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I’m Still Standing

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich wünsche weiterhin viel Spaß! Komplett anzeigen

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All the things she said

Die Nokturngasse hatte in den letzten Monaten - der Machtergreifung des Dunklen Lords - einen unverhofften wirtschaftlichen Aufschwung erlebt. Die Kapuzen wurden dort nicht mehr voller Scham ins Gesicht gezogen und das richtige Mal am Arm öffnete einem Tür und Tor.
 

Auch wenn er nach der gestrigen Nacht einen zerknitterten Eindruck erweckte, waren seine Augen mit roten Adern durchsetzt und seine sonst schon sehr blasse Gesichtshaut recht fahl, verspürte er nicht den Hauch von Scham. Eher im Gegenteil! Noch nie hatte Severus so viel Stolz für einen Teil seines Körpers empfunden. Offen und völlig unverhohlen trug er das Zeichen seines Herren und erntete dafür reichlich Anerkennung.
 

Doch mit dieser Anerkennung kamen auch Pflichten. Die ihm, für die nächsten Tage, zugeteilten Aufgaben waren hingegen wenig anspruchsvoll. Einige Tränke und Seren mussten fertig gestellt werden. Deswegen war er hierhergekommen. Seine Vorräte waren erschöpft und hatte man vor ein paar Jahren noch Schwierigkeiten gehabt, verschiedene Gifte oder Materialien zu erhalten, die vom Ministerium überwacht wurden, so wurden diese nun selbstbewusst aus kleinen Verschlägen oder Bauchläden feilgeboten. Mit schnellen Schritten trat Severus, über das Kopfsteinpflaster vorbei an einer runzligen, gebeugten Hexe, die ihm eine Phiole mit der Aufschrift: „Basiliskzahn Pulver“ vor die Nase hielt.

„Acromantulagift oder Tentakelsamen kann ich dir anbieten! “ zischte sie ihm zu.
 

Mit einer wedelnden Handbewegung verscheuchte er die Alte wie ein lästiges Insekt. Ohne sie noch eines Blickes zu würdigen verließ er die Nokturngasse und ging hinaus auf die Winkelgasse.
 

Das Problem der fehlenden Kontrolle und Überwachung durch die Ministeriumsvertreter, war die mangelhafte Qualität der Ware, die ihm in den Seitengassen aufgeschwatzt wurde. Als er noch am Beginn seiner Alchimisten-Karriere stand, hatte er sehr darunter zu leiden gehabt. Mittlerweile hatte er genug Erfahrung sammeln können, um die verschiedenen Zutaten auch im zerkleinerten oder gemahlenen Zustand unterscheiden zu können. Da er jedoch seine Tränke häufig zunächst an sich selbst ausprobierte, hatte er in der Vergangenheit aber schon so manche Abende mit heftigen Krämpfen, Erbrechen oder ekelerregenden Ausschlägen verbracht.
 

Mit wehendem Umhang schritt er um die nächste Ecke und fand sich vor Mr Mullpepper's Apothecary wieder. Wie eh und je war die Fassade dieses kleinen, windschiefen Fachwerkhauses in einem knalligen Lila gehalten. Der Holzrahmen des Ladenfensters nebst den vielen Querstreben, die die große Fläche in viele kleine Fenster teilten, waren ebenfalls in diesem Fliederton. In schweren und schwarzgebrannten Keramiktöpfen und kunstvoll glasierten Keramikschalen wurden die verschiedensten Zutaten ausgestellt. Der untere Teil des Fensters wurde von zahlreichen Klingen, grünglasierten Röhrenkannen mit Deckeln und einigen Geweihen verziert.
 

Der Eingang war gesäumt von bauchigen, dunkelgrünen Gärballons. Ein großes, rotes Schild am Eingang gab Auskunft darüber, dass es hier kein Einhornblut zu kaufen gab und man es auch unterlassen solle, zu fragen. Dies belustigte den jungen Zauberer sichtlich, als er die Türe aufschob. Sein Eintreten wurde von der Türglocke mit einem leisen Bimmeln kommentiert.
 

Mit einem kurzen Nicken nahm der Apotheker Severus Kommen zur Kenntnis. Der Schwarzhaarige ging hinüber zum Grapen mit der Aufschrift Jobberknoll-Feder, griff beherzt nach dem Henkeln und verfrachtete die Steinzeug Keramik samt Federn zur Theke. Dem folgte ein Tonkrug mit Affodilwurzel, einige Billywig-Stachteln in einer hölzernen Nadeldose und eine Holzspannschachtel gefüllt mit Greifenklauen-Pulver.
 

Nachdem ein Stapel Galleonen den Besitzer gewechselt hatten, verstaute Severus die Gefäße in einen seiner magisch vergrößerten Manteltaschen.
 

