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Kapitel 20

Zögerlich Richtung Ursprung des Schreis bewegend, bemerke ich nun, dass die Tür zum Labor nicht die einzige ist, die offensteht. Kaum sichtlich zeigen rote Leuchten an den Kartenlesegeräten die Versperrung der Türen im Flur an. Doch an einer blinkt grünes Licht, wie beim Labor zuvor. Deshalb stehe ich bald vor eben jener Tür. Ich versuche sie aufzuziehen – Tatsächlich schaffe ich das schwere Eisen zu bewegen. Doch drinnen ist es düster, kaum durch die flackernden Glühbirnen beleuchtet.
 

Abermals rät mir mein Bauchgefühl davon ab weiterzumachen. Und wie immer ignoriere ich den gut gemeinten Rat meiner Instinkte. Also drücke ich die Tür ein weiteres Stück auf und stecke meinen Kopf in den Raum.
 

Ein kalter, widerlicher Schauer krabbelt wie Kakerlaken und Ameisen meinen Rücken hinab. Das erste, was durch meinen Kopf schießt, ist: B-Blut…! 
 

Mit weichen Knien und einer völlig steifen Hand am Türknauf zwinge ich mich weiter in den Raum. Meine Augen werden immer größer, im Unglaube, was ich vor mir sehe.
 

Diese Sachen… Ich seh zu dem Rolltisch, der an der hinteren Wand des Raums steht. Für mich wirkt es wie eine Arbeitsfläche, die man in Krankenhäusern verwendet. Tatsächlich liegen darauf auch Gegenstände, die aussehen, als wären sie direkt aus einer Operation gekommen. Skalpelle, Nadeln, irgendwelche Zangen… 
 

D-Das ist nicht wahr… Meine freie Hand verkrallt sich in meinen Haaren. Tosende Kopfschmerzen malträtieren meine Stirn. Eine Einbildung… Wieder eine Halluzination… Ist das… ein Horror-Film? Das ist nicht echt, nicht echt, nicht echt…Während ich gedanklich den letzten Satz wiederhole und wiederhole, sammeln sich Tränen in meinen Augen.
 

Auf dem Tisch befinden sich noch mehr Werkzeuge, die wirken, als hätten sie sich erst vor kurzem durch lebendige Haut geschnitten. Als hätten sie… jemanden gefoltert.
 

Ich kann es nicht lassen, mache einen Schritt vorwärts, drehe mich hinter die Tür… und flüchte panisch rückwärts, als sich plötzlich ein schreckliches Bild vor mir ausbreitet. Gleichgewicht habe ich bei meinen ruckartigen Bewegungen keines mehr, weshalb ich einfach auf meinen Hintern falle. Dann krabbele ich verstört nach hinten, schnappe laut nach Luft.
 

W-Wieso… W-Was…?
 

Dort… sitzt ein glatzköpfiger Mann in einen Holzstuhl. Doch sitzen ist falsch. Weil seine Gelenke an den Lehnen und Stuhlbeinen mit Panzertape festgebunden sind, ist er einfach mitsamt seinem Stuhl zur Seite gekippt. Aus seinen geschlossenen Augen müssen, den roten Rändern zufolge, Tränen gequollen sein, die über seinen abgeklebten Mund liefen, auf die dreckigen Sachen tropfen. Seine Kleidung ist zerrissen, vom Dreck des Kellers verschmutzt. An Armen, Gesicht und Hals prangen große, vereiterte Schnittwunden.
 

»B-Bitte nicht…«, flehe ich zwecklos. Gleich darauf presse ich meine Hände auf den Mund. Zum Glück scheint er nicht auf mich aufmerksam geworden zu sein. Denn nun erkenne ich auch, wer dieser Mann ist. Es war der Anführer der Verräter, die mich auf Victors Yacht ertränken wollten. Das Bild seines betrunkenen Lachens und dieser mörderischen Augen werde ich niemals vergessen.
 

Seltsamerweise beruhigt sich mein rasendes Herz bei dieser Erkenntnis. Allerdings lässt mich das nicht erleichtert ausatmen – ganz im Gegenteil – Auf einmal fürchte ich mich vor mir selbst. Warum binich erleichtert?, denke ich, ein nervöses Lachen ausstoßend. Ich rutsche mit dem Rücken zur Wand, ziehe die Beine an und schlinge meine Arme um die Knie.
 

