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Die letzte Chance

von

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10. Zurückhaltung und Besorgnis

„Oh Mann, ich werd sowas von einen Haufen Ärger kriegen“, murmelte Po immer wieder und lehnte sich gegen die Wand des fast leeren kaputten Wohnzimmers. Er war so müde, dass er sich nicht einmal mehr die Mühe machte nach einem geeigneten gemütlichen Schlafplatz zu suchen. Stattdessen ließ er sich einfach auf den Fußboden sinken und begann schon nach einer Weile zu schnarchen.

Draußen fiel immer noch der Regen und Po schlief tief und fest, als sich auf einmal die gegenüberliegende Tür des Zimmers langsam zu öffnen begann.
 

Shen konnte einfach nicht schlafen. Sein Flügel und sein Bein schmerzen pausenlos. Ebenso sein angeschlagener Kopf. Er musste einfach raus aus dem Zimmer, selbst wenn dies mit großer Anstrengung verbunden war. Unter starken Schmerzen verließ er humpelnd das Bett. Sein trockener Mund sehnte sich nach erfrischendem Wasser. Langsam zog er die Tür auf und schlüpfte durch den Türrahmen. Er hielt abrupt inne, als er nicht weit entfernt den Panda schlafend an der Wand sitzen sah.

Der auserwählte Drachenkrieger lag da - ohne Schutz und völlig allein.

Die Flügel des Lords verkrampften sich schlagartig. Ein Glimmer von Hoffnung flammte in ihm auf. Das war seine Chance. Vielleicht sogar seine Letzte. Die letzte Chance seine Zukunft zu seinen Gunsten zu verändern.

Er sah sich um. Hier musste doch irgendeine Waffe oder sowas ähnliches sein. Sein Blick fiel auf den zertrümmerten Tisch. Ein Teil des Holzes war in scharfe Splitter zerbrochen. Ein teuflisches Lächeln umspielte seinen Schnabel. Besser als gar nichts. Das tat es auch.

Mit viel Mühe schlurfte er über den Holzboden und hob eines der scharfen Holzteile auf. Dann wanderte sein Blick zurück auf den friedlich schlafenden Panda. Sein heiler Flügel umklammerte das Holzstück immer enger. Wäre er nicht so angeschlagen, hätte er den Panda am liebsten für seine Niederlage gefoltert.

„Diesmal ist es vorbei für dich – Panda. Genauso wie ich es schon vor 20 Jahren tun wollte.“

Plötzlich fiel ein Wassertropfen durch das undichte Dach und landende direkt in Pos Gesicht. Blinzelnd öffnete der Panda die Augen.

„Was…?“

Er erstarrte förmlich, als er Shen mit dem spitzen Holzstück im rechten Flügel vor sich stehen sah. Für einen Moment war Shen völlig von der Rolle. Doch nur für eine Sekunde. Dann sprang er ihn an.

„STIRB!“

Schlagartig war Po hellwach und sprang zur Seite. Shen verlor das Gleichgewicht und landete mit seinem geschundenen Körper auf dem Boden. Das Ganze wäre nicht so schlimm gewesen, wenn er nicht einen frisch gebrochenen Flügel und ein frisch gebrochenes Bein gehabt hätte. Er wäre am liebsten sofort wieder aufgestanden, doch der darauf rasende Schmerz lähmte seine Nerven komplett und zwang ihn auf dem Boden liegen zu bleiben.

Po stand immer noch unter Schock, hatte sich aber schnell wieder gefasst. Mit weit aufgerissen Augen starrte er auf den vor Anstrengung keuchenden am Boden liegenden Pfau.

„Du solltest das besser unterlassen“, keuchte Po.

Schließlich schaffte es Shen die Beschwerden so stark zu beherrschen, um sich aufzurichten.

„Ich werde niemals aufhören, Panda.“

Missbilligend schüttelte Po den Kopf.

„Warum tust du das?“

„Warum tötest du mich nicht, Panda?“, konterte Shen zurück

Po kratzte sich am Kopf. „Ich kann dich nicht in diesem Zustand töten.“

„So, du willst mich also am Leben lassen, um mich noch mehr zu quälen? Vergiss es!“

Das Zittern des Pfaus wurde immer heftiger. Er versuchte aufzustehen, stets bemüht die vollständige Kontrolle wieder über sich zu erlangen. Sein ganzer Körper krampfte furchtbar. Po sah ihn mitleidig an. Er konnte nur hoffen, dass die gebrochen Gliedmaßen nach diesem Sturz nicht noch schlimmer beschädigt worden waren.

„Das ist nicht meine Absicht“, beteuerte Po. „Ich möchte dir nur helfen.“

Shen lachte wie ein Gestörter. „Oh, du bist so naiv! Wirklich. Du bist die dümmste Kreatur, die mir je begegnet ist, Panda.“

„Mein Name ist Po.”

„Ich würde lieber sterben, als deinen Namen auszusprechen… mein ganzes Leben lang.“

„Shen, ich möchte dir helfen. Was muss ich denn noch tun, damit du mir glaubst?“

„Du willst wirklich eine Antwort darauf?“

„Äh…. j-a.“

„Da gibt es – gar nichts – was du tun kannst.“

Po schwieg und blickte auf den Lord, der ihn gefährlich anlächelte.

