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I’m Still Standing

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
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So! Da mir mein Anfang nicht gefallen hat hier meine neue Version ;)

Ganz viel Spaß <3 Komplett anzeigen

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Ein kleiner Trost

Das Geräusch, mit dem seine Stiefel den Schnee auf dem Gehweg durchbrachen, ließ ihn jeden Schritt unnötig vorsichtig machen. Es knirschte ja doch, egal wie umständlich er seinen Gang verzögerte. Der Schnee war gestern Nacht gefallen, erinnerte er sich. Da war ihm das Geräusch seiner Schritte gar nicht aufgefallen.
 

Optimistisch und voller Tatendrang war er dem Ruf seines Meisters wie dem seiner Mitstreiter gefolgt und hatte sogar die warme Winter-Ausstattung – Schal und gefütterte Handschuhe – nicht mitgenommen. Auch die Kälte hatte er nicht bemerkt. Die Aufregung hatte ihm so viel wärmendes Adrenalin geschenkt, dass auch kein Schutz dagegen nötig gewesen war. Wahrscheinlich waren das Knirschen und Knacken des Schnees auch noch gar nicht dagewesen, gestern Abend, überlegte er. Das filigrane Eis-Schnee-Konstrukt hatte sich erst gebildet, nachdem es über den Tag leicht angetaut und nach Einbruch der nächsten Nacht wieder gefroren war. Es knirschte. Bei Merlin, dieses Knacken und Brechen hallte hundertfach in seinem Kopf wider. Es war dasselbe Geräusch, das Knochen machten, wenn zu hohe Belastung ihre Strukturen überwand. Knochen, die zerdrückt wurden von gnadenlos zupackenden Raubtierzähnen.
 

Komisch staksend bog Severus auf den schmalen Pflasterstreifen von der Straße zur Haustür ein. Die Kälte der Nacht ließ ihn frösteln, vollkommen untypisch für Ihn. Untypisch war darüber hinaus auch das nervöse Umsehen, bevor er auf das schmale, eisfreie Podest mit dem Briefkasten trat und dass er die Taschen seines Umhangs mehrmals nacheinander durchwühlte, bevor er seinen Zauberstab in der Hand hatte. Fast hätte er die Fassung verloren, doch dann berührten seine hastig umhertastenden, viel zu kalten Finger den ebenhölzernen Stab.
 

Vollkommen untypisch starrte der Zauberer diesen danach mit leerem Blick für einige, zu lange Momente einfach an, ihn vor sich erhoben in der Luft haltend, ohne sich zu regen. Ein Tropfen, welcher sich von der Unterseite der Regenrinne am Dachrand über ihm löste und direkt an seinem Gesicht vorbei zu Boden fiel, ließ ihn – sehr untypisch – erschrocken zusammenzucken. Der Tropfen tat etwas sehr tropfenartiges und zerplatzte am steinernen Boden in zahllose kleinere Tropfen. Diese benetzten unter anderem jene, die sich schon vorher an den hohen, abgenutzten Stiefeln befanden, in denen Severus nun seit zwei halben Nächten und einem ganzen Tag steckte. Untypisch für gewöhnliche Tropfen, waren jene auf den Schuhen längst getrocknet und hatten eine braun-rote, krustige Masse gebildet, die sich hoch, bis fast zu den Knien erstreckte.
 

„Alohomora“ Mit leisem Quietschen schwang die alte, verwittert wirkende Tür nach hinten auf. Mit drei schnellen Schritten, die viel mehr nach Flucht als nach Heimkehr aussahen, war Severus Snape im Inneren des Gebäudes und mit einem Knall wurde die Tür wieder zugeschlagen.
 

Alles drehte sich. Dass er es bis hierhin geschafft hatte – gestand er sich ein – war wieder so ein eher untypischer Sachverhalt. Wer, bei allen Geistern von Hogwarts, hätte vorhersehe können, wie sich der Tag und die nun schon weit vorangeschrittene Nacht entwickeln würde? Er sank schwer gegen die eben zugeworfene Haustür und fand auf einmal nicht mehr die Kraft sich auf den Beinen zu halten.
 

Als er, auf dem Boden sitzend, mit dem Rücken am Holz hinter sich lehnend, den Zustand seiner Stiefel bemerkte, erschrak er so stark, dass er sich polternd den Schädel anstieß und laut fluchte. Das war nicht sein Blut, dass da an seiner Kleidung klebte. Er hatte es lediglich... an sich genommen? Nein, nein, so war das nicht gewesen... Ihm schwirrte der Kopf. Sein Puls fing wieder an zu rasen. Die Finger nestelten an den Riemen, schafften es aber nicht schnell genug, die Bänder zu lösen, da diese von dem fast trockenen Brei, bestehend aus... Der Gedanke fand keinen Abschluss.
 

