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Stichflamme

Der Aufstieg des Phönix
von

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Fallendes Herz, fliegender Schnatz

In Anbetracht der zu erwartenden Ereignisse des morgigen Tages wäre es vernünftig gewesen, schlafen zu gehen. Sehr vernünftig. Doch als Minerva Hand in Hand mit Elphinstone am Loch Ness landete, wusste sie, dass weder er noch sie jetzt Ruhe finden würden.

So war es immer. Je müder sie sich fühlte; je mehr ihr der Tag abverlangt hatte, desto mehr Zeit brauchte sie, die Entspannung wieder zuzulassen. Egal ob am Abend nach einem Quidditchspiel oder einer wichtigen Prüfung, Minerva hatte schon unzählige Male alleine an einem Fenster gesessen und die Stille Hogwarts’ genossen, während die Nacht voranschritt. Da würden sie ihre Gedanken besonders heute, wo ein Ereignis das nächste gejagt hatte, noch lange wachhalten.

Als ob Elphinstone es ahnte, geleitete er sie nicht zu ihrem Gästezimmer, sondern in die Küche, die nur vom Mondlicht beschienen wurde. Auf ein Schnippen seines Zauberstabs hin flogen zwei Tassen aus einem Schrank herbei und stellten sich mit einem sachten ‚Klack‘ auf die Anrichte neben ihnen.

Elphinstone atmete aus. Plötzlich fasste seine Hand in Minervas sich viel weicher an, obwohl er sie nach wie vor fest drückte. Die Anspannung, die sie beide schon zu lange bestimmt hatte, fiel in großen Brocken von ihm ab.

»Earl Grey?«, erkundigte er sich leise, während er mit einem weiteren Zauber die Ingwerkeksdose herbeirief. »Oder doch lieber heiße Schokolade?«

»Dem Schlaf zuliebe die Schokolade.« Minerva fing die schottenkarogemusterte Blechdose aus der Luft und täuschte gar nicht erst Zurückhaltung vor, sondern schnappte sich gleich zwei Kekse auf einmal.

Die Bewegung entlockte Elphinstone ein Zucken der Mundwinkel. Sobald er sah, wie sie noch einen Dritten nahm, wuchs es sich zu einem Grinsen aus. »Kommt sofort. Insofern neben all den Keksen noch Platz bleibt.«

»Aber sicher. Kekse sind schließlich etwas ganz anderes.«

»Stimmt, hätte ich mir auch denken können.«

Elphinstone gluckste und ließ mit der Begeisterung eines Elfjährigen, der die ersten Zaubersprüche übte, Zucker, Milch, Sahne, Zimt, Schokolade und sogar ein Päckchen Mini-Zuckermäuse herbeifliegen. Wie schon die Tassen landeten die einzelnen Behälter punktgenau auf dem Tresen. Zufrieden strahlte Elphinstone sein Werk an, dann hob er einem Dirigenten gleich beide Hände und sorgte mit reichlich dramatischem Gestus dafür, dass die Zutaten in einen Topf auf dem Herd sprangen.

Zum Glück stand er für die kleine Showeinlage mit dem Rücken zu Minerva, denn andernfalls hätte er gesehen, wie sie die Augenwinkel mit dem Umhangsaum abtupfte und sich darüber gesorgt. Dabei war sie schlichtweg erleichtert. Einen besseren Beweis, dass der Blutfluch wirklich besiegt war, hätte er nicht liefern können.

Es dauerte nicht lange, bis ein herrlicher Duft die Küche erfüllte und Elphinstone Minerva einen der beiden Becher reichte – mitsamt gewaltiger Sahnehaube, garniert von den winzigen Zuckermäusen. Die heiße Schokolade schmeckte ungleich köstlicher als jene in der ersten Nacht hier. Auch wenn daran nur die äußeren Umstände schuld waren – immerhin fürchtete Minerva dieses Mal nicht, dass Elphinstone sterben würde –, verbrannte sie sich dafür gerne die Zunge.

»Hast du Lust auf einen kleinen Mitternachtsspaziergang?«, fragte Elphinstone in ihre genießerische Stille hinein. »Es gibt da einen Ort, den ich dir gerne zeigen würde. Wenn du magst. Es ist zwar dunkel, aber das Geheimnis eines schönen Gartens ist, dass er bei jeder Tageszeit etwas zu bieten hat. Und ich behaupte einfach mal, dass mein Garten diese Voraussetzungen erfüllt.«

»Dein Garten?« Überrascht hob Minerva den Blick von ihrem vierten Keks, der sich in der heißen Schokolade auflöste. »Nicht eher der deiner Eltern oder Schwester?«

Elphinstone schmunzelte. »Auf dem Papier vielleicht. Aber in der Realität hat keiner von denen die Muße, sich um einen hübschen Garten zu bemühen. Meine Eltern haben ausschließlich Interesse an den ollen Nutzpflanzen auf ihren Plantagen und Eilean an allem, was sich verfüttern oder zum Heilen nutzen lässt. Aber für Schönheit hat hier niemand ein Auge. Dementsprechend ist der Garten mein Reich. Als Ausgleich für meine viel zu kleine Wohnung in London darf ich mich hier austoben.«

