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Immer wieder Sonntags...

Ein Möchtegernkrimi
von

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Einer der Häftlinge trat zur Seite und öffnete die Zellentür zu Vans Zelle. Domsch nickte kurz aber dankbar und hob dann den Bewusstlosen hoch und trug ihn zum Bett, wo er ihn ablegte und soweit stabilisierte. Während Jan bei Valentine blieb, trat Domsch wieder auf die Piste und blickte sich um.
 

„Eine falsche Bewegung, ein falsches Wort und Sie sind tot, Herr Staatsanwalt“, spöttelte Kay amüsiert. „Das ist mir bewusst, Herr Psychologe und ich gebe zu, ich habe doch ziemlich Angst!“, zischte Domsch leicht entnervt. Ein leises, fast schon amüsiertes und gehässiges Raunen von den Häftlingen kommentierte diese doch sehr ehrliche Offenbarung.

Müde strich sich Domsch über die Stirn. „Also bitte: Was ist hier los?“, wollte er nun wissen und blickte zu den Beamten. Diese trauten sich nicht zu rühren, da Kay sie noch immer mit dem Revolver bedrohte. „Kay, Waffe weg!“, grollte Domsch und Kay zuckte mit den Schultern, als er sie zum Entsetzen des Staatsanwaltes einem Häftling in die Hand drückte.

„Was zur Hölle?!“, keuchte er und Kay grinste. „Du hast nur gesagt, Waffe weg. Sie ist weg oder siehst du sie noch in meiner Hand? Und ganz ehrlich, in Anbetracht der aktuellen Situation, wie sie momentan hier vorherrscht, würde ich es nicht wagen unbewaffnet diesem Gesocks gegenüber zu treten!“, meinte der Psychologe und deutete auf die Beamten.

Zum ersten Mal in seinem Leben kam sich Staatsanwalt Domsch absolut hilflos vor. „Also antwortet. Was ist hier los?“, murmelte er nur müde und der angeschossene Beamte fühlte sich sicher, da anscheinend die reine Anwesenheit des Staatsanwaltes ausreichte, um wieder Ordnung herzustellen.

„Der Häftling Valentine wurde tätlich uns gegenüber, als wir ihn darauf hinwiesen, dass er sich nicht so aufführen solle, da wir wissen, dass er schuldig ist. Dieser Bastard gehört vergast für das, was er Bill angetan hat und den anderen!“, regte er sich auf und sah sich komplett im Recht.

Domsch zuckte mit keiner Wimper, als er das hörte. Nur innerlich fragte er sich gerade, ob er im falschen Film war. Was er heute alles schon zu hören bekommen hatte, ließ ihn am menschlichen Verstand zweifeln und vor allem an der Gerechtigkeit.

„Sie kannten Bill?“, wollte er nur wissen. „Natürlich! Wir waren wie Brüder!“, zischte der Beamte. „Und warum sind die Kameras ausgeschaltet?“, wollte Domsch weiter wissen. „Es brauch nicht jeder zu wissen, wie wir mit den Abschaum hier reden und es auf ihre Verhöre vorbereiten“, wurde dem Staatsanwalt nur grinsend geantwortet.

Tief atmete Domsch durch und wandte sich an den nächstbesten Häftling. „Warum habt ihr keinen Alarm gemeldet?“, wollte er wissen, ahnte aber schon die Antwort. „Abgeschaltet“, kam es nur kühl zurück. Domsch schloss gepeinigt die Augen. „Wie oft ist das bereits außer bei Valentine passiert?“

Als ihm gespenstisches Schweigen entgegenschlug, begriff er, dass es zu oft passiert war.