Victor ist ein grausamer Bastard… Meine Lippen zusammenpressend läuft mir eine einzelne Träne aus meinem Auge. Das kann nicht wahr sein… Er tötet Menschen, er foltert sie sogar… Scheiße, warum wünsche ich mir gerade in seinen beschützenden Armen zu liegen?
 

Plötzlich klappert es im Flur. Danach ruft eine Stimme: »Jesse? Bist du noch hier unten?«
 

Eilig wische ich mir über die Augen. Ich springe auf und flüchte aus dem Raum, bis ich im Labor ankomme. Lessiko tritt die Treppe hinab, während ich so tue, als würde ich gerade aus seiner kleinen Basis kommen.
 

»Ach, da bist du. Ich hab dich einfach stehenlassen. Am besten du kommst wieder mit nach oben«, erklärt Lessiko mit einem Nicken in Richtung Luke.
 

Meine zitternden Hände in die Hosentasche steckend, schlucke ich hart. Im Moment weiß ich nicht, ob es richtig wäre, die Wahrheit zu sagen. Im Moment bin ich überfordert. Also tue ich so, als hätte ich nie etwas gesehen und folge Lessiko nach oben. Von dort aus ziehe ich mich in mein Zimmer zurück.
 

Ich stelle mich unter die Dusche. Minuten… Stunden vielleicht? Das heiße Wasser, das meine Haut rot werden lässt, spüre ich kaum. Ich drehe es wärmer, wärmer… noch heißer. Erst als ich mich verbrenne, scheint es genug zu sein. Der Schmerz lässt mich kurz vergessen, wie sich die Wunden in meinem Herzen anfühlen. Erst, als ich es nicht mehr aushalte, steige ich aus der Dusche und lege mich auf das Bett, in dem ich bisher noch nie geschlafen habe.
 

Was soll ich tun…? Soll ich ihm helfen?, rasen meine Gedanken. Warum habe ich ihm nicht sofort geholfen?, ist die dringendste Frage, die meine Seele wie ein Presslufthammer malträtiert. Habe ich Angst, was Victor mit mir macht, wenn er es herausfindet? Seit wann fürchte ich mich vor ihm? Nein, vor ihm ist falsch… Bin ich froh, dass dieser Mann seine Strafe dafür bekommt, dass er mich töten wollte…? Was? Nein! Natürlich nicht! Was für ein Scheiß!
 

Ich schließe meine Augen, rolle mich zusammen. Vielleicht… war ich nur ein winziges, winziges bisschen froh, dass es diesen Mann und nicht jemanden anderen getroffen hat. Warum dachte ich, dass ich das alles ohne Spuren durchhalten könnte? Ich habe mich verändert. Ich werde mehr wie sie… Abgebrühter, wie das heiße Wasser, das mich nicht mal mehr verletzen kann…
 

Während ich so liege und grübele, packt mich die Erschöpfung. In meinen Träumen sehe ich ein Feld aus Raps, das sich weiter als der Horizont erstreckt. Der blaue Himmel ist mit einzelnen Wolken bestückt, sodass ich die Sonnenstrahlen auf meiner Haut kitzeln fühle. Ein seichter Wind weht über den Raps, der seine Hälse streckt und sich zur Seite wiegt.
 

Weil ich nicht weiß wo ich mich befinde, laufe ich ein Stück. Egal wohin ich gehe – in meiner Sicht ist nichts außer das endlose Feld. Erst nachdem ich alle Richtungen einmal entlanggelaufen bin, zeichnet sich eine verschwommene schwarze Silhouette am scheinbaren Ende des Feldes ab. Mit unschuldiger Neugierde will ich zu dem Schwarz, das nicht in die Landschaft passt.
 

Obwohl ich mich der Silhouette nicht nähere, egal wie lange ich laufe, wird sie immer weniger verschwommen. Bis ich erkenne, dass es Victor ist, der dort steht. Die Arme verschränkt, mit einem leichten Lächeln zu mir blickend.
 

