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Die Geister der Unterwelt

Wichtelgeschichte für Futuhiro
von

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Die weiße Schlange

Olga konnte nicht schnell genug reagieren, da war Vaska schon aus dem Licht des Zaubers verschwunden. Derweil beobachtete die Schlange sie mit schnellender Zunge. Es war mehr eine Intuition, als sonst etwas, die Olga nach ihrer Perun-Rune greifen ließ. Etwas Energie und das Schild umgab sie, gerade rechtzeitig, um sie vom Stoß der weißen Schlange zu schützen.

Vielleicht hatte Vanya Recht. Eine weiße Schlange konnte Veles oder zumindest einer seiner Avatare sein. Aber niemand konnte ernsthaft von ihnen erwarten, dass sie dagegen kämpften, oder?

Sie sah sich um, sah in die Dunkelheit, während ihr Geisterlicht flackerte, nun, da sie auch Energie brauchte, um ihren Schutzzauber am Leben zu erhalten. „Vaska!“, rief sie in die Dunkelheit und ihre Stimme echote von den Wänden wieder. „Vaska, komm zurück.“

Während sie damit beschäftigt war, hatte ihr Bruder jedoch ganz andere Ideen. Er hatte die Hand geöffnet und einen Feuerball über der Handfläche beschworen.

„Was hast du vor?“, fauchte Olga ihn an.

„Kämpfen. Wir sollen das Biest bezwingen!“

„Sei nicht wahnsinnig!“ Wieder stieß die Schlange gegen den magischen Schild. Ein Stoß, den Olga in Mark und Bein fühlen konnte. „Wir suchen Vaska.“

„Das Vieh folgt uns eh!“ Der Feuerball schwoll an, als er seine Energie konzentrierte. Er warf ihr einen Blick zu, ehe er den Ball in die Luft sausen ließ.

Der magische Schild war nicht dafür gedacht etwas auf ihrer Seite zu behalten, ließ den Feuerball so durch. Dieser schwirrte um den Kopf der Schlange, die irritiert aufsah, nur um sich dann mit Schwung mitten auf ihre Nase zu platzieren.

Die Schlange fauchte und schreckte zurück, hob dann den Kopf soweit, dass er in die Dunkelheit verschwand.

Dann auf einmal preschte der Kopf wieder auf sie hinab, mit genug Geschwindigkeit, dass der Boden unter ihren Füßen bebte, als die Schlange aufschlug.

Olga kämpfte um ihr Gleichgewicht und ihr Lichtzauber erlosch.

Nur einen Moment später flammte ein weiterer Feuerball über einem am Boden liegenden Vanya auf. Wieder preschte er der Schlage entgegen, doch dieses Mal entging sie ihm und das Feuer erlosch bei Kontakt mit der Wand.

Nicht gut.

Was sollte sie tun? Es war ihre Aufgabe die beiden zu schützen. Beide. Und sie wusste nicht mal wo Vaska war. Von allem was Olga wusste, war ihre Cousine bereits von einer weiteren Schlange samt Haut und Haar verschlungen worden.

Sie spürte die Schlange wieder gegen den Schild schlagen. Viel länger würde sie das nicht mehr halten können. Ihre Energie war nicht endlos und der Zauber beinahe aufgebraucht. In der Dunkelheit tastete sie nach ihrem Bruder, fand ihn dann, als er einen weiteren Feuerball beschwor.

„Merkst du nicht, dass es nichts bringt?“, rief sie und griff ihn bei der Schulter.

„Der hier ist anders!“, erwiderte er trotzig. Mittlerweile hatte er es wieder geschafft sich in die Hocke vorzuarbeiten. „Schau!“

Wieder flog der Ball, dieses Mal gegen den Hals der Schlange gerichtet. Diese versuchte erneut sie mit ihrem Kopf zu erwischen, schaffte es nicht dem Ball zu entgegen, der in einem dumpfen Knall explodierte, als er gegen die Schuppen der Schlange traf. Es war genug, um sie ernsthaft umzuwerfen. Ja, der Zauber hatte sogar an zwei, drei Stellen Risse in der Schuppenhaut aufklaffen lassen. Doch nicht genug, um die Schlange ernsthaft zu verletzen.

„Schön. Komm jetzt.“ Sie packte ihn an der Schulter und zog ihn in den Stand. „Wir müssen Vaska finden.“

„Aber ich …“, setzte Vanya an, bevor sie ihn unterbrach:

„Kein Aber. Wir gehen jetzt. Auf!“ Damit sprintete sie abwärts, sogut der Boden hier es zuließ. „Vaska!“, rief sie in die Dunkelheit. Eigentlich wollte sie ein weiteres Licht beschwören, doch fürchtete sie, dann den Schild nicht länger aufrecht erhalten zu können. Sie durfte den Schild auf keinen Fall verlieren.

Zumindest hörte sie Vanya neben sich laufen, streckte eine Hand aus und griff ihn am Arm, bevor er etwas Dummes probieren konnte.

