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Schatten der Vergangenheit

von

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Der Unfall

Wütend warf Asami sein Handy auf den Schreibtisch vor sich. Diese vollkommen nichtsnutzigen Taugenichtse. Vor zwei Wochen war sein Akihito mit seinen zwei besten Freunden in die Schweiz abgereist. Der Fotograf war dort für ein exklusives Fotoshooting engagiert worden und hatte spontan Takato und Kou eingeladen mitzukommen. Anscheinend war Akihito schon zwei Tage nach ihrer Ankunft von den beiden getrennt worden. Dieser Kou hatte irgendetwas von einer scharfen Blondine gefaselt mit der Akihito wohl mitgegangen war. Noch nicht einmal vermisst hatten die beiden Flachpfeifen ihn! Erst als der Fotograf am letzten Tag auch nicht auftauchte um seine Sachen zu packen, hatten die beiden angefangen sich Sorgen zu machen! Asami schäumte vor Wut. Diese Sorge war wohl berechtigt gewesen, wie jetzt auch Kou kleinlaut zugegeben hatte.

Akihito lag seit drei Tagen im Krankenhaus. Seine Freunde waren nicht zu ihm vorgelassen worden, da sie keine Angehörigen waren. So konnten sie Asami leider auch nicht sagen was mit dem Fotografen geschehen war. Nur eines wussten sie, es war wirklich sehr ernst, lag Akihito doch noch immer auf der Intensivstation.

Mit einer hastig angezündeten Zigarette im Mundwinkel verließ Asami sein Büro im Shion. Sofort kam Kirishima zu ihm. "Lass den Wagen vorfahren, und sorg dafür das der Jet startklar gemacht wird. Leite alles in die Wege das wir ohne Probleme in die Schweiz kommen."

Überrascht sah Kirishima auf, fragte jedoch nichts. Er kannte die Laune seines Chefs zu gut, als das er ihn durch unnötige Fragen noch weiter reizen würde. Hastig nickte er und zog sein Handy hervor um die knappen Befehle weiter zu geben.

Ohne seinen Leibwächter noch eines Blickes zu würdigen trat Asami an die Bar und ließ sich einen Whiskey einschenken. Es dauerte nicht lange bis der Wagen bereit war und ihn zu seinem Penthouse fuhr. Suoh war bereits dort und hatte alles zu seiner Zufriedenheit vorbereitet. An der Tür standen zwei große Koffer und auch die Tasche von Akihito war gepackt worden. Nur kurz warf Asami einen Blick auf die Sachen bevor er nickte und Suoh die Taschen zum Wagen brachte. Er selber ging noch einmal in den kleinen Panikraum neben seinem Schlafzimmer. Hier bewahrte Asami neben allerlei Spielzeug auch seine gut bestückte Waffensammlung auf. Aus einem Schrank an der Wand holte er einen kleinen Koffer und kontrollierte kurz die beiden Automatikwaffen die darin lagen. Beide waren funktionsfähig und geladen. Zufrieden schloss Asami den Koffer wieder und verließ die Wohnung um in den bereitstehenden Wagen zu steigen. Er wusste nicht was ihn in der Schweiz erwarten würde, doch so war er für alles gerüstet. Kirishima würde in Tokio zurück bleiben, da Asami noch nicht genau wusste wann er zurückkehren würde. Nur Suoh würde ihn begleiten.
 

Vollkommen gerädert stieg Asami aus dem kleinen Jet. Der Flug war lang gewesen und nach über zwölf Stunden in der Luft war er erschöpft. Doch er hatte keine Zeit zu verlieren. Mit Suoh bestieg er die bereit stehende Limousine um nach Davos zu gelangen wo Akihito im Krankenhaus lag. Die fast zweistündige Fahrt verlief vollkommen still. Asami rauchte eine Zigarette nach der anderen. Nur einen kurzen Stopp machten sie, als Suoh starken Kaffee und etwas zu essen besorgte. Endlich erreichten sie das Spital Davos und stiegen aus.

