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Blood Game

Cato x Clove
von

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Probleme


 

[Tag 3]
 

Cato hatte wieder einmal beschissene Laune. Da sie die meiste Zeit der Nacht damit verbrachten auf die Jagd nach den anderen Tributen zu gehen versuchten sie den ausbleibenden Schlaf tagsüber nachzuholen. Nachdem er einige Male leicht weggenickt war, woraufhin er sich nur noch müder fühlte, als zuvor, lag er nun auf seinem ausgebreiteten Schlafsack im Schatten des Füllhorns und starrte in den blauen Himmel über ihm. An Schlaf war nicht zu denken, denn sein geschärftes Gehör achtete auf jedes auch noch so kleine Geräusch. Er traute den anderen aus seiner Allianz nicht zu, das sie die Lage im Griff hätten, sollte etwas Aufregendes passieren. Schließlich war er der Anführer. Er sollte immer die Kontrolle haben.

 

Aber der menschliche Körper benötigte auch Schlaf und er wusste, was ihm bei Schlafentzug blühen würde. Diesen Fall hatten sie in der Akademie einige Male geprobt, damit die Anwärter wussten, wie der Körper bei unzureichendem Schlaf reagierte.

 

Deshalb kniff Cato verärgert die Augen zu und versuchte auf Teufel komm raus endlich einzuschlafen. Mehrere quälende Sekunden vergingen, in denen er nur das Knirschen seiner Zähne hören konnte, wie sie wütend aufeinander malmten.

 

Noch etwas störte ihn. Störte ihn gewaltig. Das Gefühl war schon lange nicht mehr zu ignorieren und forderte beinahe seine komplette Aufmerksamkeit. Vielleicht konnte er deswegen nicht schlafen. Nicht vielleicht, ganz wahrscheinlich sogar. Zum Glück waren die Hosen der Arenakleidung weit geschnitten, sodass Panem nicht in den Genuss dieser mehr als peinlichen menschlichen Schwäche geriet. Das wäre ja noch schöner! Cato fragte sich auch, woher diese … Sache … plötzlich herkam. Hatte es einen Auslöser gegeben?  In den letzten zwei Tagen war nicht viel geschehen – das einzige Gemetzel hatte in seinem Kopf stattgefunden. Ob ihn der Gedanke ans Töten womöglich geil machte? Seine blauen Augen öffneten sich und starrten wieder in den Himmel. Wenn ja, dann hatte er hier in dieser Arena ein gewaltiges Problem.

 

Seufzend setzte er sich auf und fuhr sich frustriert durchs blonde Haar, das daraufhin in alle Richtungen ab stand. Seine langen Beine verschränkten sich zu einem Schneidersitz. Dann starrte er in die tiefen Abgründe des dicht bewachsenen Waldes. Für einen Moment überlegte er, ob er sich selbst um sein Problem kümmern sollte …

 

Cato schüttelte heftig den Kopf. Auf keinen Fall! Seine Mutter sah ihm vielleicht in genau diesem Moment zu! Außerdem brauchte er sich nicht selbst darum zu kümmern! Er kannte genug Weiber, die sich darum stritten, sich darum kümmern zu dürfen!

 

Nur leider waren sie nicht hier und die Auswahl in der Arena war sehr dürftig. In seiner Allianz befanden sich drei Mädchen. Sein Blick wanderte zu Coral, dem weiblichen Tribut aus Distrikt 4. Sie trank gerade aus einer Wasserflasche und wischte sich anschließend mit dem Handrücken über den Mund. Ihre Haut war von der Sonne schön gebräunt und sie hatte, wie es sich für einen Karrieretribut gebührte, einen großen, durchtrainierten Körper. Alles in allem war sie aber eher durchschnittlich. Cato verzog den Mund.

 

Seine Augen wanderten weiter zu Glimmer. Hübsche, hinreißende Glimmer. Er dachte an das fast durchsichtige Kleid, das sie während der Interviews getragen hatte. Ein Hauch von Nichts. Ihr Körper strahlte geradezu das Wort Sex aus. Die Blondine saß im Gras, mit den Armen nach hinten abgestützt, das Gesicht gen Himmel und die Augen geschlossen, als befände sie sich nicht in der Arena der Hungerspiele, sondern an einem Strand in Distrikt 4 und nahm ein Sonnenbad. Es fehlten nur noch die Sonnenbrille und ein schicker Hut auf ihrem blonden Lockenkopf. Trotz der einheitlichen und eher praktischen, als wirklich modischen Uniform, die sie alle trugen, wurden ihre weiblichen Rundungen trotzdem perfekt betont.

