Zum Inhalt der Seite

Werte

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Ja... hallo erst einmal...^^
Hier geht es noch ein wenig mehr hinab in die Welt der (Zwangs)-prostitution)... Nach einigen Dokumentationen und Berichten kann ich sagen, dass es wirklich nur an der Oberfläche gerkratzt ist, ich es aber mittlerweile als sehr interessantes Thema ansehe. Verstörend...aber interesant. Wer sich eine Meinung bilden will, sollte evtl. selbst nachlesen.
Mein Bild über das Thema hat sich mittlerweile so sehr verändert @.@

Also... ja...viel Spaß beim Lesen :D Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Guten Morgen 😊
Heute einmal etwas verspätet, da ich leider gestern Abend zu sehr an Kopfschmerzen gelitten habe, als dass ich in Ruhe das Kapitel uploaden konnte^_^
Sowieso überlege ich das Uploaden auf Samstag zu verschieben x.x

Wie dem auch sei: das neue Kapitel ist da😁 Ein wenig Reiju, ein wenig Hänsel und Gretchen, ein wenig Panikattacke ~ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Nur noch ein paar Kapitelchen und dann wird die Story, die mir doch sehr am Herzen liegt, hier zu Ende gehen.

Doch mit den Worten aus Wilhelm Buschs berühmten Werk 'Max und Moritz': "Aber wehe, wehe, wehe! Wenn ich, auf das Ende sehe!", will ich ein paar Warnungen aussprechen. Vulgäre Sprache, angedeutete Gewalt, Tod, angedeutete Vergewaltigung. Nichts ist explizit beschrieben, denn ich glaube, der wahre Horror besteht in dem, was wir uns im Kopf ausmalen. Ich wusste seit Beginn der Geschichte, dass es an diesen Punkt kommen wird - kleine Details ergaben sich dann während des Schreibens.
Ihr würdet gewarnt. 😙

Und für alle, die weiter lesen: Danke, die so weit kommen und ich würde mich sehr über Feedback freuen (Kein Kommentar - Fisching, einfach für ehrliche Kritik, damit ich weiß, ob das Kapitel mit dem Inhalt so stimmig ist ^^) Und auf jeden Fall ein dickes Dankeschön an alle Leser, Favorisierer und Kommentarschreiber 😊❤️

Das nächste Kapitel kommt (wie versprochen) heute Abend, da die beiden recht gut zusammen passen und ich glaube, ein Cliffhanger wäre hier am Ende ein wenig gemein... Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich wünsche euch allen einen sonnigen Karfreitag 😁😊


(Ach ja... Böse Wörter werden sich unten anfinden - seit gewarnt 🧐🙊) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
One last time~ Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Prolog

„Name?“
 

„Wo bin ich hier?“
 

„Antworte wahrheitsgemäß. Jede Lüge wird erkannt und notiert.“
 

„...w-warum bin ich hier? Ich habe nichts gemacht.“
 

„-sollte das Ergebnis deiner Aussagen vielversprechend sein, so werden die nächsten Schritte eingeleitet. Anderenfalls folgt eine 'Aussonderung'!“

 

„Ausson- Bitte, lasst mich gehen! Ich habe nicht einmal ein Kopfgeld. Ich bin für die Weltregierung absolut wertlos!“

 

„Wir gehören nicht zur Weltregierung. Also – Name?“
 

„Wer seid ihr dann?“
 

„Name?!“
 

„Bitte-“
 

Der alte Mann drückte auf einem Knopf, neben welchen seine linke Hand die ganze Zeit ruhte. Ein leichter, doch schmerzhafter elektrischer Schlag fuhr durch ihren ganzen Körper.
 

Er ging von den Handschellen aus, die sie am Stuhl festhielten.

 

Panik und Schmerz wurden auf ihrem Gesicht deutlich und ihre Lippen begannen zu beben. Doch sie weinte nicht, auch wenn die Tränen in ihren Augen bereits stachen.

 

„Name?“
 

„...Nami...“
 

„Weiter?“
 

„Nur Nami.“
 

Der Alte nickte, schrieb es nieder.
 

„Alter?“
 

„18“, gab sie widerwillig Preis. Doch vielleicht würde es ihr ja helfen, wieder frei zu kommen...
 

„Herkunft?“
 

„East Blue...“, sie erkannte, dass es nicht reichte und ergänzte zögerlich: „Kokos...“

 

„Familienmitglieder?“
 

„Meine Adoptivmutter ist Tod...“
 

„Leibliche Eltern?“
 

„Die kenne ich nicht...“
 

„Stammbaum ist also unbekannt?“

 

„J-ja...“
 

Sie wusste nicht, was es war, dass sie so einschüchterte. Dass sie gefesselt war. Der alte Mann mit dunkler Sonnenbrille und Forscherkittel, der am anderen Ende des Tisches saß. Oder der Raum, der komplett aus Metall zu bestehen schien. Es erdrückte sie beinahe. Machte ihr unheimliche Angst. Gab ihr eine gefährliche Ungewissheit.

 

Der Mann nickte nach einiger Zeit, blätterte direkt weiter und auf die letzte Seite seiner Dokumente.
 

„Letzter Aufenthaltsort?“
 

„...alabasta...“ murmelte sie, ganz leise.
 

„Wie bitte? Sprich laut und deutlich, sonst-“ Er tippte mit seinem Stift auf dem der Oberseite des Knopfes herum und ließ sie damit vor Angst schlucken.
 

„A-Alabasta“, sagte sie daher erneut, lauter dieses Mal.

 

„Du warst also am Bürgerkrieg beteiligt? Für welche Seite hast du gekämpft?“
 

Die junge Frau hielt inne, versuchte das Gesicht des Alten zu fokussieren, dich die Schatten im Raum, umhüllten ihn beinahe wie einen Mantel. Wie alt er wirklich war, konnte sie nur an seinen Händen abschätzen.
 

Daher ließ sie schnell von seinem Gesicht ab, sah sich verzweifelt in dem eisernen Raum um, bevor ihr Blick wieder auf ihren Handschellen ruhten, die gefährlich durch die innewohnende Elektrizität surrten.
 

Sie schluckte. Angst kroch ihr die Kehle hoch. Nein – einen zweiten Stromschlag wollte sie nicht riskieren.
 

„Wir haben der Prinzessin geholfen, das Land zu befreien“, sagte sie leise, kaum mehr als ein Flüstern.
 

„Prinzessin Vivi?“
 

„Ja...bitte tut ihr nichts...“, flehte sie gleich.
 

„Laut den letzten Berichten geht es ihr gut. Alabasta wurde befreit.“
 

„...und...wo sind wir eigentlich?“
 

„Zurück zu den Fragen – Du sagtest 'Wir'. Wer war noch an der Hilfsaktion beteiligt?“
 

„...m-meine Freunde...“
 

„Genauer?“
 

„Meine Crew“.
 

„Piraten?“ Ihre Aussage schien ihn zu verwundern und hastig blätterte er wieder eine Seiten zurück, schrieb da etwas nieder.
 

„Kapitän, Crewname, Mitgliederanzahl.“
 

Sie presste die Lippen aufeinander, bevor sie antwortete:
 

„Monkey D. Ruffy. Und wenn er erfährt, dass ich hier gefangen bin, wird er kommen und-“
 

„Er hat gerade mal ein mickriges Kopfgeld von 100.000.000 Berry...“
 

„Mickrig?“
 

„Das ist kein Vergleich zu den großen Fischen dort draußen!“
 

„Er wird kommen. Er wird kommen und mich holen!“
 

Der Alte lachte. Hämisch und Hässlich.
 

„Mein liebes Kind – du weist gar nicht, was dich erwartet und mit wem er es aufnehmen würde! Außerdem sind wir Spezialisten darin, alle Spuren einfach zu verwischen. Es ist, als wärst du nie auf Alabasta gewesen...“
 

„Aber...“
 

Er lachte weiter, schüttelte heftigst den Kopf, bevor er versuchte sich zu beruhigen und lediglich ein leises Prusten von sich gab.
 

„Selten so gelacht...“, murmelte er, strich einige Worte auf seinen Unterlagen durch, bevor er wieder auf die letzte Seite blätterte.
 

Er war wieder ganz ernst.
 

„Hattest du bereits Geschlechtsverkehr? Wenn 'Ja' – geschützt? Mit wie vielen Partnern? Wenn 'Nein' – hattest du andere sexuelle Erfahrungen?“
 

Ihr stockte der Atem, die Augen wurden weit vor Schock.
 

„Warum ist das wichtig?“
 

„Beantworte die Frage.“
 

„Was sind das für Fragen?!“
 

„Mädchen, beruhige dich-“
 

„Was habt ihr mit mir vor?! Für wen arbeitest du?!“
 

„3-“

 

„Ich beantworte keine Fragen mehr!“
 

„-2-“

 

„Und Ruffy wird kommen! Er wird einmal König der Piraten! Du solltest jetzt schon vor seinem Namen erzittern!“
 

„-1-“
 

„Ich habe keine Ang-“
 

Er drückte den Knopf. Wieder zuckten Blitze über ihre Haut, tief in ihr Fleisch und ihre Knochen. Ließen sie aufschreien vor Schmerz. Ihr Herz beben, als drohe es gleich aus ihrer Brust zu bersten.
 

Wieder ließ er den Knopf los und das Knistern stoppte, auch wenn die Schmerzen dieses Mal blieben. Ihr Körper war schlaff, fiel nach vorne und wurde nur durch die Handfesseln aufgehalten.
 

Ihr Kopf war leer.
 

Tränen füllten ihre Augen, tropften auf ihre Knie.
 

„Störrigkeit lieben einige Klienten. Bei einigen solltest du damit aber aufpassen... Also? Beantwortest du die Fragen?“
 

„Ich bin Jungfrau...“, flüsterte sie schließlich und hoffte, dass es ihm reichte. „...und nein, ich habe noch nie etwas dergleichen gemacht! Ich habe nicht einmal einen Mann geküsst! Noch nie! Reicht das jetzt?“

 

Dass er zufrieden lächelte, bekam sie nicht mit.
 

Sie vernahm nur das Rascheln seiner Unterlagen und dass er von seinem Stuhl aufgestanden sein musste. Seine Schritte schienen sich zu entfernen.
 

„Ja. Und für mich klingt das alles sehr vielversprechend. Mal sehen, was die Obrigkeit dazu sagen wird. Wir melden uns, wenn wir deinen Wert bestimmt haben und es mit deiner Aufnahme weitergehen soll. Gute Nacht...“
 

Eine Tür öffnete sich und er ging.
 

Dann wurde alles um sie herum dunkel und still, als man sie dort allein ließ.

Sauber

Sie weiß nicht, wie lange sie jetzt da ist. Einen Tag? Drei? Eine Woche? Doch länger? Aber woher soll sie es denn auch wissen? Es gibt kein Fenster in diesem Raum! Keine Uhr. Nichts, dass es ihr leicht macht, die Tageszeit zu schätzen. Nur endlose, stickige Dunkelheit.

 

Und Stille.

 

Sie fleht zu keinem Zeitpunkt. Schreit, oder tobt. Ihr ist klar, dass es ihr nicht hilft. Und ob man sie überhaupt hört – das ist eine ganz andere Frage.
 

Nein, sie flehte auch nicht nach Gnade, als dieser Alte erneut zu ihr kam und ihr Blut abnahm. Es würde eh nicht helfen und vielleicht würde es ihn ja nur erneut belustigen. Das wollte sie nicht. Die Nadel in ihrem Arm war da schon genug.
 

Die eisernen Fesseln um ihrer Hand haben sich schon vor langer Zeit gelöst. Doch manchmal fühlt es sich noch so an, als wären sie da. Drohend, als ob zu jeder Zeit ein gefährlicher Schlag durch ihnen gehen würde und sich wieder tief in sie gräbt, sie zittern und beben lässt.
 

Nichts dergleichen geschieht.
 

Einmal am Tag – so fühlt es sich zumindest für die junge Frau an, kommt jemand zu ihr – eine alte Frau. Sie schaltet das Licht ein, stellt ein Tablett mit gräulicher Pampe auf den Tisch und geht wieder. Kommt nach einigen Minuten wieder, knurrt etwas Unwirsches und nimmt das Essen wieder mit, wenn sie nicht gegessen hat. Die junge Frau würde es schließlich nie wagen, diesen Fraß anzufassen. Wer wusste denn schon, was es war. Was es mit ihr anrichtet. Außerdem scheint sie diesen Leuten hier im lebenden Zustand besser zu gefallen. Man würde sich also schon um sie kümmern, bevor es zu spät ist.
 

So muss sie doch nur abwarten.
 

Die Dunkelheit überstehen – so, wie sie es damals getan hat, als Arlong ihre Heimat tyrannisiert hat. Jetzt ist es gewiss nicht anders, auch wenn sie das Gesicht ihres neuen Feindes noch nicht kennt.
 

Außerdem - er würde kommen. Ruffy. Er würde kommen und sie holen. Genau wie damals.

 

Die junge Frau wimmert, merkt, wie sich ihr Bauch schmerzlich zusammen zieht. Hustet, weil ihre Lippen und ihr Hals viel zu trocken sind.
 

Ein wenig mehr kauert sie sich in die Ecke des eisernen Gefängnisses, denkt an ihre Schwester, die sie wissentlich nicht erwähnt hat. An ihre Heimat. An ihre Freunde, die schon auf dem Weg zu ihr sind. An Ruffy, der nicht aufgeben wird. An Zorro, der sie zwar zur Weißglut bringen wird, aber genau so hart kämpfen wird, sie zu befreien, wie auch ihr Kapitän. Sie denkt an Lysop, der sie danach mit seinen Geschichten erheitert und an Chopper, der sie heilen wird. Und wer weiß schon, wen Ruffy bis dahin aufgabeln wird...

 

Bald werden sie da sein und dann werden sie weiter segeln, um ihren Träumen nachzujagen.

 

Sie versucht zu schlucken, schluchzt aber, da ihr Mund einfach viel zu trocken ist – just in jenem Moment, als die Tür aufgeht und die alte Frau reinkommt und das Licht einschaltet.
 

Es blendet sie unangenehm und sie presst ihre Augen zusammen.
 

„Gut. Du lebst noch“, brummt die Alte, stakst zu der jungen Frau hinüber und greift nach ihrem Handgelenk, zieht sie so auf die Beine. Auch, wenn diese durch den Mangel an Trinken und Essen unangenehm wackeln und die Schwerkraft droht, ihren schwachen Körper wieder auf den Boden zu ziehen – sie kann sich doch aufrecht halten.

 

„Nami war dein Name, nicht? Gut, gut. Jetzt komm mit, es geht weiter. Du hast die Aufnahme bestanden!“
 

„Aufnahme...?“ glaubt die junge Frau zu flüstern, doch sie weiß nicht, ob wirklich irgendwelche Laute ihre Lippen verlassen. Außerdem ist sie verwundert – schließlich hat sie doch die ganze Zeit gehofft, man würde sie eher 'aussondern', so lange, wie man sie hier in diesem Raum ließ.
 

Und diese 'Aussonderung' ist ihr eigentlich doch lieber gewesen.
 

„Habe keine Angst, meine Süße! Ein Team von Fachmännern steht schon für dich bereit! Du wirst herausgeputzt, bis du blitzblank bist! Wir wollen doch nicht, dass die Obrigkeit in Ohnmacht fällt, wenn sie deinen...Geruch...wahrnehmen muss.“
 

Nami fragt nicht, was die Alte damit meint, versucht ihr einfach so gut es geht zu folgen. Und irgendwie gelingt es ihr, mit ihr Schritt zu halten, auch wenn sie sich an dem knöcherigen Unterarm der Frau festklammern muss.
 

So erreichen sie die Tür und eine junge Blondine erwartete sie bereits – gemeinsam mit einem Rollstuhl. Sie trägt ihre langen Haare offen und einen ebenso weißen Kittel wie die Alte, doch von ihrem Gesicht kann Nami nichts erkennen, da eine medizinische Maske ihre Nase und ihre Lippen verdeckt. Doch ihre großen, stark geschminkten Augen schauen eindringlich auf die junge Frau mit orangenem Haar, was sie erneut schmerzlich Schlucken lässt.
 

„Setz dich, setz dich!“, sagt die Alte mit einem Spur von Aufforderung und drückt sie in den Rollstuhl mit einer ungeahnten Kraft. „Keine Angst – ab jetzt kannst du dich wie eine Königin fühlen! Sie werden ein richtig schnuckeliges Ding aus dir machen!“ Die Alte zwinkert ihr zu, bevor sie in die Augen der Blonden blickte.
 

„Einmal das Luxus-Programm. Nicht an den Badesalzen geizen! Sie muss in drei Stunden fertig sein. Ach, und – die Lumpen könnt ihr entsorgen!“
 

Die Blonde nickt und dreht den Rollstuhl gemeinsam mit Nami um, beginnt ihn den scheinbar endlosen Gang entlang zuschieben, der ebenso komplett aus Metall ist, wie auch ihre Zelle, in welcher sie eben noch gefangen war.
 

„Man sieht sich, Süße!“
 

Nami kann nicht recht deuten, was es war, dass die Stimmung der Alten so plötzlich ändern ließ – doch wahrscheinlich muss es mit diesem 'Luxus-Programm' zusammen hängen, wovon die Alte zuvor noch gesprochen hat. Und bei dem Wort 'Luxus' wäre sie eigentlich am liebsten vor Freude aufgesprungen. Doch irgendwas sagte ihr, dass sie sich noch immer nicht freuen sollte...
 

Voller Bedenken füllt sich ihr Kopf, als sie den Korridor entlang fährt. Vorbei an unzähligen Türen, die aussehen wie die zu ihrer Zelle und Nami ahnen lässt, wie viele andere Frauen hier gefangen sein müssen.
 

„Wo fährst du mich hin?“, fragt sie nach einiger Zeit, als das Klacken der Absatzschuhe der Frau unerträglich wird. Doch die Blonde antwortet nicht, lässt Nami seufzen. Sie ahnt, dass sie erst gar nicht fragen braucht, wo sie sich hier eigentlich befindet.

 

Schließlich scheint keiner hier wirklich darauf bedacht zu sein, ihr irgendwelche Antworten zu geben.

 

So erreichen sie bald eine große, eiserne Doppeltür, die automatisch aufschwingt, als sie sich ihr nähern und ihr einen Raum preisgibt, der sie verblüffender Maßen an eine große, geräumige Umkleidekabine erinnert. Komplett mit einem Spiegel, einer Bank zum hinsetzen und einer langen Reihe an Kleiderhagen. An einem von diesem hängt bereits ein weißer Bademantel und passende Schlappen warteten unter ihm auf dem Boden.
 

„Ausziehen.“
 

„Was?“, fragt Nami erschrocken, als die Blonde ihr diesen Befehl gibt.
 

„Nackt.“
 

„Ich kann mich doch nicht-“
 

„Das gehört dazu. Gewöhn dich daran! Außerdem gibt es ja den Bademantel da!“

 

Nami schluckt, sieht über ihre Schulter und hinauf zu der Frau hinter ihr, die sie nur eindringlich anblickt. Abwartend. Bedrohlich...

 

Da die junge Frau eh nicht weiß, was sie machen soll, steht sie vorsichtig auf, nimmt sich den Bademantel und die Schlappen und setzt sich auf die Bank. Wirft den weißen, samtigen Stoff über ihre Schultern um sich zu verhüllen, bevor sie sich so – verdeckt – entkleidet. Ein vorsichtiger, ängstlicher Blick gleitet immer und immer wieder zu der Blonden hinüber, die ungeduldig wartet.

 

„Was soll ich damit machen?“, fragt Nami schließlich, zieht sich schleunigst den Mantel fest um ihren Körper und lässt ihre Füße in die ebenso weichen Puschen wandern. Ihr Blick fällt dabei – ein wenig wehmütig – auf die dreckigen Kleider, die in von Vivi in Alabasta bekommen hat. Schließlich sind diese doch so schön gewesen...

 

„Die werden verbrannt!“
 

„Verbrannt?!“, äußert sich Nami verdattert und schüttelt den Kopf. „Die sind doch schön! Und viel zu Schade dafür!“
 

„Schreibt das Protokoll vor. Wir wollen doch nicht, dass sich darin Ungeziefer oder Krankheiten einschleichen können. Also – lass sie liegen. Es wird gleich jemand kommen, der sich darum kümmert.“

 

Die Blonde schiebt den Rollstuhl wieder nah an Nami heran, sodass die junge Frau weiß, dass sie sich wieder hineinsetzen soll.
 

Ein wenig widerwillig macht sie das auch und die Fahrt beginnt erneut – dieses Mal durch eine schmalere Tür am anderen Ende des Raumes und dieses Mal einen gefliesten Flur entlang.
 

Nami muss vor Verwunderung blinzeln, denn wenn sie nicht alles täuscht, müssen dies Fließen aus Marmor sein!
 

Zudem drang ein eindringlicher Geruch von Vanille und exotischen Blumen in ihre Nase und umso weiter sie gehen, umso wärmer wird es um sie herum. Und nebliger. Wobei...nein – nicht neblig. Es ist Dampf, der sie mehr und mehr umhüllt!

 

„Da wären wir“, sagt die Blonde, als sie wieder anhält, dieses Mal vor einer – Nami würde es nicht anders nennen – Badeoase. Komplett mit einem Kronleuchter an der Decke, weißen Marmorfliesen und einem bizarren, kleinen Springbrunnen in der Mitte. Rosafarbenes Wasser war in einem riesigen Becken vor ihr eingelassen und der Schaum glitzert im Licht der Kerzen über ihren Köpfen. Und...ertönt da von irgendwoher klassische Musik?

 

„Einmal bitte aussteigen...“, ertönt eine warme Stimme neben ihr und aus dem Dampf hinaus taucht ein junger Mann auf, der ebenfalls eine Chirurgenmaske trägt, doch seine Haare sind fliederfarben und zurück gegelt. Er wirkt auf Anhieb wesentlich freundlicher als die beiden Frauen zusammen.
 

Er ergreift ganz zaghaft ihre Hand, zieht Nami wieder auf ihre Füße und zu einer Treppe, die hinab in das Wasser führt.
 

„Nicht erschrecken!“, sagt er heiter, greift zum Knoten ihres Bademantels und zieht an ihm, bis er sich löst.
 

„Hey!“, kreischt Nami gleich erschrocken, hält den Kragen fest, sodass sich der Stoff nicht von ihrem Körper bewegen kann. Er aber lacht, fröhlich, nicht so, wie der Alte.
 

„Keine Sorge. Ich tue dir nichts! Und mit dem ollen Ding zu baden ist doch nur lästig, nicht? Ich gucke auch nicht, wenn es leichter für dich ist...“
 

Namis Herz pocht wie wild, dreht sich noch einmal zu der Blonden, die scheinbar genervt das ganze Spiel beobachtet, während der Typ sie weiter anlächelt. Dann blickt sie noch einmal sehnsüchtig zu dem oh so einladenden Wasser vor ihr und dem Wunsch, darin einfach dahin zu schmelzen.
 

„O-okay...“, flüstert sie, lässt zaghaft locker, während er gleich nach dem Mantel greift – diesen dabei aber erhoben hält, wie einen schützenden Vorhang. Dafür ist sie sehr dankbar und schlüpft schnell aus den Latschen heraus und steigt die Treppe hinab. Seufzend, als das Nass mit seiner Wärme sie komplett einhüllt.

 

„Ja..., das muss schön sein. Das stelle ich mir auch vor“, sagt er und als Nami sich umdreht – ihr Körper bedeckt vom bunten, glitzernden Nass - sieht sie, wie er noch immer zur Decke blickt. „...und keine Angst – das ist erst der Anfang! Aber vor allem anderen – ich denke, du hast Hunger und Durst, nicht?“

 

Er schnippst und die Blonde verdreht sogleich die Augen, dreht sich dann aber doch widerwillig um und holt etwas von einem großen Tisch, der gegen eine Wand steht. Sie stellt das Silbertablett an den Rand des Beckens und Nami läuft direkt das Wasser im Mund zusammen, als sie die Leckereien sieht – Orangen, Mandarinen, Bananen, Weintrauben und Erdbeeren. Würfel aus Ananas, geschälten Kiwis und von Kokosnüssen. Ein gläserner Krug mit kristallklarem Wasser, dazu ein Glas.
 

„Handverlesenes Obst. Wasser aus der saubersten Quelle des East Blues. Bedien dich. Und keine Angst, das hier ist nicht vergiftet! Das gehört zum Luxus-Programm!“

 

Nami weiß nicht was es ist, doch sie vertraut dem Kerl blind. Vielleicht sind diese Früchte einfach zu schön – wie aus einem Gemälde, als das sie hätte 'Nein' sagen können. Vielleicht ist er einfach viel zu freundlich. Oder vielleicht ist es doch ihr immenser Hunger und Durst.
 

Sie gibt nach, greift nach den Trauben und steckt sich den Mund. Erst immer nur eine. Dann zwei auf einmal. Tränen kullern über ihre Wangen vor Erleichterung, als der kühle, süße Saft ihre Zunge berührt. Kaut. Ein Stück Ananas. Ein hastiger Schluck vom Wasser, das besser nicht schmecken könnte. Ein Schluchzen entkommt ihren Lippen, als sie nach einer Orange greift, an ihr riecht und glücklich ist, dieses wundervollen Geruch noch einmal wahrnehmen zu können.
 

Der Mann gackert fröhlich, als er das sieht.
 

„Ja...so reagieren alle, die es bis hierher geschafft haben! Und jetzt dreh dich um – dieser Traum hat erst begonnen!“

 

Das tut sie auch, während der Mann erneut in die Hände klatscht und die Blonde erneut zum Tisch eilt, dieses Mal einige Fläschchen zu ihm bringt.
 

„Irgendwelche Präferenzen, was die Haarwäsche angeht?“
 

Nami schüttelt nur den Kopf, während sie sich eine Erdbeere in den Mund schiebt.
 

„Mhm...dann das hier...“, sagt er, kniet sich dann an den Rand des Beckens und hinter Nami. „Wenn ich zu ruppig bin, dann sag mir Bescheid! Du sollst dich schließlich wie eine Königin bei uns fühlen!“
 

Sie nickt, merkt dann wie er vorsichtig etwas auf ihren Kopf kippt, dass nach Rosen riecht. Seine langen Finger gleiten sogleich über ihren Kopfhaut, vorbei an jeder Strähne, massierten sie, bis ihre Knie fast aus Pudding bestehen.
 

„So schöne Haare. Und was für eine Farbe! Eine mit orangenem Haar hatten wir schon lange nicht mehr! Und schau dir diese Haardichte an! Da werde ich ja schon ein wenig neidisch!“
 

Nun ist es Nami, die ihre Augen verdreht, bevor sie diese in ihren Kopf zurückrollt, da der Mann einfach viel zu gut ist, in dem, was er da mit ihrem Kopf macht.
 

„Du musst eine Mähne haben, wenn du dich mal dazu entscheidest, sie raus wachsen zu lassen. Dann bin ich gewiss dein größter Fan!“
 

„Bist du schwul?“, platzt es plötzlich aus Nami heraus und erschrocken über ihre Worte reißt sie die Augen auf. Nicht nur ist dies absolut ungehörig so etwas zu fragen, aber wahrscheinlich auch das letzte, was ihr jetzt durch den Kopf gehen sollte!

 

Der Mann aber lacht wieder nur, schüttet noch einmal etwas von dem Shampoo nach und massiert weiter.
 

„Ob Männlein, oder Weiblein, wen interessiert das schon? Naja – mich nicht, wenn du mich schon fragst. Und nein – ich bin nicht der stereotypische schwule Friseurtyp. Ich meine – Friseur bin ich unter anderem auch. Aber ich stehe einfach darauf, wenn Menschen wundervoll aussehen. Die Welt wäre doch viel schöner, wenn wir alle unserem inneren Paradiesvogel eine Chance geben würden, nicht?“
 

„...Und dann arbeitest du ausgerechnet hier?“, brummt die Blonde da hinter ihm.
 

„Urgh...hör nicht auf Gretchen dort. Die hat ein viel weicheres Herz, als man vielleicht denken mag.“
 

„Leck mich, Hänsel!“
 

„Was ich sagen will – Nami, richtig? Also, was ich sagen will, Nami, ist, ich steh auf Knackärsche, gleich wer sie trägt. Und ein bisschen belesen sein hat auch noch nie geschadet. Ich meine – was bringt dir das hübscheste Gesicht, wenn du dich nach fünf Minuten nicht mehr unterhalten kannst? Und so ein bisschen Königskomplex habe ich auch.“
 

„Königskomplex, also?“, äußert Gretchen sich wieder.
 

„Na aber hallo. Weißt du Nami – die Prinzen sind einfach heiß! Und die Prinzessin – wow!“
 

„Ah...die 'Obrigkeiten' also?“
 

„Mhm~ Und du wirst sie bald treffen. Bis dahin haben wir noch ein bisschen Zeit, den Rost von die runterzurubbeln und dich zum Glänzen zu bringen.“

 

Namis Augenbrauen klettern nach oben.
 

Endlich ein paar Antworten auf ihre nicht gestellten Fragen, auch wenn sie nicht weiß, was sie davon halten soll.
 

„Du weißt, dass du nicht so viel quatschen sollst?“
 

„Tze...Ich unterhalte mich mit wem ich will und wen ich sympathisch finde. Nami und ich sind voll auf einer Wellenlänge! Nicht wahr?“
 

Sie nickt einfach.

 

„So, Vorsicht, einmal Kopf nach hinten!“
 

Nami lässt Hänsel einfach weiter reden, denn irgendwie ist sein Quasseln doch sehr erheiternd. Gerade jetzt, wo sie doch nicht weiß, was mit ihr passiert. Und dadurch scheint diese quälend lange Zeit – diese drei Stunden, von der die Alte zuvor noch gesprochen hat – etwas schneller vergehen.

 

So holt man sie schon bald wieder aus dem Wasser und hüllt sie in ein neues, seidenes Handtuch, bevor man sie im Rollstuhl weiterfährt, hinein in einen Raum mit großen Spiegeln und vielen Schränken und Schubladen. Eine Liege steht in der Mitte des Raumes.
 

„Gretchen wird dich jetzt rasieren.“
 

„Bitte was?!“
 

„Haarlos ist unsere Devise.“
 

Mit weiten Augen starrt sie ihn an. Hänsel prustet los und Nami seufzt erleichtert.
 

„Nur Spaß. Wir werden alles waxen...“
 

Noch immer war sie zu schwach, als das sie sich wehren konnte. Gretchen zieht sie daher aus dem Rollstuhl heraus und schiebt sie mit einer kräftigen Handbewegung gegen ihre Schulter auf die Liege. Denn – nein – sie würde gewiss nicht spaßen. Denn schon hat sie – noch bevor Nami sich hätte wieder aufbäumen können – einen Streifen, mit etwas warmen und klebrigen auf ihr Bein gelegt, ein wenig darauf rumgetippt und abgezogen.
 

Die arme junge Frau schreit – vor Schmerz und vor Schock.
 

Doch es hilft alles nichts – Gretchen wiederholt es erneut.

 

„Ist ja nicht viel bei dir. Ja – Intimbereich auch, Gretchen.“
 

„Kein Intim- OH VERDAMMT NOCH EINS!“
 

„Aber keine Angst, deine Augenbrauen müssen wir nicht zupfen. Die sind wunderbar, so wie sie sind.“
 

„Ich hasse euch...“
 

„Du bist nicht die Erste, die das sagt. Und keine Sorge – du gewöhnst dich dran. Gretchen, du hast da was ver-“ „AH!“ „Ja ganau da.“
 

Auch wenn es weh tut und Nami schreit – sie hören nicht auf mit ihrer Tortur. Erst, als an Namis gesamten Körper kein einziges Haar mehr zu sehen ist. Doch schnell eilt Hänsel wieder herbei, zusammen mit einer Flasche, deren Inhalt her schneller auf ihrer Haut verteilt, was ihr gleich Linderung verschafft.
 

Er drückt auf einen Knopf, der vor ihrem Blick versteckt ist und die Liege richtet sich auf, verwandelt sich in einen Stuhl. Sogleich tänzelt er um sie herum – einen Kamm zwischen die Zähne geklemmt, eine Schere hinterm Ohr. Hänsel kämmt und bürstet vorsichtig ihre Haare, schneidet sogar die Spitzen und föhnt sie trocken. Steckt sie mit einer schönen, goldenen Klammer zusammen und hoch. Gretchen bearbeitet in der Zeit ihre Nägel – schneidet und feilt, lackiert in einem schönen, satten Rot und cremt nachträglich noch ihre Hände ein.
 

Ja...das war nun wieder etwas, woran Nami sich doch gewöhnen könnte – nicht das Waxen. Das ist einfach Schrecklich!
 

Zum Schluss trägt Gretchen ihr Mascara auf und Hänsel bemalt ihre Lippen noch mit einem passenden Rot.
 

„So kann man sich vor der Obrigkeit sehen lassen, nicht?“, sagt er freudestrahlend und eilt zu einem der Schränke, holt einige Schachteln hervor.
 

„Und jetzt – die Kleidung!“
 

Endlich! So bequem der Bademantel und nun das Handtuch auch sind, so weiß Nami doch anständige Kleider zu schätzen. Und allem Anschein nach sind die Sachen, die sie ihr hier bieten, nicht billig.
 

„Dann lass mich mal sehen, was wir hier so haben...“, murmelt Hänsel, stellt die Schachteln auf den Boden zu ihren Füßen, kniet sich davor und öffnet den Deckel ein wenig – aber nur so, dass er hineinsehen kann. „Mhmm...nein...das nicht...Das ist so billig...“
 

Die Schachtel stößt er zur Seite, nimmt die nächste, öffnet sie und schüttelt gleich den Kopf. Beim Inhalt der dritten verweilt er länger.
 

„Ja, perfekt! So ein schöner Stoff~“
 

Er setzt die dritte Schachtel vorsichtig auf Namis Schoß, nimmt den Deckel ab und strahlt breit.
 

„Schön, nicht wahr?“
 

Nami blinzelt vor Verwunderung und greift hinein. Sie holt einen roten BH raus, der mit eleganter Spitze besetzt ist und gewiss nicht günstig gewesen sein muss. Dazu ein passender Slip, der so geschnürt wird, dass ihre Hüften frei sind. Halterlose Strümpfe...Und...waren das Strapse?!

 

„O-okay...Und was ziehe ich darüber?“
 

Hänsel legt den Kopf schief und runzelt die Stirn, bevor er sich umdreht und noch einmal zum Schrank läuft. Suchend.
 

Zurück kommt er mit einer schwarzen Robe, die so durchsichtig ist, wie die Strümpfe und ebenfalls mit Spitze besetzt ist.
 

Sie schüttelt den Kopf.
 

„I-ich soll doch die Obrigkeit treffen...Die Prinzen...und die Prinzessin, nicht?“
 

„Genau dafür ist das doch“, brummt Gretchen und lehnt sich gegen einen der Spiegel.
 

„...was?“, flüstert Nami kleinlaut.

 

Hänsel zuckt nur mit den Schultern, fast schon ein wenig verlegen.
 

„...du wirst sie kennenlernen. Wenn du ganz viel Glück hast und du ihnen gefällst – wovon ich ausgehe – werden sie für dich bieten. Der Prinz, der am meisten für dich bietet, darf dich behalten...“
 

„...behalten? Wofür denn behalten?“

 

Das klingt nicht nach dem Treffen, was sich Nami vorgestellt hat! Ihr aber wird schlecht. Alles dreht sich um sie herum und ein unangenehmes Dröhnen macht sich in ihren Ohren breit. Sie ahnt, was Hänsel ihr damit sagen will und doch hofft sie einfach weiterhin, dass das nur ein schlechter Scherz ist. Ein Albtraum, aus dem sie jede Sekunde erwachen wird.

 

Doch erneut runzelt Hänsel seine Stirn und ein wenig sieht er aus, als würde er schmollen.
 

„...Oh je...man hat dir ja überhaupt nicht gesagt, warum du hier bist, richtig?“

Die Obrigkeiten

Ba-bumm.

 

Ba-bumm.
 

Ba-bumm.

 

Das einzige Geräusch, das an ihre Ohren dringt, ist der stete Schlag ihres Herzens. Ganz regelmäßig. Ganz sacht. Es schlägt in ihrer Brust mit gemächlichem Tempo. Leise. Endlos lang andauernd.
 

Aufgeregt hat sie sich schon vor einiger Zeit. Geweint. Gebrüllt. Versucht aus jedem Raum, in den man sie gebracht hat, herauszukommen. Nichts hat geholfen. Nichts...würde helfen.

 

Sie ist eine Gefangene. Nein...eine Gefangene würde man einfach weiter im Kerker versauern lassen, bis man mit ihr Gnade hat, oder man doch entscheidet ihrem erbärmlichen Leben ein Ende zu bereiten.
 

Sie ist keine Gefangene.
 

Nur noch ein Objekt.
 

Etwas, wofür man Geld bezahlt und umso mehr Geld gezahlt wird, desto höher ist ihr Wert. Nicht dass die Dinge, die man wohl mit ihr vorhat als 'wertvoll' anzusehen sind. Nein – ganz im Gegenteil.
 

Ba-dumm, Ba-dumm, Ba-damm.
 

Sie schluckt. Beißt sich auf die Lippe und krallt sich in ihre Oberschenkel.
 

Wieder stoßen ihr die verschiedenen, perversen Gedanken auf, die mit Hänsels Erklärung einhergegangen sind. Ein leises Schluchzen folgt. Doch es ist aussichtslos – keiner würde sie hier hören.
 

Sie ist ganz allein. Hofft, dass zu jeder Sekunde ein Loch in die Wand geschlagen wird und ihr, mit Strohhut bekleidete, Kapitän hineingestürmt kommt. Sie befreit und ohne jede Frage wieder mit sich auf sein Schiff nimmt.
 

Doch...er kommt einfach nicht.
 

Keiner ihrer neuen Freunde.

 

Hastig greift sie zu der Serviette, die vor ihr – fein säuberlich gefaltet – auf dem Teller liegt, tupft sich die Tränen aus den Augen.
 

Sie hat Angst. Nicht diese gewisse Angst, die sie immer verspürt, wenn sie einem viel zu starken Feind gegenüber steht. Diese Angst, die sie – gemeinsam mit Lysop und Chopper – einfach fliehen lässt, sodass starke Leute sich darum kümmern können. Nicht so eine Angst, die ihr am Ende doch das Adrenalin in die Adern schießen lässt, sodass sie doch aufsteht und kämpft.
 

Nein...es ist eine ganz andere Angst. Eine, die sie lähmt. Bei der ihr kalt wird und sie zittern lässt. Eine Angst, die keine Hoffnung verheißt.
 

Ein erneutes Schluchzen und sie zieht hastig den viel zu dünnen, mit Spitze besetzten Mantel enger um ihren Körper, versucht nur umso mehr den Mangel an Kleidern darunter zu verbergen, auch wenn sie weiß, dass man durch den Stoff eh ihre Bekleidung sieht.
 

Es ist zwecklos – sie wird hier präsentiert, wie Ware im Schaufenster und die Leute hier scheinen genau das zu wollen...
 

Nami stockt plötzlich der Atem, hört, wie die Tür am anderen Ende des Saales sich öffnet und legt schnellstens die Serviette wieder auf ihren Platz zurück. Legt die Hände auf ihre Knie, richtet den Blick nach unten.
 

Hänsel hatte ihr doch schließlich gesagt, dass sie nur aufblicken darf, wenn man es von ihr verlangt. Nur sprechen, wenn ihr Gegenüber auf eine Antwort wartet. Tun, was sie von ihr wünschen. Schließlich mag der Adel doch keinen Ungehorsam und Nami fürchtet sich vor den Konsequenzen.
 

Ihr Herz schlägt wieder schneller und unanständig laut, während sie hört, wie die Tür sich wieder schließt und Schritte sich ihren Weg zu ihr und dem Tisch bahnen. Gefolgt von einem sanften, fröhlichem Summen – das Summen einer Frau.

 

Es wird immer lauter, übertönt das Gewitter ihres eigenen Herzens. Ist betörend schön und so beruhigend.
 

Doch noch immer wagt sie es nicht, aufzusehen, wartet bis man ihr etwas sagt.
 

„Oh, hallo~“, kommt dann in der Tat auch eine Reaktion auf ihre Anwesenheit und Nami merkt, dass die Frau schon sehr nah neben ihr stehen muss. „Dich haben sie also aufgegabelt?“
 

Die Frau setzt sich auf den Stuhl zu ihrer Linken und Nami erschrickt etwas, als sie plötzlich eiskalte Finger an ihrem Kinn merkt, welche ihr Gesicht wieder nach oben drücken.
 

„Du brauchst keine Angst vor mir haben. Ich tue dir nichts...So – jetzt lass dich doch erst einmal anschauen...“
 

Ihr Gesicht wird von der einen zur anderen Seite gedreht, schnell aber vorsichtig, sodass Nami kaum Zeit hat, einen Blick auf ihre Sitznachbarin zu werfen.
 

„Ja, du bist ja eine Süße...“, kichert die Frau, hält Namis Kinn erhoben, sodass sie zur Decke starrt. „...mhm...vielleicht ein bisschen zu dünn. Aber du hast ja bestimmt schon einige Zeit nichts Vernünftiges mehr gegessen, richtig? Und was für Beine~“
 

Nami presst ihre Lippen aufeinander. Am liebsten hätte sie etwas Schnippisches geantwortet, doch noch immer weis sie nicht, mit wem sie es hier zu tun hat.
 

„Sieht doch auf dem ersten Blick alles ganz gut aus. Ach-“ Endlich lässt sie von ihrem Kinn los, sodass Nami ihren Kopf wieder senken kann. „- und ich bin Reiju. Ich nehme an, dass wir uns hier öfter sehen werden.“
 

„B-bist du auch eine...du weißt schon?“
 

Vor ihr sitzt eine Frau, die nicht viel älter als sie selbst sein konnte. Mit einer schönen, hellen Haut, pinken Haaren und tief blauen Augen. Ihre Augenbrauen sind sonderbar zu einer Spirale an einem Ende verdreht, was ihr Gesicht aber nur interessant macht, ihrer Schönheit aber nichts aberkennt. Ein sanftes Lächeln liegt auf ihren vollen Lippen und sie kichert erneut, als sie Namis Worte vernimmt.
 

„Nicht doch. Ich gehöre zu den Vinsmokes.“
 

Nami schluckt.
 

„Ihr seid die Prinzessin!“ Ihr Hand schnellt zu ihrem Mund, ihr Herz rast, als würde es einen Marathon laufen, während sie sich versucht daran zu erinnern, wie viele Vergehen sie gerade auf einmal begonnen hat:
 

Sie hat ohne Befehl gesprochen, die Prinzessin angesehen und angenommen, dass sie auch eines der Lustobjekte ist.
 

Wenn man sie nicht gleich köpfte, würde das Nami doch überraschen.
 

Reiju aber lächelt weiter, verschränkt ihre Arme vor der Brust und lehnt sich in dem Stuhl zurück, bis sie gegen dem weichen Polster ruhen kann.
 

„Keine Angst – wie ich bereits gesagt habe – ich tue dir nichts. Ich war einfach zu neugierig und wollte wissen, wen sie da dieses Mal für meine Brüder gefunden haben. Jetzt guck nicht so schockiert – du darfst mit mir reden, mich ansehen und ich werde dir nicht den Kopf abreisen. Ich könnte – ich bin dazu trainiert worden, aber ich werde es nicht tun.“
 

„A-aber...ich habe Euch beleidigt...“
 

„Du konntest doch nicht wissen, wer ich bin. Also – mach dir nichts draus! Nur...“ Reju senkt ihren Blick, bevor sie sich näher an Nami heran lehnt und flüstert: „...versuch die Regeln vor meinem Vater und meinen Brüdern einzuhalten. Die könnten anders reagieren, je nachdem, wie sie heute drauf sind...“
 

Nami nickt vorsichtig, greift in den Saum ihres Mantel und ihre Hände versteifen sich zu Fäusten, bis die Knöchel weiß werden.
 

Sie schluckt erneut, bevor sie die schöne Prinzessin anblickt und vorsichtig ihre Stimme erhebt:
 

„...ist...ist es denn so schlimm? Was sie mit mir machen werden?“
 

Reiju legt ihren Kopf schief und ihre Mundwinkel fallen zum ersten Mal nach unten. Sie langt nach einer von Namis Händen, berührt sie zaghaft. Runzelt die Stirn.
 

„...das kann ich dir nicht sagen...“
 

„...toll...! Noch mehr Geheimnisse...“
 

„Nein, das meinte ich nicht. Ich weis es nämlich nicht. Aber von was ich gehört habe, gewöhnen sich die meisten nach einiger Zeit daran...“
 

„Daran gewöhnen?! Wie soll ich mich denn bitte daran gewöhnen, dass irgend ein wildfremder Kerl – egal, ob er ein Prinz ist oder nicht – mit mir machen darf, was er will!“
 

„Es könnte dich schlimmer treffen?“
 

„Na toll – alle Prinzen auf einmal, oder wie?!“
 

Da sind sie wieder – diese widerwärtigen, brechreizverursachenden, abartigen, angsteinflößenden Bilder in ihrem Kopf. Von ekelhaften Männern, wie sie ihren Körper benutzen, wie sie wollen! Wie sie mit ihr Dinge machen, von denen sie doch gar keine Ahnung hat!
 

Und ihr Herz beginnt wieder wie verrückt zu schlagen. Schneller und schneller, bis es ihr fast den Atem nimmt.

 

Badummbadummbadummbadumm~

 

„Wärst du nicht bis hierher gekommen, so hätten sie dich auch direkt verkaufen können. An irgendwelche Sklavenhändler. Oder an ein Bordell...“

 

„...was...?“
 

„Vater ist das ganz egal. Wer am Meisten bietet, hätte dich dann bekommen... Aber du hast Willensstärke gezeigt. Und deine Genetik scheint auch sehr wertvoll zu sein, deswegen darfst du meine Brüder kennenlernen.“

 

Ist das Reijus Ernst? Sie lässt es so klingen, als wäre all das hier eine simple Kleinigkeit! Aber was weiß sie schon? Sie ist doch nur eine Prinzessin und musste sich noch nie in ihrem Leben beweisen! Wie kann Nami denn dann verlangen, dass sie weis, wie sich die junge Frau fühlt.

 

Doch Nami kann keine weitere Frage über ihre Lippen bringen, denn schon öffnet sich die Tür erneut.

 

Sofort lässt die Prinzessin von ihrer Hand ab, räuspert sich leise, sodass Nami weis, dass sie wieder ihren Kopf zu senken hat.
 

Das macht sie auch sofort, setzt sich wieder gerade hin, während sie den Atem anhält. Wissend, dass dies nun wirklich die Prinzen – wahrscheinlich auch der König selbst – sein müssen.

 

Und diese sind gewiss nicht so einsichtig, wie die Prinzessin neben ihr.

 

Die Schritte um sie herum sind laut und stet, fast so, als würden sie wie Soldaten marschieren. Zur gleichen Zeit halten sie alle an und es muss irgendein Zeichen gegeben haben, sodass sie sich setzen.
 

Die Stühle kratzen über den Boden. Sie setzen sich mit erfreuten Seufzern. Rutschen an den Tisch heran. Stimmen werden laut – Gespräche über Kriege, Kämpfe und das Essen, welches nur Augenblicke später serviert wird.
 

Duftende Speisen, die hereingetragen werden und ihren Platz auf der Tafel finden. Sofort wird danach gegriffen. Es wird sich aufgetan und geschmatzt. Getrunken und gerülpst. Laut gelacht und irgendwer schmeißt ein Stück Steak nah an ihrem Kopf vorbei. Es klatscht hinter ihr an die Wand, bleibt dort kleben.
 

Also...von Manieren kann man da wirklich nicht sprechen. Doch ein wenig erschreckender für die junge Frau ist es, dass noch keiner der Männer auf sie reagiert hat, auch wenn sie Zweifel daran hat, dass dies ein unbedingt gutes Zeichen ist.
 

Doch vielleicht ist es ja wirklich besser so...

 

Noch immer starrt sie auf ihre Hände, die auf den Knien liegen, traut sich dann aber, ganz vorsichtig, die Prinzessin aus den Augenwinkeln zu beobachten:
 

Sie lacht. Schüttelt den Kopf, bevor sie sich selbst ein Stück Braten zurecht schneidet und es mit einer goldenen Gabel zu ihren Lippen führt.
 

Noch im Kauen bemerkt Reiju dies und mit einer winzigen Bewegung ihres Kopfes deutet sie der jungen Frau an, sich schnell wieder auf ihre Hände zu konzentrieren – was Nami auch gleich wieder tut, aus Angst, von noch jemand anderen der Obrigkeiten bemerkt zu werden.
 

Doch diese scheinen von ihr noch immer keine Notiz zu nehmen.
 

Genießen einfach ihr Festmal weiter, während sich Namis Magen einmal vor Schmerz und Hunger zusammen zieht. Vielleicht hätte sie doch mehr von den Früchten beim Baden essen sollen... Aber eigentlich will sie auch nichts essen, schließlich weis sie doch genau, warum sie hier ist und da vergeht ihr doch schnell wieder der Appetit. Doch...nur einen Schluck trinken...viel zu wenig hat sie die letzten Tage getrunken. Aber wer weis schon, ob man sie hier aus Belustigung einfach Verhungern und Verdursten lassen würde. Doch...sind diese Adligen hier wirklich solche Unmenschen, oder-
 

Plötzlich schlägt jemand mit seiner flachen Hand genau vor ihr auf den Tisch. Die Gläser und Teller klirren, das Besteck scheppert.
 

Nami erschrickt, springt fast aus ihrem Stuhl, doch eine Hand auf ihrer Schulter kann sie aufhalten.
 

„Na hallo, Süße. Wen haben sie uns da denn Schnuckliges gebracht?“, dringt es an ihr Ohr, während der Griff fester wird, bevor die Hand sich unter ihr Gewand schlängelt, hinunter zu ihrem Schulterblatt und die Finger sich da über ihre Haut spreizen.
 

Es ist abartig – behandelt zu werden wie ein Stück rohes Fleisch!
 

„Hey – schau mich an!“ Widerwillig gehorcht sie, blickt hinauf zu dem grinsenden Gesicht eines jungen, hübschen Prinzen mit blauen Haaren, die er in einer gegelten Frisur trägt. Wie auch die Prinzessin hat er eine sonderbar gedrehte Augenbraue. Und zwar sind seine Augen hinter einer dunklen Sonnenbrille versteckt. Und doch spürt Nami genau, wie sein Blick sie bereits jetzt auszieht.
 

„Boar, Niji! Kannst du nicht bis nach dem Essen warten?!“, fragt jemand von der anderen Seite des Tisches. „...ist ja abartig...!“
 

„Halt die Fresse, Nummer 3! Ich will mir die Ware nur mal ansehen! Außerdem suche ich nach meinem Steak...ach...da ist es ja~“
 

Auch wenn seine eisigen Finger beim Entfernen noch über ihren Hals wandern, so lässt der junge Mann mit dem Namen Niji zumindest von ihr ab und sticht mit voller Wucht in das Steak, das noch immer hinter ihr an der Wand klebt, mit seiner Gabel. So hält er es – wie eine Trophäe – hoch in die Luft, sodass es alle sehen können.
 

„Man, das ist ja wie eine Schuhsohle! So einen Fraß werfen die uns vor?! Wi-der-lich! Passt ja fast zu deinem Gesicht, Nummer 3!“
 

Zwei andere lachen darüber – Nami traut sich allerdings nicht, ihren Blick zum Tisch und zu den anderen Männern an diesem zu richten.
 

„Lass das liegen, Sohn. Das wird dann schon sauber gemacht...“

 

„Und der Koch soll für den Scheiß ausgepeitscht werden!“, verlangt noch jemand, nachdem der König gesprochen hat.
 

„Ausgepeitscht?“, gackert noch ein anderer. „Das hätte man mal mit dem Steak machen sollen. Dann wäre es zumindest zart gewesen...“
 

„Yonji, Ichiji – jetzt ist gut.“
 

„Ich bin eher für einen rollenden Kopf! Wird eh Zeit, dass wir einen neuen Koch bekommen!“, erwidert Niji, lässt Steak samt Gabel einfach auf den Boden fallen und läuft wieder an seinen Platz zurück, während Nami schnell wieder den Blick senkt.
 

„Fein...“, brummt da wieder der König „..., ich lass den Koch hinrichten. Gibt genug, die besser sind.“
 

Nami erstarrt bei diesen Worten. Erschrocken darüber, dass man hier anscheinend ganz leicht über ein Leben entscheidet. Viel zu leicht...
 

Diese Königsleute hier sind ganz anders, als Vivi und ihr Vater! So etwas wäre den Nefeltaris nie in den Kopf gekommen!
 

„Hey, Püppchen...“, spricht da plötzlich wieder jemand zu ihr und erneut richtet sie ihren Blick auf, sieht den rothaarigen Prinzen, der ihr gegenüber sitzt und sie streng durch seine dunkle Sonnenbrille ansieht. „...kannst du kochen?“
 

Sie schluckt.
 

Darf sie wirklich antworten?
 

„...ich...“, flüstert sie „Lauter! Lass mich dein schönes Stimmchen hören!“ „...das, was ich koche, ist nicht s-so besonders“, antwortet sie wahrheitsgemäß.

 

„Mhm...“, summt, da ein anderer Prinz „...die Stimme darf gern meinen Namen rufen! Hey, Baby – wie heißt du denn?!“
 

Ihr Blick wandert weiter – hinüber zu dem Prinz mit grünen Haaren – komplett nach hinten gegelt, sodass seine beiden Augen sichtbar sind. Als dieser merkt, dass sie ihn ansieht, wackelt her mit seinen beiden, gekringelten Augenbrauen anreizend und schlürft aus seinem Glas.
 

„Nami...“
 

„Heiß~ Ich bin Yonji. Merk dir das schon mal, denn für den Rest der Nacht wirst du das wieder und wieder schreien.“
 

„Du hast genug. Sollen die doch deinen Namen schreien!“, beschwert sich Niji und wirft eine handvoll Erbsen nach ihm.
 

„Du doch auch~ Der einzige, der heute Abend wohl wieder nicht zum Stich kommt, wird Sanji sein, nicht?“
 

Ihr Blick fällt automatisch auf den einzigen Prinzen, der sich aus der ganzen Sache raus hält – dieses Mal ein Blonder. Er isst genüsslich die Speisen vor ihm, trinkt einen Schluck und zuckt dann mit den Schultern. Nur kurz wandern seine blauen Augen dabei zu ihr – eines versteckt hinter seinem Pony – und seine ebenso kringeligen Augenbrauen wandern dabei nach oben. Wobei seine in eine andere Richtung, als die seiner Brüder gekringelt sind.

 

„Wir werden sehen...“, murmelt er, wendet sich dann dem Stück Braten auf seinem Teller wieder zu.

 

„'Wir werden sehen'...“, wiederholt Yonji in einer herablassenden Art „...du Pfeife! Du weist doch gar nicht, wie es ist, in einer Frau zu-“ „Yonji, wir sind noch immer beim Essen!“ „Tut mir Leid, Vater! Nummer 3 hat schon wieder Schwäche gezeigt.“

 

„Das sehe ich... Und wenn ihr alle so gierig nach dieser Frau hier seit, dann würde ich vorschlagen, dass ihr euch beeilt, damit wir mit der Versteigerung anfangen können!“ Die Stimme des Königs hat etwas Gefährliches. Sie ist donnernd, drückend, wie ein Gewitter. Und wahrscheinlich ist dies auch der Grund, warum sie es sich einfach nicht traut, zu diesem Mann hinüberzublicken.
 

„Ich bin satt!“, brüllen Ichiji, Niji und Yonji im Chor, die Teller noch bis zum Rande gefüllt, während Sanji noch in Ruhe zu Ende isst.
 

„Mach hin. Wir haben heute noch etwas vor!“, knurrt Ichiji den Blonden an.

 

„Ja – mit ihr~“, raunt Yonji und Nami hätte sich bei diesen Worten fast übergeben.

 

„Lasst ihn doch in Ruhe essen...“, ermahnt Reiju ihre Brüder, die sofort zu der Prinzessin mit eingeschnappten Mienen hinüberblicken und grimmig brummen.

 

„Wir haben halt auf etwas ganz anderes Appetit!“, kann man Niji nur noch leise murmeln hören, während der Klang von Sanjis Besteck auf dem Teller über sie hinweg spült und es wieder Warten heißt.

 

Wobei Nami hofft, dass der blonde Prinz einen ebenso großen Hunger verspürt, wie auch ihr Kapitän – der ganz gewiss im nächsten Moment durch die Tür gestürmt kommt!

 

Doch sie wird enttäuscht, als Sanji schon wenige Augenblicke später seine Gabel und das Messer zur Seite legt, der Teller bis auf den letzten Krümel blank gegessen. Er greift zu seiner Serviette, wischt sich vornehm den Mund ab und blickt hinüber zu seinem Vater. Nickt. Und die anderen Brüder beginnen sich zu freuen wie Kinder an ihrem Geburtstag.

 

„Nun gut. Mädchen – steh auf. Präsentiere dich...“, verlangt der König.

 

Ihr Herz setzt einen Schlag auf, als sie das hört und ihr Atem bleibt in der Kehle stecken.
 

Jetzt beginnt es also...

 

„Steh auf...“, flüstert Reiju, legt ihre Hand auf Namis Rücken und drückt, bis die junge Frau sich erhebt.
 

Wie Geier, die auf ihr Aas warten, beäugen die Prinzen sie – auch Sanji, der vorher noch so reserviert ihr gegenüber schien. Auch wenn er es ein wenig versucht zu verstecken, indem er erneut zu seinem Glas greift und trinkt.

 

„Zieh den Lappen aus!“, fordert Niji und deutet auf die Robe.
 

„Ja! Lass uns sehen, was du für hübsche Dinger mitbringst!“

 

Sie schüttelt den Kopf. Nein – das will sie nicht! Kann sie nicht! Sie haben kein Recht, das von ihr zu verlangen!
 

„Mach!“, knurrt da aber der König, lässt ihren Körper vor Angst erbeben.
 

Mit zittrigen Händen greift sie zu dem Spitzengürtel an ihrer Hüfte, entknotet ihn. Lässt den Stoff von ihren Schultern gleiten, hinab auf den Boden, sodass sie nur noch in Reizwäsche vor der Obrigkeit steht. Ihr Gesicht glüht vor Scharm. Ihre Arme verschränkt sie schnell vor ihrer Brust und sie schließt die Augen. Hofft, dass alles schnell vorbei ist und sie aufwachen darf, um festzustellen, dass alles nur ein Traum war.

 

„100 Berry!“, kann sie Yonji rufen hören.
 

„100?! Willst du sie beleidigen?!“, antwortet Ichiji voller Empören. „Du hast wohl nicht mehr alle?! Keine Sorge, Püppchen! Wie das hier aussieht, wirst du wohl zu einem echten Mann kommen. Ich sag 10.000!“
 

Irgendwer pfeift beeindruckt.
 

„10.000? Ernsthaft? Du weißt doch gar nicht, was die alles kann! Außerdem sage ich 20.000!“, kommt es nun yon Niji. „Ich stehe ja so auf Frauen mit orangenen Haaren! Und ihr wisst, was man sagt – 'Rost auf dem Dach, immer feuchter Keller!'“
 

Sie lachen. So widerwärtig, ekelhaft und schallend. Machen weitere, perverse Witze, die Nami immer mehr wünschen lassen, dass sie schrumpft und einfach verschwindet.

 

„He – Baby. Umdrehen. Umdreh- Ja genau! Mhm~ Das nenne ich doch mal ein nettes Gerät!“, brüllt Yonji
 

Sie dreht sich um. So können sie immerhin nicht sehen, wie ihr Tränen über die Wangen fließen. Ihre Hände schnellen zu ihrem Mund. Schluchzt in diese hinein, sodass die Männer es nicht hören.
 

„50.000! 60.000! Sofort und sie gehört mir!“, fügt der Grünhaarige noch hinzu.
 

„75.000. Du bekommst sie nicht! Ich meine – seht euch nur ihre Kurven an! Und dabei habe ich keine Bremse!“, kommt es wieder von Ichiji.
 

„80.000! He, Süße! Du schuldest mir Kohle – du hast eine Beule in meine Hose gemacht!“
 

„Oh nein...ich glaube sie weint...Hey – Baby, sei doch nicht so zerknittert, ich bügle auch mehr als einmal über dich drüber~“
 

„90.000! So weibliche Gefühle lösen in mir irgendwie immer etwas aus! Darf ich dein Daddy sein und dich trösten?“

 

„100.000!“

 

„120.000!“

 

„Ach komm, 300.000!“
 

„...Ihr seid richtige Schweine, wisst ihr das?“, murmelt Reiju neben ihr finster.

 

Ihre Gebote sind einfach nur noch ein eiskaltes Rauschen. Sie hört die Zahlen nicht mehr. Ihre Sprüche. Will einfach nur weg. Hofft, dass sie es sich doch anders überlegen und einfach aufhören.

 

So bemerkt sie nicht, wie der grünhaarige Prinz aufgestanden ist und zu ihr geht, ihr direkt einen kräftigen Klaps auf den Po gibt. Aus Reflex dreht sie sich um und schlägt ihn als Antwort mit ihrer flachen Hand direkt ins Gesicht.
 

Ihre Augen werden weit.
 

Sie sieht ihren Handabdruck – rot und flammend – auf seinem Gesicht.

 

Und das Klatschen schallt gefühlt noch ewig nach.

 

Sie...hat einen Prinzen geschlagen! Das würde ihr Ende sein!
 

„Wow...“, flüstert Niji hinter ihr. „..., ich steh ja so auf zickige Frauen...“
 

„Temperamentvoll! Heiß~“, ergänzt Ichiji noch.
 

Yonji aber beginnt zu grinsen. Ein wildes, bestialisches Grinsen, was ihr nur noch mehr Angst macht. Er ergreift ihr Hand, verdreht sie, bis es schmerzt und sie leise keucht.
 

„500.000 Berry...Und dich nehme ich gleich hier, auf dem Tisch!“

 

Er lehnt sich näher. Seine Lippen kommen in Kontakt mit der Innenseite ihres Unterarmes. Küsst sie dort. Beißt in ihr Fleisch, während sich sein Blick in sie bohrt. Feurig und erregt. Bereit, sie ohne Gnade zu nehmen. Gleich dort, auf dem Tisch, wenn es sein muss...
 

„Eine Million...“
 

„...bitte was?“, fragt Yonji erstaunt und lässt von ihr ab, blickt über seine Schulter.
 

„Du hast mich richtig gehört. Eine Million Berry.“ Diese Worte kommen von Sanji. Sein erstes Gebot.
 

„So viel Asche hast du doch gar nicht!“, beschwert sich Yonji, lässt Namis Hand abrupt los, welche danach aber noch weiter schmerzt.
 

„Doch. Habe ich. Also...bietest du noch mehr?“
 

Hastig greift Yonji in seine Hosentasche und holt ein fette Rolle mit Berry-Scheinen hervor. Er zählt sie. Schnell. Flucht. Wiederholt das Zählen erneut.
 

„Ich habe noch mehr auf dem Zimmer!“
 

„Du weißt, wie die Regeln sind. Nur das, was wir in den Taschen haben!“, berichtigt Sanji seinen Bruder.
 

„Du hast doch niemals eine Million Berry hier!“

 

„Stimmt. Es sind zwei...“

 

„Ach verdammt...“, brummt erst Niji, der enttäuscht gegen die Lehne seines Stuhles sackt und dann flucht auch noch Ichiji, der ebenfalls sein Geld durchgezählt hat.
 

„Vater, der kann doch nicht wirklich das Mädchen bekommen, oder?!“
 

Ein kurzer Moment der Stille, dann:
 

„...wie viel bietest du denn jetzt für sie, Sanji?“
 

Sanji blickt in die Richtung seines Vaters, zuckt den mit den Schultern und holt sein eigenes Geldbündel aus seiner Tasche. Es ist beachtlich größer als das seines grünhaarigen Bruders.

 

„2 Millionen, wenn es sein muss.“
 

„Kann einer überbieten?“
 

Die drei Brüder knurren nur.
 

„Zum ersten, zweiten und dritten. Glückwunsch, das Mädchen gehört dir!“
 

„Buuuh!“, beschweren sich Niji und Yonji, während Ichiji feixt: „Naja, da kommt wohl doch mal endlich jemand zum großen Stich!

 

Glückwunsch!“

Der dritte Prinz

Der dritte Bruder

 

Es ist still – die Prinzen ärgern sich innerlich zu Tode, der König scheint sich erneut etwas eingegossen zu haben und Reiju hat eine Hand auf Namis Knie gelegt, als diese sich – voller Ermattung – wieder gesetzt hat.

 

Sie zittert noch immer, vor Kälte und durch die aufgewühlten Emotionen, die noch immer durch ihren Körper wehen. Wie ein Sturm, der nie aufhört zu wüten.
 

Die junge Frau beobachtet mit Tränen in den Augen, wie die Geldrolle zu den Händen des Königs wandern und wie Sanji eindringlich zu seinem Vater blickt, als dieser selbst das Geld zählt. Die Brüder beobachten ihn ebenfalls genau.
 

„Ja...zwei Millionen. Sie gehört offiziell dir. Glückwunsch zu deiner Ersten!“, bestätigt der Vater.
 

Offiziell...
 

Ja...offiziell heißt das jetzt, dass sie ein Objekt der Begierde ist und dass Sanji mit ihr machen kann, was er will – was das Gleiche sein wird, wie das, was auch die anderen drei Brüder mit ihr vorhatten.

 

„Un-fair!“, knurrt Niji „Wie kann der Stinker so ein heißes Stück bekommen, wenn wir heute leer ausgehen!“
 

„Ich muss euch enttäuschen, es gibt keine anderen Frauen, die dieses Mal infrage kommen. Wenn ihr euer Geld nicht für andere Dinge und gewöhnliche Bordelle ausgegeben hättet, dann hättet ihr euch die hier kaufen können!“
 

„Tzzz...“, kommt es von Yonji, der mittlerweile seine Beine auf den Tisch gelegt hat und sie noch immer voller sexuellem Hunger ansieht. „Er weis doch gar nicht, wie man mit einer Frau umzugehen hat! Rein und Raus wird nicht reichen! Hey Baby – wenn du richtigen Sex haben willst – ich geb' dir den Schlüssel zu meinem Zimmer“ Er zwinkert dabei anzüglich.

 

„Urgh...widerlich...“, flüstert Reiju neben ihr, aber die Brüder scheinen das nicht mitzubekommen, beginnen erneut mit ihren perversen Witzen. Doch die Prinzessin hat mit ihren Worten recht...zumindest in den Augen der jungen Frau.
 

„Gut...das reicht jetzt!“, unterbricht Sanji seine Brüder, führt noch einmal sein Glas zu den Lippen und trinkt, bevor er mit Schwung von seinem Stuhl aufsteht. „Training beginnt doch morgen in aller früh. Wir sollten uns dafür alle zu Bett begeben. Ein Krieger hat immer ausreichend Schlaf hinter sich, sagst du doch immer, Vater! Nur so hat er die meisten Kräfte...“
 

Der König aber ignoriert ihn.
 

„Wir wissen, was das heißt~“, feixt Niji wieder, stößt Ichiji dabei mit dem Ellenbogen in die Seite, sodass auch dieser zu lachen beginnt. „Da will ja jemand schnell zur Sache kommen!“

 

Sanji aber ignoriert sie, geht um den Tisch herum und zu Nami. Reiju lässt sofort von ihr ab, während der blonde Prinz sich voller Erwartung neben sie stellt und ihr eine Hand reicht.
 

„Komm!“, befiehlt er mit hartem Ton, der Nami ahnen lässt, dass auch er nichts Gutes im Sinn hat.
 

Sie schluckt, wissend, dass sie eh aus dieser Situation nicht mehr entkommen wird. Sie ist gefangen, gehört ihm – dem dritten Prinzen der Vinsmoke Familie - und wenn sie nicht gehorcht, so würde auch er es sie zu spüren bekommen lassen.

 

...wo bleibt denn nur Ruffy, wenn man ihn einmal braucht...

 

So steht sie auf, die Beine zittriger als je zuvor und reicht ihm ihre Hand, welche er zugleich zu seinen Lippen führt und die Knöchel zärtlich küsst.
 

Die anderen drei Brüder johlen, als sie das sehen, teils aus Belustigung, aber auch aus Neid, da sie selbst die junge Frau nicht abbekommen haben.

 

Er aber antwortet nicht. Ignoriert sie vollkommen. Greift nach dem dünnen Gewand, das noch immer achtlos auf dem Boden liegt, hebt es auf und legt es über ihre Schultern.
 

Doch die Kälte in ihr kann dadurch nicht vertrieben werden.

 

Ein kleinlautes „Danke...“ entkommt dennoch ihren Lippen, auch wenn sie nicht weis, warum sie sich überhaupt bedanken sollte.

 

Sanji nickt, legt dann eine Hand auf ihren Rücken, drängt sie vorwärts, sodass sie an seiner Seite zu laufen beginnt - hinüber zur Tür, durch welche sie alle gekommen waren und hindurch.
 

Gut..., wenn er sie nimmt, dann zumindest nicht vor den Augen aller Anwesenden, so, wie Yonji es vorhatte.

 

...was nicht heißt, dass sie die nächsten Momente sonderlich herbeisehnt...

 

Er führt sie durch einen langen, stählernen Korridor. Es ist kalt hier und sie zittert nur noch mehr. Doch es scheint ihn nicht zu kümmern, beschleunigt seine Schritte sogar noch.
 

„Wir sind gleich da...“, murmelt er.

 

Ja...normalerweise hätte sie zu gern darauf etwas Sarkastisches geäußert, doch sie will nicht riskieren, dass er diese Situation nur noch schlimmer für sie macht. Er hat es schließlich in der Hand, wie die nächsten Minuten für sie verlaufen werden - wie sehr es für sie zur Qual wird und für ihn zur Freude.
 

Sie erreichen einen Fahrstuhl am Ende des Ganges. Es gibt keinen Knopf – nur ein kleines Paneel, auf welches er seinen Daumen legt, bis es piept und die Tür mit einem leisen Zischen aufgeht.

 

Sie gehen hinein, die Türen schließen sich und die kleine, eiserne Kammer beginnt sich nach oben zu bewegen – viel zu schnell für Namis Geschmack. Mit einer Hand muss sie sich gegen die Wand stabilisieren, während sie das Gefühl hat, zusammengedrückt zu werden. Er blickt sie mit erhobenen Augenbrauen an, lässt die Hand vom Rücken zu ihrer Taille wandern, stabilisiert sie dadurch. Doch so schnell, wie die Fahrt begonnen hat, so schnell ist sie auch wieder zu Ende und sie erreichen die gewünschte Etage mit einem leisen 'Bing'.

 

Sanji verlässt den Fahrstuhl als erstes, doch als er merkt, dass die junge Frau nicht folgt, seufzt er, ergreift ihr Handgelenk und zieht sie hinterher – hinein in einen Raum, der ein Schlafzimmer sein muss. Wenn es auch...recht...unaufgeregt eingerichtet für das Zimmer eines Prinzen ist.

 

Sie hätte mit Prunk und Gold gerechnet. Einem Teppich aus echtem Pelz. Vorhänge aus dem schwersten Brokat. Holzvertäfelungen, wo das Auge hinsieht. Doch nein, alles wirkt ein wenig einfacher, als angenommen. Mit weißen Gardinen, die vor das Fenster gezogen sind und nur einen matten Schein des Mondes hineinlassen. Mit einem einfachem Himmelbett, das gegenüber steht. Die Wände sind hell bemalt – etwa in einem cremeton. Vielleicht ein sanftes beige - sie kann es so schwer erkennen durch den Mangel des Lichtes.
 

Weiterhin steht in diesem Zimmer ein runder Tisch mit Stühlen, ein Schreibtisch, ein großer Ohrensessel, in dem man sich ausruhen kann und ein Bücherregal, das bis zum letzten Platz ausgefüllt ist.
 

Doch es gibt hier keine Bilder, keine schweren Wandteppiche und keine andere Dekoration. Nichts wirkt golden. Nichts ist edel.
 

Ja...für einen Prinzen ist das alles doch recht einfach.
 

Und doch ist dies der Ort, an dem es passieren wird...
 

Sanji verliert auch keine Zeit, umkreist sie, während sie in der Mitte seines Zimmers steht. Begutachtet sie, wie das Stück Fleisch, welches sie nur noch für diese Männer hier ist.
 

„Du bist wirklich sehr schön...“, murmelt er, bleibt hinter ihr stehen. Sie spürt seinen Atem in ihrem Nacken, es stellt ihr die Haare auf. Sie antwortet aber nicht. Bleibt still.
 

Hofft, dass es so schneller vorbei ist.

 

Ihre braunen Augen wandern zum Boden, als sie seine Hände bemerkt. Kalte Finger berühren ihren Rücken. Wandern hinüber, zu ihrer Taille. Umgreift sie, mit festem Griff, zieht ihren Körper mit Leichtigkeit gegen seinen.
 

Das Herz bebt in ihrer Brust, schlimmer, als je zuvor. Es ist erbarmungslos. Laut. Unaufhaltsam. Ihr Atem stockt in ihrer Kehle. Ihr ist schwindlig. Viel zu warm.
 

Sie will weg...

 

„Bitte...“, entkommt ihr ein leises, angsterfülltes Keuchen. „...bitte nicht...“

 

„Hast du Angst?“
 

Sein Gesicht ist so nah. Sie spürt, wie die Stoppeln seines Kinns über die Haut ihrer Schulter kratzen. Sein Atem riecht nach Wein und irgendwie auch nach Tabak. Er ist warm und sie spürt, wie diese bloße Berührung bereits Auswirkung auf ihn hat.
 

Unzweifelhaft will er sie. Will ihren Körper gegen seinen spüren. Will unanständig sein. Unverschämt. Perversen Fantasien nacheifern. Ohne Verluste und ohne auf sie achten zu müssen.
 

Genau wie seine Brüder...
 

Eine seiner Hände wandert hinauf zu ihrer Schulter, als sie nicht antwortet. Greift nach dem Kragen des Mantels und zieht ihn über ihren Rücken, hinab, bis er auf den Boden fällt. Drückt dann sein Gesicht in ihren Nacken, atmet ihren Geruch ein, presst seine Lippen gegen ihre Haut, lässt einen Finger unter den Träger ihres BHs wandern, zieht ihn runter und dann-

 

Hält er inne. Dreht sie hastig in seinen Armen um und greift ihre Handgelenke mit festem Griff, sodass sie ihn anzusehen hat.
 

„...Ich kann das nicht...“, flüstert er, klingt beinahe schon enttäuscht mit sich selbst, während sie erstaunt die Augen aufschlägt und in sein Gesicht blickt. Erst da bemerkt sie, wie erneut Tränen in ihren Augen brennen und ihren Wangen hinunter fließen. „...wie soll ich dich bitte fi...wie soll ich das denn bitte machen, wenn du weinst?“
 

Sein Blick ist so eindringlich – selbst in der Dunkelheit. Sein Griff so fest und keuchend bringt sie zwischen ihren bebenden Lippen hervor:
 

„E-es tut mir leid! Tut mir n-nicht weh, Eure Hoheit!“
 

Ihre Gedanken sind ein reines Sammelsurium aus Ängsten und Sorgen – Dass er ihr weh tun könnte. Sie hinrichten lassen wird, weil sie nicht für ihn bereit steht. Dass das, was er eigentlich mit ihr vorhat, vielleicht besser als alle Schmerzen dieser Welt sind. Dass er nun doch das Recht hat, da sie hier eh nur ein Lustobjekt ist. Er ist doch ein Prinz. Hat viel für sie bezahlt. Sie gehört ihm – Ihr Leben liegt in seiner Hand.
 

Nami will sich gar nicht ausmalen, welche Enttäuschung er spüren muss, 2 Millionen Berry augegeben zu haben, für etwas, was er nicht bekommen kann.
 

„Ich...tue dir doch nicht weh...“, murmelt Sanji schließlich nach einiger Zeit fast schon ein wenig empört und lässt sie los, während Frustration sich in seinem Gesicht breit macht. „...und deswegen werde ich auch nicht mit dir schlafen.“
 

Er läuft zu seinem Schreibtisch, zieht dort ein paar Taschentücher aus einer Box und bringt sie ihr.
 

„Wisch die Tränen ab...Ich kann nicht sehen, wie eine Frau weint...“
 

„Und dann...?“, flüstert sie, hält die Tücher in ihren verkrampften Händen.
 

Sanji zuckt mit den Schultern.
 

„Nichts. Ich kann dich nicht einfach vergewaltigen. Du willst jetzt nicht mit mir schlafen und ich kann dich auch nicht zwingen.“
 

„Ihr habt Geld für mich bezahlt...Viel Geld...“
 

„Ich wollte nicht, dass Yonji dich bekommt.“ Natürlich, ein Prinz, der es nicht mag, etwas weggenommen zu bekommen. „Also sei mir dankbar dafür. Er hätte nicht so viel Gnade gehabt. Keiner meiner Brüder... Und jetzt wisch dir die Tränen weg. Ich kann das nicht mehr sehen!“

 

Das tut sie auch. Wischt über ihre Wangen. Über die Augen. Und ihr ist es ganz egal, ob sie damit auch das Make-Up abwischt, dass Hänsel und Gretchen ihr verpasst haben. Und auch wenn ihr Herz noch bebt, so verspürt sie zumindest ein wenig Erleichterung.
 

Schließlich würde sich Sanji zumindest in dieser Nacht nicht an ihr vergehen...Auch wenn sie seinen Worten noch nicht den vollen Glauben schenken sollte.
 

„Danke...“, flüstert sie dennoch und meint es dieses Mal zumindest ein wenig ernst.
 

„Nicht dafür...“ Er seufzt, lässt kurz die Schultern hängen, bevor er selbst seinen roten Umhang von den Schultern zieht und ihn auf den Ohrensessel wirft, bevor er zurück zu seinem Schreibtisch geht und auf einen kleinen Knopf drückt. Es surrt laut, bevor sie ein blechernes „Bitte, eure Hoheit?“, hören kann.
 

„Bitte eine vollständige Mahlzeit in eines meiner Gästezimmer bringen. Das, gegenüber von meinem...“
 

„Eure Hoheit wünscht einen Abendsnack?“
 

„Nein, meine...das Mädchen hat nichts gegessen. Und Beeilung~“
 

„Wie Eure Hoheit wünscht...“

 

Sanji lässt den Knopf los und kommt zu ihr zurück gelaufen. Ein grimmiger Blick ziert sein hübsches Gesicht und er starrt sie für einige Minuten stumm an. Sie sagt nichts und wartet ab.
 

„Du hast bestimmt lange nichts gegessen...Antworte wahrheitsgemäß!“, verlangt er schließlich.
 

„...ein bisschen Obst...“

 

Erneut seufzt er, bevor er sich bückt und wieder einmal die Robe vom Boden aufhebt, diese ihr aber dieses Mal in die Hände drückt.

 

„Man bereitet dir etwas vor... Keine Angst – solange, wie du hier bist, wird dir an nichts fehlen. Und jetzt komm, ich bringe dich in dein Zimmer.“

 

Sie nickt und schluckt – ein kleiner, hoffnungsvoller Gedanke blitzt kurz auf, den sie – so lang, wie der dritte Prinz noch gnädig mit ihr ist – äußern sollte:
 

„...Prinz Sanji? Wenn...wenn Ihr meine Dienste doch nicht benötigt, so wäre es dann nicht möglich, wenn Ihr mich einfach...frei lasst?“
 

„Frei lassen?“, fragt er erstaunt und runzelt die Stirn.
 

„Ja...Ich...ich bin Piratin und mein Kapitän wird bestimmt schon nach mir suchen.“
 

„Monkey D. Ruffy, richtig? Ich habe deinen Bericht durchgelesen. Ich weis Bescheid.“
 

„Genau der! Er wird bestimmt schon nach mir suchen! Und...also...wenn Ihr mich freilasst, dann können wir Euch auch entlohnen!“ Eher schnell abhauen, bevor er sich es anders überlegt, ist da eher Namis Gedanke, versucht es sich aber nicht anmerken zu lassen.
 

„Entlohnen? Ich soll Geld von irgendwelchen dreckigen Piraten annehmen?!“
 

„Wenn Ihr einen Bericht über mich gelesen habt, so wisst Ihr doch auch, dass wir im Bürgerkrieg auf Alabasta beteiligt waren. Von König Kobra und Prinzessin Vivi haben wir einige Millionen Berry geschenkt bekommen!“
 

Er nickt nur. Sagt nichts weiter und geht einfach hinüber zu der großen Tür, die gegenüber vom Fahrstuhl liegt. Er öffnet sie und stellt sich vor diese. Blickt sie eindringlich an, bis sie ihm folgt – hinein in einen Gang, der ebenso hell bemalt wurde, wie auch sein Zimmer.
 

Sofort blendet sie weißes Licht, denn Lampen über ihren Köpfen strahlen hier hell und wie die junge Frau gleich das Gefühl bekommt die ganze Zeit. Dennoch sieht sie, dass es hier mehrere Türen entlang des Korridors gibt – mit der Tür seines Zimmers sind es zehn Stück und eine große, hölzerne befindet sich an dessen Ende.
 