Aufmerksam sah Asami sich um, doch viel gab es nicht wirklich zu sehen. Das Krankenhaus war ein unansehnlicher grauer Klotz in der Landschaft. Es war kalt und zu dieser späten Stunde war auch nicht mehr viel los. Immerhin war es beinahe Mitternacht, als Asami die Tür öffnete und auf den Empfang zu ging. Kirishima hatte sich in den letzten Stunden bereits um alles gekümmert, so dass er bereits erwartet wurde. Die junge Frau hinter dem Tresen kicherte albern auf als sie Asami sah. Ihre Augen verfolgten jede seiner Bewegungen und als sein Blick den ihren traf wurde sie rot. Beinahe hätte Asami genervt geknurrt, doch im letzten Moment trat eine Ärztin auf den Tresen zu und verneigte sich respektvoll vor ihm und sprach ihn auf Japanisch an.

"Bitte verzeiht meiner jungen Kollegin, Asami-san. In der Nacht ist nicht viel los und dementsprechend lässt sie sich schnell ablenken. Wir freuen uns selbstverständlich das sie so schnell hier her gekommen sind als sie von ihren Neffen erfahren haben."

Unwillkürlich versteifte Asami sich. Neffe? Was zum Teufel hatte Kirishima sich dabei gedacht? Er hatte besser einen verdammt guten Grund dafür oder Asami würde ihm jedes Haar an seinem Körper einzeln ausrupfen!

Leicht neigte er seinen Kopf und hielt der jungen Ärztin ein Foto Akihitos hin. "Ist er das?"

Lange starrte die Frau auf das Bild. Unentschlossen sah sie ihm ins Gesicht bevor sie antwortete. "Ist ihnen bereits mitgeteilt worden, mit welchen Verletzungen ihr Neffe eingeliefert wurde?"

Ungehalten davon, das seine Frage nicht beantwortet worden war blitzten die goldenen Augen Asamis auf und die Ärztin senkte schnell wieder den Kopf. "Ich denke schon das der junge Mann in unserer Obhut ihr Neffe ist. Doch so wie auf dem Bild sieht er zur Zeit leider nicht aus."

Verdutzt hob Asami eine Augenbraue und sah die Ärztin fragend an.

"Am besten ist es wohl wenn sie mir folgen, Asami-san. Die Verletzungen ihres Neffen waren wirklich schwerwiegend und wir mussten ihn bereits zweimal operieren um innere Blutungen zu stoppen. Wir können jedoch nicht wirklich nachvollziehen wie er sich die Verletzungen zugezogen hat."

Genervt knurrte Asami auf. "Hören sie auf um den heißen Brei herumzureden. Ich will jetzt sofort wissen was mit Akihito geschehen ist."

"Das kann ich nicht genau sagen. Als er hier her kam war er nicht bei Bewusstsein und hat es bisher auch nicht widererlangt. Er hatte schwere Kopfverletzungen, Würge male am Hals, zwei gebrochene Rippen, schwer geprellte Fußgelenke, ein verstauchtes Handgelenk. Eine Schulter war ausgekugelt und sein Kiefer war geprellt. Sein gesamter Körper ist von Prellungen und Striemen übersät. Was uns aber am meisten zu schaffen gemacht hat waren die Verletzungen rund um und in seinem Anus. Er ist dort massiv verletzt worden was uns dazu bringt anzunehmen das ihr Neffe bewusst gequält worden ist. Wir können uns nicht erklären wie er sonst zu solchen massiven Verletzungen gekommen ist, einen Unfall können wir definitiv ausschließen. Hat ihr Neffe irgendwelche Probleme von denen wir wissen sollten?"

Wütend fuhr Asami die Ärztin vor sich an . "Akihito ist hier das Opfer, und sie fragen mich ob er irgendwelche Probleme hat?"

