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Umwege einer Liebe

von

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Heimfahrt

Samstag, 26.05.
 

Was für ein großartiger Nachmittag und Abend! Es hatte alles perfekt geklappt und nun waren Mattsun und Makki verlobt. Er könnte platzen vor Glück für die Zwei und schwärmte mit den Mädels von diesem Antrag, als sie alle auf dem Weg nach draußen waren.

Matsukawa und Hanamaki saßen noch oben, um den Abend in Ruhe ausklingen lassen zu können. Das hatten sie sich auch verdient. Und was für eine tolle Geschenkidee Iwaizumi für die Beiden gehabt hatte. Das Video war einfach nur süß!

„Ich möchte auch einen so super romantischen Antrag bekommen! Matsukawa hat sich so viel Mühe gegeben! Der Antrag am Ort des ersten Dates! So schön!“

Mako strahlte förmlich und Kaori, die einen Arm um Iwa gelegt hatte, nickte eifrig.

„Ja, das ist wirklich eine wunderschöne Vorstellung!“Sie wandte den Kopf zu ihrem Freund und ihre Augen leuchteten, als sie weiter redete: „Dann würdest du mir einen Antrag an dem Bergsee machen! Das wäre so wundervoll! Eines Tages wirst du das machen, ja?“

Das Ass räusperte sich leicht, wie er es immer tat, wenn ihm etwas unangenehm war und murmelte etwas, dass wohl Zustimmung signalisieren sollte.

„Hey! Das klang jetzt aber nicht sehr überzeugend!“

„Abere Kaori, ihr seid doch erst so kurz zusammen. Da denkt er bestimmt nicht über einen Antrag nach“, beschwichtigte Mako sie lächelnd und Iwa nickte ihr dankbar zu.

„Na gut, aber merk es dir für später, wenn der Zeitpunkt besser ist!“

„Mach ich. Versprochen.“ Zur Besänftigung gab er ihr ein Küsschen auf den Scheitel und Oikawa lächelte. Ob sie wusste, wie schwer es ihm fallen würde, ihr einen Antrag zu machen?

Wahrscheinlich nicht, aber sie kannte ihn halt auch nicht so lange, wie er es tat.
 

Sie blieben an einer Ecke stehen, die zur Bahn führte und Komi fragte, ob sie alle mit der Bahn fahren würden. Die meisten nickten und auch Oikawa wollte gerade zustimmen, als er Iwas Stimme hörte: „Hey Shittykawa.“

„Hm? Was ist, Iwa-chan?“

„Ich habe da noch einen Platz in meinem Sportwagen frei“, meinte er grinsend und ließ den Autoschlüssel an seinem Zeigefinger herumwirbeln.

„Bin schon da!“

„Na den Wagen will ich aber sehen! Hanamaki hat da vorhin schon von geschwärmt!“, forderte Inouka gespannt.

Aus Neugier und weil die Garage nur ein paar Meter entfernt war, folgte ihnen die Gruppe.

Kuro, Bokuto und Hayato inspizierten den Zweisitzer interessiert, als sie dort waren und kamen aus dem Staunen gar nicht mehr heraus, als Iwa sich mit einem Kuss von Kaori verabschiedete und sie dann bereits mit Yukie und Mako in Richtung Bahn verschwand. Anscheinend hatten die Drei noch etwas vor und keine Lust, auf die anderen zu warten. Ob da versteckter Ärger in der Luft lag? Oder war das seine Paranoia wegen Yukie? Aber hätte sie Kaori die Wahrheit bereits erzählt, dann hätte es schon einen Streit gegeben. Oder?

Oikawa stieg in Gedanken in den Wagen und schnallte sich an, als sich Kuro über die offene Beifahrertür lehnte und ihn angrinste.

„Pass auf, dass er dich nicht entführt und dir auch noch einen Antrag macht. Wo ihr immerhin zu Viert in der WG lebt.“

Er wusste, dass es ein Scherz war und dass die Katze von seinen Gefühlen nichts wissen konnte, aber es tat weh. So unglaublich weh, denn es gab nichts, was er sich mehr wünschte.

Wie gewohnt überspielte er es mit einem breiten Lächeln und entgegnete: „Keine Sorge! Sollte sich sowas anbahnen, springe ich vorher aus dem Auto!“

„Alles klar.“ Das dunkle Lachen erfüllte die Garage und überrascht merkte er, wie sich Iwa zu ihm herüber beugte, um Kuro anzuschauen.

