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Sein Jahr ohne Sommer

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Sein Jahr ohne Sommer


 

  Sein Jahr ohne Sommer  

#Druna
 

Das, was in seinem sechsten Schuljahr geschehen war, ließ ihn noch immer nicht los. Ständig kreisten ihm die Gedanken, lockten mit Schauer und Schrecken und ließen die Angst, die Furcht allgegenwärtig erscheinen.

Schweiß stand ihm auf der Stirn, rann ihm den Rücken hinab. Der Atem ging ihm keuchend, rasselnd gar. Das Hemd klebte ihm am Leib, war getränkt mit den Tränen der Reue und des Abscheus.

Anders. All das hätte anders sein sollen. Sein Leben, seine Aufgabe. Und doch gehörte er jenen an, die nach Macht strebten und ohne Skrupel über Leichen gingen. Die Wahrheit, so erschreckend, umfasste ihm die Kehle mit den bleichen, dürren, knöchernen Krallen.

Ein krächzender Laut entkam ihm. Strampelnd stieß er die schwere Decke, die ihm Wärme und Geborgenheit versprach, ähnlich einer mütterlichen Umarmung, von sich. Das Grauen wallte durch diese Gemäuer. Der Tod folgte ihm auf dem Fuße und nicht einmal die ersten Flocken des nahenden Winters konnten in ihm ein Licht entzünden, das Rettung versprach.
 

Der Sommer des Jahres 1997 war in seinen Erinnerungen nicht mehr länger existent. Seit der Beherbergung des Dunklen Lords mit all seinen Schergen in ihrem Hause, trieb ihm jeder Gang, jede Bewegung einen eisig kalten Schauer durch die Adern.

Er kannte diese Männer, waren die meisten von ihnen doch die Väter seiner Klassenkameraden. Todesser, die auf Geheiß raubten, verschleppten und töteten.

Mehr noch ängstigte ihn dieser Werwolf, der einer Gruppe sogenannter Greifer angehörend, begierig nach kleinen Kindern lechzte. Nur dann und wann ward er in diesem Hause gesehen, jedoch waren die Besuche nie mit Freude erwartet.

Doch die wohl schlimmste aller anwesenden Kreaturen bleib seine irre Tante. Bellatrix Lestrange – die älteste Schwester seiner Mutter. Sie erschien gerade zu perfide-perfekt für die Absichten Voldemorts. Ihre Verehrung für diesen Potentat des reinen Bösen rühmte sich im stetigen Beisein ihrerseits. Sie glich einem Schatten, so, wie es diese mickerige Gestalt tat, die sich Wurmschwanz nannte.

Ein Verräter, Überläufer, der aus Angst und dem Gefühl der Zugehörigkeit für all das Mächtige, seine Freunde verriet, die gegen den, der nicht genannt werden darf, aufbegehrten, um der Schreckensherrschaft, von vor gut zwanzig Jahren, Einhalt zu gebieten.

Ein kriechendes Getier, sich in der vermeintlichen Gunst Voldemorts sonnend und hoffend, einen ebenbürtigen Platz am Tische zu erhaschen, wie es die wahre Schlange an der Seite des dunklen Herrschers tat. Nagini. Lautlos, flink, rasch mit den Zähnen. Wohl nichts versprach einen grausameren Tod als der Biss dieses Monsters.
 

Das Haar, so blond, dass es weiß zu schimmern schien, das spitze Gesicht. Das Bild vor ihm sah dem seines alten Herrn so ähnlich, dass es ihm schauderte. Doch der einstige Glanz Lucius Malfoys war verblasst. Die Quelle nur ein Pfuhl, ein schlammiges Überbleibsel von Ruhm und Status. All das alte Geld, der Reichtum, waren nicht länger von Wert. Nicht, wenn das Anwesen einem Bahnhof glich, einem Ort, wo die wildesten, verrücktesten Fanatiker ein- und ausgingen. Der Landsitz der Familie war nicht mehr Sinnbild von Prunk und Wohlstand. Keine Pfauen, die auf den hohen Hecken stolzierten. Nur fader, kalter Stein. Das Tor, das Einlass gewährte, schien einem Drehkreuz nahe, das neue Verehrer anzog und die alten Verfechter mit Anliegen entließ. Dies war nicht mehr sein Zuhause. Seine Burg, die Festung, die ihn schützte.

