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Die Sonnenprinzessin und der Koboldprinz

Fortsetzung von "Prinzessin Aline und die Groblins"
von

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Sonne und Äpfel

Kapitel 7 – Sonne und Äpfel

 

Alina war wütend. Wie konnte er sie einfach so übergehen und von sich stoßen? Sie wusste nicht weshalb, aber das hatte etwas in ihr berührt. Anders als die Quälereien zuvor, welche sie auch schon sehr verletzt hatten, hatte sie sein Verhalten tiefer getroffen. Es stellte sich nur die Frage, warum? Man konnte nicht davon sprechen das sie gut behandelt wurde. Doch besser als das was die anderen Groblins ihr antun würden, wie ihr deutlich gezeigt hatte. Sie musste also dankbar sein, das er sich gnädiger zeigte. Während sie bewusstlos auf seiner Brust gelegen war, ist ihr Bewusstsein früher zu ihr zurück gekehrt als sie gezeigt hatte. Aline hatte sich mehr als erschrocken als sie begriff wo sie war und wer sich unter ihr befunden hatte. Ihr Herz hatte so viel Blut gepumpt als hätte sie vor etwas fortlaufen müssen und das Rauschen in ihren Ohren war immer lauter geworden. Tatsächlich hatte sie befürchtet das er es bemerken und sie von sich schubsen würde. So lange Zeit ohne einen Lieben, ohne jemanden mit dem man sprechen konnte und sich gut verstand war es schnell sehr einsam. Froschlippe war weiß Gott nicht ihre erste Wahl, doch es tat gut Wärme und Nähe zu spüren, vor allem nachdem sie bemerkte das sich seine Hände auf ihren Rücken befunden hatten.

Es war als würde man umarmt werden und für wenige Minuten konnte sie sich vorstellen das ihr Vater oder Curdie sie umarmen würde. Doch die Vorstellungskraft hielt nicht lange an. Froschlippe mag nicht der schönste sein und spuckte hier und da beim Sprechen, doch sein Körper war fest und stark wie wohl bei allen Groblins. Es gaukelte ihr das Gefühl vor sicher zu sein, obgleich sie das nicht war. Aline konnte niemals sicher sein ob er ihr nicht nach der Hochzeit etwas antun würde um sie loszuwerden. Sollte er sie am Leben lassen würde sie mit ihm leben müssen. Egal was passierte, Aline konnte nicht riskieren das einer ihrer Lieben oder ihrem Volk etwas passierte. Groblins bestückt mit Steinschuhen und Wachs in den Ohren würde sie zu unschlagbaren Gegnern machen. Vielleicht sollte sie sich mit ihrem Schicksal anfreunden. Wenn sie sich bemühte könnten sie vielleicht eine Art Freundschaft eingehen.

Er roch nicht unangenehm, stellte sie fest. Seine dicke, glatte Haut war warm an ihrer Wange und sein Duft erinnerte sie an Erde, Stein, Wurzeln und etwas anderes, was sie nicht bestimmen konnte. Ungewohnt, aber nicht unangenehm.

Nachdem Froschlippe nach dieser unsäglichen Koboldin gerufen hatte glaubte sie schon das ihre Schonfrist vorbei war. Vielleicht hatte er sich nur geopfert sie zu wärmen um sie gleich weiter zu quälen wenn es ihr besser ginge. Doch zu ihrer Überraschung hatte er sich für sie eingesetzt und das sehr gründlich.

Sie wusste nicht woher, doch glaubte Aline zu wissen das Pucca in Froschlippe verliebt war und sicher gehofft hatte ihn heiraten zu können. Ob sie je eine Chance gehabt hätte konnte sie nicht einschätzen, da sie nicht wusste ob es noch andere Groblin-Reiche hier in der Nähe gab, doch hatte sie Mitleid empfunden. Die Quittung hatte sie jedoch gleich erhalten.

Das Frühstück ließ Aline ausfallen und war dankbar das Tambelina empfahl das sie im Bett bleiben sollte. Sie hatte diese Groblin schon fast ins Herz geschlossen. Pucca und Tambelina waren das beste Beispiel das auch Groblins vielseitig und einzigartig waren, wie bei Menschen auch.

 

**~**~

 

Während Aline im warmen Bett lag und Tambelina noch mal ihren Hals verarztete kam Froschlippe herein mit einer Schüssel in der Hand und ihr schwante furchtbares.

