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Holidate

Adventskalender des Yuka-Zirkels - Türchen Nummer 24
von
Koautor:  FreeWolf

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„So, bitte sehr“, verkündete Boris und verteilte dampfende, wohlriechende Tassen an Yuriy, Hiromi und Kai. Der Abend war noch jung und er hoffte, dass Yuriy und Kai sich ein bisschen entspannten, wenn sie ein wenig Alkohol zu sich nähmen. 

Seine Freundin und er hatten sie beiden auf ein Doppeldate eingeladen - also sie eigentlich dazu gedrängt und ihnen keinen Ausweg gelassen -, vornehmlich um „Pärchendinge“ tun zu können, was in der großen Gruppe flach fiel, aber ganz eigentlich auch, weil Hiromi dem frischgebackenen Paar ein wenig auf den Zahn fühlen wollte.

„Also“, begann sie grinsend und hob ihre Tasse. „Auf die Liebe?“ Ihr Blick ging in Richtung Boris, der ihr verspielt zuzwinkerte.

„Immer“, brummte Kai wenig begeistert. Auch Yuriy wirkte nicht sonderlich enthusiastisch. Er hob eine Augenbraue, als er Hiromis skeptischen Blick einfing und trat einen Schritt näher an den Silberhaarigen heran. Er legte Kai eine Hand auf den Rücken. Der Japaner versteifte sich kurz, ehe er sich entspannte und die Augen verdrehte.

„Bist du heut kuschelig drauf?“, murmelte er in seine Tasse hinein, ehe er einen Schluck trank.

Yuriy lachte leise. „Entspann dich“, murmelte er, sodass es nur für Kai hörbar war. Dann fuhr er etwas lauter fort, ein vielsagendes Grinsen auf den Lippen: „Verzeih ihm, er ist nicht ganz ausgeschlafen heute.“ 

Der Rotschopf wackelte vielsagend mit den Augenbrauen, was Hiromi mit einem überraschten Blick in Richtung Kai quittierte. Der murmelte etwas Unverständliches in seinen Glühwein und bewegte sich einen Schritt zur Seite, um Yuriys Hand auf seinem Rücken abzuschütteln.

Boris suchte nach dem Blick des Silberhaarigen und hob spöttisch eine Augenbraue. Der schoss einen grimmigen Blick zurück, der Boris nicht im Geringsten beeindruckte. Kai musste sich mehr anstrengen, um die Beziehung glaubhaft zu machen.

„Und, wie seid ihr zusammengekommen?“, fragte Hiromi da und lenkte die Aufmerksamkeit auf sich. Yuriy und Kai wechselten einen überraschten Blick. „Ehm“, begann Kai gedehnt. „Wir haben uns vor dem Benefizturnier getroffen?“

Kais Blick ging ein wenig fragend in Richtung des Rotschopfes, wie um seine Bestätigung zu erfragen. Dieser beeilte sich, zu nicken. „Ja, genau. Wir haben uns auf einen Kaffee getroffen!“

Hiromi kniff die Augen zusammen und gab ein misstrauisches Geräusch von sich. Boris grinste schief. „So, so. Kaffee also.“ Er machte eine Kunstpause, ehe er sich an den Rotschopf wandte. 

„Seit wann trinkst du Kaffee?“ 

Yuriys Nasenflügel zitterten - nur sichtbar für diejenigen, die ihn gut kannten. Er wandte sich seiner Freundin zu. 

„Yuriy nennt Kaffee Teufelsgesöff“, erklärte er. Kai räusperte sich. „Ich habe Kaffee getrunken. Yuriy Tee. Er hat mich verurteilt - nicht wahr, Yuriy?“, rettete er die Situation und fühlte sich dabei sichtlich unwohl. Yuriy nickte enthusiastisch. „Kaffee ist Teufelsgesöff“, bestätigte er. Boris verkniff sich ein amüsiertes Schnauben und überspielte sein Amüsement indem er einen Schluck Glühwein trank. „Cool“, gab er dann von sich, als er sich sicher war, das vermeintliche Paar nicht zu verraten.