Mutter und Vater waren nur geduldet. Es war ihnen erlaubt, im eigenen Heim zu verweilen. Wie oft vernahm er das Weinen jener Frau. Er wusste um den Zwist ihrerseits. Es zerriss ihr das Herz, all jenen Unterschlupf zu gewähren, um sich weiterhin dem Wohlgefallen Voldemorts zu vergewissern.

Der Salon, im Obergeschoss des Anwesens gelegen, diente den Getreuen als Konferenzzimmer. Als man ihn dazu anhielt, einem Treffen beizuwohnen, glich diese Szenerie einem Traum, den er nie und nimmer zu beschreiben im Stande war.

Der Mord an der einstigen Lehrenden, Professor Charity Burbage, vor wenigen Tagen, vertrieb die sommerliche Hitze mit brachialer Wucht und ließ in ihm, der er Zeuge jener Gräueltat war, eine Wut keimen, deren Ursprung schiere Unsicherheit und Angst vor dem Kommenden nicht länger verbarg. Nie hatte er an dem Unterricht jener Professorin teilgenommen. Es war ihm versagt und nicht gebührlich, Interesse an den Lebensweisen der Muggel zu hegen, geschweige denn, mit ihnen zu sympathisieren.

Die Last auf seinen Schultern wurde ihm beim Anblick des leblosen Körpers, der mit Donnerhall auf dem polierten Holz des langen Tisches aufkam, unerträglich. Als die hohe, kalte Stimme des Dunklen Lords den Befehl zum Festmahl gab, und die treue Gefährtin sich an der Lehrerin gütlich tat, drehte sich ihm der Magen um. Noch nie war ihm so eine Abscheulichkeit unter die Augen gekommen. Der Auftrag, Albus Dumbledore zu töten, hatte ihm alles abverlangt, doch nun, schier und leibhaftig, einer Tötung anwesend zu sein, nahm ihm den letzten Funken, den sein junges Leben zu ertragen vermochte.

Dumbledores Tod war nicht sein Werk. Severus Snape hatte ihm die Bürde genommen, und den alten Schulleiter der Schule für Hexerei und Zauberei mit einem Fluch das Licht des Lebens genommen. Den Fall Dumbledores sah er nicht mehr. Viel zu sehr war ihm die schrille Stimme seiner Tante in den Ohren gelegen, die Aufregung, das Adrenalin, die Flucht durch das Schloss und über das weitläufige Gelände, das Hogwarts einst für ihn zu einem neuen Zuhause hatte werden lassen.

Wie er dem schauerlichen Bild, das die große Schlange beim genüsslichen Verspeisen beschrieb, entkommen war, konnte er nicht mehr benennen. Die Tage wurden ihm nicht mehr tragbar und die Nächte einsam, denn das Dunkel war allgegenwärtig.
 

Sein Blick glitt zu den hohen Fenstern. Der Mond hatte einen Weg gefunden, den schweren Schneewolken zu entkommen und lugte nun mehr strahlend, wie das helle Leuchten einer Laterne, ins Zimmer. Erschöpfung nagte an ihm. Zu träumen war ihm ein Graus. All diese irrgeführten Seelen unter diesem Dach. Die Stimmen, die Laute. Das Juchzen, Krächzen, Wimmern. Er konnte den Genuss der Pein kaum von der Trauer und Müdigkeit unterscheiden, die seine Eltern tagein, tagaus zur Schau trugen. Die Masken, die den in Ungnade Gefallenen schwer auf den Gesichtern lagen, wurden ihnen nur in trauter Zweisamkeit abgenommen.

Der Dunkle Lord labte sich an dem Leid, das er Lucius und Narzissa angedeihen ließ. Sie sollten Buße tun für die Illoyalität und Schwäche, die sein alter Herr in den letzten Jahren gezeigt hatte. Voldemorts erneuter Aufstieg war nahe, denn von Harry Potter fehlte jede Spur.

Mit Widerwillen hatten sie ihn zurück nach Hogwarts geschickt. Nur an den Feiertagen und in den Ferien war es ihm vergönnt, ins elterliche Heim zurückzukehren. Auch wenn sich jede Faser seines Seins sträubte, so ertrug er jene Augenblicke, die ihn zum Bleiben verdammten. Zu seinem Glück verweilte Voldemort seit dem Sommer nur noch selten im Hause Malfoy. Die Abwesenheit des dunkelsten aller Zauberer verschaffte seiner Familie kleine Phasen der Erholung. Die Kraftlosigkeit wich allmählich aus dem Antlitz seines Vaters, so, als schöpfe er neuen Mut, aus einer Quelle, die sich ihm jedoch nicht erschloss. Auch Narzissa zeigte sich angenehmer Erscheinung, als erwarte sie täglich eine Neuigkeit, die ihren Schmerz zu lindern wusste.