Meine Mundwinkel reichen mir bis zu den Ohren, als ich tief Luft hole und dann zu rennen beginne. Die Hälse des Rapses kitzeln mich an den Knöcheln und den Fingerspitzen, weil ich meine Hände über sie ausbreite. Es ist mir gleich, ob ich bei Victor ankomme, ob der endlose Weg tatsächlich endlos ist. Stur wie ich bin, renne ich bis meine Lungen zu zerbersten drohen. Ich beuge mich vor, stütze meine Fäuste auf die Knie und schnappe nach Luft. 
 

Kaum bin ich zum Stehen gekommen, fällt mir ein einzelner Halm des Rapses auf – trocken, grau, tot. Auf einmal beginnt ein zweiter sich zu verfärben. Ein dritter, ein vierter. Es sieht unecht aus, wie pure Magie. Der gelb-leuchtende Raps um mich herum stirbt wie auf Knopfdruck ab. Ich stehe in einem Kreis aus leblosen Pflanzen. Als ich mich hastig umdrehe, muss ich feststellen, dass der gesamte Weg den ich gelaufen bin, ebenfalls abgestorben ist. Fast wie eine schreckliche Seuche, die ich mit mir herumtrage. Mein breites Grinsen verschwindet.
 

»Victor…« Ich wende mich wieder meinem Ziel zu. Doch er ist nicht mehr da. Abermals beginne ich zu laufen. Der Tod um mich herum verzehrt den gesamten Raps wie eine überschwappende Welle.
 


 

Blinzelnd schlage ich meine Augen auf.
 

Wie spät ist es?, lautet mein erster Gedanke. Die Vorhänge sind noch offen, weshalb ich den Sichelmond sehen kann.
 

Ich setze mich auf, wische mir durch mein Gesicht. Weil ich zwischendurch eingeschlafen bin, fühle ich mich jetzt nur noch zerschlagen. Am liebsten würde ich mich unter der Bettdecke verkriechen. Doch langsam wird mir klar, dass ich etwas wichtiges zu tun habe. Wie es jetzt ist, kann es nicht bleiben. Darum schwinge ich mich aus dem Bett und laufe zu Victors Arbeitszimmer, in dem ich ihn vermute.
 

»Ich kann das nicht mehr…«, flüstere ich, bevor ich an der Tür klopfe und hereingelassen werde.
 

Der große Boss späht aus den Augenwinkeln zu mir, bevor er sich wieder den Unterlagen vor ihm widmet. Nebensächlich deutet er auf die Sessel an seinem Schreibtisch. »Setz dich.«
 

Seine Aufforderung ein klitzekleines bisschen umgeändert, laufe ich zu ihm herum und lasse mich dreist auf den Blättern nieder, die Victor eigentlich bearbeitet. Dann stehle ich mir das Ende seiner Krawatte. Victors Augenbrauen wandern misstrauisch in die Höhe, während meine Finger an den Seiten der Krawatte bis zum Knoten hinauffahren, den ich kurzerhand öffne. »Du solltest keinen Anzug in deinem eigenen Zuhause tragen.«
 

»Für einen Anzug fehlt die Jacke.« Victor lehnt sich zurück, lässt mich seine Krawatte von seinem Hals ziehen. »Du bist blass.«
 

»Ach ja?«, stelle ich gedankenverloren fest. Meine Augen ruhen auf dem seidenen Stoff, der mich an die Augenbinde erinnert, die mir Victor vor einigen Tagen umgelegt hat.
 

»Bald gibt es Abendessen. Ich will zusammen mit dir essen.«
 

»Weißt du, was ich mich schon immer gefragt habe?« Ich lege den Kopf zur Seite, versuche meine Gedanken und Entscheidungen zu ordnen. »Wer kocht und putzt eigentlich in diesem Haus?«
 

»Meine Haushälterin.«
 

»Du hast eine Haushälterin?«
 

»Hast du sie noch nie getroffen?«
 

Langsam schüttelte ich den Kopf. Mein Blick legt sich direkt auf Victors. Jetzt, wenn ich bei ihm bin, schlägt mein Herz ruhig. Ich rieche sein Parfüm. Ich fühle seine Wärme an meinen Beinen, die seine berühren. Wenn ich wissen würde wer ich bin und was ich will, könnte ich es genießen bei ihm zu bleiben. Vielleicht für immer. Aber die Frage danach verzehrt mich. Im Moment stehe ich in der Mitte zweier Welten. Um in mein altes Leben zurückzukehren, habe ich zu viel gesehen. Aber um loszulassen bin ich noch nicht bereit. Es zerreißt mich innerlich. Deshalb kann es so nicht weitergehen.
 