Hektisch sah die junge Frau in Asamis wütende Augen. "Bitte verstehen sie mich nicht falsch, Asami-san. Natürlich ist ihr Neffe hier das Opfer. Doch die Verletzungen die ihm zugefügt wurden lassen doch sehr auf eine Verbindung zwischen ihm und dem Täter schließen. Niemand würde sich soviel Zeit lassen seinem Opfer solche Schmerzen zuzufügen, wenn sie sich nicht kennen würden. Hat ihr Neffe vielleicht Schulden? Wissen sie ob er Glücksspiele tätigt? Er wäre nicht der erste der dabei wortwörtlich unter die Räder kommt."

Nur mühsam konnte Asami sich beherrschen. Die Ärztin hatte ohne es zu wissen einen wunden Punkt getroffen, denn Feinde die Akihito verletzen würden gab es in der Tat wirklich viele. Die Frage war jetzt natürlich nur wer es gewagt hatte sich an dem jungen Fotografen zu vergreifen obwohl dieser doch unter seinem Schutz stand.

"Akihito hat keine Feinde und er spielt auch nicht. Jedoch gibt es einige Konkurrenten vom Familiengeschäft, ich werde noch heute prüfen lassen ob so etwas möglich ist. Jetzt aber wäre ich ihnen sehr dankbar wenn sie mich zu meinem Neffen bringen würden. Den kompletten Krankenhausbericht hätte ich gern auch noch, Akihito wird schnellst möglich nach Japan überführt, sein Arzt dort wird die Unterlagen brauchen."

Höflich nickte die Ärztin, auch wenn sie die Brauen hochzog, als Asami die Überführung nach Japan erwähnte. "Asami-san, halten sie es wirklich für klug ihren Neffen in seinem Zustand zu verlegen?"

"Ich werde warten bis er aufgewacht ist. Danach jedoch wird Akihito sofort nach Japan gebracht. Solange man nicht weiß was hier geschehen ist wird er dort wohl am sichersten sein." Die Kälte in seiner Stimme hielt die junge Frau davon ab, ihm weiter zu widersprechen. Schweigend legten sie den Rest des Weges zurück. Direkt vor der Tür auf die Station hielt die Ärztin an und wies auf einen kleinen Raum daneben. Zusammen mit Asami legte sie die erforderliche Schutzkleidung an. Wortlos nahm Asami den Mundschutz und den Schutzkittel entgegen. Endlich waren sie fertig und gingen auf die Station zu Akihitos Zimmer.

Unwillkürlich stockte Asami in der Tür. Er hatte viel erwartet doch Akihito so zu sehen zog ihm den Boden unter den Füßen weg. Sein Kleiner wirkte viel jünger und zarter als beim letzten Mal, wo er ihn gesehen hatte. Die schmale Gestalt im Bett wirkte regelrecht verloren. Ein Beatmungsgerät gab zischende Laute von sich und Akihitos Brust bewegte sich im Takt dazu. Kabel verbanden den Fotografen mit den Maschinen an der Wand und ein gleichmäßiges Piepsen erfüllte den Raum. Jetzt konnte Asami auch verstehen warum die Ärztin so lange auf das Foto geschaut hatte. Wenn er nicht so vertraut gewesen wäre mit Akihito hätte er ihn wahrscheinlich auch kaum wiedererkannt. Das gesamte Gesicht sah aus als wäre es mit einer Wand kollidiert und das auch noch mehrfach. Asami war geschockt. Akihito war schon so einiges passiert seit er mit Asami zusammen war, doch so schwer war er noch nie verletzt worden. Beinahe hilflos stand er an Akihitos Bett und beobachtete den Jüngeren. Am liebsten hätte er seinen Fotografen jetzt in den Arm genommen, doch wusste er nicht was für Akihito derzeit angenehm war. So wie er aussah war es wahrscheinlich am besten das er derzeit nicht bei Bewusstsein war, schien es doch keinen einzigen Millimeter zu geben der nicht verletzt war.

Asami musste mühsam schlucken bevor er seine Stimme wieder fand. "Wann wird Akihito wieder aufwachen?"