Er brachte ihr essen und Alines Magen fiel ihr in den Rücken und begann zu knurren als sie an den Vorgang dachte sich etwas in den Mund zu stecken.

Tambelina verabschiedete sich, hievte ihr Reff auf ihren Rücken und ging ihres Weges.

„Ich weiß du magst unser essen nicht, aber es gibt nichts anderes“, sagte er, setzte sich zu Aline aufs Bett und drückte ihr die Schüssel in die Hände.

„Werde mich wohl dran gewöhnen müssen“, nuschelte Aline vor sich hin und stocherte in ihre Schüssel herum. Froschlippe hatte tatsächlich wieder einen Brei zusammen gestapft, damit sie nicht sehen musste was sie da aß.

Froschlippe brachte ihr jeden Tag etwas zu essen und sie schlief weiterhin in seinem Bett, doch erholte sie sich nie mehr richtig. Müde und schwach fühlte sie sich immerzu und schlief meistens. Zwei Wochen vor der Hochzeit war sie kaum in der Lage sich zu erheben.

„Was hat sie Tambelina?“, fragte Froschlippe ungeduldig und blickte immer wieder zu Aline hinüber die in seinem Bett lag und sich unter den Fellen vergraben hatte.

„Nun, mein Prinz, sie ist ein Sonnenmensch. Abgeschirmt von der Sonne, keine frische Luft und essen tut sie nicht sehr viel.“

„Was tu ich nur?“

„Bringt sie hinauf, nur für ein paar Stunden täglich. Sie ist es nicht gewohnt im Dunkeln zu leben, es bringt ihren Körper durcheinander.“

„Doch wenn sie versucht mir weg zu laufen?“

„Es gibt Öffnungen im Berg, weiter oben, nahe der Spitze. Dort oben kann sie nicht fliehen, aber sie kann sich sonnen und schenkt ihr doch ein paar Sonnenfrüchte. Das wird sie sicherlich freuen. Wer weiß, vielleicht stärkt es eure Bindung, schließlich werdet ihr bald heiraten. Distanzierte Höflichkeit wird in so einem Fall nicht zu Vertrautheit beitragen, denk an dein Volk und dein Vorhaben, wenn ich so ehrlich sein darf.“

„Ich denke darüber nach.“

So ging Froschlippe zu Aline und schob die Felle auseinander bis er sie fand. Dort lag sie. Dünn, blass, ihre Haut war fast durchsichtig und ihre Augen waren blutunterlaufen. Sie sah aus wie ein Geist mit roten Haaren. Die Wangen eingefallen und die Augen wirkten in den Schädel hinein gesunken.

„Wasn los?“, fragte Aline schläfrig und blickte aus müden Augen zu ihm empor.

„Ich will dir etwas zeigen“, sagte Froschlippe nur und hob sie hoch.

 

Tambelina sah den beiden erstaunt hinterher. Sie kannte Froschlippe sehr gut, von Kindheit an hatte sie ihn gepflegt wenn er sich verletzt hatte und hatte geholfen ihn zur Welt zu bringen. Der junge Groblin der losgezogen war um die Prinzessin zu entführen und der Groblin der mit der Prinzessin zurück gekehrt war, waren ganz verschieden. Veränderung brachte Umdenken mit und regte das Erwachsenwerden an. Fern von Aline und bei seinen Eltern verfiel er fast in seiner alten Rolle als verwöhnter Prinz, doch in Alines Nähe wurde er zu einem Beschützer. Es mag daran liegen das er keine Geschwister hatte, dachte sie. Bisher hatte er sich nie um andere Gedanken machen müssen als um sich selbst.

 

Aline versuchte überall hinzusehen nur nicht zu Froschlippes Gesicht hinauf. Was er wohl vorhatte? Sie traute sich kaum nachzufragen, wo sie wusste das er sich schnell aufregen konnte. Nach einer Ewigkeit die er durch die dunklen Gänge gestapft war und das immerzu bergauf, sah sie bald Licht am anderen Ende des Tunnels. War dort wirklich Licht oder befanden sich dort leuchtende Kristalle? Oder wurde sie langsam verrückt?

Nein, tatsächlich, sie täuschte sich nicht, dort war Sonnenlicht. Sie musste die Augen fest zusammenkneifen um sich an das grelle Licht zu gewöhnen, es brannte sehr unangenehm in den Augen, aber die Sonne auf der Haut zu spüren ließ sie blind in den Himmel lächeln. Diese Wärme, diese wundervolle Wärme, die ihr Herz erreichte und in sekundenschnelle mehr Kraft durch ihre Adern fließen ließ.