»Oh.« Gedanklich suchte Minerva nach dem Hinweis darauf, dass sie das eigentlich wissen müsste. War sie so eine schlechte Freundin, dass sie das vergessen hatte? »Ich hab irgendwie angenommen, dass du deinen grünen Daumen von deinen Eltern hast und die genauso verrückt sind wie du.«

»Ah – nur bedingt. Es hat schon seinen Grund, warum Ella das Unternehmen übernehmen wird und nicht ich. Dafür wäre ich nämlich überhaupt nicht geeignet. Ich bin bloß der komische Sohn, der seine Zeit mit ‚nutzlosen‘ Pflanzen verschwendet.« Die darauffolgenden Worte flüsterte Elphinstone, als wären sie etwas Unanständiges: »Sogar mit Muggelzüchtungen.«

»Himmel, jetzt fühle ich mich wie die schlechteste Freundin aller Zeiten.« Betreten senkte Minerva ihren angebissenen Keks. »Ich hatte keine Ahnung ... Dabei dachte ich immer, ich wüsste alles Wichtige von dir.«

»Du nimmst das jetzt nicht wirklich so ernst, oder? Denn wenn doch –«, Elphinstone stupste die Keksdose über den Küchentresen weiter in ihre Richtung, »dann muss ich dir sagen, dass du definitiv noch einen Keks brauchst. Es ist nur ein Garten, Minerva. Nicht etwa ein Ehemann, den ich jahrelang vor dir versteckt habe.«

Und schon dachte Minerva wieder an Archie. Sie seufzte.

»Ich weiß, vielleicht hätte ich eher erwähnen sollen, wer Archie ist. Andererseits wusste ich genauso wenig von einem gewissen Herrn mit knackigem Hintern. Wollen wir uns wirklich an der Vergangenheit aufhängen? Immerhin war das, bevor wir uns überhaupt kannten. Jetzt sind wir hier und in diesem Moment gibt es niemanden, der mir näher ist als du, das kannst du mir glauben.«

»Trotzdem ...« Minerva wies mit dem Keks aus dem Fenster. »Warum haben wir nie darüber gesprochen? Das ist doch wichtig!«

Ihre offene Entrüstung brachte Elphinstone zum Lachen. »Weil du dem Thema ‚Grünzeug‘ erstaunlich gut ausweichst.« Er zwinkerte versöhnlich. »Ich weiß ja, wie du zu Kräuterkunde stehst, da wollte ich unsere kostbaren Treffen nicht mit solchen Themen verschwenden.«

Die Hitze der heißen Schokolade zog direkt weiter in Minervas Wangen. »Oh Phin. Das tut mir leid ... ich – Merlin, denk jetzt bitte nicht, dass ich mich nicht für deine Hobbys interessiere –«

»Ach Min.« Elphinstone schüttelte den Kopf, weiterhin lachend. »Nur keine Schuldgefühle. In Sachen Quidditch kenne ich sicher auch nicht jedes Detail aus deinem Leben. Man muss sich eben noch etwas für die Zukunft aufheben, nicht, dass man sich plötzlich nichts mehr zu sagen hat. Wobei ich ohnehin nicht erwarte, dass das mit dir je der Fall sein wird.«

Jetzt erst recht verlegen pustete Minerva auf ihre heiße Schokolade. »Trotzdem«, wiederholte sie sich, »das ist nicht unbedingt eine Kleinigkeit über die man nie redet, weil sie so unwichtig ist. Ich meine – wie groß ist der Garten? Das sind ein paar Hektar! Das ... dieser Garten, das ist ein Teil von dir. Quasi ein Lebenwerk! Natürlich will ich davon mehr wissen. Oder sehen.«

Mit einem Funkeln in den Augen reichte Elphinstone ihr die Hand. »Ihr Wunsch sei mir Befehl, Ma’am. Zum Glück weiß ich genau, wo man hier seine Ruhe hat vor anstrengenden Schwestern und Seeungeheuern.«

 

Elphinstone lotste Minerva über gewundene Wege mitten ins Grün der Pflanzen hinein. Es war wie ein Tritt in ein anderes Universum. Vom Hauptweg aus betrachtet war der Garten bereits wunderschön gewesen, doch erst mittendrin enthüllte sich seine volle Pracht.

Handtellergroße Nachtfalter in schillernden Farben tanzten mit Leuchtkäfern um die Wette, während im Dickicht die Grillen musizierten. Und das war nichts gegen die Blüten einiger Blumen, die im Mondlicht von innen heraus leuchteten. Obwohl tiefste Nacht herrschte, erstrahlte der Garten in reinster Farbenpracht.

