewissen Trost, eine kleine Linderung versprochen hat. Und dann war Temari mit ihrem Kuss auch noch so sanft. Ich hätte sie auch eher als sehr wilden Typen eingeschätzt. Andererseits können verbale Vorlieben bzw. nach außen tretende Charakterzüge und das, was man in seinem Kern verbirgt, den man wirklich nur wenigen zeigt, oft auch sehr verschieden sein. Grad wenn jemand stets so eine starke, kampflustige Seite nach außen trägt, ist da vielleicht irgendwas in einem drin, das sich nach Streicheleinheiten sehnt. Und wie gesagt, ich könnte mir auch vorstellen, dass es ein Versuch ihrerseits war, Shikamaru von diesem Abgrund wegzuziehen. Dass sie deshalb so behutsam war.
Ich bin aber auch froh, dass Shikamaru das letztlich abgebrochen hat. Dass er zugelassen hat, dass seine Sehnsucht nach Neji so sehr in ihm anschwoll, dass er das mit Temari einfach nicht weiterführen konnte. Einerseits war anzunehmen, dass das hier diese Sehnsucht neu und heiß entfachen würde. Andererseits ist Shikamaru (normalerweise) so gut im Verdrängen, dass es mich eben auch nicht gewundert hätte, wenn er diese Chance mit Temari ergriffen hätte, um sich abzulenken. Vielleicht lag es auch an seinen zerstörten psychischen Verteidigungsmechanismen. All seine Gefühle kochten ja momentan schwer und heiß wie Teer direkt an der Oberfläche. Oder auch ohne all die vorangegangenen Flashbacks und Ängste wäre die Sehnsucht nach Neji mit einer so heißen Stichflamme wieder aufgelodert, dass es ihm unmöglich gewesen wäre, sich vollends auf Temari einzulassen. Ich weiß es nicht. Vielleicht weiß nicht einmal Shikamaru selbst das so genau (wenn er darüber nachdenken würde, was er wahrscheinlich nicht tut). Jedenfalls bin ich erleichtert, dass es so geendet hat.

Und ganz zum Schluss noch: Ich glaube, das war mein absoluter Lieblingssatz in diesem Kapitel: XD
"Gott weiß, dass du dich mit einem buchstäblichen ‚Knallen‘ verabschiedet hast. Zweifach.“"
Antwort von:  _Scatach_
31.07.2021 23:16
Oh so ein wunderbares langes Review zu dem Kapitel, ich hab mich mega gefreut! *.* <3

Haha, ich kann gut verstehen, dass es zu so einem Zeitpunkt wie bei dir vielleicht gar keine so gute Idee ist, so ein Kapitel zu lesen :D

Das Verhältnis von Asuma zu seinem Vater war tatsächlich schwierig (zumindest hier in der FF Serie, im Manga wurde dazu eigentlich nie wirklich etwas gesagt).
Oja, die Sache mit Kakashi und seinem Vater ist ja auch nochmal eine ganz eigene Sache für sich, die ja auch im Manga eine Rolle spielt und geklärt wird. Kakashis Vater hat sich ja das Leben genommen und Kakashi ist darüber sehr sehr lange nicht hinweg gekommen.
Ja, Asuma hat da wirklich enorme Ängste und ist sich sehr sehr unsicher, ob er den Aufgaben als Sensei und später als Vater wirklich gewachsen ist.
Ah, sorry, dass du durch das Gespräch zwischen Kakashi und Asuma nicht mehr Infos zu Shikamaru bekommen hast :/ Aber es werden noch weitere Details kommen, keine Sorge :)
Freut mich übrigens mega, das dir diese Stilistiken in der Schreibweise so gefallen, vielen vielen Dank :)
Oh, da hast du recht, es wäre gar nicht gut, wenn Asuma erfährt, dass es Neji war, der für Shikamarus Zustand verantwortlich war und WAS genau er ihm angetan hat!
Das 'Verhältnis' von Kakashi zu Sasuke und inwiefern und warum ihn das so mitnimmt, wird im Laufe der FF Serie noch geklärt werden, keine Sorge ;) Zu dem Grund, aus dem Asuma solche Gewissensbisse hat: Das wird im Storyverlauf nicht mehr näher erläutert, als es sowieso schon angesprochen wurde. Also dass er eben ein schweres Verhältnis zu seinem Vater hat, deswegen quasi fluchtartig dem Dorf den Rücken gekehrt hat (also in seinem Verständnis ist er wirklich abgehauen) und sich den Elite Wächtern angeschlossen hat, was aber auch nicht so geklappt hat wie geplant und er deswegen quasi wieder nach Konoha 'zurückgekrochen' ist. Näher wird darauf aber nicht mehr eingegangen. Es war ursprünglich mal geplant, aber aus Gründen, die Storylänge nicht zu sehr außer Kontrolle geraten zu lassen, mussten ein paar Szenen einfach dran glauben :/