»Was geschieht morgen? Mein Urlaub ist vorbei. Ich muss zurück nach Hause.«
 

Victors Hände gleiten über meine Schenkel. »Warum bleibst du nicht bei mir? Dir gefällt es hier. Ich gefalle dir.«
 

»Ja«, gebe ich ganz direkt zu.
 

Er schnaubt amüsiert. Dabei rutscht er mit seinem Sessel heran und streichelt meinen Rücken hinauf. »Dann gibt es also nichts mehr zu diskutieren?«
 

»Habe ich jemals aufgehört zu diskutieren?«
 

Victor erhebt sich genüsslich langsam. Seine Hand schleicht in meinen Nacken. Mit einem Ruck zieht er mich plötzlich heran, sodass ihm meine vollste Aufmerksamkeit gehört.
 

»Du wirst wieder frech«, raunt seine tiefe, dunkle Stimme. Sofort überströmt mich Gänsehaut. Er beugt sich zu meinem Ohr herab. Seine Zähne finden an die zarte Haut. »Hast du etwa vergessen, dass du mir gehörst? Ich glaube, die letzten Tage war ich etwas zu nachsichtig. Dabei gehorchst du nur, wenn ich dich hart anpacke.« Bei seinen letzten Worten wird sein Griff in meinen Nacken fester, sodass er meinen Kopf nach hinten zieht.
 

Aus Reflex hebe ich die Arme. Mein Atem beschleunigt sich bei den verheißungsvollen Worten.
 

»Was ist…«, presse ich keuchend hervor. Ich beiße mir aufgrund meiner peinlich heiseren Stimme auf die Lippe. »…Was ist mit morgen…? Dir ist es vielleicht egal, aber ich habe auch ein Leben, klar? Vielleicht solltest du Ego-Modus mal für ne Minute ausstellen und meine Situation betrachten.«
 

Auf einmal packt Victor mich am Arm. Er zieht mich stürmisch vom Tisch. Die Blätter flattern zu Boden und die Tastatur seines Computers fällt über die Tischkante, hängt nur noch am Kabel. Meine Augen weiten sich vor Überraschung, als mich Victor zum riesigen Fenster seines Büros zerrt. Ich kann die neue Situation noch gar nicht begreifen, da drückt er mich auch schon grob mit dem Oberkörper gegen das Glas. Ich keuche vor Schmerz und Überforderung.
 

»Du vergisst, mit wem du sprichst.« Victor steht genau hinter mir, umschließt meine Handgelenke, die er unbarmherzig über meinem Kopf festhält. »Bisher hast du dich immer herauswinden können. Aber vielleicht sollte ich dir einmal zeigen, was ich mit Leuten mache, die denken, dass sie sich mit mir anlegen könnten.«
 

»Ich denke es nicht, ich kann es.«
 

Auf einmal zieht sich ein stechender Schmerz von meiner Schulter über meinen Rücken. Ich kneife automatisch die Augen zusammen. Dann drehe ich meinen Kopf nach links, um feststellen zu müssen, dass ein kleines Rinnsal Blut über mein Schlüsselbein läuft.
 

»Du hast mich… gebissen?«, stelle ich mehr oder weniger mit einem Fiepen fest.
 

Der große Körper hinter mir nährt sich weiter. »Du willst doch nicht sagen, dass das weh tat?« Victors Knie findest zwischen meine Beine. »Ich kann dir zeigen, was wahre Schmerzen sind.«
 

Unwillkürlich muss ich sofort an die unterirdische Basis beim Schuppen denken. An den Mann in diesem Raum… Daran, dass Victors keinesfalls blufft, wenn er meint, dass er mir wahre Schmerzen zeigen könnte…
 

»Ist das so?« Einmal versuche ich mich ruckelnd aus dem unnachgiebigen Griff des Mafiabosses zu lösen, vergebens. »Was willst du mir antun?«, reize ich ihn stattdessen weiter. Innerlich sehe ich seine pochende Wutader schon vor mir. »Warst du nicht derjenige, der in mich verliebt ist?«
 

Das wird seinem angeknacksten Stolz den Rest geben, denke ich schmunzelnd. Aber ist mir schnuppe. Ich werde es mit erhobenen Hauptes beenden…
 

»Wenn du dich so sehr nach mir verzehrst, warum machst du mir nicht einen Antrag? Oder wartest du darauf, dass ich den ersten Schritt mache? Heiße ich dann Jesse Lassini oder du Victor Carter…?«, säusele ich völlig unschuldig.
 