„Das ist mein Flügel...“, murmelt er, schreitet zur Tür gegenüber von seiner und öffnet diese. „...mein Zimmer hast du bereits gesehen. Du hast es nur mit meiner Erlaubnis zu betreten. Und dies ist deines...“
 

„A-aber-“
 

„Ich habe 2 Millionen Berry für dich gezahlt, da gebe ich dich auch nicht so einfach mehr her. Vor allem nicht an räudige Piraten, die eine solche Schönheit nicht zu schätzen wissen!“
 

„Ruffy wird kommen-“
 

„Er wird dich nicht finden.“
 

„Er wird König der Piraten! Er-“
 

„Er wird dich nicht finden! Versteh es doch! Wir befinden uns hier auf einer schwimmenden Festung, die sich schneller bewegt als die meisten Schiffe dort draußen! Wir haben mehr Technologie in einer Wand verbaut, als die Marine Schiffe besitzt! Wir wollen nicht gefunden werden, also wird dein Kapitän dich auch nicht finden können! Versteh es doch! Und denk erst gar nicht daran zu fliehen. Keiner kann der Germa 66 entkommen!“ Er lächelt – ein böses, herablassendes Lächeln, dass den kleinen Funken Hoffnung von zuvor sofort wieder erlöschen lässt. „Zumindest nicht lebend...“

 

Ihr stockt der Atem und sie presst ihre Lippen aufeinander, bis sie nur noch eine dünne Linie ergeben. Nami merkt, dass sie sich geirrt hat – in ihn – den blonden Prinzen. Für wenige Sekunden hatte sie doch eben noch angenommen, dass er anders ist, als seine Brüder. Doch nein...er ist genauso ein Abschaum wie Ichiji, Niji und Yonji...

 

„Das Essen wird dir gleich gebracht. Zieh dich um. Iss etwas. Schlaf. Du wirst dich schon daran gewöhnen. An mich. Und dann können wir ja weitersehen.“
 

„Ich habe keinen Hunger...“, brummt Nami trotzig.
 

„Du wirst schon etwas Essen. Dafür sorge ich...“ Sanji legt den Kopf schief. Überlegt kurz und lächelt dann wieder „...Und morgen früh werden wir gemeinsam zum Frühstück essen – ob du willst, oder nicht. Dann wirst du auch mein erstes Geschenk bekommen.“
 

„Eure Geschenke will ich nicht.“
 

„Oh doch. Du wirst keine andere Wahl haben, mein Nami-Mäuschen. Aber das soll jetzt nicht deine Sorge sein.“
 

Noch bevor sie zurückweichen kann, greift er nach ihrer Hand und drückt seine Lippen gegen ihre Knöchel. Grinst, als sie ihm schnell ihre Hand entzieht und in das Zimmer hinter ihr hinein stolpert.
 

„Wie sehen uns morgen früh...“
 

Er schließt die Tür vor ihrer Nase mit einem lauten Knall und verschließt sie mit einem Schlüssel und macht ihr damit klar, dass sie wieder nur seine Gefangene ist und nicht mehr.

Sanji

Sanji

 

Ihr Lachen hallt und hallt und hallt. Es ist laut. Schrill. Herablassend. Es ist beleidigend. Es hat einen eisigen Griff um mein Herz, zwängt es ein, lässt es schmerzen, bis es fast zerspringt. Es nimmt mir den Atem. Fühlt sich an, wie eiskalte Nadeleinstiche auf der Haut.
 

Dann...diese Blicke. Von oben herab und mit so viel Hass und Verachtung.
 

Sie nennen mich Schabe. Nummer 3. Schwächling.
 

Verletzen mich mit ihren Tritten und Schlägen, bis ich blute und weinend am Boden liege. Hoffend, dass es gleich vorbei ist. Dass sie aufhören und von mir ablassen. Doch nein – es wird schlimmer und immer schlimmer und dann, als ich aufblicke, kurz bevor alles vorbei ist, sehe ich den König – den Blick meines Vaters. Doch er wendet sich nur ab und geht. Lässt die Schande seines Lebens einfach hinter sich...
 

Und dann – ein Tritt gegen meinen Kopf und alles ist schwarz.
 

Ein Keuchen entkommt meiner Kehle. Laut und schmerzend. Ich richtet mich auf, in meinem eigenen Schweiß gebadet. Die Laken unter mir sind zerwühlt, die Decke irgendwie um meine Beine geschlungen. Die Haare kleben mir im Gesicht und in meinen Augen. Mein Herz bebt noch immer so schmerzlich, springt aber erleichtert, als ich merke, dass es nicht real gewesen ist.
 

Wieder war es nur ein Albtraum gewesen. So ein erbärmlicher – wie es mich schon viele Jahre heimsucht. Warum mein Geist so empfänglich für solche schwächlichen Vorstellungen ist, weis ich nicht. Ich habe diesbezüglich auch noch nie mit jemanden gesprochen. Sie sollen mich nicht für schwach halten – sie halten mich ohnehin schon für den schwächsten der Germa-Prinzen.

 

Daher fluche ich einfach, lasse mich zurück auf die weiche Matratze fallen und frage mich einmal wieder, wie ich es ihnen allen beweisen könnte. Meiner Schwester. Meinen Brüdern. Meinem Vater...
 

Denn egal was ich tat – wie sehr ich trainierte, wie viele Menschen ich zur Strecke brachte, oder wie sehr ich mich wie Ichiji, Niji und Yonji verhielt – es schien in deren Augen nicht auszureichen. Ich war einfach der Schwächling. Das schwarze Schaf der starken Vinsmoke-Familie und ich würde es auch immer bleiben.

 

Mit meinen Händen fahre ich über mein Gesicht und knurre leise.
 

Deswegen muss ich das wohl letzte Nacht getan haben – dieses Mädchen gekauft. Sie sollte meine erste sein – die erste Frau mit der ich schlafen wollte und meine erste Mätresse. Ganze 2 Millionen habe ich für sie hingeblättert – gutes Geld, welches ich erst im letzten Krieg verdient habe.
 

Und ich habe mir auch geschworen es durchzuziehen. Schließlich gehört sie jetzt mir und sie sollte mir zu den Füßen liegen, dankbar, dass sie nicht von Yonji gekauft wurde. Doch...als sie dann wieder geweint hat, konnte ich es einfach nicht. Nicht nur war es ein unglaublicher Stimmungskiller gewesen, aber ich hatte auch noch Mitleid mit ihr. Natürlich – meine Brüder hätte es nicht gestört und hätten einfach weitergemacht...Ich aber...ich war wieder schwach gewesen...
 

Doch für mich aber wäre es eine Vergewaltigung gewesen. Nichts anderes. Und das kann ich ihr nicht antun. Keiner Frau...Allein der Gedanke daran lässt mich schaudern.

 

Deswegen durfte sie gehen – auch wenn ihre Frechheit mir gegenüber sie normalerweise ihre Zunge gekostet hätte – in die ich zugegebener Maßen gern gebissen hätte. Ich hätte aber wissen sollen, dass sie versuchen wird, sich auf irgendeine Art zu wehren und da sie körperlich eindeutig schwächer ist als ich, hätte es mir klar sein müssen, dass sie es mit ihren Worten versuchen wird. Schließlich ist sie schlau...und das wissen wir beide.
 

Und ja...ich muss Ichiji recht geben – sie hat etwas sehr Temperamentvolles an sich, was ich ebenfalls sehr heiß finde.
 

Mal abgesehen davon, dass sie mir wirklich sehr gefällt.
 

Da kitzelt etwas an meinen Gedanken und ich erinnere mich, wie ich ihr angedroht habe, dass wir zusammen frühstücken wollen – und dieses Versprechen würde ich doch sehr gerne einhalten!
 

So schaue ich hastig auf die Uhr über der Tür, sehe, dass ich noch genug Zeit habe, bevor das morgendliche, königliche Training beginnt und springe schnell aus meinem Bett heraus. Hinüber zum Schreibtisch und drücke auf den Knopf, der mich mit einem Bediensteten verbindet.
 

„Guten Morgen, Eure Hoheit. Was wünscht Ihr an diesem Morgen?“, fragt die blecherne Stimme freundlich am anderen Ende, auch wenn ich weis, dass die meisten Diener ihre Angst vor allen Hoheiten hier nur mit ihrer aufgesetzten Freundlichkeit verbergen.

 

„Einmal Frühstück für zwei. Bringt es direkt in das Zimmer gegenüber von mir. Und weckt das Mädchen, wenn sie noch nicht wach sein sollte...“
 

„Wie Eure Hoheit wünscht.“

 

Oh ja...das wünsche ich. Schließlich soll sie sich doch an mich gewöhnen und an ihre neue Situation. Und das würde ich doch nur schaffen, wenn sie mich oft genug sieht – wenn ich dafür mit ihr zu jeder Mahlzeit essen soll, dann wird es ebenso sein!

 

Zufrieden nicke ich, nehme mir dann ein paar Sachen aus dem Kleiderschrank und gehe zum Badezimmer – schließlich möchte ich ihr im angemessenen Zustand gegenüber treten und eine heiße Dusche ist genau das, was ich nach so einem Albtraum brauche.
 

Als ich dann einige Zeit später das Bad verlasse, sind meine Haare zwar noch nass, doch ich fühle mich wesentlich erfrischter. Und wer weis – vielleicht hat es ja etwas Charmantes, wenn ich ihr mit frisch gewaschenen Haaren gegenüber trete.

 

So eile ich aus meinem Zimmer hinaus, über den hell beleuchteten Gang, der unsere Zimmer trennt und zu ihrem. Der Schlüssel, mit welchem ich ihre Tür abgeschlossen habe, steckt noch im Schloss – für die Diener ist es aber kein Problem. Es gibt schließlich hier genug Gänge, durch welche sie sich bewegen können, ohne auf geschlossene Türen achten zu müssen.
 

Somit ist es auch kein Problem, dass sie meine Befehle vom Frühstück ausführen können.

 

Dennoch – auch wenn ich weis, dass sie dort bereits gewesen sind, den Tisch gedeckt und das Mädchen geweckt haben, so klopfe ich an, damit sie weis, dass ich hineinkomme.

 

Ich bin schließlich ein Gentleman und kein Monster.
 

Sie antwortet nicht, was mich ein wenig seufzen lässt. Vielleicht fällt es ihr je doch schwerer, sich an alles zu gewöhnen, als angenommen...
 

„Ich komme jetzt rein...“, rufe ich daher durch die Tür und schließe auf. Den Schlüssel stecke ich in meine Tasche.
 

Zwei Bedienstete huschen noch im Raum umher, als ich ihn betrete – öffnen die Gardinen, machen das Bett, decken den Tisch. Sie verbeugen sich tief, als sie mich sehen, nuscheln mir ihre Anerkennung entgegen.
 

Sie aber sitzt bereits auf einen der Stühle – blickt mich grimmig und voller Verachtung an. Die Arme hat sie vor ihrem reizenden Busen verschränkt, eines dieser endlosen Beine auf das andere geschlagen. Ihre flammenden Haare sehen noch recht zerzaust aus – wahrscheinlich wurde sie gerade erst geweckt.
 

Wenn sie überhaupt geschlafen hat – denn die tiefen Augenringe kann ich sehr gut auch vom weiten erkennen und ja – erneut seufze ich. Nicht zuletzt weil sie sich einen dicken Wollpullover und eine Hose übergezogen hat und diesen wundervollen Körper darunter versteckt.
 

„Guten Morgen, reizendes Fräulein...“ sage ich dennoch mit einem Lächeln und schreite zu ihr hinüber. Nehme ihre Hand, wie schon am Abend zuvor und küsse sie, um ihr meine Anerkennung und tiefste Verehrung zu zeigen. Sie aber zieht mir die Hand weg, versteckt beide nun unter dem Tisch vor ihr und blickt genau zur anderen Seite des Zimmers.
 

Oh Gott, ja...ich stehe auf zickige Frauen und diese hier muss ein ganz besonderes Exemplar sein...

 

Nur leider wirkt sie so verspannt – gerade jetzt, als ich an sie herangetreten bin. Und sie soll doch genaue Gegenteil sein – sie soll ich entspannen wenn ich bei ihr bin.
 

So stelle ich mich hinter die Lehne ihres Stuhls und lege die Hände auf ihre Schultern. Massiere ihre harten Muskeln. Sie aber versteift nur noch mehr und ihr Atem stockt.
 

Ich versuche es zu ignorieren – blicke zu den Bediensteten hinüber und frage mit fordernden Ton:
 

„Seit ihr jetzt fertig?! Das Zimmer könnt ich später auf Vordermann bringen! Ich will jetzt frühstücken!“
 

„Natürlich, natürlich!“, sagen sie hastig, verbeugen sich wieder und wieder und huschen in Richtung der geheimen Tür, durch welche sie gekommen waren. Doch einer verweilt noch kurz, greift nach einem silbernen Päckchen, dass er zur Seite gelegt haben muss und reicht es mir mit gesenktem Kopf.
 

„Das Geschenk, Eure Hoheit!“
 

„Sehr gut. Und jetzt – verzieht euch!“

 

Das machen sie auch gleich und die Tür schließt sich kaum hörbar hinter uns. Zu sehen bleibt nur noch die Wand, als ob nie etwas gewesen wäre.

 

Ich schüttle den Kopf, ein wenig genervt darüber, dass sie so lange gebraucht haben und lege das Päckchen auf den Tisch vor uns, beginne wieder ihre Schultern zu massieren.
 

„Entspann dich...“, flüstere ich „...ich habe versprochen, dass ich dir nichts tun werde und daran halte ich mich auch.“
 

„...hilft mir trotzdem nicht weiter...“, höre ich sie murmeln und dadurch lasse ich von ihr ab.
 

„...Du machst es für uns beide nur noch schwerer, weist du das?“
 

Sie blickt stumm über ihre Schulter und presst ihre Lippen aufeinander. Sie antwortet mir aber nicht, was ich sehr schade finde – denn irgendwie würde ich gern wissen, wie temperamentvoll so eine kleine, orangehaarige Piratin sein kann.

 

„Naja...mach dir nichts daraus“, sage ich und zucke mit den Schultern. Ich reiche mit meinen Händen wieder zu der Schachtel und tippe darauf. „Wir gewöhnen uns schon aneinander. Und das hier wird dabei helfen...“
 

„Ich bin nicht bestechlich...“
 

Ich weis, dass sie es ist. Schließlich hat sie während ihrer Befragung genug Informationen über sich preisgegeben, als dass die Verantwortlichen einen ausführlichen Bericht über sie verfassen konnten – den ich natürlich mit Interesse gelesen habe. Wie bei jeder anderen Frau, die sie uns hier anbieten...
 

Und so weis ich über Nami – Navigatorin der Strohhutpiraten, dass sie viele Jahre auch als Diebin tätig war, während sie noch für den Fischmenschen Arlong angeheuert hat. Und Diebe sind und werden immer bestechlich sein...
 

Wobei das, was sich in der Schachtel befindet, nicht in der Art, wie sie denkt, bestechend sein wird...
 

Daher schmunzle ich, nehme den Deckel ab und werfe ihn achtlos zu Boden. Darin befinden sich zwei metallene Armbänder und ein passendes Band für den Hals. Sie glänzen in der aufgegangenen Sonne – wobei ich glaube, dass das Mädchen einen anderen Glanz erwartet hat.
 

Ich nehme zuerst das stählerne Halsband heraus. Es wiegt schwer in meiner Hand und irgendwie bin ich auf eine morbide Art davon fasziniert. Schließlich ist dies das erste Mal, dass ich es in der in der Hand halte – meine Brüder haben schon einiges mehr an Erfahrung damit gehabt.
 

Ich tippe auf die kleine Leuchte, die sich auf der Außenseite befindet, bis sie weiß leuchtet.
 

„Name?“, fragt mich die robotische Stimme.
 

„Vinsmoke Sanji, dritter Sohn des Germa Königreiches.“
 

„Akzeptiert“, antwortet sie und verstummt dann vollkommen, bis plötzlich eine kleine Nadel sich in meine Hand rammt, die das Band noch hält.
 

Ein Tropfen Blut würde schließlich genügen, wurde mir immer gesagt.
 

Nami beobachtet mich genau – ein wenig mit Faszination, aber auch mit Schrecken, besonders als sie sieht, wie ein feiner Rinnsal von Blut über mein Handgelenk und meinen Arm hinab wandert.
 

„Haare zur Seite“, befehle ich ihr, stelle das Päckchen auf den Tisch und öffne das Halsband. Sie sieht mich aber mit Entsetzen weiter an, was mich fast schon ein wenig aus der Fassung bringt. „Ich habe dir einen Befehl gegeben!“
 

Unsere Augen treffen sich und ihre Hände zittern, als sie ihre Haare zurück streicht und hinter ihrem Kopf hochhält.
 

Ihr schöner, langer Hals liegt nun frei und ich führe das metallene Kleinod über eben diesen, schließe es wieder in ihrem Nacken. Dann greife ich nach einem der Armbänder, öffne es und deute auf die langen Ärmel ihres Pullovers.
 

„Hochziehen!“
 

Und so schnell hat sie auch die Armbänder im ihre zierliche Handgelenke geschnallt und die kleinen Leuchten an den metallenen Schellen blinken rhythmisch und rot.
 

Nun ist es offiziell – sie gehört mir und keiner kann sie mir nehmen.
 

Doch dann verweile ich für einen Moment, sehe etwas, was mir nicht gefällt, als sie sich die Schellen genau betrachtet.
 

Hastig greife ich nach ihrem Handgelenk, drehe den Arm – sanft – bis ich den roten Abdruck sehe, den Yonjis Zähne auf ihrer Haut am Abend zuvor hinterlassen haben.

 

„Tut das weh?“
 

„Was interessiert es dich denn?!“
 

„Tut das weh, habe ich gefragt?!“
 

Sie will ihren Arm wegziehen, doch mein Griff bleibt fest und ich lasse sie nicht los.
 

„Ich lasse nach dem Frühstück jemanden kommen, der sich darum kümmert! Ich will nicht, dass meine Frau eine Markierung meines Bruders an sich trägt!“
 

„Ich bin nicht deine Frau!“, knurrt sie wütend, als sie es endlich schafft, mir ihren Arm zu entreißen.
 

Meine Mätresse...“, korrigiere ich mich schnell, merke ebenfalls, wie ich mich bei der Wortwahl vergriffen habe.
 

„...königliche Nutte trifft es wohl eher...“, wispert sie.
 

„Wie bitte? Du willst mich doch nicht beleidigen? Ich habe dir Zeit zum ankommen und gewöhnen geschenkt. Meine Brüder-“
 

„Du bist genau wie deine Brüder, egal, was du sagst!“

 

Ist das jetzt ein Kompliment, oder doch eine Beleidigung?
 

„Wie dem auch sei...“, brumme ich, fühle mich ein wenig verstimmt und trete jetzt von ihr weg, um mich auf dem gegenüberliegenden Stuhl zu setzen. „...wir sollten Essen. Das Omelett ist noch warm und ich muss bald zum Training aufbrechen...“

 

„Und Ihr wollt mir jetzt nicht einmal erklären, was Ihr mir hier gegeben habt?“
 

Sie hebt die Arme in die Höhe, sodass die Schellen unter den Pulloverärmeln sichtbar werden.
 

Ich aber lasse sie noch ein wenig ausharren, nehme ein Stück des frisch gebackenen Brotes und beschmiere es dick mit Marmelade, lege es auf ihren Teller. Sie aber blickt meine Mühen an, als würde sie gleich darauf spucken. Daher nehme ich mir erst einmal selbst etwas von dem Ei, stecke mir ein paar Weintrauben in den Mund und kaue, während ich uns beiden etwas von dem Orangensaft eingieße.
 

Seufze, als sie noch immer nicht nachgibt.
 

„Damit bist du an mich gebunden“, erkläre ich ihr, schneide das Ei zurecht und führe mir ein Stück zum Mund, kaue, während ich ihren Gesichtsausdruck beobachte, wie er von Irritation, zu Überraschung und Verwunderung umschlägt. Schmunzle ein wenig und fahre fort: „...Die Handschellen wurden von unseren Forschern entwickelt. Zu Beginn waren sie für Gefangene, doch später haben meine Brüder andere...Nutzen...herausgefunden. Es reagiert auf die Stimme und die Berührung desjenigen, der das Gerät aktiviert hat. In deinem Fall auf mich. Konstant werden Impulse über deine Haut geschickt, die erkennen, wenn du von jemandem berührt wirst. Sollte es ein anderer Mann als ich sein, so wird dieser einen heftigen Stromschlag erfahren – der dir aber keine Schmerzen zufügen wird.“
 

Sie runzelt die Stirn und ihre Händen senken sich langsam wieder. Sie wirkt auf irgendeine Art erleichtert – nur weis sie noch nicht von der zweiten Funktion dieser netten Spielerei.

 

„Sie schützen dich also hauptsächlich vor meinen Brüdern, denn glaub' mir – die werden noch oft genug versuchen, sich an dich ran zuschmeißen. Dafür zahlst du auch einen gewissen Preis für diesen Schutz...“
 

„Welchen?“, verlangt sie gleich zu wissen und verengt die Augen, wartet, bis ich wieder fortfahre. „Welchen Preis? Das ist irgendein perverses Sexspielzeug, nicht?“
 

„...so...würde ich es nicht ausdrücken...“, sage ich und lächle „...aber – wie gesagt – es reagiert auf meine Stimme und wenn du nicht willst, dass dein kleiner hübscher Kopf und deine Hände sich in Rauch und Asche auflösen, so wird von nun an jeder meiner Wünsche dein Befehl sein.“
 

„Das ist widerlich!“, entfährt es ihr gleich voller Empörung. „Ich dachte, du willst mir nicht wehtun!“
 

„Ich tue dir auch nicht weh. Und wenn du vor meinen Brüdern sicher sein willst, so solltest du einfach alles machen, was ich mir von dir wünsche...Ich fände es zum Beispiel sehr schön, wenn du die Ärmel so hoch wie möglich ziehst, damit ich deine schönen Arme sehen kann. Lass mich ein Blick auf dein Tattoo werfen...!“
 

Das Halsband piept, lässt mich wissen, dass es funktioniert.
 

Es hat also meinen Befehl erkannt.
 

Sie aber...sie weigert sich noch, blickt mich wieder mit tiefster Verachtung an.
 

„Vergiss es...das mache ich nicht!“
 

„Du solltest machen, was ich dir befehle...Bitte...“
 

„Du kannst mich nicht zwingen...“
 

Just in diesem Moment beginnt das Gerät erneut zu piepen, lauter dieses Mal. Immer schneller. Und die Lämpchen leuchten dabei rhythmisch mit.
 

Nami blickt entsetzt auf ihre Handschellen. Sie realisiert, dass ich keine Scherze mache und dass sie in Gefahr ist. Ich sehe, wie ihre Brust beginnt, sich panisch zu heben und zu senken. Sie reißt an dem Band um ihren Hals, versagt aber, es zu lösen.
 

Stattdessen zieht sie doch hastig die weiten, dicken Ärmel bis zu ihren Schultern hoch und das Piepen und das Blinken stoppt.
 

„Das war knapp...“, gebe ich ihr zum bedenken und bin verwundert, als ich merke, wie mein eigenes Herz noch lange nachbebt. „..., fast wären sie explodiert!“
 

„Das ist krank!“, keucht sie und ich habe das Gefühl, dass sie gleich wieder weinen will. „Mach sie wieder ab!“
 

Ich schüttle den Kopf.
 

„Nein. Das werde ich nicht. Ich will nicht, dass einer meiner Brüder dich berührt, nur weil sie sich mal wieder hierher verirrt haben in ihrem Suff... Außerdem hilft es bestimmt dabei, dass wir uns mehr aneinander gewöhnen...“
 

Ihr Blick spricht Bände. Sie hasst mich – aber es ist schon mal ein Anfang. Aber die Schellen werden helfen, dass sie hier sicher ist und dass es ihr gutgeht.
 

„...ich will jetzt, dass du isst.“ Das Halsband blinkt und piept. Erneut wurde der Befehl anerkannt. „Du hast bestimmt nichts zum Abendbrot gegessen, wie ich es dir gesagt habe, richtig? Das lasse ich aber nochmal durchgehen...“

 

„Du kannst mich nicht zwingen...“
 

Wieder beginnt das laute Piepen und hastig nimmt sie das Brot und beißt ab. Kaut mit Tränen in den Augen.
 

„Ich kann. Ich will schließlich nicht, dass du vor Hunger und Durst umkommst. Also – trink heute mindestens zwei Liter“ Piep. „Mittagessen werde ich dir zukommen lassen und du isst den ganzen Teller auf.“ Piep. „Um zwanzig Uhr wirst du vor meiner Tür warten, bis ich dich rein hole. Wir werden gemeinsam zu Abend essen.“ Piep, piep.

 

Ich stehe auf und trinke den Orangensaft aus. Blicke zur Uhr, merke, wie die Zeit rennt. Meine Geschwister und mein Vater sollen nicht auf mich warten müssen.
 

„Ach...und den Schlüssel nehme ich wieder. Bitte...“ Ich strecke ihr meine offene Hand entgegen und warte kurz, bis sie mir widerwillig den Schlüssel zu ihrem Zimmer in ebendiese legt. Sie hat ihn mir entwendet, als ich mir den Biss meines Bruders angesehen habe. Sie ist gut, doch ihre Angst lässt sie einige Fehler begehen...
 

„Bis heute Abend, meine Schöne. Und...zieh dir bitte nachher etwas...Besonderes an. Du wirst schließlich mit einem Prinzen zu Abend essen!“ Piep.

 

Damit verlasse ich ihr Zimmer und schließe es wieder ab.
 

Hoffentlich nutzt sie die Zeit zum Nachdenken...

Aus Höflichkeit

Das Brot vom Morgen hat sie nicht gegessen. Den Orangensaft ignoriert. Sich wieder in eine Ecke gekauert und geweint. Nur kurz war jemand gekommen, hat die Wunde an ihrem Arm untersucht und verarztet, aber nicht mit ihr gesprochen. Lies sie, ihre Trauer und ihre Angst allein, bis einer seiner Bediensteten gekommen ist und ihr Mittagessen gebracht hat. Das junge Mädchen hatte sie nicht einmal angesehen. Nur das Tablett abgestellt, die Reste vom Frühstück geschnappt und ist gegangen.
 

Wieder hindurch durch eine Geheimtür beim künstlichen Kamin. Den Durchgang verschlossen durch ein leises Zischen.
 

Nami aber hat dort gesessen. Hat gesehen, wie das Essen auf dem Tisch dampft. Den Geruch von Fisch und Reis wahrgenommen. Ihr Bauch hat geknurrt und sich zusammengezogen. Wieder so schmerzlich und so laut.
 

Sie aber hat versucht es zu ignorieren. Ihre Bedürfnisse.
 

Ihren Hunger. Den Durst
 

Den Befehl.
 

Schließlich würde sie doch lieber hier umkommen, als weiterhin als Belustigung für diesen elendigen Prinzen zu dienen! Sollen doch ihre Hände und ihr Kopf explodieren! Alles ist besser, als DAS!
 

Sie schluchzt. Hört, dass ihr schweres Halsband zu piepen beginnt. Sieht das rote Leuchten der kleinen Lämpchen der Handschellen. Hält sich die Ohren zu, schließt die Augen.
 

Ihr Herz bebt. Sie atmet panisch. Das Piepen wird lauter und lauter. Dröhnt. Bohrt sich in den Schädel.
 

Die junge Frau hält es nicht aus!
 

Sie stürzt zum Tisch, greift gerade so zur Gabel, stopft sich ein Stück Fisch in den Mund. Kaut voller Widerwillen und schluckt.
 

Das Piepen aber wird wieder leiser, doch verweilt als stetige Erinnerung, dass sie ihre Aufgabe noch nicht vollendet hat.
 

So stopft sie sich das Essen weiter in den Mund, trinkt aus dem Glas, bis der Saft ihr aus den Mundwinkeln quillt und sie sich fast verschluckt.
 

In wenigen Augenblicken ist der Teller schon geleert. Wie auch das Glas.
 

Das Piepen hält inne, das Geräusch erlischt.

 

Und sie...sie ist noch am Leben..., sackt erleichtert gegen die Stuhllehne.

 

...ihr Magen hingegen freut sich weniger – beginnt zu rebellieren durch die Masse an Essen, welche er in kürzester Zeit bekommen hat. Brodelt und pocht. Zieht sich zusammen.
 

Bei der ersten Welle der Übelkeit reicht sie noch mit der Hand zu ihren Lippen, kann alles behalten. Jedoch beginnen ihre Beine aber schon den Weg zum Badezimmer zu suchen und gerade so erreicht sie das Waschbecken – so wie auch der Inhalt ihres Magens.

 

Erst da merkt sie, dass sie nachgegeben hat – aus Angst um ihr Leben. Auch wenn sie es gewollt hat – als einzigen Ausweg aus ihrer Lage gesehen hat, so war ihr Körper doch schwächer gewesen.
 

Sie wimmert, würgt erneut, umklammert den Rand des Waschbeckens. Schluchzt und weint erneut, sackt auf dem Boden zusammen, als alles vorbei ist. Irgendwie scheint sie auch eingeschlafen zu sein, meint sie später.
 

„Bei allen Göttern dieser Welt – du stinkst!“, brummt da dann auch jemand neben ihr – irgendwann und einige Zeit später. Sie erkennt die Stimme, doch zum Aufsehen fühlt sie sich gerade zu schwach und zu müde. Lässt weiter den Kopf an der Wand neben dem Becken ruhen.

 

„Jetzt sei doch mal nicht so! Sie hat sich übergeben!“

 

„Ihh...“

 

„Ja dann hol' doch mal das Trinken für sie! Husch~“

 

Schritte entfernen sich von ihr und Nami erschrickt, als sie plötzlich Hände auf ihren Schultern spürt, die sie aufrichten wollen.
 

„...Ach, du kleines Häufchen Elend...War die erste Nacht denn so schlimm?“

 

Vorsichtig blickt sie auf, die Wimpern schon verklebt durch das Weinen und vom Schlaf und ihr Mund fühlt sich furchtbar ekelig und stinkig an. Zudem fühlt sie sich so schwach – geschlafen hat sie die vergangenen Tage nur wenig. Nur jetzt – diese vergangenen Stunden hat sie geruht, auch wenn es auf den kaltes Fliesen des Bades nicht sonderlich bequem ist.

 

Außerdem - Essen hat sie bisher auch nur verweigert und ihre erste richtige Mahlzeit hat sich zuvor auch im Wachbecken wieder aufgelöst.
 

Dass es ihr nicht gut geht, wäre eine gewaltige Untertreibung...

 

„Da haben wir ja einiges an Arbeit vor uns...“, sagt da Hänsel, der ihr gegenüber sitzt und ihr mit einem Taschentuch die Tränen aus den Augen wischt. „...Dein Prinz will dich ja schließlich zum Abendbrot sehen. Wir sind gekommen, um-“ „...mich vorzubereiten...?“ „...genau!“

 

Nami blinzelt und meint, dass Hänsel zuversichtlich zu lächeln beginnt – eine Einschätzung, welche durch seine Chirurgenmaske nur noch erschwert wird. Und auch Gretchen – die just in diesem Moment wieder ins Bad zurückkommt – trägt wieder diese Maske.
 

„Außerdem möchte ich Alles über letzte Nacht wissen! Muss ja wirklich aufregend für dich gewesen sein~“ Er klingt so fröhlich. Weis er denn überhaupt, in welcher misslichen Lage sie sich befindet? Wie es ist, an ihrer Stelle zu sein?!

 

Sie presst nur die Lippen aufeinander. Denn – nein...das kann er nicht wissen und auch wirklich nicht vorstellen. Wahrscheinlich sollte sie es ihm nicht einmal verübeln.

 

Und gewiss ist er nur aus Angst vor der Obrigkeit so freundlich zu ihr.

 

Gretchen reicht ihr ein großes Glas mit Wasser und mit einer hastigen Handbewegung deutet sie ihr an, dass sie es zu trinken hat. Das tut sie auch – doch das Wasser ist viel zu kalt für ihren leeren Magen, der gleich wieder zu protestieren beginnt und laut knurrt.

 

Hänsels fein gezupften Augenbrauen wandern nach oben, bevor sie sich auf seiner Stirn zusammenziehen. Erneut scheucht er Gretchen mit den Worten: „Besorg' ihr doch einen Tee!“ nach draußen. Sie folgt diesem Befehl augenblicklich.

 

„War der Fisch nicht mehr gut...Oder verträgst du gewisse Sachen nicht? Oder-“
 

„Was kümmert es dich denn?“
 

Er blinzelt, ist verwundert über ihre plötzliche Schroffheit.
 

„Ich...entschuldige...habe ich etwas Falsches gesagt?“
 

Nami bläst ihre Wangen auf – ist sauer, dass er so freundlich ihr gegenüber ist, obwohl sie doch für die Herrschaften hier, ihren Status als 'Person' verloren hat. Soll sie sich jetzt dadurch besser fühlen? Gehört es zu dem Eingewöhnen dazu? Soll sie dadurch eingelullt werden, sodass sie dich bedingungslos ihrer neuen Berufung hingibt?!

 

„Hör einfach auf so scheiß-freundlich zu sein! Ich bin dir eh egal! Außerdem arbeitest du doch nur auf den Befehl des Königs und der Prinzen hin! Außerdem tust du so, als solle ich mich glücklich schätzen, dass ich jetzt hier bin-“ „...kannst du auch...“ „Ich will aber gar nicht hier sein! Ich gehöre auf das Meer-“ „Da sind wir doch-“ „Ich gehöre zu meiner Crew! Meinem Kapitän!“ „-der König ist jetzt dein Kapitän-“ „ARGH!“

 

Wie ein kleines Kind hält Nami sich die Ohren zu. Kann seine Stimme nicht mehr hören. Merkt erst da, wie schwer das Halsband und die Handschellen gegen ihre Haut wiegen und weis, dass diese ihr jetzt eine stete Erinnerung sein werden.
 

Irgendwie hat sie das Gefühl, dass alles hier sie in den Wahnsinn treibt.

 

Wieder berührt er vorsichtig ihre Schultern und Hänsel seufzt, wartet, bis sie die Hände wieder senkt und ihn mit Tränen in den Augen ansieht.
 

„...Hänsel...verstehst du nicht...Ich bin die Hure eines furchtbaren Prinzen. Sohn eines scheinbar furchtbareren Königs...“ Sie schüttelt den Kopf, fühlt sich schlapp. „...Ich bin doch eigentlich Piratin. Eine Navigatorin...Ohne mich...wie...wie sollen meine Freunde ohne mich dort draußen überleben?“
 

„Du wurdest ausgewählt eine so noble Aufgabe zu erfüllen. Nicht alle Frauen werden den Prinzen vorgeführt. Und-“
 

Sie schluchzt und wieder laufen ihr diese verdammten Tränen über die Wangen.
 

„...warum verstehst du mich nicht?“
 

Er blinzelt. Legt den Kopf schief.

 

„Ich sehe eben immer das Beste in der schlimmsten Situation. Ich kann halt nicht anders...“
 

Nein...er versteht sie wirklich nicht...Und es nicht auf solch eine unschuldige Art zu sein, die Ruffy oft im Tal der Ahnungslosen lässt. Denn irgendwie ahnt Nami, dass es Hänsel an so etwas wie Einfühlungsvermögen fehlt. Vielleicht sogar an etwas anderem...

 

Daher bleibt sie still und antwortet einfach gar nichts. Was soll sie dazu schließlich noch sagen?! So lässt sie sich dazu verleiten die Zähne zu putzen, bevor er sie aus dem Bad hinausgeleiten und wieder in ihr Zimmer hinein, wo Gretchen schon den Tee auf den Tisch abstellt und mit einem kleinen, silbernen Löffel zu rühren beginnt.
 

„Oh je – die Zeit rennt! Wir müssen uns beeilen, denn der Prinz wird dich schon bald erwarten.“ Er setzt sie auf den gepolsterten Stuhl, der bei einem riesigen Spiegel steht und massiert kurz ihre Schultern – doch mehr für ihre eigene Entspannung, als Sanji es am Morgen getan hat, der gewiss einige Hintergedanken dabei hatte. „Deine Lippen sind so trocken und spröde...Wie viel sollst du trinken – ein Liter? Zwei? Du bist ja schon richtig am ausdörren, du Ärmste! Keine Sorge, sobald du den Tee getrunken hast, wird es deinem Bäuchlein besser gehen... Und dann trinkst du eben so viel Wasser, wie dein Prinz es dir aufgetragen hat...“

 

Auch wenn er es gut meint, so bedankt sie sich dieses Mal nicht. Sie kann es einfach nicht. Trinkt in Stille ihren Tee und lässt Hänsel und Gretchen ihre Arbeit verrichten. Und leider sind sie auch sehr gut darin in dem, was sie machen – schaffen aus ihrer wilden Mähne eine geordnete Frisur, überschminken die dunklen Ringe unter ihren Augen und lassen ihre trockenen Lippen wieder glänzen. Das Rot auf ihren Nägeln wird durch ein dunkles Blau ausgetauscht und sie selbst in ein passendes, funkelndes Abendkleid gesteckt.
 

Zugegebener Maßen ist es wesentlich angenehmer als die Reizwäsche, in der sie sich am Abend zuvor präsentieren musste und trotzdem weis sie, dass dies nur ihrer perfekten Darstellung dient. Und wer weis schon, wie weit Sanji an diesem Abend mit ihr gehen wird...
 

Diese Angst lähmt sie.

 

So sitzt sie nun, fühlt sich wie eine kleine Puppe.
 

Hänsel und Gretchen aber packen schnell die Dinge wieder zusammen. Er bringt die blonde Frau sogar dazu das Waschbecken noch zu reinigen, bevor sie dann wieder durch den Geheimgang verschwinden und sie komplett allein lassen – weniger als zwei Minuten bevor es acht ist.
 

Sie wurde also hergerichtet, so, wie er es von ihr verlangte...

 

Nervös fährt sie das Muster der Spitze nach, die auf dem ganzen Kleid aufgebracht wurde, bevor sie nach einigen Sekunden aufsteht und langsam hinüber zur Tür geht – just in dem Moment, als ihr Halsband zu piepen, die Handschellen zu blinken beginnen. So wie auch ihr Herz, welches im Takt der Lichter mit schlägt.

 

Sie reicht zur Klinke, bereit, hinüber in sein Zimmer zu gehen, als sie erstarrt, denn – und sie überprüft sogleich ihren Gedanken, indem sie das kalte Metall nach unten drückt – die Tür ist noch immer verschlossen. Natürlich, schließlich hat Sanji den Schlüssel für diese.

 

Nami wird panisch. Ruckelt an der Klinke, klopft gegen das bestrichene Holz und ruft seinen Namen, während das Piepen schneller und schneller wird.
 

Tränen bilden sich in ihren Augen. Sie stößt gegen die Tür mit der Schulter, in der Hoffnung sie aufzubrechen – in jenem Moment als sie nachgibt und sie sich ihr öffnet. Nur für den Moment einer Sekunde sieht sie ihn – den schönen blonden Prinzen, wie er ihre Tür geöffnet hält – während sie hinüber in sein Zimmer stürmt.

 

Als sie schon den ersten Fuß hineinsetzt, hört das Piepen automatisch auf und erleichtert sackt sie gegen den weißen Rahmen neben ihr.

 

Ihr Herz bebt aber noch lange nach.
 

Gewiss war es wieder knapp gewesen...

 

„Du hast es ja eilig, mich zu sehen...“, säuselt er, ein selbstgefälliges Lächeln macht sich auf seinen Lippen breit. „...und wie schön du heute bist. Wirklich...das Abbild einer Göttin!“

 

Nami versucht ihn zu ignorieren. Legt eine Hand auf ihre Brust, in der Hoffnung, die bloße Berührung könne es beruhigen. Doch es macht einen Spruch und sie reißt die Augen weiter auf, als noch zuvor, denn Sanji hat sich vor sie gedrängt – eine Hand hebt ihr Kinn nach oben, seine Lippen ihren so gefährlich nahe, während er sich mit der anderen von der Wand neben ihr abstützt.
 

Sein Schatten hüllt sie in Dunkelheit und wieder riecht sie seinen Atem. Wieder eine Mischung aus Wein und Tabak. Sie spürt die Wärme, die von seinem Körper ausgeht. Fühlt sich von seinen viel zu blauen Augen beobachtet. Denn...natürlich...sie ist seine Beute, die er jagt und zu erobern sieht. Sein kleines, schwächliches Opfer, dessen Genick er in weniger als einer Sekunde brechen könne, wenn es ihn belustigt.

 

...über das er herfallen kann, um sich an ihren Schmerz zu ergötzen und um seine eigene Befriedigung zu finden.
 

Ja...sie weis, dass sie vielleicht nicht so dumm sein sollte, um ihn Parole zu bieten, jedes Mal, wenn er ihr etwas sagt. Andererseits würde sie ohne einen Kampf niemals untergehen – sie hat schon als Kind einem gefährlichen und blutrünstigen Fischmensch getrotzt, da sollte ein gewöhnlicher Mensch doch kein Problem für sie sein...nicht?

 

Ein Glucksen entkommt seiner Kehle, als sie ihm nicht antwortet. Die Hand, die ihn eben noch stützte, wandert um ihre Taille, zieht sie gegen ihn, so, dass er dabei ein Knie zwischen ihre Beine schieben kann.

 

Wie auch in der letzten Nach spürt sie, dass er sie will und es widert sie an. So sehr, dass ihr Magen wieder beginnt zu rumoren.
 

Sanjis Augenbrauen ziehen sich zusammen als er das hört, doch er sagt dazu nichts. Stattdessen murmelt er:
 

„Ich habe mir wirklich eine sehr schöne Frau gekauft... Findest du nicht? Antworte mir – ich habe deine schöne Stimme seit dem Morgen nicht mehr gehört...“
 

Ihr Halsband piept.
 

„Das sind nur subjektive Einschätzungen...“, antwortet sie hastig, legt dabei eine Hand auf seine Brust, in der Hoffnung, sie könne ihn ein wenig von sich wegdrängen. Doch sie schafft es nicht – sein Wille und seine Muskeln sind für sie zu stark.

 

Erneut lacht er, sein Gesicht kommt ihrem noch näher, seine Nase berührt schon die ihre. Der Griff um ihr Kinn ist eisern.

 

„...so ein schlaues Mäuschen. Wir werden uns gewiss noch gut unterhalten, wenn wir Zeit dafür finden...“

 

„Sanji...“, keucht sie voller Angst.
 

„Aber sag mal...“, er ignoriert es vollkommen, „...was würdest du sagen, wenn ich dich jetzt einfach küsse. Es wäre dein erster Kuss – nicht? Was denkst du?“

 

„...“, sie presst die Lippen aufeinander, wimmert, denn sein Griff schmerzt ihr mittlerweile.
 

Doch ruckartig lässt er sie und ihr Kinn los und sie taumelt gegen den Türrahmen zurück. Ihre Beine zittern und sie ist dankbar, dass er nichts getan hat, aber auch verwirrt.
 

„...zum Glück halte ich nichts vom Küssen. Das ist etwas für Leute, die Zeit dafür haben, ihre Energie nicht für das Reproduzieren aufsparen und an diese dumme Ideologie der Liebe glauben.“ Er greift neben sie und schließt die Tür, ist für einen kurzen Moment wieder so ekelhaft nah, bevor er sich umdreht, um zum Tisch in der Mitte des Raumes zu gehen. „Ich gehöre zum Glück nicht zu diesen Menschen. Also mach dir darüber keine Sorgen, Nami-Mäuschen...Und jetzt komm! Setz dich! Das Essen ist noch warm!“

 

Sie folgt seinen Worten, setzt sich auf einen der gepolsterten Stühle, die er für sie an den Tisch heranschiebt. Er platziert sogar die Serviette fein säuberlich auf ihrem Schoß, blickt sie dann mit erhobenen Augenbrauen an.
 

„...Dich scheint irgendwas zu verwirren. Sag es mir!“

 

Piep.

 

Sie blickt zu ihm hinauf und schüttelt zaghaft den Kopf, bevor sie leise flüstert:
 

„...ich dachte, dass Küssen für dich – Euch – wichtig sei, da ihr immer meine Hand-“
 

Er unterbricht sie mit einem lauten, schallenden Lachen, bevor er hastig ihre Hand nimmt und sie gegen seine Lippen führt.
 

„Das? Das macht man in unseren Reihen aus Höflichkeit. Das hat doch rein gar nichts zu bedeuten!“
 

Sie nickt, versteht, dass so ein Mensch wie er, das gewiss leicht trennen kann – wie Arlong, der alle Menschen verabscheute, außer sie waren für ihn von Nutzen, indem sie für ihn arbeiteten. So wie sie...

 

Er aber lächelt zufrieden und lässt endlich ihre Hand los.
 

„Ich wusste doch, dass du mich verstehst. Du bist schließlich nicht dumm und das schätze ich wirklich sehr an dir“ Sanji hebt die Haube von ihrem Essen – eine dampfende Köstlichkeit wird ihr darunter offenbart. „Ich würde es aber mehr schätzen, wenn du essen würdest und den Inhalt in deinem Bauch behältst. Oder...gibt es da irgendwelche Erkrankungen, von denen ich wissen sollte?“

 

Ihre Augen senken sich zu ihren Händen, die sie in ihren Schoß gelegt hat und sie seufzt leise.
 

„Das ist halt einfach alles ein bisschen viel...“, wispert sie leise „...wie würdest du denn bitte an meiner Stelle reagieren?“
 

„Ich?“, fragt er verdutzt, scheinbar verwundert darüber, dass sie ihm solch eine bizarre Frage überhaupt stellt. „Ich würde mich erst gar nicht auf meine Schwächen einlassen... Das sind nur Reaktionen deines Körpers, die du bezwingen und steuern kannst. Wie Gefühle. Wenn du hier bleiben willst, solltest du schnell lernen, all dies zu überwinden...“
 

„Hier bleiben...“, murmelt sie und schüttelt den Kopf. Sie merkt, das da ebendiese Gefühle wieder ein Chaos in ihr aufwühlen, was sie weder überwinden, noch steuern kann! Schließlich sagt er das so einfach – er weis doch gar nicht, wie es sich anfühlt, zum Bleiben gezwungen zu werden! „...Ich will doch gar nicht hier bleiben! Mein Platz ist dort draußen-“
 

„Wir sind auch auf hoher See...“
 

„Das ist nicht das Gleiche!“
 

„Stimmt – denn hier wird es dir viel besser gehen, als auf so einem kleinen, wackeligen Kahn. Du musst keinen Hunger leiden, nicht in der Nacht frieren. Das Bett ist gemütlich...“
 

„Deines, oder wie meinst du das?“
 

„Du hast nicht die Vorzüge deines Bettes ausprobiert? Es wärmt sich auf, bei Bedarf. Die Matratze wurde-“
 

„Das Bett ist mir doch scheiß-egal!“
 

„Dann kannst du ja bei mir schlafen...“

 

Nami ist kurz davor auszuflippen – denn umso mehr sie sich aufregt, umso ruhiger scheint Sanji zu werden. Doch wahrscheinlich weiß er, dass er sie genau dadurch zur Weißglut bringt.
 

Dafür hasst sie ihn nur noch mehr...

 

„...Einer hübschen Frau steht es nicht zu Angesicht, wenn sie sich so aufregt. Mein Nami-Mäuschen, beruhige dich doch. Wie ich versprochen habe, wird es dir hier an nichts fehlen und wir beide werden uns schon aneinander gewöhnen. Ich habe mir für dich auch schon ein paar wundervolle Geschenke ausgedacht...“
 

Sie verdreht die Augen.
 

„Aus reiner Höflichkeit, richtig?“
 

„Weil ich dich schätze...“
 

Meinen Körper!“

 

„Der ist wirklich sehr ansehnlich und ich weiß ein paar Dinge, die ich gern damit anstellen würde, aber du bist dafür noch nicht bereit...Und ich will dich auch nicht zu irgendwelchen Schweinereien drängen.“
 

„Wie gnädig...“

 

Sie lehnt sich in ihrem Stuhl zurück und verschränkt die Arme vor ihrer Brust, blickt in die Richtung des Fensters, um seinem Blick auszuweichen.
 

„Sieh mich an...!“, befiehlt er ihr, sanfter, als sämtliche seiner Befehle zuvor. Doch sie vernimmt das verräterische Piepen und folgt daher sofort – wenn auch grimmig und störrisch – seiner Aufforderung.
 

„...dieser Hass muss doch nicht sein, Nami... Ich versuche wirklich Alles, damit es dir gut geht und du lehnst mich ab. Wir könnten Freunde sein. Und noch mehr~“
 

„Erzähl mir nichts von Freundschaft! Ich bin deine Hure, Sanji! Wenn du wolltest, so müsste ich mich für dich ausziehen! Wenn du es befiehlst, so müsste ich mich in dein Bett legen und die Beine spreizen! Ich weis, dass das Halsband nicht mehr zu meinem Schutz dient, als es für dich meine Konditionierung bedeutet. Ein perverses Mittel für einen perversen Mann!“ Angewidert schüttelt sie den Kopf. „Das ist einfach nur grausam und böse und ich will gar nicht wissen, wie vielen Frauen es hier so erging!“

 

Er presst seine Lippen aufeinander und sie erkennt, dass sie einen guten Nerv getroffen hat. Etwas beginnt in ihm zu brodeln, doch er scheint sich gut unter Kontrolle zu haben.
 

Seine Augen verengen sich allerdings für den Bruchteil einer Sekunde, bevor er aufspringt, an ihr vorbei geht und hinüber zu seinem Schreibtisch, um dort, wie auch am Abend zuvor, auf einen kleinen Knopf zu drücken, wodurch gleich eine blecherne Stimme antwortet.
 

„Ihr erstes Geschenk. Bringt ihn in mein Zimmer. Sofort!“

 

Ihn?“, fragt Nami gleich, versteht nicht, was er meint.
 

Sanji aber zuckt nur mit den Schultern, als er sich wieder zu ihr umdreht und lächelt wieder so boshaft:
 

„...du hast mir schließlich keine andere Wahl gelassen... Du hältst mich anscheinend für abgrundtief böse. Wollen wir mal sehen, wie viel Böses in dir schlummert...“

Code 4

Nami starrt den jungen Prinzen schon seit einigen Momenten ganz verdattert an, da sie partout nicht weis, wie sie ein Geschenk mit seiner Aussage verbinden soll. Sie spürt, wie Angst langsam ihre Glieder entlang fließt, hinein in jede Pore ihres Wesens. Das Herz bebt und das Atmen ist ihr erschwert.

 

Er aber blickt sie noch immer mit einem genüsslichem Lächeln an. Ist erfreut über ihr Leiden und hat definitiv keine Scheu, es ihr zu zeigen.
 

So lehnt Sanji schon seit einiger Zeit neben ihr gegen den Esstisch, betrachtet sie genau und wartet auf die eben aufgegebene 'Bestellung'. Und ja – es war diese erbarmungslose Stille, die sie beinahe um den Verstand bringt.
 

„Wen hast du gefangen?!“, bringt sie endlich hinter bebenden Lippen hervor, schafft es, mit Tränen in den Augen ihn anzusehen. Hofft, dass er all die Abscheu in ihnen sieht und sich genau daran ergötzen kann. „Wen führst du mir jetzt vor?!“
 

„Jemand, den du gut kennst, Nami-Mäuschen...“
 

„Wenn es jemand aus meinem Dorf i-“
 

„Keine Sorge...so unmenschlich bin ich nicht...“
 

Sie erbleicht – ein neuer, besorgniserregender Gedanke macht sich in ihr breit, den sie auch gleich ausspricht:
 

„Ist es jemand von meiner Crew? Ist es Ruffy?“
 

Er hebt irritiert die Augenbrauen und presst die Lippen aufeinander, bevor er ihr antwortet:
 

„...du sehnst dich wirklich sehr nach deinem Kapitän, nicht?“ „Wenn er es ist, dann tu' ihm nicht weh, er-“ „...er bedeutet dir viel, ja?“
 

Nami schüttelt langsam den Kopf, ein Keuchen entkommt ihr, kurz bevor ihr der Atem stockt.

 

Was hat er vor und was will er ihr damit beweisen. Hat er wirklich ihren Kapitän hergebracht und...wenn ja...was hat er mit ihm vor?

 

Doch gleich funkt auch wieder ein Körnchen Hoffnung auf, als sie bemerkt, dass es so doch gewiss leicht sein wird, zu zweit zu fliehen. Und wenn sie dann erst einmal wieder auf dem Meer sind, so wird wieder alles gut werden...

 

Während sie darüber nachdenkt, stößt Sanji sich vom Tisch ab, geht hinter ihren Stuhl und schiebt sie wieder ein wenig weg – so, dass sie genug Platz hat, um aufzustehen. Doch sie bleibt sitzen – sieht es nicht ein jeden seiner Befehle zu folgen.
 

Vor allem nicht den Stummen...

 

„...wie dem auch sei...“, murmelt Sanji, der anscheinend eine Antwort auf seine Fragen erwartet hat, beugt sich neben sie, sodass sie einander wieder ansehen können. „..., darüber können wir ein anderes Mal sprechen, wenn du willst. Oder...wenn ich es will... Außerdem kann ich dich beruhigen – es ist nicht Ruffy, den ich dir da besorgt habe.“

 

„...nicht?...“, flüstert sie leise, senkt den Blick, da sie dem seinen nicht mehr standhalten kann.

 

„Nein...ist er nicht.“ Er nimmt ihr Handgelenk, zieht daran, bis sie steht. „...und eigentlich habe ich mir ihn zu deiner Belustigung besorgt. Deine kleine Ansprache eben hat mich aber auf eine ganz andere Idee gebracht. Ich meine – du nimmst an, dass ich all das hier tue, nur weil ich böse bin – in deinen Augen. Dass ich dich konditionieren und dadurch verführen will. Ich meine-“ Er gluckst, stellt sich hinter sie und hält dann einen Moment inne, die Hände auf ihren Hüften mit einem so starken Griff, dass sie sich nicht rühren kann. Ihr Blick ist dabei starr auf die Wand neben den Fahrstuhl gerichtet und sie keucht erschrocken, als sie ein Klopfen hinter ebendieser hört. „-ich meine aber, dass das Halsband nur zu deinem Schutz dient – nach wie vor. Und ich weis, dass du, mein Nami-Mäuschen nicht so unschuldig tun solltest. Denn wenn ich böse bin, dann bist du es auch.

 

Herein!“

 

Sie kann nicht antworten und sieht nur zu, wie eine Geheimtür sich auftut und zwei hünenhafte Männer eine dritte Gestalt hereinbringen. Tragen diese – denn Hände und Füße sind mit dicken Eisenschellen aneinander gebunden. Sie sieht aber gleich, dass die metallenen Reifen um dessen Hände blinken und sie ahnt, dass dieser armen Person das gleiche Schicksal ereilen kann, wie sie.

 

Auch wenn sie starrt – dass matte Licht der Kerzen macht es zudem noch schwerer – sie kann den Gefangenen nicht erkennen.

 

Schließlich haben sie ihm auch einen Sack über den Kopf, die Schultern, bis runter zur Brust gezogen.
 

Unsanft setzen sie die Gestalt ab, lassen ihn vor den beiden knien und verweilen an seiner Seite.
 

„Geht...“, brummt Sanji und deutet mit einer Bewegung seines Kopfes auf die Geheimtür, durch welche sie eben gekommen waren. Die Männer gehorchen auf der Stelle, verschwinden mit dem Zischen der Tür.

 

„...vor einigen Jahren...“, beginnt Sanji zu erzählen, bleibt hinter ihr und sein warmer Atem an ihrem Ohr lässt jedes verbliebene Haar auf Namis Körper aufstellen „...veröffentlichte ein gewisser Professor Leid eine Theorie, dass es drei Persönlichkeiten in jedem von uns gibt, die unser gesamtes Tun und Sein steuern. Viele Wissenschaftler lachten ihn dafür aus, erkannten erst einige Zeit später, dass er vielleicht damit richtig liegt.

Er nannte diese drei Persönlichkeiten Es, Ich und Über-Ich und ich finde, dass er damit eine bahnbrechende Erkenntnis gemacht hat. Das Über-Ich ist die jüngste der drei Persönlichkeiten – gebildet durch Regeln der Gesellschaft. Es ist unser Moralapostel, wenn du es so nennen willst. Dadurch meint man zu wissen, was richtig und was falsch ist. Das Ich, bist du allein. Du hast deine Wahrnehmung, deine Ideen, dein Gedächtnis, schätzt dadurch zwischen den Ansprüchen der zwei anderen Persönlichkeiten ab und reagierst. Denn da wäre noch das Es. Die dritte Persönlichkeit. All deine Bedürfnisse. Deine...Gelüste. Deine Triebe...“
 

Endlich lässt er sie los. Geht an ihr vorbei und hinüber du der knienden Gestalt. Umkreist ihn, bevor er sich neben ihn stellt, eine Hand auf den Kopf und die Finger bereits am Zipfel des Sackes vergraben.
 

„Ich habe dir bereits gesagt – ich habe deinen Bericht gelesen. Die Leute, die dich eingesammelt und befragt haben sind Profis darin, Lücken in deinen Antworten auszufüllen. Wobei...es eigentlich kein Geheimnis ist, dass du etwa 10 Jahre für den Fischmenschen Arlong gearbeitet hast...“
 

Er zieht den Sack hinunter, lässt ihn hinter der Person fallen und entpuppt Namis größtmöglichen Albtraum, auch wenn sie ihn kaum in der beinahen Dunkelheit und mit all den Verletzungen erkannt hätte: Das Gesicht ist durch unzählige Schläge angeschwollen. Eine einzige Beule hat sich über seinem linken Auge gebildet, verdeckt es komplett. Die Lippe ist aufgeplatzt, blutet heftig. Die spitzen Zähne fehlen, die Sägennase komplett geknickt.
 

Und doch ist genau er es, der seit ihrer Kindheit immer und immer wieder ihre Albträume heimsucht. Der ihre Mutter tötete. Ihr Dorf versklavte und tyrannisierte.
 

Für den sie 10 Jahre lang arbeitete, bis ihre Freunde sie befreien konnten...

 

„Nami...?“, bemerkt Arlong sie endlich, erblickt sie mit seinen dunklen Augen und ein Grinsen, das sie nicht lesen kann, breitet sich auf seinen Lippen aus. „Kindchen...Was machst du denn hier? Und-“ Er blickt zu Sanji „Wer ist der Typ? Und warum so schick gekleidet?“
 

Es ist, als hätte sich nie etwas geändert. Als wäre er weiterhin ihr Kapitän und sie...eine gute Möglichkeit, um an viel Kohle heranzukommen. Und an detaillierte Karten...

 

„...heute Mittag kreuzte ein Schiff der Marine unseren Weg. An Bord ein paar Kleinkriminelle des East Blue. Auf dem Weg nach Impel Down, um die Gefängnisse wieder frei zu bekommen. Vater lässt gerne auf diesen Schiffen nachsehen, ob er dort ein paar günstige Arbeitskräfte finden kann. Dieses Mal nahm er mich und meine Geschwister mit – und da sah ich ihn. Ich wusste, dass ich dir mit ihm irgendwie eine Freude machen kann. Keine Angst...“ Sanji tippt auf das Halsband, dass um Arlongs massiven Hals geschnallt ist. „..., dadurch ist er so fromm, wie ein Lamm...“
 

Sie starren sich an – Arlong und die junge Frau. Es ist ein ungewolltes und sonderbares Treffen und keinem ist klar, wie darauf zu reagieren ist.

 

Doch Nami spürt, wie nur noch mehr unangenehme Emotionen in ihr aufbrodeln – Gefühle, die sie schon lange nicht mehr wahrgenommen hat. Und sie meint sogar, dass es ihr ein wenig Genugtuung gibt, den Fischmenschen so zu sehen.

 

„Ich glaube, dass es eine gute Überraschung ist. Ihn hier zu haben. Weist du – er könnte dir dienen. Er könnte dein Zimmer für dich machen. Dir Essen bringen. Dir eine gute Nachtgeschichte vorlesen wenn du wolltest. Alles, um ihn nach all den Jahren dieser Torturen zu erniedrigen... Er hat es doch verdient, nicht? Wenn nicht er, wer dann?“
 

Sanji kommt wieder zu ihr gelaufen und erschrocken sieht sie, wie er den Saum seines weißen Hemdes anhebt und zum Bund der schwarzen Hose greift. Nami erkennt nun, was sie da Hartes gespürt hat, als er sich gegen sie gedrückt hatte.

 

Es war eine kleine Pistole, die er zückt und für sie entsichert. Und er greift nach ihrer Hand, küsst wieder ihre Knöchel aus Höflichkeit und drückt ihr dann in ebendiese die Waffe. Zielt für sie auf den Kopf des Fischmenschen, der alles nur stumm beobachtet.

 

„Du könntest aber auch all deinen Albträumen ein Ende bereiten, indem du ihn einfach auslöschst...“ Sanji lehnt sich näher, seine Lippen berühren ihr Ohr und er flüstert: „...so..., wie er es damals mit Bellemere getan hat. Du musst nur auf den Auslöser drücken... Das ist doch genau jetzt dein Bedürfnis, wo du ihn so siehst, richtig? Du weist, das töten falsch ist...aber...genau er hat es verdient. Nur eine Kugel im Kopf wäre schon genug...“

 

Sie merkt, wie Sanjis Worte genau da treffen, wo es ihr weh tut. Wo diese Emotionen seit Jahren verschlossen waren, zurückgehalten aus Hoffnung für eine bessere Zukunft. Seine Worte treffen genau in ihr Herz und irgendwie spürt sie, dass er Recht hat.
 

Namis Arm zittert, doch sie hält die Waffe weiter erhoben. Zielt auf das Monster, das ihr Leben zerstört hat – das Leben eines kleinen, unschuldigen Mädchens. Das ohne Mutter aufwachsen musste. Das vor den Leuten ihres Dorfes geheim halten musste, dass sie alle befreien würde, wenn sie genug Geld zusammen stehlen kann. Das für ihn arbeiten musste. Die Sprüche ertragen musste. Die Blicke. Den Hass.
 

Ihm hat sie es zu verdanken, dass sie kein echtes Zuhause mehr hatte – nur Nojiko, die hinter ihr stand, von ihren Taten wusste, aber ihr nicht die Zuflucht bieten konnte, die sie gebraucht hätte.
 

Doch irgendetwas hindert sie daran, den Auslöser zu betätigen – so gern sie auch würde.
 

Denn sie kann es einfach nicht – kann nicht den Mann töten, der ihre Mutter vor ihren Augen kaltblütig ermordet hat.

 

Ihr Arm wird schlapp und sie lässt ihn zu ihrer Seite fallen, blickt hinüber zum Fenster, damit keiner der Männer sehen kann, wie ihr eine Träne über die Wange läuft.
 

Sanji beobachtet dies mit erhobenen Augenbrauen. Blinzelt, bevor er die Waffe vorsichtig aus Namis Hand zwingt.
 

„...interessant...“, murmelt er. „Ich hätte nicht gedacht, dass eine Piratin so viel moralisches Verständnis verspürt, als dass sie ihren seelischen Peiniger nicht einfach umbringt, wenn sie es kann...“
 

„...Sie ist zu schwach dafür...“, antwortet Arlong hämisch, legt den Kopf schief und betrachtet die junge Frau genau. „...das sind Menschen nun einmal. Sie hätte mich bestimmt hunderte Male im Schlaf erstechen können. Mein Essen vergiften wäre auch ein leichtes gewesen. Sie hat es aber nicht gemacht...Sie ist schwach – wie alle Ihresgleichen. Deswegen war es doch so leicht gewesen! Sie zum Seekarten malen zu zwingen! Und dass die Marine ihr das Geld nahm, dass sie so schön angesammelt hat!“

 

Sanji schnaubt verächtlich, als er das hört.
 

„Du wagst es, diese starke junge Frau zu beleidigen, obwohl sie dir gerade den Tod ersparrt hat?“
 

Sanji wirkt wütend und ungehalten. Seine Stimme bebt. Doch statt er dem Fischmenschen den Befehl zum Entschuldigen gibt, befiehlt er ihr: „Sieh ihn an, Nami!“ Es piept. Einmal laut. Doch sie zögert, wartet, bis der bekannte Rhythmus beginnt, um dem Befehl folge zu leisten. „...und sieh ja nicht weg...Befehl an das Halsband des Fischmenschen Arlong: Code 4.“

 

Sofort beginnen Halsband und Handschellen laut zu piepen. Der Ton ist drohend und schrill – lauter, als das, was sie bisher wahrgenommen hat. Die Lämpchen glühen rot.
 

Sie sieht, wie Arlong Panik bekommt – mit seinen Händen zu seinem Hals fasst und versucht den eisernen Reif aufzubrechen. Doch er schafft es nicht – dabei weis Nami, wie stark er ist. So versucht er es mit der Kraft seines Kiefers - beißt mit dem nackten Gaumen in das Metall, dann – in letzter Hoffnung – in seine eigene Haut, als wolle er seine Hände abbeißen.

 

Er schreit. Flucht. Verdammt die junge Frau und den schönen Prinzen.

 

Und irgendwie...ahnt sie, was kommt...

 

Sie will wegsehen, doch Sanji umfasst gleich wieder ihr Kinn, hält ihr Gesicht in Richtung des Gefangenen, dessen Angstschreie immer lauter werden und tiefe Male in Namis Verstand hinterlassen.
 

„...bitte, sieh nicht weg...bitte...“

 

Es geschieht – gleißende Blitze entkommen den Handschellen und dem Band um Arlongs Hals. Zucken über seine Haut, hinein in sein Fleisch, bis in die Knochen. Braten Hände und Kopf, lassen Gefäße explodieren, während er schreit und versucht, ihnen irgendwie zu entkommen.
 

Bis er einfach leblos auf den Boden sackt – Hände und Kopf schwarz und nicht mehr erkennbar.
 

Erst da bemerkt Nami, wie es nach verbrannter Haut stinkt. Und wie sie einfach immer weiter starrt, im verzweifelten Versuch, das Geschehene zu verstehen.

 

„...du kannst aufhören, dort hinzusehen...“, flüstert er, der Klang seiner Stimme scheint ihr fast schon einfühlsam zu sein und behutsam reicht er sogar zu ihrer Wange, um die Tränen wegzuwischen. „...sieh mich stattdessen an...“

 

Sie tut es – dieses Mal ohne zu zögern, merkt aber, wie sie gar nichts spürt, als er beginnt sie anzulächeln.
 

„...du bist ja gar nicht boshaft. Hätte ich nicht von jemanden gedacht, der so viel Leid in seiner Kindheit erleben musste... Und dabei hättest du doch hier deinem Bedürfnis nachgehen können, um Rache an dem Mann auszuüben, der für den Tod deiner Ziehmutter verantwortlich ist. Bellemere wäre gewiss stolz auf dich...“
 

„...Das ist es mir nicht wert...Mich auf dein Niveau herabzulassen...“
 

Er schmollt, streift eine Strähne ihres orangen Haares hinter ihr Ohr und lässt seine Hand auf ihrer Wange verweilen. „Sei doch nicht wieder beleidigend. Ich habe dir doch gerade damit gesagt, dass ich schwer beeindruckt von dir bin. Und es hat gezeigt, dass wir uns doch sehr in unseren Anliegen ähneln – dass ich gar kein so übler Kerl bin, wie du von mir denken magst.“
 

„...du hast vor meinen Augen jemanden umgebracht...Wie können wir uns da ähnlich sein?!“
 

„...wir beide gehen nun mal nicht unseren Trieben nach. Du wolltest ihn Tod sehen, für all das, was er dir und den Menschen, die du liebst, angetan hat. Könntest es aber nicht, weil du weist, dass Töten falsch ist. Wenn es dir dadurch besser geht – Töten gehört zu meinem Beruf, wir machen das ständig, ... meine Brüder und ich. Für mich gehört es allerdings nicht dazu einer Frau Leid anzutun. Das ist für mich einfach moralisch verwerflich... Nami...ich will nicht lügen, aber ich begehre dich und seitdem ich dich gestern ersteigert habe kann ich an nichts anderes denken, als mit dir zu schlafen – in jeder freien Minute, wenn es geht. Doch ich weis, dass das falsch ist. Wenn wir Sex haben, dann sollst du dafür bereit sein...und ich weis, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis auch du es willst...“ Er steckt die Pistole wieder in den Bund seiner Hose zurück – dieses Mal hinter seinem Rücken, damit er beide Hände frei hat, um die junge Frau zu sich zu ziehen. Sein Gesicht vergräbt er an ihrem Hals, atmet wieder so widerwärtig ihren Geruch ein, bevor einer seine Hände zu ihrem Hintern wandert, sie berührt, als wolle er prüfen, was sie ihm zu bieten hat. „...und es wäre doch so schön, wenn wir gemeinsam unseren Trieben, Gelüsten und Bedürfnissen nachgehen könnten, Nami-Mäuschen. Da bin ich mir sicher...“

 

Sie reagiert schnell – eine Hand presst sie gegen seine Brust, schuppst ihn so von sich weg, während die zweite noch schnell und gekonnt zu der Pistole fasst, erhebt und auf den Prinzen zielt.
 

„Du bist abartig!“

 

Er lächelt weiter, erhebt vorsichtig seine Hände, als wolle er ihr zeigen, dass er sich ihr ergibt.

 

„Du wirst doch keinen Fehler begehen wollen...“

 

Du begehst gleich einen Fehler, wenn du mich nicht gleich hier raus lässt!“

 

„...und dann? Wo willst du hin? Mit einem mickrigen Rettungsboot versuchen Land zu finden? Oder ein Schiff? Wir sind auf der Grand Line – die Wahrscheinlichkeit ist da doch verwindend gering, dass dich jemand findet, bevor du verdurstest, oder die Wellen dich hinabgezogen haben.“
 

„Sie ist aber da – die Wahrscheinlichkeit! Und ich kenne mich mit Sternen, den Gezeiten und dem Wetter aus – ich kann mich selbst ohne Probleme zum Festland navigieren!“
 

„Das weis ich doch... Denk' doch nicht, dass ich dich ständig unterschätze! Ich mache mir nun mal sorgen. Vor allem um das, was passieren wird, wenn du einen Unterschlupf gefunden haben solltest. Denke nicht, dass es einfach wird, dass du auf deinen werten Kapitän triffst...“ „Wieso?“ „Weil unsere Leute dich aufspüren können. Sie können genauso navigieren und wollen nicht, dass du nur eine kleine Information über das Germa Königreich an die Welt hinausträgst.“
 

Sie schluckt leise, versucht sich aber ihre Unsicherheit nicht anmerken zu lassen und hält weiter die Waffe auf ihn.

 

„Ich weis doch nichts, was von Wert sein könnte...“
 

„Da musst du nicht mich von überzeugen, sondern die Leute, die dich suchen werden...Und dann werde ich nicht mehr für deinen Schutz aufkommen können. Weist du, was dann mit dir geschieht? Das wird viel schlimmer sein, als das, was wir hier haben.“ Er deutet zwischen die beiden, um seinen Standpunkt ihr deutlicher zu machen.

 

„Einigen Mädels, die meine Brüder sich kaufen ist es schon das ein oder andere Mal geschehen – dass eine fliehen konnte, oder wollte. Oder..., dass sie meinen Brüdern schlichtweg zu langweilig wurde. Damit sie keinen Mucks mehr sagen können, entfernt man ihnen die Stimmbänder. Dann verkauft man sie in die nächstgelegenen Bordelle. Geld spielt dabei dann kaum noch eine Rolle. Und...naja...sagen wir einmal so – in so einem Drecksloch wird keiner mehr Rücksicht auf dich nehmen. Auf deine...Gefühle... Du wirst dir auch nicht mehr aussuchen können, mit wem du schläfst. Ob du mit ihnen schläfst. Denn du wirst damit beschäftigt sein, den Männern, die dort ein- und ausgehen zu dienen, so, wie sie es wollen. Wie es eine...Nutte, wie du dich selbst nennst, nun einmal tut. Wenn dort also einer sagt, dass du dich auszuziehen hast, tust du es, weil man dich sonst schlägt. Wenn du dich auf das Bett legen sollst und die Beine spreizen sollst, dann tust du es, weil man dir sonst an den Hals packt und dich würgt. Wenn-“ Er gibt er noch mehr, widerwärtige, ekelerregende Beispiele, die ihren Magen nur wieder umdrehen. „Doch das alles will ich nicht für dich...dass man dich behandelt, wie ein wertloses Stück Dreck. Ich will dich wie eine Königin behandeln, so, wie du es verdient hast.“
 

Er kommt vorsichtig näher, sie aber weicht einen Schritt zurück, erhebt die Waffe wieder, als sie merkt, dass sie diese sinken lassen hat. Sanji seufzt, als er das sieht.
 

„...Nami...mach keine Dummheit. Wirklich...ich will nur dein Bestes! Ich meine...ich habe dafür gesorgt, dass der Fischmensch, den du mehr, als alles auf dieser Welt verabscheust, ins Gras beißt – so, wie er es, nach all dem was er dir angetan hat, verdient hat.“

 

„Soll ich dir dafür etwa um den Hals fallen?“
 

„Das wäre doch ein Anfang!“

 

„Zu Schade, dass du dich bereits an seiner Stelle befindest – dich hasse ich nämlich ebenfalls...“
 

„Ach mein Nami-Mäuschen...was ist das nur mit uns? Warum ist so viel Wut in dir?“

 

„Kannst du bitte einmal die Fresse halten?!“
 

„Soll ich dich in den Arm nehmen dafür?“
 

„Ich kann es nicht mehr hören-“
 

„-ich wärme ich gerne auf-“
 

Wieder kommt er näher – zu nah für ihren Geschmack. Sie geht zurück, doch ihr zittriger Finger rutscht auf dem Auslöser der Pistole aus.
 

Ein Knall schallt durch den Raum.
 

Trifft ihn in der linken Schulter.

 

Sofort lässt sie erschrocken die Waffe fallen. Sieht auch im Dunkeln, wie Blut sein weißes Hemd benetzt. Nur kurz spiegelt sich der Schmerz auf seinem Gesicht wieder, er zuckt aber zu keinem Moment, schaut sie nur weiter an.

 

„...ach..., dann bist du also doch ein böses Mädchen?“

Brüderlichkeit

Brüderlichkeit

 

“Böse Mädchen müssen bestraft werden, findest du das nicht auch?“, hat er sie gefragt. Leise und nicht mehr als ein Flüstern. Sie aber hatte nicht antworten können. War paralysiert durch Angst und ihren Schock.
 

Durch den Anblick seines Blutes.

 

Und...gewiss...es hätte sie schlimmer treffen können, als das, was er dann mit ihr vor hatte. Viel...viel schlimmer und Sanji ließ keine Sekunde aus, um es der jungen Frau bildlich und mit jedem Detail deutlich zu machen, während sie ihn verarzten musste. Es war schließlich sein Wunsch und sein Befehl...
 

„Wofür man verantwortlich ist, sollte man selbst auch beseitigen...“, sagte er ihr, während seine kalten, blauen Augen sie beobachteten, wie sie die Kugel mit einer Pinzette – die er aus dem Bad, mitsamt des Verbandsmaterials, holte – aus seiner Schulter operierte. Dass es ein Arzt machen sollte, war ihr klar – doch der junge Prinz ließ sich nicht umstimmen. Durch keinen Blick und erst recht nicht durch ihre Worte.
 

Wahrscheinlich – so stellte sie später fest - war er eh am Meisten daran interessiert, einen guten Einblick in ihren Ausschnitt zu erhaschen, jedes Mal, wenn sie sich zu ihm beugte. Denn seine Augen klebten an ihr, wie später dann auch das Blut an ihren Händen und an dem schönen Stoff ihres Kleides. Denn Handschuhe durfte sie nicht tragen – gewiss, damit er ihre Berührung so auf seiner Haut spüren konnte.
 

Sie aber versuchte nur den Blick auf der Wunde zu lassen, auch wenn ihr klar war, dass er sie mit seinem wohlgeformten, muskulösen Oberkörper locken und verführen wollte. Er musste es ihr nicht einmal sagen...

 

Doch immerhin war es schneller vorbei, als er vielleicht erwartet hatte und so durfte sie dann sein Zimmer verlassen, auch wenn Sanji sie noch zu ihrem geleitete – den Teller mit ihrem erkaltetem Essen in einer, ein großes Glas mit Trinken in der anderen Hand. Natürlich – er befahl ihr, dass sie ihre Hände ausgiebig waschen sollte, um sich dann an den Tisch zu setzen und zu essen.
 

„Es ist nicht gut, wenn du so wenig isst, mein Nami-Mäuschen...“, hatte er ihr mit ein wenig vorgegaukelter Besorgnis gesagt, als habe er seine Taten verteidigen wollen. Sie antwortete dazu nichts, begann einfach zu essen, während sie ihren viel zu schweren Kopf dabei mit der zweiten Hand stützte. Dieser Anblick ließ ihn seufzen und da dieses Mal keine ihrer Hände frei war, die er zum Abschied küssen konnte, drückte er ihr stattdessen seine Lippen auf ihr Haupt. „...ich sorge mich einfach um dich. Iss auf...Geh dann schlafen. Wenn du aufwachst und dich angekleidet hast, kommst du in mein Zimmer und wir essen gemeinsam... Von nun an, soll es jeden Morgen so sein. Verstanden?“
 

Mit diesen Worten verließ er sie, eilte zur Tür hinaus und ließ sie hinter sich ins Schloss fallen.

 

Sie ignorierte das Piepen, das seinen Befehl bestätigte, aß einfach weiter, langsam, bis auf ihrem Teller keine Krümel mehr zu sehen und das Glas komplett geleert war. Kopflos ging sie zum Bett, schlief durch Erschöpfung sofort ein – auch wenn ihre Nacht wieder und wieder von Arlongs verkohlten Anblick heimgesucht wurde und der Schlaf ihr daher keine Erholung brachte. Jedes Mal wachte sie mit Tränen in den Augen und schweißgebadet auf – jedes Mal mit der Angst, zu jeder Sekunde könne ihr das Gleiche widerfahren.
 

Daher sitzt sie nun noch müder, als zuvor, in eben demselben Stuhl, wie in der letzten Nacht, die Augenringe dunkler und tiefer, als noch am Morgen zuvor. Dennoch isst sie widerwillig ihr Brot, so, wie er es ihr aufgetragen hat.

 

Doch immerhin ist es dieses Mal still – scheint er doch zu merken, dass sich ihr Zustand nur noch mehr verschlechtert hat und versucht sie dieses Mal nicht in irgendwelche unnötigen Gespräche zu verwickeln. Dennoch scheint er zu merken, wie unruhig sie ist – besonders zu jenen Momenten, in welchen ihre Augen zu den dunklen Stelle auf dem Teppich wandern.
 

Die Mahnmale des letzten Nacht.
 

Doch zu keinem Moment spricht er sie darauf an und Nami ist sich nicht sicher, ob sie wirklich wissen will, was mit dem Leichnam des Fischmenschen geschehen ist...

 

Plötzlich wird diese Stille je unterbrochen, als ein Piepen vom metallenen Fahrstuhl wahrzunehmen ist. Sanji verdreht sofort genervt die Augen und lässt sich gegen die Lehne seines Stuhles zurückfallen.
 

„Hier darf man nicht einmal mehr in Ruhe Frühstücken...“, brummt Sanji, bevor er aufsteht und hinüber zu der beweglichen Kammer geht, um seinen Finger auf ein kleines Paneel zu legen.
 

Mehrere Stimmen hallen sofort aus kleinen Lautsprechern wieder und wenn Nami auch nicht die Worte entziffern kann, so erkennt sie zumindest die Stimmen dahinter - ihr wird augenblicklich klar, dass ab dieser Sekunde ihr Morgen nicht noch schlimmer werden kann.
 

„Was wollt ihr?“, knurrt Sanji.
 

„...hast du wieder dein Passwort verändert?!“
 

„Muss ich ja, wenn ihr aller drei Tage versucht hier hoch zu kommen, wenn ich nicht da bin, um Unordnung zu stiften!“
 

„...Hey – zeig ein wenig Liebe! Wir sind deine Brüder!“
 

„...und? Was wollt ihr?“

 

„Lass uns rein!“ „Wir wollen das schnuckelige Ding sehen!“ „Yonji, halts Maul!“ „Hey – ihr wollt das doch ebenfalls!“

 

Sanji blickt zu ihr hinüber, lässt die Schultern hängen. Eine kleine Falte bildet sich zwischen seinen Augenbrauen und Nami ahnt, dass er vieles lieber tun würde, als seine Brüder in sein Zimmer – zu ihr – zu lassen.

 

„Keine Angst...“, murmelt er nur, sich geschlagen gebend, „...sie werden und können dir nichts tun.“ Er tippt auf seinen Hals und sie versteht, dass er damit ihr Halsband meint, dass sie vor den Brüdern schützen soll.
 

Sie seufzt leise, ihre Hände wandern unter den Tisch und krallen sich in den Saum des Kleides, welches sie im Moment trägt. Blickt zum Boden und hofft, dass die Fleischbeschauung schnell vorbei ist.

 

„Gut. Kommt rein!“, brummt Sanji wieder und drückt auf einen Knopf, wodurch sich der Fahrstuhl gleich in Gang setzt und zu ihnen hinaufgefahren kommen. Der blonde Prinz geht in dieser Zeit wieder zurück zu seinem Platz und setzt sich daher mit dem Rücken zu den kommenden Gästen.
 

„Versuch ruhig zu bleiben...du hast mitbekommen, wie sie sein können – während der Versteigerung. Doch glaub mir – das geht noch viel schlimmer!“ Ein leises Bing verrät ihnen, dass die drei Brüder angekommen sind und gerade, als sich die Tür öffnet, flüstert er ihr noch hastig: „Und widersprich ihnen bitte nicht! Das ist ein Befehl!“

 

Doch sie schafft es nicht, ihm zu antworten, denn schon kommen die drei Prinzen laut grölend aus dem Fahrstuhl stolziert und hinüber zu ihrem Tisch. Dass sie die bewegliche Kammer geöffnet lassen, scheint keiner der Prinzen zu merken. Nur die junge Frau – die einen sehr guten Blick auf ebendiese hat.