Ah, freut mich sehr, dass dir die Szene zwischen Shikamaru und Shikamaru so gut gefallen hat ;) Oja, Temari war da definitiv auf mehr aus. Und sie findet Shikamaru wirklich auf mehrere Arten sehr interessant und fühlt sich zu ihm hingezogen. Sie macht sich hier auch wirklich Sorgen um ihm, was man sehr deutlich daran erkennt, dass sie ihn mit diesem bestimmten Blick ansieht, den sie bisher eigentlich nur auf Gaara gerichtet hat.
Also ich will wirklich NIE wieder von dir hören, ich hätte zu hohe 'Erwartungen' an dich, wenn es darum geht, Hinweise zu bemerken oder zu entschlüsseln xD Du hast vollkommen recht, dieser 'Black-out' war wirklich dissoziativ ;)
Shikamaru ist sich durchaus bewusst, dass da etwas sehr sehr Dunkles in ihm lauert. Das kam auch schon im 8. Kapitel kurz raus:
"‚Der Feuer-Daimyō hat vielleicht ein Auge auf dich geworfen, aber das Angebot unseres Daimyōs wird dir wie angegossen passen. Erinnere dich an meine Worte. Du bist aus demselben Holz geschnitzt, Shikamaru.‘

Shikamaru schloss angesichts dieser Erinnerung die Augen und schluckte schwer.

Das ist es nicht, was ich bin…

Gott, vielleicht war er etwas noch viel schlimmeres."

Shikamaru durch den Kuss ins Hier und Jetzt zurück zu ziehen, hatte sie nicht wirklich beabsichtigt. Es war von Anfang ihr Plan, diesen Schritt an diesem Abend zu gehen und sie hat nur auf den Moment gewartet, an dem sie ihn mit dieser Aktion am meisten schockieren konnte.
Ja, ich denke jeder würde bei Temari eher von einer 'groben' Liebhaberin ausgehen, aber das hier ist eine kleine Anspielung auf den Spruch von Shikaku "Even the roughest woman is tender to the guy she loves." Denn Temari empfindet definitiv mehr für Shikamaru, während es auf Shikamarus Seite nicht über rein körperliche Attraktion hinaus geht. Wie hier im Kapitel eben schon gesagt wird, schafft es Temari nicht ansatzweise, dieses Bedürfnis und diese Sehnsucht zu berühren, die Neji für Shikamaru darstellt. Wenn sich Shikamaru hier also auf mehr eingelassen hätte, dann (so bösartig und arschlochmäßig das jetzt klingen mag) nur als Mittel zum Zweck, um sich irgendwie von diesem Verlangen nach Neji ablenken zu können. Wenn er betrunken gewesen wäre, hätte er das vermutlich auch getan, aber für ihn wäre es niemals etwas ernstes.

Haha, wie schön, dass dir dieser Satz so sehr gefallen hat :D
Vielen vielen Dank übrigens auch wieder für dein wundervolles Review! Ich freu mich wirklich immer abartig darüber! :) (Auf deine Nachricht antworte ich denke ich mal morgen :D)
Antwort von:  Lady_Ocean
01.08.2021 14:18
Woha, ist ja heftig, dass Kakashis Vater Selbstmord begangen hatte! D: Wusste ich gar nicht mehr. Wann war denn das passiert? Waren die Umstände im Manga angeschnitten oder erläutert worden?

Und wie gesagt, ich kann es echt verstehen, dass Asuma gegenüber Kakashi nicht mehr über Shikamaru geplaudert hat. Es war nicht als Enttäuschung an die Schreiber gedacht, sondern an die Umstände. Dass sich das grad nicht ändern ließ. ^^

Okay, offenbar schnappe ich doch mehr Hints auf, als ich gedacht hätte. XD Ich war mir zuvor unsicher, wie viel mir vielleicht doch entgeht, aber dein Feedback - so über mehrere Kapitel hinweg - hat mir schon das Gefühl gegeben, dass ich doch eine Menge erschnüffeln konnte. Das freut mich! :D

Oh ja, diese Stelle in Kapitel 8 hat mich auch kurz innehalten lassen und ich habe mich gefragt, was Shikamaru da wohl in sich lauern spürt, wenn es seiner Einschätzung nach schlimmer ist als das, was die Daimyo vorleben. Es muss ja auch schon mal ein Stück weit an die Oberfläche getreten sein; vielleicht nicht in Form von Handlungen, aber wenigstens als Gedanken, die ihn garantiert schockiert haben. Aber ich kann mir noch nicht vorstellen, was das ist. Und es ist vielleicht besser so.