Was sollten sie machen? Sie hatte keine Ahnung wohin sie liefen. Sie wusste nicht einmal, ob sich der Tunnel unten wieder teilte. Sie waren vollkommen blind in der Dunkelheit und wussten nicht, was sie erwartete. Was auch immer der Einlass sein sollte, von dem dieses Rätsel gesprochen hatte. War die Schlange ein Wächter?

Sie konnte hören, wie die Schuppen der Schlange über den Boden hinter ihnen glitten, konnte das Zischen der Schlange hören, auch wenn beides fast unter ihrem eigenen Keuchen und ihren Schritten, die tausendfach von den Wänden des Tunnels reflektiert wurden, übertönt wurde. Wohin? Wohin? „Vaska!“, rief sie wieder.

Wo war das Mädchen nur? Wo konnte sie hinverschwunden sein? „Vaska?!“

Dann, wie von weit, weit her ein Ruf. „Olga? Vanya?“

Irgendwo musste sie sein. Aber wie konnte sie soweit fortgekommen sein? Sollten Rufe hier unten nicht sogar näher klingen, als sie eigentlich waren?

Olga konnte den Gedanke nicht zu einem zufriedenstellenden Ende denken. Ihr Fuß verfing sich in einer der Schienen und ließ sie hart zu Boden gehen. Mit der Wange prallte sie gegen irgendetwas Hartes und für einen Moment verschlug es ihr den Atem. Schmerz rauschte durch ihren Schädel. Sie konnte spüren, wie der Zauber ihr entglitt.

„Olga?“, hörte sie Vanyas Stimme.

Ein weiterer Feuerball erwachte zum Leben.

Gleich würde die Schlange sie haben. Gleich würde sie sie erwischen. Was hatte das Biest vor? Würde es sie einfach töten oder würde es sich verschlingen?

Mühsam versuchte Olga sich aufzurichten. Ihr Kopf schmerzte. Offenbar war sie gegen die andere Schiene geschlagen. Sie konnte froh sein, dass sie sich nichts gebrochen hatte, dass sie noch bei Bewusstsein war. Vielleicht hatte sie sich was gebrochen … Sie schmeckte Blut.

Sie musste sich aufrichten, doch schwirrte ihr Schädel. Wo war die Schlange? Sie konnte sie nicht sehen. Sie sah gar nichts. Wohin war das Feuer verschwunden?

Ein Rattern. Ein lautes Rattern hallte durch die Tunnel. Sie konnte es unter ihren weichen Knien, unter den Händen spüren. Was war es? Das konnte eigentlich nicht die Schlange sein.

Yefim war auf einmal neben ihr und japste laut. Er klang panisch, stupste sie mit der Schnauze an, offenbar in einem Versuch sie zur Bewegung zu bringen. Dann sprang er ein Stück weg.

Auf einmal donnerte ein anderes Geräusch durch die Finsternis. Ein Hupen. Sie kannte dieses Geräusch sehr gut. Aber das konnte nicht sein. Sie war zu benommen. „Vanya?“, fragte sie und schaffte es im Moment nicht einmal panisch zu klingen.

Dann war da auf einmal ein gleißendes Licht. Ein Licht aus einer einzelnen Quelle. Wie ein Scheinwerfer. Das Rattern wurde lauter. Es kam genau auf sie zu.

Auf einmal wurde ihr klar, was es war: Eine U-Bahn. Da fuhr eine U-Bahn auf sie zu!

Die Panik zuckte wie ein Blitz durch ihren Körper, erlaubte es ihr, sich auf die Beine zu stemmen. Da war Vanya. Die Schlange schien verschwunden. Vielleicht hatte die U-Bahn sie verscheucht. Olga packte ihren Bruder, griff ihn bei den Schultern und warf sich gemeinsam mit ihm zur Seite – gerade rechtzeitig, bevor der Zug über die Schienen bretterte, auf denen sie eben noch gelegen hatte.

Ihr Kopf schwirrte zu sehr. Da war Blut in ihrem Mund. Etwas schimmerte vor ihren Augen. Nichts, was wirklich da war. Dann übermannte die Bewusstlosigkeit sie.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: Futuhiro
2021-03-20T19:47:12+00:00 20.03.2021 20:47
Hm~ Veles ist ein interessanter Gott. Ursprünglich war er mal ein Beschützer und das Gegenstück zu Perun (den Olga ja offenbar verehrt). Später wurde er eher zu einer Teufels-Figur. Wenn man sich ein kleines bisschen in russischer Mythologie auskennt, fragt man sich unweigerlich, welche dieser beiden Rollen er hier wohl annehmen wird. ^^

Puh, die Sache mit dem Zug ist knapp gewesen. >.<
Echt spannend geschrieben. Auch die verwirrte Benommenheit nach dem Sturz konnte man sehr gut nachvollziehen.
Von:  Taroru
2021-02-03T18:05:33+00:00 03.02.2021 19:05
arg... und an so einer stelle hörst du jetzt auf? D:
was hat es mit der schlange auf sich? und überhaupt und so o.o

Antwort von:  Alaiya
05.02.2021 19:23
Geht ja gleich weiter


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