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Immer wieder Sonntags...

Ein Möchtegernkrimi
von

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Frank Domsch saß über den Akten und bekam die Krise. Er hatte sich alle Mordfälle, in denen Valentine als Verdächtiger vorkam noch einmal selber gründlich durchgelesen und nach telefoniert. Er war gelinde gesagt geschockt, dass sein bester Schnüffler so geschludert hat, um nicht zu sagen: seiner Arbeit nicht nachgekommen war – vorsichtig ausgedrückt. Frank hatte sich auch andere Fälle durchgelesen, in denen Slade ermittelt hatte, aber da hatte dieser eine mustergültige Arbeit abgelegt. Also warum nicht bei Valentine?

Tief atmete er durch. Nun war guter Rat teuer. Vor allem, weil der wahre Täter mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr zu fassen wäre. So viele mögliche Spuren waren mit Sicherheit bereits erkaltet!

Staatsanwalt Domsch hatte wirklichen Respekt vor Zimmermann. Dieser war quasi noch ein Auszubildender und schon agierte er so sicher und im Rahmen all seine gesetzlichen Möglichkeiten. Auf die Frage, warum Zimmermann nicht schon längst unter anderem Befangenheit beantragt hatte, hatte dieser nur geantwortet, dass es in diesem Fall vorläufig nichts bringen würde. Sie wollten Valentine so schnell wie möglich aus der U-Haft rausholen, bevor dieser endgültig zerbrach und da würde ein Befangenheitsantrag und eine Anzeige auf Verfahrensfehler nichts bringen.
 

Es klopfte an der Tür und Domsch blickte auf. „Herein“, bat er und lehnte sich in seinen Sessel zurück. Als Slade eintrat, huschte ein leises Schmunzeln über seine Lippen. Dennoch riss er sich zusammen und bat Slade sich zu setzen.

Slade kam der Aufforderung nach und musterte Domsch genervt. „Was ist es diesmal? Was behauptet, verlangt oder will Zimmermann dieses Mal?“, setzte er auch direkt an, denn irgendwie gefiel ihm der Blick des Staatsanwaltes nicht.
 

„Noch hat Zimmermann nichts gemacht, gesagt, gefordert oder beantragt. Er hat im Moment andere Sorgen, Valentine betreffend. Ich möchte mit Ihnen nur gemeinsam einige Akten durchgehen und erhoffe mir, dass Sie mir gegebenenfalls einige Fragen beantworten können“, erwiderte Domsch neutral und Slade schluckte. Wenn Domsch ihn siezte, da musste etwas wirklich im Argen sein und so nickte er nur wortlos.

Verwirrt hob er jedoch eine Augenbraue, als er die Fallakte von Tobias Trümper gereicht bekam. Er schlug sie auf und blickte fragend zu dem Staatsanwalt.

„Ich nehme an Sie sind mit der Akte vertraut, als leitender Ermittler?“, fragte Domsch und Slade nickte widerstrebend. Als er das wölfische Grinsen seines Gegenübers sah, was sich nun zeigte, schluckte er leer.

„Sehr gut, Kriminalhauptkommissar Anthony Slade! Dann können Sie mir auch sagen, wo die anderen Informationen zu den Tatverdächtigen sind? Denn ich habe hier in der Akte nur Valentine und Informationen zu diesem gefunden.“

Slade runzelte die Stirn. „Das ist richtig. Denn wie aus der Akte ersichtlich ist, gibt es nur einen Tatverdächtigen mit einem entsprechenden Motiv. Und das ist eben Van Valentine!“

Domsch musterte Slade eine Weile und überlegte, ob der andere sich einen Scherz erlaubte. Aber als er erkannte, dass der Kommissar es wirklich so meinte, wie er gesagt hatte, atmete er tief durch. „Slade! Wir wollen ernsthaft bleiben! Wo sind die Protokolle über die Befragung der zur Adoption freigegebenen Tochter und deren Mutter? Wo sind die Befragungen der Betrugsopfer von diesem Trümper? Die Befragung der Kredithaie? Wo sind die Aufzeichnungen und Unterlagen der Prügelei, in die Trümper geraten war und vor allem finde ich hier keinerlei Verhörprotokolle über die russischen Familienmitglieder, mit denen Trümper im Disput lag. Nehmen Sie es mir nicht übel, Slade, aber alleine nach der dürftigen Aktenlage, wie ich sie hier vor mir liegen habe, wäre Valentine der Allerletzte, der für mich als Tatverdächtiger in Frage käme. Es sei denn Sie haben mehr Informationen als ich, dann bitte ich Sie, diese in die Akte einzufügen.“