 

Doch das Geschehen vor ihr fordert gleich wieder ihre gesamte Aufmerksamkeit:

 

Ichiji schnappt sich prompt einen der freien Stühle, setzt sich wie ein Flegel darauf und legt die Beine auf den Tisch. Dass er dabei die Karaffe mit Saft umkippt, scheint ihm da herzlichst egal zu sein.
 

Niji hingegen stellt sich neben seinen blonden Bruder und schlingt einen Arm um dessen Schultern. Schnappt sein Kinn mit zwei Fingern und quetscht in einer verspottenden Art das Gesicht des jungen Prinzen zusammen – worüber vor allem Yonji, der achtlos Namis Geschirr beiseite geschoben hat, um sich provokativ vor sie zu setzen, am meisten lachen muss. Nami sieht, wie sich Sanjis Augenbrauen durch Schmerzen kurz zusammenziehen, als der Blauhaarige an seiner verletzten Schulter zieht und ruckelt, doch er sagt nichts.
 

Irgendwie ahnt sie, dass der junge Mann keinen Arzt aufgesucht hat – was sie nach ihrer unprofessionellen Operation doch vermutet hätte.
 

Somit scheinen auch seine Brüder nichts von letzter Nacht zu wissen...
 

„Was wollt ihr?“, knurrt Sanji, der sein Gesicht aus Nijis Fängen befreien kann. „Wir essen gerade! Das seht ihr doch!“

 

„Wir sind einfach neugierig!“, winkt Ichiji das Kommen der Drei als eine kleine Nichtigkeit ab, schnappt sich eine handvoll der Erdbeeren, die in einer Schale auf der Mitte des Tisches stehen.
 

„Neugierig?“, hinterfragt Sanji, schlägt nun auch auf die Hand des Blauhaarigen, damit er von seiner Schulter ablässt. „Das ist ja mal ganz neu!“

 

„Wir wollten sehen, ob dein Schnuckelchen hier auch schön brav nackig ist.“, kommt es nun von Yonji, der Nami breit angrinst und wieder anzüglich mit seinen Augenbrauen wackelt. „Ich wollte mal sehen, was du da so alles zu bieten hast~“

 

„Warum ist sie überhaupt angezogen?!“, fragt Niji vollkommen entsetzt, packt den Blonden wieder an der Schulter und rüttelt ihn erneut: „Meine Weiber laufen den ganzen Tag nackt rum, wenn ich da bin! Los – ausziehen!“

 

Nami beißt sich auf die Zunge und blickt hinüber zu Sanji. Sie weis, dass sie nur seinem Befehl zu folgen hat – was nicht heißt, dass er auch im nächsten Moment auf solch einen Gedanken kommen könnte. Einfach, weil es ihm beliebt, oder...um seinen Brüdern zu imponieren.
 

Der blonde Prinz hebt ein wenig seine Augenbrauen, blickt ihr ebenfalls in die Augen und scheint irgendetwas abzuwägen. Für seine Entscheidung braucht er quälend lang – zu lang für die junge Frau, die es keineswegs amüsant findet, dass die Brüder über so etwas sprechen.

 

„Weil ich es so will...“, murmelt Sanji schließlich.
 

„Buh!“, beschwert sich Yonji gleich und blickt endlich wieder zu dem Blonden. „Heiße Geräte gehören ausgepackt! Ich meine – hast du sie nur im Dunkeln gefi-“ „Yonji!“ „-kt, oder bist du blind! So etwas gehört nackt zu sein!“
 

Nami schnaubt verächtlich, als sie die Worte des Grünhaarigen hört, doch es ist Sanji, der das antwortet, was sie denkt:
 

Sie ist doch keine Sache!“
 

„Naja...sie ist eine Frau...“, kommt es wieder von Ichiji, auch wenn seine Erklärung ebenso abfällig klingt, wie Yonjis Worte zuvor. „Und sie gehört dir! Du darfst alles mit ihr machen, was du willst. Wenn du sie hier also angezogen rumlaufen lassen willst, dann bitte~ Das ist deine Entscheidung, mein liebes Brüderchen...“
 

Der Blonde verdreht die Augen.
 

„Lass so eine Abfälligkeit bloß nicht Reiju hören. Sie-“
 

„Sie ist nicht hier. Und was soll sie machen, sie ist bloß unsere große Schwester. Nicht unsere Mu-“ Niji hält inne und er scheint sich sogar selbst auf die Zunge zu beißen, während die beiden anderen Brüder ihn finster ansehen. Sanji blickt nur stumm hinüber zum Fenster. Die junge Frau spürt, dass es da etwas zwischen den jungen Männern geben muss, was unausgesprochen, wie eine finstere Wolke über ihnen hängt. So entschließt sich der Blauhaarige schnell, das Thema wieder in die vorherige Richtung zu lenken, indem er „Ausziehen!“ in Namis Richtung grölt.

 

...was die beiden Anderen natürlich wieder sehr belustigt.

 

„Sie zieht sich nicht aus! Vergesst es!“

 

„Ehy komm, Bruder-“, das Wort klingt aus Yonjis Mund kommend schon fast wie ein Schimpfwort „-, wir wollen doch nur mal sehen, was uns so entgangen ist, weil du sie bekommen hast. Du weist – eigentlich hätte sie eh mir gehört! Also, los Baby, runter mit den Klamotten und zeig Daddy Yonji, was eigentlich ihm gehört!“

 

Sie merkt, dass Yonji auf eine Antwort wartet und dass Sanji nicht antworten kann – schließlich hält Niji ihm extra dafür den Mund zu.
 

Zu ihrer Überraschung lässt er das einfach über sich ergehen.
 

„Sanji hat mir keinen Befehl dafür gegeben...“, sagt sie ganz ruhig – so ruhig, dass das Gerät um ihren Hals oder die Brüder sich widersprochen fühlen.

 

„Weil der langweilig ist!“, brummt Ichiji. „Was für ein blödes, langweiliges Vorspiel ist das überhaupt?!“ „Tz...Vorspiel~“, feixt Niji im Hintergrund „Hab doch keine Angst vor uns, Püppchen. Wir können dir rein gar nichts, so lang du das Ding trägst. Wir wollen nur gucken. Du weist doch – Appetit holt man sich woanders, gegessen wird zuhause!
 

Sie schüttelt vorsichtig den Kopf und versucht dabei dem Blick der Brüder auszuweichen – bis Yonji mit einer hastigen Bewegung einen Fuß auf ihren Stuhl stellt – genau neben ihrem Bein. Sie erschrickt, ist kurz davor aufzuspringen, was der Grünhaarige nutzt, um den zweiten Fuß zwischen ihre nun geöffneten Beine zu stellen. Auf den Rock ihres Kleides und so, dass nur wenige Millimeter zwischen ihnen ist. Er berührt sie nicht – was die Situation nicht weniger schlimm für sie macht.
 

Sofort verfällt Nami in eine Schockstarre, ihre Augen genau auf die seinen geheftet.

 

„Ach Baby... Du scheinst noch nicht verstanden zu haben, wie das hier funktioniert. Wir...wir sind die Prinzen. Und du bist das niedere, kleine Fußvolk, das uns alle Wünsche erfüllt. Wenn wir also von die verlangen, dass du dich ausziehst, dann tust du es. Wenn wir verlangen, dass du mit uns schläfst, so legst du dich bereitwillig auf deinen entzückenden Rücken und machst schön die Beine breit. Wir wollen doch nicht, dass dein schöner, kleiner Kopf rollt...oder...sich einfach so auflöst.“

 

„Sie gehört mir, Yonji!“, knurrt Sanji wütend, als er kurz die Hände seines anderen Bruders überwinden konnte.
 

Dieses Mal ist es Yonji, der genervt seine Augen verdreht, sich aber nicht zu dem Blonden dreht.
 

Stattdessen beginnt er widerwärtig und breit zu grinsen, sein Blick immer noch auf Nami ruhend.
 

„...Wir können ja tauschen!“ Ihr stockt es der Atem, als sie das hört, doch der Grünhaarige Prinz lässt sich davon nicht beirren. „Oder wir teilen! Ganz brüderlich! Ich nehme sie zwei Nächte – du eine! Dann zeige ich ihr mal, wie man richtig Spaß hat~ Ja..., du kannst noch richtig was lernen, von deinem Daddy Yonji~“

 

Das Raunen seiner Stimme ist wie der Donner. So gefährlich nah. Bedrohlich. Bereit sie mit Blitzen zu treffen – ihr weh zu tun, wenn er es für nötig hält.

 

„Hey~, wenn ihr teilt, dann will ich aber auch mein Stündchen mit ihr!“, beschwert sich Niji wieder und lässt endlich von dem blonden Prinzen ab, um nun auch zu ihrem Stuhl zu gehen. Stellt sich hinter sie und beugt sich über die Lehne zu ihr, flüstert ihr ebenfalls perverse Abfälligkeiten ins Ohr, die sie vor Übelkeit schaudern lassen.

 

„...es ist alles eine Frage des Preises, Schabe...“, murmelt Ichiji in dieser Zeit, hat zudem das Handgelenk seines dritten Bruders geschnappt und drückt so fest zu, dass sich Sanjis Gesicht kurzzeitig verzerrt und er auf seinem Stuhl sitzen bleibt. Dass seine Knochen unter den festen Griff des Rothaarigen knacken, scheint diesen nur wenig zu interessieren. „...und ich glaube wir drei wären sehr bereit dieses Preis zu zahlen. Also? Was ist ihr Wert? Für eine Nacht mit ihr – was willst du haben? Wobei...unter Brüdern teilt man doch auch gern kostenlos, nicht?“

 

„Ihr bekommt sie nicht!“
 

„Sie soll ja auch weiterhin dir gehören – wir wollen nur wissen, was uns da entgangen ist...“, sagt Ichiji wieder ganz ruhig, während Niji eifrig nickt und hinzufügt: „Ich will nur einmal ihre Titten berühren! Komm schon! Code 3 und das Ding läuft von allein!“

 

„...Nur anfassen?! Neee~ Das reicht mir nicht! Ich will richtig ran!“, kommt es wieder von Yonji, der seinen Fuß nur ein Stück weiter nach oben schiebt. In ihr zieht sich alles zusammen und sie versucht den Stuhl ein wenig wegzurutschen – schafft es aber nicht. Auch nicht, als der Grünhaarige sich über die Lippen leckt und ihren gesamten Körper genau und bewusst auffällig mustert. „Oh ja..., da will ich wirklich mal ran~ Oder rein – wenn du verstehst, was ich meine~“

 

Sanji springt auf und eilt zu ihr hinüber. Stellt sich vor sie, sodass Yonji seine Beine sinken lassen muss und der Blonde greift ihm sogar an den Kragen. Zieht ihn zu sich und brummt:
 

„Soll ich es dir aufschreiben? Sie gehört mir! Sie zieht sich für euch nicht aus und 'ran' dürft ihr bei ihr gewiss nicht! Jetzt verzieht euch aus meinem Zimmer. Alle drei!“
 

„Uhhh~ Machst du jetzt hier den großen Macker vor deiner Freundin? Kommt das gut im Bett, ja? He, Baby, soll ich-“
 

„Hör auf sie anzusprechen! Sie will deine Perversionen nicht hören!“
 

„Ach, was weist du schon?!“
 

Yonji greift nach Sanjis Hand, doch dieser lässt nicht los – erst, als Ichiji nach dem Frühstücksmesser auf dem Tisch greift und es dem Blonden gegen die Kehle hält. Yonjis Hand verweilt allerdings fest in Sanjis Ärmel gekrallt, auch wenn dessen Hand schon erschlafft ist. Niji lacht hinter ihnen hämisch, während zu Namis Angst nun auch eine gewisse Beengung kommt, da nun alle Prinzen um sie herum stehen.
 

Ihr Blick weicht wieder zum geöffneten Fahrstuhl, als sei dieser das einzige verbliebene Fünkchen Hoffnung in ihren Leben.
 

Wenn sie doch nur zu diesem könnte...dann wäre doch alles ganz leicht!
 

„Wir wollen doch keinen Fehler machen, kleiner Bruder...Und wir wollen doch auch nicht, dass Vater davon erfährt. Wir haben verstanden..“ „Haben wir?!“ „Doch das nächste Mal solltest du dir überlegen, wie du deine Brüder behandelst. Das Karma schlägt schließlich immer genau dann zu, wenn man es am wenigsten vermutet...“

 

Just in diesem Moment holt Yonji aus – zielt auf das Gesicht des Blonden, der sich aber noch schnell ducken kann – nicht ohne eine leichte Schramme am Hals durch das doch recht Stumme Messer davonzutragen – und trifft den Blauhaarigen hinter ihnen, der zum Boden geht.

 

Das ist der geeignete Moment!

 

Nami nutzt gleich den Moment der Verwirrung und springt hastig auf – eilt hinüber zum Fahrstuhl. Drückt auf die Knöpfe -

 

Bis die Tür sich schließt – die Brüder rufen sie noch bei ihren Spitznamen - und der Fahrstuhl sich in Bewegung setzt.

 

In der Hoffnung, dass sie hier einfach und irgendwie rauskommt...

Auf der Flucht und doch Gefangen

Dreimal hallt ein lautes Bing zu ihren Ohren, als der Fahrstuhl mit einem Ruck stehen bleibt. Jedes Mal bleibt ihr Herz schmerzlich stehen und doch zweimal steigt sie nicht aus:

 

Beim ersten Mal erreicht sie einen Flur, auf dem es von Bediensteten und Schlosspersonal nur so wimmelt. Hastig besprechen sie verschiedene Dinge – vom Essen, bis zur Reinigung der Räumlichkeiten und über all die anderen Gefälligkeiten für die Hoheiten. Sind beschäftigt und nehmen von der jungen, verzweifelten Frau im Fahrstuhl keine Notiz. Wahrscheinlich wäre es hier ein leichtes gewesen, an ihnen allen vorbeizukommen, ohne das man sie bemerkt. Doch sie war einfach zu geschockt gewesen, als das sie ihren Körper aus der beweglichen Kammer hinaus bewegen konnte. Starrte einfach nur in den Raum hinein, mit bebenden Atem und den Rücken gegen die kalte Wand gepresst, bevor sich die Tür schnell wieder schloss.
 

Beim zweiten Mal öffnete sich ebendiese nur wenige Augenblicke später – dieses Mal gab sie einen dunklen, stinkenden Gang preis. Gequälte Schreie erreichten sofort ihre Ohren und mit Schrecken vernahm sie das Blut auf den steinigen Fließen am Boden. Mehrere dieser hünenhaften Wachen standen an den verschlossenen Türen – mussten die armen Seelen bewachen, die so erbarmungslos schrien.
 

Nein...auch wenn sie fliehen wollte – hier konnte sie einfach nicht aussteigen und so schloss sich auch erneut die Tür und blieb für einige – so schien es ihr – Minuten geschlossen.
 

Erschöpft ließ sie sich gegen die Wand der kleinen, beweglichen Kammer nieder, rutschte an ihr zum Boden und umschließt dann mit ihren Armen ihre Knie, ruht ihr Kinn darauf.

 

Bemerkte erst da den unendlich großen Fehler, den sie gerade begangen hatte...und, dass es sie gewiss das Leben kosten würde, wenn sie nicht schleunigst einen Weg hinausfinden würde. Und dann? Einfach fort – egal auf welches Schiff. Auf welche Insel...Alles ist besser. Und dann...ja dann würde Ruffy sie endlich finden.
 

Schließlich war nun ihr der Zorn des jungen Prinzen gewiss...doch...andererseits wollte sie einfach nicht so weiterleben... Betitelt zu werden mit all diesen objektivierenden Kosenamen. Begafft zu werden, wie die leichten Mädchen in der Straße.

 

...auf alles vorbereitet zu sein, wenn man nur mit dem Finger schnippst...

 

Für einige Zeit denkt sie so über ihr Vergehen nach, sieht aber ein, dass es der einzige, schlüssige Ausweg für sie ist, bevor nun zum dritten Mal die kleine Kammer ein lautes 'Bing' von sich gibt.
 

Sie sieht auf, als die Türe sich öffnet und einen langen Gang preisgibt. Er wirkt...vollkommen normal – wie der Flur eines jeden anderen, vornehmen Hauses. Mit hölzernen Türen, bemalten Wänden und Gemälden an den Wänden.
 

Nami weis vielleicht nicht, wo sie sich hier befindet, aber dies erscheint ihr doch ein angemessener Startpunkt für ihre Flucht zu sein.
 

Hastig und noch bevor die Tür sich wieder schließt, zieht sie ihre Schuhe aus – barfuß lässt es sich doch am besten schleichen - steht auf und tritt aus dem Fahrstuhl hinaus. Dieser schließt sich prompt wieder und fährt weiter.

 

Während sie die Schuhe in eine Hand nimmt, rafft die junge Frau hastig den Rock ihres Kleides zusammen und nimmt dieses entstandene Päckchen gleich in die andere. Schließlich will sie nirgends hängen bleiben und so unachtsam ein Geräusch machen.

 

Ein Geräusch, das ihren Standort preisgeben könnte.

 

Dann hält sie den Atem an.
 

Versucht ihr bebendes Herz zu beruhigen.

 

Lauscht in die Stille hinein.
 

Nichts – absolute Lautlosigkeit umgibt sie.

 

Dennoch schleicht Nami zu der linken Wand, läuft nah gedrängt an ihr vorbei. Sie ist flink. Vorsichtig. Achtet doch stets auf ihre Schritt. Eine bizarre Statue umkreist sie gekonnt, versteckt sich in einer Nische, als zwei Dienstmädchen den Gang entlang gehen, freudig dabei miteinander schnattern.

 

…von ihr zum Glück keine Notiz nehmen...

 

So schleicht sie weiter, hält an einer unscheinbaren Tür inne, versucht sie zu öffnen, doch stellt ernüchtert fest, dass sie verschlossen ist. Und leider trägt sie nichts an sich, um das Schloss knacken zu können...

 

Geräuschlos seufzt sie, merkt, dass dieses Unterfangen gedankenlos – sogar dumm – ist, da sie vollkommen unvorbereitet ist. Sie hätte zumindest eine Haarnadel haben sollen, doch – nein – ausgerechnet an diesem Tag entschieden Hänsel und Gretchen sich dafür, ihre Haare offen zu lassen.
 

Schnell beißt sie sich auf die Lippe, als dunkle Gedanken sie heimsuchen. Ängste, die sie schneller plagen, als das es ihr lieb ist. Die sie kurz paralysieren, während ihre Stirn gegen das kalte Holz der Tür fällt.
 

Eine Festung...eine schwimmende Festung – so hat Sanji sein Zuhause genannt. Eine, die es schwer macht, bezwungen zu werden.

 

...die es unmöglich macht, zu fliehen..., egal, wie gut sie als Diebin und im Schleichen ist.
 

Hier gibt es Soldaten, lüsterne Prinzen und wer weis, wie der König reagiert, wenn sie ihm in die Arme läuft. Nami will nicht wissen, was mit ihr geschehen könnte, wobei Sanji ihr bereits einen guten Einblick in die Schicksale der jungen Frauen gegeben hat, die es irgendwie schaffen konnten zu fliehen.
 

Doch nein – sie darf nicht lamentieren! Sie ist nicht 'irgendeine' Frau! Sie ist eine Piraten, die Navigatorin des zukünftigen König der Piraten! Sie hat Arlong überlebt, mit ihren Freunden gegen Sir Crocodile und die Baroque Firma gekämpft und die Perversionen der Vinsmoke Prinzen überstanden!

 

Sie muss weiter. Den Ausweg aus dieser Situation finden und verschwinden, bevor man sie eingeholt hat. Bevor die Brüder sie finden und dann al die Dinge mit ihr anstellen, von denen sie nur träumen.

 

So führt ihr Weg weiter – vorbei an noch mehr Türen, die für sie verschlossen sind, bis sie endlich – endlich – einen Durchgang findet, der sich auch noch geräuschlos öffnen lässt.
 

Vorsichtig späht sie hinein und ihr Herz springt vor Freude, als sie sieht, dass sich niemand in dem kleinen Raum befindet.
 

Nami geht hinein, verschließt die Tür sacht hinter sich und atmet das erste Mal, seit langer Zeit vor Erleichterung aus.
 

Natürlich – sie hat keinen Ausgang gefunden, aber zumindest einen sicheren Raum, in welchem sie gewiss etwas Brauchbares finden wird, um die Türen öffnen zu können. Vielleicht auch etwas zur Selbstverteidigung – an diesem Punkt ist ihr selbst ein kleines Messer recht. Ihretwegen kann es auch ein Löffel oder ein Besen sein – mit allem würde sie sich gegen die Fänge der Prinzen wehren.

 

Als erstes stellt sie die Schuhe neben die Tür und eilt zum Fenster – blickt nach draußen, um erahnen zu können, wo sie sich befinden. Doch bis auf der strahlend blaue Himmel, der das Meer küsst ist nichts zu sehen. Vielleicht ist es ihr ja möglich, bis zur Nacht auszuharren, denn sobald sie die Sterne sehen kann, wird die Bestimmung ihrer Position um einiges leichter...

 

Wenn sie doch nur so viel Zeit hätte...Zeit, die ihr die wütenden Prinzen, allen voran Sanji, nicht schenken werden.
 

Sie seufzt. Dreht sich um und sucht hastig mit ihren Augen den Raum ab – es ist ein Kartenraum, wie sie vor Erleichterung gleich feststellt, auch wenn diese Exemplare mit wenig Finesse gezeichnet wurden, was sie schnell mit geübtem Auge erkennt.

 

So geht sie hinüber zur größten der Karten in diesem Raum – eine, die große Teile des North und East Blues abdeckt. Auch einige Teile der Grandline sind eingezeichnet. Mit vielen weißen Lücken und einigen Inseln, die entweder blau oder in Schwarz markiert wurden, aber zumindest eine gut lesbare Karte – auch wenn es ihr in den Fingern juckt, einige Stellen hier verbessern zu wollen.

 

Doch auf der anderen Seite würde sie dann gewiss diesen Leuten hier einen kleinen Vorteil verschaffen – den sie ihnen nicht schenken will. Atmet daher zweimal aus, um mit Ruhe dann die Karte betrachten zu können.
 

Schnell findet sie das Königreich von Alabasta – dort, wo sie sich zuletzt befunden hat, bevor man sie gefangengenommen hat. An die Strömungen um die Insel herum kann sie sich gut erinnern und sie versucht sich an die Sterne zu erinnern, die sie aus Sanjis und ihrem Fenster in den vergangenen Nächten gesehen hat. Berechnet im Kopf schnell, wie sie gefahren sein mussten und wo sie sich etwa befinden. Ausgehend davon meint sie, dass sie sich eher auf den Weg in den Norden befinden.
 

Nami zieht mit ihrem Finger die Strecke nach, die sie am wahrscheinlichsten hält, stoppt kurz vor einem in Schwarz markiertem Fleck, in dessen Mitte sich einige kleine Inseln befindet und irgendwie beschleicht die junge Frau das Gefühl, dass dies ein Gebiet sein muss, dass der königlichen Familie der Vinsmokes gehört – nicht zuletzt wegen der schwarzen Fahnen, die sich in diesem Raum befinden.
 

Auf der einen Seite ist sie über ihre neuerworbene Erkenntnis erleichtert – so befindet sich doch zumindest Festland in ihrer Nähe. Auf der anderen Seite gehört ebendieses Land ihren Peinigern, was es nur umso schwerer machen wird, fliehen zu können... Wenn doch nur-

 

Sie hält inne, hält den Atem an.

 

Hört Schritte.

 

Draußen. Sie kommen näher.

 

Das müssen sie sein – ihre Peiniger – bereit, sie zu finden und zu bestrafen!
 

Ohne nachzudenken huscht sie wieder zurück zur Tür – will sie abriegeln, wenn es doch nur irgendwie möglich ist. Presst sich dann aber schleunigst gegen die Wand neben dieser, just in dem Moment, als sie aufgeht und das hölzerne Brett, ihr entgegenkommt.
 

Aufschwingt und sie einengt.

 

Gefangen hält.
 

Eine Hand presst sie gegen ihren Mund, versucht das Beben ihrer Lippen zu beruhigen. Zieht ihre Brust ein, um ja nicht berührt zu werden und versucht ihren Atem zu regulieren und zu dämpfen. Schafft es, so gut, dass ihre einzige Angst es doch noch ist, das ihr donnerndes Herz sie verrät.

 

Mit weit aufgerissenen Augen starrt sie gegen das dunkle Holz vor ihr, ein dumpfes Rauschen wäscht die Stimmen weg, die den Raum einnehmen.

 

Doch zu ihrem Glück bleibt die Tür noch geöffnet, verhüllt sie, vor den Augen der Neuankömmlinge. Für einen kurzen Moment sieht die junge Frau ihre Chance – einfach an der Tür vorbeizugehen, durch den Rahmen schlüpfen und im Gang verschwinden.
 

Doch...wahrscheinlich würde man sie bemerken. Ihren Fluchtversuch sofort scheitern lassen und dann -
 

„Mach die Tür zu!“, befiehlt da eine donnernde Stimme und alles, was Nami noch tun kann, als die Schritte sich ihr nähern, ist die Luft anzuhalten und, die Augen zu schließen.
 

Sie hört ein leises Quietschen der Scharniere und der Atem der Person ihr gegenüber stockt.
 

Man hat sie gesehen!
 

Doch nach bevor sie die Augen wieder öffnen kann, im letzten Versuch, um ihr Leben zu kämpfen, packt eine zarte, kalte Hand ihr Handgelenk, zieht sanft an ihr. Nicht weit – nur hinüber und hinein in einen arg schmalen Schrank, der neben ihr steht.
 

Zitternd öffnet Nami ihre Augen – nur einen kleinen Spalt – und erspäht das hübsche Gesicht der Prinzessin, die einen Finger auf ihre zarten, rosafarbenen Lippen gelegt hat.
 

Reiju deutet ihr so und ohne jedes Wort an, einfach weiter still zu sein und da die junge Frau nun im engen, kleinen Schrank keinen anderen Ausweg mehr sieht, als ihr zu vertrauen, nickt sie zustimmend.
 

Die Lippen der Prinzessin zucken kurz nach oben und sie greift etwas, was im Regal über Namis Kopf liegt, klemmt es unter ihren Arm – für einen kurzen Moment sieht es für die junge Frau aus, wie zusammengerollte Landkarten - und macht dann den Schrank wieder zu.
 

Hüllt Nami somit in komplette Dunkelheit.

 

Nun hört sie aber, wie die Tür sich komplett schließt und Reijus Schritte sich ihr wieder entfernen.
 

„Wir müssen den Handwerkern Bescheid sagen. Die Tür klemmt meiner Ansicht nach und die Scharniere quietschen, wenn man genau hinhört.“
 

„Wenn du es sagst...“, brummt die andere, kräftige Stimme wieder und auch, wenn deren Klang nun doch sehr durch das dicke Holz, das sie gefangen hält, gedämpft ist, so erkennt sie doch, dass dies der König sein muss, der da spricht.

 

„Gute Handwerker sind nur noch selten zu finden, Vater. Das weist du...Sollten wir unsere Schiff doch in Richtung Water Seven lenken, so sollten wir uns einige Schiffszimmermänner aneignen. Sie sind schließlich die Besten!“
 

„Mhm..., du denkst mit, Tochter. Water Seven liegt zwar noch ein gutes Stück vor uns, doch du hast Recht – wir sollten uns dort noch umsehen, bevor wir wieder in den North Blue zurückkehren...“
 

Namis Herz setzt einen Schlag aus.

 

North Blue...Die andere Seite der Welt – die Neue Welt. Dort kommen die Vinsmokes her und so, wie es klingt, will der König dort auch wieder zurück. Und wenn sie nicht hier raus kommt, heißt dass, das sie mitkommen muss.
 

In eine Welt, für die sie noch nicht bereit ist...

 

„Du willst wirklich zurück?“
 

„Berichten zufolge gibt es immer mehr Inseln, die unsere Herrschaft anzuzweifeln beginnen. Sie bekommen so dümmliche Gedanken der Revolution und von Rebellion. Wir haben schon genug Gebiete verloren. Im North Blue... Ich will wieder die Herrschaft für unsere Familie zurückerobern. Ich habe auch bereits einige Kontakte aufgenommen, zu möglichen Partnern, die uns dabei helfen könnten. Es ist nur eine Frage der Zeit und der Ressourcen...“

 

„Dass man es überhaupt wagt, gegen uns anzutreten...“
 

„Das einfache Volk ist dumm, Reiju! Ganz einfach! Sie denken, dass ihre süße, kleine Welt durch Demokratie perfektioniert werden kann. Dass man wählt...dass man ohne Könige und Kaiser auskommt... Sie sind so, so dumm. Es obliegt nur den Starken zu herrschen und die Starken dürfen die Welt nach ihren Vorstellungen gestalten...Das Volk ist schwach. Glaubt an die Macht der Wunder und der Masse...Törichte Ideen, wenn du mich fragst...“
 

Reiju murmelt etwas, doch Nami kann es nicht verstehen. Und dennoch... mehr und mehr ahnt die junge Frau, wie die Vinsmokes eingestellt sind – dass blaues Blut und Macht ihnen wichtiger ist, als das Leben der Völker, die sie beherrschen.

 

„Mhm...“, brummt der König nach einiger Zeit. „Du hast Recht – es sind viele...viele kleine Ameisen, die wir zerquetschen müssen. Damit wir die Regionen und Gebiete zurück erobern können. Wir sind stark – die gesamte Germa! Und deine drei Brüder, sie sind sehr bereit zu kämpfen...“
 

„Vier...“
 

„Sanji ist eine Flasche...nach wie vor.“
 

„Du solltest mal wieder zu einem seiner Trainings gehen. Du wirst beeindruckt sein. Und er hat eine Insel mehr, als Yonji, im East Blue erobern können!“
 

„Ja – mit größerem Verlust an Soldaten, als jeder der anderen Drei. Und außerdem hat er Yonji bestechen können, die Eroberungen ihm zu überlassen. Dass der das überhaupt zugelassen hat...“

 

„Vater...“, Reiju seufzt. „...Er ist genauso mein Bruder, wie er dein Sohn ist...Und er ist gut, in dem, was er tut. Er ist stark und schlau. Er...hat sich viel gewandelt in den letzten zehn Jahren. Du solltest ihm mehr zutrauen... offizielle Angelegenheiten. Diplomatische...“

 

Der König schnaubt verächtlich und Nami kommt sofort das Bild eines wilden Stieres in den Sinn.
 

„Diplomatie?! Wir sind nicht bekannt für Diplomatie! Die Vinsmokes und die Germa greifen an, zerstören, regieren und fassen alle nötigen und wichtigen Ressourcen ab. Hast du das vergessen?!“
 

„...Das habe ich nicht vergessen...“
 

„Wie kommt es, dass du ihm so zugewandt bist? Gibt es da irgendwelche unnötige Gefühle, über die man reden sollte?“
 

„..., nein...natürlich nicht, Vater... Ich dachte nur, dass du ihn mehr einspannen solltest. Du hast vier Söhne? Warum sie nicht alle nutzen...Auch sie sind wichtige Ressourcen, nicht?“
 

„Krieger, gefällt mir mehr...“
 

„Ja...Krieger. Sanji, wie auch Ichiji, Niji und Yonji. Ich verlange doch nicht viel für ihn. Nur ein paar Botengänge, die er für die Germa erledigen kann. Schau-“ Papier raschelt laut und wahrscheinlich hat Reiju die Rollen, die sie eben noch aus dem Schrank geholt hat, ausgerollt. „-wir befinden uns in diesem Gebiet. Wir können hier vor Anker gehen. Hier könnte er neues Metall besorgen. Hier ist eine gute Waffenschmiede. Gegebenenfalls sollte er hier noch schauen, wie der Geschäfte laufen. Und auf dieser Insel gibt es doch Unruhen, habe ich gehört – die anderen Drei können sich doch da ein wenig austoben, in dieser Zeit...“

 

Es vergehen einige Augenblicke, in denen keiner der beiden Hoheiten etwas sagt, während Nami zu begreifen versucht, was sie gerade alles erfahren hat – Informationen, die sie sich vielleicht merken sollte, da sie nicht weis, ob sie noch wertvoll für sie sein könnten.

 

Denn allem Anschein nach, scheint der König nichts von seinem blonden Sohn zu halten und wer weis, wie Sanji selbst darüber denkt.

 

„Mhm...du scheinst ja großes Vertrauen in ihm zu haben...“

 

„Solltest du auch. Er ist dein Sohn.“
 

„Gut...du bist die Älteste und klug genug, um zu wissen, was du da sagst. Dennoch sollte dir bewusst sein, dass ich mir etwas für dich überlegen muss, wenn er es versaut.“
 

„Natürlich, Vater. Ich würde es nicht anders von dir erwarten.“

 

„Wenn du mich nun entschuldigst – die Soldaten erwarten mich. Ich muss gucken, welcher von ihnen aussortiert werden muss...“ Seine Schritte sind laut und es scheint, dass unter ihnen der Boden bebt. Sie nähern sich der Tür – ihr - und als er inne hält, noch bevor er die Tür öffnet, schlägt sie schnell wieder die Hand über ihren Mund. Schließlich hatte sie vor einiger Zeit wieder begonnen, normal zu atmen.
 

„Sag Jemanden, dass sich die Wände mal angeguckt werden müssen. Ich kann ja die Ratten schon atmen hören! Und was machen deine Schuhe dort eigentlich?! Eine Prinzessin und Kriegerin hat ihre Sachen nicht überall rumliegen zu lassen! Ordentlichkeit ist hier oberstes Gebot!“

 

„Natürlich Vater...es wird nicht wieder vorkommen und ich gebe den Bediensteten Bescheid...“.
 

Endlich öffnet der König die Tür und schließt sie mit einem lauten Rums hinter sich.

 

Einige Augenblicke verstreichen, bevor Reiju endlich wieder zum Schrank hinüber eilt und ihn öffnet, sodass die junge, atemlose Frau hinaus stolpern kann.
 

„Bist du wahnsinnig?! Was machst du denn hier?! Weis Sanji, dass du hier bist?“, fragt die junge Prinzessin hastig, aber mit gedämpfter Stimme, gewiss aus Angst, dass man sie hören kann.
 

Nami weis nicht, was sie darauf antworten soll.

 

Sie schüttelt einfach nur den Kopf.
 

„Du kannst doch nicht einfach hier rumlaufen! Wenn Vater dich gesehen hätte...Er hätte sofort deinen Kopf rollen lassen. Diese Etage ist nur für die Vinsmokes und ausgewählte Bedienstete. Mädchen, wie du, dürfen gewiss nicht hier sein!“

 

„Das ist mir egal!“, zischt Nami, als endlich wieder der Grund ihres Aufenthalts in diesem Raum wieder in ihren Kopf schießt. „Ich will hier raus! Wenn du mich also entschuldigst-“
 

„Hier raus?! Hat Sanji dir nicht gesagt, was passiert, wenn es dir gelingt zu fliehen?“
 

Nami hält kurz inne, doch antwortet dann schnell:
 

„Ich lasse mich einfach nicht wieder einfangen. Und wenn ich erst wieder meine Crew gefunden habe-“

 

Reiju drückt schnell ihre Hand auf Namis Mund und die junge Frau hätte sie fast von sich gestoßen – hätte sie nicht auch die Schritte außerhalb der Tür wahrgenommen, die schnell wieder verschwinden.

 

„Hier ist es für dich nicht sicher...Ich bringe dich erst einmal wieder zu Sanji und dann-“
 

„Ich will nicht zu Sanji! Hast du mich nicht verstanden?!“
 

„Hast du eine andere Wahl? Einen anderen Ausweg? Bei ihm geht es dir gut, glaub mir...“

 

„Lass mich-“
 

Reiju packt Namis Handgelenk, so fest, dass es schmerzt und die Knochen unter ihrem Griff laut knacken. Zieht an ihr und sie versucht sich zu wehren – doch die schöne Prinzessin ist wesentlich stärker, als sie zu Beginn angenommen hat.
 

„Wehr dich nicht – ich kann mit einer Hand dein Genick brechen, wenn ich es will. Jetzt komm mit...Sanji wird dir schon nichts antun...“

Sanji II

Mit brummenden Schädel sitze ich am chaotischen Frühstückstisch, halte meine blutende Nase und ein Zischen entkommt meiner aufgeplatzten Lippe, als ein blitzartiger Schmerz durch meine angeschossene Schulter fährt. Als ich nach unten blicke, sehe ich, wie das hellblaue Hemd sich verfärbt hat, die nass Flüssigkeit schimmert im Licht der Sonne.
 

'Fuck!', kommt mir immer und immer wieder in den Kopf, als ich die vergangenen Minuten in meinen Gedanken wiederhole. Denn alles – von Beginn des Frühstücks bis zu seinem abrupten Ende ist nicht so gelaufen, wie ich es mir vorgestellt habe. Dass meine Brüder einen Großteil der Schuld tragen, ist mir klar. Dass das hübsche Mädchen auch an meiner Misere beteiligt ist, will ich nicht wahrhaben.

 

Doch alle sind weg.

 

Nami wird irgendwo in die tiefen des Schiffs sein – ich weis, wo der Fahrstuhl die ersten, beiden Male angehalten hat, beim dritten Mal habe ich nur das 'Bing' wahrgenommen, da Yonji mir genau in diesem Moment einen mit der Faust verpasst hat.

 

Meine Brüder, auf der anderen Seite, werden wahrscheinlich auf ihren Fersen, um uns beiden eine Lektion zu erteilen, sein. Gut...sie trägt noch das Halsband und die Handschellen – doch mich besorgt es, dass meine Brüder Vater überreden könnten, es öffnen zu lassen. Alles, was es Vater kosten würde, wäre ein Befehl an die Wissenschaftler, die das Ding kreiert haben...
 

Dieser Gedanke beängstigt mich, mehr, als ich es zugeben würde, denn wahrscheinlich würden sich meine Brüder auch noch eine gerechte Strafe für mich ausdenken, da ich sie so einfach entkommen ließ. Und ich kenne sie – kenne die Drei gut und ich befürchte, dass sie auf die Idee kommen, dass ich zugucken muss, wie sie ihr all diese perversen Schweinereien antun, von denen sie doch mit ihr träumen...
 

Und dann...dann könnte ich ihr nicht mehr helfen...

 

Ein finsterer Gedanke sagt mir aber wieder und wieder, dass sie es doch vielleicht verdient hätte. Schließlich ist sie geflohen, als sie die Chance hatte. Vor meinen Brüdern.

 

...vor mir...

 

Ich stehe auf, keuche, als ich merke, wie mein Rücken schmerzt – vor allem der Bereich der Nieren zieht einfach nur teuflisch und ich nehme an, dass die Tritte und Schläge meiner Brüder mich gut getroffen haben – eine Bestrafung dafür, dass ich Nami nicht befohlen habe, sich auszuziehen. Dass ich ihrem Halsband nicht den Befehl gegeben habe, dass sie von meinen Brüdern berührt werden darf und sie sich so an ihr – wahrscheinlich auch vor mir – vergehen konnten, oder weil ich sie einfach fliehen ließ.

 

Für den letzteren Grund trifft mich keine Schuld und doch verspüre ich das Bedürfnis, ihr nachzulaufen, um sie wieder zu mir zu holen. Hier ist sie zumindest erst einmal sicher und ich könnte mir etwas ausdenken, um sie zu Bestrafen.

 

...Bestrafen...und dabei hat sie doch gar nichts falsch gemacht. Sie hat nur ihrem Instinkt gefolgt. Ihrem Bedürfnis nach Freiheit...Dem Es, wie ich es ihr später erklären werde.
 

Mit dem Ärmel meines Hemdes wische ich mir das Blut aus meinem Gesicht, bereit nach ihr zu suchen und auf dem Weg zum Fahrstuhl, als ich plötzlich ein lautes Klopfen wahrnehme. Es kommt von der Wand neben der beweglichen Kammer, die sich immer noch in unregelmäßgen Abständen auf und ab bewegt.

 

Wie oft hat Nami nur auf die Knöpfe gedrückt?!

 

Erneut klopft es, kommt von dem Geheimgang und ich verdrehe genervt die Augen.
 

„Herein...“, brumme ich dennoch, denn wahrscheinlich sind es einfach nur irgendwelche Diener, die das Frühstück abräumen wollen. Das Chaos können sie dann auch gleich beseitigen.

 

Stattdessen gibt das Öffnen der Tür eine Person preis, mit der ich nicht gerechnet habe – meine Schwester, die Nami am Arm hinter sich herzieht.

 

Erleichtert die junge Frau zu sehen, atme ich aus.
 

„Gut...du hast sie gefunden!“, sage ich gleich, während Reiju sie mir entgegen schubst. Ich fange Nami auf, die mich gleich erschrocken und mit weiten Augen anblickt, die Hände gegen meine Brust gedrückt, aus Angst, ich könne ihr wieder zu nahe kommen. „Danke..., wie viel willst du dafür?“
 

„Halt deine Klappe, Sanji und hör auf mit diesem Getue!“, knurrt Reiju verärgert und schließt die Tür wieder hinter sich, sodass nur noch die Wand zu sehen ist. „Weist du, wo ich sie gefunden habe?! Weist du, wer sie fast gesehen hat?!“

 

Ich presse meine Lippen aufeinander und versuche meine große Schwester zu ignorieren, indem ich mich der schönen jungen Frau in meinen Armen wieder zuwende, eine Hand von ihrer Taille löse und ihr einer ihrer wild zerzausten Haarsträhnen hinter das Ohr streiche.
 

„Geht es dir gut, mein Nami-Mäuschen? Hat sie dir weh getan? Du siehst so erschrocken aus... Keine Angst – hier geht es dir gut...“

 

Sie hat sich wehgetan, und braucht darauf nicht antworten – ich sehe den dunklen, roten Abdruck von Reijus Hand auf ihrer hellen Haut, dort, wo meine Schwester sie hierher gezerrt hat und innerlich beginne ich sofort zu kochen und zu brodeln. Greife sanft nach ihrem Arm, bringe ihn zu meinen Lippen und küsse sie dort, um ihre Schmerzen zu lindern.

 

Sie aber antwortet mir nicht. Atmet heftig und verängstigt und erneut drückt sie gegen mich – gegen meine unverletzte Schulter – da sie wahrscheinlich Angst hat, ich selbst könnte ihr etwas antun. Sie...bestrafen...

 

Jetzt, wo ich darüber nachdenke, erscheint mir dieser Gedanke wieder so absurd zu sein und ich kann gar nicht glauben, dass ich selbst mir fast eine Züchtigungsmaßnahme überlegt hätte – eine, die sie doch gar nicht verdient hätte...

 

„Lass sie endlich los! Du siehst doch, dass sie das nicht will!“

 

Ich halte inne, als ich Reijus Stimme wahrnehme. Schlucke, als ich die Wahrheit in ihren Worten erkenne und lasse sofort von Nami ab.

 

Sie ist den Tränen nah und ich ekel mich vor mir selbst.

 

Ich schüttle schnell meinen Kopf, versuche all meine Sinne wieder beisammen zu bekommen. Fahre mir durch das schweißnasse Haar. Blicke betreten zum Boden.

 

„Nami...geh in dein Zimmer...Ruh dich aus. Ich werde mit meinem Bruder ein wenig reden müssen...“

 

Vorsichtig sehe ich wieder auf und zu der jungen Frau hinüber, die ihre Lippen zusammenpresst, hastig sich die Tränen aus den Augen wischt. Ich sehe, dass sie etwas sagen und mir ist klar, dass sie meiner Schwester widersprechen will, dass nur ich ihr Befehle erteilen darf. Kurz trifft sich auch unser Blick und ich nicke zustimmend, erlaube ich somit zu gehen.

 

Wortlos tut sie das dann doch, schließt dir Tür hinter sich, sacht und ohne jeden Knall.

 

Keine Sekunde später, höre ich, wie Reiju knurrt. Zischt etwas. Kommt auf mich zu und haut mich mit der flachen Hand dort, wo sie kein Blut sieht.

 

Es tut nicht weh, dennoch erhebe ich meine Arme zum Schutz und weiche zurück.

 

„Du Volliditot! Hör auf etwas zu sein, was du nicht bist!“
 

„Ich bin ein Vinsmoke! Das sind wir beide! Jetzt tu' doch nicht so!“

 

„Das räumt dir kein Recht ein, sie zu behandeln,wie es unsere Brüder auch tun würden!“

 

„Sie gehört mir!“
 

„Sie gehört zu dir!“

 

Reiju geht einen Schritt zurück. Atmet heftig. Fixiert mich.

 

„Du hättest gehen sollen. Damals... Nicht umdrehen...“
 

Ich verenge meine Augen, denn ich weis, was sie da wieder einmal ansprechen will. Wende mich ihr ab und gehe auf den Tisch zu, beginne Scherben von zerbrochenen Tellern aufzuheben, sowie das Essen, das achtlos zu Boden gefallen ist.
 

Ich will sie nicht mehr angucken. Kann es nicht, die Erinnerung an diesen Tag ist zu schmerzlich.

 

Denn auch nach all diesen Jahren ist sie so tief in meinem Gedächtnis eingebrannt und ich kann mich perfekt an jede, einzelne Sekunde erinnern.

 

„Du brauchst mich nicht zu ignorieren, Sanji. Wir wissen beide, dass es besser gewesen wäre, zu gehen, als hier in dieser Hölle zu bleiben...“

 

Ich seufze, antworte mit fester Stimme:
 

„Ich bin ein Teufel. Ein Teufel gehört in die Hölle...“
 

„...es ist deine persönliche Hölle...und nun auch ihre...“
 

„Ich bin ein Vinsmoke. Ich habe meinem Vater zu dienen. Sie ist meine Mätresse und hat meine Befehle zu befolgen.“

 

„Nami ist eine Piratin...“
 

„Sie ist meine-“, presse ich zwischen meinen Lippen hervor und ich merke, wie absurd es auch in meinen Ohren klingt, ändere daher schnell die Wortwahl, um meine Schwester irgendwie von mir überzeugen zu können: „Wir hatten schon unzählige Male Sex. Guten, atemberaubenden Sex. Stundenlang. Für etwas anderes brauche ich sie doch gar nicht!“
 

„Hattet ihr nicht...“

 

„Woher-“
 

„Du würdest mit so etwas vor mir nicht prahlen. Vor unseren Brüdern? Vielleicht, da du dich dadurch bestimmt besser fühlst. Vor mir...? Was bringt es dir denn, dass du mir diese Information gibst? Dass ich dir dafür applaudiere? Dass ich beeindruckt bin und vor Freude in die Luft springe? Oder dass ich dir für die mehrfache Vergewaltigung einer armen, wehrlosen Frau eine Ohrfeige gebe, damit du aus deinem Wahn aufwachst? Abgesehen davon ist stundenlanger, pausenloser Sex absoluter Irrsinn! Hast du von der weiblichen Anatomie?! Von der männlichen?! Menschen sind nicht dafür ausgelegt, stundenlang miteinander zu schlafen!“
 

Bei allen Göttern dieser Welt – mit meiner Schwester will ich nun wirklich nicht über dieses Thema sprechen, auch wenn ich genau weis, dass sie mit jedem Wort die Wahrheit sagt.

 

Unachtsam werfe ich die gerade aufgehobenen Scherben auf den Tisch, lasse mich dann auf den Stuhl hinter mir fallen. Blicke meine Schwester eindringlich an.
 

„Ich hasse dich so sehr..., weist du das eigentlich?!“
 

Sie seufzt, setzt sich mir gegenüber und schüttelt den Kopf.
 

„Ich glaube nicht, dass du hassen kannst, Sanji...Dass du ihr wehtun wirst. Irgendeiner anderen Frau. Dass dir all das hier Spaß macht und dir Erfüllung bringt... Du hättest fliehen sollen, Sanji. Du wärst frei gewesen – hättest tolle Menschen kennengelernt – Menschen, die dich so lieben und schätzen, wie du bist. Für die es egal gewesen wäre, ob du adlig bist und den Namen 'Vinsmoke' trägst. Diese Festung – das, was du Zuhause nennst – hat dich kaputt gemacht. Den lieben, kleinen Jungen von damals...Und ich weis nicht, ob da noch etwas ist, dass es wert wäre, repariert zu werden...“

 

„Repariert zu werden...Ich bin keine Maschine. Keiner von Vaters Supersoldaten, der eine leichte Schramme davongetragen hat, weil er sich in den Weg geworfen hat, damit keiner der Prinzen verletzt wird. Ich bin-“
 

„Sein Sohn...“
 

„Ja...der, den er eine Eisenmaske aufgesetzt hat und der im Kerker versauern sollte. Der, der fliehen wollte, sich es aber im letzten Moment anders überlegt hat...“
 

„Du bist der Sohn, den Mutter liebte...Weil er anders war, als die anderen drei der Vierlinge, die sie und Qualen gebar...“

 

Ich schlucke. Blicke zum Fenster und fühle mich schlecht, da ich nun schon zum zweiten Mal an diesem Tag über diese Person nachdenken muss. Schnaube verächtlich und drehe mich wieder zu Reiju, um das Thema zu wechseln:
 

„Also, was willst du mir jetzt sagen – dass sie die 'Auserwählte' ist, durch die mein Leben jetzt besser wird und dass ich mich ihr öffnen soll?“
 

Nun ist es meine Schwester, die ihre Augen verdreht und sie verschränkt ihre Arme vor der Brust.
 

„Um Himmelswillen – nein! Das will ich nicht sagen. Ich meine...Nami ist weit davon entfernt, perfekt zu sein. Sie ist eine Diebin, eine Piratin und habgierig. Von dem, was ich gehört habe, ist sie auch sehr manipulativ – selbst ihren Freunden gegenüber. Genaugenommen sind das recht furchtbare Eigenschaften und nichts, womit wir uns normalerweise abgeben würden...“

 

Ich nicke, bleibe stumm.

 

„Sie ist aber auch absolut unschuldig. Sie...“ Ihr fehlen die Worte und greift nach einer Serviette vor ihr, die einen furchtbar großen Saftfleck hat, faltet das kleine Stück Stoff nervös mit ihren Fingern. „...mach sie nicht kaputt, okay? Sie ist nur ein Mädchen...eine junge Frau und eigentlich hat sie nichts Schlimmes verbrochen... Sie war nur zur falschen Zeit am falschen Ort...“
 

„...ich kenne ihre Geschichte... Im Gegensatz zu meinen Brüdern lese ich die Berichte der Frauen, die sie für uns einfangen, genau.“
 

„Das alles gibt dir aber nicht das Recht ein Arschloch ihr gegenüber zu sein! Du hast ihr die Möglichkeit genommen, sich an ihrem Peiniger zu rächen!“ Ihr Blick wandert hinüber zum Teppich und ich weis genau, dass sie die Brandflecken von Arlongs verkohlter Haut begutachtet. „Du hast ihr dieses Ding um den Hals gebunden! Du...presst dich an sie wie so ein elendiger Lüstling! Genau wie-“
 

„Unsere Brüder...Ich weis, ich weis...Aber was soll ich machen? Sie ist heiß und schlau. Ich kann ihr nicht widerstehen...“
 

„Es gibt eine charmante Art und eine perverse Art einer Frau näher zukommen~ Rate mal, auf welche Art sie stehen könnte...“

 

„Verstanden, ich schenke ihr Blumen und führe sie in ein schickes Restaurant aus...“

 

„Den Mörder der Ziehmutter zu schenken und diesen dann vor ihren Augen zu braten, ist gewiss nicht der richtige Weg, sie zu beeindrucken. Sonst wäre sie ja wohl kaum geflohen, nicht?“

 

„Wir hatten Besuch während des Frühstücks...“
 

„Das erklärt zumindest, warum du so scheiße aussiehst!“
 

„Das trifft mich im Herz, liebste Schwester. Haben sie Vater davon erzählt?“
 

Mittlerweile ist die Stimmung umgeschlagen, Reijus Anspannung ist ihr langsam abgefallen. Darüber bin ich froh – schließlich hasse ich es, wenn sie den Moralapostel

raushängen lässt.

 

Dennoch wundert es mich, dass sie nicht schon eher gekommen ist, um mit mir über Nami zu sprechen. Nicht, dass ich mich über dieses Gespräch gefreut hätte. Aber irgendwie scheint sich Reiju der Aufgabe angenommen zu haben, mir ab und an ein schlechtes Gewissen einzureden, was entweder meine missglückte Flucht, vor einigen Jahren, oder unsere Mutter beinhaltet.

 

Beides Dinge, über die ich wirklich sehr ungern nachdenke und rede...

 

Sie zuckt mit ihren Schultern und streicht sich eine Haarsträhne hinters Ohr.

 

„Ich bin ihnen nicht begegnet. Und wenn die Drei während ihres Fluchtversuches dabei gewesen waren, so werden sie es eher vor Vater vertuschen, als noch groß damit zu prahlen, dass eine junge, süße Frau ihr Unwesen irgendwo zwischen diesen Mauern treibt. Dass sie dabei waren, wie sie einfach so verschwinden konnte...Ohne, dass einer von ihnen eingreifen konnte...“
 

Ich seufze erleichtert, nehme mir nun selbst eine Serviette und tupfe das langsam trocknende Blut von Nase und Lippe.

 

„Gut...Muss ja nicht die Runden machen...“
 

„Ich habe aber mit Vater über einige andere Dinge gesprochen...“
 

Ich ziehe meine Augenbrauen zusammen und sehe sie fragend an.
 

„Ich finde, dass er dir mehr anvertrauen sollte. Und er hat zugestimmt. Du wirst beim nächsten Halt ein paar Erledigungen für Vater erledigen. Das Übliche – aber er lässt es dich allein machen. Also – vermassel es nicht! Und...nimm sie mit. Sie muss hier raus! Sie braucht frische Luft! Das Meer...“

 

„...sicher, dass sie nicht wieder fliehen wird?“
 

„Sie weis, dass wir uns im Gebiet der Germa befinden. Wo soll sie hin, wenn unsere Leute an jeder Ecke stehen? Willst du außerdem, dass Ichiji, Niji und Yonji sich ihr wieder nähern – ohne, dass du dabei bist? Sie sind manipulativ... sie wissen, wie sie bekommen, was sie wollen und ich muss dir nicht buchstabieren, was das ist...“

 

Ich schaudere bei dem bloßen Gedanken daran, dass Nami in diesem Fall meinen Brüdern schutzlos ausgeliefert wäre. Und wer weis...wahrscheinlich kennen die Drei auch einen Weg, das Halsband zu hintergehen...

 

„Gut...sie kommt mit...auch wenn ich mir denken kann, was da auf uns warten wird...“ Ich blicke auf die einst weiße Serviette, die von roter Flüssigkeit nun durchdrängt ist. „...Geschäft ist Geschäft, richtig?“
 

„Ihr wird in deiner Nähe nichts passieren. Da bin ich mir sicher...Und jetzt...lass sie erst einmal in Ruhe. Die braucht sie. Wenn sie Fragen hat, wird sie kommen. Wenn sie Nähe will, wird sie es dir zeigen...“
 

„...gut...“
 

„Wir werden erst morgen vor Anker gehen. Sei bereit, wenn Vater nach dir verlangt. Bis dahin können sich ja Hänsel und Gretchen um sie kümmern. Ihr Gesellschaft leisten...“

 

„Wir haben eine abendliche Verabredung um Acht...“
 

„Dann sag sie ab! Beende den Befehl!“
 

„Gut...du hast vielleicht Recht...“
 

„Habe ich...ich bin deine große Schwester...“ Sie steht auf und geht hinüber zum Fahrstuhl, hält dann aber inne und dreht sich noch einmal zu mir um. „Soll ich eigentlich einen Arzt kommen lassen. Wie gesagt – du siehst ganz schön beschissen aus!“

 

„Reizend! Aber nein, danke. Kann ich alles allein kitten!“

 

„Und die Schulter? Will ich wissen, was da passiert ist?“

 

„Hab 'ne Kugel abgefangen...“
 

„Mit der Schulter?“
 

„Mit dem Kopf wäre schlimmer, nicht?“

 

„Vielleicht wärst du ja dann zur Vernunft gekommen. Denn wie ich annehme, werden meine Worte dich nicht geläutert haben, richtig?“

 

Nun wende ich mich von ihr ab, denn der Moralapostel erscheint wieder in der Gestalt meiner Schwester und davon habe ich nun wirklich genug.

 

„Aber weist du...auch wenn du mir jetzt nicht mehr zuhören willst – ich glaube, dass sie doch für dich bestimmt war. Nein...sie ist nicht perfekt und auch nicht die Erlösung, die ich für dich erhoffe. Aber sie passt zu dir und mir hätte von Beginn an klar sein sollen, dass du es bist, der sie kauft. Weil sie Piratin ist und...Mutter hat dir doch früher immer so gern Piratengeschichten vorgelesen...“

Nur ein Job

Nervös und ein wenig aufgeregt spielt Nami an den Fransen des Schals, den Hänsel ihr um den Hals am Morgen gelegt hat. Es ist ein weiches Material, nur leider spürt sie davon sehr wenig, denn noch immer trägt sie ja dieses verdammte, eiserne Band auf ihrer Haut, wird nur durch den zarten Stoff in einem schönen, weinroten Ton verdeckt.

 

So, wie auch die langen Ärmel des herbstlichen Kleides die Handschellen verstecken – genau so, als würde sie wie eine ganz normale Frau aussehen. Doch 'Normal' würde sie ihr momentanes Leben nicht mehr nennen – denn das ist es nicht. Und auch, wenn man sie nicht dafür verwendet – um mit dem schönen blonden Prinzen zu schlafen, auf alle erdenkliche Weisen – so gleicht ihr Leben nicht weniger als das einer Prostituierten. Bereit zu stehen für die Gefälligkeiten eines Mannes. In dessen Gnade zu sein...

 

...berührt zu werden, auch wenn sie es nicht will...

 

Ja...es ist Glück, dass sie an Sanji geraten ist, denn mittlerweile weis sie, dass das, was sie unter den anderen drei Vinsmoke-Prinzen erlebt hätte, wesentlich...ja...schlimmer gewesen wäre, als all die Dinge, die sie bisher unter dem Blonden ertragen musste. Sie will es sich nicht ausmalen – gar nicht erst vorstellen – doch zumindest weis sie jetzt, dass es von Sanjis Perversion und von seinen Gelüsten noch Steigerungen gibt – die Ichiji, Niji und Yonji heißen.

 

Sie schluckt, wenn sie nur an das Frühstück zurück denkt. Daran, wie sie die junge Frau betitelt haben. Ihr nahe gekommen sind... Nach ihr lechzten und sie selbst in ihren Gesichtern erkennen konnte, wie sehr sie sich nach der bloßen Berührung ihres Körpers verzehrten.
 

Es war einfach nur widerlich und noch immer stößt es in Nami sauer auf, wenn sie auch nur daran denkt.

 

Hätte man es ihr also übelnehmen sollen, dass sie geflohen ist – oder es zumindest versucht hat?
 

Nein...sollte man nicht...und das war es auch, was Sanji getan hat. Es hat es ihr nicht übel genommen – nicht einmal im Greingsten. Denn entgegen ihrer Annahmen hat er sie nicht bestraft. Ihr keine abartigen Befehle gegeben, denen sie Folge zu leisten hatte, nur, damit sie am Leben bleibt. Natürlich – erst wollte er sich ihr wieder aufdrängen und ihr nahe sein, aber seine Schwester hat ihn dann doch überredet. Und seitdem...seitdem hatte er sie nicht mehr belästigt. Kam nur nach einiger Zeit in ihr Zimmer, widerrief den Befehl, dass sie sich zum gemeinsamen Abendbrot in seinem Zimmer trafen und ging dann mit einem freundlichen Lächeln wieder.

 

Hänsel und Gretchen kümmerten sich dann um sie, saßen bei ihr, als sie aß, wuschen sie und warteten, bis sie eingeschlafen war, nur um die gleiche Prozedur am Tag darauf zu wiederholen. Denn er kam nicht, auch wenn er doch nichts zu tun hatte, als das Schiff vor Anker gegangen ist. Einen ganzen Tag ließ Sanji sie in Ruhe...was sie irgendwie mehr beunruhigte, als es vielleicht sollte. Und dann – zwei Tage nach dem Vorfall kamen Hänsel und Gretchen wieder – der junge, nach wie vor maskierte Mann aufgeregt, darüber, dass die junge Frau mit ihrem Prinzen einen Landgang zu unternehmen hatte.
 

Nami hatte einfach so getan, als war sie total überrascht gewesen, doch irgendwie hätte sie es doch ahnen können. Dass Sanji ein paar 'Besorgungen' im Namen seines Vaters unternehmen sollte, hatte sie ja mitbekommen. Dass sie mitkommen sollte, war dann gewiss seine Idee gewesen, um sie in seine Nähe zu behalten.

 

Nähe...irgendwie scheint der junge Mann nur noch wenig davon zu halten – hat kaum mit ihr ein Wort gewechselt und gegen irgendwelche Wände, oder in seine Arme hatte er sie bisher auch noch nicht gedrängt. Sie vermisst es auch nicht, weis aber, dass sie bei all den Treffen des Tages nur eine Dekoration – die schöne, junge Frau an seiner Seite - ist.
 

Das ist auch vollkommen ausreichend in ihrer derzeitigen Lebenslage...

 

Sie blickt zu dem jungen, blonden Prinzen, der nicht weit von ihr steht und aufgeregt mit dem Steuermann des Schiffes spricht – irgendetwas über die aktuelle Route, die Inseln, die sie bereits angefahren haben und die eine, die sie noch anfahren sollten. Davon, dass die Ware im Rumpf des Schiffes noch 'heiß' ist und dass sie ihren angegebenen Zeitplan sogar um eine halbe Stunde gut gemacht hatten.
 

Nami runzelt die Stirn und sie schluckt, denn irgendwie hat sie das Gefühl, dass es nichts gutes mit dieser 'Ware' auf sich hat – so, wie die beiden Männer darüber reden. Außerdem sind Sanjis andere Botengänge auch nicht viel besser gewesen – der Besuch einer riesigen Waffenschmiede, Soldaten auf einer kleinen Insel im Osten des Gebietes aufstocken und irgendwelche Verträge unterzeichnen lassen, bei denen es um 'günstige Arbeitskräfte' geht.
 

Ja..., auch wenn Sanji ein Prinz ist und all diese Dinge im Auftrag seines Vaters geschehen, so können dies wohl kaum legale Angelegenheiten sein – zumindest glaubt Nami kaum, dass die Weltregierung bei der Masse an bestellten Waffen und dem Bataillon an abgestellten Soldaten so einfach die Füße stillhalten können...
 

Andererseits scheint das Germa-Königreich nicht das einzige Reich der Welt zu sein, in dem es illegal zugeht..., dass weis sie mittlerweile sehr gut und Korruption wird es auch in den Reihen der Weltregierung und der Marine geben.

 

„Du bist so nachdenklich...“, murmelt Sanji, als er sich all zu plötzlich von dem Steuermann abwendet, und zu ihr hinüber geht. Sie sieht, wie seine Hände zucken und gewiss hätte er sie fast in den Arm genommen – wenn sie es ihr nicht so plötzlich und erschrocken den Atem gestockt hätte, zurückweichend für wenige Millimeter.
 

Nami blinzelt, ist überrascht darüber, dass er sie überhaupt angesprochen hat, da sie damit nicht gerechnet hat. Schüttelt hastig mit dem Kopf und umschlingt schnell ihren Körper mit den eigenen Armen.

 

„Gibt es irgendetwas, das dich beschäftigt, Nami-Mäuschen? Kann ich etwas für dich tun? Soll dir jemand etwas zu essen bringen? Zu trinken?“

 

Wieder schüttelt sie den Kopf und sie sieht, wie die Augenbrauen des Prinzen nach oben wandern.

 

„...sag mir, was dich beschäftigt!“
 

Piep.

 

Ein Befehl verlässt so schnell seine Lippen, dass sie schon gar nicht mehr damit gerechnet hat. Hört das Piepen ihres Halsbandes und sieht einen leichten, roten Schein durch den dunklen Stoff der Ärmel schimmern.
 

Sie sucht hastig nach Worten:
 

„...i-ich...es ist-“
 

„Ein langer Tag?“
 

„Ja...ja, das ist es...“
 

Das Geräusch verklingt, denn anscheinend muss ihre Erschöpfung groß genug gewesen sein, so dass das Halsband ihr Stottern als die Wahrheit angesehen hat.

 

Er nickt und für einen kurzen Moment scheint sie auch eine gewisse Ermattung in seinen Augen erkennen zu können.
 

„Es tut mir leid, dass ich dich mitgenommen habe...“, sagt er, senkt dann aber seine Stimme, greift dann doch nach ihrer Hand und fixiert sie genau. Sie erstarrt, fühlt sich gefangen im tiefen Blau seiner Augen, während seine Stimme sie wie die Wellen im Sturm trifft: „Meine Brüder hätten dich aufgesucht, wenn du allein geblieben wärst. Bei meinem Glück kennen sie auch einen Trick, um das Halsband zu hintergehen. Keine Angst...ich werde nicht zulassen, dass sie mit dir... Wie dem auch sei – das ist jetzt mein letzter Auftrag. Und es ist wichtig, dass du in meiner Nähe bleibst – wo ich ein Auge auf dich haben kann. Dort, wo wir jetzt hingehen werden...es ist...es ist kein guter Ort – vor allem nicht für eine Frau, wie dich... Da gibt es Männer, die so ticken, wie meine Brüder und vielleicht noch schlimmer und für die wärst du nur Frischfleisch. Frauen...sie...sind dort nur Objekte...“.
 

So, wie ihm die Worte von den Lippen fallen, kommt gleich ein unangenehmer, bitterer Gedanke in ihren Kopf, den sie gleich – ohne ein zweites Mal darüber nachzudenken – ausspricht:
 

„Wir gehen in ein Bordell?!“

 

„Es gehört der Germa und den Frauen geht es dort besser, als in den meisten anderen...Laufhäusern...“

 

Sie entreißt ihm die Hand, denn ein zweiter – noch abstoßenderer Gedanke – platzt ihr sofort hervor:
 

„Und die 'heiße Ware' von der ihr gerade gesprochen habt – das sind Mädchen, nicht?! Sie sind hier auf dem Schiff?!“
 

„Frauen...Sie sind alle volljähr-“
 

„Keine von ihnen macht das freiwillig, oder?!“

 

Hastig greift Sanji nach ihren Schultern, drängt sie nun doch gegen die nächstbeste Wand, während sie immer schneller und schneller atmet und das Herz ihr fast aus der Brust zu springen droht.
 

„Beruhig' dich!“, zischt er, flehend, seine Daumen wandern in Beruhigung über den Stoff ihres Kleides, dort, wo ihre Schultern versteckt sind. „Verdammt noch mal! Den Frauen dort geht es-“
 

„Gut?! Willst du mich verarschen! Ich bin nicht dumm! Wie kann es jemandem gut gehen, der jeden Tag zu Sex gezwungen wird?!“
 

„Das habe ich nicht gesagt! Nami! Beruhig dich! Es ist nur ein Job!“
 

„Das sind die Mädchen, die es nicht geschafft haben, richtig?! Oder die, die geflohen sind?! Die 'Reste', die noch von deinen Brüdern übrig gelassen wurden?! Und warum soll ich in deiner Nähe bleiben?! Werde ich dann auch verkauft?! An...an einen Freier?! Oder nehmen die Männer sich dort einfach die Frauen an Ort und Stelle und du hast Angst, keine Kontrolle darüber zu haben?!“
 

Zu viele Gedanken rauschen in ihrem Kopf. Laut und erbarmungslos. Sie kann sich nicht beruhigen – will es nicht.

 

Merkt nicht, dass ich Halsband immer lauter piept... Schließlich hat er ihr in der Eile noch einen weiteren Befehl – den des sich Beruhigens – gegeben.

 

Sanji bemerkt dies, greift mit einer Hand ihr Kinn, hält es fest. Drückt mit sanfter Kraft, bis sie nach seinem Arm greift und leise wimmert.

 

„...Shhh...“, flüstert er. „...dir wird nichts zustoßen. Dafür sorge ich. Und jetzt ruhig... Ja...wir gehen in ein Bordell. Ja..., du kommst mit. Dort arbeiten Frauen – Sex gegen Geld. Tausenden geht es so auf dieser Welt...Es ist nur ein Job. Ein Beruf, wie jeder andere...“

 

Irgendetwas in Sanjis Stimme wirkt wie ein Zauber auf sie. Vielleicht auch der Griff auf ihren Kinn und sein hypnotisierender Blick. Der Rhythmus ihres Herzens wird langsamer. Sie atmet normal, wiederholt seine Worte in ihrem Kopf. Das Piepen und Blinken erlischt.

 

Zu ihrem Glück hat sie sich beruhigt.
 

„Eure Hoheit – das ist ja ein ganz schön temperamentvolles Stück. Verkauft ihr die auch?“, fragt der Steuermann von der anderen Seite des kleinen Raumes her. Seine Stimme allein ist voller Anstößigkeit und Nami ist klar, dass er sie sofort für Sex kaufen würde.

 

Nun ist es der blonde Prinz, der zu schnauben beginnt, als er das hört. Lässt Nami los und schaut mit finsterem Blick über seine Schulter – hinüber zu dem Mann, der einige Köpfe größer ist, als er. Ballt seine Hände zu Fäusten, so sehr, dass seine Knöchel knacken und weiß werden.

 

Die Augen des Steuermannes werden weit, als er das sieht, schluckt angsterfüllt und lässt das Steuerrad los. Er fällt zu seinen Knien und drückt die Nase auf den stählernen Boden, verbeugt sich so, als wolle er mit diesem eins werden.

 

Der junge Mann geht zu ihm hinüber – seine Schritte sind beinahe schleichend und grazil, wie die einer Raubkatze auf der Jagd – und greift die Haare des Verbeugenden, zerrt daran, bis er ihn ansieht.
 

„Ich habe mich wohl verhört...“, sagt Sanji, gefährlich hauchend. „'Die' steht nicht zum Verkauf! Sie gehört zu mir!“
 

„Ich wusste nicht, dass sie Eure-“

 

„Zu Wissen gehört auch nicht zu deiner Aufgabe~“ Sanji zieht weiter an den Haaren des Mannes - mit Leichtigkeit und so sehr, dass der Rücken bereits in einem sehr ungesunden Winkel gebeugt ist. „Und für diese Worte sollte ich dir das Genick brechen. Oder dir die Kehle raus reißen. Oder ich-“
 

Sanji hält inne, seine Augen treffen wieder auf Namis und erst da merkt sie, wie sie seinen Namen gerufen hat, damit er aufhört. Sie will schließlich nicht, dass noch eine arme Person ihretwegen und durch seine Hand den Tod findet. Sie kann das einfach nicht wieder mit ansehen...
 

Der junge Prinz atmet zitternd durch den Mund. Sein ganzer Körper bebt, wirkt versteift und angespannt. Seine Augen sind weit, das Gesicht verzerrt in einer wutentbrannten Fratze.

 

Wieder sieht sie in ihm das Biest, dass du auf seine Beute lauert.

 

...das Monster...

 

Und sie verspürt eine gewisse Angst - vor ihm - hält aber seinem Blick stand.

 

Er reißt seine Augen von ihren weg, wieder hinunter zu dem Mann in seiner Hand, schnaubt verächtlich und zerrt ihn mit Leichtigkeit durch den Raum und hinüber zu ihr – lässt ihn vor ihr knien und endlich los.

 

„Entschuldige dich bei ihr!“, bellt Sanji, drückt seine Finger so in den Nacken des Mannes, sodass dieser schmerzerfüllt keucht. „Los!“
 

„I-ich-“
 

„Schneller!“
 

„Ich e-entschuldige mich bei Euch, Mädchen...“

 

Die junge Frau drückt ihren kalten Rücken nur noch mehr gegen die Wand. Zittert. Starrt auf das Häufchen voll Elend zu ihren Füßen und hofft, dass der Prinz von ihm ablässt.

 

„S-schon gut...“, flüstert sie atemlos.

 

Sanji schnaubt verächtlich und lässt den Steuermann tatsächlich los. Tritt von ihm weg und senkt seinen Blick.

 

„Du hast ihre Entschuldigung nicht verdient...An ihrer Stelle hätte ich mir deinen Tod gewünscht...“

 

Der Mann nickt demütig und stellt sich wieder hin, die Knie noch wackelig, um dann hinüber zum Steuerrad zu wanken. Er greift danach und auch wenn sein ganzer Körper nun zittert, so bringt er das Schiff doch ans Ziel und lässt schon bald den Anker hinunter ins kühle Nass.

 

...verbeugt sich wieder bis auf den Boden, als Sanji an ihm vorbei schreitet, hinüber zu Nami und er ihr seinen Arm anbietet. Für einige Sekunden verharren ihre müden, dunklen Augen auf ebendiesen, bevor sie sich dann schließlich mit einem leisen Seufzen an ihn hängt.

 

Mit dem Blick zum Boden gerichtet folgt sie ihm, hinaus, über das Deck und hinunter in den Hafen, wo sie schon nach wenigen Schritten stehen bleiben.

 

Die junge Frau fühlt sich einfach zu schlapp, als das sie sich an dem schönen, blauen Himmel erfreuen könnte. An dem Geruch des Meeres und dem erfrischenden Wind, der ihr die Haare zerzausen will.
 

Sie kann einfach nicht mehr...will aus diesem Albtraum erwachen und ihre ursprüngliche Reise fortführen...doch nun stirbt auch langsam das letzte Fünkchen Hoffnung in ihr aus. Sie weis nicht, ob es nicht besser wäre, sich allmählich ihrem kläglichem Schicksal zu ergeben, oder sich doch selbst in die Fluten zu stürzen, um einfach ihr Leid zu beenden.
 

Um ein Haar wäre ihr ein Schluchzen über die bleichen, trockenen Lippen gekommen, wenn nicht plötzlich die Schritte wahrgenommen hätte, die da auf sie zukommen. Nami bemerkt sogar, wie sich der junge Mann an ihrer Seite noch ein wenig mehr aufrichtet und sie dadurch ihren Blick nun aufwärts richtet.

 

„Ah~ Mein werter Prinz!“, grüßt ihn da gleich ein dicker, schmieriger Typ, dessen Toupet ein wenig auf dem runden Kopf verrutscht ist, während Nami sofort das furchtbar gemusterte Hemd wahrnimmt, dass sich durch zu viele grelle Farben auszeichnet und falsch zu geknöpft wurde. Zudem trägt er einen wirklich schlecht sitzenden Anzug darüber, was ihren ersten Eindruck nur noch um einiges verschlimmert.

 

Sein Aussehen hält ihn aber nicht davon ab, die Hand des Prinzen zu nehmen und kräftig zu schütteln und allerlei Komplimente dem jungen Mann entgegenzubringen.
 

„Euch gehört das Bordell?“, fragt Sanji nur und weicht einen winzigen Schritt zurück, scheinbar selbst ein wenig angewidert.
 

„Natürlich, natürlich! Bringt die Mädchen nur rein – man wird sich schon um sie kümmern! Und diese hier ist ja ein besonders entzückendes Stück und ich-“ Seine fetten Finger reichen schon in Namis Richtung, gewiss um auch sie zu grüßen doch Sanji erhebt gleich seine Hand, als er dies bemerkt und drückt sie gegen die Brust des Dicken.

 

„Oh...oh ich verstehe...“, säuselt der Mann schnell, duckt sich ein wenig unterwürfig und entschuldigend weg und aus Sanjis Reichweite hinaus. „Schön auch euch kennenzulernen, meine Schöne...“

 

„Die Bezahlung?“, erkundigt sich Sanji schnell, will gewiss ohne jegliche Abschweifungen den Auftrag für seinen Vater erledigen – so, wie schon die anderen Geschäfte zuvor.

 

„Alles da, alles bar, mein Prinz. Findet sich-“
 

Erneut eine Unterbrechung, doch dieses Mal scheint es den Dicken nur wenig zu beunruhigen, denn es ist das Schreien einer Frau, das an ihre Ohren dringt. Schrill und angsterfüllt.

 

Kurz darauf kommt eine Mädchen – gewiss nicht viel älter als Nami selbst – die Zugangsbrücke des königlichen Schiffes hinunter gestürmt. Weicht der ersten Wache aus. Der zweiten.
 

Doch der dritte Germasoldat bekommt sie dann doch am Arm zupacken. Zerrt sie zurück und gegen sich, während sie sich wehrt und um Hilfe schreit – die Augen weit und flehend und voller Tränen.

 

Der Dicke nickt beeindruckt und pfeift.
 

„...eine temperamentvolle Ladung, ja? Oder ist dies das letzte, verzweifelte Aufbäumen?“ Er lacht selbst hämisch über seine Worte. „Darf ich schauen?“

 

Sanji nickt und mit einer weiteren Bewegung seines Kopfes, drückt der Soldat die junge Frau zu Boden, lässt sie vor dem dicken Zuhälter knien und hält ihr sein Schwert gegen die Kehle.
 

„Ah...hübsch...Körbchengröße D...Doppel D sogar. Mhm...schmale Hüften...an den Haaren müssen wir noch etwas ändern. Und-“
 

Sie spuckt dem Mann angewidert ins Gesicht.
 

Erneut lacht er so widerwärtig, bevor er sie mit einer abrupten Bewegung an den Haaren packt.

 

„Ich glaube, ich muss dir noch Manieren beibringen, du Fot-“

 

Sanji räuspert sich und erschrocken blickt der Mann hinüber zu ihm, lässt von der Frau ab.
 

„Bitte nicht die Ware beschädigen, bevor ich den Vertrag unterschrieben habe.“
 

„Natürlich, natürlich...Ich...lasse mich nur ungern bespucken. Das versteht sich doch, mein werter Herr.“
 

„...versteht sich...“, murmelt Sanji und dreht sich mit ihr von dem Geschehen weg, um hinüber zu dem Haus zu gehen, dass bereits vor ihnen liegt – in dessen Fenstern rote Lichter strahlen und das Schild mit der Aufschrift „Haus der roten Lippen“ ihr kein gutes Gefühl gibt. „Es sind einundzwanzig Frauen und ich hoffe, sie sind alle nach Eurem Geschmack...Wir gehen schon einmal vor – ich habe gehört, dass Euer 'Etablissement' guten Wein ausschenkt...“
 

„Natürlich, natürlich – mein wertester Herr. Ich lasse die Damen hineinbringen und die Empfangsdame bringt euch hinauf in mein Büro...“
 

„Gut...und du, mein Nami-Mäuschen, beruhigst dich bitte wieder...“
 

Erst da bemerkt sie, wie sie die ganze Zeit die Luft angehalten und ihren Arm um den seinen verkrampft hat und nun ihr Körper durch Aufregung zittert.

 

„Das hier ist nur ein Job, verstanden? Schnell rein, den Vertrag unterschreiben und wieder abhauen. Dir geschieht nichts...“
 

„Mir vielleicht nicht...“, zischt sie atemlos und den Tränen nah. „...aber denen...“

 

Sie blickt über die Schulter, sieht, wie nun immer mehr Frauen hinunter auf den Steg geführt werden – arme, zitternde und verängstigte Wesen, so wie sie. Der Dicke brüllt irgendwelche Befehle, damit die Soldaten sich nur noch mehr mit der 'heißen Ware beeilen' und wedelt dabei wild mit seinen Händen.

 

„...sieh mich an!“ Piep. Und sie tut es auch. „Es mag nicht den Anschein erwecken, aber ihnen wird es hier gut gehen. Besser...als unter meinen Brüdern...“

 

„Hör auf mich zu belügen...“

 

„Das würde mir nie einfallen...“ Er bleibt stehen und dreht sich zu den jungen Frau, reicht mit seinen Händen zu ihren Wangen. „Wir wissen, dass es keine Lüge ist...Und ich glaube, dass es für dich jetzt besser ist, deine Augen auf dem Boden zu richten...Es ist gewiss besser für dein Seelenheil. Das ist kein Befehl, sondern eher ein Wunsch...okay? Und denk daran – für die Frauen hier ist es-“
 

„...einfach nur ein Job...“
 

„...genau...“

 

Er lächelt, zieht beide ihrer eiskalten Hände dann zu seinen Lippen hinauf und küsst sie, bevor er dann seinen Arm über ihren Rücken legt und sie in das Lokal führt.

Der Wert eines Frauenlebens

Seit einiger Zeit schon sitzen sie still im muffigen Büro des Bordellbesitzers – Sanji schwenkt ein wenig gelangweilt sein Weinglas hin und her, während Nami ihre eisigen Finger an dem Tee wärmt, den Sanji für sie zubereiten ließ. Ihr eigenes Glas hat sie schließlich verweigert, doch der Prinz bestellte dennoch das warme Getränk für die junge Frau, damit sie sich daran ein wenig aufwärmen konnte. Doch zu trinken schafft sie einfach nicht – zu viel geht in ihrem Kopf vor sich. Fragen über Fragen, grausige Gedanken und Ängste, die nur so drohen, aus ihr herauszuplatzen.

 

„Sag mir...was beschäftigt dich...?“, ertönt da all zu plötzlich wieder Sanjis Stimme, und erschrocken blickt sie auf und zu ihm hinüber – denn wie schon auf dem Schiff erkundigt er sich nach ihren Gedanken und blickt sie wieder so eindringlich an.