„Du weißt aber schon, dass du der Nächste in der Reihenfolge bist. Du bist doch auch fast zwei Jahre mit Tsukishima zusammen, oder? Damit wäre das hier die zweitlängste Beziehung.“

Das Lachen verstummte und Oikawa kicherte.

„Gut gekontert.“

„Nein, das stimmt so auch nicht“, mischte sich Yamaguchi ein.

„Hm, wieso? Gibt es hier noch ein Pärchen, dass noch länger als die Zwei zusammen ist?“, fragte Komi und der Grünhaarige nickte.

„Ja, Hinata und Kageyama sind auch fast drei Jahre ein Paar.“

„Was? Die Zwei sind zusammen!? Aber ich habe die noch gar nicht knutschen gesehen!“, entfuhr es dem Setter geschockt und die beiden Angesprochenen grinsten nur verlegen und erst jetzt fiel ihm auf, dass sie Händchen hielten. Wie hatte er das die ganze Zeit nicht bemerken können?

„Aber Tobio-chan!“

„Wir hängen das halt nicht an die große Glocke“, verteidigte sich der Setter und zuckte mit den Schultern.

Iwaizumi startete den Motor und Kuro warf die Tür zu, da er das als Startzeichen interpretierte und Oikawa schaute den ehemaligen Karasuno Spieler noch immer verwirrt an. Er hatte doch sonst immer ein Radar dafür, wer mit wem zusammen war! Auf der Hausparty hatten sie doch auch nicht miteinander rumgefummelt, oder? Naja, wenn er ehrlich war, hatte er abgesehen von Iwa und Yukie keinen so wirklich wahrgenommen, also selbst wenn hätte er das wohl nicht realisiert.

Das Ass fuhr rückwärts aus der Parklücke und driftete, ehe er mit einem Hupen aus der Garage fuhr.

„Poser“, murmelte Oikawa grinsend und der Braunhaarige entgegnete amüsiert: „Kuro und Bokuto provozieren das.“

Da hatte er nicht ganz unrecht. Die Zwei animierten einen zu so einem Unsinn und da Iwa – seit er in einer Beziehung war – deutlich entspannter war, war es nur logisch, dass er sich auf solche Spielchen einließ.

„Was für ein absolut perfekter Antrag. Ich freu mich so für die Beiden. Sie haben es so verdient, so glücklich zu sein.“

„Ja, es hat alles gestimmt. Und sie passen wirklich gut zusammen. Eine Oberschulliebe, die hält. Das ist schon schön zu sehen.“

„Neidisch, Iwa?“

„Hm? Nein, jeder findet seinen Partner, wenn die Zeit gekommen ist. Und manche finden ihn direkt, andere brauchen ein paar Versuche, bis der oder die Richtige da ist. Das ist in Ordnung, wie es läuft.“

„Glaubst du, dass du mit Kaori diese Richtige gefunden hast?“, fragte Oikawa interessiert und musterte seinen besten Freund von der Seite her, wie er lächelnd auf die Straße schaute und nickte.

„Ja, das glaube ich. Und du? Könntest du dir eine Beziehung mit Hodaka vorstellen? Ihr habt euch jetzt ja auch ein paar Mal getroffen.“

„Ich … ich denke schon, ja … Aber ich möchte mir, wie du auch, noch etwas Zeit lassen und nichts überstürzen.“

Was für eine billige Ausrede … Es war doch zum Haare raufen.

Hajime bedachte ihn mit einen kurzen Grinsen, dann erklärte er: „Das sind ja ganz neue Töne. Wenn ich da an deine Mittel- und Oberschulzeit denke. Es muss dir echt wichtig sein, wenn du dir so viel Zeit lassen möchtest.“

„Ja … Das muss es wohl, was?“, murmelte er leise und ließ den Blick nach draußen schweifen. Er war kurz davor, ihn anzuschreien und zu brüllen, dass er verdammt noch mal nur ihn wollte und deswegen Hodaka auf Abstand hielt, weil er es nicht ertrug, so einen netten Mann auszunutzen. Doch er riss sich zusammen, rief sich zur Ruhe, denn die Freundschaft hatte Vorrang. Alles andere würde er im Laufe der Zeit schon noch hinkriegen. Also konzentrierte er sich in Gedanken auf Volleyball und spürte, wie sich seine angeschlagenen Nerven allmählich wieder beruhigten.

„Ich werde im Übrigen definitiv am Mittwoch spielen, hat der Trainer mir gestern noch gesagt“, informierte Oikawa ihn und sein Kumpel nickte.