Dass sich etwas verändert hatte, bemerkte er, sobald seine Tante den Salon betrat. Das Feuer im Kamin loderte warm, doch vermochte es der stetigen Kälte nicht Herr zu werden. Nervosität übermannte ihn, denn das Weib, schrill und kreischend und doch so raffiniert, trat mit ungewohnt langsamen Schritten auf ihn zu. Eine Wölbung war es, die ihn stutzig machte, denn die Statur Bellatrix' hatte sich gewandelt. Von der einstigen Dürre war nun nichts mehr zu erspähen. Die Augen jener Frau bargen ein Funkeln, das ihn schaudern ließ. Was auch immer in den letzten Monaten seiner Abwesenheit geschehen sein mochte, niemand verlor ein Wort. Er sei alt genug, sich einen Reim auf das Vergangene zu machen, hatte Narzissa erklärt.
 

Erneute Aufruhr war es, die ihn vor dem kümmerlichen Versuch rettete, sich den Tiefen des Schlafes zu ergeben. Euphorie hämmerte an die Tür zu seinem Gemach. Es war die Stimme seiner Mutter, die sich vor Aufregung beinahe überschlug. Sie rief nach ihm, rief ihn zu einem Triumph, dem er jedoch wenig abgewinnen konnte.

Es zeigte sich, dass es den Todessern gelang, erneut Gefangene zu machen. Doch was scherten ihn ein alter Mann, der seit vielen Wochen in ihrem Heim, tief unten in den Kellern, auf das Ende wartete und ein Mädchen? Obschon er vom alten Ollivander einst seinen Zauberstab bekam, waren ihm die Gründe für die Bemächtigung jenes Mannes einerlei. Mit den Monaten, unter dem Joch der Carrow-Geschwister, die jedoch den Schülern des Hauses Slytherin stets den Vorzug gaben, und einem ehemaligen Hauslehrer, der nun als Schulleiter fungierte, schien es weit weniger unangenehm, in Hogwarts verbleiben zu müssen.

Zischelnd drangen die Worte Bellatrix' an seine Ohren. Er möge bekunden, dass dieses Kind, das dort in den Gewölben verblieb, das irre Balg dieses Zeitungserstellers sei, der Potter huldigte.

Er warf einen knappen Blick auf die Gestalt, die sich in der Dunkelheit herumdruckste. Das schmutzig-blonde, wirre Haar fiel ihr über die Augen. Das Gesicht war verschrammt, die Kleidung verdreckt. Zu Bellatrix' Missfallen tat er ihre Annahme mit einem Zucken der Schultern ab. Bejahte und verneinte nicht. Das klägliche Leuchten der kleinen Lampe erlosch mit dem Weggang der Hausherren und ließ die Insassen zurück.
 

Er konnte die Tage, bis zur Rückkehr nach Hogwarts, kaum mehr erwarten. Der Jahreswechsel stand bevor, doch bis auf seine verwirrte Tante schien niemand Anklang daran zu nehmen, denn der Dunklen Lord blieb dem Hause noch immer fern. Dem Hauselfen wurde angetragen, jenen armen Seelen, in den Kellergewölben, gerade so viel Nahrung zu bringen, dass diese nicht vor Schwäche starben. Das leise Flüstern drang jedoch bis zu ihm herauf, wann immer er vor der schweren Tür innehielt. Vielleicht war es auch die Stimme Bellatrix', die ihn auf Schritt und Tritt verfolgte und mahnte, mit den Lehren fortzufahren, trotz des Umstands der baldigen Niederkunft eines Sprösslings, dessen Dasein für ihn so unaussprechlich schien, dass ihm beim bloßen Gedanken an die Zeugung eines Cousin oder einer Cousine der Ekel überfiel.

So kam es, dass in der Nacht des letzten Dezembertages und dem frischen Gruß des neuen Jahres ein Kind das Licht der Welt erblickte und ihn dazu anhielt, dem alten Mann und dem Mädchen die tägliche Ration an Speisen zu bringen. Es war dem gellenden Schrei seiner Mutter geschuldet, dass der Diener des Hauses der Geburt Anteil nahm und niemand einen Gedanken an die beiden Gefangenen verschwendete.