Von Ehrfurcht erfüllt, umklammerte Minerva ihre Tasse mit beiden Händen. Die Pfade, über die Elphinstone sie führte, ergaben für sie wenig Sinn, doch er schlängelte sich routiniert zwischen den Gewächsen hindurch, sodass sie ihm nur folgen brauchte. Manche Pflanzen zogen sogar ihre Triebe zurück und wieder andere neigten ihre Blütenkelche, sobald sie an ihnen vorbeikamen.

Ein paar Mal hielt Elphinstone inne und ließ die Hand über einzelne Blätter gleiten oder richtete eine geknickte Blüte. Selbst für die giftigen Blumen hatte er einen wohlwollenden Blick übrig. In die Beobachtung dieser besonderen Gartenpflege versunken, fiel Minerva ein paar Schritte zurück und sah dabei zu, wie Elphinstone liebevoll mit einem Gewächs sprach, das offenbar an Schneckenbefall litt.

Nach allem, was sie heute erlebt hatten, kehrten bei diesem Anblick die Tränen in ihre Augen zurück. Wieder war ein Teil ihres Herzens an ihn verloren und sie glücklich darüber, ihn kennen zu dürfen. Ihre Welt ohne Elphinstone wollte sie sich nicht einmal vorstellen.

Er schien ihren Blick auf sich zu spüren, denn er drehte sich um und lächelte, als er ihr geradewegs in die Augen sah. »Entschuldige, ich hab mich ablenken lassen.«

Eine dicke Kröte im Hals, schüttelte Minerva den Kopf. »Schon gut. Ich mag es, dich in deinem Element zu sehen. Nach allem ... Es ist einfach schön, mit dir hier zu sein. Zu sehen, dass es dir gut geht.«

Nicht nur ihre Stimme zitterte bei diesen Worten, auch durch Elphinstones Hände ging ein kleines Beben. Sie sah es daran, wie die heiße Schokolade in seinem Becher schwappte.

»Ach das ...« Wenn sie nicht alles täuschte, errötete Elphinstone gerade. »Ich habe dich nicht hergebracht, damit du mich ansehen musst. Es gibt viel bessere Dinge zu sehen. Komm, es ist nicht mehr weit.«

Er führte Minerva ein paar Meter tiefer in das Grüngeflecht, bis sich hinter einer mannshohen Staude Schlafbohnen die Pflanzen lichteten und einer kleinen Grasfläche wichen, auf der eine einsame Holzbank wartete. Das Erste, was Minerva über die Lippen kam, war ein leises »Wow«.

Ihr war, als würde die nächtliche Brise sämtliche Schrecken des Tages mit sich forttragen. Über ihnen spannte sich der Nachthimmel in all seiner Pracht, dutzende Lichtsprenkel ferner Sterne auf der tintenblauen Unendlichkeit des Universums und darunter der Ausblick auf Loch Ness – eingerahmt von unzähligen Blättern und Blüten.

»Willkommen an meinem Lieblingsort«, sagte Elphinstone leise, auf die verwitterte Bank deutend. »Vielleicht nichts Besonderes im Vergleich zu Hogwarts, aber hier kommt nie jemand her außer mir. Der beste Ort, um einen nicht ganz so legalen Teufelsschlingenableger über die Sommerferien zu verstecken, wie ich herausgefunden habe.«

Die Wärme in seiner Stimme lockte ein Lächeln auf Minervas Gesicht. »Ich hoffe nur, es schleicht sich keine ausgewachsene Teufelsschlinge an mich heran. Ansonsten ist es hier nämlich wunderschön.«

Amüsiert schüttelte Elphinstone den Kopf. »Oh, keine Sorge, Miss Cuddles hat hier keine Schwestern. Solange du den Schlafbohnenstrauch nicht mit deiner heißen Schokolade begießt, sind die Pflanzen hier friedlich.«

»Das ist gut, meine Schokolade teile ich nämlich nicht.« Minervas Lächeln vertiefte sich und sie nahm auf der Holzbank Platz. Für den Augenblick verschlug ihr die Aussicht auf das ruhige Wasser alle weiteren Worte.

Damit war sie offenbar nicht alleine, denn Elphinstone erwiderte nichts, sondern nahm neben ihr Platz, ebenfalls in den Anblick des schier grenzenlosen Loch Ness vertieft. Im Sitzen streifte sein Bein ihres, da die Bank kaum genug Fläche für zwei bot, doch das störte Minerva längst nicht mehr. Im Gegenteil – sie suchte bewusst nach seiner freien Hand und genoss das Gefühl eines Sturzflugs auf ihrem Nimbus 1001, kurz bevor sie den Besen hochriss.

Sie lehnte sich gegen Elphinstone und sog die Wärme auf, die selbst in dieser frischen Nacht von ihm ausging. Sein Geruch schien sie die ganze Zeit über umgeben zu haben, da jeder Windhauch den Duft des Gartens mit sich trug, doch direkt neben ihm bemerkte sie, dass noch mehr dazugehörte, was sie mit Worten allein nicht beschreiben konnte. Wenn Geborgenheit ein Geruch war, dann diese Kombination aus etwas wie Gartengrün, warmer Wolle und frischen Keksen.