Mit zusammengekniffenen Augen blickte sie zu Froschlippe hinauf und auch er hatte seine Augen zugekniffen. Vor zwei Wochen als sie entführt worden war hatten sie während des ganzen Sonnenaufgangs gekämpft und sich da an das Licht gewöhnt, aber sicherlich hatte es ihn trotzdem geschmerzt. Froschlippe legte sie auf den Boden ab und blieb im Schneidersitz neben ihr sitzen. Dort blieb sie liegen auf dem warmen Boden und konnte nicht aufhören zu lächeln.

 

„Es ist so schön“, seufzte sie glücklich. „Ich danke dir.“

Überrascht öffneten sich Froschlippes Augen und er blickte erstaunt zu ihr, doch der Schmerz der das Licht in seinen Augen verursachte, hatte nur einen kurzen Blick auf Aline erlaubt. Für ihn war es unangenehm im Licht und es wurde unangenehm warm, doch das Lächeln gefiel ihm und das sie sich schnell besser fühlte und ihre Laune sich besserte, ließ ihn hoffen das sie sich bald wieder erholte.

„Ähm... schon in Ordnung. Kann dich ja nicht sterben lassen.“

Froschlippe fühlte sich in ihrer Gegenwart immer etwas ungeschickt. Bei seinen Eltern und vor seinem Volk, selbst bei den Versammlungen im Palast, da fühlte er sich stark und unfehlbar. Er war schließlich der Prinz und sein Volk sah zu ihm auf, seine Mutter verehrte ihn. Doch nun seit er Aline bei sich hatte war es ihm nicht mehr so viel Wert, denn für Aline war er nicht stark, unfehlbar und sie sah nicht zu ihm auf. Seine Nachricht die er an den Sonnenkönig überliefern ließ hatte den gewünschten Erfolg gebracht. Die Menschen verhielten sich still und die Bergleute versuchten keine Tunnel zu graben.

Alles lief nach Plan, aber dennoch fühlte er sich als balancierte er einen riesigen Fels auf seinen Schultern. Nur ein falscher Schritt und es konnte alles zusammenbrechen und es ging nicht nur um sein Leben, das hatte er nun verstanden. Der Kampf gegen die Menschen hatte ihm gezeigt das sie nicht so stark und unbesiegbar waren wie er geglaubt hatte. Dumm und naiv war er gewesen. Nun hatte er Aline hier und Tag ein Tag aus grübelte er darüber nach ob es eine gute Entscheidung gewesen war sie zu stehlen.

Aline bemerkte das Froschlippe völlig neben sich stehen musste, doch sagte sie nichts. Es ging sie nichts an und sie wollte keinen Streit riskieren. Er hatte sie in die Sonne geschafft, sie sollte zufrieden damit sein, ermahnte sie sich. Gewonnene Freiheit konnte man schnell verlieren. Wie es ihrem Vater wohl erginge? Und Curdie, und Robin, ihrem Kater. Sie vermisste sie so schrecklich. Tränen drängten sich in ihre Augen, wie sehr sie auch versuchte diese aufzuhalten. Jetzt wo sie nicht alleine war musste sie ausgerechnet weinen. Gerade als sie die warmen Strahlen der Sonne auf ihrer Haut genießen konnte. Das Leben konnte so richtig gemein sein. Stumme Tränen rannen ihr die Wangen hinunter, doch bemühte sie sich leise dabei zu bleiben. Die Tatsache das Froschlippe das helle Licht nicht vertrug war in diesem Fall von Vorteil.

Stunden später trug er sie wieder zurück und blickte verwundert auf sie hinunter. Ihre Augen waren gerötet und geschwollen und er bildete sich ein Tränenspuren auf ihren Wangen zu sehen. Hatte ihr es nicht gefallen?

Wieder in seinem Schlafzimmer angekommen legte er sie ab, drehte sich um und wollte hinaus gehen.

„Können wir das wieder machen?“, fragte Aline mit leiser Stimme, aber für ihn deutlich zu hören.

Erstaunt blickte er zu ihr und hatte noch nie in seinem Leben so ein hässliches, wie schönes flehendes Gesicht gesehen.

„Ja“, sagte er nur schlicht und ging weiter.