Ihm stieg der modrige Geruch des Gemäuers in die Nase, zwickte ihn nicht weniger unangenehm, als es der Umstand des neuen Lebens tat, das weinend und schreiend viele Stockwerke über ihm nach Aufmerksamkeit verlangte.

Niemand verlor ein Wort, als das alte Tablett mit Brot über den Beton schabte. Der Laut war selbst ihm zuwider, doch was kümmerte ihn das Wohlwollen dieser verräterischen Abkömmlinge? Der Mann, der einst zu den besten Zauberstabmachern zählte, wirkte ausgemergelt und jeglicher Kraft beraubt. Doch bei dieser Gesellschaft wunderte es ihn kaum, dass es der Alte vorzog, den Tod willkommen zu heißen. Allerdings schlug er sich tapfer, nagte an der Krume und klammerte sich an den Rest seines kümmerlichen Lebens.

Er spürte den Blick des Mädchens auf sich. Auch wenn er vermied, sie anzusehen, war ihm nicht wohl bei dem Gedanken daran, dass sie um ihn wusste. Sie kannte ihn, natürlich tat sie das. Sie gehörte zu Potters Anhängerschaft, war die Tochter dieses irren Zeitungsmachers und wirkte immer schon verrückt. Sie begegneten einander mit einem flüchtigen Blick. Kaum merklich neigte sie den Kopf als wolle sie erfragen, warum er, statt eines Hauselfen, ihnen das magere Mahl bescherte.

Er biss sich auf die Lippen. Bis auf die Mitglieder seiner Familie, mied er Kontakte zu anderen, weit aus gefährlicheren Wesen. Ein Sehnen, endlich diesem Haus zu entkommen, glomm mit jedem Flehen, das unausgesprochen blieb. Zu seinem Erstaunen wagte niemand die brüchigen Stimmen zu erheben. Trostlos sackte der alte Ollivander wieder in sich zusammen. Die Kettenglieder klirrten und erinnerten ihn unweigerlich daran, auch eine Art Gefangener zu sein.

Das Geschrei von oben her erstarb. Er wagte es kurz, zur niedrigen Zimmerdecke aufzusehen.

Ein kleines Grunzen ließ ihn zusammenfahren. Es war Ollivander, der ihn mit trüben Augen anblickte. Doch kein Zorn lag in dem Ausdruck auf seinem Gesicht. Wusste er, dass es so kommen würde? Es war nicht der erste Krieg, den der Alte miterlebt hatte. War es Resignation? Ergab er sich, nach all den Lebensjahren, dem Unausweichlichen? Waren ihm die Tage schon gezählt? War die Kunst des Fertigens, des Lernens und Lehrens nun mehr dem Ende nahe?

„Mister Malfoy“, erhob er holpernd und stolpernd die knarrende Stimme. „Wie man hörte, gibt es Anlass zur Freude in Ihrem Haus?“

Er schmälerte den Blick. Doch was konnte ihm schon widerfahren, wenn er etwas preisgab, das ohnehin unter dem Mantel der Verschwiegenheit schlummern würde, sollte der alte Mann hier, in den Kellern der Malfoys, sterben? Auch das Mädchen würde hier nicht mehr lebend hinaus spazieren.

Sowie er zum Sprechen ansetze, rief man nach ihm. Krachend fiel die gitterne Türe ins Schloss und die Schritte seinerseits verloren sich in Stille.
 

Das, was einst für einen Moment die Welt erblickte, war ihnen so rasch genommen, dass es ihm kaum fassbar war. Das Kind ward fortgeschafft, wortlos, ohne Klagen. Es war ihm beängstigend und ein Rätsel zugleich, wie beherrscht diese Situation aufgenommen wurde. Als seien die vergangenen Wochen nichts, über das je ein Wort verlören würde.

Ein weiteres Geheimnis, das in den Büchern und Stammbäumen der Blacks und Malfoys nie Erwähnung finden sollte. Die Trauer über den Verlust hielt jedoch nicht lang vor. Als habe jene Lücke nie existiert, schien die Familienbande stärker geknüpft und motivierender, als es ihm je möglich schien.