Hiromi blickte Kai und Yuriy auffordernd an. „Also, ihr wart ein Heißgetränk trinken. Und dann?“, forderte sie die beiden auf, weiter zu erzählen. Yuriy und Kai wechselten einen Blick, der für Außenstehende kaum zu deuten war. „Tja, und dann ...“ Der Silberhaarige legte einen Arm um den Russen, ehe er fortfuhr: „Dann ... haben wir geredet. Und so.“

Yuriy nickte stocksteif. Boris hob eine Augenbraue. „Und so“, wiederholte er trocken. Hiromis Skepsis war fühlbar. Wenn die beiden so weitermachten, würden sie auffliegen - und so gern Boris dies beobachten wollte, er hatte Yuriy versprochen, ihn in diesem Blödsinn zu unterstützen. Das würde er, verdammt nochmal, nun auch machen. Das Schweigen lag einen Moment fühlbar schwer auf ihnen.

„Hiromi“, begann Kai dann und wand sich unter der gesamten Situation spürbar. „Du weißt, dass ich ... das wir beide nicht gern über solche Dinge spre-“

„Und dann sind wir miteinander im Bett gelandet“, platzte Yuriy zeitgleich heraus. Kai, der dadurch jäh unterbrochen wurde, erstarrte und konnte nur noch den Mund auf und zu klappen. Yuriy fing seinen Blick ein, hielt ihn intensiv und nickte langsam.

„Aha... Ohne Alkohol?“

„Brauche ich Alkohol, um mit wem ins Bett zu gehen?“, schoss Kai zurück.

„Meistens schon, ja...“, zuckte Boris mit den Schultern. „Soweit ich weiß.“

Hiromi drehte sich beinahe bestürzt zu ihm um. „Was hast du denn damit zu tun?“ 

„Habt ihr ihn gesehen?“, Kai überging das andere Paar und gestikulierte in Richtung Yuriy, wie um seine Vorzüge zu präsentieren. „Yura ist heiß ...“

Der Rotschopf blickte ihn überrascht an. „Du findest mich heiß?“, hakte er halblaut nach. Kai räusperte sich umständlich. „Natürlich“, gab er mit Nachdruck zurück. „Würde ich dich sonst daten?“ 

Hiromi klappte den Mund auf und zu. Scheinbar hatte sie keine Antwort parat. Boris grinste schief. „Duh“, machte er und prostete Kai zu. „Du hast guten Geschmack, Hiwatari.“

Die Brünette neben ihm blickte ihn überrascht an. 

„Ich wusste nicht, dass Yuriy dein Typ ist“, stellte sie fest. 

Der Russe grinste schief. „Du weißt vieles noch nicht, Kiska“, triezte er freundlich.

 

 

Etwas später - die Zeit reichte für eine weitere Runde Glühwein, die Kais Brieftasche bluten ließ - waren sie auf dem Weg in Richtung des Mizuhara-Beyblade Shops. Max hatte mit Abstand die größte Spielesammlung, weshalb sie sich für Spieleabende regelmäßig bei ihm trafen, wenn sie ein neues Brettspiel auf der Liste hatten. Kai, der demonstrativ seine Hand in Yuriys gelegt hatte - dieser ignorierte es gezielt, dass sein Herz deshalb höher schlug -, verlangsamte seinen Schritt, um etwas Abstand zwischen sich und das andere Paar zu bringen.

„Sie werden dich ausfragen“, prophezeite er duster.

Yuriy hob amüsiert eine Augenbraue. „Und du meinst, das wird schlimmer als unter dem strengen Blick von Boris' Freundin herauszuposaunen, wir hätten miteinander geschlafen?“

„Das war sowas von unnötig“, brummte Kai und stopfte mürrisch die Hände in seine Manteltaschen. Er starrte geradeaus, damit der andere die Hitze in seinen Wangen nicht bemerkte.  Yuriy verdrehte die Augen. 

„Komm schon, so schlimm war das ja nicht. Was hätten wir sonst sagen sollen?“

Kai gab ein undefinierbares Geräusch von sich, während Yuriy wieder nach seiner Hand fasste - nicht nur aus dem Grund, ihr Alibi aufrecht zu erhalten. Der Rotschopf begegnete seinem Blick, ehe er kaum merklich in Richtung Hiromi und Boris vor ihnen nickte. 