Nach allem, was geschehen war, kam Minerva dieses Idyll – und dass sie es genießen durfte – unwirklich vor. Fast schon verboten, wo erst kurz zuvor Menschen gestorben waren.

Diesen Stimmungsumschwung schien Elphinstone zu bemerken, denn er drückte ihre Hand kräftiger. Eine ganze Weile saßen sie einfach nur so da, die Finger fest ineinander verschränkt, den Blick auf den See gerichtet, während die heiße Schokolade in ihren Bechern zusehends abkühlte.

Schließlich war es Elphinstone, der das Schweigen brach. »Danke, Minerva. Danke, dass du mir wieder einmal das Leben gerettet hast. Ich wusste, ich kann auf dich vertrauen.« Seine Mundwinkel hoben sich verschmitzt. »Du bist wundervoll, das sage ich dir gerne noch einmal, im Vollbesitz meiner körperlichen und geistigen Kräfte.«

Die Worte hätten sie eigentlich gefreut, aber Minerva war kein bisschen nach Leichtigkeit zu Mute. »Das war das Mindeste! Immerhin habe ich dich überhaupt erst in diese Sache hineingezogen. Ich hätte alles getan –«

»Minerva, bitte hör auf, dich zu verteidigen.« Elphinstone versetzte ihr einen Stupser mit der Schulter, der ihn allerdings das Gesicht verziehen ließ, als offenbar eine der Wunden auf seinem Oberkörper protestierte. »Und guck nicht so. Für dich hätte ich es auch mit einem Drachen aufgenommen. Vermutlich wäre mir das sogar lieber gewesen. Abgesehen davon – Unkraut vergeht nicht, wie die Muggel sagen würden.«

Irritiert über die letzte Bemerkung sah Minerva von ihrer Tasse auf, in deren Tiefen sie zuletzt gestarrt hatte.

»Stand in dem Gartenmagazin, das du mir gekauft hast.« Elphinstone gluckste.

»Phin, du hättest sterben können – mehrfach!« Sie schnaubte, heftiger als beabsichtigt. »Darüber scherzt man nicht! Was wenn ...«

Er drückte ihre Hand so fest, dass sie die restlichen Worte herunterschluckte. »Minerva. Ich meine es ernst. Hör auf damit. Du machst es nur schlimmer für dich. Lass uns nach vorne schauen, nicht zurück. Erinner dich an das Versprechen, was wir uns gegeben haben.«

Sie seufzte und ließ die Schokoladenreste in ihrem Becher kreisen. Ihr war bewusst, dass sie dieses Versprechen jederzeit brechen würde, solange es sein Leben retten würde. Und wenn sie so dachte, dann er vermutlich ebenfalls.

»Verdammt, du bist sturer als ein Niffler, der Gold wittert!« Elphinstone stellte seine Tasse klappernd auf dem Stein unter der Bank ab und umfasste Minervas Hand jetzt mit seinen beiden. Den Kopf in den Nacken gelegt, sah er zu den Sternen auf. »Nichts hiervon ist deine Schuld, hörst du? Es war die richtige Entscheidung, die Lestranges zu verfolgen. Auch wenn ich dachte, ich würde dich in diesem Keller verlieren – ich bin verflucht glücklich, dass du dein Leben riskiert hast, um meines zu retten. Also hör auf, dich zu entschuldigen. Es gibt nichts zu vergeben. Du bist einfach nur mutig und unfassbar selbstlos, Minerva. Und genau deswegen würde ich auch noch hundert Mal um deine Hand anhalten, selbst wenn ich nie etwas anderes als ein ‚Nein‘ kassiere.«

Der Wind wurde schlagartig kälter und Minerva fröstelte. Schnell nahm sie den letzten Schluck ihrer heißen Schokolade, um das Gesicht hinter der Tasse zu verbergen. Ihre Gedanken schossen hin und her wie lauter goldene Schnätze, unmöglich zu greifen.

Würde er es tatsächlich wagen? Und was würde sie dann sagen, im vollen Wissen um ihre Gefühle?

Aus dem Augenwinkel nahm sie Elphinstones wehmütiges Lächeln wahr. »Keine Sorge, ich frage nicht.« Er holte tief Luft. »Aber da ist etwas anderes, was ich dir sagen möchte. Sagen muss.«

Seine Stimme wurde so leise und sanft, dass die Gänsehaut Minerva eisig den Rücken hinab jagte. Elphinstone drückte ihre Hand fester und sah sie mit einer Wärme an, die es ihr unmöglich machte, fortzusehen.

»Es ist so ...« Sein Blick senkte sich auf ihren Handrücken, über den seine Daumen unablässig strichen. »Mir ist klar geworden, dass ich meinen neugewonnen Mut nicht bloß nutzen sollte, um Dementoren zu töten, sondern dass ich dir auch etwas gestehen muss.«

Sie konnte sich nicht bewegen. Alles an ihr war eingefroren – bis auf ihr rasendes, entflammtes Herz. Sie sah Elphinstone bloß an, der langsam wieder den Kopf hob und sie mit einem schiefen Lächeln ansah.