 

Am nächsten Tag kam er wieder zu ihr und trug sie den Berg hinauf. Schon mit einem Lächeln hatte Aline ihn entgegen gesehen, als er ihr sagte was er vor hatte. Einen Arm hatte sie um seinen Hals geschlungen, ihr Kopf ruhte an seiner Brust.

Oben an der Klippe der Höhle angekommen setzte er sie wieder ab und grinste breit bis zu beiden Ohren.

„Die Sonne ist so herrlich“, sagte sie und zuckte kurz erschrocken zusammen. Ob sie ihn beleidigte wenn sie so etwas sagte? Doch glücklicherweise hatte er nicht darauf reagiert. Zu ihrer Überraschung kramte er in einer Jutetasche herum, die ihr vorher nicht aufgefallen war. Mit einem quietschenden Japsen nahm sie den Apfel entgegen den er ihr entgegen hielt.

„Danke, danke“, strahlte sie und biss herzhaft hinein. Fern von allen Manieren und Sitten saß sie im Schneidersitz im Schmutz, die wilde Mähne hing über ihren Rücken, die Spitzen auf dem Boden und schmatzte genüsslich.

So gefiel sie Froschlippe besser stellte er fest und erschrak sich über seinen eigenen Gedanken.

Nun empfand er Menschenmädchen nicht mehr als grässlich, irgendwas schien mit ihm nicht zu stimmen.

„Die Aussicht ist fantastisch“, versuchte Aline ein unverfängliches Gespräch anzufangen.

Froschlippe schrak aus seinen Gedanken und spürte kurz wie seine Wangen und Ohren wärmer wurden.

„Ja, ja... ist nicht schlecht“, sagte er und sah, heute mit weniger Schmerzen in den Augen hinaus aufs offene Meer. Kein Schiff war zu sehen und die wilden Wellen preschten an den Fuß des Berges.

„Du gehst so zielsicher durch die dunklen Tunnel, in denen ich so gut wie nichts sehen kann. Es muss schrecklich für dich sein hier in der Sonne zu sitzen. Aber ich stelle es mir aufregend vor im Dunkeln sehen zu können. Ich wünschte das könnte ich auch“, lächelte Aline und blickte weiter aufs Meer hinaus während sie den leckersten und süßesten Apfel ihres Lebens verspeiste.

„Darüber habe ich nie nachgedacht.“

„Du kannst auch besser hören nicht wahr? Das ist mir schon aufgefallen. Oft wenn Vater wichtige Besprechungen hatte oder Lottie mit anderen Weibern getratscht hat hätte ich zu gern die Ohren eines Groblins gehabt. Dann hätte ich Mäuschen spielen können.“

„Dafür kannst du in die Sonne spazieren ohne zu erblinden und zu verbrennen“, sagte Froschlippe und wie um seinen Worten mehr Bedeutung zu verleihen setzte er sich etwas tiefer im Schatten der Höhle, geschützt vor der heißen Sonne.

„Es brennt sehr stark in den Augen und mir wird schnell zu heiß“, erklärte Froschlippe auf ihren fragenden Blick hin.

„Dafür bist du nicht so schwach wie ich. Ich schäme mich nicht ein Sonnenmensch zu sein, wie ihr uns nennt, doch... komme ich mir nun schon sehr schwach vor. Klingt verrückt, aber es ist mir peinlich. Schade der Apfel war so schnell gegessen.“

„Hier hast du etwas anderes“, sagte Froschlippe und grabschte eine andere Frucht aus seinem Beutel.

„Danke“, strahlte Aline. „Woher hast du sie?“

„Nahe dem Berg befinden sich Felder. Dort habe ich sie her.“

„Du warst draußen?“

„Ja während der Nacht. Es hat Vorteile das ihr nachts nichts sehen könnt.“

„Hat dich jemand gesehen?“

„Nein.“

„Warum hast du nicht jemanden von deiner Wache geschickt?“

„Wenn von meinem Volk jemand wüsste was ich hier tue, wäre das Theater groß. Wir verabscheuen Menschen und Mutter macht sich immer so viele Sorgen“, stöhnte Froschlippe genervt.

„Tja, dumm nur das du mich heiratest“, sagte Aline freudlos. „Dann können sie mich noch mehr hassen, wie diese Pucca.“

„Sie werden sich an dich gewöhnen“, beschwichtigte Froschlippe.

„Das glaube ich nicht.“

So schnell das Gespräch angefangen hatte, so schnell war es wieder vorbei. Jeder hing seinen dunklen Gedanken nach und fürchtete die Zukunft.



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