„Wer glaubt schon einen Häftling? Man ist der Willkür ausgeliefert und hat keine Chance. Ich will nicht wissen, wie viele unschuldig inhaftiert sind...“, murmelte da Kay. „Das will ich auch nicht wissen“, erwiderte Domsch leise. „Und das ist eine Schande! - Wir müssen sämtliche Urteile überprüfen und vor allem in den eigenen Reihen säubern!“

Domsch blickte auf seine Uhr. „Kay, rauchst du?“, fragte er dann. „Ja...“, antwortete dieser verwirrt. Frank nickte leicht vor sich hin. „Wir brauchen fünf Minuten bis runter zur Raucherinsel. Ich denke, ich könnte jetzt zwei drei Zigaretten vertragen. Da ich nicht der schnelle Raucher bin, brauche ich in etwa zehn Minuten pro Zigarette. Dann zehn Minuten zu der Zentrale...“, überlegte er dann laut und blickte schließlich die Häftlinge allesamt an. „Ihr habt eine Stunde! Valentines Rechtsverdreher wird nicht angerührt und die Typen haben noch zu leben, wenn ich sie hier raustragen lasse! Der Rest ist mir egal!“, meinte er dann plötzlich. „Kay, nimm deinen Revolver mit und lass uns Eine rauchen gehen“, sagte er und lief an verblüfften Häftlingen vorbei.

„Anarchie...“, konnte sich Kay nicht verkneifen und folgte dem Staatsanwalt, nachdem er seinen Revolver wieder bekommen hatte. Er wollte nicht wissen, was nun auf der Piste ablief, als sich die Tür hinter ihm schloss.
 

Jan hatte mit Entsetzen alles hören können und war schockiert über die Zustände. Wie oft hatte er von Korruption und Beamtenwillkür in anderen Ländern, ganz speziell den USA gehört. Aber nie hätte er es sich träumen lassen, dass es so etwas auch hier in Deutschland gab. Er schluckte schwer, als er die Tragweite der Worte begriff.

Nachdem Domsch und Kay die Piste verlassen hatten, herrschte gespenstische Stille und Jan wurde nervös. Da wurde die Zellentür geöffnet und er wurde beruhigend angelächelt. „Keine Sorge. Möchtest du etwas trinken? Essen?“, wurde er von dem Häftling warm gefragt. Jan schluckte und blickte dann zu Van. „Das wäre lieb, aber nur wenn es keine Umstände macht“, antwortete er leise und schon war er wieder alleine, aber die Zellentür blieb offen.

Es herrschte Ruhe und Jan entspannte sich langsam. Als ihm dann Kaffee und ein Stück Kuchen gebracht wurde, begann Valentine sich zu regen. Leise stöhnend schlug er die Augen auf und runzelte die Stirn. Verwirrt musterte er Jan. „Was machst du denn hier?“, wollte er leise wissen.

„Der Kleine hier kam mit deinem Seelenklempner und der Staatshure, um dich rauszuholen. Allerdings kam ihnen eine Kleinigkeit dazwischen“, erklärte der Häftling und Van musterte diesen. „Und was genau, Ric?“ - „Der Seelenklempner nannte es Anarchie...“

Mit Hilfe von Jan setzte Van sich auf und runzelte die Stirn. „Was ist passiert?“, wollte er wissen.

„Wir wollten dich holen. Frank hat eine Mail bekommen, in der Beweise waren, dass du unschuldig bist. Er wollte es sich nicht nehmen lassen, nach allem was Slade zu verantworten hat, dich persönlich zu entlassen. So sind wir mit Kay hergekommen und sahen uns einer Horde gegenüber, die sich gerade einige Beamte zur Brust nahmen. Wenn ich das richtig verstanden habe, dann haben die Typen dich ganz geplant in die Mangel genommen. Und es ist wohl nicht das erste Mal gewesen und naja... auf jeden Fall will Frank nun jedes Urteil überprüfen und in den eigenen Reihen säubern und... wir kommen erst in etwa einer Stunde hier raus. Frank muss erst einmal zwei drei Zigaretten rauchen, bevor er die Kameras und das System wieder einschaltet“, versuchte Jan alles kurz und knapp zusammenzufassen.

„Seit wann raucht Frank?“, wollte Valentine total verdattert wissen und da begriff Ric, was der Staatsanwalt da tatsächlich für sie alle arrangiert hatte.