 

Langsam ließ er den Blick weiter wandern. Die drei Jungs ignorierte er gekonnt, denn ihre dümmlichen Gesichter wollte er jetzt nun wirklich nicht sehen. Er schaute zu seiner Distriktpartnerin. Clove kniete auf den Boden und steckte gerade ein Messer in einen ihrer Stiefel. Ihr langer dunkler Zopf hing ihr über die Schulter. Dann sah sie auf, schien seinen Blick bemerkt zu haben. Clove war immer wachsam und gerade was ihn betraf schien sie ein äußerst gutes Gespür zu haben.

 

Sie beide waren doch ein gutes Team, nicht wahr? Und sie kamen aus dem gleichen Distrikt, weshalb es nur logisch war, dass sie seine erste Wahl sein würde. Sie standen sich zwar nicht sehr nah, aber sie stand ihm näher, als jeder andere aus ihrem Bündnis.

 

Sein Entschluss stand fest.

 

Cato stand auf. In nur wenigen Schritten war er bei ihr. Umso näher er ihr kam, desto mehr Sommersprossen konnte er auf ihrer blassen Haut erkennen. Misstrauisch musterte sie ihn. Cato packte sie grob am Arm und zog sie hinter sich her. Leise zischte er ihr zu: „Komm mit!“

 

„Spinnst du?“ Wütend riss sich Clove von ihm los und rieb sich die Stelle, an der er vielleicht ein wenig zu fest zugedrückt hatte. „Was willst du?“

 

Er warf erst ihr, dann dem Wald einen bedeutungsvollen Blick zu. Er verlangsamte seinen Schritt nicht, spürte die verwirrten Blicke der anderen Karrieretribute in seinem Rücken. Clove schien verärgert, doch ihre Neugier schien zu siegen, denn sie folgte ihm, wenn auch murrend.

 

Gemeinsam schritten sie in den Wald und ließen einige Birken und Eichen hinter sich. Catos Augen prüften jeden Baumstamm, jeden Zweig und jedes Blatt, so gut er konnte, doch er konnte keine Kameras erkennen. Leider wusste er, dass dies nicht bedeutete, dass sie nicht da waren. Das Kapitol platzierte sie auffallend unauffällig, damit den Zuschauern und vor allem den Spielemachern nichts entging.

 

Er versuchte sich seine Worte zurechtzulegen, doch das Denken fiel ihm schwer, denn sein Blut befand sich schon lange nicht mehr in seinem Kopf. Schließlich blieb er stehen, drehte sich zu ihr um und ließ seinen Blick einmal an ihrem Körper runter und wieder rauf fahren.  Der Ausschnitt des Shirts ließ ihr zartes Schlüsselbein erkennen. Er sehnte sich danach, sie von dieser hässlichen Trainingskleidung zu befreien. Die Beule in seiner Hose wurde größer.

 

Clove verschränkte die Arme vor der Brust. „Hat die Sonne dir das Hirn verbrannt? Was zur Hölle ist los mit dir? Du führst dich schon wieder auf wie ein Psycho.“

 

Er ging einen Schritt auf sie zu und sagte, ihre Beleidigung ignorierend: „Lass es uns tun!“

 

Clove blinzelte einmal, zweimal, dreimal. Ihre feingeschwungenen Augenbrauen zogen sich zusammen und sie betrachtete ihn mit einem Blick, den er nicht richtig einschätzen konnte. Der wilden Messerwerferin war vieles zuzutrauen. Im schlimmsten Fall endete er mit einer Klinge im Rücken. Doch eventuell … Cato war alles andere als ein guter Menschenkenner. Er vertraute einfach immer blind auf sein Bauchgefühl – das ihm meistens sagte, dass jeder sein Feind war. Die Blicke hingegen, die ihm Clove manchmal zuwarf, deuteten vielleicht darauf hin, dass sie nicht ganz so abgeneigt war, wie sie vielleicht gerne vorgab.

 

„Was genau meinst du?“, fragte Clove argwöhnisch, mit gerecktem Kinn.

 

Cato trat noch einen Schritt auf sie zu. Sie wich nicht zurück, sah ihn nur aus leicht zusammen gekniffenen Augen an. „Du weißt, was ich meine.“

 

Die Sekunden, die verstrichen, kamen ihm quälend langsam vor. Endlich, endlich zeigte sie eine Reaktion. Ihre Augen weiteten sich und ihre Lippen trennten sich von einander. „Du meinst …?“ Sie schaute kurz über ihre Schulter, zurück zum Füllhorn, an dem sich die übrigen Mitglieder ihrer Allianz aufhielten, als würde sie sich vergewissern wollen, dass sie beide wirklich allein waren.

