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Adventskalender 2020

All I Want For Christmas ...
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
https://www.youtube.com/watch?v=LVKB5Q8UAUk&ab_channel=ChrisRea-Topic
Chris Rea: Driving Home For Christmas
Das Kapitel ist ans Originaluniversum angelehnt. (Aber auch wirklich nur angelehnt. :'D) Komplett anzeigen

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Türchen 5: Driving Home For Christmas (Yuffie)


 

~ It's gonna take some time,

But I'll get there. ~
 

„Ausgerechnet jetzt?“

„Ja, um ehrlich zu sein, es war lange überfällig.“

„Und was ist mit May?“

„Ihr kommt schon klar, sie vergöttert dich.“

Angestrengt seufzend fuhr er sich mit der Hand übers Gesicht. „Es passt zu dir, wieder nur an dich zu denken.“

„Ich denk überhaupt nicht nur an mich“, gab sie ruhig zurück. „Ganz im Gegenteil, ich erkenne an, dass es im Leben mehr gibt als nur dich und mich. Ich finde das sehr vorbildlich.“

Er lächelte schwach. „Klar.“ Eine schwere Stille trat zwischen sie.

Vielleicht konnte sie ihm nicht erklären, warum es „ausgerechnet jetzt“ sein musste. Und es mochte auch sein, dass sich im Moment viele Familien auf eine festliche Saison vorbereiteten, nachdem sie so viele Jahre hatten darben müssen. Sie verstand durchaus, dass es gerade für ihre gemeinsame Tochter „ausgerechnet jetzt“ schwierig werden würde, wenn alle ihre Freunde in der Schule erzählen würden, wie sie mit ihren Eltern, Geschwistern und anderen Verwandten feierten und sie zugeben musste, dass ihre Mutter nicht da war.

„Aber ich komm ja auch wieder. Ich bin ja nicht aus der Welt“, sagte sie dann doch.

Vincent hatte einen zweifelnden Gesichtsausdruck. „Wenn du glaubst, dass es da noch irgendetwas zu sagen gibt, dann solltest du wohl hingehen“, stimmte er ihr zu. „Wenn was ist, kannst du dich ja jederzeit melden.“

„Ich möchte auch nicht unbedingt jetzt gehen“, sagte Yuffie. „Aber es wird nie eine wirklich passende Zeit geben und, ich weiß nicht, das Jahresende ...“

„Du musst dich nicht rechtfertigen.“ Vincent schenkte ihr beinahe so etwas wie ein Lächeln. „Geh, wohin du gehen musst, und komm wieder, wenn es sich richtig anfühlt. Du hast recht, du bist nicht aus der Welt.“

Doch genauso fühlte sie sich, als sie die Fähre von Junon nach Costa del Sol nach der Überfahrt verließ. Sie erspähte von Weitem die Sonnenschirme am Strand, sah das hellblaue Wasser glitzern, hörte die Leute über ihren Cocktails entspannt lachen, weil sie sich Geschichten aus dem Jahr erzählten, das sich dem Ende zuneigte. Es war warm, die Sonne schien, vor allem junge Urlauber waren unterwegs, die nicht so viel Wert darauf legten, Zeit in der Familie zu verbringen. Yuffie fand das traurig. Doch sie musste auch zugeben, dass es gar nicht so lange her war, dass sie selbst so gewesen war.

„Was soll das heißen, schwanger? Du bist nicht verheiratet! – Wie, der?! Von denen? Das geht nicht, Kind! – Kannst du es nicht noch wegmachen und ihn verlassen? Du musst jemanden von deinem eigenen Volk heiraten, Tochter!“

Sie machte sich auf den Landweg über die Ebene. Sie wusste, sie würde an Rocket Town vorbeikommen: Cid hatte keine Zeit gehabt, sie aufzusammeln und abzusetzen. Er setzte seine Prioritäten richtig, dachte sie, und trotzdem wäre es schön gewesen, nur einen Bruchteil der Zeit unterwegs zu sein, die sie bereits gebraucht hatte und noch brauchen würde. Das Gelände wurde gebirgig. Sie würde auch an Nibelheim vorbeikommen. Wieso eigentlich sah sie Tifa und Cloud so selten? Sie wohnten so nah aneinander wie nie zuvor. Sie war älter geworden, vernünftiger. Waren sie nicht Freunde? So gut wie Familie? Was sie erlebt hatten ...