„Was habt ihr genau vor?“, wollte Jan neugierig wissen, da ja immer noch alles ruhig war. Ric schmunzelte amüsiert über die Naivität des anderen. „Glaub mir, es ist besser, du erfährst es nicht. Und ja, sie bekommen gerade ihre Lektion. Warum du hier nichts vernehmen kannst, liegt daran, dass wir uns im Aufenthaltsraum um sie kümmern. Und da dieser auf der anderen Seite der Piste liegt, kannst du nichts hören.“

Jan verzog schmollend die Schnute. „Ich bin kein kleines Kind mehr, verdammt!“, grollte er.

„Glaub mir, Jan, du willst nicht wissen, was sie mit den Typen machen...“, beschwichtigte Van und trank etwas von dem ihm gereichten Wasser. Ihm tat alles weh.
 

Nach über einer Stunde betrat Staatsanwalt Domsch wieder die Piste. Er musste lächeln, als alle Häftlinge brav in ihren Zellen hockten. Er kontrollierte jede Einzelne. Bei Ric stockte er kurz, als er die selbstgebaute Waffe sah. Er bemerkte nicht wie er von Ric gemustert wurde, während er überlegte, was er machen sollte. Eigentlich müsste er das Ding konfiszieren und Ric Arrest verhängen, aber andererseits, wenn er bedachte, was hier für Zustände auf der Seite der Beamten herrschte, konnte er sich nicht sicher sein, dass so etwas wie bei Valentine heute sich nicht wiederholte.

„Du kannst sie bekommen, wenn du mir das Versprechen gibst, dass so etwas nicht wieder vorkommt. Ihr erwartet von uns, dass wir euch mit Respekt behandeln, so erwarten wir auch von euch, dass ihr uns mit Respekt behandelt“, erklärte Ric ruhig. Frank atmete tief durch. „Ich kann dir das Versprechen nicht geben. Ich weiß auch nicht wie lange es dauern wird, bis alles gesäubert wurde. Ich komme es holen, sobald ich dir das Versprechen geben kann. Ich bitte dich nur, es nur im Notfall einzusetzen. - Wie seit ihr eigentlich aus euren Zellen raus? Ich meine, die werden doch nicht so dämlich gewesen sein und sich Valentine gekrallt haben, während ihr alle auf der Piste seid.“

Nun musste Ric schmunzeln. „Wir hatten Aufschluss. Dann kamen sie und schlossen uns wieder ein. Sie kontrollierten aber nicht, ob alle in ihren Zellen waren. Kontrollierten also auch nicht, ob noch jemand in den Waschräumen ist und nun ja... den Rest kannst du dir denken. Bist ja nicht auf den Kopf gefallen!“, zwinkerte er verschmitzt. Domsch verdrehte die Augen und ging.
 

Die drei schwerverletzten Beamten wurden von der Piste geholt und ins Krankenhaus eingeliefert. Alle drei waren so übel zugerichtet, dass sie im Koma lagen und es fraglich war, ob sie je wieder aufwachen würden. Allerdings lebten sie noch, wie Domsch es verlangt hatte. Da es keine Überwachungsaufzeichnungen gab, konnte niemand zur Rechenschaft gezogen werden. Die gesamte Piste bekam zwar eine Kollektivstrafe von einer Woche Arrest, aber das war es den Häftlingen wert.

Es konnte nachgewiesen werden, dass die Überwachungskameras absichtlich ausgeschaltet wurden und so waren den Ermittlern, was die Häftlinge betraf, die Hände gebunden.
 

Valentine wurde von der JVA direkt ins Krankenhaus gebracht, wo sämtliche Verletzungen dokumentiert wurden. Mit zwei Rippenbrüchen, einer Gehirnerschütterung und vielen Prellungen und blauen Flecken, fuhr Jan Van schließlich nach Hause.

Als Zimmermann gefahren war, ging Valentine in sein Wohnzimmer und schaute sich verloren um. Er fragte sich, ob das alles hier noch einen Sinn machte.



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