»Ich liebe dich, Minerva. Hoffnungslos.«

Ihr Herz fiel. Durch ihren Magen und immer tiefer ... und gleichzeitig schwoll das Flämmchen darin an wie unter einem Ausdehnungszauber. Die leere Tasse rutschte aus ihrem Griff, als sie diese beiseitestellen wollte, doch sie hörte das Porzellan kaum auf den Stein schlagen.

Elphinstone schien ebenso wenig Notiz davon zu nehmen. Er blinzelte nicht einmal, sondern schob ihr mit einer Hand eine lose Haarsträhne hinters Ohr und verharrte einen Moment dort. Minerva spürte seinen Puls an ihrer Wange pochen, im Gleichtakt mit den Schnatzflügeln, die sie erfüllten.

»Ich liebe dich«, hauchte er erneut. »So sehr.«

Zehn Heiratsanträge und dennoch hatte Elphinstone ihr nie so direkt seine Liebe gestanden. Verständnis, Zuneigung, Bewunderung – davon hatte er oft gesprochen. Auf viele Arten hatte er beschrieben, was er für sie empfand; warum er das Leben mit ihr zu teilen wünschte. Und ja, irgendwo hatte sie immer gewusst, dass er wirklich verliebt war. Aber die Realität seiner Gefühle in diesen drei Worten zu hören, war anders. Atemraubend.

»Du liebst mich?« Minerva wollte diese platte Frage nicht stellen, doch manchmal war der Mund schneller. Als befürchtete sie, dass das alles nur ein Missverständnis war.

Für einen Moment senkte Elphinstone die Lider, doch das sanfte Lächeln wich nicht von seinen Zügen. »Falls die zehn äußerst ernstgemeinten Heiratsanträge und alles seitdem nicht Hinweis genug waren – ja, ich liebe dich, Minerva. Und ich glaube nicht, dass ich damit aufhören kann. Das hat die vergangenen Jahre schon nicht geklappt. Du bedeutest mir einfach zu viel.«

Sie versuchte, tief einzuatmen, doch es geriet zu einem hektischen Luftschnappen. Die Worte, die sie sich für den perfekten Moment zurechtgelegt hatte, waren mit einem Mal vollkommen durcheinander, als hätte jemand sie einer Packung Bertie Botts Bohnen gleich durchgeschüttelt. Voller Wucht hatte Elphinstones Geständnis sie direkt vom Besen geschlagen und nicht zum ersten Mal fragte Minerva sich, womit sie einen Mann wie ihn verdient hatte.

»Ich erwarte keine Antwort«, fuhr Elphinstone mit festerer Stimme fort und holte sie damit zurück in die Realität. »Habe ich nie. Ich wollte nur endlich ehrlich mit dir sein. Es endlich gesagt haben.«

Alles im Garten schien stillzustehen, genau wie in dem Raum zwischen Zeit und Ort, der sich bei einer Flohpulverreise auftat. Nur länger als ein paar Sekunden.

»Oh Phin ... Ich –« Weiß plötzlich nicht mehr, ob meine Worte überhaupt noch reichen. »Das – Du ...«

Minerva schluckte, doch mit jedem Mal wuchs die Kröte in ihrem Hals, anstatt zu verschwinden. Elphinstone liebte sie. Was hatte er gesagt? Hoffnungslos. Diese Worte hatten Gewicht, so viel Bedeutung ...

Ihre Hand fand von ganz alleine den Weg an seine Wange und sie strich darüber, wie ihre Finger es sich so oft in den letzten Tagen herbeigesehnt hatten. Von dort wanderte sie bis zu seinen Lippen, doch traute sich nicht weiter. Das Ziehen in Minervas Brust wollte allerdings, dass sie nachgab – und herausfand, wonach Geborgenheit schmeckte.

Zuletzt waren sie einander im Anwesen der Lestranges so nah gewesen. Minerva erinnerte sich an ihre Überlegung, ob Elphinstones Lippen wohl so weich waren, wie die Worte, die sie sprachen, und den ersten Kuss, der in seiner Kürze keine Antwort darauf gegeben hatte.

Vor lauter Hilflosigkeit lachte sie gepresst auf. »Es tut mir leid Phin, in mir ist gerade alles so – so aufgewühlt...«

»Alles gut«, erwiderte er in einem Murmeln. »Wie gesagt, du musst nichts darauf erwidern.«

»Denkst du, ich würde das einfach ... ignorieren?« Minerva schniefte leise. »Als wenn ich das könnte. Als wenn ich das wollte. Immerhin habe ich dich ebenso sehr geküsst wie du mich. Weißt du eigentlich, wie viele Gedanken ich mir gemacht habe? Wie oft ich mir herbeigesehnt habe, es noch einmal zu tun? Wie viele Worte ich mir für so einen Moment zurechtgelegt habe?« Sie brachte erneut ein zittriges Lachen hervor. »Erst klaust du mir mein Herz und jetzt die Sprache.«

Elphinstone drehte sich auf der Bank weiter zu ihr, sodass sie einander vernünftig gegenüber waren und nicht länger unbeholfen nebeneinander dasaßen. Seine Augen schimmerten im blassen Licht des Mondes, als er zaghaft lächelte. »Meine Worte können heute Abend für uns beide reichen«, raunte er. »Nicht alles muss ausgesprochen werden, um verstanden zu werden. Und das hier ist mehr, als ich mir je vorzustellen gewagt hätte, so viel ist sicher.«

»Oh Phin ...« Langsam begannen Minervas Mundwinkel zu schmerzen, ob des eigenartig zitternden Lächelns, das sich auf ihren Lippen breitgemacht hatte.