 

Das Piepen des Halsbandes hat sie schon fast gar nicht mehr wahrgenommen und daher antwortet sie schnell und ohne zu zögern:
 

„...wie teuer ist...so eine Frau?“
 

„Hier? In diesem Haus? Da musst du meine Brüder fragen, die kennen sich da ein wenig besser aus...“
 

„N-nein...ich meine...wie viel ist eine Frau so Wert, die ihr hier verkauft? Wie viel bekommst du jetzt für diese 21 Mädchen da draußen?“

 

„Kommt darauf an...“
 

„Worauf? Wie oft einer deiner Brüder dran war?“
 

„Naja...ja...und nein. Du weist noch, was ich dir erzählt habe, was passiert, wenn eine Frau zu fliehen versucht und eingefangen wird? Oder...wenn sie meinen Brüdern zu langweilig wurde?“
 

„Die Stimmbänder werden ihnen entfernt...“
 

„Genau... Wenn sie ganz 'frisch' bei meinen Brüdern waren, dann verkaufen die Frauen sich sehr gut. Sie wurden von Prinzen hoch gehandelt – sind also für Hoheiten viel wert – aber nicht zu...verbraucht – wenn du verstehst, was ich meine...“
 

Nami verzieht ihr Gesicht, nickt aber. Fühlt sich angewidert, allein durch dieses Wissen.
 

„Aber umso länger sie im Besitz meiner Brüder waren, umso mehr sinkt der Preis. Allein schon aus dem Grund, dass die Damen ja auch nicht jünger werden. Darüber hinaus setzt sich der Preis aus den körperliche Gegebenheiten der Frauen zusammen – du hast ihn ja gehört. Größe der Brüste, Breite der Hüften, Hautfarbe, Haarfarbe, Tattoos oder Narben... Alles nach Angebot und Nachfrage... Aber - wir wissen ja, was wir zu bieten haben und Vater hat da auch seine gewissen Verkaufsvorstellungen...“
 

„Widerlich...“

 

„Du musst ja damit nicht d'accord sein, Nami-Schatz. So funktioniert es aber hier. Außerdem solltest du dich nicht so weit aus dem Fenster lehnen – Diebstahl ist schließlich auch kein Kavaliersdelikt und ziemt sich für eine junge Frau nicht. Oder...Piraterie...Beteiligung an einer Revolte...oder...Auflehnen gegen die Obrigkeit.“

 

Als sie ihn anblickt, grinst er sie an, bevor er langsam das Glas zu seinen Lippen bringt und einen winzigen Schluck daraus nimmt. Ein wenig verärgert über seine Worte presst sie ihre Lippen zusammen und schnaubt verächtlich:

 

„Du vergleichst Äpfel mit Birnen. Diebstahl und Menschenhandel sind wohl kaum gleichzusetzen.“
 

„Beides ist absolut gesellschaftlich verwerflich... und wird von der Allgemeinheit verpönt!“

 

„Dennoch-“

 

„Bist du eine kleine Diebin und ich nur ein Prinz, der den Aufgaben seines Vaters nachgeht.“

 

Erneut schnaubt sie.
 

„Äpfel und Birnen...“

 

„...sind beides Früchte, die an Bäumen wachsen. Und wir beide sind Verbrecher – egal, wie du versuchen willst, das Blatt zu drehen und zu wenden...“
 

„...ich ruiniere zumindest kein Menschenleben...“
 

„...stiehlst du dem armen Mann sein letztes Hemd, so verkommt auch er...“
 

„Ich hasse dich...“
 

„Und ich verehre dich nur noch mehr~“

 

Die junge Frau will gerade ihren Mund öffnen, um den jungen Prinzen erneut zu beleidigen, doch wird sie je unterbrochen, als die Tür sich mit einem lauten Knarren hinter ihr öffnet und der Dicke endlich zu ihnen ins Büro stürmt.

 

Laut hechelnd watschelt er an ihnen vorbei, hinüber zu seinem Platz am überfüllten Schreibtisch und setzt sich. Dann trinkt er aus der bereits offen stehenden Flasche, die neben ihm steht und zieht ein zerknittertes Blatt unter einem der Papierstapel hervor.
 

„Gute Ware..., gute Ware...“, murmelt er, zückt einen Stift und beginnt darauf zu schreiben. „Zwanzig Frauen-“
 

„Zwanzig? 21 wurden geliefert – für einundzwanzig wird auch gezahlt! Was ihr mit denen macht, soll mir egal sein.“
 

Sanji muss Namis wiederholtes, verärgertes Keuchen wahrgenommen haben und mit einem entschuldigenden Blick dreht er sich zu ihr um, legt dabei eine Hand auf ihr Knie, um dann den Zuhälter wieder anzublicken.

 

„Bei der einen kleinen...diese Brünette mit dem Muttermal auf der linken Wange scheint mir die Narbe ein wenig groß geworden zu sein. Die...die am Hals – Ihr wisst schon. Von den Eingriffen, die Eure Jungs da mit den Weibern durchführen. Welchen Freier soll sie mit dem Schandfleck am Hals bitte anlocken können?!“
 

„Mein Bruder Yonji hatte sie gerade einmal ein Vierteljahr. Außerdem ist sie sehr niedlich...und welcher Kerl steht nicht auf Brünette?!“
 

„Aber die Narbe – mein Herr. Ich will Euch und Euren Geschmack ja nicht beleidigen, aber die Narbe entstellt die Kleine schon sehr. Außerdem konnten wir bei näherer Betrachtung einige Blessuren feststellen...“
 

„Blessuren?“
 

„Da sind einige blaue Flecken noch nicht recht abgeheilt, Eure Hoheit. Gewiss – ich habe gehört, dass Euer Bruder – Hoheit Vinsmoke Yonji – es gern ein wenig...härter...mag... Aber für die gemeine Kundschaft sind diese Makel eher abschreckend.“
 

„Blaue Flecken heilen schnell... Oder sie soll im Fetisch Bereich anfangen...Da gehören blaue Flecken bestimmt zur Tagesordnung...“
 

„Fetisch Bereich?“, flüstert Nami, versunken im Schock, als sie das hört, wodurch Sanji erneut zu ihr blickt. Seine Finger drücken sanft gegen ihr Knie und für einen Moment meint sie, dass er sogar seinen Kopf schüttelt.

 

Dass der Dicke seine Augen auch auf ihr hatte, bemerkt sie erst im letzten Moment, als die beiden Herren sich wieder einander zuwenden.

 

„Die Kleine für die Fetischisten? Ihr wisst, mein Herr, dass die Männer dort auf Frauen stehen, die sprechen können. Ohne Stimmbänder bekommt die bestimmt kein 'Jawohl, Meister' hervor.“ Der Mann gluckst und lehnt sich in seinem Stuhl zurück, betrachtet dabei Sanji genau. „Wenn Ihr wissen wollt, was ich meine, kann ich für Euch gern ein Zimmer reservieren lassen. Und eure kleine Gespielin da, darf natürlich gern auch dabei sein. Mit zwei Frauen macht er nur noch mehr Spaß!“

 

Nami spannt sich an und Sanjis Hand fühlt sich dabei wie ein Käfig an, aus dem sie droht herauszubrechen. Allein der Gedanke daran, dass Sanji einwilligen könnte, bringt sie fast um den Verstand und lässt es ihr wieder schlecht ergehen.

 

„Danke, wir passen... Sie reicht mir vollkommen...“
 

„Ich bin beeindruckt – muss ja guter Sex mit ihr sein. Ich erinnere mich an Niji, der sofort auf das Angebot angesprungen ist und gleich noch fünf Frauen dazu bestellt hat. Nun gut – wie heißt es doch so schön – was der Bauer nicht kennt, isst er auch nicht und gerade der..., besondere...Bereich der Fetischisten kann sehr abschreckend wirken – für den, der es nicht kennt. Falls ihr doch einmal in den Genuss kommen wollt, die Kleine da auszupeitschen, dann sagt mir nur Bescheid...“
 

Nun ist es Sanji, der verärgert schnaubt, während der Dicke Nami grinsend zuzwinkert.

 

„Nicht vom Thema abkommen und zurück zu den Verhandlungen...“
 

„Ich bin doch vollkommen dabei, Eure Hoheit. Aber versteht doch – es geht hier um gutes Geld und die Berry sind schwer verdient...Die Mädchen mussten dafür viele Stunden schwer schuften...“
 

„Und ich komme im Auftrag meines Vaters, dem König und der möchte sein Geld gern für die gebrachte Ware haben...“

 

„Natürlich, natürlich, Eure Hoheit... Ihr müsst doch nur mein Dilemma verstehen~“
 

„Dilemma? Die Frauen sind hier, um an Freier verkauft zu werden. Dafür brauchen sie nicht viel und anatomisch gesehen, alles, was sie am Körper tragen...“
 

„Sicher doch, sicher doch. Aber denkt nur an das Angebot und die Nachfrage...“
 

„Angebot und Nachfrage, pah! Mir ist bekannt, dass Ihr ein Gauner seit und die Mädchen gibt es nur für den Preis, den Vater verlangt hat... Alle 21!“

 

Der Zuhälter seufzt verzweifelt und lässt sich erneut gegen die Lehne des Stuhles fallen, fährt sich durch das schreckliche Toupet.
 

„Sieben Millionen für alle Frauen? Und die Überschüsse aus dem vergangenen Jahr wollt Ihr doch gewiss auch noch – Eure Hoheit, Ihr macht ein Armenhaus aus diesen Mauern! Ich muss die Mädels hier ernähren. Und die Freier wollen immer den guten Wein! Den GUTEN! Und dann die Kosten für das Wasser, den Strom, neue Betten...und der Anbau ist auch noch nicht finanziert...Mädchen...sag doch auch mal was! Stimm' deinen Traumprinzen doch mal um!“

 

„Sprich sie nicht an...“, brummt Sanji und Nami merkt, wie der Ton seiner Stimme sich verfinstert hat und der junge Mann zunehmend verärgerter wird. „...sie hat mit der Verhandlung nichts zu tun...“
 

„Gewiss, gewiss, mein Herr. Und doch scheint es mir, dass ihr durch ihre Anwesenheit ein wenig abgelenkt seid. Moment-“

 

Hastig drückt er auf einen Knopf, irgendwo am Rande des Schreibtischs, spricht einige hastige Worte in einen kleinen Lautsprecher und wenig später erscheint eine große, vollbusige Frau, deren glitzerndes Kleid ein wenig durchschimmernd ist. Sie wirkt alt – wahrscheinlich älter, als sie in Wirklichkeit ist, denn ihre Augen sind tief versunken und die Stirn arg faltig. Auf hohen, dunkelblauen Absätzen kommt sie in den Raum stolziert, bleibt neben dem Schreibtisch stehen und stemmt eine Hand gegen ihre Hüfte, während sie mit der anderen nach der Zigarette, die zwischen ihren dunklen Lippen greift, um den Rauch in die Luft zu pusten.

 

„Na?“, sagt sie, scheinbar ein wenig belustigt, als sie den vor Stress nervös zappelnden Dicken sieht. Ihre Stimme ist tief und rauchig und Nami kann schon erahnen, dass der Glimmstängel in ihrer Hand nicht die erste in den letzten zehn Minuten gewesen sein kann. „Probleme?“
 

„Führe doch die Kleine ein wenig in unserem Etablissement herum. Wenn sie wiederkommt, kann sie ja dem jungen Prinzen erzählen, wie nötig der Umbau ist, während wir uns weiterhin über das Finanzielle unterhalten.“
 

„Ich bin mir nicht sicher, ob ich sie hier allein rumlaufen lassen sollte“, sagt Sanji gleich hastig, drückt nun noch mehr gegen Namis Knie, als wolle er verhindern, dass sie aufsteht.
 

„Keine Sorge – gerade sind keine 'Stoß'-Zeiten – wenn Ihr meinen kleinen Witz versteht-“ Der Dicke lacht hinter der Dame und haut vor Vergnügen sogar seine Hand auf die Tischplatte vor ihm. „Und ich kann Eure Süße sehr gut verteidigen. Meine Schenkel sind so stark, dass ich damit einen ausgewachsenen Eber erlegen könnte...“ Nami will sich das wirklich nicht vorstellen. „Ich passe auf sie auf und sie wird unbeschadet wieder zu Euch zurückkommen.“ „Hahaha – 'Kommen' !“

 

Mit einer Mischung aus Irritation und Empörung blickt Sanji hinüber zu dem Zuhälter, der sich anscheinend nicht mehr beruhigen kann und blickt wieder hinüber zu Nami, bevor er sich zu ihr lehnt, um in ihr Ohr zu flüstern:
 

„Ich will dir das hier ersparen. Die Nutte scheint vertrauenswürdig zu sein – vertrauenswürdiger, als er es ist... Geh mit ihr mit. Dir kann eh nichts passieren.“ Er tippt mit einen Finger gegen ihren Hals und sie versteht ihn sofort.
 

„Sanji...wirklich...ich will nichts sehen, was ich nicht vergessen kann...“, zischt sie zurück und ist froh, dass das Gelächter hinter ihnen noch immer nicht verstummt ist.

 

„Dann sieh nicht so genau hin, wenn es für dich zu unangenehm wird.“ Piep „Außerdem wird sie dich ja wohl kaum in Räume bringen, in denen gerade gearbeitet wird...“ Seine Hand wandert von ihrem Knie nun zu ihrem Arm hinauf, umgreift sie fest, um sie noch ein wenig näher zu ziehen. „Und merk dir den Weg. Wenn es zu gefährlich für dich wird, kommst du einfach wieder zu mir zurückgelaufen, in Ordnung?“
 

„Okay...“, flüstert sie nur noch und langsam erhebt Nami sich aus ihrem Stuhl, um der Frau zu folgen – natürlich nicht ohne einen Handkuss, wie es für den jungen Prinzen doch üblich ist.

 

Sofort dreht er sich wieder zu dem Dicken, der sich langsam wieder zu beruhigen scheint und auch wenn sie mit der Dame bereits das Büro schon verlassen hat, kann sie hören, wie sie wieder miteinander diskutieren.
 

„Du liebe Güte, das kleine Prinzchen steht ja ganz schön auf dich... Da muss ja das Bett ganz schön was aushalten~ Wenn der könnte, hätte er dich gleich dort wieder genommen. Du weist, wie man Männern den Kopf verdreht, muss ich schon sagen! Schade, dass er dich nicht verkaufen will.“ Mit gekonntem Griff greift die Frau unter den Saum ihres kurzen Kleides und zieht eine Zigarettenschachtel hervor. Sie nimmt sich selbst zwei – eine steckt sie nach Fallenlassen des Stummels gleich zwischen die Lippen, die andere hinters Ohr. Dann hält sie Nami das kleine Päckchen entgegen.

 

„Auch eine?“
 

Nami schüttelt gleich den Kopf und die Schachtel verschwindet wieder dahin, wo sie gekommen ist.

 

„Ein Laster hat jeder hier, Kleine. Lernst du auch noch. Ich muss aber sagen – du würdest eine großartige Nutte machen. Also – keine königliche, sondern eine Richtige. Du hättest ordentlich Asche eingebracht. Für wie viel darf der dich Knallen?“
 

„Ich...Entschuldigung...was?“ Nami ist ein wenig erschrocken über die Wortwahl und verschränkt schnell die Arme vor der Brust. Irgendwie merkt sie, dass dies ein sehr...schamloses Gespräch wird.

 

„Oh...natürlich~“ Die Dame zündet die Zigarette an und haucht ihr den Rauch entgegen, sodass Nami hustet. „Am Hofe geht es ein wenig vornehmer zu – wobei ich bei Yonjis letzten Besuch gehört habe, wie vulgär so ein Prinzchen sein kann. Aber ich will mich mal anders ausdrücken: Wie viel hat der blonde Schönling bezahlt, um dich zu deflorieren.“
 

Die Wortwahl gefällt der jungen Frau nicht wirklich mehr. Dennoch beschleicht Nami das Gefühl, dass die Dame nicht locker lassen wird, bis Nami ihr eine zufriedenstellende Antwort gibt.

 

„Zwei Millionen...“

 

Beeindruckt pfeift die Frau.

 

„Hast du ihn da vorher ran gelassen, oder woher wusste er, dass du so gut bist? Ich meine – da gibt es schon geilere Schnallen auf dem Markt als dich. Gut – wahrscheinlich steht er auf den 'Unschuldiges Mädchen vom Lande'-Look. Aber für zwei Millionen muss man schon gut was bieten. Wahrscheinlich kannst du gut-“ Sie macht eine vulgäre Bewegung mit ihrer Hand und ihren geöffneten Lippen, was Nami unangenehm erröten und sie schnell zu der Wand am Ende des Flures sehen lässt. „Kann ich ihm nicht verübeln, darauf stehen alle Vinsmokes. Ich muss es ja wissen – bei mir waren schon die anderen drei Brüder. Der da drin fehlt mir noch in meiner Sammlung. Aber so, wie der sich bei dir aufgeilt, kann ich lange warten, dass der zu mir kommt, nicht?“

 

„Als ob du dir aussuchen kannst, mit wem du schläfst...“, flüstert Nami nur, mehr zu sich selbst, als zu ihr, was die Frau nicht weniger bemerkt und sie lachen lässt.
 

„Oh Süße – ich gehöre zu den fünf Damen hier im Haus, die sich genau das aussuchen können! Ich habe ja auch gut und lang' dafür gearbeitet!“
 

Sanjis Worte kommen Nami wieder in den Kopf – der, dass alles hier nur ein Job für die Frauen ist.

 

„Das...kannst du...?“
 

„Natürlich! Ich lass doch nicht jeden Dorftrottel an mich ran, also wirklich! Wer bei mir auch nur anfassen will, muss ordentlich Berries hinlegen. Und jetzt komm – wir wollen uns doch alles schön ansehen, bevor dein Schnuckelchen dich wieder begehrt. Mein Name ist im Übrigen Elsa und ich bin so etwas, wie die Mutti des Hauses!“

 

Die junge Frau hat keine Zeit, um das Angebot abzulehnen – denn schon greift Elsa sie am Handgelenk und zieht sie hinter sich her – die Treppe hinunter, welche sie noch vor einigen Augenblicken mit Sanji erglommen hat.
 

„Aaaalsoooo~ Gibt es irgendetwas, was dich besonders interessiert? Willst du mal die Zimmer sehen? Auf was steht er so? Rollenspiele? Wir haben exzellente Rollenspielräume – eine Arztpraxis, ein Büro, ein Klassenzimmer, eine Werkstatt-“

 

Elsas Worte waschen über ihr wie eisiges Wasser, lassen immer und immer wieder neue Schauer über ihre Haut wandern und geben ihr das Gefühl des Ertrinkens. Ein kaltes Pressen in der Brust schnürt ihr fast die Luft ab – lässt sie jedes Mal fast ersticken,wenn sie neue Eindrücke in eine Welt erlangt, die ihr lieber verborgen geblieben wären:
 

Zimmer mit riesigen Betten und anderen – zu Teilen gepolsteren – Möbeln, in denen es muffig und nach Schweiß riecht. Und nach...anderen...Flüssigkeiten, über die Nami nicht nachdenken will. Frauen – teils halbbekleidet, teils mit durchschimmernder Wäsche grüßen sie, sitzen auf Stühlen vor den Zimmern und viele von ihnen rauchen. Unterhalten sich miteinander, oder beginnen die wenigen Männer zu verführen, die ihren Weg kreuzen. Die junge Frau muss mit ansehen, wie ein schmieriger, nach Alkohol stinkender Typ sich an einer der Damen hier für Geld vergehen kann – und das mitten auf dem Flur.

 

...sie sieht schnell weg – noch bevor ihr Halsband zu piepen beginnen kann, doch bedauerlicherweise wird ihr das grunzende Stöhnen noch lange im Gedächtnis bleiben...

 

Natürlich zieht Elsa sie auch in eines dieser...'besonderen Spielzimmer', wie sie ihr sagt und erst da merkt Nami, dass ihr beim Wort 'Fetisch' doch mulmiger zu Mute sein sollte, als zu Beginn angenommen – mit die verschiedenen Peitschen, die feinst säuberlich an der Wand drapiert wurden. Und Handschellen. Und...sie will gar nicht wissen, was dort noch für Gerätschaften hängen, oder für was sie genutzt werden können und blickt daher schnell und betreten zu Boden, während die Ältere neben ihr fleißig mehr von den Beschaffenheiten des Raumes preisgibt und welch Spaß es doch ist, von einem Freier unter die Decke gehangen zu werden.
 

Mit Spaß scheint in Namis Augen das alles aber nur wenig zu tun zu haben und erschrocken blickt sie auf, als Elsa erneut nach ihr zu rufen scheint.
 

Sie blinzelt, schluckt und sieht erschrocken die Frau vor ihr an.
 

„Ich will wissen, ob du noch Fragen hast...“

 

„Fragen?“
 

„Ach...willst du es lieber gleich mit deinem Prinzchen ausprobieren? Kein Problem! Ich kann euch gleich das Zimmer reservieren und-“
 

„Elsa?!“
 

Die Ältere hält inne und Nami sieht, wie ihre Augenbrauen sich erstaunt zusammenziehen, als sie ihren Namen hört. Wirbelt herum, bis sie zu einer jungen Frau blickt, die schwer atmend im Türrahmen steht – die Hände voller Blut und die Augen voller Tränen.

 

Sofort lässt Elsa ihre Zigarette fallen, tritt sie aus und stürmt an dem Mädchen vorbei – fragt hastig nach der Zimmernummer, um dann die Flure entlangzulaufen.

 

Nami hinterher – ohne zu überlegen, denn allein in diesem Zimmer – an diesem Ort – zu bleiben, will und kann sie einfach nicht - und auch wenn bereits ein mulmiges Gefühl ihre Kehle hinaufkriecht, so scheint doch alles besser zu sein, als das hier. Außerdem soll die Ältere doch auf sie aufpassen und Nami will sich nicht ausmalen, was einen von ihnen droht, wenn sie allein hier im Bordell bleibt.
 

Denn nur weil sie die 'Mutti' im Haus ist, heißt das doch nicht, dass Sanji nicht bestrafen würde, wenn Nami etwas zustieße...

 

Doch sie muss sich beeilen – Elsa ist schnell - gekonnte Meisterin auf ihren hohen Absätzen – und stürmt die Treppe wieder hinauf. Nami hinterher und sieht schon nach der nächsten Kurve eine aufgeregte Gruppe an Huren, wie sie sich dicht an dicht durch eine Tür in eines der Zimmer drängen wollen. Sie flüstern. Andere Schreien und Klagen. Blicken auf, als sie das Klicken und Klacken von Elsas Schuhen auf dem Boden wahrnehmen. Machen Platz, als die Ältere kommt und gewähren auch Nami einen Blick in den Raum hinein – auf etwas, was Nami lieber nie gesehen hätte.

 

Keuchend fahren ihre Hände zu ihren bebenden Lippen und sie meint sogar, wie eine der Damen ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter legt.
 

Wahrscheinlich – und dieser bittere Gedanke kommt Nami erst später – ist dies ein Anblick, den die Damen hier schon gewohnt sind.
 

Denn auf den Bett liegt eine junge, nackte Frau – vielleicht nicht viel älter als sie selbst – das Gesicht blutüberströmt und dunkle Male von Händen zeichnen sich auf ihrer Kehle ab. Sie atmet nicht, die bleichen Augen starren nur hinauf zur Decke.

 

Ja...das hier scheint die wahre Welt der Huren zu sein – nicht das prachtvolle Abenteuer, das ihr die Ältere die ganze Zeit verkaufen wollte.
 

Ein Arzt kommt in den Raum gestürzt, versucht sie wieder zu den Lebenden zu holen.
 

Jemand meint, dass 'der Kerl' schon von den Sicherheitsleuten gefasst wurde.
 

Doch am Ende schließt Elsa die Augen der Frau mit ihren Fingerspitzen...blickt dann mit trübem Blick zu der Orangehaarigen bei der Tür und sagt in einem müden Flüstern:
 

„Tja...und das ist der Preis den Frauen hier manchmal zahlen müssen... Du kannst froh sein, dass dein Prinzchen dich hiervor bewahrt hat...“.

Zwischen Show und den fünf Sinnen

'Die Show muss weitergehen' – heißt es doch und die Wahrheit dahinter begreift Nami schnell.
 

Nur Minuten muss es gedauert haben, bis man den leblosen Körper des Mädchens aus dem Zimmer getragen hat. Auf einer Trage, ihre nackte Haut verdeckt durch ein weißes Tuch.
 

Bis...eine kleine Putzkollone kam, um das Zimmer wieder zu reinigen.

 

...und die Mädchen sich wieder auf den Stühlen vor ihre Zimmer setzten, ganz so, als sei nichts gewesen...

 

Mit zittrigen Händen greift Nami nach dem Glas vor ihr, trinkt und lässt den brennenden Inhalt ihre Kehle hinunter fließen. Es ist irgendein hartes Zeug – nicht, dass es ihr irgendwie helfen wird, das Gesehene zu vergessen, aber ein Tee war nur wirklich in diese Situation nicht angebracht. Und vielleicht fällt es ja ihr so leichter, alles hier zu verstehen...
 

„Mhm...du siehst nicht viele Tode, richtig, Mädchen?“, fragt Elsa, als sie ihre Zigarette im Aschenbecher ausdrückt, bevor sie wieder nach dem Lappen greift, um weitere Gläser zu polieren.

 

Mit müden Augen blickt Nami zu der Älteren, zuckt dann nur mit den Schultern.

 

„...in letzter Zeit häuft es sich...“, murmelt sie über den Lärm von anreizender Musik, Grölen und betörendem Gelächter hinweg.
 

Sie sitzt auf einem Hocker am Tresen. In der Bar, die sich im Eingangsbereich des Bordells befindet. Als sie mit Sanji dieses betreten hat, versuchte sie dem Geschehen nur wenig Aufmerksamkeit zu schenken – doch irgendwie findet sie nun die Tänzerin mit freiem Oberkörper an der Stange, den halbnackten Mädchen, die sich an die Kundschaft werfen und die erregten Blicke der unterschiedlichsten Freier nur noch halb so schockierend.
 

„Kann ich noch einen?“, fragt sie müde und stützt ihren Kopf auf eine Hand.
 

Elsa pfeift.
 

„Junge Dame – nicht dass du mir hier vom Hocker kippst!“, tadelt die Ältere, schenkt der jungen Frau dennoch etwas von der klaren Spirituose ein.
 

„Ich vertrage viel. Das hier ist wie Wasser für mich“, dass sie normalerweise eher Wein, oder andere, leichtere alkoholische Getränke meint, will sie nicht sagen – doch wahrscheinlich wird ihr auch ein zweites Glas nur wenig ausmachen. Außerdem braucht sie das jetzt – und wie sagte Elsa noch vor einigen Minuten: 'Jeder hat sein Laster'.

 

Dann ist Alkohol eben ihres...

 

„Nicht das dein Schnuckelchen dann ärgerlich wird, weil du im Bett gleich weg pennst... Kommt nicht so gut, wenn man der Obrigkeit nicht gehorcht und nicht schön die Beine spreizt...“

 

Nami verdreht die Augen, trinkt dieses Mal nur den halben Inhalt ihres Glases und als sie dieses abstellt, beginnt sie mit einem Finger über den Rand zu fahren.

 

...kleine Kreise, die sie irgendwie beruhigen sollen...

 

„Du sagst das so einfach...“, murmelt sie. „Dieses...'Beine spreizen'. Ihr werdet hier tagein und tagaus vergewaltigt und nehmt es einfach hin. Als sei es normal! Das ist es aber nicht Es ist-“
 

„Es ist unser Job, Kleines...“
 

„Das ist Qual! Tortur! Kein Job! Es ist absolut frauenverachtend! Die Männer unterdrücken euch und eure Würde. Finden es wahrscheinlich geil, endlich mal Macht zu haben, in ihrem kleinen, verkümmerten Leben!“
 

„Tja...“ Elsa zuckt mit den Schultern „Es ist eine Wahl. Anschaffen, oder Sterben... Und wie ich sehe, hast du dich ebenfalls noch nicht für das Zweite entschieden“.

 

Nami stockt der Atem, als sie das hört. Denn...in der Tat...sie hatte nicht die Stärke, um sich das Leben zu nehmen.
 

Oder eher nehmen zu lassen – von dem furchtbaren Reif um ihren Hals – jedes Mal, wenn sie versucht hat, das Essen zu verweigern. Wenn sie Sanjis Befehlen folgt, egal, wie unangenehm sie am Ende für sie sind...

 

„Weiterzuleben mit erhobenem Haupt ist in unserer Situation keine Leichtigkeit. Dafür bedarf es Stärke. Ausdauer. Und Willenskraft...Manch einer sagt, dass nur ein Verstand sich hier behaupten kann, der schon gebrochen ist...“
 

„Mit erhobenem Haupt...“, flüstert Nami, dens dieser Ausdruck scheint ihr einfach in diesen vier Wänden so absurd zu sein.
 

„Natürlich!“, nickt Elsa eifrig und zustimmend. „Vielleicht nur Zehn Prozent der Frauen hier sind freiwillig hier – um ihre Familie zu ernähren, um die Schulden ihres Vaters abzuarbeiten, oder einfach, weil es ihnen Spaß macht. Die anderen Neunzig stehen jeden Tag erneut auf und hoffen jeden Morgen stets, dass es der letzte sein wird, an dem sie hier arbeiten müssen. Ihnen geschehen hier furchtbare – FURCHTBARE – Dinge. Gewalt ist normal. Dass die Freier sich an ihnen bedienen, auch wenn gewisse Vorlieben nicht abgesprochen und bezahlt wurden, ist normal. Sex...ist hier normal. Aber die Frauen hier...sie schalten einfach irgendwann ab. Sind mit dem Kopf bei den Dingen, die ihnen wirklich wichtig sind und lassen nur noch ihren Körper sprechen... Ihr Körper ist eine andere Person, als die hier drin!“
 

Nami hört genau zu, sieht wie Elsa sich am Ende ihrer Aussage gegen die Stirn tippt – sie begreiftt aber genau, was sie damit meint...Versucht zu verstehen, wie verdreht die kleine Welt der Huren ist.
 

Verspürt Mitgefühl. Verständnis. Der Ekel und die Missachtung beginnt in ihr zu versinken und zu verschwinden und sie beginnt zu verstehen, warum die Frauen das alles hier mit sich machen lassen – jeden Tag, Jahrelang.

 

„...sie halten sich an den Dingen fest, die sie lieben. Ihre Kinder vielleicht, die warten, dass das Geld mit der Post kommt, für das Brot am Abend. Ihren Verlobten, der jeden Tag in der Marine an der Front kämpfen muss, nur um sich ein Leben mit ihr zu leisten. Die Eltern, die krank im Bett liegen. Oder einfach nur die eigene Freiheit...“
 

„Die...Frauen hier bekommen auch Geld?“
 

„Zwei Prozent von ihren Einnahmen. Der Rest geht an den Chef und der gibt es für neue Frauen bei der Germa aus. Oder...den Anbau...Essen, Kleidung...“
 

„Und wenn keiner mehr herkommen würde? Es spricht sich doch gewiss herum, dass viele der Frauen hier nicht freiwillig sind...“
 

„Dann werden die Mädchen hier eben an Arbeitslager verkauft...werden jeden Tag ausgepeitscht. Wahrscheinlich von den Wachen geschändet. Kommen da gar nicht mehr raus... Sterben, wenn sie einfach keine Kraft mehr haben...“

 

Nami starrt Elsa an, die nur mit ihren Schultern zuckt, um dann sich von ihr wegzudrehen, um die Gläser wieder in das Regal hinter ihr einzusortieren.
 

„Ja...es ist alles scheiße...“, hört sie die Ältere noch murmeln „...aber wir machen hier alle das Beste daraus. Manchmal bekommen wir schließlich Trinkgeld. Oder die Freier wollen sich nur mit uns auf dem Zimmer unterhalten – dass ein Geschäft nicht gelaufen ist, wie geplant, oder dass die Mutter krank ist und im Sterben liegt... Dass die geliebte Gattin seit Jahren schon eine Affäre mit ihrem besten Freund hatte – all diese Dinge. Oder sie gehen nach zehn Minuten, weil so viel Alkohol in ihren Adern fließt, dass ihr bestes Stück nicht funktionieren will. Für alle anderen halten wir einfach an unserem Wichtigsten fest und bieten die Show, die sie gebucht haben – du weißt schon – betören all ihre Sinne und sind genau das kleine Puzzelteil, das sie gerade benötigen. Man geht davon aus, dass Prostitution Gewalt gegen die Frau ist. Tja...Männer triumphieren immer. Einige wollen ihre Macht zeigen – sich erhaben und wie Götter fühlen. Wir lassen diese Schweine aber nicht gewinnen – das sage ich den Frauen hier immer, wenn sie zu uns kommen. Dein Freier will die harte Krankenschwester – du gibst ihn die harte Krankenschwester und peitscht ihn aus, bis er schreit. Er will das süße Schulmädchen mit Zöpfen – erröte noch ein wenig mehr, damit er dir den Trick abkauft und dir das Doppelte zusteckt. Er will die Unschuld vom Lande-“ Sie deutet auf Nami mit der Bewegung ihres Kopfes und stemmt ihre Hände in die Hüfte „-du gibst ihn die Unschuld vom Lande und hast vom Tuten und Blassen keine Ahnung. Gib ihn das, was er will und ein Mann wird Wachs in deinen Händen sein. Es ist ganz einfach. Naja...sobald alle Hemmungen abgefallen sind, versteht sich.“

 

Sie zwinkert, bevor sie zwei Gläser mit Wein füllt, um sie eine der Bedienungen in die Hand zu drücken, bevor sie sich erneut eine Zigarette anzündet, um diese zwischen die Lippen zu stecken.

 

Sie blickt Nami mit schüttelndem Kopf an, füllt das das halb geleerte Glas vor ihr auf.

 

„Aber...die Kunden hier sind keineswegs nur Monster, das sollte dir klar sein... Ein Freier ist auch ein Mann. Ein Vater. Ein Sohn. Ein Onkel. Und vieles mehr, vieles dazwischen. Nur wenige von ihnen gehören zum Abschaum. Die Meisten hier wollen nur verstanden werden. Wollen den Kontakt, den sie nicht haben können und nicht bekommen. Wollen auch nur Mensch sein. Sex gehört zur Natur – gehört zum Menschen. Geschäfte gehören zum Menschen...und es gibt nur wenige Unterschiede, ob du jemanden 100 Berry für eine gestrichene Wand gibst, oder 100 Berry für dreißig Minuten körperliche Nähe...nicht? Es klingt banal, ober so ist es nun mal. Und...Kleine...in jedem Job bringt man nun einmal Opfer – sie sind es aber wert, um unseren Träumen weiter nachzueifern. Und – ja – vielleicht sind wir schon alle kaputt hier in unserem Kopf – aber am Ende des Tages können wir sagen, dass es nur Sex ist. Wir bekommen dafür Essen, Trinken, ein warmes Bett und Kleidung und manch einer verehrt uns für dreißig Minuten wie eine Göttin. Tja - Man sagt nicht umsonst, dass es immer zwei Seiten einer Münze gibt, nicht....Zwei Seiten und viele Schattierungen dazwischen...“

 

Erneut hält Elsa ihre Zigarettenschachtel in Namis Richtung, als die Ältere merkt, wie die junge Frau mehr und mehr in sich zusammengesunken ist. Doch erneut schüttelt die Jüngere mit dem Kopf, umschlingt dann ihren Körper mit ihren Armen und seufzt.
 

Elsa sagt das so leicht...Natürlich – für sie ist das hier nur Alltag. Für Nami war es damals auch normal von Insel zu Insel zu reisen, um die Leute von ihren Reichtümern zu erleichtern – und das schon im zarten Alter von nur zehn Jahren...
 

Die ersten Male fühlte es sich furchtbar an – die Geldbörsen zu klauen und nachts in Keller einzusteigen. Türen zu knacken, zu schleichen und panisch zu fliehen, wenn man sie erwischte. Doch mit jedem weiteren Mal wurde es leichter. Mit jedem weiteren Mal wurde es normaler. Schließlich war dies kein Neid, oder die Idee eines dummen Streiches, so, wie sie die Leute von Kokos damals bestohlen hatte. Denn all diese hunderte – tausenden – Male, die sie unter Arlongs Flagge jemanden bestahl, galten nur der Erfüllung des Traumes ihr Dorf zu befreien.
 

Und...ja...am Ende ist die Tat noch immer so normal, das sie das Stehlen und Schleichen noch immer nicht sein lassen kann... So, wie für die Frauen hier es normal ist, sexuelle Objekte in den Augen eines Mannes zu sein...

 

„Nur Sex..., Kleine..., nicht mehr, nicht weniger, aber was sage ich dir da? Dein Prinzchen scheint mit dir ja sehr zufrieden zu sein – wie gesagt, wenn ihr ein Zimmer benötigt-“
 

„Das brauchen wir nicht...“, sagt Nami hastig und weiß auch, dass Sanji selbst das Angebot nicht annehmen würde – zumindest nimmt sie das doch einmal stark an.

 

„Mhmm...Schade. Ich hätte euch gern beigewohnt~“

 

Nami errötet, während Elsa nur über ihren Gesichtsausdruck lachen kann, bevor sie allzu plötzlich innehält und zu grinsen beginnt.
 

„Pass auf und lerne, Kleines~“
 

Ein Mann mittleren Alters hat sich auf den Hocker neben Namis niedergelassen. Er hat eine Glatze und trägt einen recht schicken Anzug. Er blickt die junge Frau lang und eindringlich an, Gedanken wandern hinter seinen dunklen Augen hin und her, bevor er eine Hand nach Namis Knie ausstreckt.

 

Elsa räuspert sich und er hält inne – zieht seine Hand aber dann gleich zurück.

 

„Ich wollte nur einmal abchecken, was ihr hier Neues habt.“
 

„Naahh~ Die Kleine wird nicht angeboten. Sie ist nur mein Gast“.
 

Er leckt seine Lippen und seine Augen wandern den Körper der jungen Frau auf und ab, bevor er sich grinsend an Nami wendet:
 

„Wie viel muss ich dir denn anbieten, dass du dich anbietest?“
 

„Du willst wieder eine andere, als mich?!“, keucht Elsa empört, noch bevor die junge Frau ihn selbst abweisen kann. „Da werde ich ja langsam ein wenig sauer.“
 

„Baby...du weißt – du bist hier meine Nummer Eins! Aber du ziehst mir ganz schön das Geld aus den Taschen. Manchmal muss auch billig gehen...“
 

„Tze~ Darauf soll ich mir etwas einbilden? Du weißt doch – Klasse vor Masse und du weißt, was ich kann~“
 

Ihre Stimme ist mittlerweile ruhiger. Ein sanftes Hauchen, das selbst Nami eine Gänsehaut bereitet. Sie beobachtet genau, wie die aufrechte und arg akkurate Haltung der Älteren sich verändert – wie sie lasziv den Träger ihres Kleides über die Schulter wandern lässt und grazil um den Tresen wandert, zu dem Mann, um sich zwischen seine Beine zu stellen. Sofort greift er nach ihrem Gesäß, drückt sein Gesicht gegen ihren Hals und inhaliert ihren Geruch. Sie kichert – engelsgleich – zieht mit sanften Fingern sein Gesicht zu ihr hinauf, um ihn in die Augen zu blicken. Flüstert wieder und seine Lippen wandern über ihre Finger, ihr Handgelenk, den Arm...

 

'Die Sinne betören' – Nami versteht, was die Hure gemeint hat, als sie ihr das sagte. Denn alle fünf Sinne des Mannes sind nun von der älteren Frau komplett eingenommen und vernebelt.

 

Ja...Elsa weiß genau, wie sie eine Show aufsetzen kann, um ihre Freier zu bekommen und wer weis schon, wie hoch ihre Erfolgsrate damit ist.
 

Nami würde sie auf fast perfekt schätzen.

 

„Ich bestelle schon mal den guten Champagner auf dein Zimmer~“, raunt der Mann und steht eiligst auf, um einer Bedienung hinterherzulaufen.

 

Elsa kichert, nimmt wieder ihre standhafte, weniger erotische Position an und blickt wieder hinüber zu der jungen Frau.

 

„Wie gesagt – sie sind wie Wachs in deinen Händen und gewähren dir jeden Wunsch, wenn man sie lässt. Für mich heißt das, ich bekomme für zwei Stunden ordentlich Asche und ein feines Glas vom richtig guten Zeug. Mal schauen, was für mich noch dabei raus springt. Ich habe von ihm schon mal ein Paar Diamantohrringe bekommen, aber psst~“, flüstert sie den letzten Teil in Namis Richtung, bevor sie schleunigst die Hand der jungen Frau nimmt. „Doch leider heißt das auch, dass ich jetzt gehen muss. Die Arbeit ruft – aber dein Schnuckelchen sollte ja nicht mehr so lange auf sich – ahhh, da ist er ja! Auf die Sekunde pünktlich!“
 

Nami erschrickt kurz, als Arme sich von hinten um ihre Schultern schlingen und ihr Rücken gegen eine warme Brust gezogen wird. Seine Lippen wandern über ihren Hals, aber nur kurz, denn schon sind sie an ihrem Ohr und hauchen:
 

„Ich habe schon gehört, was passiert ist. Du hast das Mädchen gesehen, ja? Oh, mein armes Nami-Mäuschen... Keine Sorge, meine Soldaten haben sich schon um den Kerl gekümmert! Wer das Eigentum des Germa-Königreiches beschädigt, muss bestraft werden!“

 

Natürlich – es ist Sanji. Sie hätte ihn gleich an seinem Geruch erkennen müssen und die Art und Weiße, wie er sich gegen sie drückt.

 

...oder daran, dass ihr Halsband nicht auf eine Berührung eines anderen Mannes angeschlagen ist.

 

„Und jetzt bin ich auch da. Danke, Elsa, dass du dich um sie gekümmert hast. Aber wie ich sehe, solltest du jetzt deiner Pflicht nachgehen.“
 

„Natürlich – gehabt Euch wohl, mein Prinz. Grüßt mir doch die anderen drei Brüder. Und Kleine – mach das Beste draus, verstanden?“

 

Noch einmal zwinkert Elsa der jungen Frau und verschwindet dann mit einem kurzen Winken in ihre, einer Verbeugung in Sanjis, Richtung.

 

„Ich hoffe, dass sie dir nicht allzu schlimme Dinge gezeigt hat. So ein Puff kann eine zarte, unschuldige Seele wie dich ganz schön verstören... Ich kann gar nicht glauben, dass ich mich darauf eingelassen habe, dass du mit ihr gehen solltest. D“

 

„...was?“ Nami kann nicht mehr klar denken – zu viele Informationen hat ihr Gehirn aufnehmen müssen – allein schon in den letzten Tagen. Dinge..., die ihr doch viel lieber verborgen geblieben wären und Meinungen, die sie nur noch mehr spalten – in eine kleine, gebrochene Person, wie all diese Frauen hier, vor denen sie plötzlich nur noch mehr Respekt verspürt.

 

„Du bist müde, ja? Willst du noch etwas hier essen, oder sollen wir uns zurück zum Schiff begeben?“
 

Sie blickt über ihre Schulter, sieht den Schatten seines Profils im Augenwinkel und nickt.

 

„Ja...ich will einfach nur ins Bett...“
 

Sie erwartet einen Witz – dass sie doch mit ihm ins Bett wolle, oder doch in sein Bett.
 

Doch...nein...er lässt ihre momentane Zerbrechlichkeit zu und erwidert nur mit erfrischender Freundlichkeit:
 

„Gut. Dann lass uns gehen...“

Das fehlende Teil

Sie schläft einfach. Schläft noch auf einem Stuhl in dem kleinen Kahn, mit Sanjis Umhang um ihren Schultern. Schläft, als er sie an Bord der schwimmenden Festung bringt, die er zu Hause nennt. Schläft, als er sie ins Bett legt und zudeckt.

 

Er spricht nicht mit ihr. Befiehlt ihr nichts. Geht dann, ohne ein Wort und lässt nur die kleine Nachttischlampe auf ihren Bett an, damit sie sich in der Dunkelheit nicht zu sehr erschrickt, wenn sie aufwachen sollte.
 

Doch das tut sie nicht. Bleibt in ihren Träumen versunken – Bilder aus der Vergangenheit, Bellmere und Nojiko, Ganzo und dem Dorf. Bilder der Gegenwart - von Ruffy und ihren Freunden, von Alabasta und all den Inseln zuvor. Bilder der hoffentlich nahen Zukunft – von Reichtümern, die sie nur erahnen kann und von Karten, die perfekter die Welt kaum zeigen könnte.
 

Manchmal wechseln sie sich mit den Eindrücken der vielen, vergangenen Tage ab. Mit dem Geräusch vom Lachen der Prinzen, dem Gefühl von Reijus festem Griff um ihr Handgelenk, oder von Sanjis Händen, die gedankenlos über ihren Körper wandern. Bilder von Arlongs verkohlter Leiche, der quälenden Enge des Fahrstuhles in Sanjis Zimmer, oder den Impressionen aus dem Bordell. Wie das nackte, tote Mädchen sie anstarrt. Wie Männer sie angaffen. Von Elsas Worten.

 

Das Piepen der Handschellen stets in ihren Ohren...

 

Immer und immer wieder wiederholen sie sich und als sie dann am nächsten Morgen – irgendwann, als die Sonne schon hoch am Himmel steht – dann doch erwacht, ist sie sich eines bewusst:
 

Sie kann nicht den Rest ihres vielleicht viel zu kurzen Lebens in diesem Zimmer verweilen. Eingepfercht und eingekerkert. Auf diesem Schiff...
 

Sie muss wieder dort raus. Aufs Meer. In die Freiheit.

 

Doch...der einzige Weg wird nur vorbei an Sanji führen und dieser darf sie dabei auf keinen Fall aufhalten...

 

Für einige Tage – gar Wochen - ist es ruhig. Der junge Prinz belästigt sie nur wenig. Mal zum Frühstück. Mal zum Abendbrot. Mal dazwischen. Er ist wenig aufdringlich – nun – weniger zumindest, als all die Male zuvor. Ist freundlich. Erzählt ihr von der Welt da draußen. Der gegenwärtigen Position seines Schiffes. Erzählt ihr von der Macht der Vinsmokes und ihren gefügigen Untertanen.
 

Sie hört ihm zu. Ganz genau. Fragt, wenn sie etwas nicht versteht und er gibt ihr meist bereitwillig eine Antwort.

 

Die junge Frau versucht sich alles zu merken.
 

Jedes noch so kleine Detail.

 

Alle Worte, die seine Lippen verlassen, werden von ihr regelrecht inhaliert und ihr Interesse scheint ihn irgendwie...zu befriedigen und seine einfache Glücksseligkeit macht ihre Gefangenschaft ein wenig leichter.
 

Denn auch wenn sie abends stets mit flauem Magen zu Bett geht – nervös, wegen dem, was sie am nächsten Morgen erwarten könnte – so schafft sie es, jeden Abend ein wenig mehr das Puzzle mit dem Namen 'Sanji' zusammenzusetzen. Ja...Es wird noch dauern, bis es vollständig ist. Sie braucht Geduld, eh sie die Millionen Teile zusammenfügen kann – doch wenn ihr am Ende die Freiheit lockt, so soll es die verlorene Zeit doch wert sein.
 

Und irgendwann wird er es sein, der einen Fehler begeht, der ihr die Freiheit schenkt...

 

„Schönen guten Tag, reizendes Fräulein...“, säuselt er da plötzlich, als er in ihrer Tür steht und sie blickt versucht überrascht von ihrem Buch auf.

 

Schließlich hat sie doch den ganzen Tag schon mit ihm gerechnet und mittlerweile ist es schon später Nachmittag.

 

Die junge Frau schließt schnell das Buch in ihrem Schoß – irgendwelche einfache Liebeslektüre, die sie im Bücherregal, das in ihrem Zimmer steht, gefunden hat. Sie lächelt und setzt sich ein wenig gerader auf das Sofa, hebt die Augenbrauen, als sie sieht, dass er etwas unter seinem Arm geklemmt hat.

 

„Guten Tag...“, sie versucht nicht allzu neugierig zu sein, doch ihre Augen huschen wieder und wieder zu dem Verborgenem, was er natürlich mit einem breiten Grinsen bemerkt.

 

„Ich habe dir etwas mitgebracht, was dich vielleicht interessieren könnte“, sagte er gleich, schließt die Tür hinter sich und trottet auf sie zu, um sich neben sie auf das gepolsterte Möbelstück zu setzen. Automatisch greift er nach ihrer Hand und küsst diese – sie lässt es mittlerweile einfach zu.

 

„Hast du?“, fragt sie, ihre Augenbrauen klettern ein wenig nach oben und sie legt den Roman auf das Tischchen vor sich, nur um dann eine zusammengerollte Zeitung in die Hand gedrückt zu bekommen.
 

„Oh...“, murmelt sie – nun doch ein wenig überrascht und faltet sie auseinander. Blinzelnd betrachtet sie die große Überschrift auf dem Titelblatt und ihre Mundwinkel zucken, als sie die Fotos sieht.
 

„Jap~ Alabasta scheint wieder zu erblühen. Ich denke mal, das man dir dafür auch danken kann, nicht?“

 

Sie verdreht die Augen.
 

„Klingt es arrogant, wenn ich sage, dass ich wohl einen kleinen Teil dazu beigetragen habe?“
 

„Mit Nichten – wenn es schließlich doch die Wahrheit ist! Aber das war nicht das, was ich dir am Meisten zeigen wollte, auch wenn es mich glücklich macht, ein strahlendes Lächeln auf deinen zarten Lippen zu sehen...“

 

Dieses Mal verdreht sie nicht ihre Augen. Gibt keinen schnippischen Kommentar ab. Sie belässt es einfach dabei, denn nur so wird der blonde Prinz eher bereit sein, mit ihr ungewollt seine Geheimnisse zu teilen.

 

„Was ist es dann?“, fragt sie ruhig, nachdem sie den Artikel überflogen hat.

 

„Seite 7“.
 

Sie blättert um. Legt die Zeitung auf ihre Knie und überfliegt die großen Überschriften auf der Seite. Es ist nichts weltbewegendes. Ein Unwetter hat für Chaos auf der einen Insel gesorgt, Unruhen sind auf der nächsten bemerkt wurden. Irgendetwas mit dem Namen 'CP9' und irgendwelche Forschungsergebnisse – die wohl ins nichts führten – über die Teufelsfrüchte.
 

Aber nichts, dass sie wirklich interessieren würde.

 

Bis...

 

…, ganz unten, in der linken Ecke befindet sich noch eine weitere, kurze Berichterstattung. Nur wenige Zeilen, die sie erst stutzen, dann freuen und schließlich schwer schlucken lassen:
 

'Nach Auseinandersetzung auf Jaya – Strohhutpiraten nun im Himmel? Vor einigen Tagen verursachte eine Auseinandersetzung zwischen Mitgliedern der Bellamypiraten-Bande und der Strohhutpiraten-Bande Unruhen in der Stadt Mocktown, auf der Insel Jaya. Augenzeugen berichten Handgreiflichkeiten und Wortgefechte. In wieweit die Blackbeardpiraten in dieser Auseinandersetzung beteiligt sind, kann noch nicht gesagt werden.

Nachdem Strohhut Ruffy (100.000.000 Berry Kopfgeld) fliehen konnte, ist sein Schiff samt Crew entdeckt wurden, wie es durch den Knock-Up-Stream in den Himmel getragen wurde. Ob der Kapitän mit seiner Mannschaft das überlebt hat, bleibt abzuwarten, ist aber unwahrscheinlich...'

 

Nami schüttelt den Kopf, als ihre Augen mehrmals über den Text wandert.
 

„Die Wahrscheinlichkeit einen Knock-Up-Stream zu überleben liegt etwa bei 1 von 100.000. Gute Steuermänner und Navigatoren können ein robustes Schiff leicht daraus steuern. Aber...so ein kleiner Kahn, wie die Flying Lamb...und dann ohne Navigatorin...so viel Glück hat nicht einmal dein Strohhut.“
 

Ihre Hände verkrampfen sich in den Falten der Zeitung und sie beißt sich auf die Lippe – denn – verdammt nein! Das konnte einfach nicht geschehen sein! Da muss mehr dahinter stecken. Was hat der Schwarzhaarige geplant?! Kampflos hätte er sich doch gewiss nicht von einer Laune der Natur besiegen lassen!
 

„Natürlich...es gibt das Gerücht von Inseln im Himmel – besonders im North Blue sind solche Märchen weit verbreitet. Und – von dem, was ich von deinem Ex-Kapitän gehört habe, so scheint er ja einer der...sehr...leichtgläubigen und kindischen Sorte zu sein... Wenn er hört, dass es Inseln im Himmel gibt, will er dir doch bestimmt erforschen... Auch...wenn es sein Leben und das seiner ganzen, kleinen Crew kosten sollte, nicht? Also...kannst du ja froh darüber sein, nicht in diesen Wahnsinn gefolgt zu haben...“

 

Sie schluckt und schnaubt, die Ruhe, die sie sich geschworen hat zu bewahren, nun verschwunden.
 

„Ruffy mag vielleicht gutgläubig sein-“
 

„Leichtgläubig, Nami-Schatz. Das sind zwei unterschiedliche Dinge.“
 

„Fein. Er mag vielleicht all das sein und noch mehr, aber er weiß genau, auf was er sich einlässt! Er wird das nicht ohne Grund gemacht haben. Seine Intuition hat sich bisher immer als gut und richtig bewiesen!“
 

„Tzz...Du wärst ihm wirklich gefolgt? In den sicheren Tod?“
 

„Er ist nicht Tod, das weiß ich. Und was nun?! Wolltest du mir wirklich diese Schlagzeile als Überraschung bringen? Turnt dich das irgendwie an?!“
 

„Nami...“
 

„Du kommst hier freudestrahlend rein, palaverst etwas von einer Überraschung, um mir dann so etwas vor die Füße zu knallen?!“
 

„Seite 3.“
 

„Ich sage dir eins – Ruffy ist noch da draußen und er wird mich finden und – bitte, was?!“
 

Seite 3...“
 

Mit zittrigem Atem, blättert sie widerwillig zurück – auf Seite drei und presst ihre bebenden Lippen verärgert aufeinander.
 

„Was willst du mir damit sagen?!“
 

„Was steht denn da?“
 

Nami stöhnt genervt, liest dann aber doch widerwillig die Überschrift:
 

Für Jahrhunderte verschollen – Schiffswrack wird zu Forschungszwecken freigegeben.“
 

Ja, und weiter.“
 

„Passagierschiff nach hundert Jahren wieder aufgetaucht. Erste Untersuchungen zeigen, dass...“
 

„Ja...?“
 

„...es einen Aufprall von tausenden Metern besser überstanden hat, als zuvor angenommen... Warte...“
 

Er beginnt zu schmunzeln und drückt ihr einen Kuss gegen die Schläfe. Nimmt ihr die Zeitung aus den ermatteten Händen.

 

„Tja... es gibt auch Menschen aus dem North Blue, die an diese Inseln am Meer glauben, Nami-Mäuschen. Also – ja – du hast Recht...Ruffy wird seinen Grund haben, einen Knock-Up-Stream heraufzufahren. Einen beeindruckenden noch dazu. Das Schiff wurde unweit von Jaya geborgen und – wer weiß – vielleicht hat Ruffy ja etwas davon mitbekommen. Zudem ist die Insel dafür bekannt, dass riesige Schattenmonster in den Wolken zu sehen sind. Und das Leuten einer Glocke ist oft zu hören...“
 

„Also...du glaubst...Ruffy ist wirklich dort oben...“
 

„Ich will den Strohhut nicht zu sehr loben – aber, ja – ich glaube, er ist irgendwo dort oben und ihm geht es gut. Fragt sich nur wie und wann er dort wieder runter kommt... Und... ob er überhaupt noch Interesse daran haben wird, nach dir zu suchen, jetzt, wo er weiter seinen Abenteuern nacheifert...“
 

„...was?“
 

„Naja – er reist weiterhin von Insel zu Insel. Ein wenig lebensmüde ohne Steuermann und Navigator, wenn du mich fragst, aber mit ein wenig Glück auf dem ersten Teil der Grand Line noch machbar. Und wer weiß, auf welche Navigatoren er so während seiner Abenteuer trifft...“

 

„Er wird mich nicht ersetzen...“, wispert sie leise, ungläubig, dass er ihr so etwas überhaupt erzählt. Denn schließlich ist die Hoffnung, dass Ruffy nicht irgendwann vor ihr stehen wird, um sie hier endlich rauszuholen, noch nicht erloschen.

 

„Das Leben geht weiter, Namilein... Menschen werden älter, eifern ihren Träumen nach und ehe man sich versieht ist nichts mehr so, wie es mal war. Egal, wie schön die Vergangenheit ist...“

 

Sie schnaubt und blickt verächtlich zur Seite.
 

„Das ist Ruffy, von dem wir hier sprechen. Er wird sich gewiss nicht ändern. Und irgendwann wird er kommen und-“
 

„Dich holen...?“ Er seufzt verzweifelt und fährt sich mit einer Hand durch sein blondes Haar. Flüstert etwas unter seinem Atem, was sie nicht verstehen kann und vielleicht auch nicht will. „Egal..., du wirst deine Meinung eh nicht ändern, richtig? Aber zumindest habe ich meine Pflicht erfüllt, und dir von seinen neusten Taten berichtet“.

 

Fast wäre ihr ein kleinlautes 'Danke' über die Lippen gekommen, doch sie schluckt es schnell wieder runter. Dennoch dreht sie ihr Gesicht zurück zu dem seinen und ihre braunen Augen treffen auf die Blauen ihr gegenüber.

 

„Ist das alles für heute?“, fragt sie, verstimmt über den Austausch mit dem jungen Prinzen und trotz ihres Plans will sie es nicht vor ihm verbergen. Schließlich...gehört es doch auch zum Puzzle, zu erfahren, wie er reagiert, wenn sie ihm voll negativer Emotion gegenüber tritt. „Folgt noch eine Einladung für das Abendessen?“
 

„Heute nicht“, sagt er mit gleichgültiger Freundlichkeit und zuckt mit den Schultern. Sie weiß nicht, ob er ihren Ärger ignoriert, oder es dieses Mal einfach nicht bemerkt und das verärgert sie fast noch ein wenig mehr. „Vater hat zum Dinner gerufen. Wir sollen gutes Geld mitbringen...“

 

Erst klingen seine Worte in ihren Ohren wie jede andere Aussage auch, bis etwas an ihren Nerven kratzt und sie nervös werden lässt. Sie muss nicht nachfragen, warum der König Geld von seinen Kindern – oder eher nur den Söhnen – verlangen würde. Sie muss nicht fragen, warum er sie nicht dabei haben darf, oder will. Nein...sie weiß genau, was beim Abendessen geschehen soll...
 

„...und...hast du vor...dir noch ein Mädchen zu kaufen...?“, fragt sie und schluckt, als er sie für einige Augenblicke eindringlich anstarrt – genau so, als wolle er versuchen sie zu lesen. Seine Mundwinkel zucken kurz – nach oben und nach unten – und seine Augen verengen sich für einen Moment. Dann – schon fast ein wenig zaghaft – legt er eine Hand auf ihr Knie.
 

„Dich stört das?“
 

Nami weiß, dass keine ihrer möglichen Antworten einen guten Ausweg aufweisen werden. Wenn sie die Frage mit 'Ja' beantwortet, würde sie ihm Hoffnungen auf Momente der Zweisamkeit geben, die unangenehme Wendungen mit sich bringen.

 

Wenn sie seine Frage verneint, so würde sie in ihrem Plan zurückfallen. Sich vielleicht sogar einen neuen ausdenken müssen – besonders für den Fall, wenn er sich wirklich noch ein zweites Mädchen kauft. Eines...das ihm leichter verfällt und das er sofort verführen kann, um endlich seine sexuelle Befriedigung zu finden.

 

Wenn sie einfach ruhig bliebe, so würde er sich seinen Teil denken – gewiss keinen Guten.

 

Sie atmet langsam, versucht ihr Herz, dass sie in irgendeinem Sinne verraten könnte, zu beruhigen, bevor sie sich einfach ein wenig gemütlicher gegen die Lehne des Sofas lehnt, um dann ebenfalls mit den Schultern zu zucken.

 

„Hast du denn noch so viel Geld? Von dem, was ich gehört habe, war ich wohl sehr teuer für dich...“

 

Gut...Fragen mit Gegenfragen antworten gibt immerhin nicht zu viel von ihren Gedanken preis...

 

„2 Millionen? Mhm...wo die herkommen, habe ich nun wirklich viel mehr. Ich bin ein Prinz und unsere Familie gehört nun wirklich zu den wohlhabenderen...“

 

„Oh...“, entkommt ihr, noch bevor sie diesen kleinen Ton aufhalten kann, schafft es aber ihre Stimmlage irgendwo zwischen Enttäuschung und Überraschung zu balancieren.
 

Was Sanji daraus deutet, kann sie nicht genau abschätzen, denn er nickt nur und streichelt mit seinem Daumen über ihr Knie, bevor er von ihr ablässt.

 

„Ich werde Hänsel und Gretchen sagen, sie sollen dir zum Abendessen Gesellschaft leisten. Gibt es denn irgendetwas, was du dir wünscht? Eine Leibspeise, die ich dem Koch mitteilen soll?“
 

„Nur so...aus Interesse...“, wirft sie noch schnell ein, bevor er sich erheben kann und er mit verwirrtem Blick sie ansieht „...hast du vor zu diesem Abendessen zu gehen?“
 

„Vater verlangt, dass all seine Nachfolger mit ihm ab und an essen. Zum Pläne besprechen und damit die Mädchen versteigert werden können. Er will schließlich seine Söhne bei Laune halten.“

 

„Und...musst du bieten? Auf ein Mädchen...Frau...was auch immer...“
 

„Wenn sie mir gefällt, warum nicht?“ Das ist nicht so ganz die Antwort, mit der sie gerechnet hat. Oder...die sie erhofft hätte. Denn...wirklich...eine zweite Frau in diesen Gemächern würde ihren Plan nur erschweren, wenn nicht sogar vereiteln. Und dabei ist doch alles, nach was sie sich sehnt, nur die Freiheit...

 

„Okay...“, sagt sie mit atemloser Stimme und nickt, bevor sie ihren Mut zusammennimmt, um ihm „Viel Glück!“ zu wünschen.

 

Der junge, blonde Prinz schmunzelt, als er das hört und steht auf. Er zieht sie an der Hand mit sich, um sie noch einmal gegen sich ziehen zu können.
 

„Einer jungen, schönen Frau stehen Sorgen nicht zu Angesicht, Nami-Maus. Ich sehe mir die Frauen nur an und schaue, ob sich da etwas ergibt. Das hier-“ Er deutet zwischen die beiden „-wird mir aber stets in Gedanken sein und unser Band ist mir sehr wichtig. Du weißt doch – ich stehe auf heiße, temperamentvolle Frauen und das bist genau du. Da muss dir nun wirklich erst einmal jemand das Wasser reichen. Also...gibt es eine Leibspeise, die man dir heute bringen soll?“
 

Sie blickt ihn an. Stumm, für einige Zeit – versucht ihn zu lesen, zu erkennen, welches Puzzelteil in ihrem Gesamtbild fehlt. Doch es ist schwer...Die Gesamtheit seiner Persönlichkeit zu komplex...

 

Nein...sie weiß nicht, welche Knöpfe sie in diesem Moment bei ihm drücken soll, damit sie ihn manipulieren kann...

 

...damit er wie Wachs in ihren Händen ist...

 

Nein...sie braucht Zeit zum nachdenken, um dann – bevor es zu spät ist – zu handeln.

 

„Lass mir kochen, was immer du willst. Doch...wäre es dir Recht, wenn ich allein speise. Mein Kopf beginnt ein wenig zu brummen und ich hätte lieber meine Ruhe, als Hänsel und Gretchens Gesellschaft.“

 

Eine kleine Falte erscheint zwischen Sanjis Brauen und seine Augen drüben sich vor Sorge. Die Hände haschen schnell nach ihren Wangen, seine Daumen streicheln über ihre Haut in einer zärtlich Art.

 

„Mach mir keine Angst, Namilein. Geht es dir gut? Soll ich einen Arzt kommen lassen?“, fragt er gleich, beinahe atemlos und sucht ihr Gesicht nach irgendwelchen Anzeichen für eine Erkrankung ab.
 

Sie blinzelt verwundert und in anderen Umständen hätte sie sich beinahe gerührt gefühlt. Doch nicht, wenn es hier um den dritten Prinzen der Vinsmoke-Familie geht und nicht nach all den Tagen der Tortur und Gefangenschaft.
 

Dennoch ist seine Sorge fast...bemerkenswert... und etwas, was sie sich strikt merken sollte.

 

„N-Nein...alles in Ordnung...Gewiss das Wetter, es beginnt sich so schnell zu ändern. Ich glaube, ein Sturm kommt bald auf uns zu. Heute...Abend nehme ich an...“ Und das ist nicht einmal eine komplette Lüge, denn das Wetter ändert sich tatsächlich und bald wird von dem strahlenden Sonnenschein nichts mehr zu sehen sein.
 

„Und da soll ich mit ruhigem Gewissen mit meiner Familie essen?! Und dich hier allein lassen?!“
 

„Mir geht es gut und ich will meine Ruhe, Sanji. Ich beteuere es dir...“

 

Er seufzt, gibt ihr aber ein zustimmendes Nicken, als sie ihn anlächelt.

 

„Dir kann ich auch wirklich nichts verwehren...“, säuselt er nur ermattend und drückt ihr einen Kuss auf die Stirn.
 

„Ich lasse dir etwas Leckeres zu kommen. Das isst du, ja? Und dann legst du dich hin und ruhst dich aus. Bei mir wird es heute ohnehin spät werden...“

 

Sie nickt und sieht ihm nach, als er dann sich von ihr trennt und ihr Zimmer mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen verlässt.

 

Gut...sie hat ihn zumindest soweit um ihre eigenen Finger gewickelt, als das er ihre Lüge hinterfragt. Und den Grund für ihr Alleinsein. Jetzt muss sie es nur noch schaffen, dass er sie einfach gehen lässt...freiwillig... Sie weiß genau, dass das Wehren und der verbale Angriff ihr nicht weiterhelfen kann und wird. Er ist schlau, wird immer Ausreden finden, oder Methoden, um sie in die Knie zu zwingen – etwas, was er selbst doch eigentlich nicht möchte.

 

Nein...er will sie beschützen. Ihr nahe sein. Von ihr anerkannt werden, für das, was er ist.
 

Er will ihre Zeit...

 

...für ihre Freiheit ist sie bereit ihm das zu geben. Genau das und wenn es sein soll noch mehr...

 

Mit schwerem Herzen und zittrigen Beinen setzt sie sich schnell wieder auf das Sofa hinter ihr. Legt die frostigen Hände in ihren Schoß und drängt ihren bebenden Atem zwischen den Lippen hervor, während sie starr zur Tür blickt.

 

Sie weiß...was, zu tun ist, damit sie hier raus kommt. Es ist...eigentlich ganz einfach...
 

Denn...sie will sein fehlendes Puzzleteil sein und muss schnell handeln, bevor er sein Interesse an ihr verliert und ihm mit ihr langweilig wird. Bevor...ihr eine andere Frau in die Quere kommt...

 

Natürlich...einmal wird nicht reichen. Das, was sie vorhat, wird ein langer, quälender Prozess für sie sein und sie ist sich bewusst, welche Opfer sie dafür bringen muss.

 

…, dass sie ihren Stolz und ihre Würde dafür beugen muss...doch, das soll ihr egal sein – denn die Freiheit dort draußen ist alles, was für sie noch zählt. Und ohne, dass er es bemerkt hat, brachte er ihr wichtige Informationen auf dem Silbertablett, indem er ihr diese Artikel zeigte.

 

Ja...er selbst hat es ihr ein wenig leichter gemacht...

Sanji III

14. Sanji III

 

Es ist – ich blicke auf die Uhr – etwa ein Uhr nachts, ein tosendes Gewitter umgibt zur Zeit unsere Flotte und lässt die Planken unter meinen Füßen ein wenig mehr schwanken, während ich meinen Umhang von meinen Schultern ziehe und mich in den Ohrensessel in meinem Zimmer fallen lasse. Mein Kopf dröhnt und ich bin froh, dass ich mich endlich zurückziehen konnte. Müde bin ich eigentlich nicht. Rastlos...ja...

 

Rastlos und ein wenig genervt...

 

…, davon, dass Vater uns jedes Mal zwingt zu diesen Frauen-Auktionen zu gehen. Natürlich – meinen Brüdern gefällt das mehr, als sie wahrscheinlich sagen können. Stets neues Frischfleisch geliefert zu bekommen, ist für sie gewiss eine große Freude. Meine Schwester sagt dazu allerdings nichts, doch ihr Gesichtsausdruck sagt jedes Mal aufs Neue, wie sie von dem Verhalten unserer Brüder angewidert ist. Und ich bin jedes Mal auf Neue bereit, mir eines der Mädchen zu kaufen – nur, damit meine Brüder sie nicht bekommen können. Oder..., vielleicht auch, um die Mädchen vor den Torturen und Schikanen zu bewahren, die sie unter Ichiji, Niji und Yonji erwarten würden. Was...natürlich nicht funktionieren wird, da ich nicht so viel Geld besitze, als dass ich mir jede Frau kaufen könnte...

 

Dieses Mal hätten es meine Brüder bestimmt auch nicht zu gelassen. 

 

Nein..., für nichts in der Welt hätten sie es mich wagen lassen, erneut ihnen ein Opfer vor der Nase wegzuschnappen, nachdem ich doch nun schon Nami bekommen habe. Und wahrscheinlich ist es ihnen auch egal, dass ich überhaupt genau diese orangehaarige, temperamentvolle Piratin bekommen habe – denn jeder meiner Käufe würde sie so antreiben, das nächste Mal wieder alles bei ihren Geboten zu geben.

 

Denn dass ich ich ihnen in irgendeiner Form überlegen bin, das kann es für meine Brüder einfach nicht geben.

 

...und genau aus diesem Grund habe ich es dieses Mal erst gar nicht für nötig gehalten, überhaupt Geld mit zum gemeinsamen Dinner zu nehmen. Wahrscheinlich hatten sie eh ihre gesamten Ersparnisse mit, um mich schlagen zu können und – wer weiß – vielleicht hätten sie sogar zusammengelegt, damit sie dieses Mal ja nicht mit leeren Händen ausgehen...zumindest einer von ihnen.

 

Genau diesen Willen zu Siegen wünscht sich unser Vater und leider ist er mehr in meinen Brüdern ausgebildet, als in mir..., weswegen ich für die meiste Zeit während des gesamten Essens für ihn nur Luft war.

 

Mit welchem Gewinn ich bei meinen Erledigungen vor zwei Wochen rausgegangen bin, das hat ihn gar nicht mehr interessiert... Kam seither nicht mehr zur Sprache... Ebenso wenig, wie meine Brüder mich während des gesamten Beisammenseins beleidigten und sich über mich lustig machten.

 

Es war Ichiji und Niji ebenso gleich gewesen, dass Yonji die beiden Damen des Abends schnappen konnte – mit dem Gebot, sie mit seinen beiden Brüdern noch am Tisch zu 'teilen'. Mehr hatte ich auch gar nicht mitbekommen – bin gegangen, als Vater das Geld seines vierten Sohnes erhielt und ich stumm mit Reiju gemeinsam den Saal verließ.

 

Das Gelächter meiner Brüder hallt noch lange nach, schallt noch immer in meinen Ohren...

 

Ich seufze und massiere meinen Nacken, fühle leichte Verspannungen, die gewiss vom anstrengenden Training am Morgen noch übrig sind.

 

Wenn ich doch nur jemanden hätte, der mich massieren könnte, vielleicht würde es mir dann besser gehen.

 

Selbstverständlich könnte ich mir jemanden kommen lassen, der das erledigt. Und noch selbstverständlicher könnte ich in Namis Zimmer gehen, sie wecken und ihr befehlen, mich zu massieren. Doch ich kann mich einfach nicht dazu aufraffen, sie zu wecken... Die letzten Wochen sind dafür einfach zu gut mit ihr gelaufen, als dass ich mir unsere kleine, wertvolle Beziehung wieder zerstören möchte.

 

Vielleicht ja morgen..., auch wenn es mich sehr reizt, sie in ihrer Schlafbekleidung sehen zu können. Oder...besser doch...vielleicht schläft sie komplett so, wie die Götter sie geschaffen haben...

 

Hastig schüttle ich meinen Kopf, vertreibe schnell die heißen Bilder dieser nackten Frau aus meinen Gedanken, bevor ich schnell aus dem Sessel wieder aufstehe und zum Schreibtisch gehe.

 

Mir gelüstet es schließlich nach einem frisch aufgebrühtem Tee und zu jeder Zeit gibt es einen Koch, der unsere Wünsche mit Freuden abnimmt.

 

Schleunigst drücke ich auf den Knopf und warte, bis die blecherne Stimme am anderen Ende mir antwortet – zu dieser späten Stunde dauert es ein wenig länger, als gewöhnlich...

 

Bis es plötzlich an der Tür klopft...

 

Ich blinzle verdutzt und drehe mich erschrocken in die Richtung des hölzernen Brettes am anderen Ende des Zimmers. Halte inne. Warte für einen Moment und stelle dann nach einigen Sekunden fest, dass ich es mir nur eingebildet haben muss.

 

Vielleicht sollte ich doch zu Bett gehen... Es ist schließlich schon spät, und wer weiß, was mein Vater für uns morgen alles geplant hat.

 

Mit schüttelndem Kopf – über meine eigene Dummheit mich ärgernd – drehe ich mich zurück und drücke erneut auf den-

 

Klopf klopf klopf

 

Erneut...

 

Gerade als ich ein zweites Mal auf den Knopf drücke, hämmert wieder jemand gegen die Tür. Doch, wer soll es schon sein? Die einzige Person, die durch diese Tür kommen würde, ist-

 

„Herein!“, rufe ich hastig, als ich order einzigen, möglichen Antwort bewusst werde. 

 

Mein Herz bebt und ich bin überrascht, als sich tatsächlich die Tür zaghaft öffnet und ein Schopf mit orangenen Haaren sich zeigt.

 

„Du bist noch wach?“, frage ich und ich bin wirklich erstaunt, Nami um diese Uhrzeit tatsächlich zu sehen.

 

„Ich...darf doch reinkommen?“, fragt sie, ihre Hand ruht noch für einige Momente auf der Klinke, während sie im matten Schein meiner Schreibtischlampe meine Augen sucht.

 

„Natürlich!“, sage ich ihr gleich, reiche dann noch schnell hinter mich, mein Finger den kleinen Knopf suchend, um die blecherne Stimme noch im Satz zu unterbrechen.

 

Der Tee soll mir jetzt scheiß-egal sein.

 

Sie aber nickt, kommt herein und schließt die Tür hinter sich. Ich sehe sofort, dass sie einen seidenen Bademantel trägt – ich schätze, dass der Stoff dunkelrot, oder schwarz ist. Ihre Füße sind nackt, während ihr Haar noch recht gekämmt aussieht, dafür, dass sie doch vor Stunden schon schlafen wollte. Die Lämpchen an Halsband und Armbändern blinken rhythmisch und rot in der Dunkelheit.

 

Für einen kurzen Moment erstrahlt sie, als ein Blitz von draußen mein Zimmer illuminiert. Sie zuckt nicht einmal zusammen – natürlich – sie ist Navigatorin und die Extreme des Wetters gehören zu ihren Beruf.

 

„Du kannst ruhig zu mir kommen...“, sage ich, bin freundlich und lächle, bevor sie nervös eine Strähne hinter ihr Ohr streicht, um dann meiner Bitte folge zu leisten. „Du weißt – ich bin nicht Yonji – ich beiße nicht!“ Zumindest würde ich ihr damit keine Schmerzen bereiten wollen.

 

Sie nickt, auch wenn ich gehofft hätte, dass sie über meinen kleinen Witz lacht und bleibt etwa einen Meter vor mir stehen.

 

Sie wirkt schüchtern...unschuldig gar. Beißt sich auf die Unterlippe, während ihre nervösen Hände mit den Bändern spielen, die den Mantel in einem Knoten zusammenhalten. Doch ihre Augen weichen den meinen nicht.

 

...bei allen Göttern dort draußen..., am liebsten würde ich sie packen und auf mein Bett werfen, um Dinge mit ihr zu tun, vor denen sie sich fürchtet. Doch ich kann mich gerade noch zusammenreißen.

 

Mit verschränkten Armen lehne ich mich lässig gegen meinen Schreibtisch, betrachte sie voll lüsterner Bewunderung für einige Zeit, bevor ich es mich dann doch wage, sie anzusprechen:

 

„Du siehst nicht aus, als hättest du geschlafen...“, sage ich ihr und will ehrlich mit ihr sein. „...sind es die Kopfschmerzen, oder was hält dich so lange wach? Du weißt – was auch immer es ist, ich kann dir mit allem helfen...“

 

Sie seufzt. Es ist ein langes, trauriges Seufzen und endlich schafft sie es ihre Augen von den meinen zu reißen. Sie blickt nach unten, wahrscheinlich auf ihre Hände und ein wehmütiges Lächeln erscheint auf ihren Lippen.

 

Wenn ich eines hätte, so würde mir dieser Anblick fast das Herz brechen...

 

„Du hattest Recht...“, flüstert sie, kaum hörbar, aber als mein Hirn diese Worte aufnimmt, schaffe ich es nicht gleich, sie genau zu entziffern. Sie nimmt daher meine Stille als Zeichen, fortzufahren: „...dass es mir hier doch gut gehen sollte, bei all den Dingen, die es hier gibt. Dass.. ich mich unter Ruffys Flagge nur immer und immer wieder in Gefahr begeben würde...und...dass er doch eh nicht kommt, jetzt, wo er doch dort irgendwo im Himmel ist...“

 

„Das ist richtig...“, so genau habe ich es ihr nicht gesagt, aber sie hat meine gesamten Gedanken sehr gut zusammenfassen können. Ich sage doch – sie ist ein schlaues Mäuschen! „Es hat dich die ganze Zeit beschäftigt. Der Artikel?“

 

Wieder ein kleines Nicken und sie bewegt sich, stellt sich neben mich und lehnt sich, ihren Körper von ihren Armen umschlungen, ebenfalls gegen den Schreibtisch, ihr Blick nun auf die Stelle haftend, wo sie eben noch gestanden hat.

 

„So...ist das Leben, nicht? Es ändert sich und wandelt sich und irgendwie bleiben wir doch immer die Gleichen. Ruffy will seinen Traum verfolgen und König der Piraten werden – koste es, was es wolle. Wenn er die eine Navigatorin nicht haben kann, findet er bestimmt schnell die Nächste. Es... wundert mich nur, dass er so schnell nachgegeben hat. Es fühlt sich so an, als hätte er erst gar nicht nach mir gesucht. Eine-“ Sie lacht traurig unter ihrem Atem „-sehr ernüchternde Vorstellung, aber sie wird stimmen. Ich meine...ich bin es gewohnt, immer alles hinnehmen zu müssen. Wie damals, als Bellmere arm war und uns nicht unsere Wünsche erfüllen konnte. Dass Arlong sie getötet hat und ich unter ihm ein Jahrzehnt arbeiten musste. Dass mein Dorf mich als Hexe bezeichnete und ich ihnen nur helfen wollte. Tja...und dass Piraten immer die Bösen sein werden, egal, wie vielen Menschen sie das Leben retten... Ich glaube..., all diese Dinge haben mich ganz schön...kaputt gemacht...“

 

Ich höre ihr zu – nicht nur, weil ich den Klang ihrer Stimme wunderschön finde. Nein – sie schüttet das erste Mal vor mir ihr Herz aus und ich bin willig, all ihre Sorgen zu hören. Es fühlt sich beinahe so an, als würde sie meinen Schutz wollen...als...sei ich ihr Zufluchtsort, an dem sie all ihren Kummer von sich werfen könnte...

 

„Und nun will ich es hinnehmen, dass ich hier bin und nicht wegkomme. Ich meine – wo soll ich denn noch hin?! Kokos liegt weiter hinter mir, als das ich denken kann und Ruffy und die anderen mit jedem weiteren Moment weiter auf der Grand Line vor uns. Ich habe doch niemanden, der bereit ist, sich um mich zu kümmern...außer...“ Ein leises Seufzen und sie wispert: „Ich habe nur dich…“

 

Erstaunt über ihre Worte blicke ich sie von der Seite her an, bis unsere Augen sich wieder treffen, das traurige Lächeln ist sanft geworden und ihre Hände nun weniger nervös.

 

„Ich meine...du hast für mich die Welt von Arlong befreit und mich vor deinen Brüdern beschützt. Du...du hast mir gezeigt, dass Prostitution nur ein Job ist. Und du bist stets freundlich zu mir und achtest mich und gehst auf meine Gefühle ein und~“ Sie holt tief Luft, bevor sie meine Seite verlässt, um vor mir zu treten – dieses Mal keinen Meter, sondern vielleicht wenige Zentimeter, entfernt. Freiwillig ist mir noch nie so nah getreten und allein dieser Gedanke lässt es in meiner Brust heiß erglühen. Ich schlucke schwer, als sie erneut ihre Lippen öffnet: „...und...würdest du mich auch vor allem Unheil schützen? Hier drin und dort draußen?“

 

Erneut blitzt es draußen und der Donner dröhnt gleich darauf hinter her. Doch keiner von uns wagt es, wegzublicken, unsere Augen fest auf die des anderen geheftet.

 

Ich nicke eifrig, ihre Worte klingen für mich wie Musik in den Ohren, in ihrer ganz betörenden Art und Weise.