Slade war während der Ausführungen immer blasser geworden. Dann räusperte er sich leise. „Mit Verlaub, Domsch! Van Valentine tauchte hier auf, kurz bevor der erste Mord geschah. Trümper war einer seiner mutmaßlichen Vergewaltiger und außerdem kenne ich Valentine von klein auf. Er war schon immer arrogant und über allen erhaben. Wenn er sich mit uns abgab, dann nur weil seine Majestät sich dazu herab ließ. Dabei war er noch ärmer als eine Kirchenmaus. Dass er studieren konnte, lag einzig und allein daran, dass der Streber ein Vollstipendium bekam! Und selbst da bin ich mir ziemlich sicher, dass das nicht mit rechten Dingen zuging! Er machte kein Hehl daraus, dass ihm alles zu flog. Er hat während des Studiums kein einziges Mal lernen müssen! Glauben Sie wirklich, dass so ein armer Schlucker, der nur Theoretiker ist, quasi über Nacht zum Millionär wird? Solche Märchen gibt es nur in den USA und selbst da sind sie nichts weiter als Märchen! Seit fünf Jahren versuche ich ihm das Handwerk zu legen! Doch er ist gerissen und er kennt sich im Untergrund aus. Es gibt viele Zeugen, leider keine Beweise. Glauben Sie mir, er ist für die Morde verantwortlich. Warum sollte die Mordserie beginnen, kurz nach dem er hier wieder auftauchte? Und dann noch an den Leuten, die seine mutmaßlichen Vergewaltiger waren?“
 

Domsch hörte sich die Ausführungen ruhig an und war innerlich geschockt. Slades Worte klangen in seinen Ohren wie der blanke Neid eines Teenagers. Ganz besonders, weil ihm noch Valentines Worte in den Ohren klangen, dass dieser fast nur am lernen war, um das Studium zu schaffen. Und dennoch ließ er das erst einmal so im Raume stehen.

„Dann hätte ich noch eine Frage. Es ist überall vermerkt, dass Trümper einer der mutmaßlichen Vergewaltiger von Valentine war – auch wenn es nie zu einer Verurteilung kam. Warum finde ich in seiner Fallakte nirgends Aufzeichnungen über Ermittlungen, ob er eventuell noch einmal sich an jemanden sexuell vergangen hat?“, fragte er ruhig und er war erstaunt über die Reaktion von Slade. Dessen Augen weiteten sich vor Entsetzen, er wurde schneeweiß und sein Kiefer klappte nach unten. Auf die Idee war er nie wirklich gekommen! Ja natürlich, bemängelten die Jungs aus der Gerichtsmedizin ihn ständig, dass er nie die Obduktionsberichte las. Und ja, er wusste irgendwie, dass alle Opfer die Handschrift eines Vergewaltigungsopfer trugen. Aber dass Trümper und die anderen vielleicht noch einmal sich an jemanden vergangen hätten, daran hatte Slade nicht mal im Traum gedacht.

„Fuck...“ keuchte er schließlich auf und Domsch blickte auf die Akten vor sich. „Ich denke, damit brauchen wir die anderen Akten nicht durchgehen. Slade! Valentine wird höchstwahrscheinlich in den nächsten 48 Stunden ohne einem psychiatrischen Gutachten aus der U-Haft entlassen. Valentine hat angegeben, dass er sich mit dem letzten Opfer geprügelt und dann anschließend sich im Neustädter Bahnhof gereinigt hatte. Er gab an, dass das Opfer noch lebte, als sie sich trennten. Wir sind aktuell dabei sämtliche Überwachungskameras der Stadt um der vermeintlichen Karaokebar und den Bahnhof auszuwerten. Sobald Valentine aus der U-Haft entlassen wurde, können Sie sich auf etwas gefasst machen. Zimmermann plant das gesamte Repertoire aufzufahren. Eigentlich müsste ich Sie suspendieren, Slade. Und einige Disziplinarverfahren gegen Sie einleiten und auch diverse Straftatsbestände prüfen. Allerdings sind Sie auch der beste Ermittler, mit dem ich je zusammengearbeitet habe. Daher gebe ich Ihnen eine letzte Chance! Ich ziehe Sie vom Fall Valentine ab und von allen anderen Fällen der Mordserie. Dafür finden Sie heraus, wo die letzten Vergewaltiger leben, damit wir sie unter Polizeischutz stellen können und ob diese Leute sich nach Valentine noch an Anderen vergangen haben! Verstanden?“
 