Sie streichelte seine Wange und er bewegte den Kopf ein Stück, bis er einen Kuss in ihre Handfläche hauchen konnte. Dort, wo er sie berührte, prickelte es wie Zauberbrause durch ihren Arm bis in die Brust hinein.

»Sofern du das möchtest, darfst du mich übrigens jederzeit wieder küssen«, flüsterte Elphinstone und sein warmer Atem jagte dem Brausegefühl kalte Schauer hinterher. »Ich würde das nämlich gerne wiederholen, ohne Todesangst im Nacken.« Er drückte seine Lippen ein zweites Mal gegen ihre Hand, wobei er den Blick nicht von ihr löste.

Beinahe hätte Minerva gekeucht. Arbeitete ihr Herz überhaupt noch normal? Oder war sein Schlag so schnell geworden, dass es nunmehr unsichtbar flatterte wie die Schnatzflügel in ihrem Bauch?

»Und was passiert, wenn ich dich ... richtig küsse?«

Elphinstone lehnte sich ein winziges Stück vor, bis die ersten seiner Haarspitzen ihre Stirn streiften. Seine Fingerspitzen berührten ihren Nacken so leicht, als wären sie die Flügel eines besonders neckischen Schnatzes und auf den Lippen unter ihren Fingern bebte sein Atem. »Dann würde mein Herz einen Schlag aussetzen. Bevor ich den Kuss erwidere.«

»Und was wird aus unserer Freundschaft?« Obwohl Minerva nur leise sprach, hatte sie das Gefühl, jedes Lebewesen im Universum müsste sie hören. »Was bedeutet es dafür, wenn wir diesen Schritt wagen? Was, wenn wir einen Fehler machen?«

»Ist es wegen Dougal?«

Sie nickte. »Es ist lächerlich, aber es fühlt sich immer noch an, als würde ich ihn betrügen. Weil ich alles mit ihm hatte und ihn dann verlassen habe. Nur, weil er kein Zauberer ist. Das sagt doch eine Menge über mich aus ... sogar Mulciber hat das erkannt und –«

»Nun, auf Mulciber zu hören ist immer eine schlechte Idee. Ich meine – bin ich nur dein Freund, weil ich zaubern kann? Hätte es für dich etwas geändert, wenn der Fluch Erfolg gehabt hätte und meine magischen Fähigkeiten für immer verschwunden wären?«

Minerva sah ins Leere, bevor sie antwortete. »Nein. Du – du bist ein wundervoller Mensch und deshalb berührst du mein Herz. Wegen all der Dinge, die du getan und gesagt hast – und meinetwegen auch gezaubert. Bloß nicht alleine deshalb. Aber Dougal ist auch ... Er war alles, was ich wollte, und ich – ich war so egoistisch, ihn zu verlassen. Ich habe alles zwischen uns zerstört, weil es mir in Wahrheit nur um mich ging. Und ich habe Angst, dass ich unsere Freundschaft – dich – genauso verlieren könnte.« Sie biss sich auf die Lippe. »Ich will doch nicht ohne dich sein.«

»Minerva ...« Elphinstone streichelte ihren Nacken, während er nach Worten suchte. »Es ist nicht deine Schuld, dass wir in einer Welt leben, die das Zusammenleben mit Muggeln derart straft. So sollte es nicht sein. Du und Dougal, ihr hättet es verdient gehabt, zusammen glücklich zu sein. Aber leider ist es nicht so und die Erde hat sich trotzdem weiter gedreht. Dougal hat neues Glück gefunden. Und ...« Er holte tief Luft. »Es ist keine Schande, Gefühle für mehrere Menschen in deinem Herzen zu tragen. Ich tue das auch. Jeder Beziehung, die ich mal hatte, gehört ein kleiner Teil von mir. Du wirst Archie nie ersetzen und ich würde mir niemals anmaßen, Dougals Platz einnehmen zu wollen. Keine Liebe ist wie die davor. Keine wie die Erste. Aber jede neue Chance ist die Gelegenheit, etwas Wunderbares zu erschaffen. Nicht schöner, nicht besser, sondern anders.«

Vor einiger Zeit hätte Minerva es sich nicht vorstellen können, Elphinstone bei diesen Worten in die Augen zu sehen und jede Silbe in seinem warmen Atem auf ihrer Haut zu spüren. Sie hätte sich vor der Nähe, der Intimität des Moments gefürchtet. Auch jetzt war ihr, als würde Elphinstone direkt in ihr Innerstes blicken. Jeder Satz fing eine ihrer Sorgen ein und offenbarte ihr, wie gut er sie inzwischen kannte. Doch anstatt sich zu schämen, war sie einfach nur ... erleichtert.