„Entspann dich, Hiwatari“, murmelte er. „Sonst fliegen wir sofort auf. Und ich will meinen verdammten Wunsch.“

„Du bist auch echt nur auf deinen Vorteil aus.“

„Hey, wer von uns beiden hat herausgeplärrt, ich wäre dein Date auf der Weihnachtsfeier? Und jetzt sei ein bisschen netter zu mir, sonst mach ich dir eine so furchtbare Schlussmachszene, dass deine Freunde versuchen, dich über deinen Liebeskummer hinweg zu trösten“, drohte Yuriy schließlich, da er genug von Kais Launen hatte. Dieser schnaubte - endlich - amüsiert. 

„Na gut, babe“, murmelte er, während sie zu Boris und Hiromi aufschlossen, um die letzten Meter zum Mizuhara-Beyblade-Shop zurückzulegen.

„An den Kosenamen müssen wir echt noch arbeiten“, grinste Yuriy, stieß spielerisch gegen seine Seite und schlang einen Arm um Kai, um ihn kurz in einer halboffenen Umarmung an sich zu ziehen. Kai war sich nicht sicher, ob er sich die Lippen in seinem Haar nur einbildete, und fühlte seine Ohren heiß werden. Zum Glück konnte er das auf den Glühwein und die Kälte schieben.

 

Während Kai mit Yuriy Pläne schmiedete, lauschte Boris mit wachsender Erheiterung der Unterhaltung auf Russisch, tat aber so, als interessiere es ihn nicht. 

„Boris, was hecken die beiden wieder aus? Oder ist das gar... Liebesgeflüster?!“, wandte Hiromi sich an ihren Freund. Der winkte leichtfertig ab. 

„Kiska, isweni - ich hab' nicht so genau hingehört. Am Ende reden sie noch über ihr Sexleben, weißt du.“ Er machte ein übertrieben leidendes Gesicht. „Das muss ich mir wirklich nicht mit anhören.“

Seine Freundin schüttelte lachend den Kopf. 

Gemeinsam trat die Gruppe aus dem einsetzenden Schneefall der Vorweihnachtszeit in die gemütliche Wärme des Mizuhara-Beyblade Shops und dann über ein Treppenhaus in die Wohnung, die darüber lag. Dort warteten bereits Takao, Daichi, Max, Rei und Manabu. Während Hiromi ihre Freunde mit einer Umarmung begrüßte, blieben die beiden Russen mit Kai zurück, die sich mit dem Schuhe-Ausziehen umständlich viel Zeit ließen. 

Boris hielt das angebliche Paar mit einer leisen Anmerkung auf, als dieses gerade ins Wohnzimmer gehen wollte: „Ihr seid echt extrem verkrampft und wirkt nicht wirklich so, als wärt ihr zusammen. Strengt euch ein bisschen mehr an, ey - und du: Entspann dich mal!“ Er wandte sich vor allem an Kai, setzte ihm seinen Zeigefinger auf die Brust.

Yuriy brummte unglücklich. „Das hab’ ich ihm auch schon gesagt.“ Sein Blick ging zu Kai, während er fortfuhr: „Wie genau stellst du dir das hier jetzt vor? Die merken doch sofort, dass wir nicht zusammen sind, wenn wir so weitermachen wie bisher.“

Kai fuhr sich durchs Haar. „Was weiß ich. Sei einfach du selbst und tu so, als ob du mich leiden könntest.“

Zwei geschwungene Augenbrauen wanderten belustigt nach oben: „Aber das tue ich doch.“ 

Kai schnaubte und schob Yuriy endlich vorwärts in Richtung Wohnzimmer. Ihre Begrüßung fiel seltsam aus: Alle sahen Yuriy mit einer Mischung aus gespannter Neugier und einer gewissen Skepsis an. Der Rothaarige wechselte einen kurzen Blick mit Boris, der untypisch ruhig blieb und ausnahmsweise keine Sprüche klopfte.

„Moin ihr Töppe, was kocht?“, warf der Rothaarige in die Runde. Die Runde schwieg einen Moment irritiert, ehe sie in Lachen ausbrach. 

„Ist da was in der Übersetzung abhandengekommen?“, fragte Manabu verwirrt und war schon dabei, seinen Laptop hochzufahren, in der Annahme, es handle sich um eine russlandspezifische Umgangsform. 

„Nein, das ist einfach nur Yuriy“, erklärte Kai und hob eine Augenbraue in Richtung des Rothaarigen. „Und sonst geht's dir gut?“, murmelte er resigniert. 