Erleichterung übermannte ihn beinahe, sobald er einen Fuß in den Hogwarts-Express setzte, der ihn fort von all dem Chaos und Wahnsinn holte. Die Meldungen über Harry Potters verbleib, über Angriffe, Verletzte, Verschwundene, Inhaftierte, das Ausradieren ganzer Familien, scherten ihn nicht, solang es den seinen gut erging.
 

Mit dem Wissen, dass jener Boshaftigkeit dazu gereichte, Leid und Schmerz heraufzubeschwören, verbarg er mögliche Zweifel, Ängste und Kummer unter einem Instrument, das er zu beherrschen gelernt hatte.

Masken bargen, täuschten, beirrten. Absichten wurden verschleiert, da niemandem Einblick ins Reich des Verborgenen gewährt wurde. Kein Vertrauen, da ein mienenloser Ausdruck nichts von Zuversicht, Verstehen oder gar Anteilnahme erkennen ließ.

Die, mit denen er sich umgab, waren nicht weniger von Bedeutung, als er selbst. Kinder großer Familien, bereits mit der Bürde der Vorurteile geboren, geimpft und vergiftet mit irrgeleiteter Anschauung, ohne den Schneid zur Rebellion. Warum kämpfen, wenn es einen Weg des geringeren Widerstandes gab? Wofür einstehen, wenn der Schoß stets voll mit allem war, was einem Spross zum Gedeihen genügte?

Das Entführen und Morden der Gegner war in einem Krieg unausweichlich. Schicksale so bedeutungslos und die vielen, kleinen Leben nicht mehr als Figuren auf einem Brett. Schieben und geschoben werden, leben und sterben. Ein Kreislauf, wenngleich zuwider.
 

Er war kein Krieger. Kein Kämpfer. Begehrte nicht auf. Die Furcht, einen fatalen Schritt zu tun, etwas zu wagen, klammerte sich an ihn und riss ihn zu Boden. Wie der alte Mann in den Kellern, so sackte auch er in sich zusammen. Mit Scham auf den Wangen entsann er sich der Begegnung mit den Gefangenen.

Die Minuten in der spärlich beleuchteten Kammer krochen dahin. Ollivander gab vor, Ruhe zu suchen und nur die Augen des Mädchens verfolgten ihn. Erkannte sie einen Funken bitterlicher Reue in seinem Gebaren? Sah sie das Grauen, die Schrecken, denen er ausgeliefert war? Gar die Schuld, die ihn niederrang? Die Last, mit Taten leben zu müssen, die nie wieder gut, ganz und heil gemacht werden konnten?

Sie schwieg, atmete leise, kaum hörbar. Sie scheute seinen Blick nicht. Hielt ihm stand, wirkte unbeeindruckt, so, als sähe sie durch ihn hindurch.

Abermals neigte sie, kaum merklich, den Kopf. Betrachtete ihn, jedoch nicht mit absichtlicher Neugierde. Sie fragte nicht nach dem Warum. Verlangte keine Antworten auf Fragen, die unausgesprochen blieben. Sie nahm sich ihres Schicksals an und bewies damit mehr Mut, als ihm in diesem Moment zu eigen war.

„Du lässt niemanden an dich heran. Und das ist in Ordnung, denke ich.“

Sie sprach, ohne dass er gefragt hatte und ihre Worte hallten noch lang in ihm nach.

Okklumentik, jene Lehre in der ihn einst Bellatrix unterrichtete, war für dieses Mädchen nur Verschwendung von Ressourcen. Dieses verträumte, immer etwas neben sich stehende Mädchen, mit einer Stimme, die, im passenden Augenblick Ruhe versprach, doch ihn innerlich zur Weißglut trieb. Das, was sie in ihm zusehen glaubte, traf seinen Kern und erschütterte das fragile Gerüst, das ihn auf den Füßen hielt.

Pfeilschnell, ohne Gnade, trieb sie ihn auf die Knie und das einzig und allein durch das intensive Betrachten seinerseits. War er so zerbrechlich? Erschöpft? So ermattet wie einst sein Vater, der der Familie Schande brachte?

Das Mädchen war verrückt und er ließ sich von einer Verrückten seine Schwächen aufzeigen. Hatte die Maske ihren Dienst versagt? Wenn ein wirres Kind im Stande war, mit bloßen Worten das zu enttarnen, was er mit Mühe zu verbergen versuchte? Nagten Krieg, Angst und Zerstörung so sehr und zu lang schon an ihm?