»Bitte denk nicht, dass ich dich zu irgendetwas überreden will«, fuhr Elphinstone fort. »Letztlich bedeutet ein Kuss nur das, was du ihm zugestehst. Wenn wir uns jetzt küssen, kann es alles bedeuten, muss es aber nicht. Egal, wofür du dich entscheidest – es muss sich nicht alles zwischen uns ändern und schon gar nicht von heute auf morgen. Nur so viel, wie du willst, wann du es willst.«

»Und wenn ich möchte, dass sich die Dinge zwischen uns verändern – bleibst du trotzdem mein bester Freund?«

»Ich verspreche dir sogar, immer dein Freund zu bleiben. So lange du es möchtest, will ich derjenige sein, der dich bei deinen Aufsätzen unterstützt, mit dir Zauberschach spielt, dich zum Lachen bringt und dich festhält, wenn du es brauchst. Und ... wenn du es wirklich möchtest, bin ich auch derjenige, der dir unpassende Heiratsanträge macht, von denen wir beide wissen, dass du sie nicht annehmen wirst.«

Elphinstone schob ihr wieder eine Locke aus dem Gesicht. Die Berührung sorgte dafür, dass Minerva erschauderte. Sie kam zu dem Schluss, dass sie es mochte, wenn er ihr Haar auf diese Art berührte. Als würde er den Gedanken aus ihrem Blick lesen, strich er weitere Strähnen zurück, ehe er beide Hände auf ihre Wangen legte.

»Ich liebe dich auch als meine beste Freundin, Min. Und ich werde nie, niemals, erwarten oder gar darauf bestehen, dass daraus mehr wird. Auch nicht, wenn du mich küsst. Ich liebe dich, nicht die Idee, dass du in irgendeiner Form mir gehören könntest. Das wirst du nie. Egal ob als meine beste Freundin, Vertraute oder gar Ehefrau – ich bin immer an erster Stelle dein Freund.«

Einmal mehr fehlte Minerva die Sprache. Sie drückte die Stirn an Elphinstones, die Lider geschlossen, und wünschte, er könnte in diesem Moment wahrlich ihre Gedanken lesen. »Du sagst immer, ich wäre wunderbar, dabei bist du derjenige. Deine Worte sind einfach immer so ... so richtig. Ich kann nicht einmal beschreiben, wie richtig.«

Elphinstone schlug seinerseits die Augenlider nieder und so aus der Nähe war Minerva sicher, dass seine Wangen sich pink färbten. »Das ist doch nichts ...« Er räusperte sich. »Mir ist einfach nur wichtig, dass es sich für dich richtig anfühlt. Du sollst wissen, dass es deine Entscheidung ist – deine allein.«

»Du tust es schon wieder.«

Mit einem Lächeln atmete Minerva tief ein, um ihrer Antwort die benötigte Zeit zum Reifen zu geben. Kühle Nachtluft erfüllte sie und zusammen mit dieser drängten sich ihr unzählige Kleinigkeiten ins Bewusstsein, die ihre Sinne bis eben zurückgehalten hatten.

Wie groß Elphinstones Hände waren, die ihr Gesicht mühelos umfassten. Wie leicht seine Berührungen waren, obwohl er die Stärke hätte, sie viel dringlicher an sich zu ziehen. Wie zärtlich seine Fingerspitzen über ihre Haut strichen. Wie ernst er sie ansah – wie aufrichtig. All das sorgte dafür, dass sie sich vorkam wie in die weichste und wärmste Decke gehüllt.

»Es fühlt sich richtig an«, flüsterte sie schließlich. »In mir ist vielleicht einiges durcheinander, aber eines weiß ich sicher – ich will das hier, Phin. Uns.«

Seine Lippen formten ein Echo ihres letzten Wortes, das seine Augen zum Strahlen brachte. »Uns ... das klingt schön.«

Minerva lächelte und nicht einmal das riskanteste Flugmanöver hätte ihr Inneres derart zum Kribbeln gebracht wie die schlichte Tatsache, dass ihre Hand den Weg in Elphinstones Nacken fand und ihn die letzten Millimeter zu sich heranzog.

Zögerlich legte sie ihre Lippen auf seine; so unbeholfen, dass sie selber fast glaubte, nie zuvor geküsst zu haben. Richtig geküsst. Gewissermaßen stimmte das sogar, denn so wie jetzt – im Garten einer Burg am Loch Ness, in den Armen des Mannes, mit dem sie durch die Hölle gegangen war – hatte es sich noch nie angefühlt.