Gerade will ich ihm meinen neuesten Einfall an den Kopf schmeißen, da vernehme ich seine Stimme neben meinem Ohr. »Ausziehen«, ist das einzigste was er sagt, doch so intensiv und scharf, dass ich mich nicht mehr traue Widerworte zu geben. Wenn ich jetzt einen Schritt weitergehe, wäre der Spaß wohl tatsächlich vorbei…
 


 

»Was hast du zu sagen?« Victors Nägel kratzen über meinen glühenden Körper.
 

»E-Eins… Meister…«, presse ich zwischen den Zähnen hervor, als sich der Schmerz meines Hinterns weiter ausbreitet.
 

Victor lässt mir keine Zeit mich daran zu gewöhnen, bevor er mich ein zweites Mal mit der Reitergerte schlägt. Ich zucke zusammen, klammere mich an die metallischen Fesseln, die meine Handgelenke mit dem Ende des Tisches verbinden, auf welchem ich mit meinem Oberkörper liege.
 

Gerade will ich mitzählen, wie Victor es mir vorher erklärt hat, da bin ich ihm wohl schon zu langsam. Ein drittes Mal schlägt er zu. Diesmal so fest, dass ich nur heiser nach Luft schnappen kann. Mein Körper erzittert. Victor greift in meine Haare und zieht meinen Kopf zu sich herum. Erste Tränen der Scham und des Schmerzes sammeln sich in meinen Augen.
 

»Siehst du deinen Fehler ein?«, raunt er mir der Mann ins Ohr, der im Moment mein Meister ist. Der im Moment im vollen Besitz meines Körpers ist. Ich kann ihn nicht mehr kontrollieren. Obwohl mein Kopf noch kämpft, hat sein Körper Victor bereits unterworfen, in der Hoffnung mehr zu bekommen… intensiver… heißer…
 

»J-Ja… M-Meister…«
 

»Sicher?« Kaum spricht Victor aus, bekomme ich einen vierten Schlag, der mich keuchen lässt. Bestimmt ist mein Hintern bereits gerötet, so fest wie er zuschlägt. 
 

»Vier… Meister…«
 

»Gut«, lobt er mich. Seine Hand findet an meine Schultern, drückt mich fest auf den Tisch. Er schlägt mich erneut, woraufhin ich meinen Text artig weiterführe. Das Gleiche wiederholen wir zwei Male, bevor er mir etwas Zeit zum Durchatmen lässt. Seine Finger streichen langsam, fast schon zärtlich meine Wirbelsäule hinab. Ich spüre seine Fingerspitzen, die über die Striemen auf meinem Hintern streichen.
 

Obwohl ich nach Luft schnappend auf dem Tisch liege, kann ich Victors bedrohlichen Blick spüren, als er scharf zischt: »Kleine Kätzchen sollten gut abwägen, welchen Tigern sie die Krallen zeigen.«
 

Die lederne Reitgerte setzt auf meinem Hintern an, schleicht hinunter zu meinen Schenkeln. Es sind sanfte Berührungen, die auf ihrem Weg Stromstöße aussenden. Obwohl es so völlig anders als die Schläge zuvor ist, fühlt es sich nicht minder intensiv an. Ich kneife die Augen zusammen, als die Reitergerte weiter zwischen meine Beine hindurch rutscht. Mit der flachen Seite streicht sie meinen gesamten Schritt entlang.
 