 

„Natürlich! Ich würde doch nicht wollen, dass dir irgendein Unheil zustößt!“

 

Als wolle ich meine Aussage unterstreichen, reiche ich mit meinen Händen zu ihren Schultern, fahre mit meinen Daumen kleine Kreise nach. Zu meiner Freude spüre ich, wie ihre Anspannung abfällt und ihre Muskeln sich entspannen.

 

„Und...du wirst auch immer respektvoll mit mir umgehen, ja?“

 

„Dass du das fragst, mein Nami-Mäuschen. Eine Frau gehört mit Respekt behandelt zu werden! Und vor allem du – bei all dem Leid, was dir schon widerfahren ist... Du gehörst wie eine Königin behandelt zu werden!“

 

Sie nickt zufrieden und ihr Lächeln wird breiter.

 

„...du würdest mir auch nie wehtun, richtig?“

 

Ich schüttle ungläubig den Kopf – allein dass sie das denkt, erscheint mir so absurd. Ich bin doch schließlich kein Monster!

 

„Gut...“, flüstert sie schließlich und erst, als der Stoff sich um ihren Körper etwas lockert, merke ich, wie sie mit ihren Händen den Knoten an ihrer Hüfte geöffnet hat.

 

Meine Augenbrauen wandern auf meiner Stirn nach oben, sehe ihr Lächeln, dass auch nicht schwindet, als sie den schweren Stoff von ihren Schultern rutschen lässt, nun ihre nackten Füße umhüllt.

 

„Gut?“, frage ich, perplex über den Anblick des roten BHs – dessen linker Träger bereits verrutscht ist und schon über ihrem Oberarm hängt - und Slips, den sie darunter versteckt hat. Ich versuche auch nicht allzu lang auf ihren fast vollkommen entblößten Körper zu starren, denn mit jeder vergehenden Sekunde steigt die Versuchung mehr und mehr mit meinen Händen nach ihr zu greifen, um mir zu nehmen, was mir gehören könnte. Doch ich habe gelernt, dass sie es nicht mag, wenn ich wie ein Raubtier über sie herfalle. 

 

Daher atme ich langsam ein und aus, zwänge meine Augen von ihrem schön angerichteten Busen wieder auf ihr entzückendes Gesicht, umgreife mit festen Griff die Kante des Schreibtisches hinter mir. Mit beiden Händen – damit diese ja nicht das warme Fleisch vor mir berühren.

 

Es muss Verwunderung in ihren Augen sein, mit der sie ihren Kopf schief legt und mich mustert. Die kleine Falte, die sich zwischen ihren Augenbrauen bildet, entgeht mir dabei nicht.

 

„Hast du...denn dir eine andere Frau gekauft?“, fragt sie, klingt nervös und beunruhigt, während ihr Blick für einen kurzen Moment durch mein Zimmer schweift, als wolle sie sicher gehen, dass keine andere sich gerade nackt auf meinem Bett räkelt.

 

„Natürlich nicht!“, entkommt es mir voller Empörung – wahrscheinlich mehr Empörung, als ich in diesem Moment hätte zulassen sollen.

 

Wieder ein kleines Nicken und wiederholt noch einmal dieses kleine, süße Wort: „Gut...“, bevor ihre Hände sich allzu plötzlich auf meine Brust legen, in quälender Langsamkeit zu meinen Schultern wandern, um sich dann in meinem Nacken wieder zu finden, die schmalen Finger durch mein Haar dort streichelnd.

 

Mein Mund wird trocken – besonders, als ich bemerke, wie sich ihre Brüste gegen meine drücken, nach oben gleiten, während sie sich auf ihre Zehenspitzen stellt, und diese weichen Lippen mit meiner Kehle in Kontakt kommen. Dann auf mein Kinn. Meine Wange...

 

Ich keuche – ein Geräusch, dass ich weder zurückhalten kann, noch will.

 

Sie kommt näher, ihre Lippen nur Millimeter von meinen entfernt. Ich kann schon den Fruchtsaft in ihrem Atem riechen, den ich ihr geordert habe, vermischt mit dem einzigartigen Geruch ihrer Haut. Mit Mühen kann ich noch ihr Gesicht erkennen – so nah ist sie mir nun und mit jeder verstreichenden Minute wird es schwerer, meine Hände von ihr zu lassen.

 

Oh, wie ich wünschte, dass sie das hier wirklich will – Alles – und ohne danach Reue zu haben!

 

„...dann...zeig mir, ob du deine Versprechen einhalten kannst, mein Prinz~“, flüstert sie, kaum mehr als ein Hauchen und benebelt mir damit vollkommen meine Sinne.

 

Mein Verstand setzt aus und die Instinkte übernehmen.

 

Noch bevor ich mich davon abhalten kann, greifen meine Hände von selbst nach ihren Hüften, wandern über ihr Gesäß und ihre Oberschenkel, greife nach ihr und mit einer schnellen Drehung habe ich sie auf den Tisch gesetzt. Mein Gesicht in ihrem Hals vergraben und ihre warme Haut küssend und knabbernd und beißend. Meine Hüften zwischen ihre Beine gebettet, um so eng wie möglich an ihrem Körper zu sein.

 

Nun ist sie es, die keuchen muss und das Geräusch jagt mir einen Schauer über den Rücken. Mir wird heiß und ich merke, wie mehr und mehr Blut meinen Kopf verlässt, um sich anderen Regionen zu widmen.

 

Kaum bemerke ich, wie ihre Hände sich zwischen uns drängen und sie hastig mein Hemd öffnet – erst, als sie es mir über die Schultern streift, damit es dem Bademantel am Boden Gesellschaft leisten darf. Gleich darauf will sie sich an meinem Gürtel zu schaffen machen, doch ich greife schnell nach ihrem Handgelenk mit der einen, mit der anderen Hand ihr Kinn, damit sie mich ansehen muss.

 

Zufrieden stelle ich fest, wie auch ihre Augen bereits durch Lust verdunkelt und ihre Wangen errötet sind. Ihre Lippen sind leicht geöffnet, damit ihr schwerer Atem entkommen kann.

 

Entweder kann sie eine sehr gute Show abliefern, oder sie will das hier wirklich...

 

„Du bist sicher?“, frage ich dennoch, fluche nur einmal kurz innerlich, als dieser verdammte Gentleman in mir wieder zum Vorschein kommt. „Nach einem Mal werde ich es bestimmt immer wieder wollen! Und es mir holen..., da ich dann weiß, was ich verpasst habe.“

 

„Bin ich...“, haucht sie, nimmt eine Hand von meinem Gürtel und streicht sich nun den zweiten Träger auch über die Schulter. Nein...tiefer noch...sie zieht den Arm raus, hält nun mit der zweiten Hand das eine Körbchen, während sie die Prozedur mit dem zweiten Träger wiederholt.

 

Verdammt...sie weiß wirklich, was sie da tut – oder hat einfach nur ganz viel Glück mit ihren Taten. Vielleicht hätte ich nicht so lang im Bordell alleinlassen sollen...

 

Noch bevor ich etwas sagen, oder machen kann, wandert die eine Hand nun hinter ihren Rücken und fast wie gekonnt öffnet sie das lästige Kleidungsstück, zieht es von ihrem Körper weg, um es über meiner Schulter fallen zu lassen.

 

Jap...und jetzt ist wirklich kein Tropfen Blut mehr in meinem Gehirn... und aufhören zu starren, gelingt mir wirklich nicht mehr...

 

„...und jetzt zeig mir, dass das nicht nur leere Worte sind. Zeig mir, was ich dir wert bin~“

 

Innerhalb weniger Sekunden habe ich sie gepackt und so sanft, wie es nur möglich ist, in meinem puren, lüsternen Wahn, sie auf das Bett geworfen. Innerhalb von Sekunden habe ich uns beide von den restlichen, wenigen Kleidungsstücken befreit. Und...ja...innerhalb von Sekunden gab es dann wirklich kein zurück mehr und ich habe mir endlich genommen, was meins ist, als ich den Sturm der Lust zwischen uns freien Lauf lassen konnte – das Gewitter draußen sich nun verziehend...

 

...und ich möchte meinen, dass es gar nicht mal so schlecht, für ein erstes Mal, war...

Bettgeflüster

Ba-bumm Ba-bumm Ba-bumm

 

Nein...es ist nicht ihr eigenes Herz, dass ihr in den Ohren dröhnt, doch sie wünscht sich nichts sehnlicher, als dass es ihres wäre. Denn...nein...es ist das Herz in der warmen, nackten Männerbrust, auf der ihr Kopf liegt, den Blick zum Fenster gewandt.

 

Seit einiger Zeit beobachtet sie schon, wie die dunklen Wolken den weißen Mond aus ihren Klauen befreien und dieser nun hell die Nacht erleuchten kann. Doch gegen die Lampe, die noch immer auf dem Schreibtisch eingeschaltet ist, kommt auch dieser nicht an und so ist es ein gelblicher Schein, der sie umgibt, die Ereignisse der letzten Stunde besser vor die Augen führend und begreiflich machend.

 

Natürlich… immer mal wieder kommen diese deprimierenden Gedanken von Ruffy und ihren Freunden, die sie doch nicht wirklich zurück gelassen haben können, bevor ihre Gedanken je von einem unangenehmen Ziehen aus den niederen Regionen abgelöst werden. 

 

Doch dass sie Schmerzen hat, ist ihr dabei schon fast egal – sie glaubt sogar, dass es wesentlich schlimmer sein könnte. Es sind eher die Erinnerungen an die Momente zuvor, die sie unablässig plagen und sie fragt sich, inwieweit dies alles hier eine gute Idee gewesen sein kann.

 

Schließlich... wollte sie ihm sich doch nur für eine kurze Zeit hingeben, damit er glücklich ist, um dann davon zu schleichen. Um zu duschen und um sich dann in ihr Bett zu verstecken, damit sie weinen kann – über die Unschuld, die sie eben an den blonden Prinzen verloren hat.

 

Doch...nein... es stellt sich heraus, dass der junge Mann doch noch nicht müde genug war und ihr gegenüber noch anhänglicher, als zuvor, erscheint. Schließlich hatte er sie schon kurz nach dem gemeinsamen Abenteuer, gegen seine Brust gezogen und beide in die seidene Decke seines Bettes gehüllt. Einer seiner muskulösen Arme umschlingt seither ihre Schulter, hält sie fest gegen sich gedrückt, während die zweite Hand durch ihr Haar gestreichelt und mit ihren Strähnen gespielt hat.

 

Nami ist sich bewusst – würde auch nur ein Fünkchen Gefühl für den jungen Mann ,nun unter ihr, durch ihre Adern fließen, so hätte sie es genossen und wäre auf der Stelle eingeschlafen. Stattdessen wartet sie vergeblich, dass er es ist, der die sehnliche Ruhe der Nacht sucht, damit sie ihre Maske der Liebhaberin ablegen kann.

 

Sie ist froh, dass er aus seiner Position ihr Gesicht nicht sehen kann. So kann er auch nicht sehen, wie sie sich immer und immer wieder auf die Lippen beißt, im Versuch ihre Tränen zurückzuhalten. Doch es ändert auch nichts daran, wie sie sich fühlt – widerlich und von sich selbst enttäuscht. Ja...ihre Würde fühlt sich zutiefst gekränkt und gewiss ist einiges an ihrem Stolz gebrochen.

 

Doch...um frei zu kommen war es ihr das wert und auch die nächsten Male – wie er ihr noch vor dem Beischlaf gestanden hat – würden es wert sein, wenn er sie dafür dann irgendwann gehen lässt. Freiwillig…  und…, ja – für diese Freiheitwürde sie kämpfen…

 

Schließlich war doch genau das ihr Plan gewesen – nachzugeben, um ihm das zu liefern, was er von ihr will. Sex, die Nähe und viel mehr... Schließlich versteht sie doch, dass er ihr Beschützer sein will – vor allen Übeln der Welt, vor seinen Brüdern und dem Biest in ihm selbst. Sie hatte nur die richtigen Knöpfe drücken müssen und wie Elsa versprochen hat, ist er dann wie Wachs in ihren Händen gewesen.

 

...natürlich – wahrscheinlich würde der blonde Prinz das Gleiche über sie behaupten, wenn man ihn nur fragt, aber von diesem Gedanken will sie ihn auch nicht berauben.

 

Es ist besser so... und um ehrlich zu sein, ist es auch genau das, was sie will. 

 

Fast wäre ihr ein kleines Seufzen entfahren, während sie so an ihr Martyrium denkt, bevor die junge Frau den Atem anhält und einmal mehr horcht, ob er eingeschlafen ist, damit sie sich endlich davon schleichen kann.

 

So scheint es und nach einigen Augenblicken mehr des Wartens, beginnt sie sich vorsichtig aufzurichten, keucht einmal leise, als die Schmerzen von Unten sich durch ihren ganzen Körper ziehen und erstarrt dann, als ihre braunen Augen auf seine Blauen treffen.

 

Natürlich ist er noch wach – bei ihrem Glück hätte sie sich das doch denken können!

 

„Alles in Ordnung?“, fragt er schließlich, seine Stimme rau, während er einen Arm, der eben noch um ihre Schulter geschlungen war, unter seinen Kopf legt, um ihn ein wenig erhöhen zu können, damit er sie besser sieht. Die zweite Hand landet gleich auf ihren entblößten Oberschenkel und sie schaudert, als seine Nägel sich sanft in ihre Haut graben. Sie schnaubt leise, als sie das Schmunzeln sieht, dass entsteht, als seine Augen für einen kurzen Moment über ihren nackten Körper wandern, um dann wieder auf die ihren zu treffen.

 

Sie muss kein Hellseher sein, um zu wissen, dass er sich gerade all die Dinge durch den Kopf gehen lässt, die er gern noch mit ihr anstellen würde und dieser Gedanke allein ist so abartig, dass ihr Bauch sich zu drehen beginnt, bis ihr einmal wieder schlecht wird.

 

Am liebsten würde sie sich mit der Decke einhüllen und vor Scharm sterben – doch nach dem, was sie miteinander getan haben, glaubt sie kaum, dass das irgendeinen Effekt haben würde. Zudem hat er nun doch eh schon all das gesehen, was er wollte...

 

„Es war ziemlich gut für ein erstes Mal, nicht?“, fragt er schließlich, als sie ihm nicht auf die erste Frage geantwortet hat. Am liebsten würde sie darüber ihre Augen verdrehen – denn wahrscheinlich will er ihre Antwort nur, um sein Ego damit aufzuputschen. Doch sie kann sich kontrollieren, bietet im dafür ein kleines Lächeln.

 

„Ich habe keinen Vergleich, Sanji. Das weißt du doch...“

 

Er nickt und sein süffisantes Grinsen wird schon beinahe ein wenig teuflisch, bevor er seine Stimme erneut erhebt:

 

„Ich frage dich nach dem hundertsten Mal erneut. Und da ich jetzt weiß, was mir entgangen ist, wird es wahrscheinlich eher kommen, als gedacht. Was hältst du davon?“

 

Sie lacht nervös – ist wirklich nervös, denn sie hofft, dass er sie vor Erfüllung dieses Versprechens gehen lassen wird. Denn noch weitere 99 Mal mit diesem Mann zusammenzukommen widerstrebt ihr doch sehr. Mehr, als sie jetzt noch begreifen kann...

 

„Hast du dafür denn überhaupt die Zeit?“, fragt sie schließlich zurück und ihre Stimme wird beim letzten Wort eine Oktave höher, als normal, da seine Hand ein wenig auf ihrer Haut hinauf gewandert ist, das Gefühl seiner Finger scheinbar heiße Spuren auf ihr hinterlassend.

 

„Natürlich~ Die Zeit nehme ich mir – und dich dabei auch!“ Er wackelt mit seinen Augenbrauen und noch bevor sie ihn davon abhalten kann, hat er sie auch schon mit beiden Händen auf ihren Hüften geschnappt und sie auf seinen Bauch gesetzt. Er hält sie fest, während sie erschrocken ein und ausatmet, ihre Fingernägel in seinen Oberarmen vergraben und die Augen vor Überraschung geweitet. „Tut mir Leid – mir war nach einem Wortspiel zumute“.

 

„Oh nein...stellt Sex also komische Dinge mit deinem Gehirn an?“, keucht sie, greift dann schnell nach seinen Händen, als sie merkt, dass diese zu ihrem Gesäß wandern wollen und hält diese an Ort und Stelle fest.

 

Sein Blick sagt ihr, dass ihr Verhalten ihn sehr amüsiert.

 

„Naja...wenn mein Blut in andere Teile meines Körpers fließt... Da kann es schon leicht zu Fehlfunktionen kommen. Zu deinem Vorteil, natürlich~ Wäre ja gar nicht auszumalen, wenn es nicht funktionieren würde...“

 

„Nicht auszumalen...ja...klar...“

 

„Tja..., dann musst du wohl damit auskommen, dass ich fortan öfter dumme Wortwitze und seltsame Kommentare von mir gebe. War ja schließlich nicht das letzte Mal!“

 

Erneut überrascht er sie – setzt sich auf und zieht sie schnell mit seinen starken Armen gegen sich. Ohne Mühe findet er ihren Hals mit seinen Lippen, gibt ihr kleine Liebesbisse bis hinunter zur Schulter und zum Schlüsselbein.

 

Bedauerlicher Weise weiß er genau, dass ihr Körper von selbst darauf reagieren will und sie beißt sich selbst auf die Lippe, um das Keuchen in ihrer Kehle zu unterdrücken. 

 

„N-nochmal?!“, quietscht sie erschrocken, merkt, dass auch sein Körper durch seine Aktionen zu reagieren beginnt und versucht sich aus seiner Umarmung zu ziehen. „A-aber  ich habe S-schmerzen!“

 

Er hält inne und blickt auf – sie an und fast wäre sie im blau seiner Augen ertrunken, die aus dieser Nähe noch viel Tiefer, als zuvor erscheinen.

 

„...du...hast noch Schmerzen?“, fragt er und nun scheint etwas wie Ekel über sein Gesicht zu huschen. „Dort unten?“

 

Sie nickt vorsichtig – denn, klar – dass er ihr wehtun wollte, war nie in seiner Absicht gewesen und sie weiß, dass er Gewalt gegen Frauen auch verabscheut. Doch noch bevor er beteuern kann, dass sie es nie wieder tun würden, aus Angst, ihr erneut Schmerzen zu bereiten, sagt sie hastig:

 

„Es war ja mein erstes Mal! Es ging ja auch alles sehr schnell. U-und da waren Dinge ein wenig größer, als ich vielleicht angenommen habe. U-und vielleicht brauche ich erst einmal Ruhe, damit sich da alles wieder entspannen kann, damit es beim nächsten Mal nicht mehr wehtut! Es wäre ja schön – für mich und für dich.“

 

„Ja..., das wäre wirklich sehr schön...“, stimmt er ihr gleich zu, bevor er sich streckt und sich erneut in die weichen Kissen hinter ihm fallen lässt. „Aber und wie gesagt, für das erste Mal war es schon nicht schlecht!“

 

Er grinst sie an und ein weiteres Mal nimmt er ihre Nacktheit genau in Augenschein. Einmal mehr kriecht in ihr das Gefühl hinauf, sich vor ihm zu verdecken. So verschränkt sie – mit einer leichten Röte auf den Wangen – die Arme vor ihrer Brust und blickt verlegen zum Fenster hinaus.

 

Hinüber zum Mond, welcher der einzige Zeuge ihrer gemeinsamen Tat war.

 

„...soll ich dir einen Arzt kommen lassen...?“, hört sie ihn da plötzlich fragen und sie meint, dass ein Hoch von Besorgnis in seiner Stimme mitklingt. „Ist ja ganz schön... scheiße... wenn man als Frau, das erste Mal nicht vollkommen genießen kann. Ich wünschte, dass du irgendetwas gesagt hättest.“

 

„Hättest du dann aufgehört?“, sprudelt es aus ihr heraus, noch bevor sie die Worte aufhalten kann.

 

„Ich schätze schon...“, murmelt er, doch die junge Frau meint, dass Zweifel in seine Antwort mitschwingt. Sie ist es, die seine Ehrlichkeit fast zu schätzen weiß – aber eben nur fast, versucht es sich aber nicht anmerken zu lassen und rutscht von seinem Bauch nun endlich wieder herunter und zurück an seine Seite.

 

Sie weiß, dass er sie beobachtet und daher nimmt sie den Saum der Decke, die noch irgendwie um seine Beine geschlungen ist und zieht sie über ihren Körper und bis zum Hals. Ihr ist es gleich, dass er so noch ihren Rücken sehen kann – andere Regionen ihres Körpers gilt es im Moment vor den lüsternen Augen des Prinzen zu schützen. Und sie selbst will sich ein wenig umhüllter fühlen, als würde es ihr helfen, dass der junge Mann nicht noch tiefer in ihr ganzes Wesen vordringen kann.

 

...natürlich...ihren Körper hat er endlich für sich und seine Mittel gewonnen, aber das, was in ihrem Kopf vorgeht, dass will sie für sich behalten – als letzte Bastion ihrer eigenen Selbst...

 

…, so, wie sie es von Elsa gelernt hat...

 

Und diese seidene Decke scheint ihr dabei zumindest ein wenig zu helfen...

 

„...ich...verstehe...“, flüstert sie schließlich, bevor sie leise keucht, als eine Hand sich auf ihre Schulter legt, um auch sie in die Kissen zu ziehen – nur dieses Mal ohne lüsternen Hintergedanken, wie sie bald feststellt. Denn er bleibt neben ihr liegen, eine Hand auf seinen Bauch gelegt, die andere verflechtet die Finger mit ihren, während er an die Decke starrt.

 

Sie betrachtet sein Profil für einen Moment – das eines Monsters in einem viel zu schönen Körper – bevor auch sie ihre Augen nach oben richtet und hört, wie er noch einmal seine Stimme erhebt:

 

„Ich hoffe, du bereust das hier nicht...“

 

„Tue ich nicht...“, haucht sie zurück, versucht ihm nicht all zu schnell zu antworten, damit ja keine Zweifel keimen können.

 

„Hasst du mich jetzt?“

 

„Nein...“, zumindest nicht mehr, als sie es schon zuvor tat. Zudem...war es ja nicht seine Schuld gewesen, dass sie endlich miteinander geschlafen haben. Sie wollte es – zwar als Mittel zum Zweck, aber sie hat sich ihm bereitwillig hingegeben.

 

„Und du bist dir sicher, dass ich keinen Arzt für dich kommen lassen soll. Wir haben auch zwei Ärztinnen an Bord – wenn, dich das ein wenig beruhigt. Normalerweise behandeln sie nur Reiju. Wenn ich ihr aber erzähle, was passiert ist, dass-“

 

Er hält inne, unterbricht sich selbst und im Augenwinkel sieht sie, wie er seinen Kopf schüttelt.

 

„Reiju wird es nicht gut finden, wenn du ihr sagst, dass wir Sex hatten, richtig? Warum eigentlich?“

 

„Sie will nicht, dass ich mich dir aufdränge. So, wie es unsere Brüder machen würden... Sie will, dass ich anders, als die anderen drei, bin… “

 

Für einen kurzen Moment ist sie erstaunt, dass er ihr ohne Abschweifen die Wahrheit sagt. Ohne Zögern und für einen Augenblick ist sie über sich selbst so erstaunt, dass sie solch eine Wirkung auf den jungen Mann hat. Denn ob er ihr das ohne diese gewisse Vorarbeit gesagt hätte, zweifelt sie stark an.

 

„Du hast dich mir nicht aufgedrängt. Zumindest...nicht mehr als sonst. Und ich wollte das hier schließlich...“

 

„Gib's zu – du stehst darauf, wenn ich dich umgarne, mein Nami-Schätzchen~“

 

Mit grimmigen Blick schaut sie wieder zu ihm und dieses Mal muss sie einfach die Augen verdrehen, als sie sein süffisantes Schmunzeln sieht. 

 

„Tja...fragt sich nur, warum ich dir dann so lange widerstehen konnte...“

 

„Unsere 'Beziehung' stand ja zu Beginn auch unter keinem guten Stern. Aber mein Charme scheint sich ja am Ende bezahlt zu machen. Und mittlerweile weißt du doch, dass ich gar kein so schlechter Kerl bin...“

 

'Es gibt Schlechtere', hätte sie beinahe zugegeben, doch wahrscheinlich ist es genau das, was er jetzt nicht hören will. Seine Brüder sind schließlich noch schlimmer – und sie ahnt, dass er das eh weiß.

 

„Ich habe kein Geld mitgenommen. Heute... Ich wollte keine Frau kaufen. Du reichst mir vollkommen und meine Brüder hätten das sowieso nicht zugelassen...“ Seine Stimme ist ruhig, nun kaum mehr als ein Flüstern. Seine Gesichtszüge sind sanfter geworden – so sehr, dass sie seinem Blick fast nicht standhalten kann.

 

Hastig dreht die junge Frau ihr Gesicht wieder zur Decke, keucht leise, als seine Finger fest die ihren drückt.

 

„..., das klingt ja schon fast romantisch...“, murmelt sie – Worte, die sie eigentlich nur in ihren Gedanken äußern wollte, doch aber ihre Lippen verlassen konnten, noch bevor sie diese aufhielt.

 

Sie erstarrt gleich. Ihre Augen weiten sich und ihr Herz setzt einen Schlag aus.

 

Auch der junge Prinz neben ihr muss ein wenig verwundert über ihre Worte sein. Erstaunt – vielleicht sogar ein wenig überrascht und er braucht ein wenig länger, als normal üblich, für seine sonst so eloquente Antwort.

 

„Ich...“, murmelt er, räuspert sich dann einmal kurz und fährt fort: „So etwas wie 'romantische Gefühle' existieren bei mir nicht. Es...tut mir Leid, wenn ich dir da irgendwelche falschen Hoffnungen gegeben habe, Nami-Mäuschen...“

 

Erst wird die junge Frau bleich wie Kreide. Dann knallrot. Erschrocken blickt sie wieder zu ihm.

 

„Das ist auch vollkommen in Ordnung! Es ist überhaupt nicht mein Anliegen, dass solche Gefühle zwischen uns entstehen! Ich weiß schließlich, wo hier mein Platz ist! Ich bin deine königliche Nu-“

 

„...Mätresse...“

 

„-Mätresse – genau – und das ist alles, wofür ich hier bin! Ich wollte auch keine falschen Annahmen machen, oder falsche Behauptungen aufstellen!“

 

Er lacht. Ein leises, tiefes Lachen – aber nicht bösartig, bevor er sich hastig bewegt, beide ihre Hände über ihren Kopf in die Matratze drückt und seinen – für sie viel zu nackten – Körper auf ihren rollt.

 

„Gut, dann haben wir zumindest den gleichen Standpunkt! Und ich weiß, dass wir beide noch sehr viel Spaß haben werden~“

 

„Ich habe immer noch Schmerzen!“, quietscht sie wieder, als seine Lippen ihr Kinn finden.

 

„Das weiß ich doch... Ich finde es aber so schwer dir zu widerstehen. Das musst du doch verstehen, mein Nami-Mäuschen~ Außerdem habe ich beschlossen, dass du heute hier bleibst... Wann bekomme ich schon mal wieder die Gelegenheit, dass Bett mit einer heißen, nackten Frau zu teilen. Auch wenn da eine Decke zwischen uns ist...“

 

Er schmunzelt, während sie nur verdattert blinzeln kann.

 

„Was?! Hast du etwa gedacht, dass du dich so einfach davon schleichen kannst? Ich weiß genau, wie du tickst, Nami-Schatz und ich weiß genau, dass du nur gewartet hast, bis ich einschlafe, damit du dich in dein Zimmer verkrümeln kannst. Tja..., sieht so aus, als würde dein Plan nicht aufgehen~“

 

Sanji lässt ihre Hände los, fährt noch einmal mit der Spitze seiner Zunge über ihren Hals, sodass sie unweigerlich schaudern muss, bevor sein Körper ein wenig nach unten rutscht, um seinen Kopf in ihren verdeckten Busen zu betten. Seine Arme legt er zu beiden Seiten ihren Körpers, nehmen sie gefangen, sodass sie wirklich keine Chance hat, zu entkommen.

 

Im Gedanken verflucht sie ihn – seine Art und sein manipulatives Wesen. Dinge, mit denen sie doch hätte rechnen sollen!

 

„Schlaf du schön, Nami-Schatz. Wenn es dir morgen früh besser geht, können wir es ja gern noch einmal versuchen! Mich würde es sehr freuen!“

 

Und tatsächlich ist er dann innerhalb weniger Augenblicke tief und fest eingeschlafen und lässt der jungen Frau keine Wahl, als das Bett doch mit ihm teilen zu müssen...

Das Biest im Innersten

Natürlich...sie hat es gewusst...

 

Aus diesem einen Mal sind mehrere geworden. Beinahe täglich, manchmal mehrmals am Tag. Sie hat die lüsterne Bestie geweckt und der Preis dafür ist ihr klar gewesen. Sie bietet ihm dafür die Show, die er verlangt – spielt verängstigt, wenn sie meint, die drei Brüder gehört zu haben. Ahmt mit großem Können Verletzlichkeit nach, wenn ein Artikel in der Zeitung sie besorgt. Ist die verführerische Liebhaberin, wenn er es am wenigsten erwartet.

 

Ja...er macht es ihr fast schon ein wenig einfach – wobei sie schon bald erschreckend feststellen muss, wie einfach es für sie selbst ist, ihm diese Show zu bieten. Doch ihr kleines Schauspiel zeigt ihre Wirkung und er frisst ihr aus der Hand.

 

Er ist freundlich – freundlicher, als er es zuvor war. Ist lustig, fast ein Witzbold, der irgendwo in seiner königlichen Fassade vergraben zu sein scheint. Bietet ihr schlaue Anekdoten und nachdenkliche Momente. Denn umso mehr sie für ihn spielt – umso mehr Nähe und Geborgenheit sie von ihm fälschlicherweise verlangt – umso menschlicher scheint er für sie zu werden.

 

Und das ist auch genau das, was sie will...

 

Es ist vielleicht drei Wochen später... So recht scheint sie die Tage nicht mehr zählen zu wollen und zu können, seitdem Prinz und Piratin begonnen haben miteinander intim zu sein. Doch diesen einen Tag sitzt sie in ihrem Zimmer, wartet nun schon seit fast 24 Stunden darauf, dass er nach ihr und ihrem Körper verlangt.

 

Wobei sie seit dieser Zeit und noch einigen Stunden mehr, schon ein abscheulicher, widerwärtiger Gedanke plagt, den sie mit ihm zu teilen hat, bevor es sie um den Verstand bringt – besser noch bevor er einmal wieder über sie herfällt.

 

Gar nervös bürstet sie sich die Haare, ist frisch geduscht, frisch eingekleidet und – bedauerlicher Weise – bereit, ihren Prinzen in Empfang zu nehmen. So blickt sie schon seit einiger Zeit mit hastigen Blicken in die Richtung der Tür, erwartet zu jedem Moment, dass die Tür sich öffnet und er hereingestürmt kommt, sie überschwänglich und mit viel Freude packt, ihr die Kleider vom Leibe reißt und sie dann am Besten gleich auf dem Schminktischchen nimmt.

 

Wäre ja nicht das erste Mal in den letzten Tagen gewesen...

 

Unweigerlich erröten ihre Wangen, als sie daran denkt und sie spürt das Kribbeln von Vorfreude in ihren Gliedern. Nein – das ist gewiss kein Gefühl für Sympathie in ihr für den jungen Mann. Widerwärtiger Weise ist es rote, pure Erregung, die ihren Körper so reagieren lässt, da dieser – zu ihrem Bedauern – sich bereits an diese gewisse Zweisamkeit gewöhnt hat und das wahrscheinlich mehr zu Sanjis Freude, als zu ihrer eigenen. 

 

Dass da ein gewisses Sehnen von ihrem Körper nach dem Seinen ausgeht, würde sie am Liebsten verneinen. Doch auf der anderen Seite macht es ihren beschwerlichen Weg ein weniger leichter und am Ende des Tages kann sie stets sagen, dass es nur Sex ist – genau so, wie die Huren im Bordell es beteuern würden.

 

Ja...nur unromantischer, rein körperlicher Sex, der für sie Mittel zum Zweck ist, für ihn aber all das und noch mehr: Die Möglichkeit, ihr nah zu sein. Verletzlich zu sein. Das Antlitz eines Prinzen für einige Momente fallen zu lassen und um ganz Mensch – ganz er selbst – zu sein.

 

Es...hätte sie definitiv noch schlimmer treffen können, das weiß sie mittlerweile...

 

Ein hastiger Blick wandert zur Uhr und ihre Augenbrauen ziehen sich zusammen. Sie wundert sich doch ein wenig, wo er bleibt.

 

Rastlos steht sie auf, wandert einmal im Kreis umher. Bleibt bei ihrer Tür stehen. In der nächsten Runde beim Fenster, bis sie erneut zu laufen beginnt.

 

Seufzt, fährt sich beinahe verzweifelt durch die Haare, schaut erneut zur Tür.

 

Ja...Warten treibt sie beinahe in den Wahnsinn und dieses Mal hat es nichts mit Vorfreude auf ein gemeinsames, kleines Abenteuer zu tun.

 

Nein! Sie muss mit ihm reden – noch bevor er sie einmal mehr zu fassen bekommt.

 

Am besten jetzt gleich!

 

So schreitet sie mit bebendem Atem auf das hölzerne Brett zu und drückt die Klinke mit zittrigen Fingern nach unten.

 

Verstohlen blickt sie in den leeren, viel zu grell beleuchteten Flur, bevor sie mit bebendem Herzen hinüber zur seinem Zimmer geht. Schließlich weiß sie doch, dass sie sein Zimmer nicht ohne seiner Erlaubnis zu betreten hat und jedes Mal, wenn sie es von sich aus wagen sollte, allein schon diesen Flur zu betreten wird ihr schon Angst und Bange. Sie hasst dieses Gefühl der beinahen Ohnmacht – weiß sie doch mittlerweile, dass sie sich vor ihm nicht zu fürchten braucht.

 

Sie klopft. Einmal leise. Lauscht und wartet auf seine Antwort.

 

Die nicht kommt...

 

Ihre Mundwinkel ziehen sich gleich nach unten, denn normalerweise wäre doch die Tür sofort schon aufgeflogen und innerhalb von Sekunden hätte sie sich in seinen Armen befunden.

 

Doch die Tür bleibt verschlossen...

 

So klopft die junge Frau erneut, lauter dieses Mal, ruft nach ihm.

 

Erneut bleibt es auf der anderen Seite still und das schon minutenlang.

 

Fast mit leichter Besorgnis – später würde sie meinen, dass es auch tiefste Neugier war, die sie da antrieb – beginnt sie die Tür zu öffnen, blickt voller Vorsicht hinein, sieht das ihr mittlerweile all zu bekannte Zimmer verlassen vor ihr liegen.

 

Er...ist nicht da und von dem, was sie sehen kann, scheint auch keine Spur auf sein Verbleiben hinzuweisen.

 

Und dieser kleine Fakt zieht sie schon fast magisch an... hinein in das Zimmer des blonden Prinzen, dass ihr als verbotene Frucht doch hier dargeboten wird.

 

Sie sieht, wie sein Bett gemacht ist – fast mit einer gewissen Präzession, die seinesgleichen sucht. Der Schreibtisch liegt brach, der Stuhl dazu in gewisser Entfernung, so, als würde er nur darauf warten, dass der junge Mann sich auf diesen setzt. Ein Stapel von leerem Papier findet sie in einer der Schubladen, den Federhalter mit goldener Schreibfeder in dem Fach darunter. Sie würde gern mit ihrer Fingerspitzen darüber wandern – über dieses wunderschöne Schreibwerkzeug – um nur für einen Moment sich wieder wie eine Navigatorin zu fühlen, doch schließt sie schnell wieder das Versteck, wendet wieder ihren Blick auf den Tisch. 

 

Mit einer zarten Berührung streicht sie über den Knopf, den sie dort sieht, denn sie weiß, dass er zur Erfüllung jeden Wunsches dient. Seiner Wünsche, natürlich... Sie begreift einmal wieder in diesem Moment, wie viel Macht der junge Mann doch eigentlich hat, da wohl zu jeder Zeit das Personal darauf wartet ihm alle Wünsche zu erfüllen – bangend davor in seiner Gnade zu stehen… 

 

Ihre Augen schweifen umher und ihr Blick fällt auf das Fenster hinter ihr. Fast schon gedankenlos folgt sie den lockenden Strahlen der Sonne, die draußen hoch am Himmel steht und sie legt ihre Hände auf das kühle Glas. Schmollend muss sie jedoch feststellen, dass sie nur wenig von der Welt dort draußen sehen kann, denn das Meiste wird von massiven, metallenen Planken verdeckt – dem Deck und dem kleinen Häuschen, dass den Steuerraum beherbergt. Durch das kleine Fenster kann sie einen grimmigen, hünenhaften Soldaten erkennen, der stoisch das Schiff manövriert. Für einige Zeit beobachtet sie ihn, doch schnell stellt sie fest, dass es wohl kaum etwas Unaufregenderes geben kann. So richtet Nami ihren Blick lieber wieder gen Himmel, erfreut sich kurz an der strahlenden Sonne über ihr, deren Wärme sie nur zu gern auf ihrer Haut spüren möchte, bevor ihre Augen hinüber zum schmalen Streifen des Meeres wandern, das ruhig die Schiffe der Germa umgibt.

 

Ein wenig ernüchternd stellt sie fest, dass sie bis heute gar nicht weiß, wie viele Kähne sich in der königlichen Flotte befinden, doch wahrscheinlich ist diese Unwissenheit für ihr eigenes Seelenwohl am Besten...

 

Da die Aussicht ihr doch eh nichts Versprechendes bietet, wendet die junge Frau sie wieder vom Fenster ab, tänzelt ein paar Schritte im fremden Zimmer umher, bis sie beim Ohrensessel stehen bleibt, als sie dort die säuberlich gefaltete Zeitung vom Vortag sieht.

 

Ja...ein wirkliches Fenster nach draußen - in die freien Welt - liegt vor ihr, bereit, dass sie in ihren Seiten und Zeilen stöbern kann, auf der Suche nach dem aktuellen Verbleib ihrer Freunde. 

 

Doch so lockend, wie das bedruckte Papier auch vor ihr liegt – sie schafft es einfach nicht, sich dazu aufzuraffen, um nach dieser zu greifen, damit sie in ihr lesen kann...

 

Nein... er würde es gewiss merken. Und dann-

 

Sie erstarrt, hört das Bing! des Fahrstuhles, das dröhnend und schallend an ihre Ohren dringt. Ihr Atem verlässt zitternd ihre Lippen, der Blick reglos auf die Zeitung vor ihr geheftet. Denn sie traut – wagt – es sich einfach nicht, aufzublicken – zu ihm, der Einzige, der den Raum über ebendiese bewegliche Kammer betreten kann.

 

Nami wartet auf ein Fluchen. Auf Schreien. Gar, dass er ihren Arm packt und zu sich zieht, fragend, danach, was sie denn zu suchen hat – hier – in seinem Zimmer und das ohne seine Erlaubnis.

 

Doch...es kommt nichts...

 

Es sind nur Schritt, die da zu ihr dringen und durch den gesamten Raum hallen.

 

Schwere, erschöpfte Schritte, hinein in ihr Sichtfeld, als sie es dann doch wagt, ein wenig den Kopf zu haben, bis er dann in der Nähe seines Bettes stehen bleibt.

 

Die junge Frau erkennt ihn kaum – geben doch nur seine blonden Haare seine Identität preis – wenn gleich sie in einer anderen Frisur stehen -  wer der Verkleidete ist. Denn...er wirkt ganz anders, verändert gar – mit dem schwarzen, gar heldenhaften Kostüm. Mit dem Umhang, der auf der Innenseite rot und mit einer großen, weißen '3' verziert ist. Mit weißen Handschuhen und passenden Stiefeln und sogar mit einer Sonnenbrille, die seine Augen verdeckt.

 

Noch nie hat sie ihn so gesehen und – das lässt das Blut in seinem Gesicht und auf seiner Kleidung erahnen – sie weiß sofort, dass dies seine Kampfbekleidung sein muss...

 

…, was für sie bedeutet, dass er von einem Schlachtfeld zurückgekehrt ist und das erklärt  seine doch unüblich lange Abwesenheit...

 

Doch noch immer scheint er sie nicht bemerkt zu haben, steht stocksteif beim Bett, die Fäuste geballt und das Gesicht ausdruckslos – so viel, wie sie eben von seinem Gesicht erkennen kann...

 

Es hat schon fast etwas Zerbrechliches – besonders, als sein Körper zu beben beginnt und heiße, weiße Wut sich in einem lauten, kehlernen Schrei manifestiert.

 

Die junge Frau erschrickt, weicht einen Schritt sogar zurück und hält sich eine Hand vor ihren Mund, als wolle sie jedes, noch so kleine Geräusch unterdrücken.

 

Denn mit geweiteten Augen muss sie mit ansehen, wie er erst mit seinen Händen in den Betthimmel greift, um diesen dann im blinden Wahn hinunter zu reißen. Dann wirft er mit Leichtigkeit den Esstisch um, die Stühle fliegen gegen die Wände. Das Bücherregal fällt wie ein Dominostein, die Gardinen zerrissen, als seien sie aus Papier.

 

Erst als ihr Gesäß gegen die Kante des Schreibtisches stößt, merkt sie, wie sie immer weiter von ihm weg geschritten ist – aus Angst, sie könnte in seiner Schneise der Zerstörung stehen. Denn – in der Tat – auch vor dem Ohrensessel macht er nicht halt und als er diesen gegen die Scheibe wirft – diese aber nicht in tausend Scherben zerspringt – glaubt sie, dass er wohl vor nichts halt machen wird.

 

In dieser Sekunde merkt sie, wie er es nun ist, der innehält. Schnaubend, eine bestialische Fratze verzerrt sein sonst so hübsches Gesicht.

 

Sie muss seine Augen nicht sehen können, um zu wissen, dass seine auf ihr haften und sie versucht seinem Blick so gut es geht Stand zu halten.

 

…, doch ob er ihr wirklich nichts antun würde, dass bezweifelt sie doch ein wenig, besonders, als er seine Lippen öffnet, um sie anzusprechen:

 

„Auf die Knie!“

 

Ein Befehl – das ist es, was ihr das Piepen des Halsbandes verrät. Ein Befehl, so bellend und donnernd, wie sie es von ihm noch nicht erlebt hat. So fremd… 

 

Sie kann sich nicht einmal daran erinnern, wann er ihr den Letzten gegeben hat - wann sie das letzte Mal seine Worte fürchten musste. Und doch war es stets zu ihrem Schutz gewesen. Gewiss – zuvor zu seiner Belustigung, aber nie... musste sie seine Worte so ernst nehmen, wie jetzt.

 

Dieses Mal weiß sie, dass sie nur hier raus kommt, wenn sie dem jungen Prinzen Folge leistet und tut, was er befielt. 

 

Zwar zittrig, aber doch mutig schafft Nami es, sich vom Schreibtisch abzustoßen und geht vor ihm auf die Knie, den Blick richtet sie dabei auf ihre Hände, die sie in ihrem Schoß faltet.

 

Sie hört sein Schnauben. Wutentbrannt und auch irgendwie...verächtlich...

 

„Sieh mich an!“

 

Das tut sie, keucht leise, als seine kräftigen Hände ihr Kinn packen, fester noch, als all die Male zuvor. Es schmerzt und als ihre Hand aus Reflex nach seinem Arm greift, damit er sie nicht noch weiter nach oben reißen kann, hat sie auch keine Scheu, ihm das zu zeigen.

 

Er zieht die Sonnenbrille von seinen Augen, schiebt sie hinauf in sein Haar und legt den Kopf schief. Betrachtet sie für einige Sekunden mit gewisser Boshaftigkeit.

 

Nein...es ist nicht die Situation, die ihr am Meisten Angst macht. Nicht die zerstörten Möbel, nicht die zerrissenen Vorhänge. Es ist nicht seine Kleidung. Nicht das Blut darauf, oder in seinem Gesicht.

 

Am meisten fürchtet sie sich vor der Tatsache, dass sie ihn nicht lesen kann. Nicht seine Gedanken und auch nicht der Grund für diese Wut. Nami sieht nur sich selbst – ihre Spiegelung in den viel zu dunklen, fast schwarzen Augen, die regelrecht Löcher in sie bohren. 

 

Natürlich hätte sie die Wahl, aufzustehen und zu kämpfen. Zu flehen und zu betteln.

 

...oder – und sie entscheidet sich schnell dafür – einfach still zu bleiben, im tiefen Glauben daran, dass der junge Mann ihr nicht wehtun wird.

 

...er hat es ihr schließlich versprochen, noch bevor sie das erste Mal miteinander schliefen...

 

So lässt sie sich führen. Folgt ihm, als er sie nach oben zieht, bis sie ihm gegenübersteht. Taumelt auf das Bett zu und lässt sich – recht unsacht – hineinstoßen. 

 

Natürlich, ihr Herz bebt, das Blut dröhnt in ihren Ohren, doch sie versucht sich selbst irgendwie zu beruhigen. Schreit aber vor Erstaunen und vor Schreck in die Decke und darunterliegende Matratze, um den Ton ihrer Stimme zu dämpfen, als er ihr mit Ruck und regelrechter Unachtsamkeit die Hose über die Beine zieht, dann versucht mit seiner Kraft das Shirt zu zerreißen – es in Fetzen über ihren Schultern liegt. 

 

Erst als er sie umdreht, mit dem Rücken nun gegen den kalten Stoff gedrückt, und nach einer ihrer Hände greifend und mit der anderen nach ihrem Hals packend, bemerkt sie, wie sie schluchzend keucht und eine gewisse, heiße Feuchte ihren Wangen hinunter läuft.

 

Ja...erst da hält auch er inne...

 

Schlagartig wandeln sich seine Gesichtszüge. Werden... überrascht. Dann ungläubig. Schließlich selbst so todtraurig, wie Nami es noch nicht erlebt hat.

 

Sofort lässt er von ihr ab, stolpert zurück und vom Bett hinunter.

 

Sie hört, wie er von ihr weg kriecht und in einiger Entfernung sitzen bleibt und irgendwann, als sie sich benommen aufsetzt, erblickt sie ihn, den Kopf haltend. Sogar wippend. Leise Worte unter seinem Atem murmelnd.

 

Starr beobachtet sie für einige Augenblicke dieses Schauspiel. Sagt nichts. Fühlt nichts. Denkt nichts.

 

Für einige Zeit ist es so... länger, als beide erahnen können...und Sanji ist es, der sich als erstes rührt:

 

Mit verstörtem Blick sieht er auf, richtet seine nun roten Augen auf sie, bevor er sich nach vorne lehnt, zurück zu ihr kriechend, auf allen Vieren.

 

Über die Bettkante, zurück zu ihr.

 

Eine zittrige Hand reicht nach ihr, doch sie entzieht sich schnell seiner Berührung, rutscht zurück, bis ihr Rücken nun gegen das gepolsterte Kopfteil stößt.

 

Dieser Anblick lässt ihn zittrig keuchen. Doch er folgt ihr, ist er es nun, der vor ihr kniet und sich beugt. Seine Lippen und eisigen Finger finden ihren Knöchel. Küssen jeden Zentimeter. Dann die Wade. Ihr Knie. Sanji greift nach ihren Händen, liebkost ihre Knöchel, die Fingerspitzen und das Handgelenk. Er zieht sie gegen seine bebende Brust, als er es geschafft hat, in ihre Nähe zu gelangen. 

 

Nami lässt ihre Arme einfach an ihren Seiten fallen, während sie spürt, wie er sein Gesicht in ihren Haaren vergräbt.

 

Sie versteht, dass dies keine lüsterne Annäherung ist. Dass in seinen Küssen und Liebkosungen kein Funken von knisternder Erotik steckt.

 

Nein...es ist seine Art, sie um Entschuldigung zu beten. Sie...sie lässt es einfach zu, da sie nicht will, dass dieses Monster noch einmal zum Vorschein kommt.

 

Doch irgendwie schafft sie es doch, all ihren Mut zusammenzufassen, mit ihren Händen gegen seine Brust zu drücken, damit er sich von ihr entfernt. Nicht nur, damit sie nicht weiter in diesen mörderischen Armen liegen muss. Nein...denn sie kann auch den Geruch von Blut und Asche und Tod nicht ertragen, der so sehr an ihm klebt.

 

„Ich...“, flüstert sie, kaum hörbar, selbst für sich selbst, „..., würde gern auf mein Zimmer gehen...“ Sie bemerkt, dass ihre Stimme recht rau klingt – wahrscheinlich durch den kurzen, wenn auch festen Griff durch seiner Hand an ihrer Kehle.

 

„Aber-“, sagt er hastig, seine Hände wollen von selbst nach ihrem Gesicht greifen, doch sie erstarren noch in der Luft, als er sieht, wie sich ihm wieder entzieht. „G-gut… I-ich werde alles für das Abendessen vorbereiten, in Ordnung?“

 

Die junge Frau starrt ihn einfach an, mit weiten, feuchten Augen, während sie versucht das verzweifelte Lächeln auf seinen beenden Lippen in sein Gesamtbild zu verarbeiten. Und erneut umarmt er sie, fester noch gegen seine Brust drückend, in der sein Herz einfach nur panisch rast, während er eine Hand auf ihren Hinterkopf drückt, die Finger sich in ihrem Haar vergraben, bevor sie sich wieder von ihm lösen kann. 

 

Ja… erst da bemerkt sie, dass es noch unzählige, tausende Teile des Prinzen gibt, die sie noch nicht erahnen kann. Nicht aufdecken will… 

 

Und wahrscheinlich selbst zu schwach ist, um mit ihnen zu arbeiten… 

 

„Gut…“, wispert sie daher in seine Brust, wissend, dass es wohl eh kein Zurück mehr geben wird, da sie am Ende doch sehr freiwillig in dieses Kaninchenloch gestiegen ist… 

Menschlichkeit

Sie keucht leise. Wimmert. Ihre linke Hand schnellt zu dem Arm vor ihr, um ihn von seiner weiteren Arbeit abzuhalten. 

 

Es schmerzt zu sehr… erschwert ihren Atem… 

 

„Gleich geschafft… Nur noch ein paar Pinselstriche und es ist nichts mehr zu sehen…“

 

Nami blickt den jungen Mann, mit seiner bekannten Chirurgenmaske, an. Lange und eindringlich, bevor sie mit zitternden Atem ihre Hand fallen lässt, damit er sein Werk fortsetzen kann. 

 

Natürlich, sie zuckt zusammen, als der feine Pinsel mit Make-Up wieder ihren Hals berührt, doch sie schafft es dann still auf dem Stuhl sitzen zu bleiben. Ihre Augen – die nach dem Weinen noch immer rot und geschwollen sind, fallen dabei auf Gretchen im Spiegel, die hinter ihr steht. Ihre fein gezupften Augenbrauen sind zwar sehr verärgert verzogen, dennoch geht sie mit Bedacht ihrer Aufgabe nach und arbeitet mit Kamm, Spray und Haarnadeln an der Frisur der jungen Frau. 

 

Beinahe fühlt es sich so an, als sei alles normal und die Beiden machen Nami so zurecht, wie sonst auch immer. Und wahrscheinlich ist auch genau das die von Sanji aufgetragen Aufgabe. 

 

Dass sie sich wohlfühlt… Dass sie seinen kleinen… Fauxpas… vergisst. 

 

Doch Nami ist nicht dumm und Sanji wird es auch wissen, trug er doch gewiss auf, dass Hänsel und Gretchen noch ein wenig mehr Mühe in ihre Arbeiten legen. Wenn sie sich zuvor als Königin gefühlt hat, so muss es nun das Herrichten einer Kaiserin sein, dass sie hier an ihr… fabrizieren… 

 

Schließlich haben sie teuerste Öle in die kleine Wanne in ihrem Bad gelassen. Seifen, in denen Blattgold gebettet ist, für ihre Haut verwendet und um ihre Haare zu waschen, nutzten sie sogar Wasser aus einer ganz eigenen, schimmernden Flasche. 

 

Hänsel trug dann seiner Gefährtin auf die junge Frau zu massieren – von Kopf bis Fuß – was die Blonde auch mit Knurren und Fluchen und Augen verdrehen, machte. Er selbst cremte sie dann mit irgendwelchen Peelings und noch mehr Ölen und Lotionen ein, bis sie selbst wie eine kleine Parfümerie duftete.

 

Eingehüllt in einem seidenen Bademantel massierte Gretchen noch mit ein wenig mehr Bedacht und Sorgfalt ihre Hände, Hänsel dafür ihr Gesicht. Die Nägel – an Fingern und Zehen – wurden lackiert. Wunderschönes Make-Up auf ihr Gesicht aufgetragen.

 

Sie ließ es zu, ließ sie stumm und mit leerem Blick machen, zuckte nicht einmal, als sie die blauen Flecken an ihrem Handgelenk abdeckten. Und wahrlich… von Sanjis dortigen, festen Griff erkennt man nichts mehr. Man erkennt nicht einmal, dass man dort überhaupt ihre Haut bemalt hat… 

 

Doch ihr bleibt die Erinnerung – eingebrannt nicht nur auf ihrer Haut, sondern vor allem in ihrem Kopf. Sie ist so widerwärtig beängstigend. Ihr wird schwindelig. Ihr Herz rast und wieder muss sie nach Hänsels Ärmel greifen, welcher sofort innehält und den weichen Pinsel von ihrer Haut wegzieht.

 

Sie aber keucht dennoch. Das Atmen fällt ihr schwer und die Farben und Bilder vor ihren Augen verschwimmen.

 

„Hol Wasser!“, hört sie gerade noch den Befehl von Hänsel und Gretchen, die mit „Wenn’s sein muss~“, antwortet.

 

Er aber beugt sich zu ihr und nimmt ihre Hände. Seine Augen – auch wenn sie die Wochen, die sie schon hier ist nicht mehr zählt - so erkennt sie erst jetzt, dass diese nur wenige Nuancen dunkler sind, als sein fliederfarbenes Haar – wirken einfühlsam und haben etwas beruhigend menschliches an sich.

 

„Das ist nur eine kleine Panikattacke, Nami…“, sagt er und ist freundlich dabei, scheint er doch sogar unter seiner Chirurgenmaske zu lächeln. „Das geht wieder vorbei… Traumatische Erlebnisse sind es doch, die einen Menschen ausmachen und stärken…“

 

„Was weißt du denn schon?!“, wispert sie mit bebender Stimme, merkt zwar, dass ihr Herz und ihr Atem sie beruhigt, sie aber nun selbst von Wut und Verzweiflung eingenommen wird. „Er hat mich fast vergewaltigt!“

 

Erst als sie es ausspricht, merkt die junge Frau für sich selbst, dass der blonde Prinz noch nie so weit gegangen war – hat er doch selbst immer Abstand genommen, bevor die nackte Angst sie komplett übermannte. Natürlich – er hat sie bedrängt und das auch mehr, als nur ein Mal. Doch nie war er ihr dabei so… nah gekommen.

 

Nicht körperlich…

 

Nein…

 

Seelisch hat dieser eine Aussetzer sie mehr berührt, als all die Umarmungen und Handküsse und das aneinander Schmiegen vor dem von ihrer Seite akzeptierten und geplanten Sex, zuvor. Mehr, als sie jetzt überhaupt begreifen kann – und wahrscheinlich mehr, als Hänsel versteht…

 

Gretchen kommt herbei und drängt Hänsels Hände von den ihren weg, um ihr das Glas mit Wasser in diese zu drücken.

 

„So etwas ist scheiße und hat nichts Königliches an sich…“, brummt sie, wirkt genervt über Hänsels fehlende Empathie und widmet sich dann wieder Namis Haaren, als sei nichts gewesen.

 

Die junge Frau blinzelt, verdutzt darüber, dass sie wohl noch nie etwas Ehrlicheres aus dem Mund der Blonden gehört hat.

 

„Er ist ein Prinz und ein sehr hübscher noch dazu. Er wird seine noblen Gründe haben-“

 

„Gründe?! Sieh dir doch nur an, was diese noblen Gründe aus uns gemacht haben?! Was Menschliches ist uns noch geblieb-“

 

„Hänsel, Gretchen - Stop!“

 

Als wären diese Worte voller Magie, schließt die Blondine sofort ihre Lippen, frisiert sie aber stumm weiter.

 

Auch wenn sie aussieht, als würde es aus ihr herausplatzen.

 

Hänsel hingegen nimmt Nami das Glas aus den Händen, greift nach dem Pinsel und arbeitet schnell mit gesenktem Blick weiter.

 

Erst da sieht Nami im Spiegel, dass sich eine der Geheimtüren geöffnet hat und dass Reiju in deren Rahmen steht – das Gesicht angespannt und die Hände an ihrer Seite zu Fäusten geballt.

 

Hat Sanji auch sie geschickt, damit die Prinzessin sie beruhigt?

 

Nein… nach all dem, was sie mittlerweile über die Beziehung der beiden Geschwister weiß, würde es dem jungen Mann wohl fern liegen, seine ältere Schwester über sein Vergehen einzuweihen.

 

Also muss sie aus freien Stücken gekommen sein…

 

Die blauen Augen der Prinzessin haften auf denen der jungen Frau, während sie die Tür hinter ihr schließt und dann zu ihr hinüber geht, beim Bett aber verharrt und auf das dort liegende, königsblaue Kleid blickt, dass dort ausgebreitet und in voller Pracht liegt.

 

„Das soll sie anziehen?! Sucht ihr etwas anderes. Schöner und noch teurer. Passenden Schmuck dazu will ich auch sehen und wenn ihr dafür in meine Gemächer gehen müsst! Los!“

 

Hänsel und Gretchen verbeugen sich und huschen davon, durch eine andere Tür eilend, lassen die beiden Frauen zurück.

 

Nami hat kein gutes Gefühl, denn jede Sekunde, die sie mit einem Mitglied der Vinsmokefamilie allein ist, scheint nichts Gutes für sie zu verheißen.

 

So bleibt sie still, als Reiju nun doch zu ihr kommt, sich auf den Schminktisch setzt und ihre Arme verschränkt. Sie lässt sich von der schönen Prinzessin taxieren. Blickt nur mit der gleichen Intensität zurück.

 

„Sie haben gute Arbeit geleistet, das muss man schon sagen… Fast würde man meinen, dass wirklich aus jeder Straßenratte ein Schwan werden kann. Oder… aus jedem dreckigen Pirat eine kleine Königin…“

 

Nami schluckt, wenn auch schmerzlich, und wendet ihren Blick von der Frau ihr gegenüber ab, heißt die Stille einmal mehr willkommen.

 

Schließlich… hätte sie doch nie gedacht, dass Reiju – die einzige, vernünftige Person an Bord dieses Schiffes – einmal so mit ihr spricht. Nicht nur chmerzen ihre Worte mehr, als sie je hätte erahnen können, sondern erfüllen sie auch mit einer bitterlich Kälte.

 

Und… es erinnert sie daran, was sie für die Menschen hier doch ist:

 

Die Nutte des Prinzen.

 

Nicht mehr und wahrscheinlich noch viel weniger, als sie selbst von sich gedacht hat.

 

Sie schluckt, merkt sie schon, wie Tränen in ihre Augen kriechen, um-

 

Da, ein kleines Schluchzen und es ist nicht von ihre Lippen entkommen.

 

Erschrocken blickt sie wieder zurück und zu der schönen Prinzessin, die sich doch recht vornehm ihre Hand vor den Mund hält, ihre eigenen Augen gefüllt mit Tränen und die Brust wild hebend.

 

„Was hast du nur getan?“, fragt sie an die junge Frau gewandt. „Seit über einem halben Jahr ist er nicht mehr so… ausgeflippt… Für so eine lange Zeit schon war er vollkommen normal. So menschlich! Und dann kommst du, machst die Beine breit und ruiniert alles!“

 

Es schwingt kein Ärger, keine Wut in Reijus Stimme mit. Kein Zorn.

 

Trauer… Ja… Vielleicht auch ein wenig Enttäuschung.

 

„Er wäre fast so weit gewesen… Dass er gegangen wäre. Freiwillig. Und dich… dich hätte er gewiss mitgenommen! Ich glaube kaum, dass er es ertragen könnte, dass du einfach so unseren Brüdern ausgesetzt wirst. Dafür bist du ihm zu viel wert – und das nicht nur, weil du bestimmt gut im Bett bist…“

 

„Gegangen?“, entkommt es Nami, die zwar aufmerksam jedem Wort der Prinzessin gelauscht hat, aber irgendwie bei diesem Wort hängen geblieben ist. „Wohin sollte er denn gehen?“

 

„Weg… In die Freiheit. Dort, wo er hingehört… das ist mir ganz egal. Fakt ist – Er gehört nicht hier her. Das weiß unsere ganze Familie. Das weiß das Personal. Er weiß es und du wahrscheinlich auch.“

 

Nami schüttelt den Kopf, als sie das hört.

 

„Ganz sicher nicht! Er ist-“

 

„Was ist er? Ein Monster, dass bereit ist seine Beute zu packen, um das Genick zu brechen? Ein Biest, das eingesperrt gehört? Ein Teufel, der an seine eigene Hölle festhält? Ja… das siehst du vielleicht, nach dem, was vorhin passiert ist. Und er wünscht sich, dass unser Vater das in ihm sieht. Das ist er aber nicht. Sanji ist der Einzige hier, der ein anderes Leben verdient hat… Er ist kein schlechter Mensch… er ist nur kaputt, durch die vielen Jahre, die er hier leben musste. Wäre er-“

 

Reiju hält inne, schaut für eine Sekunde hinüber zur Tür, als wolle sie sicher gehen, dass ihr kleiner Bruder nicht in jeder Sekunde in den Raum stürmen wird, bevor sie mit leisem Ton fortfährt:

 

„Er würde nicht wollen, dass du es weißt. Mir aber ist es scheiß-egal. Und ich glaube, ich weiß, was du vorhast und warum du dich ihm doch hingeben hast…“

 

„Woher-“

 

„Hänsel und Gretchen sagen mir alles, was ich von ihnen verlange. Und so oft, wie sie für dich neue Wäsche und Düfte und all diese Dinge, in den letzten Wochen, bringen sollten, lässt mich dann doch schnell eins und eins zusammen zählen… Außerdem bist du für mich durchschaubar. Und auch Sanji würde leicht dein kleines Spielchen erkennen, wenn er nicht damit beschäftigt wäre mit dir den ganzen Tag zu… du weißt, was ich meine und brauchst gewiss keine detaillierten Ausführungen mehr~“

 

Zwar scheint die Prinzessin sich seit einiger Zeit schon beruhigt zu haben, so steigt nun aber eine gewisse Röte in ihre Wangen, was Nami wahrscheinlich zu jeder anderen Zeit zum Schmunzeln gebracht hätte.

 

„Wenn du ihm aber nur ein Wort darüber sagst, dass du auch nur über dieses Wissen verfügst, werde ich dir persönlich deinen Hals umdrehen. Keine Angst – das ist in meinem Fall nicht nur eine Metapher. Und ich hoffe für dich, dass er irgendwann selbst mit der Sprache rausrückt…“

 

Irgendetwas Verbotenes schwingt in den Worten der Prinzessin mit und die junge Frau überlegt, ob sie sich nicht lieber die Ohren zu halten sollte.

 

Doch… auf der anderen Seite scheint Reiju ihr doch nur helfen zu wollen, damit ihr das Manipulieren des dritten Vinsmokeprinzen noch ein weniger leichter fällt.

 

Falls sie irgendwann wieder bereit ist, mit ihrem Plan fortzufahren…

 

So nickt sie, zaghaft, während die Prinzessin ihre unvergossenen Tränen mit vorsichtigen Fingern aus den Augen tupft.

 

„Ich habe ihn mal aus den Kerker befreit. Er muss etwa zehn gewesen sein. Vielleicht auch elf.“ Reiju klingt wenig beeindruckt über diese Tat und ihre Worte. Gibt ihr diese Erinnerung preis, als würde sie wie gewöhnliches Fußvolk auf dem Markt stehen und ein Pfund Fleisch erwerben.

 

Natürlich ist sie sehr über die Offenheit der Prinzessin erstaunt, merkt sie doch einmal mehr in diesem Moment, dass keiner hier an Bord noch vollkommen klar im Kopf ist. Auch nicht die schöne Königliche, die hier ihr gegenüber sitzt.

 

Gut…, stellt Nami für sich schnell fest, sie selbst würde wahrscheinlich auch ein gewisses Maß ihres Verstandes verlieren, wenn sie ihren kleinen Bruder wirklich aus dem Kerker befreien müsste – und selbst dabei ein Kind war.

 

„Er… trug diese Maske… so eine aus Eisen, damit auch wirklich niemand ihn als Mitglied der Vinsmokefamilie erkennt. Seitdem hasst er es auch, wenn sein Gesicht unaufgefordert berührt wird… wobei… ich im Kampf schon oft genug erlebt habe, wie er sehr gern andere im Gesicht anpackt… Es scheint ihm ein gewisses Gefühl der Überlegenheit zu geben. Und-“ Reiju blickt Nami für einen kurzen Moment mit zusammen gepressten Lippen an, legt dabei den Kopf in Überlegung schief.

 

Für Nami ist dieses Verhalten keine Überraschung – ist auch sie es, die bereits am eigenen Leib erlebt hat, wie der blonde Prinz sie am Kinn packt, um damit stets eine Reaktion von ihr zu erhalten.

 

Und… ja… auch wenn er sie oftmals damit beruhigen wollte, so ist es für ihn gewisser Maßen stets ein kleines, privates Machtspiel gewesen, dass ihnen beiden seine gehobene Stellung demonstriert. Ihr absolut unbewusst und stets darauf bedacht Sanji bei Laune zu halten, während er sie mit solch einem simplen Mittel leiten konnte.

 

Dass schon fast unbewusst Namis Hand zu ihrem Kinn gewandert ist, fällt ihr erst auf, als Reiju wieder ihre Stimme erhebt:

 

„Ich verstehe…“, flüstert sie, als sie das sieht. „Wie dem auch sei – Sanji wäre damals fast geflohen. Dieses Schiff… ein Passagierschiff lag direkt vor uns im Hafen. Doch… er ging nicht… dieser verdammte Vollidiot ging einfach nicht! Er hätte frei sein können und er hätte bestimmt großartige Menschen gefunden, die ihn aufnehmen und einen aufrichtigen, freundlichen und vor allem menschlichen Mann geformt hätten. Nicht so, wie dieses Ding dort drüben! Dieser… Fehler von einem Vinsmoke!”

 

Nami sieht die Frau vor ihr an. Eine kaputte Frau, die ebenso viele Gesichter zu haben scheint, wie all die anderen Mitglieder der königlichen Familie – warum sonst würde sie so plötzlich auf solch eine abwertende Art über ihrer Bruder reden, wo sie doch gerade noch-

 

Nein… Nami versteht, warum sie ihn so nennt, sieht sie doch, wie eine einzelne, bittere Träne ihr Auge verlässt und ihre Lippen kurz wehmütig zucken. Denn… Nein… Dass sie ihren kleinen Bruder als ‚Fehler‘ bezeichnet, soll keinesfalls eine Beleidigung sein. Dass er nicht so wie die anderen Drei ist – wahrscheinlich auch anders als sie selbst und der König – ist für die Prinzessin etwas… Gutes…

 

Und bedauerlicherweise versucht Reiju gerade Nami von dieser Seite des Prinzen zu überzeugen.

 

Schnell räuspert sich die schöne Königstochter, streicht die Träne von ihrer Wange und springt vom Schminktisch hinunter, als sie das verräterische Klicken der Geheimtür wahrnimmt.

 

Hänsel und Gretchen sind zurück, schiebt er eine Schneiderpuppe mit einem wunderschönen, bodenlangen Kleid vor sich her, während Gretchen einige kleine Schatullen – gewiss mit Schmuck – vor sich trägt.

 

„Eure Hoheit, diese Kleid ließen die Schneider für euch anfertigen, doch Eurem Befehl nach zu urteilen, verlangtet Ihr nach etwas mit diesem Kaliber…“

 

Reiju nickt zufrieden und zwinkert Nami zu.

 

„Es ist perfekt, nicht wahr?“

 

Die Ernsthaftigkeit von zuvor ist verschwunden und diese freundliche Art – so, wie sie die Prinzessin auch kennengelernt hat, ist wieder an deren Stelle getreten.

 

Nami ist sogar so verdutzt darüber, dass sie der Prinzessin nicht einmal antworten kann.

 

„Und bevor ihr sie einkleidet, will ich, dass ihr diese Schminke von ihrem Hals wischt. Sanji soll sehen, was er angestellt hat!”

 

„Natürlich, Eure Hoheit! Gretchen, los! Hol Wasser!“. 

 

Das macht die Blondine auch gleich, auch wenn sie wieder einmal die Augen verdreht, während Hänsel noch einmal sich dem Kleid zuwendet, um es von unsichtbare Staub zu befreien, während er dazu ein kleines Liedchen summt. 

 

Wahrscheinlich genau so, wie es Reiju geplant hat, denn noch ein letztes Mal lehnt sie sich zu der jungen Frau, um in ihr Ohr zu flüstern:

 

„Sorge dafür, dass Sanji die Germa und die Familie hinter sich lässt und ich sorge dafür, dass Vater Niemanden aussendet, um ihn zurückzuholen. Euch…, um genauer zu sein, da ich weiß, dass er dich mitnehmen wird, wenn es soweit ist.“

 

Sie lächelt. So unschuldig und freundlich, dass es Nami die Sprache verschlägt. 

 

„Gut, dass wir das klären konnten. Dann wünsche ich dir viel Spaß heute Abend mit meinem Brüderchen. Und lass dich nicht gleich wieder von ihm vernaschen“. 

 

Ein letztes Mal zwinkert sie, bevor Reiju dann so schnell wieder verschwindet, wie sie doch zuvor noch gekommen war

Zwischen Königin und Hexe

Ausstaffiert, wie eine Königin. In aller Vollkommenheit – ein Kleid so schön, mutmaßlich  teuer, wie es nur die Reichsten tragen würden. In einem schönen Weinrot, mit floraler Spitze für Arme, Dekolleté und Rücken. Einem schmalen Band für die Taille, besetzt mit winzigen Diamanten. So lang, dass es auch die passenden Schuhe verdeckt. Einer Schleppe für hinten.

 

Extra für dieses Kleid haben Hänsel und Gretchen ihre Nägel noch einmal bearbeitet, passend rot lackiert und sogar mit funkelnden Steinen besetzt. Auch sie sind echt und nicht von minderem Wert, wie Namis geschultes Auge feststellt. So, wie sie auch den Wert der Ringe an ihren Fingern und der schweren Kette, leicht bestimmen kann. 

 

Viel zu teuer…, sagt ihr das Gewissen und hält den schweren, blutroten Rubin wiegend in ihren Händen und weiß, dass sie selten ein edleres Schmuckstück gesehen hat.

 

Auch in ihrer doch recht langen Laufbahn als Diebin…

 

Ja… er wiegt ebenso viel, wie die zarte, glänzende Tiara auf ihrem Kopf. Zumindest wirkt es so für die junge Frau, weiß sie doch, dass dies alles nur ein Teil ihrer eigenen Maske ist, die sie als Puzzleteil in Sanjis Leben trägt. Im Auftrag der Prinzessin, seiner Schwester. Tja… und für die ist sie auch nur eine Figur auf ihrem privaten Schachspiel der Macht. Und so, wie es für die junge Frau wirkt, soll sie die Königin mimen, bereit von Reiju gezogen zu werden, um den König – den eigenen Vater – Schachmatt zu setzen, damit dieser den blonden Prinzen freiwillig gehen lässt.

 

Oder… ist doch Sanji der König, den es hier zu schlagen gilt, damit sie frei kommen kann? 

 

Gewiss… diese kleine Geschichte, die Reiju ihr aufgetischt hat, gab ihr nur noch mehr Fragen als Antworten, doch zumindest auch wertvolle Informationen, die sie selbst für ihre eigene Show verwenden kann. Damit sie Sanji vollends um den Finger wickelt… Und dann muss sie doch nur noch hoffen, dass die schöne Prinzessin die Wahrheit gesagt hat und ihr Versprechen einhält…

 

Ja dann – vielleicht – ist auch sie frei…

 

Bei allen Göttern… wo ist sie da nur reingeraten?!

 

Seufzend lässt Nami das schwere Juwel wieder hinunter zu ihrer Brust fallen, wo es schimmernd thront und sie blickt hinüber zum Spiegel.

 

Zu gern würde sie sich an ihrem Anblick erfreuen. Doch angesichts dem dunklen Mal auf ihrer Kehle – ein klarer Abdruck von Sanjis Hand – mahnend, über dem blinkenden Eisenband, wird ihr nur wieder ganz schwindelig zumute und ihr Herz beginnt einmal mehr zu rasen.

 

Es schmerzt, als sie schwer schluckt. Es brennt auf der Haut, wenn sie es berührt. Es ist da, eine furchtbare Erinnerung daran, dass die Abgründe des blonden Prinzen doch viel tiefer sind, als doch stets angenommen hat.

 

Viel tiefer… und dunkler…

 

Ihr ist bewusst, dass sie dieses Spiel, was sie mit ihm begonnen hat, fortführen muss. Damit er nun keinen Verdacht schöpft und damit sie diesem Albtraum entkommen kann. Doch gerade in diesem Moment scheint sie zu merken, dass sie vielleicht nicht so stark ist, wie sie zu Beginn von sich selbst angenommen hat. Auch wenn nach wie vor dieses eine Thema ihr auf dem Herzen brennt – der Grund, warum sie überhaupt, ohne Aufforderung, in sein Zimmer gegangen ist.

 

Natürlich – sie weiß, dass sie mit Sanji zu sprechen hat, doch glaubt sie auch, dass sie sich selten so vor diesen jungen Mann gefürchtet hat, wie an diesem Tag.

 

Nami weiß nicht einmal mehr, wie sie jetzt auf den jungen Prinzen reagieren soll und dieser Gedanke, zusammen mit ihrer immensen Angst, lässt sie einmal mehr an diesem Tag schluchzen.

 

Gerade, als der große Zeiger der Uhr auf die Zwölf wandert.

 

Es ist 9 Uhr…

 

Nein…, dieses Mal hat es keinen Befehl gegeben, dass sie genau zu dieser Zeit bei ihm zu sein hat. Es war eine Bitte, nicht viel mehr, als ein Flehen, bevor sie aus seinem Zimmer geflohen war.

 

Wahrscheinlich könnte sie hier bleiben, sich einfach aufs Bett legen und schlafen – so erschöpft fühlt sie sich gerade – aber dann würde er gewiss kommen. Zu ihr, in dieses Zimmer, um sie zu sich zu holen.

 

… oder schlimmer…

 

Wie absurd es doch scheint – am Morgen meinte sie doch noch, dass der junge Mann ihr nichts anhaben würde. Dass er es ihr versprochen hat und sie war so naiv gewesen, um es ihm auch noch zu glauben! Wobei die Zeit davor fast… unbekümmert war – war es für sie nur Sex gewesen, der ihr Leben ein wenig am Bord dieses Schiffes erleichtert hat. Das Leben mit ihm…

 

Nie hätte sie gedacht, dass sein inneres Biest so grausam sein könnte – auch wenn sie schon unzählige Facetten davon gesehen hat… Sie wäre wesentlich glücklicher, hätte sie diese nackte Wut nicht miterleben müssen. 

 

Gewiss… ihre Neugier und ihre eigene Dummheit haben sie dazu verführt. Einfach das Zimmer des blonden Prinzen zu betreten und ein wenig gibt sie sich selbst dafür die Schuld, was da beinahe passiert ist… 

 

Ein letztes Mal seufzt sie und schüttelt ihren Kopf, um dann all ihren Mut zusammen zu nehmen, der da irgendwo in ihren Knochen verblieben ist. Sie steht auf, wankt und zittert, bevor sie wie in Zeitlupe hinüber zur Tür geht, ihr eigenes Zimmer verlässt.

 

Wie immer ist der Korridor zwischen ihren beiden Räumen hell und grell erleuchtet. Fühlt sich zudem mit jedem Schritt kälter an, umso näher sie der gegenüberliegenden Tür tritt.

 

Dass sie es überhaupt schafft, an ebendieser zu klopfen, grenzt für sie schon fast an einem Wunder.

 

Doch ihre Stimme zu erheben, um seinen Namen zu rufen, dass misslingt ihr vollkommen.

 

Nein…, das braucht sie auch nicht, denn schon hört sie, dass seine Schritte zur Tür eilen und er sie in wenigen Augenblicken aufgerissen hat.

 

„Du bist hier…“, flüstert er, überrascht, sie vor sich stehen zu haben. Sofort zucken seine Hände auch, um nach ihr zu greifen, doch sie weicht zurück.

 

Er erstarrt. Sein Blick fällt auf die Male – erst jenes am Gelenk ihrer zum Schutz erhobenen Hand, dann mit geschocktem Blick zu dem an ihrem Hals. Er schüttelt seinen Kopf, als wolle er aus diesem Albtraum erwachen, doch als er sie wieder ansieht, muss er feststellen, dass seine Abdrücke nicht verschwunden sind und ihn noch für eine lange Zeit heimsuchen werden. 

 

Doch der junge Mann entscheidet sich vorerst dazu, sein Vergehen nicht zu kommentieren. 

 

Und so lässt er seine Hände wieder fallen, öffnet die Tür weiter, sodass sie an ihm vorbei in das Zimmer gehen kann, dass vor wenigen Stunden noch so zerstört war.

 

Jetzt aber kann man von den Schäden nichts mehr erahnen, würden doch die zertrümmerten Möbel doch durch Neue ersetzt. Mit einem ganz neuen, etwas antikerem Stil liegt nun Sanjis Zimmer vor ihr in neuer Pracht und so, wie es hier um sie herum riecht, scheint man sogar die Wände gleich mit gestrichen zu haben…

 

Abgesehen von neuer Farbe und Möbeln, riecht es hier auch nach Rauch… Qualm – der einer Zigarette, die erst vor wenigen Minuten ausgedrückt wurde.

 

Nami versucht sich dadurch nicht beirren zu lassen, geht sie doch hastig hinüber zum neuen, kleineren und nun runden Esstisch und setzt sich – so schnell es ihr ausladenden Kleid eben zulässt - auf einen der beiden Stühle. So, dass sie das neue Himmelbett zwar nicht sehen kann, den jungen Mann vor ihr dafür perfekt im Blick hat. Schließlich hat es doch etwas recht Unbehagliches, ihm den Rücken zukehren.

 

Nun ist sie es also, die ihn mit Argusaugen beobachtet, während er mit beschämt gesenkten Kopf die Tür schließt und für einige Augenblicke dann noch dort stehen bleibt. Wahrscheinlich selbst nachdenkt, wie er mit dieser Situation umgehen soll.

 

Trotzdem schafft er es doch ein kleines, wenn auch vorsichtige Lächeln auf seine Lippen zu zwingen, bevor er mit schweren Schritten zu ihr gesellt, um sich ihr gegenüber zu setzen.

 

„Es bedeutet mir Etwas, dass du rüber gekommen bist… Ich hätte verstanden, wenn du mich nicht sehen willst.“ Sein Blick fällt auf den Abdruck, den an ihrer Kehle, von dem er gleich wieder die Augen abwendet. „Ich hätte definitiv nicht die Eier gehabt…“

 

„Ich hatte keine andere Wahl, nicht? Du hast gleich die… Putzkolonne auf mich gehetzt, die mich baden sollten und massieren und mit Lotionen einschmieren. Und mich in schöne Kleider packen und frisieren. Sanji – wir beide wissen, dass ich nicht dumm bin! Du hast alles genau so hingebogen, damit ich keine andere Wahl, als zu kommen, hatte…“

 

Er nickt, zaghaft, blickt zu ihrer Hand, die sie unachtsam auf den Tisch gelegt hat und greift nach dieser, bevor sie ihm diese entreißen kann.

 

Bei dieser Berührung beginnt das Herz eben wieder zu beben und das Atmen wird panisch – so sehr, dass er sie auf der Stelle wieder loslässt. Hastig versteckt sie beide Hände nun unter ihrem Tisch, damit er so etwas nicht noch einmal wagen kann.

 

Bedauerlicherweise ist sie es nun, die beschämt den Blick von ihm abwendet, während Tränen sich in ihren Augen sammeln.

 

„Na?“, entkommt es ihr schnippischer, als sie eigentlich wollte, „Soll ich jetzt in deine Arme kommen?“

 

Er seufzt.

 

„Ich verstehe deine Wut. Und dass du mich abweist. Ich meine – was da fast geschehen wäre, ist vollkommen unverzeihlich! Kaum zu glauben, dass so etwas für meine Brüder wahrscheinlich… normal ist… Und… ich weiß auch, dass nichts, was ich dir sagen werde, auch nur annähernd einer Entschuldigung gleichkommt. Aber… Ach Nami… was machst du mit mir?!“

 

„Erkläre es mir!“, verlangt sie, fauchend und mit brennenden Augen, „Damit ich weiß und verstehe, was du mit mir machst!“

 

Sie blickt ihn an, schnaubend und ihre Hände, unter dem Tisch, zu Fäusten geballt.

 

Er nickt, eifrig.

 

„Natürlich, natürlich! Darf ich dir zu vor noch sagen, dass deine sonstige, göttliche Schönheit, durch-”

 

„Nein!“.

 

Wieder seufzt er, ein leises Glucksen entkommt seiner Kehle. 

 

„Du machst es mir wirklich nicht einfach, richtig? Gut – ich habe nichts anderes verdient… Mein Namilein… aber ganz egal, was ich jetzt sage und was du glaubst von mir zu wissen: Das… dieses Monster, wie du es nennen wirst, das bin nicht ich. Es ist… das ist nur Etwas, was ich eigentlich ganz tief in mir drin abgeschlossen und versperrt habe. Dass ich wieder so… ausflippe, dass ist mir schon ewig nicht mehr passiert.“

 

Das hat sie auch schon gehört – von Reiju, aber so recht will sie diesen Worten nicht glauben. 