Yuriy zuckte nonchalant mit den Schultern, legte eine Hand auf den Unterarm seines vermeintlichen festen Freundes. „Irgendwie musste ich ja das Eis brechen.“

„Das ist dir definitiv gelungen“, stellte Kai fest und wandte sich dem Esstisch zu, auf dem sie spielen sollten. Neugierig beäugte er die Stapel mit Spielkarten in der Mitte des Tisches, die Manabu bereits zurechtgelegt hatte. „Wie, kein Siedlern heute?“, maulte der Halbjapaner.

„Deine Siegesreihe muss mal durchbrochen werden. Darum wollen wir heute was anderes ausprobieren: Munchkin.“, erklärte Takao und drehte Kai eine Nase. Dieser schüttelte den Kopf.

„Sehr erwachsen.“

Dann wandte er sich an den Rothaarigen und erklärte: „Beim letzten Mal war ich gerade dabei, zu gewinnen. Da wollten diese Lurchis unbedingt, dass ich mein Date für die BBA-Weihnachtsfeier vorstelle“, erklärte er und verschränkte die Arme. 

Yuriy lachte kurz auf: „Sie haben also rausgefunden, wie man dich ablenkt, hm? Wenn ihr ihn wirklich weinen sehen wollt, müsst ihr Schach gegen ihn spielen.“ Yuriy setzte gerade an, noch einen Seitenhieb hinzuzufügen, erinnerte sich dann aber an ihre Abmachung und erklärte versöhnlich: „Aber eine so schlimme Niete bist du auch nicht darin ... äh ... Schatz?“

Kai machte ein Gesicht, als hätte er in eine Zitrone gebissen. Der Kosename klang sowas von falsch – und weckte genau deswegen seinen Trotz; das würde er Yuriy heimzahlen. „Genau, mein Augenstern“, gab er süffisant grinsend zurück. „Letztes Mal warst du ziemlich in Bedrängnis, weil du meine Eröffnung nicht gleich erkannt hast.“

Yuriy hob herausfordernd eine Augenbraue. „Wer hätte auch gedacht, dass du was anderes spielst als die französische Eröffnung, mein Sonnchen.“

„Wetten, dass ich dich heute schlage?“

Yuriy schnaubte. „Die Wette gilt. Was krieg' ich, wenn ich den Boden mit dir aufwische?“

Kai zögerte einen Moment lang, schien nachzudenken, ehe er den Rotschopf schelmisch angrinste. „Ich habe da ein paar Ideen ...“, erklärte er zweideutig, was Yuriy schlucken ließ.

Seine Freunde blickten irritiert von einem zum anderen. Es war Rei, der sich schließlich ratlos an Boris wandte: „Ist das normal für die beiden?“

Boris zuckte mit den Schultern. „Was ist bei denen schon normal?“, murmelte er, fasziniert vom Schauspiel, das sich ihm bot. Kai und Yuriy teilten unterdessen ein Grinsen, deutlich zufriedener mit ihrer Performance als noch zuvor. 

Sie setzten sich an den Tisch und Manabu gab eine kurze Erklärung über die Regeln von Munchkin ab, ehe sie loslegten. Sie spielten eine Weile in relativer Ruhe miteinander, alle auf das Spiel konzentriert. Während des Spiels, bei dem Yuriy die Zwergenrasse mit der Klasse Schurke spielte, und meist nur 'auf Ärger aus' war, lernten die ehemaligen Bladebreakers eine ganz andere Seite an Yuriy kennen. Der Rotschopf schien seine kriminelle Energie auf Kai zu konzentrieren, doch ließ er sich kaum davon abhalten, 'schlimme Dinge' für alle am Tisch zu verursachen.

 

Irgendwann schnaubte Kai frustriert. „Du hast das Spiel echt nicht gerafft, Herzkönig“, warf er dem Rotschopf vor. Dieser zuckte mit den Schultern, ein unschuldiges Grinsen auf den Lippen.