Ratlos zuckte die Ärztin mit den Schultern. "Wir konnten ihn mittlerweile stabilisieren und fangen langsam an die Medikamente herab zu setzen. Eigentlich könnte er jeden Moment aufwachen, doch rechne ich nicht vor morgen damit. Derzeit befindet er sich in einer wohltuenden Ruhephase und liegt nicht mehr im Koma. Die Schwellungen von seinem Gehirn waren bei der letzten Untersuchung deutlich zurück gegangen."

"Heute Nacht werde ich bei ihm bleiben, morgen früh wird mein Leibwächter her kommen und auf Akihito aufpassen."

"Das tut mir sehr leid, Asami-san. Die Besuchszeiten sind hier sehr streng geregelt und sie dürfen eigentlich nur Nachmittags zwischen vierzehn und siebzehn Uhr hier sein. Bedenken sie bitte das die Patienten hier unbedingt Ruhe brauch-."

Wütend sah Asami auf und der Ärztin blieb unwillkürlich das letzte Wort im Halse stecken. "Sie glauben doch nicht ernsthaft das ich Akihito noch einmal in diesem Land aus den Augen lasse. Entweder werden ich oder mein Leibwächter mit Akihito zusammen in diesem Zimmer hier sein oder ich werde noch heute Nacht mit ihm das Land verlassen. Sie haben die Wahl!"

Hilflos verneigte die Ärztin sich. "Diese Regeln sind nicht von mir Asami-san, es sind die offiziellen Krankenhaus-Regeln."

"Ich glaube ich habe mich gerade deutlich genug ausgedrückt. Zwingen sich mich nicht, mich zu wiederholen, so etwas schätze ich nicht." Mittlerweile schien die Temperatur im Raum um zehn Grad gesunken zu sein. Auch wenn Asami durch den Krankenhauskittel und den Mundschutz beinahe komplett verhüllt war hatte er nichts von seiner Aura eingebüßt. Noch einmal verneigte sich die Frau. "Ich werde sehen was ich tun kann, Asami-san. Wenn sie noch Fragen haben, mein Name ist Sato Aoi. Wenden sie sich bitte direkt an mich. Morgen früh werde ich die Visite bei ihrem Neffen durchführen, falls sie dabei sein wollen."

Asami nickte nur knapp und zog sich einen Besucherstuhl neben Akihitos Bett.

Beinahe lautlos drehte die junge Ärztin sich um und verließ erleichtert den Raum. Der ältere Mann hatte etwas an sich was ihr unheimlich war, er strahlte eine Gefährlichkeit aus die sie nicht einschätzen konnte. Auf dem ersten Blick hatte sie genau wie ihre Kollegin geglaubt einen normalen besorgten Angehörigen vor sich zu haben, einen sehr gut aussehenden Angehörigen. Doch sein gesamtes Auftreten sprach dagegen. Der Mann war mehr als gefährlich und je länger sie darüber nachdachte desto überzeugter wurde sie das sie gerade mit einem Oyabun geredet hatte. Zwar lebte sie schon seit einigen Jahren nicht mehr in Japan, doch waren ihr die dortigen Machtverhältnisse noch sehr vertraut. Schließlich war das ja auch mit ein Grund gewesen weshalb sie in die Schweiz gegangen war. Und jetzt war ein Yakuza hier. Leise seufzte sie auf und nahm sich vor wenn sie Zuhause war den Namen Asami Ryuichi im Internet zu kontrollieren, vielleicht fand sie ja was über ihn oder seinen Neffen.

Asami bekam von diesen Überlegungen nichts mit und wenn wäre ihm das völlig egal gewesen. Nicht einen Moment hatte er seinen Blick von Akihito genommen. Dieser hatte sich nicht einmal bewegt und lag noch immer reglos in dem Bett. Seufzend beugte Asami sich vor und strich mit seiner behandschuhten Hand vorsichtig über die zarte Haut auf Akihitos Handgelenk. Dies würde anscheinend eine sehr lange Nacht werden.



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