 

Er nickte einmal heftig.

 

Ihre Augen wurden noch größer und freudige Erwartung ließ ihr hübsches Gesicht erstrahlen. „Da fragst du noch? Ich bin sofort dabei!“

 

Catos Lippen formten sich zu einem Siegeslächeln. Hatte er es doch gewusst. Kein Mädchen lehnte ihn ab. Nicht einmal Clove. Kleine, süße, tödliche Clove.

 

Trotzdem überraschte ihn ihre doch etwas zu enthusiastische Reaktion ein wenig. Deshalb fragte er, nur um sicherzugehen: „Wirklich?“

 

„Na klar!“

 

Cato grinste lasziv und hob eine Augenbraue. Die Kleine konnte es anscheinend kaum noch erwarten. Er hatte sich definitiv für die Richtige entschieden. „Ich wusste ja nicht, dass du … so offen dafür bist. Dann hätte ich schon viel früher gefragt.“

 

Clove ging einen Schritt auf ihn zu, überbrückte die letzte Distanz, sodass sich ihre Körper beinahe berührten. Er legte seinen Kopf leicht schief, als er auf sie hinabblickte. Ihre Lippen zeigten ein gefährliches Lächeln. „Machst du Witze? Ich träume jede Nacht davon.“

 

Sein Kopf näherte sich ihrem wie von selbst. Seine Lider senkten sich halb über seine Augen. „Ach echt?“

 

Sie nickte ungeduldig. „Ich wollte es schon seit dem ersten Tag in der Arena. Ach was, schon davor, seitdem wir im Kapitol sind.“

 

Und ihm wurde klar, dass er es auch schon so lange gewollt hatte. Die kleine, geschickte Clove, talentiert und skrupellos. Sie war nicht nur hübsch, sondern wusste auch wie man Angst und Schrecken verbreitete. Aus ihrer Allianz war sie diejenige, der er am meisten zutraute und am meisten vertraute. Deshalb wählte er sie, wenn sie jagen gingen. Deshalb wählte er sie auch jetzt. Sie waren sich so ähnlich und ergänzten einander perfekt. Auch wenn sie nicht so groß und muskulös war wie Coral, oder so charmant und sexy wie Glimmer, so schien sie eine Anziehungskraft auf ihn auszustrahlen, die ihn in ihren Bann zog. Er wollte nicht lieb und sanft, er wollte hart und brutal. Und genau das würde sie ihm geben.

 

„Wann machen wir es?“ Cloves Stimme war vor Aufregung fast ein heiseres Flüstern.

 

„Wenn du willst jetzt sofort“, raunte er. Er sah das Aufblitzen in ihren grünbraunen Augen. Ein aufgeregtes Seufzen entfuhr ihren Lippen. Das war alles, was er hören musste.

 

Cato lehnte sich nach vorne, um sie endlich, endlich zu küssen, doch seine Lippen erreichten nie ihr Ziel. Aus halb geschlossenen Augen sah er, wie sie sich umdrehte und sich von ihm entfernte. Verwirrt riss er die Augen auf, starrte auf ihren Rücken und beobachtete sprachlos, wie sie, mit einem Messer in jeder Hand, wo auch immer sie die so plötzlich her hatte, wieder in Richtung Füllhorn marschierte.

 

Was war denn nun auf einmal los?

 

„Clove!“, rief er, als er seine Sprache wiedergefunden hatte. „Wo willst du verdammt noch mal hin?“

 

Irritiert drehte sie sich zu ihm um und bedachte ihn mit einem fragendem Blick. „Die anderen töten!“
 

Cato schüttelte kurz den Kopf. „Was?“

 

Clove hielt eins ihrer Messer hoch und wedelte damit herum. „Darüber haben wir doch gerade eben gesprochen.“

 

Mehrere Sekunden verstrichen, die sein Gehirn benötigte, um diese ausgeuferte Situation zu analysieren. Offenbar handelte es sich um ein Missverständnis, und zwar ein gewaltiges! Keinesfalls hatte Cato vor, das Bündnis ihrer Allianz schon vorzeitig zu brechen. Beide hatten aneinander vorbeigeredet. Hatte er sich so schlecht ausgedrückt? Für ihn war doch alles so logisch erschienen. „Ähm, Clove“, begann er das Missverständnis aus der Welt zu räumen. „Davon habe ich ehrlich gesagt nicht gesprochen.“