 

„Du bist so ausgeflippt, weil ich einfach dein Zimmer betreten habe?“ 

 

„Was?! Nein! Du warst einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort… Zu einer ziemlich beschissenen Zeit, um genau zu sein. Ich habe doch schließlich nichts vor dir zu verheimlichen! Ach weißt du – komm einfach immer hier her, wenn es dir danach beliebt! Ohne Aufforderung, ohne Klopfen! Zum Zeitung lesen, um die sehr geräumige Badewanne zu nutzen, oder um einfach in meiner Nähe zu sein! Sei mein Gast~“

 

Das breite und zuversichtlich Lächeln, was sich mit jedem Wort mehr und mehr auf seinen Lippen aufgebaut hat, verschwindet schlagartig und das kurze, intensive Leuchten in seinen Augen erlischt wieder. 

 

„Nur nicht… wenn ich von einem Schlachtfeld wiederkomme… Dann solltest du am besten in deinem Zimmer bleiben, bis ich dich hole. Mich um jeden Preis meiden. Und… bedauerlicherweise wird das in der nächsten Zeit noch öfter der Fall sein, da wir geradewegs auf ein Gebiet zu steuern, das Vater mit allen Mitteln erobern will…“

 

„Dann…“, wispert sie, als sie zu verstehen beginnt, dass der Vorfall wohl doch nicht ihre Schuld war, unterbricht sich aber schnell selbst, als sie Sanjis gequälten Blick sieht und beißt sich auf die Zunge.

 

Was sie gerade noch sagen wollte, vergisst sie schnell und Stille fällt über die Beiden, wie ein ungemütlicher Schleier.

 

Für einige Minuten sitzen sie so – Sanji der bedrückt auf irgendeine unbestimmte Stelle auf den Tisch sieht und Nami, die äußerst nervös mit ihren Hände im weichen Stoff ihres Kleides spielt.

 

Sie hat nicht den Mut, ihn wieder darauf anzusprechen – dieses Mal nicht, weil sie sich vor dem Ausbruch der Bestie fürchtet. Nein… sie sieht, wie sehr es ihn beschämt und bedrückt.

 

So ist er es, der dann schnell wieder seine Stimme erhebt, zaghaft zu Beginn, aber doch mit wertvoller Ehrlichkeit:

 

„Ich glaube, dass der Grund für diesen Ausraster war, dass Ichiji es geschafft hat, mich zum…“ Wieder dieses lange, sehnende Seufzen und endlich blickt er wieder zu ihr auf. Er ist es, der seine Hand nun auf die Mitte des Tisches legt, so gedreht, dass sie seine Handfläche sehen kann. Es ist eine stille Einladung dafür, dass sie nun seine Hand nimmt.

 

Eine Einladung, die sie nur mit äußerster Widerwilligkeit annimmt, indem sie ihre linke Hand zu dieser streckt und zitternd in seine legt.

 

Schließlich hängt doch das dieses schwere Beil von Reijus Versprechen über ihren Kopf.

 

Ihren Teil wird sie wohl nur dazu beitragen, wenn die junge Frau auch den ihren einhält – und dazu gehört es nun einmal, dass sie weiterhin – irgendwie – ihre Show für ihn abzieht.

 

Und wenn er genau jetzt ihre Nähe braucht, so muss sie ihm zumindest das geben, zu dem sie aktuell noch fähig ist.

 

Ihre kleine Geste verfehlt auch nicht die Wirkung, denn sofort beginnt er aufrichtig zu lächeln, als ihre warme Hand seine viel zu eisigen Fingern spürt und er greift nach ihr, sodass sie ihm diese auch nicht mehr entziehen kann.

 

„Was hat er gemacht, Sanji?“

 

„Ich habe eine ganze Reihe unschuldiger Männer getötet. Einer war bestimmt nicht älter als 15… Ich war wie im Blutrausch und das nur, weil Ichiji meinte, dass er Vater erzählen würde, dass ich Gefühle, wie ‚Mitleid‘ besitze…“ So, wie er dieses Wort ausspricht, muss es etwas unglaublich Widerwärtiges in den Augen der Vinsmokefamilie sein. Vielleicht eine so abscheuliche Eigenschaft, die den jungen Mann zum Monster wandeln konnte… „Sie waren auf einem kleine Boot. Nicht viel mehr, als das eines Fischers. Sie wollten gewiss Hilfe von einer benachbarten Insel holen. Ich weiß es nicht… Ich habe ihnen nicht einmal eine Chance gelassen, sich zu erklären… Für sie ging es auch ganz schnell“.

 

Fast war sie es, die Worte des Mitleids an ihn gewandt hätte, so bitterelend, wie er sie an blickt. Doch schnell ließ sie von dieser Idee ab – weiß sie doch nicht, welchen Effekt es auf ihn haben könnte.

 

Stattdessen fragt sie etwas, was ihr nichtsdestotrotz auf dem Herzen brennt:

 

„Ist denn Töten für dich überhaupt so schlimm?“ ihre Worte klingen plumper, als sie es eigentlich vorhatte und sie gesteht sich diese kleine Taktlosigkeit schnell selbst mit geröteten Wangen ein, als Sanji eine seiner gekringelten Augenbrauen erhebt. Hastig räuspert sie sich daher und beginnt sich zu erklären: „Ich glaube kaum, dass es dir doch so große Schwierigkeiten bereitet ein Leben zu nehmen. Schließlich stammt du doch aus einer Familie, wo Krieg, Menschenhandel und die ständige Zwangsprostitution von jungen Frauen doch vollkommen normal ist und anscheinend auch im königlichen Protokoll steht. Ich will jetzt auch keine Diskussion über die menschliche Psycho, oder darüber, wie ähnlich wir uns doch in kriminellen Belangen sind, lostreten. Ich muss einfach ehrlich zugeben, dass ich dich nicht verstehe…“

 

Und das ist auch die Wahrheit.

 

Sie ist es doch, die den jungen Prinzen nun wochenlang schon beobachtet und studiert, um ihn Schritte – gar Seemeilen – voraus zu sein, nur um heute am eigenen Leibe festzustellen, dass sie weiter abgeschlagen war, als sie jemals zugeben würde…

 

Sie atmet langsam aus und schüttelt den Kopf, als er ihr noch immer nicht geantwortet hat.

 

„Was ich damit meine: Worin liegt der Unterschied zwischen dem Töten von mehreren Männern auf dem Schlachtfeld und einem einzigen Fischmenschen?“

 

Er nickt, scheint er ihren Standpunkt nun endlich vollkommen zu verstehen.

 

„Die einen waren unschuldig“, sagt er, ruhig. „Der andere ein widerliche Schwerverbrecher, der es nicht anders verdient hat. Das eine Übel macht mich zum Kriegsverbrecher, das andere gibt mir ein Gefühl der Genugtuung.“

 

„Das nennt man Selbstjustiz, Sanji. Du bist kein Richter…“

 

Sanji schüttelt den Kopf, die Augenbrauen ziehen sich während des Denkens zusammen. Ja, ihm passen ihre Worte nicht, doch er hindert sich selbst daran, diese auszusprechen. Wahrscheinlich hat er das Gefühl, ihrem Argument dann nicht mit Respekt zu begegnen – etwas, was er doch vor gar nicht allzu langer Zeit versprochen hatte.

 

Als er also die Stimme wieder erhebt, wechselt er schnell und eloquent das Thema und es scheint dieses Mal etwas zu sein, das ihm auf der Zunge liegt:

 

„Warum hast du dich nicht gewehrt? Du hast meinen Befehl befolgt. Du hast dich… vor mich gekniet und… hättest du wirklich zugelassen, dass ich dich vergewaltige? Du weißt – aus Angst nachzugeben, macht Sex nicht einvernehmlich. Vielleicht für meine Brüder, aber nicht für mich… “

 

„Das ist es ja… ich hatte Angst. Angst, dass du es noch schlimmer für mich machst, wenn ich mich nur irgendwie wehre. Etwas sage. Ich habe einfach gehofft, dass du an dein Versprechen denkst… Außerdem weiß ich doch, wie es damals unter Arlong war. Zweimal habe ich mich während seiner Wutausbrüche ihm in den Weg gestellt und meine Meinung geäußert und zweimal habe ich eine Ohrfeige bekommen, die noch eine Woche später schmerzte... Danach habe ich nie wieder seinen Zorn auf mich gezogen.“

 

„Oh Nami…“, flüstert er und will die Hand, die er noch hält zu seinen Lippen ziehen. Sie entreißt ihm diese aber schnell, panisch, noch bevor er sie aufhalten kann.

 

„Denke nur nicht, dass ich mich in nächster Zeit dazu bringen kann, mit dir ins Bett zu steigen. Allein schon, dass ich hier in diesem Raum sein muss, ist gerade für mich eine gewisse Qual…“

 

„Oh…“, entkommt es ihm und er senkt schon fast hölzern den Blick, der kurz zu ihrem Hals gehuscht ist. „Wir können auch gern rüber in dein Zimmer gehen und dort essen, wenn-“

 

„Nein!“, unterbricht sie ihn schnell „Es geht nicht um den Raum… es geht um… um dich… und es wieder einige Zeit brauchen, bis ich wieder anders von dir denke. E-es tut mir Leid…“

 

Sanji versteht sie. Das sagt ihr sein Nicken. Sein sehnender Blick. Wie er wieder mit seinen Händen nach ihren sucht, aber kurz vor der erlösenden Berührung sich selbst zurückhält.

 

„Ich gebe dir Zeit. So viel du willst. Ich… ich… Geschenke! Was kann ich dir schönes kaufen? Oder… wie wäre es, wenn ich dich beim nächsten Landgang mit nehme? Oder-“

 

Sie hört ihm nicht zu. Ihre Gedanke triften von selbst zu dem eeinzigWahren, was sie von ihm je verlangen würde:

 

Ihre Freiheit.

 

Und zu gern hätte sie diese kleine Bitte ausgesprochen.

 

Doch sie glaubt kaum, dass sie ihn schon so weit um ihre Finger gewickelt hat – nicht nach dem, was heute passiert ist. Denn… wenn sie ginge, so hätte sie ihn doch nun mitzunehmen.

 

Sie wollte gar nicht wissen, wen Reiju dann alles auf sie hetzen würde, wenn er hier bleiben würde. Oder schlimmer – wie Reiju selbst ihr den Tod anreichern würde. 

 

„Zeit…“, wisperte sie daher, auch wenn große, teure Geschenke etwas sehr Schönes waren. Doch sie wusste, dass diese nur ihr etwas bedeuten würden. Ihm vielleicht die Geste dahinter. Doch er sehnte sich mehr nach der Nähe ihres Körpers, als nach irgendeinem Lächeln.

 

„Nami…“, keucht er bedeutungsvoll und springt sogar aus seinem Stuhl auf, mit dem Vorhaben sie in seine Arme zu nehmen.

 

Die junge Frau weicht aber zurück, springt selbst auf und hält die Hände panisch erhoben, damit er ihr ja nicht zu nahe kommt.

 

Er versteht dieses Zeichen und tritt zurück.

 

„Gut… Zeit… die gebe ich dir, selbstverständlich…“ Verlegen streicht er sich durch das Haar, bevor wieder hastig andeutet, dass sie sich wieder setzen sollte. „Und jetzt lass uns erst einmal essen, bevor es kalt wird!“

 

Das Essen ist gut – natürlich, wie immer, auch wenn es dieses Mal eine ganz besondere Note hat. Gewiss doch. Dieses Abendessen sollte doch als ein Zeichen der Versöhnung zwischen ihnen dienen und der blonde Prinz wird den Köchen befohlen haben, dass diese ihr gesamtes Herzblut hineinlegen.

 

Nami muss bedauerlicherweise zugeben, dass ihnen das auch gelungen ist.

 

Dennoch ist die Stimmung zwischen ihnen noch immer gedrückt – auch nach dem Gespräch - ihr Gefühl ihm gegenüber noch so unendlich unbehaglich.

 

Ja… es wird seine Zeit brauchen, bis sie ihm wieder einiges mehr an Vertrauen schenkt.

 

Gerade als die junge Frau ihre Lippen mit einer Serviette abtupft, erhebt er das erste Mal, seitdem sie begonnen haben zu essen, seine Stimme wieder:

 

„Darf ich jetzt sagen, wie wundervoll du aussiehst?“, fragt er und für den Bruchteil einer Sekunde meint sie sein bekanntes, schelmisches Funkeln in den Augen entdeckt zu haben. 

 

Sie seufzt aber nur, verdreht dann die Augen. 

 

„Fein…, wenn es dich irgendwie glücklich macht…“

 

Sein Lächeln wird weiter, wandelt sich sogar fast in ein ausgewachsene Grinsen. 

 

„Selbst die Sonne würde bei deiner Schönheit erblassen, Nami-Maus! Du hast das Antlitz eines Engels! Kö- Kaiserin, sogar! Das Kleid steht dir wirklich sehr und unbeschreiblich gut! Zu gerne…“ Sein Grinsen wird das erste Mal seit langem wieder lüstern und er lehnt sich ein wenig näher zu ihr. „Zu gern würde ich es dir vom Körper reißen und sehen, was du darunter trägst, in der Hoffnung, mit deiner strahlenden Nacktheit beglückt zu werden.“

 

Sie erstarrt und fährt bei seinen Worten zusammen, dunkle Erinnerungen daran, wie er sie ins Bett geschubst hat, kehren zu ihr zurück. 

 

Auch er zuckt bei seinen eigenen Worten zusammen und lehnt sich hölzern in seinem Stuhl zurück, seine eigenen Augen nun geweitet. 

 

„Tut mir Leid. Es ist anscheinend noch zu früh Witze darüber zu machen, wie gern ich mit dir vögeln würde, bis wir beide bewusstlos sind…“

 

„Ja. Und deine Wortwahl macht es auch nicht besser…“

 

„Tut mir leid. Macht der Gewohnheit. Ich muss mich erst einmal daran gewöhnen, dass wir in nächster Zeit keinen atemberaubend, guten- Ja gut, ich höre schon auf!“

 

Sie schnaubt verächtlich und verengt ihre Augen. Und zum Glück – sein Mund schnappt im nächsten Augenblick zu, noch bevor er sich weiter in die Misere reiten kann. Zumindest hat sie ihn, was das angeht, schon einmal gut im Griff. 

 

„Es tut mir leid, dass es so sein muss Sanji. Eine Warnung, dass so etwas passieren kann, wäre doch zumindest angebracht gewesen.“

 

„Wie ich die charmant rüber bringen soll, musst du mir mal sagen. ‚Entschuldige, junges Fräulein, aber nach einem Kampf, an den Seiten meiner Brüder, kann es durchaus sein, dass meine Synapsen ein wenig durchbrennen, ich die Möbel in meinem Zimmer zu Kleinholz schlage und Sie dann versuche gegen Ihren Willen zu nehmen. Lassen Sie sich aber nicht beirren, ich bin trotzdem ein voll netter Kerl und zudem sehr gut im Bett‘“. 

 

Dass sie über seine Worte und seine furchtbar verstellte Stimme grinsen muss, kann sie nicht verbergen, auch wenn sie den Kopf zur Seite dreht und ihre Lippen mit der Serviette verdeckt. 

 

Wirklich… er ist schon ein riesiger Idiot und würde von seiner Art ganz wunderbar zu den Strohhüten pa-

 

Moment, was denkt sie da nur?! Dieses Monster ist niemand, mit dem sich ein Monkey D. Ruffy abgeben würde! Und welche Qualitäten würde er schon mitbringen? Jeder an Bort zeichnet sich durch seine ganz besondere Art aus. Was würde den jungen Prinzen so besonders und in Ruffys Augen wertvoll machen, sodass er diesen anheuert?

 

„Über was denkst du nach?“, murmelt er und nippt noch einmal an seinem Weinglas. 

 

Erschrocken darüber, dass er es ist, der sie wieder einmal zu lesen versucht, wendet sie sich wieder zu ihm, lässt die Serviette langsam sinken. 

 

Sie kann ihn unmöglich an ihren Gedanken teilhaben lassen, nicht? Vor allem nicht in Hinsicht darauf, dass diese Unterhaltung gefährlich nah an den Themen vorbeikommen könnte, die Reiju ihr, unter Androhung des Todes, anvertraut hat. 

 

Doch… auf der anderen Seite könnte sie ihn womöglich aus der Reserve locken, damit er ihr genau das erzählt. 

 

„Hast du dich nicht einmal gefragt, wie das Leben dort draußen ist? Entschuldige, dass ich mir anmaßen zu sagen, dass du… nun ja… nicht sonderlich glücklich über dein Leben hier erscheinst…“

 

Er presst die Lippen zu einer dünnen, fast weißen Linie aufeinander und schenkt ihr ein kleines, verärgertes Schnauben. 

 

Wirklich…, sie muss eine empfindliche Ader getroffen haben und lehnt sich gleich aus Furcht zurück in ihrem Stuhl – aus Angst, er würde sie gleich wieder anspringen. 

 

Doch noch bevor sie sich für ihre Worte entschuldigen kann, erhebt er die Stimme:

 

„Ich glaube kaum, dass du diejenige bist, mit der ich über solche Dinge sprechen sollte…“

 

Da er aber ihre Frage noch nicht abgelehnt hat, beginnt sie nun doch etwas nachzuhaken:

 

„Deine Brüder schikanieren dich. Schlagen dich. Und dein Vater nimmt von dir nur wenig Notiz. Reiju scheint mir da die einzige zu sein, die ein wenig… nett… zu dir ist.“

 

„Du bist ‚nett‘ zu mir“, flüstert sie mit so viel Wärme, wie sie nicht von ihm erwartet hätte. „Und was meine Familie denkt, ist mir vollkommen egal.“

 

„Ist es nicht. Sanji…, ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn man mit Verachtung gestraft wird, obwohl man nur Gutes im Sinne hat. Du sagst immer, dass du mich kennst-“

 

„Inn- und auswendig~“, säuselt er sogar mit dem anzüglichen Wackeln seiner Augenbrauen, was sie einfach – so gut eben möglich – ignoriert. 

 

„Wenn du mich also kennst, musst du doch wissen, dass ich in einer ähnlichen Situation war, wie du jetzt. Damals…, als Kokos mich keines Blickes gewürdigt hat, als ich für Arlong arbeitete. Ich kenne Verachtung. Diese… Art von Herabwürdigung. Und ich weiß, dass es nicht einfach ist, darüber mit einem Außenstehende zu sprechen… Und ich sehe, dass du dazu auch nicht bereit bist. Falls du aber einmal ein Ohr zum Zuhören brauchst...“ Sie legt die Serviette auf den Tisch und steht auf. „Du kennst den Weg in mein Zimmer… Sanji…, danke, dass du dich mir erklärt hast und ich hoffe, dass ich meine Ängste wieder in den Griff bekomme. Doch jetzt entschuldige mich – ich bin müde und würde mich gern schlafen legen. Gute Nacht…“

 

Beinahe ist sie ein wenig darüber verwundert, dass er ihr nicht ins Wort fällt. Keinen so altklugen Kommentar abgibt, wie es für ihn üblich ist. Er lässt sie ausreden und denkt vielleicht sogar über ihre Worte nach.

 

Da er auch nicht antwortet, beschließt sie, ihren Worten noch etwas Ausdruck zu verleihen und läuft mit gesenktem Blick an dem Tisch vorbei und hinüber zur Tür, hat sie sich doch eben noch so wortgewandt von ihm für die Nacht verabschiedet. 

 

„Nami!“, ruft er sie, erst als sie bereits die Klinke in die Hand genommen hat und sie nach unten drückte. 

 

Fast hätte sie gelächelt – ist ihr doch klar, dass er sie nicht so einfach gehen lassen wird. 

 

Sie muss zugeben, dass sie ihn wohl doch ein wenig mehr in ihrem Spinnennetz verfangen hat, als sie noch vor einigen Stunden glaubte. 

 

Trotzdem weiß sie, dass er noch nicht bereit ist, dass er mit ihr darüber spricht. 

 

„Ich glaube nicht, dass ich mit dir darüber reden kann und ich denke auch nicht, dass ich es sollte…“

 

Sie wusste es! Trotzdem war der erste Schritt in die richtige Richtung gemacht, würde dieses Thema in Zukunft immer über ihren Köpfen wie eine dunkle Wolke schweben. 

 

Es hieß also abwarten und in dieser Zeit müsste sie eben versuchen ihre Maske für ihn wieder aufzusetzen… 

 

„Es tut mir leid – ich hätte nicht über so etwas mit dir sprechen dürfen… Keine Angst – ich weiß, wo mein Platz ist und meine Grenzen wollte ich auch nicht überschreiten.“

 

Sie hört sein Seufzen, hat sie sich doch noch immer nicht zu ihm umgedreht. Dann hört sie das Kratzen der Stuhlbeine und seine Schritte, die langsam wieder auf sie zu kommen. 

 

Er steht hinter ihr und langsam dreht sie sich zu ihm um. 

 

Sanji legt den Kopf schief und betrachtet sie stumm für einige Sekunden, bevor er vorsichtig eine ihrer Hände greift und diese zu seinen Lippen führt. Ihr wird eisigkalt dabei und schluckt schwer und mit Schmerzen, während ihr bei dieser Berührung wieder schwindelig wird. 

 

Leider ist seine Nähe für sie noch absolut unerträglich… 

 

Dennoch beißt sie die Zähne aufeinander, krallt sich mit der anderen Hand im üppigen Rock ihres Kleides fest, hoffend, dass sie nicht zu jeder Sekunde, die sie seine Haut spüren muss, gleich in Ohnmacht fällt. 

 

Der junge Prinz scheint dies sogar zu bemerken und lässt schon gleich nach dem Handkuss ihre Hand fallen und weicht sogar einen winzigen Schritt zurück. 

 

„Sie haben dich Hexe genannt, nicht? Die Hexe von Kokos… Verstehe mich nicht falsch, doch ich muss sagen, dass dies ein sehr treffender Name für dich ist. Du hast schließlich irgendeine Art an dir, die mich vollkommen verzaubert.“

 

„Romantische Worte für einen, der nichts von Gefühlen hält.“

 

Sanji muss über ihren Sarkasmus schmunzeln und zuckt verlegen mit den Schultern. 

 

„Wenn Fakten für dich Romantik darstellen, scheinst du doch recht leicht zu erobern zu sein. Würde zumindest erklären, warum du vor fast drei Wochen in mein Zimmer gekommen bist, in voller Absicht zu verführen. Du scheinst ja meinem Charme sehr erlegen zu sein, nicht Nami-Maus?“

 

Fast schon ein wenig angewidert, aber zumindest tiefst genervt von seiner Aufwartung, verdreht sie ihre Augen, bevor sie sich erneut versucht umzudrehen, damit sie in ihr Zimmer gehen hat. 

 

Das war jetzt genug Sanji für einen Tag für sie… 

 

„Geh nicht!“, sagt er doch hastig wieder und sie merkt, dass er schnell einen Schritt an sie heran getreten ist, als er seine Hände sanft auf ihre Oberarme legt und er einen vorsichtigen Kuss in ihr Haar haucht. „Bitte… Heute war für uns beide schlimm und ich glaube kaum, dass einer von uns beiden in Ruhe schlafen kann… Zumindest… zumindest will ich dich bei mir haben!“

 

Erschrocken blickt sie über ihre Schulter und als der blonde Prinz ihre geschockt, weiten Augen sieht, beginnt er sich schnell zu erklären:

 

„Keine Sorge! Ich verlange nicht, dass wir Sex haben! Ich verlange nicht einmal, dass du in meinen Armen liegst – auch wenn mir das am Liebsten wäre… Das Bett ist groß genug für uns beide und wahrscheinlich noch zehn Personen mehr. Du liegst einfach in der einen Ecke, ich in der anderen und sind…“ Seine Stimme wird furchtbar leise, sodass sie ihn kaum noch verstehen kann, „… aber Hauptsache wir sind füreinander da…“

 

Irgendetwas Zerbrechliches schwingt in seiner Stimme mit. Etwas, dass ihr fast den Atem raubt und ihre Knie weich werden lässt. 

 

Verdammt… er spricht noch von ihr als Hexe, dabei ist er es nun, der sie hier in voller Verzweiflung zu verzaubern versucht! 

 

Und das auf eine so mitleiderregende, herzerweichende Art und Weise, dass sie geschlagen gebend nur ein kleines „Ja…“ flüstern kann. 

 

Doch er ist zufrieden und lächelt bis über beide Ohren, bevor er sie sanft los schickt, damit sie sich fertig machen kann. 

 

Er würde auf sie warten…

Freundlichkeit, Liebe und Güte

Mit hängendem Kopf und Schultern wandelt sie zitternd wieder zurück in ihr Zimmer, sich mit jedem Schritt mehr und mehr bewusst werdend, was sie da ihrem eigenen Seelenheil angetan hat. 

 

Nur leider glaubt sie kaum, dass er jetzt einfach nachgeben wird. Oh nein… und wenn das hieße, dass er mit in ihrem Zimmer schlief – Sanji wird neben ihr schlafen. 

 

Und sie hofft, dass es auch nur das ‚Daneben‘ sein wird und nicht die Einladung für mehr…

 

Mit bebendem Herzen schält sie sich – schon fast kunstvoll – aus ihrem wunderschönen, roten Kleid, was doch leichter ging, als sie befürchtet hatte. Schließlich hatte es doch zwei Leute gebraucht, damit sie da rein kam und sie fürchtete, dass es wieder Hilfe benötigte, um dort rauszukommen… Hilfe, die sie an diesem Abend wahrscheinlich nur noch von Sanji selbst bekommen würde. 

 

Sie wollte sich nicht einmal vorstellen, auf was für Gedanken er dann kommen könnte… 

 

Doch nein, so muss es nicht sein und nachdem sie im Badezimmer gewesen ist, zieht sie sich die absolut unschönste Hose aus dem Kleiderschrank an, die sie finden kann, um dann ihren Oberkörper mit einem dicken, unförmigen Pullover zu verdecken. Darüber wirft sie noch einen der vielen Bademäntel und verknotet ihn so sehr und eng, dass sie glaubt, dass man sie daraus schneiden müsste. 

 

Also genau das richtige für diesen Anlass… 

 

Auch Sanji muss ein wenig lachen, als er sie so sieht, trägt er nicht mehr, als eine seidene Pyjamahose – sein muskulöser Oberkörper zu ihrem Bedauern sehr frei… 

 

Erwartet er etwa doch mehr, als sie bereit ist zu geben? 

 

Ihr Blick fällt kurz auf die kaum noch erkennbare Narbe in seiner Schulter – die Stelle, an welcher sie ihn vor so vielen Wochen mit einer Pistole getroffen hat. Ja… sie musste die Kugel selbst entfernen und wahrscheinlich ist deswegen die Narbe so hässlich auf der sonst makellosen Haut geraten. 

 

Doch… unter dieser Haut steckt doch ein ebenso abscheuliche Antlitz, nicht? 

 

„Kein Angst! Ich wollte nur gemütlich liegen…“, beruhigt er sie gleich, als er ihren entsetzten Blick sieht. Dabei deutet er hinter sich, denn er hat während ihrer Abwesenheit bereits einen Kissenwall in der Mitte des Bettes erbaut. 

 

Nun ist sie es, die fast schon ein wenig Schmunzeln muss, wenn sie es nicht doch bereuen würde, ihm für diese Aktion zugestimmt zu haben. 

 

„Gut…“, wispert sie, huscht noch schnell an ihm vorbei und zur linken Seite des Bettes, wo sie sonst auch immer schläft, nachdem sie intim miteinander waren. Etwas unbehaglich setzt sie sich dann auf das Bett, sieht zu ihm, da er noch immer wie angewurzelt mitten im Raum steht. 

 

Denn auch er betrachtet sie. Stumm, aber mit einiger Bewunderung in seinen blauen Augen – die er schnell mit einer hastigen Bewegung seines Kopfes abschüttelt. Dann löscht er das Licht, geht zur rechten Seite des Bettes und legt sich still hinein. 

 

„Willst du dort im Sitzen schlafen?“, fragt er ruhig und ein wenig freundlich, während er mit einer Hand schon über den Kissenwall reichen will, um sie in die weichen Daunen zu ziehen – doch er verharrt schnell, zieht diese dann wieder zurück. 

 

Sie schluckt nur, bevor sie sich, steif, wie ein Brett, hinlegt und zur Decke starrt. Es fühlt sich furchtbar an – hier in diesem Raum mit ihm zu sein. Zu schlafen, nachdem genau an dieser Stelle fast etwas absolut Grauenhaftes geschehen ist… 

 

Er sagt auch nichts zu ihr, doch sie spürt, wie sein Blick für lange Zeit auf ihr haftet, bohrend und so unendlich unerträglich. Sie weiß, dass es noch Worte gibt, die ihm auf der Zunge liegen. 

 

Doch es bleibt still, während sie starr liegt und irgendwann ist er auch eingeschlafen. 

 

Sie hört seinen ruhigen Atem. Vollkommen gleichmäßig und fast schon ein wenig beruhigend. Als sie es doch endlich schafft, zu ihm zu sehen, erkennt sie auch gleich, wie regelmäßig sich seine Brust hebt und senkt. Seine Lippen sind leicht geöffnet und die Augen voller Entspannung geschlossen. 

 

Wenn jemand ihn so sehen würde… ja… dieser jemand würde ihr kaum glauben, mit was für einem Monster sie das Bett zu teilen hat. 

 

Nami setzt sich auf, rutscht gegen das gepolsterte Kopfteil und zieht ihre Knie zur Brust, die sie noch gleich umarmt. 

 

Sie weiß, dass sie die ganze Zeit kein Auge zubekommen wird – warum sollte sie es denn überhaupt versuchen. Jede seiner Bewegungen wird sie nur wieder wachrütteln. Sobald sein doch recht sanftes Schnarchen einsetzt, wird es versuchen ihre zerrütteten Gedanken zu zermürben. Allein die Nähe zu ihm bringt sie fast um den Verstand… 

 

Ja… sie hätte seiner Bitte nicht nachgeben müssen. Er hätte es akzeptiert. Ja… nach heute würde er gewiss jede ihrer eigenen Bitten akzeptieren. Sie hätte in ihrem Bett schlafen können und vielleicht hätte sie sogar den Schlüssel bekommen, um die Tür zu ihrem Zimmer – vor ihm - abschließen zu können. 

 

Ein leises Seufzen entkommt ihren Lippen, da sie weiß, dass sie sich eh wieder an ihn gewöhnen muss, wenn sie hier raus will. 

 

Damit Reiju ihr Versprechen einhält… 

 

… und damit sie wieder hier raus kommt… 

 

Es wird dauern, dass ist ihr bewusst, doch die vergeudete Zeit ist es ihr wert. 

 

Ihr Blick fällt auf die Uhr – es hat nicht einmal Mitternacht geschlagen und sie weiß von seiner Vorliebe auszuschlafen, wenn sie miteinander das Bett teilen. 

 

Einige Stunden des Wartens liegen vor ihr… vielleicht sollte sie sich ein Buch holen, die Nachttischlampe auf ihrer Seite einschalten und etwas lesen. Sanji würde es nicht stören und falls er doch erwachen sollte, so würde er es ihr nicht sagen. 

 

Etwas anderes kann sie hier eh nicht tun… 

 

Langsam und vorsichtig bringt sie die Beine zur Bettkante und setzt die Füße auf den weichen Teppich, mit einer schnellen Bewegung das Licht einschaltend, bevor sie -

 

„Nein…“

 

Ihr Herz bleibt fast stehen, als sie seine Stimme hört, so leise und so kläglich bittend. 

 

„Sanji…, ich kann nicht-“, sie dreht sich um, bereit um Vergebung zu betteln, aus Angst, dass sie ihn wieder erbost haben könnte, doch unterbricht sich schnell selbst, als sie sieht, dass er noch immer liegt und die Augen geschlossen hat. Seine Lider zucken nur wild hin und her, sein Gesicht durch tausende Emotionen verzerrt. 

 

Der Prinz träumt… 

 

Schon einige Nächte hat Nami festgestellt, dass der junge Mann einen recht unruhigen Schlaf hat – doch zu keinem Zeitpunkt hat es sie bisher gestört. Stets hat sie sich nur zur anderen Seite gedreht und sich so von ihm abgewendet, um selbst schlafen zu können und zu jeder Zeit ist es ihr auch gelungen. 

 

Nur dieses Mal wollte sie eh nicht in das Land der Träume gezogen werden, aus Angst mit den Bildern des vergangenen Tages konfrontiert zu werden. 

 

So beobachtet sie ihn für einige Zeit, vollkommen erstarrt, während er sich rastlos von der einen auf die andere Seite wälzt. Knurrend. Wimmernd. Flehend.

 

„…Mutter…“, kann sie leicht und mehrmals unter seinem Atem ausmachen. Die Namen seiner Brüder. Von Reiju und von einmal auch das Rufen nach seinem Vater. Es scheint kein guter Traum zu sein – das stellt sie schnell fest und umso länger dieser Albtraum andauert, desto bösartiger scheint er für den jungen Prinzen zu werden. 

 

Dass er schwitzt und zittert, stellt sie erst fest, als sie sich doch dazu durchringen kann, eine Hand nach ihm auszustrecken, um ihn davon zu erlösen. 

 

Schließlich kann sie selbst es nicht mehr aushalten… 

 

„Sanji…?“, wispert sie, ihre eigene Stimme zaghaft und zurückhaltend, während sie ihre Hand auf seine Brust legt. „Es ist alles okay, das ist nur ein Traum…“

 

Er wimmert erneut, keucht und stöhnt im Schlaf, als habe er endlose Schmerzen. Bäumt sich auf, schreit, bevor er sich ruckartig aufsetzt und die Augen aufschlägt. 

 

Erschrocken taumelt Nami beinahe vom Bett, kann sich aber gerade noch am Bettpfosten halten, bevor sie fällt. 

 

„Nami?“, keucht er gleich, sein Blick nach ihr hektisch suchend, während seine zitternden Hände durch sein nasses Haar fahren. Seine Brust hebt und senkt sich mit schnellen, panischen Zügen, bevor er die Decke, die wie wild um seine Beine geschlungen ist, beiseite tritt, um zu ihr zu krabbeln. 

 

Er bleibt wenige Zentimeter vor ihr sitzen und sie weiß, dass er nichts lieber tun würde, als sie in seine Arme zu nehmen. Doch er hält sich zurück und sie ist sehr dankbar dafür. 

 

„Du hast geträumt. Ein Albtraum…“

 

Er nickt und seine Gesichtszüge sind für einen kurzen Moment angewidert. 

 

Ihm missfällt es, dass sie ihn so gesehen hat, doch er sagt dazu nichts. 

 

„Ich dachte, dass es das Beste ist, wenn ich dich aufwecke…“, sagt sie noch schnell, aus Angst, dass ihn wieder etwas Dunkles übermannen könnte. „Ich hatte das Gefühl, dass du dich selbst quälst…“

 

„Du hast dir Sorgen um mich gemacht?“, fragt er verdattert. „Nach dem, was heute fast geschehen wäre…?“ 

 

Nein… so würde Nami es nicht bezeichnen. Sie hat sich keine Sorgen gemacht. Sie wollte nur nicht sein Leiden weiter mit ansehen müssen – und das sind für sie zwei ganz unterschiedliche Dinge! 

 

Die junge Frau aber sagt nichts dazu und blickt ihn nur starr an. 

 

Auch er bleibt für einige Zeit stumm, wartet er doch auf eine Antwort. Nach einigen Minuten stellt er fest, dass sie ihm diese einfach nicht geben will, wendet sich daher seufzend von ihr ab. 

 

„Dass du mich so sehen musst…“, murmelt er, während er es nun ist, der gegen das Kopfteil sich lehnt und zu ihr blickt. 

 

Eine gewisse Art der Enttäuschung schwingt in seinen Worten mit. Sie schätzt, dass ihm diese offene Schwäche, ihr gegenüber, missfällt. Und er gibt sich selbst die Schuld dafür – auch wenn es nicht einmal seine Schuld ist… 

 

„Lass uns nicht darüber reden!“ Seine Worte sind kein Befehl, auch wenn sie bei seinem Tonfall kurz zusammenzuckt. Sein Blick sagt ihr schließlich, dass er nicht ihretwegen verärgert ist… 

 

Sie nickt nur, zaghaft und schafft es endlich, wieder zu ihrem vorigen Sitzplatz zu kriechen. 

 

Natürlich brennen ihr tausende Fragen zu dem eben Erlebten auf der Zunge. Fragen, auf die sie sowieso keine Antwort bekommen wird, weswegen sie diese gleich wieder verwirft. Doch ihr soll die Stille genehm sein, die beide gerade wieder zu umhüllen versucht. 

 

„Warum bist du überhaupt in mein Zimmer gekommen?“, fragt er all zu plötzlich doch, gerade als die junge Frau meint, dass im Sitzen zu schlafen doch nicht all zu schlimm ist. 

 

Erschrocken dreht sie ihren Kopf in seine Richtung, erstarrt kurz, als seine blauen Augen gleich die ihren fixieren. Sie blinzelt, findet dann aber gleich ihre Stimme:

 

„Du hast mich doch gefragt, ob ich trotz allem hier schlafe!“ Fast würde sie meinen, dass da ein wenig Empörung in ihrer Stimme mitklingt. 

 

„Nein…, das meinte ich nicht. Warum bist du in mein Zimmer gekommen, bevor ich vom Schlachtfeld kam? Bevor ich… du weißt schon~“

 

Ihre Augen weiten sich. 

 

„Oh…“, denn dieses eine Thema dringt wieder tief in ihre Gedanken ein, lässt ihr schlecht werden und schwindelig zu gleich. Denn – tatsächlich – sie hatte es ganz vergessen! Und für einige Stunden war das auch ganz gut so gewesen, da dieser eine zermürbende Gedanke sie fast um ihren Verstand bringt. Doch… umso eher sie darüber sprachen, desto besser…. nicht? 

 

„S-Sanji?“ 

 

„Ja?“ 

 

„Ich wollte dich etwas fragen. Ich-“, sie lacht nervös und wendet den Blick von ihm ab, da der seine für sie mittlerweile unerträglich wird, „-ich wollte mit dir sprechen. Über… also… ist dir nicht einmal der Gedanke gekommen, dass wir schon ziemlich oft in den letzten Wochen miteinander geschlafen haben…?“

 

Er guckst und sie erschaudert, als er ohne Zögern ihre Hand ergreift, um seine Finger mit ihren zu verflechten. 

 

„Glaub mir – ich war zu jeder Zeit anwesend und im vollen Besitzes meines Verstandes! Soll ich dir sagen, wie oft wir es in welcher Stellung-“ 

 

„Was ist, wenn ich schwanger werde?!“, stößt sie schnell hervor, bevor seine Art für sie wieder unerträglich wird. Außerdem musste es gesagt werden, bevor das Thema wieder verweht.

 

Er antwortet nicht. Ist still für einige Zeit. Einige Minuten.

 

Irgendwann schafft sie es, sich wieder zu ihm zu drehen, um den blonden Prinzen anzusehen.

 

Er ist bleich – weißer fast, als die Wand hinter ihm. Seine Augen vor Schock geweitet, der Blick leer. Seine Brust hebt sich mit panische Atemzügen schnell und ohne Rast.

 

Dass er so reagiert, erstaunt sie. Es kann doch nicht sein, dass er – der sonst so schlau ist und über alles nachdenkt – zu keinem Zeitpunkt über einen möglichen Bastard nachgedacht hat.

 

Sie will sich nicht einmal vorstellen, was der König dazu sagen würde…

 

Ruckartig lässt er ihre Hand los und steht auf. Sie beobachtet ihn, wie er erst einige Runden im Raum umherläuft, bevor er dann vor seinem neuen Schreibtisch anhält, die unterste Schublade öffnet und unter dem Papier etwas zu suchen beginnt. Dann, mit zittrigen Händen, zieht er erst eine kleine Schale hervor, dazu noch ein kleines Päckchen und etwas Goldenes. 

 

Das glänzende Kleinod stellt sich als ein Feuerzeug heraus, mit welchem er hastig eine Zigarette entzündet, die er aus der Schachtel gezogen hat. Seine bebenden Lippen ziehen daran und gedankenverloren pustet er den Rauch in die Luft. 

 

Der junge Mann wiederholt diese Prozedur für einige Male, bis er den Klimmstängel in der Schale ausdrückt, nur um sich gleich eine zweite Zigarette anzuzünden. Erst als seine Augen wieder auf ihr verharren, bemerkt er, wie sie ihn die ganze Zeit beobachtet hat. 

 

Verlegen nimmt er die Zigarette von seinen Lippen, atmet den Rauch durch seine Nase aus, bevor er diese eine vorsichtig in die Schale legt, die Arme verschränkt er vor der Brust. 

 

„Damit hast du jetzt nicht gerechnet, richtig?“ 

 

Sie blinzelte ein wenig irritiert, schüttelt dann aber den Kopf. 

 

„Ich habe schon öfter Zigarettenrauch in diesem Zimmer gerochen. An dir… Doch dich hier rauchen zusehen, ist dann doch etwas anderes…“

 

„Natürlich hast du das… Bellemere hat doch auch geraucht, nicht? Du bist mit diesem Geruch vertraut…“ Er seufzt, „Ich wünschte, dass ich dir versprechen könnte, dass ich aufhöre. Das kann ich aber nicht. Ich brauche das manchmal. Und sag bitte Reiju davon nichts – ich will gar nicht wissen, wie sie darauf reagiert!“

 

„Das weiß sie doch eh schon, meinst du nicht?“

 

„Womöglich-“

 

„Würdest du jetzt bitte meine Frage beantworten? Was ist, wenn ich von dir schwanger werde? Wir haben zu keinem Zeitpunkt verhütet. Nicht einmal! Und ich glaube kaum, dass du nicht weißt, wie Kinder entstehen… Also?“

 

Schnell hat sie das Thema wieder eingelenkt. Sie will nicht, dass er es wieder vergisst – auch wenn ihr seine panische Reaktion zeigt, dass es doch tausende Dinge gibt, die er lieber mit ihr besprechen würde.

 

Er nickt nur – als wolle er einem Gedanken zustimmen, nimmt die Zigarette wieder und zieht noch einmal an ihr, bevor er sich auf dem Schreibtischstuhl sinken lässt.

 

„Keine Angst…“, sagt er dann, schafft es aber nicht, sie wieder anzusehen „Du wirst nicht schwanger. Ich bin zeugungsunfähig. Keiner von uns Prinzen könnte je… Vater werden… Auch wenn wir es wollten…“

 

Sie öffnet den Mund, etwas arg Sarkastischen kratzt schon an ihren Gedanken. Doch sie stutzt, bemerkt erst beim zweiten Nachdenken die endlose Schwere seiner Worte. Sieht das Häufchen Elend von einem Prinzen, dass da auf dem Stuhl kauert. Entdeckt den leeren, hohlen Blick, der irgendwo in den Raum reicht.

 

Er will es – Vater werden. Natürlich nicht hier und jetzt und wahrscheinlich am wenigsten mit ihr. Doch er kann es nicht und jetzt musste er sein kleines Geheimnis an sie weitergeben. Und damit auch das seiner Brüder.

 

„Du weißt wahrscheinlich schon mehr als jede andere Frau hier über unsere Familie Bescheid, dann hätte ich dir das auch sagen können, nicht? Es ist nur… schwierig… darüber zu sprechen…“

 

„Ich verstehe… ich wollte auch nicht taktlos wirken. Es ist nur – naja – früher oder später hätte sich mir diese Frage eh gestellt. Mal abgesehen davon, dass deine Brüder durch die Weltgeschichte vögeln, aber keiner von ihnen über mögliche Konsequenzen nachdenkt. Wie eben eine ganze Schar von unehelichen Mini-Vinsmokes, die irgendwann einmal das Anrecht auf einen Thron haben, nicht?“

 

Er muss schmunzeln, als er ihre Worte hört und blickt sie endlich wieder an.

 

Fast schon… ein wenig zärtlich…

 

„Du hast recht, Namilein. Jeder normale Mensch hätte das erkennen können. Trotzdem habe ich mir gewünscht, dass wir noch etwas länger dieses Thema… tja… ignorieren…“

 

„Du willst Kinder, nicht?“, entkommt es ihr plump.

 

Für einen Moment sieht er sie stumm an, nickt dann aber.

 

„Da ist etwas Reizendes an dem Gedanken, einmal kleine Versionen von mir rumlaufen zu sehen. Nun gut – diese ‚Wahl‘, wenn du sie so nennen willst, wurde mir genommen. Normalerweise befinden sich so 20 bis 150 Millionen Spermien in einem Milliliter… du weißt schon. In unserem Alter definitiv in der oberen Hälfte. Erst bei der letzten Untersuchung stellte man – wieder einmal – fest, dass es bei uns… nichts gibt… Null. Zero. Gar nichts. Wir vier schießen alle ohne Munition – und ich muss dir bestimmt nicht erklären, was ich damit meine. Hat Vater schon bei der ersten Untersuchung vor etwa 4 Jahren nicht gefallen, als er das gehört hat. Wir haben dann eine ganze Zeit so komische Pillen schlucken müssen. Dann hat man uns auf eine strikte Diät gesetzt. Mehr Sport, weitere Hose, kühlere Temperaturen in unseren Gemächern. Nichts hat geholfen…“

 

„Warum?“

 

„Ich weiß nicht, warum all die Sachen nicht geholfen haben-“

 

„Ich meinte, warum ihr vier unfruchtbar seid…“

 

„Oh…“, er drückt die Zigarette aus, zündet dann die dritte an. „Ich weiß gar nicht, ob ich dir das sagen dürfte… aber – Ach egal! Wir würden genetisch manipuliert. Als wir noch… im Bauch unsere Mutter waren…“

 

„Du hast sie oft während des Träumens erwähnt… Sehr oft, sogar…“ Er ignoriert es und fährt schnell mit seiner Erzählung fort:

 

„Wie dem auch sei – Vater wollte aus uns Supersoldaten machen. Naja… zu dreiviertel hat er auch damit Erfolg gehabt. Das eine Viertel – was hier vor dir sitzt – wurde nicht genetisch verändert, da Mutter versuchte gegen die Experimente von unserem Vater anzugehen. Sie wurde krank… sehr krank und starb auch daran vor etwa zehn Jahren… Sie war so… freundlich, liebevoll und… gütig… Sie hat mich, trotz allem, bedingungslos geliebt und-“

 

Er hält inne, merkt er doch, was er da gerade alles erzählt hat. Einer Piratin. Einer Frau, die er sich gekauft hat, um mit ihr zu schlafen, wann immer es ihm danach gelüstet.

 

Sie erkennt schnell, dass der blonde Prinz ihr das alles gar nicht preisgeben wollte und flüstert schnell eine kleine Entschuldigung. 

 

Trotzdem erstaunt und überrascht es sie doch sehr, so etwas über seine Mutter – gar seine ganze Familie – zu erfahren. Mittlerweile versteht sie auch, warum Reiju von ihm als ‚Fehler eines Vinsmokes‘ gesprochen hat – weil er genau das ist. Das missglückte Experiment des Königs – des eigenen Vaters. Deswegen sind die anderen drei Brüder solch ein menschlicher Abschaum, während Sanji doch… ein wenig Menschlichkeit besitzt.

 

Eine Menschlichkeit, die durch fast zwei Jahrzehnte in diesen Wänden, zerbrechlich dünn und fein geworden ist – im Vergleich aber noch vorhanden und wert von seiner großen Schwester beschützt zu werden.

 

Die Teile fügen sich ihr langsam zusammen…

 

„Freundlichkeit, Liebe und Güte sind nichts Schlimmes, Sanji… das weißt du. So wie… Mitleid. Und Empathie… Du hast eure Mutter sehr geliebt, nicht? Belüg mich nicht – ich sehe es in deinem Blick und dass du nicht an Liebe glaubst, nehme ich dir auch nicht ab!“

 

Er schnaubt. Nicht bösartig und nicht verächtlich. Eher… traurig…

 

Dann drückt er schließlich die dritte Zigarette aus, steht aber auf und kommt wieder zum Bett zurück, um sich auf die Bettkante neben ihr zu setzen.

 

Sanji hebt seine Hand, vorsichtig und hält inne, wartet, bis ihr panisches Atmen nachgibt und sie sich seinem sanften Griff nicht entzieht. Erst dann legt er seine Hand auf ihre Wange, seine Augen nehmen die ihren gefangen.

 

„Du siehst das falsch – Ich glaube nicht an Liebe. Nicht so eine Liebe zumindest…“

 

„Ich weiß. Deswegen würdest du mich auch nie auf die Lippen küssen – weil du nicht an diese ‚dumme Ideologie der Liebe‘ glaubst-“, sie imitiert Sanjis Stimme perfekt, während sie ihn zitiert und bringt ihn damit zum Grinsen „- aber trotzdem weiß ich, dass du deine Mutter liebst – so– wie nur ein Kind lieben kann. Bedingungslos und ohne jeden Zweifel. So liebe ich Bellemere – bis zum heutigen Tag. Und du deine Mutter… Hör auf, uns beiden etwas vorzumachen… Wenn sie doch so ein großartiger Mensch war, glaube ich kaum, dass sie sich das hier für dich wünscht.“

 

Sein Daumen streicht über die Haut ihrer Wange und auch wenn sie sich, nach wie vor, vor dem Monster in ihm fürchtet und es ihr Unbehagen bereitet, so lässt sie doch diese Berührung zu und hält auch mit der gleichen Intensität seinem Blick stand.

 

„Kleine Hexe… was machst du nur mit mir?“

 

„Dich verzaubern? Zumindest ist es doch das, was du in meinen Gesprächen siehst… Klappt es denn?“

 

Die Muskeln in seinem Gesicht zucken und er lächelt, bevor sie merkt, wie er sein Gewicht zu verlagern beginnt, um sich wieder gemeinsam mit ihr aufs Bett zu legen.

 

Doch sie bleibt standhaft – legt gleich eine Hand auf seine Brust, um ihn davon abzuhalten.

 

„Ich dachte aber-“

 

„Nein… ich bin nicht bereit dafür… Gib mir Zeit…“

 

Niedergeschlagen presst er seine Lippen aufeinander, nickt dann aber, bevor er sich wieder auf seine Bettseite rollt und sie ansieht.

 

„Verdammt! Du schaffst es wirklich noch, mich irgendwann zu verzaubern! Aber gut – wenn du es unbedingt hören willst – ich liebte meine Mutter. Auch jetzt noch, wo sie gestorben ist! Ich habe ihr Lachen geliebt und ihr Lächeln und auch, dass sie sogar meine Brüder lieben konnte. Und unseren Vater. Ich habe es geliebt, wenn sie mir Geschichten vorgelesen hat. Von Noland, von Riesen und vom All-Blue. Ich habe es geliebt, dass sie immer gepustet hat, wenn ich mich verletzt habe und dass es ihr immer geschmeckt hat, wenn ich mal für sie gekocht habe. Meinst du diese Art von Liebe, ja?“

 

Nami nickt zufrieden und legt ihren Kopf nun auch auf das weiche Kissen. Lächelnd, da sie weiß, dass seine Mutter eine wundervolle Frau gewesen sein muss. So wie Bellemere und vielleicht waren sich die beiden Frauen ja sehr ähnlich gewesen…

 

„Wie hieß sie?“

 

„Sora…“

 

„Und wie sah sie aus?“

 

„Blonde Haare. Blaue Augen… helle Haut. Reiju sieht ihr sehr ähnlich, wenn sie mal lächelt.“

 

„Das kann ich mir gut vorstellen… Sie muss wirklich eine tolle Frau gewesen sein. Eine tolle Mutter… Mir tut es leid, dass sie nicht mehr für dich da ist. Sie hätte dir bestimmt gut getan…“

 

„Würdest du lachen, wenn ich dir erzähle, dass Reiju mich deswegen hier raus haben will? Weg von der Germa und ohne jede Verbindung zu unserer Familie? Weil sie der Meinung ist, dass Mutters Güte und Freundlichkeit in mir weiterlebt. Absoluter Schwachsinn, wenn du mich fragst!“

 

Nein… ist es nicht. Nami gibt es nur nicht zu – auch nicht, als Sanji ihr zu erzählen beginnt, dass seine Brüder ihn deswegen immer schikaniert haben. Verprügelt, bis sein Gesicht blutig war. Dass sein Vater ihn eh immer für den Schwächsten hielt. Dass sogar die Soldaten über ihn lachten.

 

… dass Reiju ihn deswegen vor zehn Jahren aus dem Kerker befreit hat, als der König ihn in einer Eisenmaske dort festhielt… Und er blieb, um es allen zu beweisen.

 

Während er erzählt und erzählt, werden seine Sätze immer langsamer und ruhiger. Seine Stimme leiser und irgendwann schließt er auch die Augen, atmet wieder regelmäßiger, wie schon zuvor.

 

Ein wenig muss Nami lächeln, als sie dies sieht, bevor sie sich noch einmal umdreht und die Nachttischlampe ausschaltet.

 

Erst dann rollt sie sich wieder auf ihre Seite, zieht erst die Decke über den Körper des jungen Mannes, dann über ihren eigenen, bevor sie es sich auf den weichen Daunenkissen bequem macht.

 

Nach kurzem Zögern streicht sie ihm noch sacht die blonden Haare aus dem Gesicht und flüstert:

 

„Ich glaube, dass du mehr wie Sora bist, als du selbst von dir denken magst. Und du würdest ganz hervorragend in Ruffys Crew passen…Dort sind alle ziemlich verrückt und haben ihre eigenen Päckchen zu tragen…“

 

Dann schließt sie die Augen und begibt sich dann doch freiwillig in die Arme des Schlafes… 

 

…, dass der blonde Prinz nach ihren Worten ein breites Lächeln für den Rest der Nacht auf seinen Lippen trägt, bemerkt sie schon gar nicht mehr

Der Schiffszimmermann und die Feder

Sie lässt ihn zappeln – den blonden Prinzen. Es verzehrt ihn nach ihrer Nähe. Nach ihrer sanften Umarmung. Ihrem weichen, warmen Körper. Das Sehnen in seinen Augen wird mit jedem Tag größer und die junge Frau weiß, dass er sich die Intimität zurück wünscht, die da bereits zwischen ihnen war.

 

Doch sie lässt ihn nicht an sich heran. Natürlich – eine kleine Berührung ihrer Hand, ein vorsichtiger Kuss auf ihr Haupt, einen zärtlichen Blick – das lässt sie zu, bietet ihm diese kleine Form der Nähe selbst an. Nicht mehr.

 

Was soll sie denn auch tun – sie kann diese Hemmung nicht von einem Tag zum nächsten beiseite legen und einfach vergessen. Das kann sie nicht und er scheint es trotz allem auch zu verstehen.

 

Dass sie zudem ein gewisses Interesse daran gefunden hat den jungen Prinzen zappeln zu lassen, will sie nicht leugnen. 

 

Und außerdem… ja… Sanji gibt ihr die Zeit, die sie von ihm verlangt hat. Er drängt sie nicht. Gibt ihr keine Befehle.

 

Bleibt stets freundlich dabei.

 

Es hilft ihr ein wenig, diese gewisse Angst zu überwinden – jeden Tag ein wenig mehr.

 

So ist es nun nach etwas mehr, als einer Woche, seit diesem Vorfall, als er sie fragte, ob sie nicht auch einen kleinen Landgang unternehmen wollte. Sie könne kaufen, was sie wollte – die Insel sei doch schließlich für die exquisiten Läden bekannt. Kleider, Schuhe, Schmuck. Und natürlich könnte sie sich auch etwas zum Zeichnen besorgen – wenn sie einen Schreibtisch bräuchte, würde er einen in ihr Zimmer bringen lassen.

 

„Du weißt doch selbst, was du zum Zeichnen benötigst und welche Marken von geeigneter Qualität sind. Und die Koordinaten von unseren befahrenen Inseln kann ich dir, als eine Kopie der Abschriften des Navigator, geben. Das wird niemanden auffallen!“

 

Der blonde Prinz will sie bestechen. Mit Geschenken und dass sie ihr eigenes Steckenpferd zu jeder Zeit ausführen kann. Ja… er will, dass sie sich absolut wohlfühlt. Und vielleicht sollte sie selbst ein wenig Bestechlichkeit zu lassen, wenn es ihn nur glücklich macht.

 

Es gibt definitiv schlimmere Dinge, die er von ihr verlangen könnte, damit sie sich ihm wieder fügt.

 

So ist es nun also, dass er ein dickes Bündel aus Geldscheinen in Hänsels Hände drückt, kurz bevor sie das Schiff verlassen.

 

Ein wenig fragend blickt sie ihn an - was er gleich mit einem müden Lächeln und den Worten „Keine Zeit - Aufträge von Vater. Hänsel und Gretchen werden dich begleiten und auf dich aufpassen…“, beantwortet.

 

Es ist… seltsam… 

 

Sofort weiß sie, dass er ihr noch nie so sehr vertraut hat. Zu keinem Zeitpunkt und nun lässt er sie einfach frei auf einer Insel umher laufen – mit der Gefahr zu entkommen. Er wird kaum glauben, dass Hänsel und Gretchen für sie eine Gefahr darstellen. Er wird wissen, dass sie nach Hilfe suchen wird – Marinesoldaten, oder nach gefährlichen Piraten. Dass sie nach einem Fluchtweg Ausschau halten wird… 

 

Und doch… würde sie es nicht tun… wenn nur etwas schief ging – man sie entdeckt, oder einer seiner Männer sie später wieder gefangen nimmt – dann wäre doch eh alles vorbei! Und das kann sie nicht riskieren – nicht jetzt, wo sie sich dem Ziel so nahe scheint.

 

Nein – wenn sie geht, dann soll er sie dazu auffordern – und wenn Reiju es verlangt, dann soll er eben mit ihr kommen!

 

Sie glaubt kaum, dass es noch lange dauern wird – etwas sagt ihr, dass sie Sanji bald vollends in ihr kleines Netz gesponnen hat.

 

Trotzdem genießt sie jede Sekunde dieser gewissen Art von Freiheit – es ist schließlich schon einige Zeit her, dass sie eine ihr unbekannte Insel betreten konnte. Dass sie die frische Luft einatmen konnte. Dass der Wind frei mit ihren Haaren spielen darf und dass sie die warme Sonne auf der Haut genießen kann.

 

Sie weiß schon gar nicht mehr, wie sich all das anfühlt und fast hätte sie auch ihre beiden Begleiter vergessen, die mit einigen Abstand, hinter ihr laufen – natürlich noch immer mit ihren vertrauten Chirurgenmasken, was natürlich sämtliche Blicke auf das bizarre Duo zieht.

 

Nami will sich davon nicht beirren lassen – denn es lenkt die Leute von ihren eigenen Eisenbänder ab.

 

Schließlich ist es doch hier viel zu warm, um sie mit irgendeinem Kleidungsstück zu verdecken.

 

„Das ist ja wirklich bizarrer Modeschmuck!“, zetert da eine ältere Dame, die eine kleine Boutique in der geschäftigen Ladenstraße führt. Sie betrachtet es genau durch ihre schmale Brille und schnaubte schon ein wenig verächtlich. Natürlich – der Alten gefallen die Eisenbänder gar nicht, passen sie doch kaum in der Bilder ihrer schillernden Modewelt.

 

Nami versucht die Alte nur zu ignorieren, geht flugs wieder in die kleine Umkleidekabine und lässt das ihre werden Begleiter regeln – schließlich will sie ihre kleine, freie Zeit mit unnötigen Diskussionen vergeuden.

 

„Diese Kreationen sind im South Blue so angesagt!“, hört sie Hänsel da schon auf der anderen Seite sagen. „Jede Frau, die Etwas auf sich hält, trägt das dort. Wirkt wundervoll zu Abendkleider!“

 

„Sie wirken rustikal!“, gibt die Alte empört zurück.

 

„Das sind sie auch…“, brummt Gretchen und Nami muss schon fast ein wenig grinsen, als sie sich vorstellt, wie die Blonde ihre Augen bei diesen Worten verdreht.

 

„Und was ist mit diesen Masken? Seid ihr krank? Es ist etwas ansteckende, nicht?“

 

„Die – meine Liebe – sind ein todschickes Accessoires. Sie betonen die Augen und die Wangenknochen. Sehen Sie meine Wangenknochen?“

 

„… Ja?“

 

„Sind die nicht wundervoll betont?“

 

„… komische Leute im South Blue…“

 

Trotzdem würde sie über diese modischen Neuheiten nachdenken, sagte sie den dreien später, als eine gute Menge an Geld von der einen Hand zur anderen wanderte – wobei Nami sogar einen kleinen Rabatt aushandeln konnte – nachdem sie noch einmal im Spiegel nachgesehen hat, ob ja nichts von dem Make-Up an Hals und Handgelenk abgerieben ist. Ein wenig fürchtet die junge Frau sich davor schon für einige Zeit – will sie doch nicht unnötig Aufmerksamkeit erregen. 

 

Außerdem würde zu jeder Zeit die Erinnerung an diesen Tag – an Sanjis kräftigen, gefährlichen Griff – zurück kommen und sie will während ihren wenigen, freien Stunden unter der strahlenden Sonne nun wirklich nicht daran denken… 

 

Doch nein – die Schminke sitzt nach wie vor perfekt und denkt noch immer die blassen, blauen Stellen ab. 

 

Später – als sie so durch die überfüllten Straßen dieser kleinen Stadt schlenderten - musste sie feststellen, dass diese Fragen noch öfter an sie gerichtet wurden und zu jeder Zeit gelang es dem jungen Mann die Leute umzustimmen. Und irgendwie belustigt es sie ein wenig, wenn diese Leute in geraumer Zukunft mit Chirurgenmasken und blinkenden Eisenbändern als Ketten und Armbänder herum laufen würden und es dazu noch Tod-schick nennen. 

 

Makaber ist es schon – muss sie bald feststellen, da Nami weiß, wie tödlich die Originale sein können… 

 

Während sie an kleineren Ständen vorbei kommen, dem Wasser in den unzähligen Kanälen lauschend, stellen sie bald fest, dass die Leute hier und da auch einige Reparaturen unternehmen – an Schäden, die von einem Unwetter stammen. Wohl auch von einem Hochwasser, dass sich erst kürzlich zurück gezogen hat. 

 

Nami spürt die Erleichterung der Menschen hier, da es wohl keine größeren Schäden gegeben hat und sie ist dankbar dafür, ihren freien Tag bei solch schönem Wetter erleben zu dürfen.

 

Und sie hofft, dass es auch Hänsel und Gretchen gut tut, einmal unter normalen Leuten zu sein… 

 

„Gleich um die Ecke befindet sich ein kleines Schuhgeschäft. Das müssen wir noch unbedingt besuchen!“, hört sie Hänsel hinter sich sprechen, der bereits einen großen Teil ihrer Einkaufstaschen trägt. „Ohne Schuhe die Insel wieder zu verlassen, wäre doch ein ungeheures Verbrechen!“

 

„Wenn es sein muss…“, murmelt Gretchen, die gerade einmal drei kleine Schachteln mit Schmuck trägt. 

 

Natürlich – Schuhe sind etwas Wunderbares – die junge Frau kann sich schließlich nicht erinnern, wann sie sich selbst das letzte Mal ein neues Paar gegönnt hat. Dennoch erhascht ihr Blick das Plakat für ein anderes Lädchen, was für sie wesentlich interessanter ist. 

 

Und es scheint auch nicht weit entfernt zu sein…

 

„Dort will ich noch hin!“, sagt sie gleich noch strahlend und deutet auf das bedruckte Banner.

 

Hänselns fein gezupften Augenbrauen heben sich, ein wenig verwundert, und er runzelte die Stirn.

 

„Die Zeit ist bedauerlichster Weise sehr knapp. Und Schuhe sucht man sich mit Bedacht aus!“

 

„Also nein…“, brummt Gretchen.

 

Nami seufzt, fast schon ein wenig verzweifelt, bevor sie wehmütig noch einmal die Buchstaben ließt, nur um dann mit einem Grinsen die Hand in die Richtung des jungen Mannes zu strecken.

 

„Gib mir einfach die Hälfte von dem, was wir noch übrig haben! Ihr geht für mich Schuhe shoppen und ich besorge mir einfach meinen Kram. Dann treffen wir uns wieder hier!“

 

„Du willst fliehen…“, murmelt die Blonde, unbeeindruckt.

 

„Jetzt mal doch den Teufel nicht gleich an die Wand! Hier wird heute keiner fliehen!“, versucht Hänsel seine Kollegin gleich wieder zu beschwichtigen, blickt dann gleich die junge Frau mit einem kleinen Funkeln in den Augen an, bevor er zustimmend nickt.

 

„Okay! Aber sei pünktlich zurück. Wir wollen doch nicht, dass Eure Hoheit einen von uns einen Kopf kürzer macht, nicht?“

 

Endlich lässt Hänsel die Taschen auf den Boden sinken, greift dann in seine Tasche und holt das Geldbündel hervor, das nach wie vor eine beachtliche Größe hat. Schnell zählt er die Scheine ab, überreicht der jungen Frau die eine Hälfte und steckt die zweite wieder zurück.

 

„Genügt dir eine Stunde? Nicht, dass wir das Schiff verpassen…“

 

„Natürlich! Ich bin gleich wieder zurück!“

 

Schnell dreht sich Nami um und folgt der Beschreibung auf dem Plakat, um schon in wenigen Minuten zu einem kleinen, unscheinbaren Geschäft zu kommen. Es wirkt dunkel und alt, aber ein kleines Schild im Fenster begrüßt sie mit dem Wort ‚Geöffnet‘.

 

Doch zur Klinke zu reichen schafft sie nicht, denn sie erschrickt, als jemand hinter ihr anzüglich pfeift und nach ihr ruft:

 

„Hey Baby – lange nicht mehr dein schönes Gesicht gesehen!“

 

„Oder deinen Arsch!“

 

„Und die Titten!“

 

Sie erstarrt und ihr armes Herz beginnt wie wild zu schlagen. Ihr wird schlecht und schwindelig – auch wenn sie weiß, dass Männer dank der Handschellen ihr nichts anhaben können.

 

… auch nicht Sanjis Brüder, die sich da hinter ihr versammelt haben…

 

Zitternd dreht sie sich um, presst dann ihren Rücken gegen die kalte, hölzerne Tür hinter ihr.

 

Und tatsächlich – da stehen sie hinter ihr – die drei Prinzen in all ihrer zweifelhaften Pracht.

 

Stolz stehen sie vor der jungen Frau. In feinste Kleider und einen samtenen Umgang gehüllt, der zu ihren Haarfarben passt. Ja… sie sind attraktiv – zumindest für die vorbeigehenden Damen, die gleich die Schönheit der Drei bewundern.

 

Fast hätte sich die junge Frau gewünscht, dass sie diese Blicke wahrnehmen würden, damit sie von ihr wieder ablassen, doch leider haben sie einmal mehr die Piratin als ihr Opfer gewählt.

 

Und dieses Mal ist Sanji nicht in ihrer Nähe, der sie hätte beschützen können…

 

Trotzdem versucht Nami all ihren Mut zusammen zu nehmen, hebt den Kopf ein wenig, spannt die Schultern und ballt die Fäuste.

 

… sie können ihr schließlich nicht weh tun – sie nicht einmal berühren – ohne von einem gefährlichen Stromschlag erfasst zu werden.

 

Ob dieser wohl auch für die drei Prinzen tödlich wäre? 

 

„Ichiji, Niji und Yonji…“, grüßt sie mit einem dezenten und gespielt freundlichen Nicken. „Wenn Ihr mich entschuldigt – ich habe noch ein paar Dinge zu erledigen! Und Sanji wird es nicht gefallen, wenn ich nicht pünktlich zum Schiff zurückkehre!“

 

„Geil~ Die Süße kennt noch unsere Namen!“, feixt Niji gleich und reibt sich die Hände. „Wie gern ich mit dir das Bett teilen würde, damit du meinen immer wieder schreien kannst!“

 

Nami rümpft vor Ekel ihre Nase – ihr hätte doch klar sein sollen, dass ihr gespielter Stolz die Prinzen nicht beeindruckt – wahrscheinlich nur noch mehr erregt.

 

Ihre Augen suchen auch hastig zwischen den Menschen, in der Hoffnung den blonden Prinzen zu entdecken, damit er ihr zur Hilfe eilen kann. Bedauerlicherweise kann sie Sanji nicht entdecken.

 

„Bett? Bah! Fußboden, Tisch und gegen die Wand gefällt mir da besser!“, schnaubt Ichiji verächtlich und stemmt die Hände auf seine Hüften. „Und das tagein und tagaus. Aber das wirst du von der Schabe nicht kennen. Armes Püppchen, poppt den, der nicht einmal ein Drittel der Ausdauer im kleinen Zeh hat, die wir im ganzen Körper besitzen! Wo ist denn dein kleiner Schoßhund überhaupt? Dass der dich überhaupt hier so frei rumlaufen lässt ist… ziemlich dumm von ihm…“

 

Da ist es wieder – das flegelhafte Verhalten, während die drei über sie wie ein Stück Fleisch sprechen – und über Sanji, als sei er einfach nur ein Stückchen Müll. 

 

Sie nutzen ihre ‚Kosenamen‘. Die widerwärtige, chauvinistische Sprache, von der ihr schlecht wird. Ihre betäubende Blicke. Das anzügliche Grinsen.

 

Auch wenn sie die drei Prinzen schon einige Wochen nicht mehr sehen musste, so sind sie doch der gleiche, menschliche Abschaum geblieben. Sie wollen nur ihren Körper und denken nur an all die perverse Sachen, die man mit diesem anstellen könnte.

 

Dass die Menschen sich mittlerweile von ihnen angewidert abwenden – schließlich offenbaren sie doch lautstark, was sie von der jungen Frau verlangen – bemerken die Drei nicht einmal.

 

Nur Nami – doch mit jeden abgewendeten Blick der Menge schwindet mehr und mehr ihr Mut, bis dieser einer verkümmerten Nichtigkeit gleicht. 

 

Sie kommen näher. Die Hände zucken bereits nach ihr. Sie lecken ihre Lippen. Sind von ihrer bloßen Angst erregt – und das paralysiert sie nur noch mehr. 

 

Das erste Mal, seitdem sie gefangen wurde, wünscht sich nichts sehnlicher, als dass Sanji plötzlich auftaucht, um ihr zu helfen.

 

„Platz da!“, ruft da mit einem Mal jemand und schiebt sich unsanft zwischen Ichiji und Yonji vorbei – der Grünhaarige hat dabei viel Glück, als dass er nicht in einem der Kanäle hinter ihm landet, sondern recht ungrazil auf seinem Hintern.

 

Eine hünenhafte Gestalt drängt sich vor die drei, versperren den Blick auf die junge, wehrlos Frau vor ihr. Und auch wenn seine türkisfarbenen Haare, dass offene, bunte Hemd und… die knappe Schwimmhose – von deren Inhalt Nami gleich verstört den Blick abwendet – doch zusammen sehr befremdlich aussehen, so ist die dem seltsamen Mann doch recht dankbar.

 

… auch wenn er grimmig auf sie hinab sieht, als er seine dunkle Sonnenbrille in sein Haar schiebt.

 

„He! Platz da, Mädchen! Ich will da rein!“

 

Dennoch ist ihr Körper noch zu starr, als dass sie ihn bewegen kann und der Kerl vor ihr scheint gleich zu verstehen, was ihr solch eine Angst eingejagt hat.

 

Er dreht sich um und blickt auf die drei Prinzen von oben herab, wütend schnaubend, an.

 

„Verpisst Euch, ihr Hampelmänner! So lange ich hier bin, wird kein Mädchen belästigt! Habt ihr das verstanden?!“

 

„Na warte! Weißt du, mit wem du hier eigentlich redest?! Wir sind-“

 

„Fresse, Niji!“, befiehlt Ichiji gleich und Nami sieht dann, wie dieser den zweiten Prinzen am Kragen davon zerrt. „Kein Aufruhr veranstalten. Keine Schlägerei. Kein Gepöbel. Du kennst Vaters Befehle! Sie ist es doch eh nicht wert! Du weißt nicht einmal, ob die gut im Bett ist. Komm – lass uns dieses verdammte Bordell suchen!“

 

„Schon gut, schon gut!“, wehrt Niji sich gleich, schlürft dann aber, sich geschlagen gebend, hinter dem Ältesten her.

 

Nur Yonji verweilt noch einige Momente, richtet sich auf, starrt die junge Frau eindringlich über die Schulter des Fremden an und grinst dann bösartig, während er sich noch einmal über die Lippen leckt.

 

„Irgendwann werde ich dich nehmen. Das verspreche ich dir! Und dann kann dir keiner helfen!“

 

Dann geht auch er.

 

„Komische Vögel…“, brummt der Mann verstimmt. „Die sollen mir noch mal über den Weg laufen! Und jetzt geh mir aus der Bahn – ich muss ein paar Dinge erledigen!“

 

Nami nickt nur, die Augen noch immer weit vor Angst, bevor sie vorsichtig die Klinke nach unten drückt und den Mann hinein lässt. Sie selbst schaut den drei Prinzen noch einige Zeit nach, bevor sie dem Hünen dann in den Laden hinein folgt.

 

Verwundert blickt er sie an, runzelt sogar seine Stirn, doch er brummt nur etwas Unwirsches, als sie sich verbeugt und sich leise bedankt.

 

„Mit solchen Kerlen solltest du dich nicht abgeben…“, murrt er und schlägt dem Ladenbesitzer gar freundschaftlich zum Gruß auf die Schulter. „Gibt bessere und dein Prinz in strahlender Rüstung läuft bestimmt auch noch irgendwo rum. Wartet, dass er dich findet! In der Zeit sagst du einfach, dass du Mitglied der Franky Family bist und die Leute hier in Water 7 wissen Bescheid! Sie werden dir dann schon helfen!“

 

Die junge Frau hat zwar keine Ahnung, wovon ihr Retter da spricht, aber er wird wohl Recht haben. Vielleicht lässt Sanji ja dem Mann ein kleines Präsent zukommen, wenn er von dem eben Geschehenen erfährt und davon, dass er sie gerettet hat.

 

„Ich danke dir!“, bringt sie da gerade noch hervor.

 

Er grinst breit, bevor er sich dann von ihr abwendet und in den hinteren Teil des Geschäftes geht. Natürlich wäre sie ihm gern gefolgt, da allein seine hünenhafte Gestalt ihr viel Schutz verspricht, doch sie schätzt, dass ihr die Zeit eh davon rinnt.

 

So dreht sich Nami schnell um, lässt mit ihren Blicken die teils staubigen Regale durchsuchen.

 

Ja – hier gibt es alles, was ein Navigator zum Arbeiten brauchen kann und davon noch viel mehr! Zeichenmaterialien, Kompasse, Karten, Vermessungsgeräte. In günstig und in höchster Qualität. Für jeden Geschmack gibt es hier etwas.

 

Auch wenn sie weiß, dass sie mit dem Ladenbesitzer gut verhandeln muss, so sucht sie sich doch von allem etwas aus, bis ihre Arme schwer beladen sind und bringt alles zur Kasse hinüber und lädt es ab. 

 

Dort sieht sie dann, in einer kleinen, staubigen Vitrine das letzte Stück, was ihr ein wenig Lebensqualität zurück gibt.

 

Eine Zeichenfeder – und ihre Augen erhaschen gleich die teuerste, ganz oben, die schon fast ein wenig golden im Licht schimmert.

 

Ja – genau die will sie haben – diese ist schöner noch, als alle Federn, die sie je besaß. 

 

„Du kennst dich aus?“, hört sie da plötzlich wieder jemanden neben sich sprechen und sie sieht den Hünen, wie er sich neben sie gebeugt hat, die Hand im Gedanken auf sein Kinn gelegt und die Augenbrauen zusammengezogen, während auch er die Federn in Augenschein nimmt. Auch ihm scheint die Goldene es angetan zu haben. 

 

„Ich…“, sie blinzelt verwundert und sieht ihn stutzig an. „Du nicht?“

 

Nami erhascht nun einen Blick auf die Kasse, wo der Mann auch seinen Einkauf abgestellt hat – sie sieht gleich, dass beide genau das Gleiche ausgesucht haben.

 

Sie war so vertieft in ihren Einkauf, dass sie gar nicht mitbekommen hat, wie er ihr gefolgt ist, um sich an ihr zu orientieren. Oder… um sie zu kopieren… 

 

„Ich bin Schiffszimmermann! Mit so einem Kram kenne ich mich gar nicht aus!“

 

Nun ist sie es, die verwundert die Augenbrauen zusammen zieht, da sie nicht so recht verstehen will, was er hier dann genau sucht.

 

Er lacht gleich lautstark, so fröhlich und schallend.

 

„Ich bin gerade dabei das beste Schiff der Welt zu bauen! Mein Magnum Opus! Und dieses Schiff wird dann die ganze Welt umsegeln! Es wird einfach Super!“

 

Er beginnt zu posieren, wirft die Arme dabei in die Luft und schreit erneut das Wort „SUPER!“, was den Ladenbesitzer nur zum Kopfschütteln bringt.

 

„Aha…“, murmelt Nami ein wenig verlegen, als sie das sieht und weicht einen Schritt zurück. „Und jetzt bist du dabei, den Navigationsraum auszustatten?“

 

Er nickt eifrig.

 

„Genau – und weißt du, was der Clou dabei ist – der werte Herr Käpt’n hat nicht einmal einen Navigator – nur ganz viel Glück, dass er so weit auf der Grand Line gekommen ist“, plötzlich beginnt er zu schluchzen und Tränen kullern über seine Wangen „Und die Geschichte, warum er keinen Navigator hat, ist einfach zu traurig! So sehr, dass ich dir davon nicht einmal erzählen könnte, selbst wenn ich es wollte!“

 

„Weinst du schon wieder, Franky?“

 

„Ich heule gar nicht!“, brüllt der Mann namens Franky den armen Ladenbesitzer an, bevor er hastig mit seinen tätowierten Armen die Tränen von seinem Gesicht wischt.

 

„Aber – wie sieht es denn mit dir aus? Du scheinst dich ja mit Navigation auszukennen. Wenn du brav fragst, nimmt er dich bestimmt mit!“

 

Welch unglaublich verlockendes Angebot – das muss sie schon zugeben. Vielleicht könnte sie ja so Ruffy finden und wenn das erst einmal geschehen ist, kann sie sich endlich wieder den Strohhutpiraten anschließen. Vielleicht könnte Zorro ihr dann die Halsbänder mit seinen Schwertern vom Leib schneiden. Oder Lysop erfindet einfach etwas zum Öffnen. Und wer weiß – vielleicht nimmt Chopper sie für eine Therapie auf! 

 

Doch… so schön, wie das alles für sie für einen winzigen Moment klingt… 

 

… wie wahrscheinlich ist es denn, dass alles gut ging… und sie wirklich irgendwann auf Ruffy und die Anderen treffen würde… 

 

Und ob dieser gewisse Kapitän denn einer von den Guten ist – der sie beschützt und respektiert und sie sicher zu dem Gummimenschen bringt… 

 

… und… ob nicht dann Sanjis Leute nach ihr suchen würden – wenn man sie dann findet, würde gewiss nicht einmal Sanji noch ein gutes Wort für sie einlegen wollen. Ja dann hieße es Tod, oder Bordell für sie und all ihre Träume und ihre Freiheit könnte sie dann vollkommen vergessen. 

 

„Danke…“, murmelt sie daher ein wenig verlegen. „Mein Prinz wird mich schon erwarten. Und keine Sorge – er ist nicht so ungehobelt, wie die drei Kerle eben… Um genau zu sein, ist er… ganz okay!“

 

„Oh eine Liebesgeschichte! Wie dramatisch!“ Und wieder beginnt der Hüne mit dem Namen Franky lautstark zu heulen. Sie verdreht nur die Augen, denn die letzten Monate ist sie weiter von einer Liebesgeschichte entfernt gewesen, als Ruffy vom One Piece… 

 

Aber als Ausrede soll ihr dies erst einmal genügen. 

 

Gespielt verlegen weicht Nami nur zurück, bevor sie dem Älteren ihr Geldbündel in die Hand drückt und die ganzen Sachen wieder auf ihre Arme lädt.

 

„Tja, leider habe ich auch gar keine Zeit, um dir von meiner ‚Liebesgeschichte‘ zu erzählen – ich muss wieder zurück zu meinem Prinzen und zu unserem Schiff. Aber wenn du wirklich eine gute Feder zum Kartenzeichnen suchst, so solltest auch du die Goldene nehmen! Und ich hoffe, dass dein Kapitän dann noch einen guten Navigator findet – ist wichtig, hier auf der Grandline! Und danke noch einmal, Franky – du hast mir sehr geholfen!“

 

Mit diesen Worten verschwindet sie schleunigst aus dem Geschäft – noch bevor beide merken, dass sie dem Verkäufer nur die Hälfte bezahlt hat.

 

… oder, dass sie in einem kurzen Moment der Unachtsamkeit die goldene Feder entwendet hat – wobei das Vitrinenschloss schon fast eine Unverschämtheit im Angesicht ihres diebischen Stolzes ist.

 

Bis das jemand merkt, ist sie aber schon lange verschwunden! 

 

Doch sie weiß, dass der Schiffszimmermann mit dem Namen Franky ihr noch lange im Gedächtnis bleiben wird.

 

Schließlich legt sich nicht jeder mit den drei Prinzen des Germa Königreiches an…

Sanji IV

Es ist wie das Rauschen des Meeres, das an mir vorbei zieht.  