Nachdem er seine Vorräte wieder auffüllt hatte, machte er sich beschwingt auf den Weg zum tropfenden Kessel. Den Tagen großer Erfolge sollten nun ein ruhiger folgen. Selbstredend hätte Snape dem Dunkeln Lord weitere Triumphe gegönnt, aber heute sollte nach seinen Vorstellungen möglichst ereignislos kommen und gehen. Die zurückliegenden Tage und Stunden hatten ihn angestrengt und er hatte sich vorgenommen seine Kehle mit einem oder auch gerne einem weiteren Glas Feuerwhisky zu befeuchten.
 

Kurz bevor er in die Straße einbog, fiel ihm eine vermummte Gestalt im Rummel der Winkelgasse auf. Diese Gestalt, beim näheren Hinsehen bemerkte Severus, dass es sich wohl um eine Frau handelte, war nahezu gänzlich von einem krapproten Mantel eingehüllt.
 

Oh man, wieder so eine Schwachsinnige, dachte Severus erheitertet und fuhr sich durch sein zerzaustes Haar. Die musste ja einiges auf dem Kerbholz haben, wenn sie sich nur so auf den Straßen zeigen konnte, vermutete er weiterhin, begann seinen Schritt zu beschleunigen, um der Figur zu folgen. Der Todesser genoss es, dass er diese wohl noch nervöser stimmen würde. Ein aufrechter, selbstbewusster Magier, der hinter einem her ist, bedeutete auch in diesen Zeiten meist nichts als Ärger für die verfolgte Person.
 

Als die Gestalt ihren Kopf drehte, um sich verängstig umzusehen, zogen sich die Innereien des jungen Zauberers zu einem schmerzhaften Kloß zusammen.

Es waren ihre Augen!
 

Severus verlangsamte zuerst seinen Gang, hielt dann inne und starrte ungläubig in ihre Richtung, als wäre sie eine Art Fata Morgana.

Bei Merlin... was tut sie hier?!, schoss es ihm durch den Kopf.

Die Leichtigkeit fiel wie eine vage Erinnerung binnen eines einzigen kurzen Momentes von ihm ab. Das Treiben um ihn herum setzte unbeirrt fort, jedoch bildete der Todesser für einige Passanten ein lästiges Hindernis, welches es zu umgehen galt.
 

„Sev…?“, erklang es leise und verunsichert aus den Tiefen der Kapuze der vermummten Hexe.
 

Der Klang seines Spitznamens lies ihn schwer schlucken. Seine nächsten Handlungen liefen ab wie in Zeitlupe und er stand als Beobachter daneben, unfähig einzugreifen. Zügig führten ihn seine Füße an Lily heran, seine Hände packten ihren Mantel und zogen sie streng in die nächste Seitengasse.
 

„Was denkst du was du hier machst?! Was ist, wenn sie dich entdecken? Was ist, wenn er dich findet?!“, spie er ihr gereizt entgegen, derweil Lily sich unwirsch aus seinem Griff befreite.
 

„Es ist auch schön dich zu sehen, Sev.“, gab sie kühn, wenn auch etwas entnervt zurück.
 

Für einen Moment umhüllte sie beide ein eisiges Schweigen. Sie nutze diesen Moment, um ihren wallenden Mantel wieder zu richten und ihn enger, um ihren Leib zu schlingen.
 

Er nutzte den Moment, um sie weiterhin entgeistert anzustarren. Kaum Imstande zu begreifen wer da tatsächlich vor im Stand, fuhr sich der Slytherin verlegen über sein spitzes Kinn, auf welchem, ähnlich wie auf seinen Wangen, der Schatten eines Bartes lag.
 

Sie war so makellos und wunderschön wie eh und je. Ein grünes Band hielt ihr wildes, in Eile zu einem Zopf gebändigtes Haar aus ihrem Gesicht. Zumindest hatte es diese Aufgabe inne gehabt. Ein paar gelockte roten Strähnen zierten ihr Gesicht, in welchem keine Spur von Freude über ihr wiedersehen lag. Die Augen der Hexe taxierten ihr Gegenüber von oben bis unten.
 

Severus wusste, dass er aussah wie ein Wrack. Ausgemergelt, abgekämpft und übernächtigt. Die viele Arbeit für den Dunklen Lord, die ständigen Nachtschichten, sei es, um Tränke zu brauen, oder seine Feinde zu jagen. Dazu kam sein eigener Drang nach Zerstreuung. Dieses Konglomerat sorgte dafür, dass es ihm Unbehagen bereitete, ihr so entgegen zu treten. Anders als Potter und seine Spießgesellen war er nie der Typ dafür gewesen, viel mehr Zeit als nötig vor dem Spiegel zu verbringen. Nur heute und auch vor allem vor dem Hintergrund der gestrigen Erfahrung mit Fenrir Greyback… zumindest lies die neue Robe von Madam Malkins ihn etwas achtbarer erscheinen.
 

Dennoch tat Lily ihm den Gefallen und zwang sich zu einem freundlichen Lächeln. Mit gedämpfter Stimme sagte sie: „Du hast mich ganz schön erschrocken. Üblicherweise lasse ich mich nicht einfach in so dunkle Gassen zerren, aber da du es bist.“ Der beißende Sarkasmus war kaum zu überhören, jedoch stellte Severus erleichtert fest, dass ihr Lächeln zu wachsen begann. Von ihren zarten Mundwinkel hinauf zu ihren schillernd grünen Augen.
 