„Naja ... an sich schon“, gab er schließlich zu, blinzelte betont arglos in Richtung Kai. „Aber es macht viel mehr Spaß, dir auf die Nerven zu gehen, Babe.“

Kai stierte dem anderen stur ins Gesicht. Yuriy übte immer noch einen unschuldigen Augenaufschlag. Schließlich warf Kai seine Karten auf den Tisch. „Yurotchka verarscht uns, allesamt!“

Yurotchka unterdrückte seine diebische Freude über das von ihm verursachte Chaos keineswegs. Mit einem erneuten Blick auf die Karten auf dem Tisch und einem sehnsüchtigen Blick auf die Weinflaschen im Regal schlug er versöhnlich vor: „Meinetwegen könnten wir auch einfach sofort den gemütlichen Teil des Abends einläuten? Wir könnten einen Weihnachtsfilm schauen ...“

Kai hob eine Augenbraue. „Das war also dein Plan“, stellte er unbeeindruckt fest. „Netflix and chill...“

Takao neben ihm lachte auf. „Not infront of the kids!“, verkündete er melodramatisch und hielt Daichi die Ohren zu, der sich lauthals zur Wehr setzte.

Die Wangen des Rotschopfes färbten sich einen Hauch dunkler - ob dies daran lag, dass er ertappt worden war, oder weil er realisierte, dass Daichi tatsächlich noch minderjährig war, war nicht ganz klar. Kai verdrehte die Augen.

„Du hast ja nur Angst zu verlieren, wenn du ernsthaft spielst“, stichelte er.

„... oder ich will deine Freunde davor bewahren, dass sie von dir fertiggemacht werden“, erwiderte der Rotschopf. Dann wandte er sich an den Rest der Gruppe, die sich noch nicht ganz an den Gedanken gewöhnt zu haben schienen, Kai und Yuriy in einer Beziehung miteinander zu sehen. Er schlang einen Arm lässig um Kai und zog ihn an seine Seite zog, „Eure Wahl.“ 

Kai blickte gerade zu Yuriy, wollte ihm eine schnippische Entgegnung an den Kopf werfen, doch sie glitt ihm von der Zunge, als ihm bewusst wurde, wie nah sie einander waren. Ihre Schultern und Oberarme berührten einander, und während Kai normalerweise nicht sonderlich erpicht auf körperliche Nähe war, stellte er überrascht fest, dass ihn diese spezielle Situation weniger störte. Kai atmete hörbar ein, wollte etwas sagen, doch – er starrte. Kai konnte einen Moment lang nichts anderes tun als starren. Mensch, er fühlte sich selbst ganz liebeskrank dabei, das musste doch ... glaubhaft sein. Der Halbrusse schluckte, während sein Blick von Yuriys Augen zu dessen Mund wanderte. Es brauchte nicht viel, um ihn zu küssen. Kai beugte sich, dem Gedanken folgend, einen Millimeter nach vorn, ehe er erstarrte.

Fuck, wo kam das auf einmal her?

Kai kam in dem Moment zu sich, als Max fröhlich den Singsang einwarf: „Kai and Yuriy sitting in a tree, k-i-s-s-i-n-g!“

„Musste das sein?“, zischte Manabu kritisch. Dies brach den Bann. Kai räusperte sich umständlich und die beiden lösten sich voneinander, vermieden es dabei, sich in die Augen zu sehen. 

Rei blickte in die Runde. „Ich hab' auch keine Lust mehr auf das Spiel. Wollen wir nicht einen Film schauen?“

„Bin auch dafür. Lasst uns das Spiel wegräumen und Pizza bestellen“, schlug Hiromi weise vor, das Handy im Anschlag, um per App zu bestellen. „Ich nehme jetzt Wünsche entgegen, nacheinander und gesittet!“

 

Es dauerte nicht lange und sie konnten es sich mit Pizza auf der und rund um die Couch im Wohnzimmer der Mizuharas gemütlich machen – wobei es vorrangig eng war und weniger gemütlich. Kai und Yuriy waren nebeneinander eingequetscht, förmlich aneinandergepresst und sahen darüber weniger glücklich aus. Hiromi, die auf Boris' Schoß saß, beäugte die beiden skeptisch. „Wisst ihr“, schlug sie vor. „Ihr könntet euch auch aufeinander setzen.“

Kai blickte zu Yuriy. „Sie hat nicht ganz Unrecht“, erklärte er.

Der Rotschopf nickte hölzern. „Jupp“, bestätigte er auch verbal. Ihm schien die Situation sichtlich unangenehm zu sein. Sein fingierter Freund blickte ihn erwartungsvoll an. Yuriy brauchte einen Moment, um zu verstehen, dass er aufstehen sollte. „Spinnst du? Du bist kleiner als ich! Wenn, setzt du dich auf mich!“, protestierte er.