Wärme. Hunderte gefangene Schnätze. Die gemeinsame Bewegung ihrer Lippen. Zaghaft erwiderter Druck. Das Streifen von Elphinstones Haarspitzen an ihrer Stirn. Donnernder Herzschlag im Wechsel mit seichtem Wellenschlag. Der Geschmack eines Lächelns wie schmelzendes Eis im Sonnenschein.

Die Empfindungen erfüllten Minerva bunten Zauberfunken gleich, die urplötzlich in ihrer Brust erglühten. Sie schmiegte sich enger an Elphinstone und Instinkte so alt wie die Magie leiteten sie dazu, ihre Hand im Haar über seinem Nacken zu vergraben; die Lippen leicht geöffnet. Elphinstones Finger fanden ebenso den Weg zu ihren Locken und das Glutnest in Minervas Brust loderte auf, als er ihre Frisur restlos durcheinanderbrachte.

Dieser Kuss war nicht, wie sie es sich je vorgestellt hatte – oder wie die Erinnerung an ihrer beider ersten (und zweiten) Kuss ihr weismachen wollte – sondern ... mehr. Nicht bloß das kurze, nahezu verschämte Aufeinanderdrücken eines Mundes auf den anderen, aus dem man sich womöglich mit stärkerer Sehnsucht löste.

Wie die Wellen des Sees vor ihnen küssten Minerva und Elphinstone einander mal intensiver, dann wieder hielten sie einen Herzschlag lang inne und badeten allein in dem zarten Streifen ihres Atems. Und endlich hatte Minerva Gewissheit – sanfter als jegliche seiner Worte war nur die Berührung von Elphinstones Lippen.

Selbst nachdem sie sich lösten, verharrten sie nicht weit auseinander. Minerva lehnte sich nur ein Stück zurück, sodass sie Elphinstones Wärme noch spürte, ihn aber richtig ansehen konnte.

Er betrachtete sie unter feinen Wimpern hindurch, die so hell waren, dass sie im Mondlicht silbrig glänzten. Von den Sommersprossen über die Lachfältchen bis hin zu dem rechten Mundwinkel, der wieder höher gewandert war als der linke, sah er wunderschön aus. Der Anblick brannte ein Lächeln auf ihr Gesicht.

»Eigentlich wollte ich dir nur die Aussicht zeigen«, wisperte Elphinstone, die Finger unter ihr Kinn gelegt. »Entschuldige, dass du jetzt gar nichts davon hast.« Er zog sie erneut für einen kurzen Kuss heran und nur allzu bereitwillig ließ Minerva sich hineinfallen.

»Oh, ich habe eine wundervolle Aussicht«, sagte sie, als er sich zurückzog. »Aber dein Garten ist auch schön.«

Ein paar Sekunden starrte Elphinstone sie an, dann schlug er mit einem Schnauben die Lider nieder. Doch das Lächeln auf seinem Gesicht wurde kräftiger. »Und ich dachte immer, Kitsch liegt dir nicht. Ich habe da eine Minerva im Ohr, die sich mit verschränkten Armen über die Paare bei Madam Puddifoots auslässt.«

»Manchmal muss man eben eine Ausnahme machen. Dieser ganze Moment ist schließlich unermesslich kitschig, da kommt es darauf auch nicht mehr an. Außerdem ist es die Wahrheit. Ich sehe dich gerne an.«

»Wenn das so ist ...« Verlegen verklang Elphinstones Stimme und er biss sich auf die Unterlippe, während er offenbar auf einer Erwiderung herumüberlegte.

Schmunzelnd lehnte Minerva ihre Stirn wieder gegen seine und genoss das Gefühl der Ungezwungenheit. Es vertrieb die letzten Zweifel aus ihren Gedanken; befreite sie von dem Phantom enger Taue, die sich um ihren Oberkörper geschlungen und sie zu erdrücken gedroht hatten.

»Ich fürchte, ich muss dich enttäuschen, aber mir fällt überhaupt nichts Kitschiges als Erwiderung ein«, sagte Elphinstone nach einer Weile mit einem kleinen Seufzen. »Jetzt hast du mir alle Worte geraubt. Na ja, vielleicht später.«

»Lass mich nicht zu lange warten, ich bin gespannt.«

»Du kennst mich. Ich bin ein hoffnungsloser Fall, früher oder später überkommt es mich. Im schlimmsten Fall mache ich dir einen Heiratsantrag.«

Über diese Feststellung mussten sie nach einem Moment der Überlegung beide lachen. Elphinstone legte die Arme um Minerva und sie den Kopf an seine Schulter, wie so oft zuvor, aber doch mit einem neuen Gefühl. Sie traute sich gar, die Beine über seine Knie zu drapieren und ihm so noch ein wenig näher zu kommen.

Der bloße Gedanke an den Kuss erfüllte sie weiterhin mit dem Schnatzjagdgefühl und gleichzeitig war da eine Ruhe in ihrem Kopf, die sie seit Tagen nicht verspürt hatte. Frieden.

Minerva schloss die Augen und atmete tief ein. Sie würde die Erinnerung an diesen Moment brauchen.



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