Ihre plötzliche Vertrautheit erwischte ihn kalt. Das ging ihm immer so bei ihr. Eben noch wollte er toben und zetern, doch dann reichte eine kleine Freundlichkeit von ihr und schon verrauchte das ganze Aufgebot an Zorn und Frustration. Verlegen kratzte er sich am linken Unterarm. Sie quittierte diese Geste und sein gut sichtbares Mal mit einem kurzen, mitleidigen Lächeln.
 

Ihre Blicke trafen sich. Auch nach all der Zeit schaffte sie es ihn in ihren Bann zu ziehen. Sie war so wunderschön. Einige Sorgenfalten zeichneten ihr makelloses Gesicht. Severus seufzte schwer.
 

„Lily…“, drängte er sie und packte sie abermals am Arm, dieses Mal jedoch weitaus sanfter. „Was tust du hier?“
 

„James..., er...“, gab sie stockend zurück und lies ihren Blick zu ihrer Manteltasche wandern. „Sein Stab. Ich muss zu Ollivander. Er wird...“. Deprimiert lies Lily ihren Kopf hängen und atmete langsam aus. Severus hingegen hob belustigt seine Brauen. Er genoss die Vorstellung, dass Potter zurzeit schutzlos war. Wie gerne hätte er diesen Moment genutzt, um ihm all die Pein auf Knut‘ und Sickel zurückzuzahlen.
 

Sie ließ ihre Arme sinken und machte Anstalten, an ihm vorbei und zurück auf die offene Gasse zu gehen. Dabei öffnete sich ihr Mantel und entblößte ihren zuvor zur Gänze verhüllten Körper. Gierig wanderte Severus Blick zu ihren Brüsten. Ihre Robe, aus Chiffontuch fließend wie Wasser, spannte an ihrem Ausschnitt. Erfreut bemerkte er, dass dieser wesentlich üppiger zu sein schienen, als bei ihrer letzten Begegnung. Dann sah er ihren Bauch. Sie hatte deutlich unter der Last des zusätzlichen Gewichts zu tragen. Severus stellte sich reflexartig in Lilys Weg.
 

„Du bist… schwanger?!“, platzte es ungläubig aus ihm heraus. Sie lächelte stolz und nickte kurz. Den Trotz verbarg sie nur mühsam.
 

„Deine scharfe Beobachtungsgabe habe ich schon immer an dir gemocht.“ erwiderte sie neckisch. „Ja, Sev, wir erwarten ein Kind. Und deshalb muss ich jetzt weiter. James wartet auf mich und…na ja, erst muss ich noch zu Ollivander, wie schon gesagt. Bitte lass uns ein andermal plaudern.“ Wieder versuchte Sie an ihm vorbei zu schlüpfen. Wieder vertrat er ihr den Weg.
 

Er nahm ihre beiden Schultern in seine Hände und schob sie vor sich her, tiefer in den dunkleren Teil der Nebengasse. „Bist du wahnsinnig, dich in diesem Zustand hier herum zu treiben?! Um Ersatz für seinen Zauberstab zu bekommen? Wieso? … Bei Merlins Bart... Komm mit mir!“

Ohne ihre Antwort oder Reaktion abzuwarten zog Severus die verblüfft dreinblickende Lily an seine Brust. Er presste ihr einen heftigen Kuss auf die Stirn und fuhr unbeirrt fort: „Der Dunkle Lord… er vertraut mir. Wir verstecken dich! In Spinners End. So wie wir es als Kinder getan haben. Er wird dich nicht finden, Lil. Ich werde euch beschützen.“
 

Lilys stolze Fassade bröckelte. Unterdrückte Schluchzer ließen ihren Körper und ihre Arme zucken. Sie versuchte sich aus seinem Griff zu befreien. Energisch stieß sie ihn von sich und funkelte Ihn mit schwimmenden Augen an.
 

„Vor dir und Deinesgleichen verstecken wir uns, Severus! Vor dir und deinen Todesser-Freunden!“, schrie sie ihm voller Verzweiflung entgegen und rannte los.
 

Fahrig griff er in die Leere, an der sie eben noch gestanden hatte. Sie war schon um die Ecke des anliegenden Hauses gerauscht. Zurück blieb nur ein gleißender Stich in seinem Inneren. Einen Moment verharrte er regungs- und vollkommen ahnungslos, was er nun tun sollte, in dieser Position. Dann griff er sich an die Stirn. Heute würden es mehr als zwei Gläser werden, stellte er mürrisch fest und zog los.
 

Und dann trank er, allein und zurückgezogen, so wie er es stets bevorzugte. Er trank so viel, dass er gerade noch nach Spinner’s End apparieren konnte.
 

Schwankend riss er seine Haustür auf und lies sich bäuchlings auf das nächste Sofa fallen. Im einfallenden Sonnenlicht der untergehenden Sonne, konnte er die aufsteigenden Staubpartikel tanzen sehen, während er langsam seine Augen schloss.



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