Ja, das sowieso. Ich hatte auch ganz klar das Gefühl, wenn Shikamaru mit Temari geschlafen hätte, dann nur, um sie zu nutzen, um den brennenden Schmerz nach Neji behälfsmäßig zu übertünchen. Und ich denke auch nicht, dass es letztlich eine moralische Entscheidung war, dass er den Kuss dann doch unterbrochen hat. Er _konnte_ es ganz einfach nicht. Ab der Stelle, wo er ihr in die Lippe beißen wollte, ist (so meine Vermutung) sein Verlangen nach Neji lodernd heiß an die Oberfläche gebrochen. Er _wollte_ Neji so sehr, mit jeder Faser seines Körpers, dass es ihm schlicht und ergreifend unmöglich wurde, sich weiterhin auf Temari als einzulassen. Das war jedenfalls mein Eindruck, was sich in diesem Augenblick des Umschlags in Shikamaru abgespielt hat.
Antwort von:  _Scatach_
02.08.2021 20:24
Ja, die Geschichte von Kakashis Vater wird im Manga und in Anime erläutert. Es war so, dass sein Vater das Leben seiner Kameraden über den erfolgreichen Ausgang einer Mission gestellt hat. Er hat damit zwar seine Kollegen gerettet, die Mission ist aber gescheitert. Daraufhin wurde er im Dorf geächtet, weshalb er sich das Leben genommen hat. Deswegen war Kakashi in seinen jungen Jahren auch so versessen darauf, sich strikt an die Regeln zu halten. Erst später durch Obito ist ihm bewusst geworden, wie wichtig Zusammenhalt und Teamfähigkeit ist, was ja später für ihn essentiell ist und das gibt er auch an sein Team weiter.

Oja, du schnappst sehr sehr viele Hinweise auf :D

Shikamaru spürt nicht nur, was da in ihm lauert, sondern er weiß es und das beunruhigt ihn sehr. Inwiefern es schon an die Oberfläche getreten ist, dazu will ich jetzt erstmal noch nichts sagen :D

Ja, für Shikamaru ist Neji quasi omnipräsent und dieses Verlangen nach ihm ist einfach viel zu stark, als das da irgendjemand anderes mithalten könnte.
Von:  Scorbion1984
2021-07-30T19:03:24+00:00 30.07.2021 21:03
Kakashi ist ein etwas komplizierter Mensch, alle denken ihm wäre so ziemlich alles egal .
Aber im Notfall wäre er der Beste ,der einen den Rücken freihält.
Das Leben war auch zu ihm nicht immer nett ,darum trägt er eine Maske und ich meine nicht die die man sieht .
Asuma hat einfach nur Abgst ,das er alemm nicht gerecht wird, aber ich denke diese Zweifel konnte Kakashi ihm nehmen.
Temari ,will sie nun Shikamaru oder testet sie ihn nur .
Er schien ja nicht ganz abgeneigt .
In seiner Vergangenheit muss wirklich was Schlimmes passiert sein .Weiss sein Vater von dieser Sache, Asuma macht sich um ihm aber immer noch Sorgen .
Obwohl er auch nichts Konkretes weiß.
Man,ist das spannend 🤔🥴
Antwort von:  _Scatach_
31.07.2021 23:19
Huhu :)
Stimmt, Kakashi ist wirklich ein etwas komplizierter Mensch :D Und auf ihn ist auf den Fall Verlass, wenn es darauf ankommt.

Ja, Kakashi hat definitiv auch schon sehr viele sehr harte Erfahrungen gemacht, die ihn sehr geprägt haben.

Temari will Shikamaru auf jeden Fall!
Er ist zwar nicht abgeneigt, allerdings geht es bei Shikamaru nicht über reine körperliche Anziehung hinaus und er würde (so mies das klingt) Temari wirklich nur dazu 'nutzen', sich irgendwie von der Sehnsucht nach Neji abzulenken.
Nein, Shikaku weiß nichts davon, dass Shikamaru etwas zugestoßen ist. Es gibt zwar ein paar Leute in Konoha, die davon wissen, aber Shikamarus Vater gehört nicht dazu.

Freut mich sehr, dass du es so spannend findest :)


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