Schließlich holte der schwarz-weiße Krieger einmal tief Luft. „Na gut, du musst zurück ins Bett.“

Damit trat er näher an den Pfau heran, doch Shen wich zurück.

„Hab ich nicht gesagt, fass mich nicht an?!“

„Aber Shen. Nach so einem harten Aufprall kannst du unmöglich alleine gehen…“

„Kann ich doch!“

Damit stand er unter bebenden Bewegungen auf. Er hatte große Mühe sich auf den Beinen, beziehungsweise auf einem Bein, zu halten. Er schwanke zur Seite und Po wollte ihn auffangen, doch Shen stieß ihn brutal von sich.

„Hau ab!“

Doch als Shen wieder zu fallen drohte, rannte Po wieder zu ihm rüber. Das machte den Pfau so rasend vor Wut, dass er dem Panda einen harten Schlag versetzte. Schließlich schaffte er es schnellen Schrittes sein Zimmer zu erreichen und sich wieder mit der Decke zuzudecken. Es war immer noch eine schwere Demütigung für ihn einen Großteil seines stolzen Federkleides verloren zu haben. Stöhnend ließ er sich ins Bett sinken.

„Wie lange willst du mich noch am Leben lassen, um mich noch mehr zu demütigen?“, fragte Shen mit reichlich erschöpfter Stimme.

Po stieß einen Seufzer des Unmuts aus. „Ich möchte dich nicht demütigen. Warum sollte ich?“

Shen zischte bösartig. Hielt der Panda ihn wirklich für so dumm?

„Wenn ich du wäre“, begann Shen nach einer Weile. „Würde ich alles daran setzen, um den Tod meiner Eltern zu rächen.“

Über Pos Gesicht zog sich ein Ausdruck tiefster Traurigkeit. „Du hast deine Eltern sehr geliebt, nicht wahr?“

Für einen kurzen Moment war Shen sprachlos. Dann verengten sich seine Augen erneut. „Ich habe sie gehasst - mehr als alles andere auf der Welt.“

Po glaubte ihm kein Wort.

„Das ist nicht wahr, oder?“

„Es ist wahr!“, behauptete Shen lauter. „Wenn du nicht vor hast mich zu quälen, dann lass mich gehen.“

„Shen! Das kann ich nicht tun!“

Der Pfau wurde bei dieser Antwort immer ungehaltener.

„Wieso nicht?!“, japste er in Rage.

„Erstens, weil du hier nicht alleine überleben kannst. Und zweitens, kann ich es mir nicht erlauben dich gehen zu lassen. Solange du bei mir bist, kann ich garantieren, dass ich nicht das Gesetz der Stadt Gongmen breche.“

Shen zog die Decke enger zu sich heran.

„So. Du hast also immer noch vor mich umbringen zu lassen.“

„Äh, nein, ich meine… Vielleicht kann ich dir ja helfen.“

„Um mir einen schnelleren Tod zu gewähren?“

Jetzt war Po an den Punkt angelangt, wo er völlig genervt aufgab. Es war zwecklos. Shen glaubte immer noch, dass er ihn vernichten wollte.

„Nenn es wie du willst, aber ich kann dich nicht gehen lassen.“

Shen kniff die Augen zusammen. „Zum letzten Mal – lass mich gehen!“

„Nein, ich kann nicht! Wenn du es dir leichter machen willst, dann sag mir doch wer diese Angreifer waren.“

Shen schnaubte angewidert. „Vergiss es! Bis dahin werde ich wieder frei sein.“

So langsam wurde Po sauer. „Du bleibst hier bis wir eine bessere Lösung gefunden haben. So leid es mir auch tut. Ich hab eher Sorge, dass wir bald noch mehr Schwierigkeiten auf dem Hals haben werden.“

Damit machte er kehrt und schloss die Tür hinter sich. Shen blickte ihn wütend hinterher. Dann senkte er den Blick und dachte angestrengt nach wie er aus dieser verzweifelten Lage herauskommen sollte. Sein Blick blieb auf den Lianen hängen, mit denen Po ihm zuvor die gebrochenen Gliedmaßen schienen wollte.

„Du wirst nie die Gelegenheit bekommen mich zu töten.“
 

Po gähnte laut. Er spazierte gerade draußen ums Haus herum, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Es war so schwer mit Shen. Er zog sich an den Haaren. Es musste doch eine Möglichkeit geben mit ihm klar zu kommen. Irgendwie.

Plötzlich vernahm der Panda ein lautes Poltern. Ohne Zögern rannte er zurück ins Haus. Kurz vor Shens Zimmertür blieb er stehen.

„Shen?“

Keine Antwort.

„Shen?! Alles okay? Shen?!“

Doch die Tür war blockiert.

„Shen!“

Po nahm Anlauf und warf sich gegen die Tür. Das alte Holz gab sofort nach und Po fiel zusammen mit ihr zu Boden. Er brauchte nicht lange, um zu kapieren was passiert war.

Er konnte nicht glauben was er sah.

Shen hing in der Luft. Um seinem Hals eine Schlinge.



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