Ein Leben in Angst und Unsicherheit. Blieb Ignoranz eine Form der Schwäche? Doch wie sollte er sich wehren, wenn alles um ihn herum zerbrach? Bald wäre der Krieg vorbei und das Einzige, was er tun konnte, wäre im richtigen Moment auf der richtigen Seite zu stehen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Hopey
2020-10-13T17:16:44+00:00 13.10.2020 19:16
Huhu :D

So meine Liebe, nach vielen – anfänglichen, Schwierigkeiten (you know) – hab ich es endlich auch mal geschafft xD

Wie du weißt xD
Gibt es hier und da gewiss das eine oder andere Wort, das ich tatsächlich nachschlagen (a la googel) musste :D. Jedoch ist das KEINE Kritik xD (und auch nicht böse gemeint ;D).
Denke dir so: wenigstens schlägt einer die Worte definitiv nach xD (und trägt so evtl. / vermutlich zum Wortschatz bei)
→ Auch wenn dich das am Ende verraten hatte ;D

Was mich manchmal durcheinander brachte, war die „Zeit“ in der man sich aufhielt. Ich verlor zum Teil den Kontext xD
Die Lehrerin starb Sommer 1997. Dann war plötzlich die Rede von Dumbledore, seinem Tod und dem Auftrag dazu (später erst klingelte es bei mir, dass es wohl eine Art Rückblickende, Rückblende war xD). Dann kamen die Schneeflocken (ich nehme an die Weihnachtsferien xD)
Und dann, verlor ich erneut den (Zeitlichen) Kontext ^^“, als es hieß dass Ollibander und Luna seit Wochen im Kerker verweilten o.o (wenn ich mich recht erinnere, wurde Luna, auf der Heimfahrt in die Weihnachtsferien entführt…, weswegen Luna ja eigentlich keine Wochen bereits dort sein konnte *nachdenklicher Symily*). Später redet man erneut vom Jahreswechsel → Also, halte ich mich doch in den Weihnachtsferien auf.
Am Ende, so nahm ich an. Sind die Weihnachtsferien zu Ende, jedoch warf der letzte Abschnitt mich erneut aus der Bahn ^^° (ich nehme an, es war erneut ein Rückblick?)
→ Wie du siehst, bin ich, was den Zeitlichen Ablauf angeht, total durcheinander gekommen x“D.


Pfui. Ich habe das ja nie gelesen (Crused Child), aber die Vorstellung das Bellatrix und Voldemort was hatten (auch wenn nur Sex), ist einfach absurd. Ich verleugne dieses Kind gerne x“D… und bin erleichtert und froh, dass du dabei nicht auf Voldemort als Vater eingegangen warst ^^ (kann den Typen, egal mit welchem Pair einfach nicht leiden).
Die Frage die sich mir aufwirft, ob Draco ahnt(e) wer der Kindsvater war ^^? Vor allem, als das Kind dann weggenommen wurde.

Habe ich jedoch richtig verstanden, dass das Kind in den Weihnachtsferien zur Welt kam? :). Also ja (ich beantworte mal selbst die Frage xD). Stand ja da, zum Neujahreswechsel x“D.


Jetzt zu den Charakteren ;)
° Ich fand es interessant, die Zerrissenheit von Draco zu lesen. Er weiß, es ist falsch, und doch tut er es, weil es von ihm verlangt wird.
Es hat mir gefallen, wie du ihn entsprechend dargestellt hast. Seine Gedanken zu lesen, ein Blick in sein inneres zu erhaschen und ja, ich kann mir das gut vorstellen, dass es ihm vielleicht wirklich so erging :)

Zu den anderen Charakteren kann ich eigentlich nichts sagen, die kamen eigentlich nicht wirklich vor x“D.


Allgemein:
Die Story, hat mir gut gefallen :). Wie gesagt, ich war davon fasziniert (von Dracos Innenwelt).
Jedoch muss ich sagen, von Druna, sah ich tatsächlich nichts (egal ob Freundschaftlich oder als Pairing :D). Hätte jetzt oben nicht Druna gestanden, dann hätte ich das auch nie angenommen (wenn ich ehrlich bin xD). Was ich irgendwie doch recht schade fand, als ich die Charaktere Draco und Luna laß. Dabei wäre es egal, ob es Freundschaft wäre oder nicht :) (Die Freundschaft der beiden, finde ich ebenso faszinierend und interessant ;D – vermutlich sogar mehr, als die Tendenz zum Pair xD).