„Ich hab meine Mutter auch früh verloren ... Ich versteh deine Zweifel mit eigenem Nachwuchs ... Aber ihr macht das schon.“

„Was würde deine Mutter sagen, Tochter, hast du daran gedacht?! Mit so jemandem? Willst du Schande über die Familie bringen?“

Sie verharrte sehr lange an der Küste. Sie spielte mit dem Gedanken, über Nacht hier zu bleiben und es sich noch mal durch den Kopf gehen zu lassen. Aber das war albern. Sie hatte so lange gebraucht, hatte so vieles auf sich genommen, um hierherzukommen, dass es Wahnsinn wäre, jetzt auch nur daran zu denken umzukehren. Doch wäre der Weg nicht so lang, nicht so umständlich gewesen ... sie würde ernstlich darüber nachdenken. Doch sie musste weiter. Sie konnte nicht mehr damit leben, dass wieder ein Jahr anbrechen würde, in dem die Sache immer noch nicht geklärt war. Deswegen ging sie jetzt.

„Für die Männer aus Midgar auch noch ARBEITEN? Bist du von allen guten Geistern verlassen? Wenn du das machst, brauchst du hier nicht mehr aufzutauchen.“

Angekommen, ging sie am Strand entlang. Sie sah schon von hier aus die Pagode. Es dauerte nicht lange, bis sie die Brücken der Siedlung überquerte. Sie hörte das Getuschel der Leute, spürte Finger auf sich zeigen. Doch das war jetzt auch nicht mehr wichtig. Sie musste weiter. Immer weiter. Einem Ergebnis entgegen.

„Du hast dein Erbe beschmutzt. Ich schäme mich für dieses Kind, das sich meine Tochter schimpft.“

Mit anhaltenden Magenschmerzen erreichte sie ihr Elternhaus. Plötzlich fühlte sie sich ganz klein. Sie war sich überhaupt nicht mehr sicher, was sie hier wollte. Auch nicht, als sie ihn entdeckte. Vielleicht sollte sie sich doch verstecken. Nein, zu spät, er hatte sie gesehen, stand dort wie angewurzelt, genauso wie sie.

„Scher dich aus diesem Haus!“

Und nun?
 

~ And it's been so long ~
 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Weihnachten wird immer als "das Fest der Familie" stilisiert, doch für so viele ist genau diese Familie eine Belastung oder gar nicht vorhanden oder sogar schädlich. Das Anna-Karenina-Prinzip besagt, dass jede glückliche Familie auf dieselbe Art glücklich ist, aber jede unglückliche Familie ist auf ihre ganz eigene Art unglücklich. Daher sind die Feiertage nicht für alle schön, sondern für manche besonders einsam.
Aber ich denke, dass "Familie" auch relativ ist. Warum sind "Familie" nur Blutsverwandte bzw. die Adoptiv- oder angeheiratete Familie? Auch gute Freunde gehören zur Familie. Und es ist ok, sich mit ihnen mehr verbunden zu fühlen als mit denen, die einen vor so vielen Jahren einmal gezeugt und seitdem vielleicht nicht gut behandelt haben.
Das sind jetzt natürlich schöne Worte, und leichter gesagt als getan. Es war nur ein Gedanke, wie man die Situation sehen kann, ich weiß, dass er keine Probleme löst. Entweder, die Situation findet ein Ende oder es geht immer und immer und immer und immer weiter ...
Ich wünsche allen, für die Weihnachten aus solchen oder ähnlichen Gründen schwer ist, viel Kraft und alles Gute. Morgen kommt ein schöneres Kapitel, versprochen.
Bis hoffentlich dahin.
Tobie <3

PS Ja, ich sehe ein, dass ein solcher Konflikt zwischen Yuffie und Godo im Originaluniversum unrealistisch ist. Kein Aber. Ich kann nicht mal eine Ausrede anbieten. Es ist, was es ist. Komplett anzeigen

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