„Cool, dann werden wir endlich wieder gemeinsam auf dem Platz stehen. Da freue ich mich drauf.“

„Ja, ich mich auch“, stimmte Toru lächelnd zu und schaute erneut aus dem Fenster.

Zwar hatte er auch einen Führerschein, aber er mochte es nicht sonderlich, Auto zu fahren. Iwaizumi hingegen genoss es, wenn er die Gelegenheit hatte und so fuhr er auf die Stadtautobahn, um den Wagen etwas zu fordern. Ein Lächeln formte sich auf seinen Lippen, als er in das zufriedene Gesicht seines besten Freundes schaute. Vollkommen entspannt hatte er einen Ellbogen auf dem offenen Fenster liegen und die andere Hand am Lenkrad, als wäre er es gewöhnt, jeden Tag zu fahren. Mit den Fingern tippte er im Takt des Songs aus dem Radio auf das Lenkrad und summte leise mit.

„Nächstes Wochenende geht es ja schon mit der nächsten Party weiter, hab ich gesehen. Hast du schon ein Geschenk für Kaori?“

„Ja, Konzertkarten für ihre Lieblingsband.“

„Da wird sie sich bestimmt freuen!“ Sein Lächeln wurde kleiner und er schaute wieder aus dem Fenster, als Iwaizumi nach fast einer halben Stunde von der Autobahn fuhr. Die Lichter der Geschäfte blinkten in allen Farben und buhlten um ihre Aufmerksamkeit, doch sie ignorierten sie.

Je länger sie im Wagen saßen, desto mehr spürte Oikawa den Drang, ihm die Wahrheit zu sagen. Alles zu offenbaren. Er unterdrückte diesen Wunsch, weil es alles nur noch viel schlimmer machen würde und konzentrierte sich darauf, Ruhe zu bewahren.

Irgendwie musste er sich ablenken.

Seit Jahren war es das erste Mal, dass er sich in der Nähe seines besten Freundes so unruhig und unwohl fühlte. Dass das Schweigen anstrengend für ihn war und keine Entspannung. Wenn das so weiterging, würde er hier noch durchdrehen!

„Dass Tobio-chan sich den Flummi als Freund geangelt hat!“, nahm er nach ein paar Minuten des Schweigens das Gespräch wieder auf und Iwa brummte neben ihm.

„Dass die Zwei irgendwann zusammen kommen, konnte ich mir damals schon vorstellen, aber ich hätte nicht gedacht, dass sie da schon zusammen waren.“

„Ich auch nicht! Und ich habe es auch in den letzten Wochen nicht bemerkt! Wie peinlich!“

„Ach komm schon Assikawa, es gibt schlimmeres. Ist doch angenehm, dass sie das nicht an die große Glocke hängen und jedem damit auf den Sack gehen.“

„Natürlich gibt es schlimmeres! Zum Beispiel, dass –“, begann er und hielt erschrocken den Atem an und wandte den Blick schnell nach draußen. Er wollte gerade sagen, dass es schlimmer war, dass sein bester Freund nicht in ihn verliebt war. Himmel, war das knapp! Wenn er es ausgesprochen hätte. Nicht auszudenken!

„Ja? Was?“

„Ähm … Zum Beispiel, dass …“, fing er noch einmal an, hielt aber inne, weil ihm nichts einfiel. Sein Kopf war vor Panik wie leer gefegt und seine Hände wurden schweißnass. Was sollte er denn jetzt sagen? Was war denn schlimmer? Warum fiel ihm nichts ein?

„Sag mir nicht, dass du es vergessen hast“, bemerkte Iwaizumi grinsend und bog in eine Nebenstraße ein.

„Doch, habe ich“, murmelte Oikawa verlegen und schaute die Hände in seinem Schoß an. Verdammter Mist, was machte Iwa nur mit ihm?! Er war noch so in seinen Emotionen vom Heiratsantrag gefangen und jetzt saß er hier allein mit ihm in einen Wagen und hatte die Gelegenheit, endlich sein Herz auszuschütten, aber er war in einer glücklichen Beziehung! Mit einer Frau!

Eine Abfuhr würde er nicht verkraften und die Unsicherheit zwischen ihnen danach erst recht nicht. Nein, er musste jetzt die restliche Fahrt durchhalten. Sie waren doch bald zu Hause, oder?

Iwaizumi gluckste vergnügt und sie verfielen wieder in ein Schweigen, was aber für ihn immer noch nicht so angenehm wie sonst war. Der Setter fühlte sich, als würde er auf heißen Kohlen sitzen und wäre am liebsten wirklich aus dem Wagen gesprungen, wie er Kuro vorhin noch versprochen hatte.
 