 

So geistig abwesend war ich wohl schon ewig bei einem offiziellen Treffen nicht mehr – bedauerlicherweise bemerken das auch meine drei Brüder, die doch sehr interessiert am Gespräch mit dem Bürgermeister von Water Seven – Herrn Eisberg – waren. Ab und an sah ich ihr Schmunzeln. Spürte ihre Blicke. Hörte später ihre belustigten Kommentare, als wir das neue Büro – erst kürzlich muss es einige Auseinandersetzungen mit Piraten oder der gleichen gegeben haben – verlassen.

 

Hätte ich vielleicht besser zugehört, könnte ich genau sagen, was die kleine Insel hier in solch Aufruhr versetzt hat. Und was solch eine Zerstörung verursacht hat. Es scheint etwas mit der Weltregierung zutun zu haben. Mit Piraten, mit dieser Insel und mit Enies Lobby.

 

Mehr kann und will ich nicht raus hören, weil es mich schlichtweg einfach nicht interessiert.

 

Meine geistige Abwesenheit finden meine Brüder allerdings äußerst köstlich – vor allem dann, als die wichtigen, offiziellen Gespräche beendet sind.

 

Noch bevor die drei sich schnell davon machten, um in der letzten Stunde, bevor wir weiter segeln, ein Bordell aufzusuchen – natürlich, wofür sollten sie sonst ihren gerade erst erworbenen Anteil der letzten königlichen Geschäfte ausgeben – begannen sie wieder mit ihren Schikanen.

 

Sagen, dass mir der Sex wohl zu Köpfe gestiegen sei. Oder, dass mir ebendieser Beischlaf fehle. Machen widerwärtige Gesten, als niemand zu ihnen sieht. Sprechen abwertend über Nami, die bei ihnen doch viel besser aufgehoben wäre.

 

So gut es eben geht, versuche ich es zu ignorieren, kann aber nicht leugnen, dass ich innerlich fast wieder vor Wut koche.

 

Vor allem weil sie von Nami sprechen, als sei sie nicht mehr, als ein billiges Objekt, dass von Hand zu Hand gereicht werden kann.

 

Ja, erst als sie meinen innerlichen Tumult bemerkten, ließen mich allein zurück und ein wenig hoffte ich, dass unsere Schiffe mich einfach hier vergessen würden…

 

Irritiert schüttle ich den Kopf über diese absurden Einfälle – frage mich dabei, ob meine drei werten Brüder vielleicht recht haben, dass ich tatsächlich ‚untervögelt‘ bin… Woher soll denn sonst dieser absurde Gedanke kommen?

 

Ich seufze, leise, denn ich frage mich, wie lange es wohl noch dauern wird, bis Nami mir wieder vertraut. Natürlich will ich sie nicht zwingen – doch ich kann auch nicht leugnen, dass ich ihre Nähe und Zuneigung vermisse. Ihre Berührungen, den Geruch ihrer weichen Haut und das Gefühl ihres warmen, nackten Körpers zwischen den kalten Lagen meines Bettes.

 

Einfach… alles…, auch all die anderen zwischenmenschlichen Dinge, die der Beischlaf so mit sich bringt.

 

Nun gut – ich kann bedauerlicherweise auch nicht leugnen, dass ich nicht selbst an dieser gewissen Misere Schuld bin. Und sie hat auch damit Recht, dass ich sie doch hätte vorwarnen können…

 

Doch woher hätte ich denn wissen sollen, dass es mir noch möglich ist, so…

 

… auszurasten… ja… so würde ich es sagen.

 

Seit einigen Monaten schon ist es nicht mehr über mich gekommen, wie an diesem Tag. Und das nur, weil Ichiji mich so herausgefordert hat. Gespottet. Mich zum Töten von Unschuldigen brachte.

 

Normalerweise ist es nicht meine Art. Ich verschone stets die, die den Tod nicht verdient haben. Meinen Brüdern ist das vollkommen egal – wer im Weg steht, der wird eliminiert, egal, ob Mann, Frau, oder Kind.

 

Ichiji, Niji und Yonji kennen da nichts und wissen stets, wie sie ihre Taten vor Vater verteidigen können – dem es mittlerweile wahrscheinlich eh egal geworden ist, solang die restlichen Zahlen stimmen.

 

Ein sehr widerwärtige Gedanke, muss ich da leider zugeben.

 

Ich aber kann das nicht – dieses sinnlose töten. Wahrscheinlich hat es irgendetwas mit dieser widerlichen Eigenschaft des Mitleids zu tun. Andererseits glaube ich an die Philosophie, dass ein Unschuldiger verschont gehört, da ihre Taten nichts mit den allgegenwärtigen Konflikten zu tun haben.

 

Und gerade Kinder haben keine Schuld am Krieg… Nicht für mich und auch Vater sollte gerade deren Tod doch hinterfragen…

 

Ich seufze erneut, fahre mir nervös durch die Haare, während ich fast gedankenlos an den Kanälen entlang schlendere.

 

Und dann diese ausweglose Situation, in die ich Nami getrieben habe. Wie ich ihr wehtat – noch immer trägt sie die Male meiner Tat auf ihr, auch wenn sie mittlerweile schon ein wenig verblasst sind. Jedes Mal, wenn ich meine Handabdrücke auf ihrer blassen Haut sehe, wird mir schlecht und ich fühle mich von mir selbst angewidert.

 

Wenn ich nicht im rechten Moment meine Kontrolle zurück bekommen hätte, so hätte ich sie fast-

 

Ich blinzle erschrocken gleich darüber und schüttle meinen Kopf und mir ist es dabei auch vollkommen egal, ob die Leute in dieser geschäftigen Straße mich mit Verwunderung und voll Irritation ansehen.

 

Doch irgendwie muss ich doch diese ekelerregende Überlegung doch loswerden… denn allein dieser Gedanke an das, was hätte sein können, ist unentschuldbar.

 

So wende ich mich schnell einem weiteren Verkaufsstand zu, der frisches Gemüse anbietet und beginne mit der alten Dame über eine kleine Auswahl zu verhandeln, bis ich zufrieden meine Güter in die Tasche stecken kann.

 

„Wo finde ich gutes Fleisch?“, frage ich noch über den Lärm hinweg, der einen Markt doch sehr lebendig macht.

 

Die Alte grinst nur zahnlos, während sie noch immer das dicke Bündel an Geldscheinen durchzählt, dass ich ihr zuvor noch gegeben habe.

 

„Fleisch?“, fragt sie und deutet über meine Schulter. „Den Kanal entlang und dann links. Rote Tür. Bestes Fleisch in Water Seven, mein feiner Herr~“

 

„Danke“, murmle ich zufrieden und drücke ihr noch einen 100 Berri-Schein mehr in ihre faltigen Hände, bevor ich mich umdrehte und die Tasche mit meinen Habseligkeiten über die Schulter werfe.

 

Ich folge prompt ihrer Wegbeschreibung und es dauert auch keine zehn Minuten, bis ich mich vor der roten Tür wiederfinde. Es riecht nach Gebratenem und feinen Gewürzen und ich nehme an, dass ich mich am richtigen Ort befinde.

 

So trete ich ein – einladende Wärme weht mir gleich entgegen und der Klang von Gelächter und freudigen Gesprächen hallt laut zu meinen Ohren.

 

Ein wenig verwirrt bin ich schon, als ich mich in einer kleinen Gaststätte wiederfinde, doch glaube ich kaum, dass die Alte mich in die Irre geführt hat.

 

Nicht nach den Preis, den ich für ihr Gemüse gezahlt habe…

 

Ich gehe ans andere Ende des Lokals, ignoriere gekonnt das Fußvolk, dass sich hier so köstlich amüsiert und steuere direkt auf den Tresen zu. Ich schaffe es auch gleich die Aufmerksamkeit des guten Mannes auf der anderen Seite für mich zu gewinnen.

 

„Man sagt, Ihr verkauft das beste Fleisch von Water Seven?“, frage ich ihn, noch bevor er mich begrüßen kann – schließlich will ich doch so wenig Zeit, wie möglich vergeuden.

 

Seine Augenbrauen klettern auf seiner hohen Stirn gen Himmel und abschätzend sieht er meine feinen Kleider an. Tiefe Falten bilden sich auf ebendieser, während er nachdenkt, doch beginnt er alsbald zu grinsen und sagt:

 

„Natürlich, natürlich, mein Herr! Hier gibt’s das beste Fleisch im Umkreis von 200 Seemeilen und darüber hinaus! Alles, was wir hier an Speisen zubereiten, wird von uns selbst auch gezüchtet und handgeschlachtet und zerlegt. Hat alles `türlich seinen Preis, aber das ist für so einen feinen Herr gewiss kein Problem, nicht?“

 

„Natürlich nicht“, brumme ich und presse meine Lippen aufeinander – schließlich beschleicht mich bereits in diesem Moment, dass er mir einen viel höheren Preis machen wird, als das Zeug überhaupt wert ist…

 

„Gut, das wir uns da verstehen, werter Herr. Was soll es sein? Lende, Hüfte, Rippchen-“

 

„Einfach nur Filet. Und bitte das Beste, was ihr bieten könnt!“ Schließlich will ich doch, dass alles für Nami perfekt ist – irgendwelche Sehnen und Knorpel kann ich da wirklich nicht gebrauchen!

 

„Filet! Natürlich der Herr – ich besorge es und es wird ganz frisch sein! Nur einen Moment!“

 

Mehrmals verbeugend tritt der Mann vom Tresen weg und verschwindet durch eine Tür in den hinteren Teil des Gebäudes, lässt mich dort warten – Zeit, die ich nicht vergeudet sehe, wenn das Fleisch wirklich so gut ist, wie mir gesagt wurde.

 

Noch einmal gehe ich den Plan im Kopf durch, wie ich Nami wieder von mir überzeugen kann und vielleicht ihr Vertrauen wieder ein Stück für mich gewinne. Und… naja… es gibt gewiss schlechtere Köche, als mich.

 

Ja…, nur ein Abendessen…

 

Wenn wir dann wieder miteinander schlafen, so soll mir das vollkommen recht sein!

 

„Och man! Jetzt ist er einfach weg!“, murrt da plötzlich jemand neben mir und im Augenwinkel sehe ich, wie sich jemand auf den Hocker neben mir setzt und den Kopf auf die blanke Oberfläche legt. „Und dabei habe ich doch so einen Hunger! Man hat mir gesagt, dass es hier das beste Fleisch gibt. Das Beste!“

 

Die arme Stimme klingt so gequält und kläglich. Eigentlich hätte ich ihn auch gern ignoriert, doch ich kann es mir einfach nicht nehmen lassen, mich umzudrehen, um die Misere zu kommentieren.

 

So öffne ich meinen Mund, Sarkasmus legt sich bereits auf meine Zunge, bis ich mit geweiteten Augen erstarre.

 

Ich fühle, wie all die Farbe in meinem Gesicht erblasst und wie mein Herz für einen Moment aussetzt. Mir stockt der Atem.

 

Ich kenne den jungen Mann neben mir – nicht persönlich, aber durch dutzende Zeitungsartikel und seinen Steckbrief. Und… wenn er hier ist, so wird seine Crew nicht weit sein…

 

Wenn Nami nur einem von ihnen begegnet, wird sie sofort fliehen – all meinen Warnungen, vor dem, was ihr dann bevorsteht, zum Trotz.

 

… ich werde ihr dann nicht mehr helfen können… und dann… dann würde man sie an ein Bordell verkaufen…

 

… wenn man sie nicht sogar auf der Stelle tötet…

 

Für einige Augenblicke starre ich nun schon mit offenstehendem Mund den schwarzhaarigen Strohhutträger an, der noch immer murrend den Kopf auf dem Tresen liegen lässt.

 

Erst nach einigen weiteren Sekunden blickt er mich an.

 

„Du hast nicht zufällig etwas zu essen bei dir, oder?“

 

Seine Augen fallen dabei auf die Tasche, die an meiner Seite hängt, als würde er spüren, dass ich dort einige Köstlichkeiten gebunkert habe.

 

Nervös Blicke ich hinüber zur Tür, hoffend, dass der Mann endlich zurück kehrt – doch sie bleibt weiterhin verschlossen.

 

„Ich verhungere fast! Und das schon seit Stunden!“

 

„Dann frag doch deinen Smutje, ob er dir was kocht!“, brumme ich nur uns senke den Blick.

 

„Smutje?“

 

„Schiffskoch – oder wie ihr ihn nennt!“

 

„Wir haben keinen. Halt – woher weißt du… du kennst mich?!“ Sofort beginnt er zu grinsen, die Augen beginnen zu strahlen und er setzt sich nun aufrecht hin, streckt mir dann die Hand entgegen. „Cool! Dann weißt du ja, dass ich mal König der Piraten werde!“

 

„Ja, das weiß ich…“ – Nami hat es mir mehr als einmal gesagt. „Schön, dich kennenzulernen, Monkey D. Ruffy!“, grüße ich ihn gespielt freundlich und schüttle seine Hand.

 

Er kichert, freudig und drückt meine Finger fest.

 

Bemerkenswert für einen, dessen ganzer Körper doch aus Gummi besteht…

 

„Und du bist?“

 

„Sanji…“

 

„Sanji?“

 

„Nur Sanji!“

 

Verdammt! Wo bleibt denn dieser verdammte Kerl mit meinem Fleisch!

 

„Bist du Schiffskoch? Ich brauche noch einen für meine Crew!“

 

Er lässt meine Hand los und hibbelt aufgeregt auf dem Hocker herum.

 

Ich zucke nur mit den Schultern.

 

„Ich koche. Aber mit Piraten habe ich nichts am Hut!“ Außerdem beschränken sich meine ‚Kochkünste‘ auf einen kleinen, beschaulichen Zeitvertreib, welcher sowieso von jedem unter der Flagge des Germa Königreiches verkannt wird. Nicht mehr, doch manchmal erinnere ich mich so gern an meine Mutter zurück, die immer alles gegessen hat, was ich gekocht habe.

 

Wesentlich übe ich dieses kleine Hobby in letzter Zeit etwas öfter aus – seitdem Nami es geschafft hat, mir einige Geheimnisse aus der Vergangenheit zu entlocken. Und bisher hat sie sich noch nicht über die sinkende Qualität des Essens beschwert…

 

„Das reicht mir! Wir mussten lange Zeit das Essen, was Lysop uns gekocht hat! War aber nicht sonderlich gut. Naja und dann hat das Robin für ihn übernommen. Aber die sagt immer, dass sie keine Köchin ist und ‚Dass es besser ist, wenn mir uns mal einen richtigen Koch suchen‘“, der junge Mann verstellt seine Stimme, so, dass sie tatsächlich fast wie die einer Frau klingt.

 

„Robin… Nico Robin? Ich habe gehört, dass sie unter Sir Crocodile arbeitete… Und jetzt ist sie Teil deiner mickrigen Piratencrew?!“ Zumindest ist es das, was ich aus einigen Artikeln entnehmen konnte.

 

Ob Nami das überhaupt weiß, dass die Archäologin auch ein Teil ihrer Crew ist, kann ich im Moment gar nicht sagen…

 

Ruffy nickt, blickt mich mit einiger Strenge an.

 

„Wir haben sie befreit. Aus Enies Lobby und vor der CP9. Alle zusammen!“ Irgendein Gast hinter mir ruft, dass er sich sogar mit der Weltregierung angelegt hat, wodurch das Gemurmel um uns herum noch lauter wird. Anscheinend hat der Strohhut sich mit ein paar sehr wichtigen Leuten angelegt – was mich schon ein wenig beeindruckt.

 

Ruffy aber lässt sich nicht beirren und fügt nur trocken hinzu: „Sie gehört zu uns! Und 6 Leute – fast 7 ist nicht mickrig!“

 

„Sieben?“, im Kopf zähle ich schnell die Mitglieder der Strohhutpiraten durch, schaffe es aber partout nicht, auf diese Zahl zu kommen.

 

„Ja, wir werden sieben sein! Da bin ich. Und Zorro. Nami und Lysop und Chopper. Robin. Und Franky! Den muss ich aber noch ein wenig überreden, dass er mit uns kommt…“

 

Es sind einige Fragen, die sich da in mir auftun, doch ich versuche mich erst einmal dumm zu stellen, in der Hoffnung, dass er sie mir alle beantworten wird:

 

„Nami…? Das ist doch die Navigatorin? Ich habe gehört, dass du ohne Navigator auf der Grand Line unterwegs bist…“

 

Seine Gesichtszüge fallen in sich zusammen und der junge Mann erschlafft. Sein Blick wird unfokussiert. Traurig, sogar.

 

„Sie ist meine Navigatorin. Ich muss sie nur wiederfinden. Das ist alles!“

 

„Wiederfinden? Das klingt, als hättest du sie verloren!“

 

Gekonnt unbeeindruckt lehne ich mich gegen den Tresen, versuche so den Kloß in meiner Kehle zu überspielen.

 

Schließlich ist da etwas Herzzerreißendes in dem Ton seiner Stimme und in seinem Blick. Und es bedrückt auch mich zu sehen, dass er die Suche nach seiner Freundin noch nicht aufgegeben hat.

 

Nami hat Recht – er wird nicht aufhören nach ihr zu suchen und irgendwann wird er kommen, um sie zu holen.

 

Wenn der arme Kerl nur wüsste, dass sich seine Navigatorin irgendwo dort draußen, auf ebendieser Insel, aufhält…

 

„Sie war einfach weg…“, sagt er schließlich nach einiger Zeit der Stille. „Wir haben dann auf Alabasta nach ihr gesucht. Das ist-“

 

„Ein Königreich auf einer Wüsteninsel, ich weiß…“

 

„Ja. Und da war sie nicht. Also sind wir losgefahren, um sie zu suchen. Dann waren wir im Himmel, auf einer Himmelsinsel. Da war sie auch nicht! Und hier auf Water Seven nicht. Und auf Enies Lobby. Und einfach nirgends! Sie kann doch nicht einfach verschwinden!“

 

Doch, kann sie – wenn die Germa damit etwas zu tun hat, funktioniert das sogar sehr gut! Das kann ich Ruffy allerdings nicht sagen…

 

„Du wirst sie schon finden!“, sage ich mit gespielter Zuversicht und atme innerlich auf, als der Mann mit meinem Fleisch endlich durch die Tür kommt. Schließlich kann ich nun dieser Zwickmühle, in die ich mich selbst durch die Aufnahme des Gespräches gegeben habe, entkommen.

 

Ich bezahle den Herrn schnell und äußerst großzügig und wende mich ab, bevor er mir noch irgendwelche Fragen stellen kann.

 

„War schön, dich kennenzulernen, Monkey D. Ruffy – zukünftiger König der Piraten. Viel Glück auf der Grand Line mit deiner… Crew!“

 

„Das Angebot steht aber noch, weißt du? Ich will dich als meinen Koch – ich glaube, dass du sehr wohl etwas davon verstehst! Gemeinsam suchen wir dann nach meiner Navigatorin Nami und nach dem One Piece!“

 

„Danke, ich passe~“, säusle ich, als ich das verpackte Filet vorsichtig in meine Tasche lege, den Blick so auch von dem Strohhutträger abwende. „Ich habe ein gutes Leben – das auf meinem dreckigen, beengten Piratenschiff ist weniger mein Stil! Ich kann sagen, dass ich alles besitze, was ich mir je gewünscht habe!“

 

„Du würdest aber sehr gut zu uns passen!“

 

Ich blinzle und sehe den jungen Mann wieder an. Stutze. Erinnerungen an Namis Worte kommen zurück, die doch für mich eigentlich nur ein Traum gewesen sind.

 

Ja… wie ein Traum – weit weg von der Germa zu sein. Von meinen Brüdern und Vater und all diese fragwürdigen Pflichten ablegen und… frei zu sein… Kein Prinz mehr. Kein Vinsmoke. Einfach nur… Sanji…

 

Ich schüttle den Kopf – die Absurdität dieser Gedanken wird mir sofort bewusst, auch wenn ich weiß, dass es genau das ist, was Reiju sich immer für mich gewünscht hat. Und wahrscheinlich auch Mutter…

 

Dann schnaube ich, während der junge Mann neben mit endlich einen Teller mit einer dampfenden Köstlichkeit gereicht bekommt, die er aber noch ignoriert.

 

Sein Blick ist noch immer starr auf mein Gesicht gerichtet und ich frage mich ein wenig, was diese wunderschöne, kleine Hexe mit mir angestellt hat, dass ich seit einiger Zeit so über mein Leben nachdenke… Auch wenn ich zugeben muss, dass ich da doch einige reizende Punkte erkennen kann, die mich zum Fliehen bewegen-

 

Nein! Ich sollte aufhören, darüber nachzudenken! Ich bin ein Vinsmoke und habe mich vor zehn Jahren bewusst dafür entschieden, bei meiner Familie zu bleiben – da, wo so ein Kerl, wie ich, auch hingehört!

 

„Ich passe!“, presse ich daher zwischen meinen zusammengebissenen Zähnen hervor, klopfe Ruffy dann mit etwas Respekt noch auf die Schulter, um mich von ihm zu verabschieden und wende mich dann endlich von ihm ab. „Aber ich hoffe, dass man sich irgendwann mal wiedersieht. Vielleicht bist du ja dann wirklich Piratenkönig geworden!“

 

Ich lasse ihn nicht zu einer Antwort kommen, da ich schon gen Ausgang verschwinde.

 

Mit der Absicht, nach Nami zu suchen, um sicher zu stellen, dass sie keine Dummheiten anstellt, bevor wir nicht wieder zurück an Bord sind.

 

Doch natürlich werde ich noch einige Augenblicke aufgehalten – denn die Tür öffnet sich genau vor mir und zu allem Überfluss kreuzen nun auch die restlichen Mitglieder der Strohhutbande meinen Weg. Alle, bis auf dieser Franky…

 

Nico Robin. Der Schiffsarzt Chopper. Der langnasige Lügenbaron Lysop. Und der Schwertkämpfer Lorenor Zorro – der mich gleich aus einem unerfindlichen Grund finster ansieht.

 

Sie laufen fröhlich quasselnd an mir vorbei – hinüber zu ihrem Käpt’n, den sie gleich lautstark grüßen, mit schallendem Rufen und lautem Gelächter, bevor sie sich zu ihm setzen und auch etwas bestellen.

 

Ein wenig wehmütig betrachte ich die Szene für einige Momente, bevor ich mit gesenktem Kopf das Lokal verlasse.

 

Auf dem Weg zum Schiff denke ich mir dann, dass Freunde zu haben doch etwas Nettes sein muss …

 

Herz, Bauch, Kopf

Ein wenig irritiert ist Nami schon, als Sanji eine Stunde, nachdem sie gemeinsam mit Hänsel und Gretchen zurück an Bord gegangen ist, plötzlich in ihr Zimmer gestürmt kommt und sie noch stürmischer packt und umarmt. Einfach so und ohne jedes Fünkchen von Lust.
 

Fast schon aus Erleichterung…
 

Er drückt sie gegen seine Brust, die Arme mit einiger Kraft um ihre Schultern geschlungen und sein Gesicht vergraben in den Tiefen ihres Haars.
 

Ihres ist einfach nur in die Falten seines Hemdes gedrückt und ihre eigenen Arme hängen schlaff an ihren Seiten, während sie einfach nur verdattert blinzeln kann.
 

Dass er sich so freuen würde, sie nach einigen Stunden wiederzusehen, hätte sie nicht gedacht… oder ist es die Freude darüber, dass sie nicht geflohen ist? Oder hat er doch vielleicht schon von ihrer kleinen Auseinandersetzung mit seinen Brüdern gehört.
 

So genau kann sie das nicht sagen…
 

„Ähm…, Hi?“, murmelt sie daher etwas atemlos gegen seine Brust und schafft es dann doch endlich, seinen Körper von ihr wegzuschieben. „Das nenne ich mal eine Begrüßung! Gibt es einen Grund dafür?“, fragt sie gar unschuldig und legt ihren Kopf schief, um den blonden Prinzen mit großen Augen anzusehen.
 

„Äh, ja, Hi!“, nuschelt er verlegen, als hätte er erst jetzt festgestellt, wie menschliche Interaktionen funktionieren und kratzt sich verlegen am Kopf. „Mich freut es halt, dich hier zu sehen! Ich…“
 

„Du dachtest, dass ich fliehe, nicht? Naja, der Ruf der Freiheit war verlockend – ich wollte dich aber nicht enttäuschen und auch nicht diese Leute auf mich gehetzt bekommen, die ja so leicht die Mädchen einfangen können, um sie an ein Bordell zu verkaufen.“ Es schaudert sie bei dem Gedanken. „Abgesehen davon, weiß ich nicht, wie ich das ganze Zeug hätte transportieren sollen…“
 

Nami deutet auf die unzähligen Einkaufstaschen in der Ecke ihres Zimmer, die sie noch nicht ausgepackt hat und welche sie nur dank Hänsel und Gretchen hierher transportieren konnte.
 

Normalerweise hätte er über ihre Worte geschmunzelt. Vielleicht sogar gelacht.
 

Doch jetzt starrt er nur mit einem unlesbaren Blick auf ihre Einkäufe und sagt nichts.
 

„Sanji…?“, entkommt es ihr daher vorsichtig und mit zittrigen Finger greift sie nach seinem Gesicht, als würde sie hoffen, dass er sie so endlich ansehen würde.
 

Doch… nein… auch das hilft nicht und sie fragt sich, welch Konflikt hinter seinen trüben Augen stattfinden muss, als dass er nicht mit Freude auf ihre kleine Berührung reagiert.
 

Für die junge Frau ist es fast schon ein wenig beängstigend.
 

Noch eigenartiger wird es für sie sogar, als er einen Schritt zurück geht, um Abstand von ihr zu gewinnen, der Blick nun voller unerkenntlicher Enttäuschung gen Boden gerichtet.
 

„Es tut mir Leid, Nami-Maus. Der Tag war lang und hart und… da gibt es ein paar Dinge, über die ich nachdenken muss.“
 

„O-okay…“, flüstert Nami mit einiger Verwirrung in ihrer Stimme und verschränkt ihre Arme schlagartig vor der Brust, da ihr plötzlich so arg kalt wird. Sie schaudert sogar ein wenig und bekommt Gänsehaut.
 

Denn dieses Verhalten ist ihr gänzlich neu und sie kann den Grund für seine abweisende Art nicht erkennen. Und das macht ihr selbst mehr Angst, als sie vielleicht zugeben würde.
 

Doch noch steht er da für einige Augenblicke, in absoluter Regungslosigkeit. Atmet nur still für sich – mehr nicht.
 

Irgendetwas sagt ihr, dass es anders ist, als die Momente, bevor er ausgerastet ist – weswegen sie sich dann doch entscheidet, ihn noch einmal anzusprechen:
 

„Ich bin deinen Brüdern begegnet – allen drei“.
 

Sofort schnellen seine Augen nach oben und er blickt sie erschrocken an. Sein Kiefer zuckt und er will ihr etwas sagen – doch sie erhebt schnell eine Hand, um all seine drohenden Fragen zu stoppen.
 

„Mir geht es gut. Sie haben mir nichts getan. Mir wurde geholfen. Von einem Typen namens Franky. Er ist Schiffszimmermann. Da du mehr Leute kennst, dachte ich, dass du auch von ihm mal gehört hast…“
 

Seine Augen verengen sich, bevor er seinen Kopf schüttelt, als wolle er einen düsteren Gedanken vertreiben, dann nickt er.
 

„Der Typ heißt eigentlich Cutty Framm – Ich glaube aber nicht, dass es noch irgendwen gibt, der ihn so nennt. Er war auch lange Zeit mit dem Demontieren von Schiffen beschäftigt und nicht mit deren Aufbau. Wusste gar nicht, dass er das gegenteilige Gewerbe wieder aufgenommen hat. Der hat dir geholfen, ja?“
 

„Ich dachte, dass du dich vielleicht erkenntlich zeigen könntest. Ich bin ihm sehr dankbar…“
 

Er nickt. Dann wendet er sich doch von ihr ab.
 

„Ich sehe, was sich machen lässt, ja?“
 

„Okay… und… wo willst du jetzt hin?“
 

„Wie gesagt – nachdenken…“
 

Und dann reicht er zur Klinke und verschwindet aus ihrem Zimmer – so schnell, wie er eben noch gekommen war.
 

Dann ist es still.
 

Für den Rest des Tages. Und den nächsten. Den darauf.
 

Irgendetwas beschäftigt den Prinzen und so recht kann sie nicht sagen, was es ist. Sich danach zu erkundigen, traut sie sich einfach nicht. In sein Zimmer will sie ohne Einladung nicht gehen – auch wenn er es erlaubt hat.
 

Sie fragt Hänsel und Gretchen auch nicht nach seinem Befinden, als ihr die beiden das Essen bringen – Leckereien, die seit einiger Zeit schon eine ganz andere Note haben.
 

Nein… sie fragt nicht einmal Reiju, die am zweiten Tag zu ihr kommt, um sich nach den Ereignissen auf Water Seven zu erkunden. Sie will die schöne Prinzessin in ihrem Plan einfach nicht verunsichern.
 

Die junge Frau wartet einfach ab. Tag für Tag – als sie sich an ebendiesen ertappt, wie sie sehnsüchtig aus dem Fenster blickt, fragend, ob zu Fliehen nicht doch eine reizende Alternative gewesen wäre. Just in jenem Moment geht die Tür hinter ihr knarzend auf und Sanji kommt mit schlürfenden Schritten herein getreten.
 

Wundernd dreht sie sich um und blickt zu ihm hinüber – sieht, wie er einmal mehr eine Zeitung mit sich trägt.
 

„Würdest du dich bitte setzen?“, fragt er vorsichtig und ohne jeden Druck.
 

Sie nickt und geht zu dem Sofa hinüber, setzt sich und wartet, bis er auch er sich auf die Polster sinken lässt.
 

„Was ist los?“, fragt sie mit sanfter Stimme, als er seine noch nicht erhoben hat. „Ist es wieder ein Artikel über Ruffy? Über meine Freunde? Leben sie noch?“
 

Er presst seine Lippen aufeinander, lässt sich gegen die Lehne sacken und starrt zur Decke.
 

Wieder einmal sagt er nichts.
 

Namis Kehle verengt sich und ein unheimliches Gefühl beschleicht sie – eines, das sie gleich aussprechen muss:
 

„Sie sind Tod, nicht? Sie haben es nicht lebend von dieser Himmelsinsel geschafft.“
 

Ein Schluchzen entkommt gleich ihren bebenden Lippen und sie senkt ihren Blick. Presst die Augen zusammen, als sie spürt, wie heiße, brennende Tränen ihre Lider erreichen und ihr Herz mit jedem Schlag schwerer und schwerer wird.
 

Sie kann nicht atmen. Alles dreht sich.
 

Das letzte Fünkchen Hoffnung erlischt.
 

„Sie leben“, hört sie ihn da plötzlich flüstern und erschrocken über seine Worte blickt sie auf und ihn an. Doch seine Augen weichen noch immer den ihren aus. „Und sie suchen nach dir. Ruffy – dieser Idiot - wird sich nie einen anderen Navigator suchen. Er will nur dich in dieser Position sehen. Nur dich…“
 

Er zieht einige Zettel aus der gefalteten Zeitung hervor – Steckbriefe, wie sie schnell erkennt. Den ersten hebt er hoch, sodass sie die Person darauf erkennen kann.
 

Es ist Franky – komplett mit seinen türkisfarbenen Haaren, der dunklen, schmalen Sonnenbrille und einem arg grimmigen Ausdruck auf seinem Gesicht.
 

„Diesen Franky meintest du, ja? 44 Millionen sind ganz schön beeindruckend für das erste Kopfgeld. Und kennst du auch die beiden?“
 

Er gibt er erst den Steckbrief eines Maskierten, mit einer so langen Nase, die nur Lysop gehören kann und dann den einer schönen Schwarzhaarigen, die sie einst in Alabasta gesehen hat. Nico Robin war ihr Name.
 

Auch für die beiden gibt es ein beachtliches Kopfgeld – was Nami besonders über Ihren langnasigen Freund glücklich macht. Was Nico Robin damit zu tun hat, versteht sie noch nicht so recht.
 

Aber dann zieht er weitere Steckbriefe hervor.
 

Ja… und dann sieht sie auch, dass Chopper ein kleines Kopfgeld trägt. Zorro sowieso. Und das von Ruffy ist um einiges gestiegen.
 

Sie staunt.
 

Was ist nur passiert?
 

„Deine Crew… Die Strohhutpiraten…“
 

„…was?“
 

„Franky ist Ruffys Schiffszimmermann. Und Nico Robin haben sie alle zusammen befreit. Für sie haben sie es mit der Weltregierung auf sich genommen. Gegen die CP9 gekämpft. Einer Geheimeinheit aus Elitekämpfern, die allesamt stärker sind, als ein gewöhnlicher Marinesoldat. Und sie haben gewonnen.“ Er schluckt schwer und nimmt ihr wieder die Steckbriefe aus den Händen. „Eigentlich ein sehr beängstigender Gedanke, wenn du mich fragst. Dass sie es einfach mit Jedem aufnehmen, der es auch nur wagt, einer ihnen nahe stehenden Person ein Haar zu krümmen. Tja… Und dann waren sie noch einmal auf Water Seven…“
 

Nami starrt den blonden Mann an, während sich ihre Gedanken überschlagen und Purzelbäume machen, bevor sie laut keucht. Eine Hand schnellt zu ihrem Mund und nun schaffen es doch einige Tränen ihre Augen zu verlassen. Sind glühend heiß durch die brodelnde Wut, die nun in ihr zu kochen beginnt.
 

Sie versteht, was er sagen will und all der Zorn und der Hass ihm gegenüber kommt wieder hoch.
 

„Du wusstest es?!“
 

Sie springt auf. Geht zum Fenster, dann zurück. Zieht einen Kreis um das Sofa herum.
 

Zu sagen, dass sie aufgebracht ist, wäre eine üble Untertreibung. Sie ist stocksauer. Enttäuscht. Außer sich vor Wut und-
 

„Ich habe mit Ruffy gesprochen… Er wollte mich für seine Crew anheuern – als Koch. Ziemlich lächerlich, findest du nicht?“
 

„Du hast mit meinem Kapitän gesprochen?!“ Auf seine Bemerkung geht sie erst gar nicht ein – es gibt da viel wichtigere Dinge, die sie mit ihm klären muss. Bitterste Enttäuschung macht sich in ihr breit und aufgeregt fährt sie sich durch die Haare. „Und du sagst es mir nicht einmal?!“
 

Auf eine ihr unbekannte Art fühlt sie sich verraten und sein Wissen trifft sie, wie ein Schlag, entwaffnet sie und es fühlt sich an, als würde sie auf eine ganze andere, emotionale Art nackt vor ihm stehen.
 

Er blickt sie an. Traurig und selbst mit Tränen in den Augen – etwas, was nur noch mehr Wut in ihr entfacht.
 

„Und ich dachte, dass ich irgendeinen Wert für dich habe!“
 

„Hast du doch auch – ich kann dich nur nicht einfach gehen lassen! Ich habe es dir doch erklärt! Ich kann dich dann nicht mehr beschützen. Und ich will dich nicht an einen Puff verlieren! Diese Männer sind erbarmungslos! Vater würde keine Gnade kennen – egal wie sehr ich ihn anflehen würde, dir diese Hölle zu ersparen. Und-“
 

„Du hast nicht das Recht über mich so zu verfügen! Und bis die mich eingefangen hätten, wären wir schon lange mit der Flying Lamb verschwunden!“
 

„Die gibt es nicht mehr. Außerdem-“
 

„WAS?!“
 

„Außerdem wissen sie, wie sie dich finden. Und das kann ich nicht zulassen!“
 

Sie ist zutiefst schockiert und ihr Herz versucht regelrecht vor Angst aus ihrer Brust zu springen.
 

Die Flying Lamb gibt es nicht mehr. Ruffy hat neue Mitglieder angeheuert. Sie alle haben horrende Kopfgelder und sich mit der Weltregierung angelegt. Sie soll noch immer seine Navigator in sein und er – der blonde Prinz vor ihr – sein Smutje.
 

Doch er will sie einfach nicht gehen lassen und den Grund dafür äußert sie bitter:
 

„Weil ich dir gehöre“.
 

Er springt voller Empörung auf, als er dies hört, die Steckbriefe fallen achtlos zu Boden.
 

„Weil es für mich nichts Schlimmeres geben würde, als dich so zu verlieren! Weil man mit dir wie mit einem Stück Fleisch umgehen würde. Weil du dann nicht mehr freikommst und weil es dich kaputt macht! Verdammt noch mal – wenn die Dinge anders stünden, hätte ich dich mit Ruffy gehen lassen, damit-“
 

Er stockt und auch sie zieht scharf den Atem ein. Der Prinz wendet den Blick ab, sie sieht ihn starr an.
 

Die junge Frau kann gar nicht glauben, was sie da gerade gehört hat. Nicht seine Ängste, sie an ein Bordell zu verlieren – von denen hat sie schon oft genug gehört.
 

Nein… er hat ihr eben offenbart, dass er ihr die Freiheit geben würde…
 

„Er sucht dich“, wispert er, „Ruffy hat nie aufgehört zu suchen und auf jeder Insel, auf die er sich befindet, hält er die Augen nach dir offen. Für ihn gibt es nur einen Navigator, der ihn zum One Piece bringen kann – und das bist du. Und ich wünschte, dass ich seinem Suchen ein Ende bereiten könnte. Doch das kann ich nicht… sie würden kommen, um dich zu holen. Du wärst leichte Beute, da diese Leute wissen, wonach sie Ausschau halten müssen…“
 

Sie kann nichts dazu sagen. Starrt ihn nur an.
 

Die junge Frau kann gar nicht glauben, was sie da hört. Atemlos steht sie vor ihm, mustert den blonden Prinzen und versucht einfach nur zu verstehen.
 

Denn…sie hat es wohl geschafft – ihn irgendwie davon zu überzeugen, dass sie freigelassen gehört. Und er ist bereit sie gehen zu lassen – wenn da nicht die Gefahr einer erneuten Gefangenschaft drohen würde.
 

Und…, sie glaubt ihm auch, dass er sich wirklich um sie sorgt, sonst würde er sie doch nicht so ziemen, sie gehen zu lassen…
 

Ja – am Liebsten würde sie weiter zedern, meckern und schreien. Ihn schlagen und treten. Weinen und Jammern. Doch auch wenn sie noch diese endlose Wut in ihr spürt – sie kann ihr einfach nicht nachgeben.
 

Und wenn er ihr dieses Mal eine Waffe in die Hand drücken würde, die er sich selbst auf die Brust setzt, so würde sie diese sofort fallen lassen.
 

…, denn zum ersten Mal sieht sie diesen Funken von Menschlichkeit, die seinen gesamten Verstand noch zusammenhält und die es wert ist, geschützt zu werden. Von der Mutter, die starb. Der Schwester, die ihn mit allen Mitteln befreien will. Und vielleicht nun auch von ihr…
 

„…du Idiot…“, flüstert sie nur, kommt näher und umschlingt ihn dann mit ihren zitternden Armen, packt seinen Kopf, sodass er sich beugen muss, als sie diesen gegen ihren Hals drückt. Seine Arme nehmen sofort ihre Taille in einer sehnenden, festen Umarmung gefangen und sie hört ihn erleichtert ausatmen. Bebend trifft sein warmer Atem auf ihre Haut, während sie sich auf die Lippe beißt, um nicht noch einmal mit dem Weinen zu beginnen. „Dann komm doch einfach mit mir, wenn Ruffy dir schon das Angebot gemacht hat!“
 

Sein gesamter Körper wird steif, als er ihre Worte vernimmt und sie weiß nicht, ob dies ein gutes, oder ein schlechtes Zeichen ist.
 

Dazu sagt er schließlich auch nichts, atmet einfach weiter still gegen ihren Hals.
 

Die junge Frau seufzt leise, legt nun selbst ihr Gesicht in sein weiches Haar, küsst kurz sein Haupt, in der Hoffnung, irgend etwas würde ihn zum Gehen bewegen.
 

Dann schluckt sie, als ihr ein neuer Gedanke in den Sinn kommt, der doch einiges an Überwindung kostet.
 

Doch… vielleicht ist Nähe und ihr Körper wieder einmal das perfekte Mittel für ihren Zweck. Sie hatte sich eigentlich geschworen, bereits nach der Abfahrt von Water Seven wieder mit ihm zu schlafen – doch stellte sich seine unverständliche Eigenart als kleines Hindernis heraus.
 

Da er noch immer nicht geantwortet hat, beschließt sie die Stille für andere Dinge zu nutzen.
 

Greift zu dem Kragen seines Hemdes und zieht an diesem, bis er wieder aufrecht vor ihr steht.
 

Verwundert blickt er sie an, beobachtet sie genau mit einer Mischung aus Irritation und einem gewissen Maß aus Traurigkeit. Hält sich nur an ihrer Taille fest, reagiert nicht, als ihre schmalen Finger fast liebevoll über sein Gesicht streichen.
 

Es ist da kaum noch Angst in ihr, ihn wieder so zu berühren. Doch in all der Aufregung beginnt diese doch ein wenig mehr zu verebben, und sie hofft, der nächsten Schritt ohne Zögern wagen zu können.
 

„Dir würde das Piratenleben gut zu Angesicht stehen, Sanji. Du bist stark und vielleicht liegt das Kochen dir ja im Blut. Und du würdest wirklich… wirklich gut zu uns passen…“
 

„Ich bin ein Prinz“, erhebt er endlich wieder seine Stimme, reicht dann mit der linken Hand zu ihrer rechten hinauf, greift sacht nach ihr und führt sie zu seinen Lippen. Er küsst erst ihre Knöchel, wie sonst üblich, bevor er dann ihre Hand dreht, seine Lippen über die Innenfläche, den Ballen und über die warme, dünne Haut über ihren Pulsadern wandern.
 

Sie schaudert, bevor sie ihn von sich wegstößt, sodass er wieder auf dem Sofa landet.
 

Er öffnet den Mund, will etwas erwidern, doch hält er inne, als sie sich ihr Oberteil über den Kopf zieht, es dann hinter ihn und über die Lehne wirft.
 

Sie beide schlucken schwer, doch greift er schnell nach ihren Händen, als sie zum Saum ihrer Hose fasst, um sich auch dieser zu entledigen.
 

„Nein…“, sagt er sanft und versucht ihre Finger vom Stoff zu entfernen.
 

„Ssshhh…“, entgegnet sie nur, versucht so auch ihr eigenes Zittern zu überspielen und greift dann stattdessen hinter ihren Rücken, zum Verschluss ihres BHs, um diesen stattdessen zu öffnen.
 

Der schwarze Spitzenstoff darf schon kurz darauf ihrem Shirt Gesellschaft leisten.
 

Der Anblick verfehlt auch nicht seine Wirkung – Sanji leckt sich die Lippen, seine Finger werden schwach und sie schafft es nun doch in einer schwungvollen Bewegung die Hose über ihre Beine zu streifen. Seine Hände platziert sie auf ihren Hüften, hält sie dort, auch wenn er sich von ihr entziehen will.
 

„… Nein…“, flüstert er noch einmal und schüttelt dabei sogar seinen Kopf.
 

„Ssshhh, Sanji…“, wispert sie streng, schafft es schnell die Füße aus den Hosenbeinen zu entfernen, bevor sie sich mit bebendem Herzen auf seinen Schoß setzt und erneut sein Gesicht mit ihren Händen einfängt. „Ich sehe und spüre, dass du es auch willst… Du hast sehr lange darauf gewartet und ich fühle mich endlich wieder bereit dafür…“
 

Ein wenig zweifelt sie doch zu hundert Prozent daran, dass sie wieder für den Beischlaf mit ihm bereit ist – doch ihr Ziel liegt in greifbarer Nähe. Und dieses will sie mit allen Mitteln erreichen.
 

Seine Hände fassen nach den ihren und sie glaubt ihn für ihren jetzigen Zweck gewonnen zu haben – das mit dem Fliehen würde sich dann noch ergeben, sobald sie sich einander hingegeben haben. Und er bewegt sich, schnell, dreht sie so, dass ihr Rücken gegen das kalte Polster unter ihr gedrückt wird, ihre Hände gehalten im festen Griff über ihren Kopf und sein Körper so nah dem ihrem, sodass sie sich nicht mehr rühren kann.
 

Doch anstelle von Lust entdeckt sie sanfte Wut und Enttäuschung in seinen Augen.
 

„Verdammt, nein! Lass das sein, Nami!“ Piep! „Du benimmt dich ja wie eine N-“
 

„… wie eine Nutte?“, entkommt es ihr, ist noch erschrocken über den plötzlichen Positionswechsel und den Befehl, der so achtlos seine Lippen verlassen hat.
 

„… ja…“
 

Sie kann ihn nur stumm ansehen. Bleibt noch einige Sekunden liegen, als er sich schon von ihr entfernt hat und nun hölzern wieder aufsetzt. Nami ist schockiert… und einen Moment der Überlegung später, von sich selbst ein wenig angewidert.
 

Nur langsam richtet sie sich wieder auf – bekommt dann gleich den samtenen Umhang gereicht, der eben noch Sanjis Schultern zierte und bedeckt damit ihre Blöße, bis hinauf zum Kinn.
 

Beschämt blickt die arme, junge Frau zum Boden, ihre Wangen glühen und sie wünscht sich gerade nichts sehnlicher, als dass die Grand Line sie in einem Stück verschlingt.
 

„… ver… versteh mich nicht falsch, Namilein – das war bisher die heißeste Art, die du mich je verführen wolltest und ich kann definitiv nicht den Effekt leugnen, den der Anblick deines Körpers auf mich hat. Oder die Gedanken, die mir durch den Kopf gehen, wenn ich nur überlege, was ich alles mit diesem anstellen möchte. Aber… du kannst mich nicht umstimmen. Nicht mit Worten. Nicht mit Sex. Und ich hätte wirklich sehr gern mit dir geschlafen – das kann ich dir versprechen.“
 

Sie nickt nur, bemerkt selbst, dass sie zu schnell handeln wollte – was sie nun in diese misslichen – gar peinliche - Lage gebracht hat.
 

„Ach Nami…“, seufzt er und reicht vorsichtig mit einer Hand zu ihrer heißen, roten Wange. „Ich will nicht, dass du deinen Körper als Mittel einsetzt. Es… es fühlt sich nicht richtig an. Ich will dich auch nicht benutzen. Und… du weißt doch, dass ich sehr willig bin, dir jeden Wunsch zu erfüllen. Naja… jeden, bis auf diesen Wunsch. Und… ich kann nicht gehen – hier ist mein Platz…“
 

„Das redest du dir selbst nur ein…“, flüstert sie, mehr zu sich selbst, als an ihn gewandt.
 

„Nami~“
 

„Sanji – du wärst dort draußen viel glücklicher! U-und du könntest mich immer beschützen. Und wir könnten immer…“
 

„… immer was, Nami?“
 

Nun ist sie es, die leise seufzt und presst ein wenig mehr den weichen Stoff gegen ihre nackte Haut.
 

Dann blickt sie ihn wieder an – eine gewisse Mischung aus Sehnsucht, Enttäuschung und Traurigkeit liegt im matten Schein ihrer Augen versteckt.
 

„Du könntest dann immer bei mir sein! Das… das ist es doch, was du willst… nicht?“
 

Er lächelt traurig. Senkt dann seine Lippen auf ihr Haupt, bleibt dann nah an ihr gelehnt.
 

„Wenn du hier bleibst, kannst du auch immer bei mir bleiben. Du weißt doch: Zwischen uns ging es immer um mehr, als nur Sex, Namilein… Vergiss nicht – wir sind uns sehr ähnlich und ich habe zu jeder Zeit deine Nähe geschätzt. Mit, oder ohne Berührung – auch wenn ich diese zugegebener Maßen dir doch oft aufgezwängt habe. Dafür möchte ich mich entschuldigen…“ Er gluckst leise, bevor er dann noch die Stelle zwischen ihren Augen küsst. Dann die Nasenspitze und die linke Wange. „… Ach, meine kleine Hexe – was machst du nur mit mir! Dass ich sowas überhaupt sage! Für so viel Schwachsinn würden meine Brüder mich gewiss auspeitschen lassen.“
 

„Ich glaube, dass du zu viel auf andere hörst – das ist nicht gut!“
 

„Soll ich etwa auf mein Herz hören – wie furchtbar romantisch!“, entgegnet er sarkastisch.
 

„Nicht das Herz. Aber der Verstand. Meinetwegen auch dein Bauchgefühl… Was sagen die?“
 

Sie hört ihn schlucken und als sie merkt, wie seine zweite Hand nun doch nach ihrem Körper sucht, weiß sie, dass sie ihn nun doch vielleicht wieder am Haken hat.
 

Vielleicht sind es nun doch ihre empfindlichen Worte, die sehr gut als Köder dienen.
 

„Die sagen beide, dass ich dich will, auf mehr, als nur eine Art~ Wenn du willst, sagt das auch mein Herz…“
 

„Und was sagen die drei über die Freiheit? Und über dich als Piraten?“
 

Er schnaubt, verdreht sogar die Augen, während er sie langsam wieder auf das Sofa beugt und ihr dieses Mal auch dabei folgt.
 

„…, du lässt nicht locker, richtig, Weib?“
 

„Oho~ ‚Weib‘, der ist neu! Mit welcher zweifelhaften Ehre habe ich mir diesen Namen verdient?“
 

„Das kannst du gern selbst entscheiden. Und zu deiner Frage – es ist wohl besser, wenn ich-“
 

„Echt jetzt – deswegen kann Vater dich nicht auffinden?!“, hören sie plötzlich jemanden hinter sich meckern und als Sanji die Stimme erkennt, lässt er sich gleich genervt auf Namis warmen Körper fallen, vergräbt sein Gesicht an ihrem warmen Hals. Sein Haar kitzelt und sie selbst muss ein wenig kichern.
 

„Reiju – wirklich jetzt?! Du hättest dir wirklich keinen besseren Zeitpunkt aussuchen können, was?“
 

„Ich kann doch nicht wissen, dass ihr beiden ausgerechnet jetzt… na ihr wisst schon! Und jetzt komm – Vater wird gewiss ungeduldig. Er verlangt nach uns und du hast Glück, dass deine Brüder wahrscheinlich gerade auf genau die gleiche Art beschäftigt sind!“
 

Er seufzt, sein warmer Atem versucht ihr erneut ein Lachen zu entlocken. Doch dann drückt sie den blonden Prinzen an seiner Schulter nach oben, bis er wieder vor ihr sitzt. Ein wenig enttäuscht blickt er drein, doch sie zuckt nur mit den Schultern und lächelt sacht – versucht ihn so auf ein anderes Mal zu vertrösten.
 

Auch seine Mundwinkel müssen unweigerlich zucken, als er das sieht, bevor er hinüber zu seiner Schwester blickt.
 

„Es ist nichts passiert – wir haben die ganze Zeit nur geredet“.
 

„‘Geredet‘ – so nennt man das heutzutage also?! Verarsch mich nicht – da liegen Sachen auf dem Boden herum! Und jetzt komm. Es geht um eine Insel, die Vater noch erobern will, bevor wir diese Region verlassen…“
 

„Natürlich…“, murmelt er und seine Schultern fallen in sich zusammen, sein Blick wird sorgenvoll und trüb.
 

Sie weiß genau, was das heißt und auch ihr Herz beginnt gleich schneller zu schlagen – beide fürchten sich sofort wieder, dass es ihn so mitreißen würde und dass das Biest in ihm wieder zum Vorschein kommt.
 

… gerade jetzt, wo sich doch alles wieder fast reibungslos zusammenfügt….
 

Dennoch nickt er, sich geschlagen gebend.
 

„Ich komme…“, brummt er leise und steht langsam auf, greift dann schnell in seine Hosentasche und zieht ein silbernes Kleinod hervor.
 

Der junge Prinz reicht es Nami.
 

Ein Schlüssel – und er muss ihr nicht einmal sagen, wofür sie diesen brauchen könnte: Damit sie sich in ihrem Zimmer einschließen kann. Damit sie vor ihn geschützt ist, bis er wieder bereit ist, sie in Empfang zu nehmen…
 

„Ich hole dich, wenn ich mich wieder beruhigt habe. Hänsel und Gretchen kümmern sich so lange um all deine Belangen…“
 

„Überlegst du dir bis dahin eine Antwort?“
 

Seufzend legt er den Kopf schief, ignoriert dabei seine Schwester, die schon nach Luft schnappt, um erneut auf den jungen Mann einzureden.
 

„Wen soll ich dafür fragen? Willst du eine rationale, irrationale, oder eine emotionale Antwort?“
 

„Gern aus jeder Sichtweise, die möglich ist! Und jetzt geh – man wartet auf dich! Und ich warte hier… Aber ich bin noch immer stocksauer, falls du das noch wissen willst!“
 

Und das ist sie wirklich – schließlich hätte er ihr schon viel früher offenbaren können, dass er Ruffy getroffen hat. Und dass die Strohhüte auf Water Seven waren, so wie sie.
 

Trotzdem gilt es nun nicht aufzugeben und weiterkämpfen. Wer weiß – vielleicht ist Ruffy noch ganz in der Nähe!
 

Trotzdem setzt sie sich auf und als wolle sie ihren vorigen Taten ein wenig Nachdruck verleihen, zieht sie ihn an der Hand noch einmal zu sich und gibt sie ihn noch einen kleinen Kuss auf die Wange – die gleich ein wenig rosa anläuft, bevor er sich schnell wieder aufrichtet, am Sofa vorbei geht und in der Geheimtür hinter Reiju verschwindet.
 

…, die zugegebenermaßen mit einem sehr schockierten Ausdruck das Schauspiel beobachtet hat.
 

Nami zuckt nur verlegen mit den Schultern, bevor sie ihr mit leichtem Triumph zu nickt.
 

Reiju scheint sofort zu verstehen und lächelt, bevor auch sie verschwindet.

Sanji V

Ich zittere. Bebe. Mein Herz rast, wie verrückt. 

 

Doch das Drehen um mich herum hört, mittlerweile, langsam auf. 

 

Mein Schädel dröhnt und noch immer spüre ich mein innerliche Monster toben, bereit aus seinen Ketten zu springen, um alles im Weg mit seinen Klauen zu zerstören. 

 

Meine Finger kralle ich tief in meine Oberschenkel, bis es schmerzt, unterdrücke aber einen Schrei. Er wäre eine Mischung aus Wut und Toberei, Hass und Verzweiflung gewesen. Doch ich schlucke ihn einfach runter, bis er vollkommen erstickt. 

 

Ich rieche Blut. Spüre es an meiner Haut und in meinem Gesicht kleben, mittlerweile schon gut angetrocknet. Hätte ich keine Handschuhe an, so würde es unter meinen Fingernägeln hängen und sich in di Linien auf meiner Handfläche bohren, sodass es unmöglich scheint, es zu beseitigen. Dennoch kriecht die stinkende, rote Flüssigkeit in die Nähte meines Stoffes, zählt so als Erinnerung an die brutale Schlacht, die hinter mir liegt. 

 

Ich glaube nicht, dass ich dieses Mal jemanden getötet habe. Nicht mit Absicht, zumindest. Verstümmelt und verletzt – ja, das ganz gewiss. Aber nicht mit der Absicht zu töten. 

 

… im Gegensatz zu meinen Brüdern, die unzählige, unschuldige Seelen auf dem Gewissen haben… Menschen, neben denen ich selbst stand und deren Blut ich abbekommen habe. 

 

Es waren wieder einmal so viele… einfach nur, weil sie es können… 

 

Dennoch… dennoch kann ich sagen, dass es mir gut geht – auch wenn ich für Unwissende gewiss nicht so aussehen mag. Besser zumindest, als all die Kämpfe zuvor. 

 

…, ja…, das Biest bleibt dieses Mal in seinem Kerker… 

 

Vor allem weiß ich, dass ich für Nami im Moment keine Gefahr bin. Ich werde ihr nicht wehtun – auch wenn es mich auf eine unbeschreibliche Weise nach ihr verzehrt. 

 

Nach dieser kleinen Hexe, die mich vollkommen um ihre schönen, schlanken Finger gewickelt hat. 

 

Bei allen Göttern dieser Welt – ich konnte schon während des gesamten Kampfes meine Gedanken nicht von der kleinen Piratin reißen und auch jetzt zieht es mich magisch zu ihr. Will sie sehen, ihre Stimme hören und ihr nahe sein. 

 

Natürlich weiß ich, dass ich ihr noch immer keine Antwort auf ihre Frage geben kann – doch ich werde versuchen sie ein wenig zu beschwichtigen, bis sie dieses Thema der Freiheit endlich wieder vergisst. 

 

Wenn dies überhaupt möglich ist, denn Nami ist schlau und wird so etwas Wichtiges nicht vergessen können. Wahrscheinlich nicht einmal, wenn ich ihr alle Schätze dieser Welt anbieten würde… 

 

Gedankenverloren durchstreife ich also den Raum – gehe hinüber zu meiner Tür, durch sie hindurch und einmal auf die andere Seite des grellen Korridors. Ich drücke die Klinke nach unten – halte dann aber inne, als die Tür sich nicht öffnen lässt. 

 

Erst da fällt mir ein, dass ich ihr den Schlüssel gegeben habe, damit sie sich vor mir schützen kann. 

 

Welch ein gutgläubiger Gedanke – ein gezielter Tritt und die Tür wäre Kleinholz. Es wäre ein Leichtes für mich und für das Monstrum in mir, wenn es ausgebrochen wäre. 

 

So seufze ich, bin froh, dass der blinde Wahn mich dieses Mal nicht zu irgendwelchen Brutalitäten verleitet und hebe stattdessen die Hand, um vorsichtig zu klopfen. 

 

„Nami?“, frage ich mit möglichst ruhiger Stimme und lächle, als ich schon auf der anderen Seite Schritte vernehmen kann, die vorsichtig näher zur Tür kommen. „Mir geht es gut, würdest du mich bitte zu dir lassen?“

 

Es dauert einen kleinen Moment, doch der Schlüssel kratzt, als sie diesen einführt und das Schloss knackt laut, als sie diesen dreht. 

 

Zaghaft öffnet sie die Tür, doch ihr eigenes Lächeln verschwindet, als sie mich erblickt – wobei ich mit strahlenden Augen feststellen muss, dass sie gerade einmal ein kurzes, sommerliche Kleid trägt – das ich wesentlich lieber auf dem Boden wüsste, um dort weiterzumachen, wo wir gestern aufgehört haben. 

 

Oder… vorgestern… vielleicht sogar den Tag davor. Wer weiß das schon – im Krieg verfliegt die Zeit viel zu schnell… 

 

Ein wenig verführt von ihrem bloßen Anblick, stolpere ich auf sie zu, bereit, sie in meine Arme zu schließen, als sie aber schnell zurück weicht, damit ich nach Luft schnappe. 

 

Ich blinzle und drehe meinen Kopf verwundert in ihre Richtung, erstarre dann gleich. 

 

Sie ist kreidebleich und sie zittert vor Angst. 

 

„D-da ist überall Blut…“, flüstert sie mit einem leichten Anflug von Panik, während ihre Augen hin und her huschen, als suche sie etwas, um sich zu verteidigen. 

 

Ich halte inne – erkenne nun meinen Fehler und blicke an mir herunter. 

 

Natürlich ist da das Blut, das ich doch noch Minuten zuvor bemerkt habe und verlegen grinse ich sie dann an. 

 

„Oh…, da war ich wohl ein wenig voreilig! Verzeih mir – ich konnte es einfach nicht erwarten, die in meine Arme zu schließen, mein Nami-Mäuschen! Hab aber keine Angst vor mir – ich tue dir nicht weh!“

 

Noch immer sieht sie mich zweifelnd an und rührt sich nicht – auch nicht, als ich meine Arme in ihre Richtung ausstrecke, damit sie selbst in diese kommt. 

 

„Soll ich erst einmal baden?“ 

 

„Dass du das überhaupt fragst! Ja, bitte – oder wartest du etwa darauf, dass ich dich wasche?“, entkommt es ihr voller Sarkasmus, der mich kurz auflachen lässt. 

 

Ich hätte wissen sollen, dass dieser Anblick sie verschreckt. Sie flüchten einen Ausweg suchen will. Ja…, ich sollte duschen – baden sogar und dann kann ich sie noch immer empfangen, um ihre Nähe zu genießen. 

 

Wobei… wenn sie mich schon so fragt~

 

Ich kann das diabolische Lächeln auf meinen Lippen einfach nicht unterdrücken, als ein spontaner, wahnwitziger Gedanke mich einholt, packe sie dann aber am Handgelenk und ziehe sie hinter mir her. 

 

Bei einem so netten Angebot kann ich schließlich einfach nicht nein sagen und ich bin gespannt, wie sie sich da dieses Mal herausreden will. 

 

„Sanji?! He! M-moment! Das habe ich doch gar nicht so gemeint!“

 

„Tja – zu spät! Deswegen sollte man erst denken und dann sprechen. Nun siehst du, was du davon hast!“

 

Außerdem wird es meine kleine, private Rache dafür sein, dass sie mir stets solch verwirrende Gedanken in den Kopf setzt! 

 

Sie ist wesentlich schwächer als ich und das wissen wir beide. Deswegen wehrt sie sich schon bald nicht mehr, verschränkt dann nur die Arme vor ihrem entzückenden Busen, als sie in meinem Badezimmer steht und ich das Wasser und einige, duftende Öle und sprudelnd Salze in das riesige Becken einlasse.

 

Ich beiße mir auf die Zunge, um nicht lachen zu müssen, als ich ihr wunderschönes Gesicht sehe, das sich mit jedem Gedanken neu verändert. Ich weiß, dass sie krampfhaft nach einem Ausweg sucht. Nach einer Ausrede. Doch scheint sie zu wissen, dass ich mich mit keinem Wort zufrieden geben werde. 

 

Oh ja… das wird lustig… heiß und absolut lustig!

 

„Nun schau nicht so!“, entkommt es mir lachend, zucke aber kurz zusammen, als ihr Halsband piept, das meine Worte als einen Befehl erkannt hat. 

 

Sie verdreht hastig die Augen, schnaubt verächtlich und legt dann ein furchtbar gespieltes Lächeln auf ihre Lippen, was mich dann doch ein wenig mehr prusten lässt. 

 

„Tut mir leid…“, meine ich verlegen, ziehe dann den Umhang von meinen Schultern und schmeiße ihn in die Ecke des Bades. „Dass ich mit meiner Wortwahl,  nach wie vor, aufpassen muss, denke ich nur selten. Das Ding-“, ich deute auf das blinkende Eisenband „- ist für mich mittlerweile nicht mehr existent. Nur… wie eine Art Modeschmuck. Ich wollte dir keinen Befehl geben – ganz sicher nicht! Du darfst natürlich so gucken, wie du willst!“

 

„Sehr gnädig von dir, mein Prinz!“

 

Ich schmunzle und ziehe die weißen Handschuhe aus, werfe auch sie zu dem Umhang, um dann das schwarze Shirt über meinen Kopf zu reißen. Meine Haare stehen augenblicklich zerzaust in alle Richtungen ab und ich glaube, das zumindest etwas des getrockneten Blutes gleich mit abgewischt wurde. 

 

Ich bemerke, wie Nami mich genau beobachtet und fühle mich ein wenig auf der schelmischen Seite, sodass ich ihr das Shirt entgegen werfe, was sie schnell mit einer hastigen Handbewegung abfangen kann. 

 

„Du solltest dich glücklich schätzen – nicht jede darf einem Prinzen beim Strippen zusehen.“

 

„Naja…die Frauen im Bordell, die deine Brüder nackt gesehen haben, schon, nicht?“

 

Ich verziehe angewidert mein Gesicht. 

 

„Das will ich gar nicht wissen!“

 

„Weil du weißt, dass es so ist?“

 

„Weib, so halte deinen Mund!“

 

„Sonst?“ 

 

„… sonst muss ich ihn stopfen und mir fällt ganz gewiss etwas ein~“

 

„Ähm… ih?“

 

Ich erstarre kurz und wedle dann schnell mit den Händen vor mir herum. 

 

„Nein, so meinte ich das nicht! Vergiss es einfach wieder!“

 

Sie nickt nur, wird dann aber schnell knallrot, als die Hose – samt Unterhose – gekonnt über meine Beine ziehe, lacht dann, als ich dümmlicher Weise vergessen habe, dass ich noch die Stiefel trage. 

 

„Ein ganz toller Prinz bist du!“, kichert sie, während ich mich schnell aus meiner Misere befreie – die wohl kaum peinlicher für mich sein könnte. 

 

Mit purpurfarbenem Kopf schaffe ich das dann aber doch – irgendwie – entscheide mich dann aber dafür, einfach in das heiße Wasser zu gehen, anstatt mich in voller Nacktheit mich vor ihr zu präsentieren. 

 

Mein Ego ist jetzt schon angekratzt genug – danke! 

 

„Gut, du kannst dann wieder in dein Zimmer gehen. Die Show ist beendet!“

 

Am liebsten würde ich mich auf der Stelle selbst ersäufen – ich glaube kaum, dass meinen Brüdern je so etwas Entwürdigendes zugestoßen ist. Und wenn, dann gibt es dafür keine Zeugen mehr… 

 

„Ach Sanji…“, höre ich sie nur seufzen, blicke aber nicht auf, da ich es nicht ertragen würde – oder ich hoffentlich zu Stein erstarre. „So einen Prinzen, wie dich, gibt es auch nur einmal, oder?“ 

 

Darauf antworte ich nicht, will die schöne Frau nur ignorieren, als ich plötzlich erschrocken feststellen muss, dass sie sich an den Rand des marmornen Beckens gesetzt hat, ihre nackten Beine über diesen und hinein ins heiße Wasser hängen. 

 

Dass der Rock des Kleides gerade einmal ihren Schoß bedeckt, damit dieser nicht nass wird, lässt das Blut aus meinem hochroten Kopf in ganz andere Regionen wandern – der Gedanke, wie schnell dieses bisschen Stoff für ein bisschen Spaß sich zur Seite schieben ließe, vertreibt sofort die schamvollen, düstren Gedanken. 

 

Ich lecke mir erregt über die Lippen und meine Hände suchen bereits nach ihren Waden unter dem Wasser, um mich langsam näher an sie heran zu hangeln, damit wir-

 

„Vergiss es, Freundchen! Du stinkst nach Tod und siehst aus, als wärst Du aus einem Horrorroman entsprungen!“

 

„Aber-“

 

„Erst waschen, dann das Vergnügen!“

 

Sie reicht mir einen Lappen und deutet mir an, dass ich mein Gesicht wasche – wer weiß schon, wie dreckig ich in Wirklichkeit aussehe. 

 

Ja…, sie hat wohl Recht. 

 

„Ich dachte, dass du mich wäschst!“, beschwere ich mich nur, seife aber den weichen, nassen Stoff schon ein und reibe ihn über mein Gesicht, dann die Brust und die Arme. „Oder bist du nur für die Show geblieben?“

 

„Du hältst dich wohl auch für den heißesten Hengst auf dieser Erde, richtig?“ 

 

Ich lache. 

 

„Liegt mir im Blut – da gibt es drei Andere, die das auch so denken! Und mein Vater hält sich gewiss auch für den König der Welt… Zumindest kann ich mir vorstellen, dass er das sehr gern sein möchte!“

 

Sie zuckt nur mit den Schultern, bevor sie sich einige nass-klebrige Strähnen aus dem Gesicht streicht, die doch bei all dem Wasserdampf so gut an ihr haften. Dann greift auch sie nach einer der unzähligen Flaschen, die neben ihr stehen und schüttet sich etwas von dem wohlduftenden Zeug auf die Hand. 

 

Mit einem Finger der anderen lockt sie mich dann doch in ihre Nähe und ich spüre, wie ich Wachs unter ihrem verführerischem Blick werde. 

 

Ich kann dem Lockruf der Sirene nicht widerstehen und stelle mich zwischen ihre einladenden Beine, streiche dabei mit meinen rauen Händen die weiche Haut ihrer Oberschenkel, gleite hinauf, bis ich sie fast unter ihren Rock verschwinden lassen kann. 

 

„Aber, aber~ Nicht so voreilig, Mister Prinz – hat man Ihnen denn keine Manieren gelehrt?“

 

„Pfff! Manieren! Du weißt genau, was Du mir antust! Lass uns einfach-“ 

 

„Ja, lass mich einfach deine Haare waschen! Die stinken noch ganz fürchterlich!“

 

Ich halte inne, eine Augenbraue klettert nach oben und ich blicke das schöne Geschöpf vor mir skeptisch an. 

 

Ja – am liebsten würde ich über sie herfallen. Mein Sehnen steigt mit jeder Sekunde und sie wird genau wissen, dass, mit jedem vergehenden Augenblick, das Feuer in mir immer mehr zunimmt und dass meine Lust am Ende unersättlich sein wird. 

 

Aber sie scheint sich bereitwillig auf dieses Spiel einzulassen – wir werden ja sehen, wer am Ende der Sieger sein wird. 

 

… klar – am Ende gehen wir beide gewinnend aus diesem Kampf hervor, sobald ich sie richtig zu packen bekomme. 

 

So seufze ich lautstark und gekonnt theatralisch, bevor ich mich einmal umdrehe und dann wohlig keuche, als ich ihre Fingernägel in meinem Haar spüre, die dort das Shampoo verteilen. 

 

Ich bin froh, dass sie nicht sehen kann, wie mir die Augen im Kopf zurückrollen. Und für das Stöhnen wird mir gewiss noch eine Ausrede einfallen. 

 

Nur leider weiß sie genau, was sie da mit mir anstellt und ich muss zugeben, dass ich selten etwas Himmlischeres erlebt habe. 

 

Hätte ich gewusst, wie göttlich sich die Haarwäsche durch ihre Hände anfühlt, so hätte ich sie schon früher dazu gebracht. Täglich, wenn es sein muss… Zudem hoffe ich, dass sie für eine lange Zeit nicht damit aufhört. 

 

Oh ja… ich bin Wachs in ihren Händen und mich selbst würde es nicht wundern, wenn ich ihr jeden Wunsch nun freiwillig erfülle… 

 

„Also…“, höre ich dann nach einiger Zeit ihr Säuseln wieder, während ich glaube, dass ich mich unter ihren Finger langsam verflüssige, „…, dein Vater will mal die Welt beherrschen?“

 

„Der North Blue würde ihm bestimmt auch reichen. Aber dort gibt es wohl in letzter Zeit öfters Konflikte. Deswegen will er wohl dorthin auch irgendwann zurückkehren.“

 

„Mhm…“, stimmt sie leise und ein wenig nachdenklich zu. „Wie ist es denn im North Blue? Du weißt – ich bin noch nie dort gewesen“. 

 

„Ich habe um ehrlich zu sein nie viel davon gesehen. Immer nur Training und militärische Ausbildung am Bord unserer Schiffe… Dass meine Geschwister und ich an Schlachten unter Germa Flagge teilnehmen, geschah das erste Mal im East Blue… “

 

„Urgh – das klingt aber ätzend! Und dich hat es nie interessiert, wie die Welt dort draußen aussieht?“

 

Ich will mit den Schultern zucken, doch stöhne wieder, als sie einen sehr guten Punkt im Nacken erwischt. 

 

Ich habe also doch Recht – sie ist eine Hexe! Wie würde sie es sonst schaffen, mir all diese Informationen zu entlocken. 

 

… durchtriebenes, schönes Weibsbild… 

 

„Weißt du – ich bin wirklich sehr froh, dass ich unter Ruffys Flagge segle. Man lernt neue Leute kennen, entdeckt die unglaublichsten Inseln und ich kann so meine Karten vervollständigen. Wenn du einmal die ganze Welt bereisen könntest, welchen Wunsch würdest du dir dann erfüllen?“

 

„Mhm… vielleicht würde ich dann nach dem All Blue suchen – oh ja, genau da! – von dem man so viel in Legenden gehört hat…“

 

„Das kann ich mir gut vorstellen… Doch als Prinz – wird es dir da möglich sein, die Welt in Freiheit zu bereisen?“

 

„Vielleicht eines Tages…“

 

„Als Pirat sehe es anders aus…“

 

Ich schlage meine Augen auf. Ich schnaube und greife hastig nach ihren Händen, sodass sie kurz innehält. 

 

„Müssen wir ausgerechnet jetzt diese Unterhaltung führen?“

 

„Du hast gesagt, dass du über eine Antwort nachdenkst!“ 

 

„Schlechte Nachricht – ich komme vom Schlachtfeld. Da gab es ein paar andere Dinge, über die ich mir Gedanken machen musste!“

 

„Du willst es nur nicht zugeben! Dass dich Ruffys Angebot verlockt!“ 

 

„Und du hast mich hier gewissermaßen in eine Falle getrieben, aus der ich nicht so schnell rauskommen!“ Zumindest nicht so schnell und in vollkommener Nacktheit kann ich nur schlecht mein Zimmer verlassen. „Deswegen wolltest du mich waschen – damit du mich wieder mit diesem Nonsens der Freiheit belästigen kannst!“

 

„Nonsens?! Dort draußen würde es dir gut gehen! Das alles hier drin macht dich kaputt! Jeden Tag ein bisschen mehr!“ 

 

„Das alles hier gehört zu mir! Hier zu sein ist meine Bestimmung! Das ist meine Familie!“

 

„Die sind alle ein Haufen von Psychose und Soziopathen! Du bist noch nicht ganz so durchgeknallt! So… so verkorkst und durchgeknallt!“

 

Ich beiße auf meine Zunge und halte so den Kommentar zurück, dass sie wie meine Schwester klingt – wahrscheinlich würde sie aber genau das bestärken, wenn sie wüsste, dass Reiju hinter ihr stünde. 

 

Stattdessen lasse ich schlagartig ihre Hände los und nutze die wenigen Sekunden der Irritation, um mich wieder zu ihr zu drehen. 

 

Ich zögere nicht. Ruckartig packe ich sie am Gesäß, hebe sie auf meine Hüften und stampfe so ohne Eleganz in die Mitte des Beckens. 

 

Die arme Frau klammert sich an meine Schultern, als würde ihr Leben davon abhängen, krallt mit diesen manikürten Nägeln tief in mein Fleisch, während ihre Beine meine Taille wie eine Schraubzwinge umschließen. 

 

„Wage es ja nicht!“, faucht sie aufgeregt und macht Anstalten, als wolle sie an mir weiter hinauf klettern. 

 

Dass der Saum des Kleides mittlerweile verrutscht und nass ist, sollte ich ihr wohl besser verschweigen. 

 

Trotzdem amüsiere ich mich prächtig, auch wenn sie dieses Mal nicht den Spaß ihres Lebens hat. 

 

Ich kann jetzt zumindest sagen, dass ich noch nie mehr Ähnlichkeit zwischen einer Katze und einer Frau gesehen habe. 

 

„Was soll ich nicht wagen, Namilein? Es ist doch nur Wasser!“ 

 

Ich senke mich ein wenig in Richtung der nassen Wärme und sie schreit so lieblich auf, als ich sie bis zum Bauch untergetaucht habe. Warte dann ab, während sie verzweifelt zappelt. Gleich darauf vergrabe ich mein Gesicht in ihrem Hals, grinse diabolisch gegen ihre Haut, bevor ich gemeinsam mit ihr – und so weit es in diesem Becken eben möglich ist – eintauche.

 

Eine Abkühlung würde ihr schließlich gut tun und vielleicht hört sie dann auf, ständig das Thema in Richtung Freiheit und Ruffy lenken zu wollen. 

 

Sie keucht, als ich sie wieder auftauchen lasse. Das Kleid klebt an ihr, wie eine zweite Haut und ihre Frisur ist nun vollends ruiniert. Das sanfte, natürliche Make-Up, dass ihr gewiss Hänsel aufgetragen hat, beginnt langsam zu verlaufen. 

 

Noch immer hängt sie an mir und als ich sie ansehe, stockt mir der Atem. 

 

Ich glaube, dass ich mich noch nie so sehr zu einer Frau hingezogen gefühlt habe, wie zu dieser – die in diesem Moment einfach nicht schöner sein konnte. 

 

… auch wenn sie mich im nächsten Augenblick gleich wie eine Furie ansieht, bevor sie eine ihrer Hände gegen meine Brust legt, um mich wegzustoßen. 

 

„Lass mich runter…“, wispert sie, noch immer ein wenig atemlos, doch bestimmt. 

 

„Das schöne Kleid…“, kontere ich nur, während ich wieder zum Beckenrand gehe, um sie dort nieder zu lassen. „Zieh es doch einfach aus~“

 

„Ich werde trotzdem nicht nachgeben. Wobei – all deine Reaktionen sind für mich schon Antwort genug. Und… das gibt mir Grund zur Hoffnung.“

 

Ich sehe sie einfach nur mit zusammen gepressten Lippen an, sage auch nichts, als sie dann dass Kleid auszieht und einfach hinter sich fallen lässt. 

 

Bedauerlicherweise ist sie darunter nicht so nackt, wie ich es gehofft hätte. 

 

Trotzdem lehnt sie sich nach vorne, sodass sie erneut meinen Hals mit ihren Armen umschlingen kann. Und diese endlosen Beine meine Hüften. 

 

„Hoffnung…“, bringe ich dann nur hervor und lehne meinen Körper gegen ihren, der so viel wärmer scheint, als das Wasser. Der Geruch ihrer Haut benebelt mich einfach. Das Gefühl, sie so endlich wieder in meinen Armen zu halten ist unbeschreiblich. 

 

Irgendwie will ich sie nicht einmal von der Unterwäsche befreien. Will ihr einfach nah sein. Mich selbst geborgen fühlen. Und sicher. 

 

Vielleicht sogar… auf irgendeine spezielle Art… geliebt… 

 

..., da ist irgendetwas anderes, als die normale, sexuelle Anziehungskraft, die sonst zwischen uns herrscht. 

 

Und es ist… schön… 

 

Ein wenig frage ich mich, ob ich das dann jeden Tag haben könnte, wenn ich mit Ruffy kommen würde… 

 

Ich schließe die Augen und seufze leise, als erneut diese Gedanken meinen Kopf durchstreifen und in mir ein gemütliches Gefühl der Richtigkeit hinterlassen. Wie schon so oft in den letzten Tagen. 

 

…, seitdem ich Ruffy begegnet bin… 

 

„Nur ein letztes Wort zu diesem Thema, wenn du erlaubst?“, höre ich sie dicht an meinem Ohr wispern und ich nicke stumm, damit sie fortfahren kann: „Ruffy sucht sich seine Crew bewusst aus. Jeden sieht er als wertvoll und wichtig an. Als einen Teil der Strohhutfamilie. Er ist für uns da. Beschützt uns. Für ihn kommt es nicht darauf an, wie viele Leute man erlegt hat. Wie viel Gold man erbeutet hat. Oder dass man der größtmögliche, menschliche Abschaum ist. Ganz im Gegenteil… Ruffy ist ein guter Kapitän. Der Beste! Er will dich als seinen Smutje und wird ab jetzt keinen anderen mehr in dieser Position sehen wollen. Er hat etwas in dir gesehen, das es wert ist, geschützt zu werden. Und genau das sehe ich auch in dir – und deswegen musst du hier raus. Damit Soras Menschlichkeit – die sie dir vererbt hat – weiterleben kann. Hier zerbricht sie nur. Das solltest du nicht zulassen…“

 

Ich sauge ihre Worte auf. Jedes einzelne. Ich muss schwer schlucken und sehe zu Nami auf, die mich nur sanft anlächelt. 

 

… mittlerweile kann ich sagen, dass ich ihrem Zauber vollkommen verfallen bin. Das kann ich nicht mehr leugnen. 

 

So reiche ich mit einer Hand hinauf zu ihrem Gesicht, lege diese zärtlich auf ihre Wange, streichle sacht mit meinem Daumen über die Haut. Nicke und hauche nicht mehr als ein „Ja…“, was nicht einmal eine genaue Bedeutung hat, bevor ich mit einer schnellen Bewegung die Hand auf ihren Nacken lege, um sie zu mir zu ziehen. 

 

Als unsere Lippen sich treffen, verstehe ich schnell, warum die Menschen so sehr am Küssen festhalten. 

Und am Ende steht das Wort

Sie war… verwirrt. Ist verwirrt – und das wird wahrscheinlich noch einige Zeit so bleiben.  

 

Per se hat Nami nämlich feststellen müssen, dass zu küssen nicht wesentlich furchtbarer ist, als mit jemanden zu schlafen. Nicht dass sie jetzt vor Freude in die Luft springen würde, da der blonde Prinz sie ohne jeglichen Grund geküsst hatte – war ausgerechnet das doch ihr erster Kuss gewesen, den er nun auch noch von ihr gestohlen hat.

 

Wie auch alles andere, was es auf zwischenmenschlicher Ebene zu stehlen gibt.

 

Doch für einen, der nichts vom Küssen und jeglicher Romantik hält, ist das doch eine große, charakterliche Wandlung – doch zu küssen.

 

Danach hatte sie sogar das Gefühl, dass seine Lippen die ihren nicht mehr loslassen wollten. Und sie hat einfach nachgegeben. So gut sie es eben verstand, mitgemacht. Sich so irgendwie zum Bett leiten lassen, wo sie dann einander hingaben – sie meint sogar, dass es zärtlicher war, als selbst das erste Mal, als sie dies taten.

 

Natürlich – und sie sollte es auch anders sein – mit Küssen. Vielen, atemberaubenden, langanhaltenden, heiß-kribbelnden-

 

Okay… was ist geschehen, dass Sanji sich dazu hinreißen ließ? Hat ihm der Kampf wieder einmal den Verstand – dieses Mal auf eine ganz andere Art und Weise – geraubt?

 

Gut, es wird ihm wohl schnell gefallen haben – was es für sie nicht unbedingt weniger verwirrend macht.