Der andere schüttelte ungerührt den Kopf. „Mein Haus, meine Regeln“, murmelte er halblaut. Yuriy gab einen schnaufenden Laut von sich, ehe er sich schließlich aufrappelte, um sich quer über Kais Schoß zu drapieren. 

„... Du stellst dich schon ein bisschen dämlich an...“

Yuriy sandte einen giftigen Blick zu Boris. „Du hast gut reden, du liegst- SITZT ja auch unten!“

Es brauchte noch etwas strategisches Drapieren, dann hatte Yuriy schließlich bequem Platz auf seinem vermeintlichen Freund gefunden - nicht, ohne zumindest ein wenig zu schmollen (oder jedenfalls so zu tun). Es war... fast ein bisschen lieb, auch wenn sein knochiger Hintern Kai jetzt schon Schmerzen zufügte. Der Silberhaarige verbiss sich ein Grinsen, doch das Schmunzeln setzte sich in seinen Mundwinkeln fest.

„Was wollt ihr sehen?“, fragte Max mit einem Blick auf seine DVD-Sammlung.

„Den Grinch?“, schlug Takao mit einem Grinsen in Richtung Kai vor. Der zeigte ihm den Finger, während Yuriy ein lautes Lachen an dessen Hals dämpfte. 

„Selber Grinch“, brummte Kai, sowohl an Takao als auch den Rotschopf gewandt. „Und hör auf zu lachen, verdammt!“ 

„Sorry, aber du musst zugeben, ein bisschen Wahrheit ist dra-“, Yuriy zog scharf die Luft ein, verbiss sich einen Schreckenslaut und stierte Kai finster an. „Du hast mich nicht gerade in den Hintern gekniffen!?“

„Niemals“, erwiderte der Angesprochene süffisant grinsend.

„Meinetwegen, Takao. Mach den Grinch an. Du wirst sehen, so viel Ähnlichkeit habe ich gar nicht mit ihm.“

„Nein, er ist schlimmer!“, flüsterte Yuriy laut und gespielt verschwörerisch in die Runde. Damit erntete er einen erneuten Rippenstoß.

 

 

 

 

 

03:27

Boris: Yura, noch wach?

 

03:33

Yuriy: Borya, sei still, ich will schlafen.

 

03:34

Boris: Ich glaub euer Plan geht hart nach hinten los

 

03:43

Yuriy: Ich weiß nicht, was du meinst. Wir waren sehr authentisch.

 

03:45

Boris: ZU authentisch, meinst du.

 

03:52

Boris: Ich seh das hart in die Hose gehen.

 

 



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Phoenix-of-Darkness
2020-12-28T22:37:48+00:00 28.12.2020 23:37
Oh Gott sie haben Boris eingeweiht und ich hab mehrfach herzhaft gelacht. Es ist so genial und ich liebe es.
Yuriy und Kai als unfreiwillige Paar ist ne Komödie für sich.

Ich liebe die Szene des Beinahe-Kusses, aber auch die verbalen Eskalationen. XD
Das Einzige was mich "störte"...Kai gehört auf Yuras Schoß und nicht andersrum 😜
Antwort von:  WeißeWölfinLarka
29.12.2020 12:51
Nun, das findet Yuriy sicher auch, aber vllt überdenkt Kai das mit dem knochigen Po auf seinen oberschenkeln dann doch noch mal XD

Und Boris ist ein guter Mitwisser ;)

Danke für deinen Kommentar ♥
Antwort von:  FreeWolf
30.12.2020 15:36
Yuriy kann NICHTS vor Boris geheimhalten. XD Danke für deinen Kommentar!
Von:  kylara_hiku_Lamore
2020-12-27T19:57:53+00:00 27.12.2020 20:57
Gott ich liebe es!! Und Boris SMS sagen auch schon alles sie beschrieben das Kapitel sehr gut!!
Antwort von:  WeißeWölfinLarka
27.12.2020 21:28
Danke für deinen Kommentar :)
Wir sind auch ein bissi stolz auf die SMS von Boris am Ende XD
Antwort von:  FreeWolf
27.12.2020 21:31
Danke dir! :D Ja bei den SMS haben wir beide sehr gelacht 8D


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