Slade schluckte und nickte nur leicht. Er hatte verstanden. Wie betäubt erhob er sich und verließ das Büro. Domsch lehnte sich seufzend zurück. Wann hatte die Akte Valentine begonnen so kompliziert zu werden?

Ein leises Bling holte ihn aus seinen Gedanken und er öffnete die gerade angekommene Mail. Schnell las er sich den Text durch und schaute sich die Anhänge an. Screenshots von mehreren Überwachungskameras, die bezeugten, dass zur Tatzeit Valentine im Neustädter Bahnhof war und dass er und dieser Schanze sich trennten, als Schanze noch lebte.

„Na wunderbar...“, murmelte Domsch und informierte Zimmermann.
 

Etwa eine halbe Stunde später betraten Domsch, Zimmermann und Kay den Zellentrakt, wo Valentines Zelle lag. Doch sie hatten noch nicht wirklich die Tür des Traktes wieder hinter sich geschlossen, als sie wie angewurzelt stehen blieben. Beinahe direkt vor ihnen schlugen Häftlinge auf Beamte ein. Diese lagen bereits am Boden.

Domsch starrte nur auf das Knäuel vor sich hin. „Das muss zu überraschend gekommen sein, wenn kein Alarm ausgelöst wurde!“, schwirrte nur in Domschs Gedanken herum. Ein Blick zu den Kameras zeigte ihm, dass diese ausgeschaltet waren und das von einer zentralen Stelle. Der Staatsanwalt runzelte die Stirn. Was war hier los?!
 

„VAN!“, schrie da plötzlich Zimmermann neben ihm auf und stürmte auf die Gruppe der Häftlinge zu. Domsch zuckte zusammen und dann erkannte er auch einen leblosen Körper hinter der Schlägerei. Langsam ahnte er, was hier vorgefallen war.

„Auseinander!“, donnerte Domsch nun und folgte Zimmermann. Die Häftlinge stoben erschrocken aus den Weg, als sie die Stimme hörten. Keiner hatte mitbekommen, wie die drei Personen die Piste betreten hatten.

Und schon war Jan bei Van und kniete neben ihn, um nach dem Puls zu fühlen.

Frank war sich bewusst, dass er mehr als nur in Lebensgefahr schwebte. Schließlich war er Staatsanwalt. Sein Blick glitt kühl über die Häftlinge, die von den Beamten abgelassen hatten und sich an die Seiten stellten. Frank konnte nicht verhindern, dass auch Häftlinge in seinen Rücken kamen. Er schluckte trocken. Da fiel sein Blick auf Jan und er hob schon einen Fuß, um sich ihm und Valentine zu nähern, als hinter ihm ein Schuss losging und ein Beamter aufschrie und sich die Schulter haltend zu Boden ging.

Domsch konnte nicht mehr und vergrub sein Gesicht in seine Hände. „Kay! Wieso zur Hölle hast du eine scharfe Waffe mit in einem Zellentrakt und verflucht nochmal, wie hast du die Waffe an den Kontrollen vorbei bekommen?!“, zischte er aufgebracht.

Kay trat an Domsch vorbei und zuckte nur mit den Schultern. „Ein leichtes. Glaubst du wirklich, dass ich meine Tricks verrate? Vielleicht fragst du ja einen der hier Anwesenden, ob sie dir die Tricks sagen“, meinte er zynisch und schaffte es auf verquere Art und Weise, Entspannung in die Situation reinzubringen, da er den Revolver auf die Beamten gerichtet hatte.
 

Domsch atmete tief durch. „Erstens: Wo können wir Valentine hinlegen und ihn erst einmal versorgen? Zweitens: Warum sind die Kameras ausgeschaltet? Drittens: Warum hat keiner den Alarm betätigt und Viertens: WAS zur Hölle ist hier los, verdammt!“



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