 

Irritiert und sichtlich verwirrt – und ein wenig enttäuscht – ging sie nun wieder auf ihn zu, wobei sie ihre Messer wegsteckte. „Dann drück dich das nächste Mal gefälligst besser aus!“ Sie schnaubte beleidigt, stellte dann aber doch die bedeutende Frage. „Was meintest du dann?“

 

Cato erwiderte ihren Blick, sagte nichts und gab ihr die Zeit, selbst auf die Antwort zu kommen. Es dauerte nicht lang, bis er förmlich sehen konnte, wie die Erkenntnis sie traf. Langsam, ganz langsam, weiteten sich ihre Augen.

 

„Willst du mich verarschen?!“, brüllte sie schon fast. „Das kann nicht dein Ernst sein!“

 

Er zuckte mit den Achseln. „Wieso denn nicht?“, fragte er unschuldig. Diese kleine Furie wusste ja nicht, was ihr entging …
 

Wütend ging sie einige Schritte auf ihn zu, die Hände zu Fäusten geballt. Er rechnete jeden Moment damit, dass sie wieder eins ihrer Messer zog, so wie sie ihn ansah. Innerlich machte er sich schon dafür bereit, dem Angriff auszuweichen. „Wieso?“ Sie schnaubte frustriert. „Ich fasse es nicht!“

 

Nun, das war immer noch kein Nein gewesen.

 

Cato hob fragend eine Augenbraue. Sie drehte sich daraufhin abrupt um und ging.
 

„Warte!“ Sie würde ihn hier mit Sicherheit nicht einfach so stehen lassen. Mit schnellen Schritten holte er sie ein, wollte sie an der Schulter greifen, doch sie wich aus, noch bevor seine Finger sie berühren konnten. Das alles hatte er sich wesentlich leichter vorgestellt.

 

„Fass mich nicht an!“, fauchte sie. Plötzlich blieb sie stehen, musterte ihn einmal von Kopf bis Fuß und schnaubte verächtlich. „Wie kommst du Vollidiot überhaupt darauf, dass ich dabei mitmachen würde?“

 

Cato brachte das erste Argument vor, das ihm einfiel. „Du bist meine Distriktpartnerin.“

 

Sie lachte trocken auf und setzte ihren Weg fort, noch schneller als zuvor.

 

„Clove …“

 

„Geh doch und frag Glimmer!“, rief sie, ohne ihn anzusehen, geschweige denn langsamer zu werden. Wütend kämpfte sie sich durch Äste hindurch, die sie barsch zur Seite schlug. Cato rollte mit den Augen. Nicht schon wieder diese Eifersuchtsschiene. Vielleicht hätte er doch lieber Glimmer fragen sollen. Er konnte sich kaum vorstellen, dass diese Femme Fatale sein Angebot ausgeschlagen hätte.

 

Cloves Zorn ging langsam auf ihn über, wie ein Feuer, das sich auf seine Umgebung ausbreitete. Das Blut, das nun wieder an seine richtigen Stellen zurückkehrte, stieg ihm zu Kopf und färbte ihn knallrot. Die Abweisung kratzte enorm an seinem Ego.

 

„Ach, soll ich das, ja?“

 

„Ja!“

 

„Gut! Vielleicht mache ich das auch!“

 

„Schön!“

 

„Schön!“

 

Aber er fragte Glimmer nicht.
 

Er fragte Glimmer nie …

 

Clove trat zuerst auf die Lichtung und stürmte Richtung Füllhorn, die fragenden Blicke der anderen Karrieretribute ignorierend. Cato folgte ihr mit mehreren Schritten Abstand und mit einigen wüsten Beschimpfungen vor sich hinmurmelnd. Die Lust war ihm nun wortwörtlich vergangen. Stattdessen würde er am liebsten etwas vor Wut zertrümmern!

 

Deshalb bellte er seinen Verbündeten zu, dass sie sich bereitmachen sollten. Es war nun wieder Zeit zum Jagen. Mit Sicherheit würde ihn das auf andere Gedanken bringen.

 

Aber wenigstens war sein Problem nun kein Problem mehr.

 

Auf Clove war eben immer Verlass.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  _Natsumi_Ann_
2020-12-26T11:15:33+00:00 26.12.2020 12:15
:-D
Ich bin wie Cato selber etwas enttäuscht, dass Clove nicht wollte XD
Aber habe mir schon beim Lesen gedacht, dass sie was anderes meint oder ihn eben verarscht xD

Freue mich auf weitere Geschichten :D


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