Augenblicke oder Stunden später fand Severus sich, nun nur noch mit Hemd und Unterwäsche bekleidet, an anderer Stelle im Zimmer am Boden sitzend wieder. Vor ihm verbogen sich und verkohlten langsam die Überreste seines Umhangs, seiner Wollhosen und der Stiefel im Kamin. Der schwarze Rauch biss in den Atemwegen und war nicht geeignet, über längere Zeit hingenommen zu werden. Völlig untypisch für den jungen Zauberer griff dieser nach einem dicken Wälzer, der – achtlos fallen gelassen – eben einfach in Reichweite lag und schmiss damit, einem irren Impuls folgend, eines der beiden kleinen, nur einfach verglasten Fenster ein.
 

An früheren dieser Treffen, von denen er angenommen hatte, dass auch der vergangene sich als solcher herausstellen würde, hatten andere Todesser mit bleichen Gesichtern Schauergeschichten davon zu erzählen gewusst, wie sie dergleichen mitangesehen und miterlebt hatten. Severus hatte es nicht glaube können, war aber insgeheim verunsichert gewesen, mit welchen Details die Erzähler aufzuwarten wussten.
 

„Wenn er den ersten Bissen direkt in die Bauchgegend setzt... das stinkt so bestialisch, sage ich euch. Mir wurde ganz schlecht. Dieser Fenrir schüttelt sich dann wie ein nasser Hund und das Blut und die Stückchen der Innereien spritzen überall hin... .“
 

Avery hatte dann immer mit entrücktem Lächeln dagesessen und lauschte andächtig, als würde man ihm eben den Schlüssel zur Truhe des Merlin darbieten. Mulciber war da pragmatischer. „Das einzige was hier stinkt, sind deine Lügenmärchen, Amycus! Ihr wart da drinnen so still wie Muggelkinder beim Kartenspielen. Was du sagst, hätte ich draußen hören müssen, beim Schmiere stehen. Red' doch nicht so einen Müll!“

Der so attackierte widersprach nicht. Severus war sich aber sicher, dass die Blässe seiner eh schon ungesund hellen Haut, noch weiter zugenommen hatte.

Heute hatte er erfahren, wie es zu dieser Widersprüchlichkeit gekommen war. Erst waren sie mit den beiden Schlammblütern hinein in den Bunker gekommen. Beiden waren die Augen verbunden, die Münder geknebelt und die Hände und Füße gefesselt gewesen. Bella hatte die Tür hinter ihnen magisch verschlossen und einen komplexen Muffiato gewirkt. Niemand außerhalb würde irgendetwas von dem mitbekommen, was hier drinnen geschehen würde. Erst dann hatte der dritte Todesser, irgendein Spießgeselle von Lucius Malfoy, ein verzaubertes Gitter hochgehoben, welches bis eben mit einem Illusionierungszauber unsichtbar mit dem Betonboden verschmolzen war. Daraus kam und dahin ging der Werwolf später wieder, unbemerkt für die beiden Wachen vor der Stahltür und jeden zufälligen Beobachter.
 

Der große Mann hatte sich schwer atmend aufgerichtet und in Richtung der beiden Delinquenten geschnüffelt. Ein Mundwinkel war an seinem grobschlächtigen Gesicht hinaufgewandert. Es war wohl seine Art zu grinsen. „Fen, hier haben wir zwei besonders tapfere, kleine Vögelchen.“ Bella war elegant durch den Raum auf Greyback zu geschwebt und hatte ihm einen einzelnen, ringgeschmückten Finger auf die nackte Brust gelegt. Severus hatte der absurde Gedanke durchschossen, dass die Hexe den Werwolf allein mit diesem dünnen Finger davon abhielt, sich unvermittelt auf seine Opfer zu stürzen. „Ich habe von einem so wunderschönen neuen Lied gehört. Es handelt von Verstecken, Fidelius-Zaubern und Geheimniswahrern. Leider kenne ich nur die erste Strophe.“ In gespielter Enttäuschung hatte sie beide Schultern theatralisch hängen gelassen und sarkastisch geseufzt. „Ist das nicht schade, Fen?“

Einer der beiden Gefesselten war auf einmal hektisch geworden. Severus hatte angenommen, dass er bei der zweiten Nennung des Werwolfs bei seinem Spitznamen die Erkenntnis getroffen hatte, wer da eben hinzugekommen war. Die Chancen, Gesund und wohlbehalten den nächsten Morgen zu erblicken, hatten sich aus seiner Sicht der Dinge gerade wohl nicht zum besseren gewandelt.

„Schade, ja.“ sagte Fenrir mit seiner tiefen, bedrohlich schnarrenden Stimme. „Du sagst es, Fen.“ Bella hatte glockenhell aufgelacht und ihre schwarzen Locken hin und her geworfen. Sie war anschließend doch tatsächlich mit wallendem Rock durch den Raum getänzelt. „Wir dürfen nicht zulassen, dass solch feinsinnige Melodie nicht auch unser Herz erfreut, nicht wahr? Es darf kein Geheimnis bleiben, wie das Liedchen weitergeht und wie es endet.“ Der Werwolf war kein Freund großer Worte. „Nein“, stimmte er zu.
 