Das ist jetzt KEINE Kritik :), aber ich fand, dass die Dialoge mager ausgefallen waren :) (ich meine, dass hängt jetzt viel von persönlichen Vorlieben ab und so ;D. Ebenso ist mir bewusst, dass es mehr um Dracos Innenleben/Gedankenwelt ging, weswegen sie Mager ausfielen → Entsprechend passt das und ist auch vollkommen okay :D)



Ich hoffe ich hab nichts vergessen oder ausgelassen xD.
Falls doch, einfach melden ;D

♥♥♥♥♥
Hopey
Antwort von: irish_shamrock
17.10.2020 18:26
Liebe Hopey,

vielen Dank für deine Worte und natürlich hast du recht, dass diese Geschichte eher Draco-zentriert ist. Ich muss gestehen, dass ich eine andere Geschichte in Planung hatte, aber diese Idee musste ich erst einmal verwerfen. Und natürlich hattest du auch andere Fandoms und Charaktere, die mir zugesagt hätten, doch ich blieb an Draco und Luna hängen. Auch wenn von ihr leider zu wenig kam. Irgendwann war bei mir aber die Luft/Lust aus und das bedauere ich sehr :( ... vielleicht ergibt sich noch einmal die Möglichkeit, dass ich für dich schreiben darf oder ich beende die angefangene Geschichte und lasse sie dir dann, auch wenn das Wichteln nebst Thema bereits beendet ist, zukommen.
Und vielleicht wäre mir auch ein ganz anderer Verlauf der jetzigen Geschichte in den Sinn gekommen, doch der Kopf war zu und die momentane Lebenslage ließ leider keinen bis wenig Spielraum für andere Worte, Taten ect.pp

Dennoch bedanke ich mich nochmals für deinen Kommentar.

Liebe Grüße,
von mir zu dir,
irish C:
Von:  _Natsumi_Ann_
2020-10-13T08:03:24+00:00 13.10.2020 10:03
Hallo liebe Irish,

Ich liege am Strand und habe heute das erste Mal mein Handy mit. Da ich lange nichts mehr von dir gelesen hatte fiel mir Draco x Luna natürlich sofort auf. Ich liebe Luna, mit Draco tue ich mich etwas schwer, aber dennoch ist es eine seltsam interessante Kombination.

Ich bin gespannt wie es weiter geht :))
Kussi (mit Maske xD)

Natsu

Antwort von: irish_shamrock
13.10.2020 16:47
Hey Schnuggi,

das finde ich aber toll, dass du dir in deinem Urlaub die Zeit nimmst, um zu lesen :3 ...
Danke für deinen Kommentar ♥ ... aber die Geschichte ist beendet, folglich wird es keine weiteren Kapitel geben.

Liebe Grüße und einen schönen Resturlaub dir,
irish :*
Antwort von:  _Natsumi_Ann_
14.10.2020 04:47
Uups das hab ich wohl überlesen, weil für ein erstes Kapitel wäre es perfekt gewesen xD und da du immer soviel schreibst dachte ich auch da kommt noch mehr xD

Aber muss Hopey dann Recht geben noch mehr von den beiden wäre toll gewesen hrhr xD aber trotzdem ein schönes Innenleben von Draco ... Finde ihn iwie primitiv und schwierig als Charaktere xD das bei mir immer so der Zwiespalt xD
Antwort von: irish_shamrock
17.10.2020 18:29
Dieses Mal war die Luft leider etwas dünn und raus ._. ... und ich hatte mir das ganz anders gedacht.
Vielleicht komme ich ja noch mal dazu, einen 2. Teil zu schreiben ...
Wobei ich nicht sagen kann, dass ich Draco als primitiv beschreiben würde, eher verzogen, überbehütet ... und eigentlich der Gesellschaft und den heutigen Standards angepasst. In die heutige Zeit würde er super reinpassen.
Von:  Dragon1
2020-10-08T18:09:30+00:00 08.10.2020 20:09
, Deine Geschichte hat mir wirklich sehr gefallen. Ich mag die Satzbauweise und wie du mit den Worten spielst. Dracos Innenleben und die innere Zerrissenheit hast du gut rüber gebracht.
Eine sehr gelungene Fanfiction ^~^
Antwort von: irish_shamrock
09.10.2020 05:41
Hallo Dragon1,

vielen, lieben Dank für deine Worte. :)


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