Das Ass änderte den Radiosender und Popmusik lullte sie ein, doch Toru schaffte es einfach nicht, sich zu entspannen. Er fühlte sich angespannt wie eine Bogensehne und als sein Kumpel anfing zu reden, hielt er unbewusst den Atem an.

„Ich werde nächste Woche deine Eltern kontaktieren. Es –“

„Was willst du!?“, entfuhr es ihm erschrocken und starrte ihn mit großen Augen an.

Iwaizumi seufzte und bremste, als er vor einer roten Ampel zum Stehen kam. Die grünen Augen suchten seine und er gewährte ihm diesen und automatisch schlug sein Herz etwas schneller.

„Mittwochabend hat mir klar gemacht, dass es so nicht weiter gehen kann. Du leidest so unter der Situation, dass ich das in die Hand nehmen werde. Es kann nicht sein, dass sie dich wie Luft behandeln und da du dich nicht traust – was ich absolut nachvollziehen kann – werde ich das übernehmen.“

Hinter ihnen hupte jemand und erschrocken fuhr Oikawa zusammen. Hajime gab langsam Gas und fuhr weiter, während Torus Gedanken kreisten. Irgendwann musste es so kommen. Jahrelang hatte er Iwa von diesem Schritt abhalten können, weil er sich mit diesem Thema nicht beschäftigen wollte. Nein, er hatte das Gefühl, dass ihm die Kraft dafür fehlte, auch noch an dieser Front zu kämpfen. Doch nun, da er am Mittwoch gelogen hatte, warum er so fertig war, würde er sich dieses Mal nicht davon abbringen lassen.

Da Hajime selbst ein Familienmensch war, wollte er schon seit Takeo ausgezogen war, dass die Eltern sich besser um ihn kümmerten. Doch sie hatten Iwa nicht zugehört und sich lieber in die Arbeit gestürzt. Bei einem Weihnachten war es einmal eskaliert, als das Ass sie angeschrien hatte und Takeo und er ihn zur Ruhe bringen mussten. Das Jahr darauf hatte Oikawa bei Iwaizumi gefeiert, weil seine Eltern auf Geschäftsreise gewesen waren.

„Iwa, bitte. Können wir das Thema nicht ruhen lassen?“

„Nein. Ich lasse nicht zu, dass sie dich weiter im Stich lassen. Sorry, aber das ist mein letztes Wort.“

Oikawa nickte schwach und starrte aus dem Fenster, obwohl er nichts von der Umgebung wahrnahm. Das schlimmste war, dass Iwa das alles für ihn tat. Um ihm zu helfen. Und dennoch wünschte sich Toru, dass er das lassen würde, denn er glaubte nicht, dass das etwas bringen würde, außer vielleicht den nächsten Streit und noch mehr Tränen.
 

Es dauerte gefühlt noch eine halbe Ewigkeit, bis Iwaizumi endlich am Straßenrand hielt.

„So, wir sind zu Hause. Ich fahre den Wagen noch eben zurück zum Verleih und komme dann nach. Bis gleich.“

„Ja, bis gleich.“

Er stolperte ungelenk aus dem Auto und blieb einen Moment stehen, um sicher zu sein, dass seine Beine nicht einfach nachgaben, so weich, wie sie gerade waren. In Gedanken schaute er dem Sportwagen hinterher und schlenderte dann seufzend zur Wohnung hoch.

Sich den Nacken reibend und unglaublich erschöpft zog er sich in sein Zimmer zurück und setzte sich auf die Fensterbank, was er oft tat, wenn er noch etwas nachdenken wollte. Sich in seine Decke mit Ärmeln kuschelnd starrte er aus dem Fenster auf die Hauptstraße und versuchte sich von den Gefühlen für Iwaizumi zu befreien und nicht daran zu denken, dass er sich für ihn mit seinen Eltern anlegen wollte, als sein plötzlich klingelndes Smartphone ihn unsanft aus seiner Ruhe riss.

Erschrocken erstarrte er kurz, dann holte er es aus seiner Hosentasche und war irritiert, als er Iwaizumis grinsendes Gesicht, das er als Anrufbild ausgesucht hatte, sah. Warum rief er ihn jetzt an?

„Ja? Was ist, Iwa-chan?“

„Hey, könntest du bitte kommen?“, fragte sein bester Freund mit erschöpfter Stimme und während er ihm beschrieb, wo er war, rannte er schon los.



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