 

Er würde mit der Erinnerung fertig werden, indem er seine Fähigkeiten einsetzte, die zu erwerben er so viel Zeit und Mühe geopfert hatte. In dem verborgenen Fach, unter dem einen, ganz bestimmten Regalboden war sein Vorrat an selbstgebrauten Betäubungsmitteln und berauschender Mixturen versteckt. Er hatte viele seiner früheren Experimente nicht gewagt, an sich selbst zu testen. Fremden konnte er sie schon gar nicht zeigen, das hätte ihm gut und gerne eine Anklage vor dem Zaubergamot einbringen können. Doch jetzt – so entschied er – würde sich seine Umsicht auszahlen. Ein klares Ziel vor Augen stemmte der Zauberer sich hoch und schwankte hinüber zur Wand mit den Bücherregalen. Nur kurz tastete er auf der Rückseite einiger schwerer Wälzer umher, dann kündigte ein vernehmliches Klicken davon, dass ein Mechanismus in Gang gekommen war. Die Bücher wurden einfach nach vorne herausgeschoben und ein offenes Schubfach rückte an ihre Stelle. Aus dem Inneren entnahm Severus ohne langes Zögern eine kleine, trübe Flasche, entkorkte diese und goss sich den schmierig-gelben Inhalt in den Rachen. Nun würde es bald besser werden.
 

Severus holte tief Luft. Die Wirkung setzen ohne Verzögerung ein. Vor dem inneren Auge wurden die Bilder des durchlebten Horrors unklarer. Sofort wurde ihm wohlig zumute. Die Welt außerhalb seiner Sinne drang nur noch gedämpft zu ihm durch. Eine dicke Schutzschicht umschloss seinen Körper, wie gleichfalls seinen Geist.

Gelassener als noch gerade eben ging er hinüber zum zerschmissenen Fenster. Der Rauch im Zimmer war so gut wie verschwunden. Schwungvoll hob Severus den Zauberstab und summte verträumt: „Reparo.“ Gespannt sah er den Splittern auf dem Fußboden zu. Sie erhoben sich, flogen auf. Mit der weitaus größeren Gruppe Scherben, die vom Hof draußen herbei schwirrten, verbanden sie sich eine nach der anderen und formten so die Scheibe neu, bis schließlich ein makelloses, aber unverändert schmutziges Fensterglas die Nacht aussperrte.
 

Zufrieden mit dem Ergebnis ließ sich der glasig dreinblickende Zauberer auf das Sofa sinken. Er wählte das Möbelstück nicht aktiv aus. Es war einfach der nächstgelegene Sitzplatz, abgesehen vom blanken Boden.

Seine Gedanken wurden rührselig. „Accio Umhang“ - wieder wedelte er mit dem Stab, diesmal in Richtung Tür, neben der seine übrigen Umhänge an Haken hingen. Zielsicher schwebte sein Alltagsumhang quer durch den Raum auf ihn zu. Severus durchsuchte mit fahrigen Fingern die Innentaschen und fand schließlich, was er suchte.

Auf dem vergilbten, zerknitterten Muggel-Foto waren zwei Personen zu sehen. Das Mädchen trug ein buntes Kleid, dass sich hervorragend mit ihren feuerroten Locken biss, die um Ihr Gesicht wallten und auf ihre Schulter fielen. Den Arm hatte sie voll Zuneigung um den hageren Jungen neben ihr gelegt. Diesem war überhaupt nicht wohl bei der Sache, so fotografiert zu werden. Die Freude, über die Nähe zu dem hübschen Mädchen an seiner Seite vermochte es ihm dennoch ein zwar verschämtes, aber nichts desto weniger freundliches Lächeln auf das bleiche Gesicht zu zaubern.
 

„Lily...“ Der erwachsene, aber total vernebelte Severus verlor sich völlig im Anblick der Szene, erinnerte sich an den Duft von Lilys Haaren und wie sie an diesem wunderbaren Nachmittag bei den Evans zusammen in der Muggelküche beim Kochen geholfen hatten. Severus hatte von seinem eigenen Zuhause her gewusst, wie man ohne Magie Essen zubereitete, war aber so aufgeregt gewesen, dass er wie der größte Tollpatsch Gemüsestückchen hatte fallen, das Wasser hatte überkochen lassen und sich selbst mit dem Schälmesser in den Daumen geschnitten hatte. Lily hatte sich sofort um seine winzig kleine Wunde gekümmert, als würde er wohl bald verbluten. Der gesäuberte und verbundene Daumen war auf dem Bild nicht zu sehen, da er ihn verschämt hinter dem Buch, dass er fest umklammerte, versteckt hatte.
 

„Damals waren wir glücklich, wie?“ Severus sprach sowohl zu seinem jüngeren Ich, wie auch zu dem Mädchen dass dieses lachend umarmte. Als er Stunden später aus dem komatösen Rausch aufwachte, erinnerte sich noch, dass die junge Lily auf dem Foto ihm bestätigend zugenickt hatte.



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