»Ich bin eine Nummer zu groß für dich, Baby.« Victors bloße Präsenz könnte mich im Moment um den Verstand bringen. Ich wünsche mir, ich könnte ihn sehen… Der Kragen weit geöffnet, einen guten Blick auf seine festen Muskeln bietend… Die Ärmel seines Hemdes hochgekrempelt, dazu bereit nicht zimperlich anzupacken… Die schwarzen Haare durch die Anstrengung zerzaust… Hinter mir stehend, mit der Gerte in der Hand, mit jeglicher Macht über mich… sodass ich komplette seiner Laune ausgeliefert bin…
 

Scheiße, warum macht mich das bloß so geil…?
 

»Dieses Spiel beherrscht ich zu gut.« Victors streicht mit seiner Gerte mein erregtes Glied entlang. Die Aufregung und gleichzeitig Angst, er könnte nochmals zuschlagen, aber diesmal an dieser völlig sensiblen Stelle… Ja, dieses Spiel beherrscht er tatsächlich. »Und wenn du in diesem Spiel überleben willst, bleibt dir nur, dich mir hinzugeben. Also – sag mir, wem du gehörst.«
 

Meine Lippe schmerzt schon, so fest habe ich auf ihr herumgekaut. Und auch diesmal muss sie herhalten, als ich schweige.
 

Meine Strafe folgt augenblicklich. Victor holt leicht aus und schlägt mit der Gerte direkt in meinen Schritt. Alles in mir zieht sich zusammen, gleichzeitig kralle ich die Fingernägel ins Holz des Tisches. Erneut laufen mir Tränen aus den Augen.
 

»Du hast deine Lektion nicht gelernt? Dann musst den Wunsch hegen, noch härter bestraft zu werden.«
 

Noch härter?, schießt es mir durch den Kopf. Obwohl die Kraft die Victor bei seinem letzten Schlag benutzt hat, nicht im Gegensatz zu meinem Hintern war… Was muss es für ein Schmerz sein, wenn er noch fester…
 

»T-Tut mir leid…«
 

»Hm?«
 

»M-Meister… e-es tut mir leid…«
 

Da ich ihm allerdings vergessen habe, auf seine Frage zu antworten, bekomme ich die Rechnung mit einem weiteren Schlag in meinen Schritt. Keuchend krümme ich meinen Rücken. Die Fesseln klappern wild.
 

»Wollte ich eine Entschuldigung?« Victors Finger greifen in meine Haare, ziehen meinen Kopf hoch, sodass ich ihm in die Augen sehen muss. »Einmal noch, Süßer. Ein einziges Mal. Wer ist dein Meister?«
 

»I-Ihr… Ihr seid mein Meister…«, wimmere ich.
 

»Also gehörst du…?«
 

»Nur Euch. Ich gehöre nur Euch…«
 

»Und das heißt?«, fragt er.
 

Allerdings weiß ich diesmal nicht, was er meint. Deswegen wiederhole ich vorsichtig: »D-Das heißt…?«
 

Victor leckt sich über seine Lippen. Seine strengen Augen mustern mich eindringlich. War er schon immer so sexy?
 

»Das heißt, dass ich der einzigste Grund bin, warum du am Leben bist. Weil jedes deiner Härchen mir gehört, jeder deiner Blicke, jeder deiner Gedanken.«
 

Ich schlucke hart. »Ja… N-Nur Euch…«
 

»Das reicht für dein erstes Mal«, macht er mir klar. Das Geräusch beim Öffnen eines Reißverschlusses erklingt. Ich kann nicht schnell genug begreifen, was als nächstes passiert, da spüre ich bereits einen Finger an meinem Hintern.
 

Während mich Victors dehnt, fällt seine Hose zu Boden und wenige Minuten später dringt er auch schon in mich ein. Meine Ellenbogen schürfen am Tisch auf, weil ich sie immer wieder fest gegen das Holz drücke. Ich ziehe an meinen Fesseln, die mich unnachgiebig an Ort und Stelle gefangen halten. Victors Stöße sind tief und langsam, sodass ich mein Stöhnen nicht unterdrücken kann. Er packt meine Hüfte, lässt mich jedes Mal erzittern, wenn sie auf sein Becken trifft.
 

Schnell treibt er mich richtig Orgasmus. Doch so leicht lässt er es mir diesmal nicht. Victor befreit mich von meinen Fesseln, sodass ich mich aufrichten kann. Dann folge ich ihm zum Sofa, auf das er sich setzt und mich über sich zieht. Als er es mir mit stumm mit einem Nicken andeutet, lasse ich mich auf ihn senken und nehme sein Glied ganz in mich auf. 
 

Ich lege meine Hände auf seinen Schultern. Daraufhin nimmt er sie wieder herunter und betrachtet die roten Stellen an den Gelenken. Wahrscheinlich sind sie durch mein hartes Ziehen entstanden.
 

Meine eh schon vom Weinen und von der Scham geröteten Wangen werden nun knallrot. Denn Victor senkt seine Lippen und beginnt mich an den wunden Stellen zu küssen, sein Blick dabei die ganze Zeit auf mich gerichtet. Danach erst lässt er zu, dass ich meine Arme um seinen Hals schlinge. Ich beginne mich auf ihm zu bewegen, dort weiterzumachen, wo wir eben noch im Stehen aufgehört haben. Immer schneller, immer intensiver… Bis wir beide zum Orgasmus kommen.
 

Nach dem Sex dauert es nicht lange, bis wir im Bett liegen. Das Licht ist aus. Ruhig atmend liege ich auf dem Rücken, drehe meinen Kopf zu Victor, der mir die kalte Schulter zeigt, wortwörtlich irgendwie. 
 

Wenn es dich tatsächlich stört, warum sagst du nicht mal mehr etwas, wenn ich bei dir schlafe?, denke ich schmunzelnd. Immerhin habe ich die ganze letzte Woche neben Victor geschlafen. Obwohl er es nie kommentiert, wimmelt er mich auch nicht mehr ab, wenn ich meinen Kopf gegen ihn lehne. Was denkst du von mir? Ist es dir egal? Machst du es auf deine eigene Art mit dir aus? 
 

Heute bleibe ich allerdings auf meiner Seite. Alles zieht mich herüber zu Victor. Gerne würde ich meine Augen schließen, den Duft seines Duschgels schnuppern und seine Wärme spüren. Doch ich bleibe wach. Ich warte zehn Minuten… dreißig Minuten… eine Stunde… so lange, bis ich mir absolut sicher bin, dass Victor schläft.
 

Darauf bedacht ihn nicht zu wecken, schwinge ich meine Beine langsam aus dem Bett. Mit nackten Füßen tapse ich über das Parkett. Es ist so still, dass ich sogar das Rascheln von Victors Körper vernehme.
 

»Du hörst mich nicht, richtig?«, flüsterte ich. Vorsichtig setze ich mich auf die Bettkante. Erst zögere ich, doch dann streiche ich dem Mafiaboss einige Haare hinters Ohr. Selbst wenn er schläft, sieht er nicht wirklich entspannt aus. Fast als würde er die ganze Nacht gegen etwas kämpfen. 
 

»Kannst du mir nicht mehr von dir erzählen?« Ich seufze. »Wie war deine Vergangenheit? Warum holst du fremde Leute zu dir, um mit ihnen zu schlafen? Wieso bist du überhaupt der Boss einer Mafia-Gruppe? So viele Fragen… Gerne hätte ich vorher noch eine Antwort darauf erhalten.«
 

Mein Blick findet zum Sternenhimmel, hinter den Fenstern. Die Vorhänge sind nicht zugezogen, weshalb ich einen guten Blick in die Dunkelheit habe. Intuitiv beginne ich damit, die Sterne zu zählen.
 

»Du wirst mich dafür hassen. Am liebsten würde ich wegsehen – egoistisch werden. So egoistisch, dass es mir egal ist, über wie viele Leichen ich gehen muss, um glücklich zu sein.« Seufzend spiele ich an einige Falten in den Laken. »Aber ich kann noch nicht loslassen.«
 

Die Zeit vergeht. Obwohl ich alles gesagt habe, kann ich mich nicht überwinden. Also bleibe ich weiter so sitzen, vor mich hingrübelnd. Bis mir einfällt, dass es doch noch etwas gibt, dass ich sagen muss…
 

Mich vor das Bett hockend, streichele ich mit meinem Handrücken sanft über Victors Wange. Dann stehle ich mir einen flüchtigen Kuss. Gegen seine Lippen hauche ich traurig lächelnd: »Ich habe mich in dich verliebt.«
 

Anschließend stehe ich hoch und gehe mit festen Schritten.

 



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