 

Gar benebelt sitzt sie als nun auf dem Bett, die Decke umhüllt ihre Nacktheit wie ein schützender Kokon, auch wenn es hier niemanden im Moment gibt, vor dem sie sich hätte bedecken sollen.

 

Sanji war schon sehr früh gegangen – zu einer Besprechung, wie sie so manches Mal in der Frühe stattfinden und scheinbar schweren Herzens hat er sich von ihr gelöst. Sanfte Worte über die baldige Rückkehr geflüstert und das sie noch weiterschlafen sollte. Hat einen Kuss auf ihr Haupt gelegt, bevor sein warmer Körper zwischen den Lagen verschwunden war.

 

Natürlich hat sie so getan, als würde sie noch tief und fest schlafen – sie wollte zu diesem Zeitpunkt ihn nicht aufhalten, noch das bevorstehende Gespräch provozieren. Über das Küssen, was sie dann wieder versuchen würde auf Ruffys Angebot und die Freiheit geschickt zu lenken. Und wahrscheinlich würde das dann wieder in Frustration enden, da beide stur sind und nicht nachgeben werden.

 

…, oder, dass sie wieder miteinander schliefen, um den Zyklus dann ein wenig später zu wiederholen.

 

Sie seufzt leise und rutscht dann von der weichen Matratze herunter, um in ihr eigenes Zimmer zu gehen.

 

Nackt will sie ihm definitiv nicht gegenüber treten und sucht sich daher schnell etwas zum Anziehen. Weniger aufreizend und sexy, als für was sie sich wohl sonst entschieden hätte – schließlich scheint der Beischlaf nicht der richtige Weg zu sein, wie sie ihm zum Gehen überzeugen kann.

 

Und dabei glaubte sie doch stets, dass ihr Körper in diesem Kampf die wirksamste Waffe sei.

 

Ja… und auch wenn er den Zweck dahinter erkennt, so schien er sich trotzdem dadurch gut lenken zu lassen…

 

Vielleicht sollte sie noch einmal das Gespräch mit Reiju aufsuchen – sie kennt ihren kleinen Bruder sehr gut und wird ihr vielleicht einen anderen Ausweg – ein anderes Mittel - aufweisen können.

 

Das Problem dabei war allerdings, dass sie nicht selbst nach der Prinzessin einfach suchen konnte, um sie auszufragen. Nein… sie musste warten, bis Reiju wieder einmal zu ihr kam und erst dann könnte sie ihr Rat geben.

 

Und dann würde es hoffentlich alles eine Frage der Zeit sein, bis sie hier raus kommt.

 

Noch während sie ihr Top glattstreicht und so von jeglichen Falten befreit, geht sie schon wieder hinüber zu Sanjis Zimmer, fast ein wenig gedankenverloren, aber bereit, mit ihm wieder das Gespräch zu suchen.

 

Sie keucht erschrocken, als sie ihn nun auf dem Bett sitzen sieht, sein Haupt gesenkt und scheinbar selbst im Gedanken versunken.

 

Erst, als er ihr lautes, erschrockenes Atmen hört, schaut er auf, springt dann auf die Füße und läuft zu ihr hinüber.

 

Seine Hände greifen nach den ihren und er drückt sie gegen seine Brust, lächelt sacht und es scheint ihr, dass es da viele Dinge gibt, die er ihr gern sagen würde, doch er entscheidet sich schließlich für:

 

„Du siehst wunderschön aus!“

 

Sie blinzelt verdattert – das Top und die Hose sind schlicht und bedecken gut ihre Kurven. Zudem sind ihre Haare noch ungekämmt und hätte sie in den Spiegel gesehen, hätte sie noch die letzten Reste des gestrigen Make-Ups entdeckt, verwischt durch das Untertauchen, Sex und dem nächtlichen Schlaf.

 

Ja – es gab da definitiv mehr Momente, in der sie mehr Schönheit und Eleganz vereint hat, als diesen hier.

 

„Aha…?“, bemerkt sie, erstarrt dann, als eine seiner Hände nun zu ihrer Wange wandert und er sich zu ihr lehnt, um ihre Lippen mit den seinen einzufangen.

 

Sie lässt es zu, lässt sich gegen die Tür hinter ihr lehnen und schließt nach einigen Sekunden doch die Augen. Er leitet sie, führt einen ihrer Arme um seine Schultern, den anderen lässt er zwischen ihnen, als wolle er, dass ihre Finger seinen stetig steigenden Herzschlag erhaschen. Sanji selbst drückt sich gegen sie, lässt seine Hände über ihre Taille und Hüften wandern, als wolle er sie noch näher an sich heran bringen.

 

Es ist angenehm – schön sogar – auch wenn sie noch immer nicht versteht, warum er das mittlerweile mit ihr macht. Es raubt ihr vollends den Atem, ihr wird schwindelig und warm. Es ist neu, aber sie wird sich wohl damit arrangieren können.

 

Trotzdem muss sie wissen, was ihn dazu mittlerweile bewegt.

 

So drückt sie langsam gegen seine Brust und Gentleman, wie er doch ist, lässt er dann doch schnell von ihren Lippen ab.

 

Er lächelt zärtlicher, als all die Male zuvor und seine Augen haben einen gewissen Schein in sich.

 

„Alles gut?“, fragt er schließlich und streicht ihr noch eine Strähne hinters Ohr.

 

„A-alles gut?! Das könnte ich dich wohl fragen, oder?“, entkommt es ihr mit leichter Empörung und schafft es dann, sich unter Sanjis suchenden Armen durchzuducken, stolpert mehr in den Raum hinein. „Du erzählst noch groß, dass du vom Küssen nichts hältst, drückst mir dann aber deine Lippen auf, als gäbe es keinen Morgen! Ist das irgendeine Art, die mich zum Schweigen bringen soll? Denkst du etwa, dass Küssen mich irgendwie befriedigt. Oder beschwichtigt?! Damit ich nicht wieder von Ruffy anfange?“

 

Sanji schnauft verächtlich, als er den Namen des Strohhutträgers hört, steckt dann die Hände in seine Hosentaschen und blickt zum Boden.

 

Für sie ist dies ein Zeichen fortzufahren:

 

„Wenn du glaubst, dass du mich durch einfach Romantik bezirzen kannst, dann liegst du vollkommen falsch! So ein Mädchen – Frau – bin ich nicht! Nicht dass es schlecht wäre und beschweren will ich mich definitiv auch nicht. Aber du sagst doch selbst immer, dass du von meiner Intelligenz weißt und sie schätzt – so solltest du doch auch wissen, dass ich ein wenig anders ticke, als du womöglich meinst. Vor allem ist es für mich kein Grund, dich nicht mehr an die Vorzüge der Freiheit zu erinnern und-“

 

„Ich liebe dich!“

 

„-und außerdem zieht es dich ebenso nach dort… bitte, was?“

 

Er brummt. Verdreht die Augen. Fährt sich nervös durch das Haar.

 

„Du hast richtig gehört!“, knurrt er finster und so, als hätte er diese Absurdität erst in diesem Moment festgestellt. „Ich glaube zumindest, das ich das tue. Dich lieben. Ich habe doch gar keine Ahnung, wie man das macht und was dir da so gefällt und… liebst du mich denn zufällig auch?“

 

Sie starrt ihn an. Schnappt nach Luft. Ihre Beine kribbeln, denn das Gefühl zu fliehen, wächst mit jeder Sekunde.

 

Es ist nicht die Angst, die sie da antreibt – wobei etwas in ihr sie vor möglichen Konsequenzen warnen will – und auch nicht die Vorsicht. Es ist eher ein unangenehmes, bitteres Gefühl.

 

Das Gefühl der Ablehnung.

 

Und sie weiß nicht, wie sie es dem blonden Prinzen schonend beibringen soll, ohne dass er sich endlos in seiner Ehre und seinem Stolz gekränkt fühlt.

 

Doch… er kann doch nicht verlangen, dass sie ihm hier antwortet, wo er es doch nun ist, der ihr eine metaphorische Pistole auf die Brust setzt.

 

Nami beißt sich auf die Lippe und senkt den Blick.

 

Für den jungen Mann ist dies Antwort genug.

 

„Aha… ich verstehe…“, murmelt er, nickt ein wenig, als wolle er einem Gedanken zustimmen. „Das hätte mir klar sein sollen, nicht? Ich meine – ich ziehe dich hier in die Hölle auf Erden und verlange dann von dir, dass du meine Gefühle erwiderst. Ziemlich ironisch, nicht?“

 

„Ironisch? Ich… ich weiß nicht. Ich habe zu keinem Zeitpunkt nachgedacht, dass du mich… Dass du überhaupt-“

 

„Was? Dass ich überhaupt lieben kann?“

 

Sie nickt.

 

„Das ist es – Du glaubst nur, dass du mich liebst, nicht? Das hast du ja auch gerade gesagt. Ich kann es dir nicht einmal übel nehmen, nicht zu wissen, wie sich Liebe anfühlt, wenn du sie noch nicht einmal selbst erfahren hast. Nur von deiner Mutter und deiner Schwester.“

 

„Es ist aber anders. Das hier – zwischen uns – ist anders. Ich sehe dich anders. Und habe andere… Gefühle… und… will bei dir sein. Und dich küssen. Und natürlich auch mit dir schlafen. Was ich sagen will – da ist definitiv mehr, als einfach nur diese sexuelle Anziehungskraft zwischen uns. Und vielleicht war es auch schon immer so. Und deswegen will ich dich beschützen. Und so respektieren, wie du es von mir verlangt hast. Und… und-“, er stottert, sein Blick gleitet zu allem im Raum, nur nicht zu ihr. Es ist fast schon faszinierend, den Prinzen so zu sehen. „… Code 0“

 

Der Befehl entkommt Sanji so plötzlich. Nami kann nichts dazu sagen, vernimmt die Worte aber nur mit leichtem Schock, erstarrt, als plötzlich sich das Halsband von ihrer Haut löst und zu Boden fällt.

 

Die Eisenreifen um ihren Handgelenken folgen schnell und nur Sekunden darauf.

 

Zum ersten Mal seit Monaten fühlt es sich so an, als könnte sie endlich wieder richtig atmen. Aufrecht stehen. Den Hals und die Hände bewegen.

 

Das erste Mal in Monaten spürt sie wieder ein kleines bisschen ihrer Freiheit zurück kommen.

 

Noch immer verwundert greift sie zu ihrem Hals, spürt noch die Abdrücke, dort, wo das schwere Eisenband lag. Sieht ihre Handgelenke, die noch leicht rot sind und vielleicht auch ein wenig geschwollen.

 

Dass sie Tränen in den Augen hat, merkt sie erst, als sie voller Dankbarkeit den blonden Prinzen ansieht, der sie nur anlächelt.

 

„Danke…“, entkommt es ihr keuchend. „Ich meine es wirklich – Danke!“

 

„Ich hätte das schon viel früher machen sollen, nicht? Außerdem bist du so noch viel, viel schöner. Nur…“, er seufzt, geht nun die wenigen Schritte auf sie zu, beugt sich dann aber, um die eisernen Bänder aufzuheben und legt sie in Namis Hand. „… Es ist besser, wenn du sie nur ablegst, wenn du dich sicher fühlst. Wenn ich da bin. So… so bist du vor meinen Brüdern nicht mehr sicher…“

 

Sie nickt, bevor sie dann die Arme um seine Schultern schlingt, um ihn fest zu umarmen.

 

„Danke Sanji. Du bist wirklich ein guter Mensch!“

 

„Autsch!“, hört sie ihn da scherzen „Das nenne ich mal eine Abfuhr!“

 

Sie erstarrt sofort und merkt schnell ihren Fehler, tritt zurück und sieht ihn mit hoch rotem Kopf an.

 

Er aber lacht nur, leise und drückt ihr einen Kuss auf die Stirn.

 

„Ich verstehe schon, Namilein. Ich kann keine Gefühle erzwingen. Und ob das wirklich Liebe ist, kann ich auch nicht sagen… Es fühlt sich schön an. Und richtig… Mehr weiß ich doch selbst nicht darüber zu sagen…“

 

„Okay… und… nun? Wie soll es zwischen uns weitergehen?“

 

Ein verschmitztes Grinsen zieht sich über seine Lippen und belustigt zuckt er mit den Schultern.

 

„Wir überlegen uns einen Plan, wie wir hier raus kommen und wie wir Ruffy finden!“

 

Nami presst ihre Lippen in eine Linie und kann gar nicht fassen, dass er so etwas wirklich höchst amüsant finden kann. Doch sie schätzt, dass dies einfach seine Gene sind, die ihn zu solch blöden Sprüchen veranlassen.

 

„Haha!“, zischt sie nur, wendet sich dann von ihm ab und legt die Schellen auf den Esstisch hinter ihr. „Selten so gelacht!“

 

„Das war kein Witz!“

 

Sie blinzelt und dreht sich um, denn seine Stimme klingt wirklich nicht so, als würde er mit ihr scherzen. Denn – Nein – auch sein Blick ist todernst, seine Fäuste sind voll bevorstehender Herausforderung geballt und seine Brust vor Stolz geschwellt.

 

Er meint es ernst und das nimmt ihr vollkommen den Atem.

 

„Sicher, dass du nicht krank bist?“, fragt sie, ruhig und ihre Augenbrauen klettern dabei auf ihrer Stirn nach oben. „Erst küsst du mich, dann liebst du mich, dann willst du doch das alles hinter dich lassen? Langsam machst du mir doch ein bisschen Angst!“

 

„Willst du nicht mehr fliehen?“, fragt er ein wenig mit Unschuld und legt den Kopf schief.

 

„Doch! Das will ich, es ist nur-“

 

„Ich habe nachgedacht“, murmelt er ruhig, aber bestimmt, hebt dabei eine Hand, um sie zum Schweigen zu bringen. „Das hast du doch von mir verlangt. Dank Ruffys Angebot weiß ich ja auch schon, wo es für mich – uns – Unterschlupf gibt. Außerdem finde ich dein Angebot verlockend, dass es so immer zwischen uns sein kann. Zudem gibt es hier eh nie den Platz, den ich mir erhofft habe. Nicht heute und auch nicht irgendwann. Für die hier bin ich doch nur eine Schabe. Nur eine Zahl für meine Brüder in der Geburtenreihenfolge, ein Defekt und ein Fehler meiner Blutlinie. Und dabei weiß ich nicht einmal, ob das Leben hinter diesen Mauern etwas für mich ist. Ob es mich glücklich macht. Wobei… ich überall glücklicher bin, als hier - nicht…?“

 

„Das klingt nach einer reiflichen Überlegung. Du weißt aber… dass es dann kein Zurück mehr gibt? Und… dass dein Prinzenstatus dann hinüber ist? Keine Allüren mehr. Kein vornehmes Gehabe. Du bist dann ein ganz normaler Mensch. Wenn du unter Ruffy Flagge segelst, sogar ein Pirat… und es wird dann bestimmt auch nicht lange dauern, bis sie ein Kopfgeld für dich verhängen. Dass die Marine dich verfolgt. Und diverse Kopfgeldjäger…“

 

„Mhm~“, sagt er in gespielter Überlegung, reibt sich mit einer Hand am Kinn, bevor er die wenigen Schritte zwischen ihnen durchquert, sie an den Hüften packt und gegen sich zieht. Er grinst, als ihr ein kleines Quietschen entkommt und wackelt dann anzüglich mit den Augenbrauen. „Frauen stehen doch auf Bad Boys, nicht? Das ist genau mein Stil~“

 

Sie schnaubt belustigt und drückt gegen seine Schultern, als er sein Gesicht zu ihrem Hals lehnt, um mit seinen Lippen über ebendiesen zu fahren. Dort, wo seit Monaten das Eisenbänder lag und die Haut besonders empfindlich ist.

 

Dass sie leise aufkeuchen muss, ist ihr fast schon ein wenig peinlich.

 

„Glaub mir – du könntest niemals der böse Junge sein! Dafür bist du zu lieb und nett und der Gentleman in dir würde sich vehement dagegen wehren! Aber keine Sorge – es gibt mehr als genug Frauen, die auch darauf stehen!“

 

„War das jetzt eine Liebeserklärung an mich?“

 

„Vergiss es – nein! Auf keinen Fall!“

 

„Autsch! Und der nächste Korb!“

 

„Wenn du so weiter machst, wird es auch nicht der Letzte gewesen sein!“

 

„Kann ich dich trotzdem immer noch küssen? Und können wir auch noch miteinander schlafen?“

 

„Du bist wirklich unverbesserlich, nicht?“

 

Er nickt mit einem breiten Grinsen, das es ihr wirklich schwer macht, seine Bitte abzulehnen – auch wenn sie nicht weiß, ob es wirklich so gut ist, wenn sie einfach damit weitermachen, wo sie aufgehört haben.

 

Für ihre ‚Beziehung‘, wenn man sie so nennen will und für seine Gefühle, die er noch zu ergründen versucht.

 

Abgesehen davon sieht sie sich ihm in dieser Art nicht mehr verpflichtet – jetzt, wo ihr die Möglichkeit geboten wurde zu jeder Zeit die Eisenbänder abzunehmen.

 

„Was bin ich jetzt eigentlich noch für dich?“, platzt es aus ihr hervor, noch bevor sie die Worte aufhalten kann. Und dennoch brennt ihr diese Frage unter den Nägeln… Sie selbst braucht diese Antwort, um ihre eigene Gefühlswelt zu ergründen und um diese dann auch zu verstehen.

 

… oder ihn…, denn gerade, wo sie dachte, dass sie sein Puzzle aus milliarden Teilen zusammengefügt hatte, verwirft er ihre gesamten Ideen, Theorien und Vorstellungen über ihn. Und dass nur mit ein paar Sätzen.

 

Denn… wenn er sie tatsächlich lieben sollte – sich vollends seinen Gefühlen ihr gegenüber bewusst ist – so würde es doch die gesamte Beziehung – hier, in diesen Räumen und zwischen den beiden – in einem neuen Licht erscheinen lassen.

 

Und dann muss wohl auch sie beginnen, ihre eigenen Empfindungen für den blonden Prinzen überdenken.

 

Die Muskeln in seiner Wange zucken und an seinem ernsten Blick erkennt sie, dass er sich bisher diese Frage noch nicht gestellt hat.

 

Erst jetzt, als sie sich direkt nach ihrem eigenem Status erkundigen will.

 

Mit einiger Verlegenheit tritt er zurück. Einen Schritt, dann zwei. Verschränkt sogar die Arme vor der Brust und blickt zu Boden.

 

„Ich verstehe…“, murmelt er, und auch wenn sie es nicht versteht, so hat sie nicht das Gefühl, dass es etwas Schlechtes ist.

 

Trotzdem muss sie einfach nachhaken und wispert nur ein kleines „Was?“

 

„Du musst natürlich nicht mehr schlafen, Nami. Du bist nicht mehr meine… du weißt schon~“

 

„Mätresse? Nutte des Prinzen? Königliche Hure?“, wispert sie.

 

Er verzieht das Gesicht, als er ihre fragwürdigen Titel hört und sie beißt sich auf die Zunge, damit sie nicht laut zu lachen beginnt.

 

Welch Ironie ist es schließlich, dass er es nun ist, der bei diesen… ‚Positionsbezeichnungen‘ zusammenzuckt. Sie selbst hat sich doch noch vor einigen Monaten an dieser Stelle gefunden.

 

Doch nun ist er es, der dies in Frage stellt. Und sie… sie ihre eigenen Gedanken zu Sex und dem horizontalen Gewerbe mittlerweile ordnen konnte.

 

Ja… sie war ein Stück gewachsen seit dieser Zeit. Und sie hat einem Prinzen dabei geholfen, das Gleiche zu tun. Nicht dass sie sonderlich stolz darauf war, mit ihm unzählige Mal Sex zu haben.

 

Doch es hat sie wohl nun an ihr Ziel gebracht. Den Verlust ihrer Jungfräulichkeit nimmt sie dafür in Kauf – schließlich kann sie nun sagen, dass es nur Sex gewesen ist.

 

Und dass es nur Sanji war – der doch stets darauf bedacht war, dass es ihr gut ging, auch wenn er die erste Zeit den Umgang mit einer Frau und in aller Freundlichkeit noch lernen musste. Mit diesen Brüdern, die er nun einmal wie Ballast auf seinen Schultern trägt, ist es auch kein Wunder gewesen, dass sich zu dieser Zeit mehr das Monster, als der Casanova zeigte. Schließlich waren diese doch irgendwie seine Vorbilder gewesen. Und seine Lehrer, die immer gekonnt den Schüler – den eigenen, dritten Bruder – unterdrückten und erniedrigten.

 

Es ist eigentlich ein Wunder, dass Sanji nach all der Zeit nicht vollends verkommen ist, wie Ichiji, Niji und Yonji. Dass Soras Menschlichkeit noch in ihm weiterlebt. Und dass Reiju noch an ihren kleinen Bruder festhält.

 

Ja… er muss hier raus, bevor auch diese Menschlichkeit verdirbt.

 

Und sie beide wissen, dass es der einzige, richtige Weg ist, zu Gehen.

 

Und dann wird sich schon sehen, was sich zwischen den Beiden in der Zukunft ergibt.

 

Vielleicht…

 

„All das bist du nie für mich gewesen, Namilein… Sondern… ich weiß nicht~“, sagt er nach einiger Zeit der Stille zwischen ihnen und sie kann einfach nur sanft lächeln, als sie die Bemühungen in seinen Worten erkennt.

 

So – und weil sie ehrlich glaubt, dass es für beide erst einmal leichter ist, bis sie es wirklich nach draußen geschafft haben – hält sie ihm eine Hand hin, die er voller Verwirrung packt.

 

„Mir wäre Freunde ganz recht~“

 

Er schmunzelt und seine Augen beginnen ein wenig zu strahlen.

 

„Mit gewissen Vorzügen?“

 

„Sanji, ruinier es nicht!“

 

„Natürlich – tut mir leid! Okay, Freunde! Aber-“, er fixiert sie genau und hebt, wie ein strenger Lehrer, den Finger. „-wenn wir hier raus sind, schauen wir, ob da nicht mehr geht!“

 

Sie verdreht die Augen, schüttelt aber seine Hand.

 

„Fein. Aber erstmal fliehen, dann sehen wir weiter. Und keinen Rückzieher machen Freundchen!“

 

Seine Hand wandert nun zu seinem Herz und ganz stolz verkündet er:

 

„Ich mache definitiv keinen Rückzieher! Das ist ein Versprechen!“

 

23-c und 73-f

Es ist schon ein wenig… fremdartig… im gleichen Raum, wie Sanji zu sein, ohne ständig das Ziel seiner Avancen zu sein. Natürlich – da sind die unzähligen, zweideutigen Witze und der lüsterne, sehnende Blick, aber nichts, womit Nami nicht umgehen könnte. Sie hat all dem schon oft genug widerstanden. 

 

Außerdem ist es fast schon ein wenig angenehm, zu wissen, dass sie zumindest jetzt auf dem gleichen Standpunkt ihrer eigensinnigen Beziehung stehen. 

 

Sie ist nicht mehr das Objekt der Lust und Begierde für ihn und sein freundliches Wesen hilft ihr ein wenig über das lauernde Biest aus dem Innersten hinwegzusehen. Und sie ist sich sicher, dass sie zumindest diese ‚Freundschaft‘ mit ihm versuchen will. Über alles, was danach kommt, will sie sich noch keine Gedanken machen. 

 

Vor allem nicht über die Liebe – denn nach wie vor zweifelt sie an der Romantik in seinen Gefühlen. An der Tiefgründigkeit und der Ehrlichkeit. Sie nimmt ihn das nicht einmal übel – woher soll er denn auch das Lieben gelernt haben, wenn er täglich nur mit Hass, Wut, Zerstörung und dem Hässlichen dieser Welt konfrontiert wird?

 

Er ist verwirrt. Zu Recht. Doch sobald er sieht, wie die Welt dort draußen tickt, wird sich gewiss alles klären. Für ihn. Für sie. Und für beide gemeinsam. 

 

Trotzdem kann sie sich reinen Gewissens sagen, dass Ruffy eine gute Wahl als Smutje getroffen hat. Nun gut – was das Können angeht, ist da gewiss noch Luft nach oben und er ist weit von dem Niveau eines Sternekochs entfernt. 

 

Aber er passt einfach perfekt zu der Crew… 

 

… eine geeignete Position wird sich dann schon finden! 

 

„Dein Lächeln ist schön! Ich werde nie genug davon kriegen!“

 

Sie verdreht die Augen, als sie das leichte Säuseln des blonden Prinzen hört, zieht die Brauen hoch und verschränkt die Arme. 

 

„Sanji…“, zischt sie mit ernster Warnung in ihrem Ton. „Übertreib es nicht!“

 

„Natürlich, natürlich! Freunde geben sich nicht so viele Komplimente, ja?“

 

„Zumindest nicht diese Art der Komplimente!“

 

Er seufzt und lehnt sich in seinem Stuhl zurück. 

 

„Echt kompliziert, dieses Freunde-Ding! Und wo bleibt sie eigentlich?“ 

 

„Du gewöhnst dich dran… Und Reiju wird schon kommen! Zu spät kommen ist doch vornehm, habe ich zumindest gehört. Und vornehm ist doch genau der Stil des Adels!“

 

„Ich habe vor über einer Stunde nach ihr rufen lassen!“

 

Nein, weniger als einer Stunde, doch über solch eine Kleinigkeit will Nami mit dem jungen Prinzen nicht diskutieren. Das Warten ist schon anstrengend genug, mit all den Abfuhren, die sie ihrem gelangweilten Gegenüber ständig erteilen muss. 

 

Trotzdem kann sie seine Ungeduld verstehen. Vor Stunden offenbarte er ihr seine Entscheidung – und seine zweifelhafte Liebe – und seitdem kann er fast nicht mehr aufhören von Ersterem zu reden. 

 

Und eines war beiden schnell klar gewesen – sie mussten Reiju einweihen. Nur mit ihrer Unterstützung würde es gelingen. 

 

So wie damals, als sie Sanji befreien konnte und er fast geflohen wäre. 

 

Nur dieses Mal gibt es kleinere Unterschiede – etwa, dass zwei Menschen fliehen müssten und dass er dieses Mal auch den Willen hat, es durchzuziehen. 

 

Es ist schließlich ein Versprechen zwischen ihnen und er scheint gewillt es auch einzuhalten. 

 

Sie schluckt – schwer, merkt sie doch, wie die Eisenbänder wieder schwer auf ihren Hals drücken. 

 

Dieses Mal hat sie diese bewusst angelegt – schließlich soll es ein Geheimnis für die beiden bleiben, dass sie diese ab und an ablegen darf – und das nur in seiner Gesellschaft. Jeder, der davon weiß, ist eine Gefahr diese Art des Paktes aus dem Zimmer herauszutragen – eventuell sogar zu seinen Brüdern. 

 

Und wer weiß dann schon, ob die Drei dann noch gehalten werden können… 

 

Noch bevor einer von beiden etwas erneut sagen kann, öffnet sich die Geheimtür beim Fahrstuhl und Reiju kommt in voller Eleganz hinein stolziert, schiebt sich dabei noch genüsslich eine Praline zwischen die pinken Lippen, während Hänsel und Gretchen treu hinter ihr her trotten. Der junge Mann trägt ein goldenes Tablett mit einem kleinen Berg an Naschereien, während Gretchen ein silbernes Tablett mit drei Weingläsern und einer Flasche balanciert. 

 

Ein wenig verwundert schaut Sanji drein, als beide die ihre Ladung auf dem Tisch abstellen, während Reiju sich schon zwischen beide gesetzt hat. 

 

Als sie den Blick ihres kleinen Bruders sieht, zuckt sie nur mit den Schultern und sagt:

 

„Ich ließ ein paar Snacks vorbereiten und herbringen. Ich glaube, dass eine lange Nacht vor uns liegt, warum diese nicht ein wenig versüßen? Ihr könnt dann gehen~“

 

Hänsel und Gretchen verbeugen sich augenblicklich und drehen sich um, damit sie die drei allein lassen können.

 

„Nein, bleibt!“, entfährt es Nami schnell, noch bevor beide weit gekommen sind „Ich vertraue ihnen. Auch sie sind wie Freunde für mich und glaube, dass sie uns helfen können!“ Den letzten Satz richtet sie direkt an Sanji, der den zwei Dienern sofort den Befehl zum Anhalten und Umdrehen gibt. 

 

Reiju scheint arg irritiert zu sein und hebt verwundert ihre schmalen Augenbrauen, sagt aber dazu nichts. 

 

„Setzt euch…“, wispert Nami und sieht sich dann gleich zwischen Hänsel und Gretchen sitzen – zwischen ihm, der aufgeregt auf seinem Stuhl hin und her rutscht und ihr, die grimmig in die Runde blickt und leise schnaubend die Arme vor der Brust verschränkt. 

 

„Jetzt sind wir alle versammelt, ja?“, fragt die schöne Prinzessin gleich an den blonden Prinzen gewandt und schenkt sich dann selbst Wein in ein Glas ein, woran sie dann genüsslich nippt. Da Sanji aber noch nicht antwortet, fügt sie noch hinzu: „Also? Welche Ansprache willst du jetzt halten? Ist sie durch magische Weise schwanger geworden?“

 

Sanjis Gesicht verzieht sich gleich, als er das hört und funkelt Reiju finster an. 

 

„Ein Baby ist nicht der Grund, warum ich dich herbestellt habe!“ 

 

„Ach Schade, es wäre so ein schönes Prinzenkind! Mit güldenen Locken und einem strahlenden Lächeln und-“

 

„Halt einfach die Fresse, Hänsel!“, ermahnt Gretchen ihn und dann sind beide wieder schnell still. 

 

„Okay? Was gibt es dann?“ 

 

Sanji schluckt. Öffnet die Lippen. Doch er bringt es einfach nicht übers Herz, ihr das gemeinsame Geheimnis zu offenbaren. 

 

„Wir wollen fliehen und Sanji will sich den Strohhutpiraten anschließen!“, verkündet Nami stattdessen. „Und dazu brauchen wir deine – eure – Hilfe.“

 

Reiju ist still, trinkt nur einmal mehr aus ihrem Glas. Stattdessen ist es Hänsel, der wieder seine Stimme erhebt:

 

„Uhhh! Wie aufregend! Ein königliches Komplott! Ich bin so dabei und werde auch niemandem ein Wort erzählen! Meine Lippen sind versiegelt!“ Symbolisch schließt er sein Mund – eh und je versteckt hinter der Chirurgenmasken – mit einem unsichtbaren Schlüssel ab und schmeißt diesen sogar weiter hinter sich. 

 

„… du bist wirklich bescheuert…“, flüstert Gretchen und verdreht die Augen. 

 

„Das wohl wirklich Bescheuerte ist, dass wir hier mitten auf dem offenem Meer sind. Damals sah das ein wenig anders aus. Und wisst ihr überhaupt, wo sich der werte Herr Monkey D Ruffy befindet?“

 

„Zuletzt wurde er auf Water Seven mit seiner Crew gesichtet…“, murmelt Sanji mit einem leichten Zucken seiner Schultern. 

 

„Das kam mir auch zu Ohren. Also frage ich dich – hätte dir das mit dem Fliehen nicht eher einfallen können?! Es ist zur Zeit nicht bekannt, welche Insel der Strohhut nun ansteuern wird. Wenn er das überhaupt überlebt – so ganz ohne Navigatorin!“

 

„Es spielt keine Rolle, warum die Entscheidung jetzt erst fiel, dass ich meinen Namen als Vinsmoke ablegen möchte. Wichtig ist, dass wir hier rauskommen und unaufspürbar sind und-“

 

„Vater wird das nicht gefallen~“ 

 

„Das ist mir scheiß egal!“

 

„Er wird euch aufsuchen und finden und dann-“

 

„Selten habe ich dich so pessimistisch gesehen, meine große Schwester! Du wolltest doch immer, dass ich der Germa den Rücken drehe. Außerdem-“ 

 

Stumm wechselt ihr Blick von Bruder zu Schwester und zurück. Sie hört zu. Lässt beide aussprechen. Schenkt Hänsel und Gretchen je etwas von dem guten Wein ein und blickt wehmütig auf die rote Flüssigkeit, die sie gern selbst trinken würde, um ihr ein wenig Mut zu bereiten. 

 

Doch sie will lieber einen klaren Kopf bewahren. Der wird ihr schon hier raus helfen. 

 

Dann aber stellt sie sich ruckartig hin, ballt die Fäuste und spricht mit festem Ton:

 

„Reiju, wirst du uns helfen?“ 

 

Beide Obrigkeiten verstummen sofort und alle Augen richten sich zu ihr. 

 

Und auch wenn ihr Gesicht rot wird und ihre Finger eiskalt, so bleibt sie doch standhaft und blickt weiterhin die schöne Adelige an, die schließlich aufsteht, lächelt und ihr die Hand reicht. 

 

„Ich bin dabei!“, säuselt sie mit dem Anflug eines Grinsen und wendet sich dann wieder an ihren Bruder. „Wird auch Zeit, dass du endlich mal zur Vernunft kommst! Hat zwar zehn Jahre gedauert, aber du scheinst fest davon entschlossen zu sein, es wirklich dieses Mal durchzuziehen, wie ich sehe!“

 

Er nickt. 

 

„Und deswegen brauche ich deine Hilfe. Wir…“

 

„Es wird nicht einfach… aber ich bin gewillt euch zu helfen. Und ihr auch, nicht?“

 

Hänsel klatscht gleich aufgeregt in die Hände, während Gretchen nur stumm nickt. 

 

„Tja – dann zum Wohl aller und darauf, dass die Flucht gelingen möge!“, verkündet Reiju freudig, hebt ihr Glas und drückt Nami das Glas des jungen Frisörs in die Hand. Sanji nimmt ein wenig widerwillig – vielleicht auch ein wenig scherzhaft – und in einem leichten, piratischen Anflug die komplette Flasche und hebt sie in die Luft, während es die beiden Diener sind, die nur stumm das eine Glas betrachten, dass noch vor Gretchen steht. Keiner der beiden zuckt auch nur einen Muskel, um danach zu greifen. 

 

Sanji und Reiju sehen sich bedeutungsvoll an, während Nami verwundert die Augenbrauen zusammenzieht. 

 

„Wollt ihr denn nicht anstoßen? So macht man das, wenn ein Pakt steht!“, entkommt es ihr, noch bevor sie die Worte aufhalten kann – schließlich weiß sie nicht, ob es sich hier um einen unausgesprochenen, königlichen Kodex handelt. 

 

Da auch die beiden Obrigkeiten dazu nichts sagen – stattdessen schon verlegen an den gläsernen Gefäßen nippen, beschließt sie zu handeln. 

 

So dreht sie sich zu Hänsel um und noch bevor dieser sie aufhalten kann, zieht sie hastig die Schutzmaske von dem unteren Teil seines Gesichts und erstarrt dann. 

 

Keucht erschrocken und leise. 

 

Brandwunden. Entblößte, trockene Sehnen und Muskeln. Blanke, weiße Zähne, die nicht von Lippen verdeckt werden, da diese schlichtweg fehlen. 

 

Nein… die weißen Masken dienen nicht zum Schutz. Sie sind auch kein furchtbares, modisches Accessoires. Sie verdecken den entstellten Mund des Kosmetikers und – als sie sich gleich noch zu Gretchen umdreht, die freiwillig die Male preisgibt, indem sie die Maske bis zum Hals zieht – der Sylistin. 

 

„Tut mir Leid – wir sind halt nicht so schön, wie die Frauen, um die wir uns kümmern…“, murmelt Hänsel freundlich, aber ein wenig verlegen – aber das Strahlen in seinen Augen kann nicht lügen, dass er sie noch immer gut leiden kann. Und Gretchen auf ihre eigene Art vielleicht auch… 

 

„Ihr seid meine Freunde. Das habe ich eben schon gesagt und zu meinen Worten stehe ich auch…“, flüstert die junge Frau, auch wenn ihre Tat doch einen schalen Geschmack hinterlässt. 

 

Nicht, weil die beiden so entstellt nun vor ihr stehen. Nein, stattdessen bemerkt sie die schiere Taktlosigkeit, die dahinter steckt. 

 

Zwar ahnte sie schon manches Mal, dass sich irgendetwas hinter den Masken verstecken musste, doch tat sie es stets damit ab, dass diese weißen Dinger doch zur Aufrechterhaltung der Hygiene dienen. 

 

Sie schluckt schwer, stellt das Glas wieder zurück auf den Tisch und blickt dann hinüber zu den beiden Obrigkeiten, die beide mit ihren Blicken ausweichen.

 

„Was hat man ihnen angetan?“, fragt sie zittrig, aber bestimmt. Schließlich beschleicht sie nun doch eine neue Vorahnung, die sie gleich aussprechen will: „Die Germa hat doch etwas damit zu tun? Oder vielleicht doch gewisse Vinsmokes?“ Zumindest würde es sie nicht wundern, wenn Ichiji, Niji und Yonji sich einen dummen, gefährlichen Spaß mit ihnen erlaubt hat. 

 

„Nami…“, seufzt Sanji mit dem Versuch sie zu beruhigen, doch sie schüttelt nur ihren Kopf und will sich nicht einlullen lassen. 

 

„Wir sind Experiment 23-c und… Gretchen?“

 

„73-f.“

 

Wieder blickt sie erst zu Hänsel, dann zu Gretchen und langsam beginnt es der jungen Frau zu dämmen. 

 

„Weitere Experimente unseres Vaters. Du kennst, so nehme ich an, noch weitere?“, hört sie Reiju da wispern. Und sie versteht sie, ohne gleich in Sanjis Richtung zu sehen, der nun betreten zum Boden schaut. 

 

Es bedrückt sie. Lässt sie schwer schlucken – zu wissen, dass der König wohl keine Skrupel besitzt und an jedem menschlichen Wesen experimentiert, das ihm in die Quere kommt. Doch das hätte ihr klar sein müssen – wer an seinen eigenen, ungeborenen Kindern experimentiert, macht auch vor gewöhnlichen Menschen nicht halt. 

 

Da ist es doch kein Wunder, wenn die anderen drei Prinzen so abscheuliche Monster sind, wenn der eigene Vater ihnen als Vorbild dient. 

 

„Wie kann jemand so etwas tun?“, flüstert sie und zittert am ganzen Körper – vor Wut und vor Angst – blickt dann direkt die schöne Prinzessin an. „Warum tut euer Vater das? Es ist einfach nur… unmenschlich!“

 

Ihr fehlen die Worte, doch glaubt wohl die Taten mit Unmenschlichkeit zu beschreiben, trifft es wohl am Besten. 

 

„Unmenschlich…? Ja… ja, das ist es. Unmenschlich und abgrundtief böse. Und wir können nur dabei zu sehen. Wie er sich an Unschuldigen vergeht. An einfachen Männern, Frauen und Kindern. An seinen eigenen Söhnen. Ja… du fragst zurecht, warum ein König so etwas tut“, kommt es von Reiju. 

 

„Warum…?“

 

„Vater hat seine Menschlichkeit schon lange abgelegt. Erinnere dich – ich erzählte dir einst von der Theorie des Professor Leid. Und ich kann mit vollkommener Ehrlichkeit sagen, dass Vater kein Moralverständnis mehr besitzt. Kein Fünkchen. Es zählen nur er selbst und sein Es. Seine niedersten Triebe und Bedürfnisse…“ Sanji schluckt und fügt noch hinzu: „Zu beherrschen. Zu kämpfen. Zu töten und zu zerstören. Dazwischen zählt für ihn nichts mehr… Besonders seit dem Tod unserer Mutter…“

 

„Du hast ihr von Mutter erzählt?“

 

„Ja…“, sagt er mit fester Stimme. „Von ihr, den Experimenten an mir und unseren Brüdern und davon, wie du mich fast befreit hast…“

 

„Mhm…“,summt Reiju zustimmend und ihre Mundwinkel zucken. Nami weiß, dass die Prinzessin sehr zufrieden mit ihr sein muss. „Du magst sie?“, sagt sie schließlich noch mit einem kecken Zwinkern, dass Sanji gleich knallrot anlaufen lässt. 

 

Auch Nami ist dieses Thema ein wenig unangenehm, will sie doch eigentlich nicht, dass die drei anderen Anwesenden im Raum von Sanjis zweifelhaften Gefühlen für sie erfährt. Vielleicht würden diese doch die Flucht erschweren. Oder Fragen aufwerfen. Oder Hoffnungen auf mehr schüren. 

 

„Experimente, also?“, fragt sie daher schnell, bevor jemand Sanjis Stammeln kommentieren kann. „Um… die Weltherrschaft an sich zu reißen, oder wie soll ich das verstehen?“ 

 

Just muss sie sich an die Momente erinnern, die sie irgendwo auf diesem Schiff in einem Schrank gefangen war und ein Gespräch zwischen König und Prinzessin mitbekommen hat. Wissen, das es ihr ein wenig erleichtert, dies alles hier zu verstehen. 

 

„Weltherrschaft?“, fragt Reiju erstaunt und wendet ihren Blick wieder von dem jungen Mann an ihrer Seite ab. „Weltherrschaft…“, seufzt sie dann leise und streicht sich verlegen eine Strähne hinter das Ohr. „Ihm würde die Herrschaft über den North Blue reichen. Doch wenn du ihm die Welt auf einem Silbertablett bieten würdest, so würde er sie definitiv nicht ausschlagen.“

 

„Ein Ozean für jedes der gelungenen Kinder und er herrscht einfach über die Grand Line, bis er abnibbelt und sich über das Erbe gestritten wird. Ja…, das wäre genau Vaters Stil“, fügt Sanji da noch hinzu. 

 

„Aber erstmal der North Blue. Er redet von nichts anderem mehr. Für ihn gibt es nur noch wenige, relevante Gebiete hier, auf diesen Teil der Grand Line. Oder im East Blue, wo wir uns zuvor befanden. Er will zurück kehren. In den North Blue, um die Herrschaft der Vinsmokes wieder auszubauen und um verlorene Gebiete wieder zu sichern“, Reiju blickt erst eindringlich in Gretchens Richtung, dann zu Hänsel und schließlich, für einen kurzen, aber bedeutenden Moment, zu Sanji. „Und jedes Mittel ist ihm dafür recht. Experimente an Fremden. Gerade einmal einfachen Unschuldigen. Ja…, selbst Experimente an seinem eigenen Fleisch und Blut. Manche Experimente glücken. Es werden daraus die Gene für die Supersoldaten gewonnen, die Vater sich wünscht. Stark und willenlos. Ohne jegliche Emotion, ohne jedes Mitgefühl und grausam.“

 

‚Monster‘, ist da das erste Wort, was Nami in den Sinn kommt – und sie selbst weiß nicht einmal recht, ob sie diese Art der Soldaten meint, oder doch den König selbst. 

 

„Und dann gibt es die Experimente, die missglücken. Einfach nur fehlschlagen und Vaters Pläne um Monate zurückwerfen. Bei denen die Testexemplare sterben. Die Psyche verdirbt, oder sie selbst bis ins unkenntliche verstümmelt werden. Misserfolge, mit denen unser Vater nur sehr schwer leben kann…“

 

„Der König macht aber stets das Beste daraus!“, sagt Hänsel gleich freudig und Nami starrt ihn erschrocken an – bis sie ihn nun endlich versteht. Jetzt, da sie diese Informationen hat, die ihr zuvor verborgen blieben. Und Hänsel selbst sagte ihr einst, warum er so ist, wie er hier vor ihr steht – weil er einfach immer das Beste in jeder Situation sieht. 

 

Er sieht das Beste darin, in seinen eigenen Taten - wenn er den Frauen hier hilft sich besser zu fühlen, indem er freundlich zu ihnen ist und mit ihnen spricht. Indem er das Schönste aus ihnen herausholt. Er sieht das Beste in den Taten der königlichen Familie – mit allen ihren Abscheulichkeiten – da seine verkümmerten, emotionale Welt ihn nichts Schlimmes erkennen lässt. Er sieht das Beste in ihr, einer einfachen Piratin, weil er es mittlerweile nicht besser weiß… 

 

Und doch ist er bedingungslos gehorsam – zumindest gegenüber der königlichen Familie. Er gehorcht aufs Wort. Sofort. Und ohne Widerspruch, Wiederrede und Widerstand.

 

Und Gretchen? Mit dem Gehorsam ist es bei ihr genau das Gleiche. Und ihre Gefühle? Ihre Gefühle sind fast vollkommen im Keim erstickt. Nur der Trotz blickt manch eines Mal noch durch, wenn sie ihre Augen verdreht. Doch sonst… sonst ist da nichts Menschliches mehr in ihr, der schönen Blonden, die Nami gern in der Blüte ihres Lebens erlebt hätte. 

 

Vielleicht hätten sie sich ja blendend verstanden… 

 

Es tut ihr ein wenig weh, dass sie so lernen musste, dass sie nie die wahren Hänsel und Gretchen kennenlernen durfte und zu jeder Zeit nur mit verdrehten Versionen der beiden sprach. 

 

Fast hätte sie beide sogar umarmt – doch sie kann sich gerade noch zurückhalten. 

 

„Du hast keine Eier mehr! Was soll denn da ‚das Beste‘ draus gemacht werden?“, zischt Gretchen emotionslos und zieht sich endlich wieder die Maske übers Gesicht, als könne sie es nicht länger ertragen, so entblößt vor Allen zu stehen. 

 

Hänsel läuft rot an, als er dies hört und zieht sich ebenfalls den weißen Stoff wieder über das Gesicht, kicherte dabei leise in diesen hinein. 

 

Nami ist vollkommen schockiert, ein lautes „Was?!“, entkommt ihr dabei schnell, bevor sie nun verlegen einige Worte stottert. 

 

„Deswegen ist es für mich auch kein Problem dich zu berühren. Zu wenig Testosteron, dass von den Testikeln gebildet wird. Und da ich die nicht habe – tja – deswegen schlagen die Bänder auf mich nicht an…“

 

Nami kann sich einfach nur noch setzen, als sie das hört, blickt dann für einige Zeit stumm auf die Mitte des Tisches, während auch kein anderer mehr wagt etwas zu sagen. 

 

Ja… sie ist schockiert. Bodenlose und endlos schockiert – maßlos angewidert von der Abscheulichkeit des Königs, den sie selbst nicht einmal zu Gesicht bekommen hat – und so tiefste traurig, nun so und auf diese Art von den Schicksalen dieser beiden hier zu hören. 

 

Ihren… ja… Freunden… 

 

„Dann kommt mit uns…“, wispert sie und blickt mit trübem Blick auch zu Reiju, „…, ihr alle…“

 

Fast als hätte die junge Frau es angenommen, erntet sie keine Zustimmung. Kein positives Wort. Kein Lächeln. 

 

Sie bleiben alle still… 

 

„Ruffy sucht immer nach neuen Crewmitglieder und er würde für jeden hier den geeigneten Platz an Bord finden! Und… und wir wären alle sicher, denn er beschützt seine Freunde mit allem, was er besitzt und kann. Es würde euch gut gehen… Besser, als hier…“

 

„Wir können nur eine bestimmte, synthetische Ernährung zu uns nehmen…“, brummt Gretchen. 

 

„… diese besitzt ein feines Erdbeeraroma!“, kommt es wieder so euphorisch von Hänsel. „Und sie hält uns wunderbar am Leben! Naja – nur dadurch können wir überhaupt noch leben. Von dem kleinen Problem mit unserem Verdauungssystem haben wir dir noch gar nicht erzählt!“

 

„Es ist absolut widerlich…“

 

„Nicht jeder kennt die Vorteile-“

 

„Halts Maul, Hänsel!“

 

Ein kleiner, verbaler Streit bricht zwischen den beiden aus, auch wenn Nami ihr Wortgefecht nicht so bezeichnen würde. Es ist eher… ein endloses Aneinander-Vorbei-Reden, bis Sanji ihnen ruhig das Schweigen gebietet. 

 

Erst dann erhebt Reiju das Wort und richtet es direkt an die junge Frau:

 

„Ich kann auch unmöglich von hier verschwinden! Vater würde alles daran setzen mich zu finden, da ich…“, sie seufzt traurig, „…, sein einziges Kind bin, dass ihm mal einen leiblichen Erben schenken kann. Und die Chance wird er sich nicht entgehen lassen, um auch-“

 

Sie unterbricht sich selbst. 

 

Doch die schöne Prinzessin braucht auch nicht weiterzureden. Nami versteht. 

 

So sehr, dass auch ihr die Tränen über die Wangen laufen und sie schwer schluchzen muss. 

 

Hilfesuchend blickt sie zu Sanji, der sie nur voller Resignation ansieht. Er kann nichts machen – sie nicht trösten und seiner eigenen Schwester helfen. 

 

Reijus Atem bebt und sie reckt den Kopf ein wenig mehr in die Höhe. Und trotz der eigenen, vergossenen Tränen wirkt sie sehr erhaben und stolz. 

 

„Ich wünsche mir nichts sehnlicher, als dass die Germa vernichtet wird. Wir sind nicht gut für die Welt und die Menschen auf ihr. Vaters Experimente sind unmenschlich, zerstörerisch und grausam. Und ich wünschte, dass man mir nicht die notwendigen Emotionen genommen hätte, sodass ich ihn abgrundtief hassen könnte. Dafür, was er unserer Mutter antat. Seinen eigenen Kindern und wildfremden Menschen. Ich würde mir dann gewiss wünschen, dass er elendig verreckt. Doch das kann ich nicht. Ich spüre keinen Hass. Und nicht auf die gleiche Art Freude und Liebe, wie es ein normaler Mensch tun würde. Ich spüre Bedauern… ja… für jeden einzelnen Menschen, den ich je für Vater töten musste. Stolz und auch Wut sind mir nicht fremd. Vielleicht auch Gefühle dazwischen. Doch in jedem Fall gehorche ich Vater blind. Ohne Bedingungen. Ohne Wenn, ohne Aber. So wie die beiden… Ich gehöre zur Germa. Bin dem Königreich treu ergeben und wahrscheinlich würde es mich selbst zerstören, wenn ich gehen würde. Bin stolz eine Prinzessin zu sein. Doch ich gehe mit meinem Königreich unter und das ist der einzige Weg, wie ich hier raus kommen werde…“

 

Sie wischt sich die Tränen von den Wangen und ein sanftes, aber bestimmtes Lächeln ziert ihre Lippen. 

 

„Mein einziges Ziel ist es, meinen kleinen Bruder hier rauszukriegen. Und dafür kämpfe ich und ich bin froh, dass du ihn mittlerweile dazu gebracht hast, von hier zu verschwinden! Ich schulde dir Dank – und diesen setze ich auch gleich ein, um auch dich zu befreien! Man könnte meinen, dass du meine Gunst verdient hast…“

 

Reijus blaue Augen strahlen und Nami versteht – die schöne Prinzessin ist bereit ihr Versprechen einzulösen. 

 

Sie hat es geschafft – sie wird hier rauskommen. Sie hat sämtliche Unterstützung, die hier, unter der Fahne der Germa, nur möglich ist. 

 

Auch wenn das für sie heißt, dass sie hier Freunde zurücklassen muss… 

 

Sie beginnt – genau hier, vor den Vieren, die alle, auf ihre eigene Art hier in dieser Hölle verdammt sind – bitterlich zu weinen. 

Enttäuschung

„Das sieht schon sehr gut aus! Wundervoll sogar!“, jauchzt Sanji vor Freude, als er sich über die Lehne ihres Stuhles beugt, um ihr bei der Arbeit zu zusehen. „Aber von solch einer talentierten Navigatorin hätte ich auch nichts anderes erwartet, nicht? Vor allem nicht von dir!“
 

„Erinnerst du dich daran, was ich dir über Komplimente gesagt habe?“, seufzt sie ein wenig genervt und zieht einige Linien nach, versucht sich von seiner Nähe nicht beirren zu lassen.
 

„Mhm… ich kann es halt nicht unterdrücken…Wie kann ich auch – wenn du so unendlich-“
 

„Lass es, Sanji!“, knurrt sie, als sie die goldene Feder in die Tinte eintaucht, im verzweifelten Versuch ihn zu ignorieren und um ihr kleines Werk zu vollenden.
 

Der blonde Prinz ist dann auch sofort still und sie hört, wie er sich von ihr entfernt und einige Schritte geht, bis das Bett knarzt und er sich auf ebendieses gesetzt hat.
 

Ja… er ist wirklich unverbesserlich. Doch mit jeden Tag fällt es ihm leichter, sich ihr nicht mehr aufzudrängen. Er ist definitiv auf einem guten Weg – diese Sache betreffend.
 

Die Flirtversuche bleiben – doch wenn er sich mit diesen und den unzähligen Abfuhren zufrieden stellen kann, so soll es auch ihr vollkommen Recht sein…
 

In Stille zeichnet sie also die Karte fertig, die sie am Morgen begonnen hat und spürt dabei den steten Blick des Prinzen in ihrem Nacken. Die junge Frau lässt sich aber nicht beirren, zieht Linie nach Linie, so, wie sie es in ihrer Perfektion kennt.
 

Es tut gut, endlich wieder ihrem Handwerk nachzugehen. Das zu tun, was sie liebt und kann, um ihrem Traum endlich näher zu kommen. Zudem ist es ihr hier möglich, ihr unbekannte Inseln zu kartographieren – Inseln, die von Sanjis Vater erobert wurden und unter der Fahne der Germa stehen. Doch in diesen Fall, will sie nicht zu sehr darüber nachdenken und lamentieren…
 

Ein wenig bedauern muss sie allerdings jetzt schon ihre fertigen Werke, da sie die Karten nicht auf ihrer Flucht mitnehmen kann.
 

Für den Moment sollen sie ihr aber als kleine Ablenkung dienen.
 

Schließlich kann sie sich nicht auf die gleiche Art für die Flucht vorbereiten, wie es vielleicht Sanji tut. Nicht helfen, wie Reiju, Hänsel und Gretchen, da sie in diesen Räumen gefangen ist.
 

Sie kann einfach nur abwarten…
 

Leise seufzend legt sie nun die goldene Feder zur Seite, steht auf und greift das fertige Werk vorsichtig an zwei Ecken. Trägt sie hinüber zu einer Leine, die man für sie hier spannte und hängt die fertige Karte mit zwei hölzernen Klammern auf.
 

Dann lächelt die junge Frau still für sich, als sie noch einmal den Schriftzug ließt, der die Karte der Wüsteninsel bezeichnet.
 

Ja… Vivi wäre gewiss stolz auf sie, ihre Heimat so verbildlicht zu sehen.
 

Und auch Sanji, der nun aufgestanden ist, um sich neben sie zu stellen, pfeift beeindruckt, wie er es stets zur Vollendung einer jeden Karte macht, und legt eine Hand gar freundschaftlich auf ihre Schulter.
 

„Perfekt. Wie immer… Vielleicht können wir ja diese mitnehmen, sodass du sie eines Tages Prinzessin Vivi zeigen kannst. Ich kenne sie zwar nicht persönlich – doch ihre Reaktion würde ich mir gern selbst ansehen… Freuen wird sie sich doch gewiss.“
 

Nami verschränkt die Arme vor ihrer Brust, als sie dies hört und blickt zu Boden.
 

„Nein… sie soll hier bleiben. Alle. Wir können nicht unendlichen Ballast mit uns nehmen, sobald wir die Germa hinter uns lassen. Bis zu unserer Flucht habe ich einfach Freude daran, sie zu zeichnen… Es beruhigt mich ein wenig und… lindert den Schmerz…“
 

Sie hört den blonden Prinzen neben ihr schwer schlucken, bevor seine Hand über ihren Arm wandert, hinunter zum Ellenbogen, dann am Handgelenk vorbei und schließlich ihre Finger greift, um diese in alter Tradition zu seinen Lippen zu führen.
 

Schmunzelnd muss sie feststellen, dass manche Dinge sich wohl nie ändern werden, lässt sein kleines Schauspiel der Zärtlichkeit zu und dreht sich schließlich zu ihm um, um ihre Arme um seinen Hals zu schlingen. Er erwidert die Umarmungen gleich, als sie ihren Kopf gegen seine Schultern legt und die Augen schließt.
 

Ja… vielleicht macht ihre Geste ihm Hoffnung. Vielleicht ist es sogar egoistisch seine Nähe zu suchen, um ein wenig Geborgenheit zu erfahren. Doch es ist genau das, was sie gerade braucht, als diese bedrückenden Gedanken sich wieder einen Weg in ihren Kopf bahnen und ihr Tränen in die Augen treiben.
 

Einfach die wärmende Geste eines Freundes…
 

„Nami…“, flüstert Sanji, dicht neben ihrem Ohr, „… Es wird ihnen hier gut gehen – so gut es eben geht…“
 

Sie schluchzt. Stößt sich von ihm ab, damit sie den Prinzen ansehen kann und schüttelt den Kopf.
 

„Du weißt, dass es unfair ist. Wir dürfen gehen und sie haben zu bleiben!“
 

„Ja…, ich weiß…“
 

„Dann tu doch etwas!“
 

Sie sieht ihn an. Flehend und voller Trauer, auch wenn sie es ist, die weiß, dass Reiju, Hänsel und Gretchen nicht mitkommen können.
 

Die schöne Prinzessin weigert sich, würde sie die Welt dort draußen nur gefährden, da der König aus ihr eine regelrechte Killermaschine gemacht hat. Mit großen Lücken in ihrer emotionalen Bandbreite. Und mit der Angst auf Unschuldige loszugehen, weil etwas in ihr anders – manipuliert – ist. Bereit selbst zu sterben, wenn die Germa untergeht, willig, dem Elend, das von ihrem Königreich ausgeht, ein Ende zu bereiten. Nein…, kein Wort dieser Welt würde Reiju umstimmen können, auch wenn sie dort draußen vielleicht ihr Glück finden kann…
 

Und Hänsel und Gretchen würden nicht überleben können. Sterben, da sie kein Essen der Welt aufnehmen könnten. Elendig verrecken, da sie durch all die Experimente an die Germa gebunden sind – in jeglicher, erdenklicher Art…
 

Nein… selbst er – der blonde Prinz der Germa - kann nichts tun. Er kann den dreien nicht helfen. Sie nicht mit auf diese gefährliche Flucht nehmen und ihr nicht diesen einen Wunsch erfüllen, auch wenn er es doch wollte…
 

„Du weißt, dass ich nichts tun kann… Reiju wird stur bleiben. Meint, sie sei eine Gefahr für die Welt dort draußen und bleibt Vater für immer treu ergeben. Zudem würde er sie suchen. Sie ist ihm auf seine verkorksten Art wichtig… Und Hänsel und Gretchen… du weißt, sie würden es nicht überleben… Und hier drin geht es ihnen weitestgehend gut. Wirklich…“
 

Trotzdem packt sie die schiere Unfairness beim Herzen und zerrt an diesem, bis sie ihr Gesicht gegen seine Brust drückt und einmal wieder leise weint.
 

Wie so oft in den letzten Tagen, seitdem sie vom Schicksal ihrer drei Freunde erfahren hat.
 

Schon oft haben sie darüber gesprochen. Sie alle zusammen. Oder nur zu zweit. Und immer wieder endet es damit, dass sie einfach weinen muss, weil sie sich unendlich machtlos fühlt und weil sie weiß, dass nicht einmal Ruffy helfen könnte.
 

Und dabei wären alle drei unter seiner Flagge so gut aufgehoben…
 

„Mein Prinz?“, hört sie da plötzlich jemanden hinter sich freundlich und leise sprechen, will aber selbst nicht aufsehen. Sie erkennt Hänsels Stimme sofort und fühlt sich auch nicht in der Lage, ihn anzusehen.
 

Zwar weiß sie, dass er ihre gesamten Gefühle nicht verstehen kann und nur das Beste in diesen sehen würde, doch für sie fühlt es sich trotzdem so an, als würde sie ihn enttäuschen, vielleicht sogar hintergehen.
 

„Ja…?“, hört sie aber dennoch den Prinzen leise antworten. „Was gibt es?“
 

„Eure Schwester schickt mich. Sie wirkte recht außer sich…“, Hänsel klingt verwirrt und vorsichtig sieht Nami auf und zu ihm hinüber, auch wenn sie den jungen Mann nur schemenhaft unter dem Tränenvorhang erkennen kann.
 

„Außer sich vor Freude?“, fragt Sanji, doch selbst ein wenig verwundert.
 

„Nein…“, säuselt Hänsel und schüttelt den Kopf. „Es schien eine negative Emotion zu sein. Wut? Trauer, vielleicht? Ich kann es leider nicht sagen. Doch sie schickte mich mit diesen Worten zu euch. Ihr sollt sie im Speisesaal zum Besprechen treffen.“
 

„Worum geht es?“, Skepsis macht sich in Sanjis Stimme breit und sie merkt, wie er sich ein wenig widerwillig von ihr löst. Sein Körper spannt sich sogar an und sie hört, wie der Schlag seines Herzens sich beschleunigt.
 

„Euer Vater ließ die Route ändern. Er will die Grand Line in Richtung des South Blues verlassen“.
 

„Was?!“
 

„Er will dort einige profitable Gebiete erobern und starke Allianzen knüpfen, bevor die Germa zum North Blue zurückkehrt…“
 

„Dieser machthungrige, elendige-“, er unterbricht sich selbst und sieht in Verzweiflung in das Gesicht der weinenden Frau vor ihm.
 

Sie versteht sein Zögern – will er sie doch gerade jetzt Trösten und ihr Nähe schenken, wenn sie diese doch verlangt. Doch sie beide wissen, dass es wichtig ist, den König wieder umzustimmen, sodass er die alte Route beibehält.
 

So, dass sie auf der Grand Line bleiben – der Neuen Welt entgegensegelnd, um bald den Sabaody Archipel zu erreichen. Dort, wo alle Piraten auf dem Weg zum One Piece einmal landen.
 

Auch Ruffy und die Strohhutbande.
 

„Geh…“, wispert sie und drückt gegen seine Brust, um ihn in die Richtung des Fahrstuhles zu schieben. „Ihr müsst euren Vater umstimmen. Und es ist wichtig, dass ihr beide euch absprecht. Natürlich, er wird auf Reiju eher hören, als auf dich, doch es ist wichtig, dass ihr beide zusammen arbeitet. Hänsel kann mir doch so lange Gesellschaft leisten.“
 

„Nami…“, murmelt er doch ein wenig widerwillig, was sie fast zum Verdrehen ihrer Augen bringt. Stattdessen lehnt sie sich vorsichtig näher und gibt dem jungen Mann einen kleinen Kuss auf die Wange.
 

„Hänsel ist hier. Und es ist wichtig, dass du gehst.“
 

„Ich weiß…“
 

„Und Prinzessin Reiju ließ Gretchen auch schon das Abendessen holen. Sie wird gewiss gleich mit einem üppig beladenen Tablett auftauchen! Und Ihr wisst, dass es ihr bei unserer Aufsicht an nichts fehlen wird!“
 

„Siehst du! Ich bin gut versorgt!“
 

Hastig wischt Nami sich die restlichen Tränen aus dem Gesicht und schaut den jungen Mann mit einem strahlenden Lächeln an.
 

„Los!“
 

Er nickt, drückt ihre Finger dann noch einmal gegen seine warmen Lippen und löst sich dann endlich von ihr, mit einem letzten, sehnenden Blick.
 

„Ich beeile mich! Und ich verspreche dir, das wir ihn umstimmen können!“
 

„Okay…“
 

Dann ist er verschwunden und lässt den jungen Mann mit Chirurgenmaske zurück, dessen Augen so freudig strahlen.
 

„Ich liebe königliche Romanzen!“, haucht er so freudig und jauchzend.
 

Sie verdreht nur die Augen und geht zurück zum Schreibtisch, um ihre Zeichenutensilien aufzusammeln.
 

„Hänsel – da ist nichts zwischen uns! Wann haben wir das zuletzt besprochen?“
 

„Heute Morgen, aber-“
 

„Wir sind Freunde. Mehr nicht. Und Freunde umarmen sich. Mögen sich…“
 

„Küssen sich auf die Wange?“
 

„… manchmal? Ja, manche Freunde pflegen auch das zu tun! Und was ist schon dabei?“
 

Hänsel zuckt verlegen mit den Schultern.
 

„Ich kann mich nicht erinnern, dass mir ein Freund jemals einen Wangenkuss gegeben hat. Doch wahrscheinlich hatten meine damaligen Freunde auch ihre Gründe dafür…“
 

Die Worte des Stylisten stimmen Nami unendlich traurig – doch sie will den armen Mann nicht verunsichern und sich selbst wieder der endlosen Trauer hingeben. So macht sie, auf den Weg zum Bad, kurz bei Hänsel Halt, legt eine Hand auf seine Schulter und lehnt sich zu ihm, sodass ihre Lippen kurz über seine linke Wange streifen.
 

Er kichert gleich freudig, wie ein Schulkind und Namis Herz macht ebenfalls einen glücklichen Satz, als sie ihn so lachen hört.
 

Ja… vielleicht mag es stimmen, dass sie ihn und Gretchen nicht befreien kann, doch zumindest wird sie die beiden in bester Erinnerung behalten. Zudem ist sie ihm - für alles - zumindest diese kleine Geste schuldig.
 

„Gibst du auch Gretchen so einen Kuss? Wenn ja – ich möchte gern dabei sein und ihre Reaktion sehen. Die wird bestimmt absolut goldig sein – hihi!“
 

„Gern doch!“, kichert auch Nami, auch wenn sie weiß, dass Gretchen nur die Augen verdrehen wird. „Aber verrate ihr ja nichts von unserem Vorhaben.“
 

Hänsel nickt eifrig, bevor er sich pfeifend ans Werk macht und den Tisch für das Abendessen vorbereitet.
 

Die junge Frau lächelt, summt selbst leise zu der vorgegebenen Melodie, während sie nun endlich ins Bad geht, um ihr Werkzeug zu säubern. Für heute soll ihr das Zeichnen genügen. Ihre Gedanken würden eh zu jeder Zeit wandern – zu den geschmiedeten Plänen, der bevorstehenden Flucht, zu den Strohhüten und den Freunden, die sie hier zurück lassen muss.
 

Zudem könnte zu jeder Zeit Sanji zu ihr zurückkehren – vielleicht sogar mit Reiju im Schlepptau – und wer weiß schon, wie dann das zukünftige Vorgehen auszusehen hat.
 

Nein… konzentrieren könnte sie sich nun wirklich nicht und zudem ist sie eh aus der Übung – ihr Handgelenk schmerzt bereits…
 

Mit einem Handtuch trocknet sie schließlich ihre goldene Feder ab, um sicher zu gehen, dass sie auch morgen wieder zur Benutzung bereit steht und geht ein wenig Gedankenverloren zurück in das Zimmer.
 

Hänsel tänzelt noch immer um den Tisch herum, pfeift sein Liedchen.
 

Erst nach einiger Zeit hört sie, wie sich eine Geheimtür wieder schließt, doch sie denkt gar nicht erst daran aufzusehen – Es ist doch schließlich klar gewesen, dass Gretchen zu jeder Zeit zu ihnen stoßen würde.
 

Sie lächelt ein wenig, als sie an die kleine Unterhaltung mit Hänsel denkt, während sie die Feder genauestens auf ihre Sauberkeit überprüft.
 

„Gretchen – schön, dass du da bist! Hänsel und ich haben soeben über dich gesprochen!“
 

„Und wir sind zu einem recht amüsanten Ergebnis-… oh! Eure Hoheit! Welch‘ Ehre!“
 

Verwundert blickt Nami zu dem maskierten Stylisten, der plötzlich stocksteif neben dem Tisch steht, sich dann aber gleich tiefst verbeugt. Ihre Augenbrauen klettern auf ihrer Stirn nach oben – welch sonderbares Verhalten er doch gegenüber Sanji an den Tag legt.
 

Natürlich – diese gewisse Barriere zwischen den beiden Männern wird nie bezwungen werden, doch sie sind bemüht, ein relativ gutes Verhältnis zu einander aufzubauen. Eines, ohne jeden Zwang und dem Gefühl von Adel und Ergebenden.
 

Doch Hänsels Auftreten ist doch arg befremdlich.
 

„Halt die Fresse, Hänsel!“, hört sie da ein Knurren und voller Panik wirbelt sie herum, um sich im Angesicht eines ganz anderen Prinzen zu treffen.
 

„Yonji…“, entkommt es ihr gleich, das Herz beginnt zu rasen und ihr wird schlecht und schwindelig zu gleich.
 

Nein! Er darf nicht hier sein! Das ist Sanjis Zimmer und der vierte Prinz hat sich zum Betreten keine Erlaubnis eingeholt! Und Sanji würde ihn eh nicht – ohne jeden Schutz und ohne sein wachsames Auge – zu ihr lassen!
 

Ihr Blick fällt für den Bruchteil einer Sekunde auf Gretchen, die neben den Prinzen steht, ein Tablett voller Köstlichkeiten haltend und der Blick zum Boden gerichtet.
 

Nami versteht – Yonji hat also einfach eine Chance genutzt, die sich ihm so perfekt geboten hat. Etwas sagt ihr, dass es nicht einmal Gretchens Schuld ist, dass er hier ist – die arme, willenlose Frau wurde nur für einen Zweck missbraucht. Wenn er ihr den Befehl gegeben hat, dass sie ihn her bringt, dann könnte sie sich einfach nicht dagegen wehren.
 

Sie musste ihn herbringen – sie hatte einfach keine andere Wahl…
 

„Oh Baby! Ich liebe es, wenn du meinen Namen so schön sagst! Wenn du ihn doch nur einmal stöhnen könntest – nur für mich? Doch… wo ist denn diese Missgeburt? Dein… kleiner Schoßhund?“
 

Seine Mundwinkel zucken, sein widerliches Grinsen wird breit und seine Augen funkeln.
 

Nein – er will keine Antwort von ihr. Er weiß bereits, dass Sanji nicht auf seinem Zimmer ist, nicht einmal in der Nähe seines Flügels.
 

Yonji leckt sich über die Lippen. Geht an Gretchen vorbei – die von ihm noch einen kräftigen Klaps auf den Po bekommt – und schreitet langsam in ihre Richtung. Die Augen auf sein Ziel gerichtet. Seine Hände ab und an zuckend, bereit sie zu packen.
 

Er ist das Raubtier hier – das Monster – und Sanjis vergangenes Verhalten war stets nur eine fahle Imitation gewesen. Dem Blonden war es nie ernst gewesen – seinem kleinen Bruder hier, schon…
 

Doch wieder ruft sie ihr Mantra in den Kopf – dass er ihr nichts anhaben kann, dass er sie nicht einmal berühren kann, da sie die Eisenbänder trägt und-
 

… scheiße…
 

„Mhm~“, säuselt Yonji lüstern, als auch er wohl zu der selben Erkenntnis gekommen ist. „Wo ist denn dein netter, explosiver Schmuck? Das ist ja wirklich eine Einladung für mich – und dabei wollte ich doch nur einmal wieder gucken kommen. Aber wenn das so ist, darf ich wohl auch anfassen, nicht? Das ist ja besser, als mein Geburtstag! Mhm… ein Ständchen brauchst du für mich nicht singen – dein Stöhnen soll mir genug sein!“
 

„Yonji…“, entkommt es ihr panisch, als sie merkt, dass der junge Prinz ihr mittlerweile viel zu nah gekommen ist und geht schleunigst auf die andere Seite des Tisches zurück. „Tu nichts, was du bereuen könntest. Wenn Sanji-“
 

„Pah! Was soll die Schabe gegen mich schon ausrichten können?! Ich bin stärker, größer und schöner. Und…“ Sein Grinsen ist nur noch eine abscheuliche Fratze „… auch bösartiger. Ich tue Dinge, an die er sich nicht einmal zu denken traut!
 

„Eure Hoheit-“
 

„Schweig Gretchen! Und bleib schön dort stehen! Lass mich ja keinen Mucks von dir hören, oder ich muss dich bestrafen!“
 

Und die Blonde verfällt sofort in Stille. Sie rührt sich nicht. Atmet nur leise.
 

Nur ihre Finger werden weiß, die in aller Kraft das Tablett umklammern.
 

„Und nun zu dir!“ Yonji greift bereits zu seinem Umhang, lockert ihn und lässt ihn einfach zum Boden fallen. Grinst noch diabolischer. „Aufs Bett! Und mach schön die Beine breit. Endlich kann ich mir das nehmen, was eigentlich mir gehören sollte! Das hast du doch nicht vergessen, oder? Ich hätte dich bekommen müssen – nicht dieser widerliche Gendefekt!“
 

Yonji fackelt auch gar nicht lange, springt gekonnt auf den gedeckten Tisch und dann vor sie – so nah, dass er sie fast greifen kann.
 

Sie schafft es gerade noch davon zu taumeln, rückwärts und gegen die Wand.
 

„Nicht so scheu! Los jetzt! Komm zu deinem Daddy Yonji!“
 

Er kommt auf sie zu – doch jemand stellt sich ihm in den Weg. Vor ihr, mutig und schützend.
 

Hänsel.
 

Zwar sagt er – wie befohlen – dazu kein Wort, doch er stellt sich mit dem letzten Funken seiner Selbstbestimmtheit gegen den Prinzen. Einer der Obrigkeiten, die er doch so verehrt.
 

Yonji hält inne, bleibt stehen und legt unbeeindruckt seinen Kopf schief.
 

„Niedlich! Du kleine Schwuchtel willst sie beschützen?“
 

Der junge Prinz reicht mit einer Hand hinauf, zu Hänsels Hals, zieht ihn an sich heran, um den Kopf mit der zweiten zu greifen und um – Knack! – beides in entgegengesetzte Richtungen zu drehen.
 

Nami schreit und Yonji wirft den jungen Mann zur Seite, als sei er nicht mehr, als ein kaputtes Spielzeug.
 

„Tja… das passiert, wenn man seinen Platz nicht kennt…“, kommentiert er den Toden mit einem leichten Schulterzucken. „Ich werde jemanden kommen lassen, um das wegzumachen… Doch zu erst habe ich ganz andere Dinge im Sinn~“
 

Die junge Frau zittert am ganzen Körper. Tränen überströmen ihr Gesicht. Ihr Herz schlägt und schlägt und schlägt, ohne jede Rast, in ihrer Brust.
 

Sie kann nur zu ihrem Freund blicken. Wie er nicht mehr atmet. Sich nicht mehr rührt. Wie das Strahlen in seinen fliederfarbenen Augen erloschen ist und diese nur starr zur Decke blicken.
 

Sie bemerkt nicht einmal, wie gefährlich nah Yonji ihr gekommen ist – erst, als seine Hände nach ihrem Körper greifen. Erst die Taille – schnell zu ihrem Gesäß.
 

Sie reagiert schnell – nutzt das, was sie in der Hand hält und rammt ihm die goldene Feder entgegen. Trifft seinen Hals. Doch ihr soll es recht sein – sie ist selbst bereit zu verletzen und zu verstümmeln, nur damit er von ihr ablässt, oder damit sie Zeit schinden kann.
 

Sie muss die Oberhand gewinnen. Die Kontrolle. Sie kann einfach nicht zulassen, dass Yonji triumphiert!
 

Er wankt und lässt von ihr ab, geht rückwärts und noch bevor sie Blut sieht, läuft sie an den fluchenden Prinzen vorbei, hinüber zum Schreibtisch, wo sie die Eisenbänder abgelegt hat. Wenn sie diese nur anlegen kann, wird sie vor Yonji sicher-
 

Sie schreit. Fällt zu Boden. Er hat sie zu Boden geworfen. Spürt ihn auf ihr sitzen. Er greift ihr Haar, rammt ihren Kopf einmal, zweimal gegen den harten Boden, bis sie nur noch Blut sieht, riecht und schmeckt.
 

Die Sicht ist ihr verschwommen. Sie fühlt sich schwindelig und benommen. Trotzdem – so befiehlt es ihr der tiefste Instinkt - versucht sie sich umzudrehen, schlägt nach dem Mann über ihr, versucht ihre Beine freizubekommen. Schreit.
 

Versucht diese zusammengepresst zu halten, auch wenn er in aller Verzweiflung sich zwischen diese drängen will.
 

Doch…, sie ist schwach. Viel schwächer, als das Monster von einem Prinzen über ihr.
 

Mit Leichtigkeit packt er sie, dreht sie wieder auf den Bauch und hält sie mit all seinem Gewicht unten. Drückt ihr Gesicht gegen das kalte Holz.
 

Sie aber spürt sein Gesicht in ihrem Nacken. Riecht den stinkenden, warmen Atem. Merkt seine Zähne und seine Zunge auf ihrer Haut – und den harten Beweis seiner Lust gegen ihren Rücken.
 

„Erinnerst du dich noch an unser kleines Aufeinandertreffen in Water Seven? Als dieser dümmlich Pöbel meinte, dich beschützen zu müssen? Ich habe dir doch ein Versprechen gegeben? Dass ich dich irgendwann nehmen werde und keiner wird dich beschützen können. Das will ich jetzt tun! Genau hier… genau jetzt! Wir mussten doch schon so lange warten~“
 

Sie schreit. Fleht. Versucht ihn mit letzter Kraft zu bekämpfen, während eine seiner widerwärtigen Pranken über ihren Rücken und unter ihre Kleider wandert.
 

„Ssshhh, Baby! So machst du es doch nur schwerer! Und ich bin ein Prinz – ich habe meine Ansprüche und ich will ganz sicher nicht durch einen schlechten Fick enttäuscht werden!“, hört sie sein Raunen, ganz dicht an ihrem Ohr.
 

Doch sie weint, als sie merkt, dass sie nicht mehr rauskommt und ruft dann ein letztes, verzweifeltes Mal nach Sanji – ihrem Prinzen – der ihr dieses Mal wirklich nicht helfen kann…

Gebrochen

Er ist gegangen. Hat sich einfach wieder angezogen, ihr in vollster Verachtung Geld hingeworfen und beim Verlassen des Zimmers das Tablett aus Gretchens Händen gestoßen. Irgendetwas davon gebrüllt, dass die blonde Frau jetzt alles aufräumen kann.
 

Und dann war er weg.
 

Doch Nami hört noch die Schritte, wie sie im steten Tempo sich entfernen. Hört, wie Gretchen die Scherben zusammen sammelt, so, wie der Prinz es befohlen hat. Hört ein Dröhnen und ein Rauschen um sich herum, während sie leise schluchzt, das Gesicht weiterhin gegen den Boden drückt.
 

Sie fühlt sich…
 

Sie spürt…
 

Sie…
 

So ganz kann sie noch nicht begreifen, was geschehen ist. Fühlt eisige Kälte um sich herum. Spürt Schmerzen. Im Kopf. Im Herzen. Zwischen den Beinen. Ihr ist schlecht. Sie ist schwach. Sie will einfach nur weg – und doch will sie einfach nur liegen bleiben.
 

Rühren kann sie sich nicht. Atmen will sie nicht mehr. Und auch wenn etwas widerwärtig Rationales es ihr erklären will, so kommt es in ihrem Kopf einfach nicht an.
 

Sie will es nicht wahrhaben – das, was Yonji ihr gerade angetan hat.
 

So liegt sie für einige Zeit, hofft, dass es einfach ein elendiger Albtraum ist, aus dem sie gleich erwachen wird.
 

Erst als Gretchen sich plötzlich neben sie kniet, richtet sie sich langsam und unter Schmerzen auf.
 

Die Blonde zittert selbst am ganzen Leib, drückt ihr eine Serviette gegen den Kopf, um die Blutung zu stoppen und richtet dann ihren Rock, um ihre Blöße zu bedecken.
 

Nami will etwas sagen, doch kann es nicht, da die Stimme ihr einfach versagt.
 

…, doch auch so wüsste sie gar nicht, was sie sagen sollte.
 

Sie lässt es einfach zu, dass die Blonde ihr auf die wackeligen Beine hilft. Lässt es zu, dass Gretchen einer ihrer Arme um die Taille schlingt und einen von Namis Armen auf ihre Schulter legen kann. Lehnt sich gegen die warme Gestalt der Stylistin, die sie stumm ins Bad leitet.
 

Ja… und erst, als sie ihr furchtbares Spiegelbild sieht, wird ihr Yonjis schreckliche Tat bewusst.
 

Sie übergibt sich. Einmal. Zweimal. Würgt Ein drittes Mal.
 

Fällt nach hinten, auf die kalten Fliesen und kriecht rückwärts, bis ihr Rücken auf die kalte Wand trifft.
 

Schreit. Hält den Kopf in ihren Händen. Wippt im Sitzen hin und her.
 

Sie fühlt sich dreckig. Benutzt. Elendig. Widerlich.
 

Sie spürt Scharm. Spürt Ekel. Schmerzen.
 

Sie riecht noch seinen Atem. Spürt noch, wie er sie berührt hat. Wie er…
 

Nami merkt gar nicht, wie Gretchen die Dusche angestellt hat. Hört nicht das Rauschen des Wassers. Spürt nicht den heißen Dampf, der sie umgibt.
 

Merkt nicht einmal, wie Gretchen sie vorsichtig und wortlos aus den Kleidern pellt.
 

Sie lässt es wieder einfach nur zu, weint dabei. Lässt sich von Gretchen in die Dusche leiten, wo sie dann wieder nur gegen die geflieste Wand sackt und in sich zusammenfällt.
 

Für einige Zeit steht Gretchen bei ihr, kümmert sich nicht darum, dass sie selbst nass wird, bleibt aber nach wie vor stumm.
 

Wenn Nami aufgesehen hätte, so wären ihr vielleicht die stillen Tränen aufgefallen, die einfach so über das Gesicht der Blonden laufen, auch wenn sich sonst keine Emotion auf ihrem Gesicht zeigt.
 

Doch stattdessen ist sie nur in ihrer eigenen Dunkelheit, irgendwo vor einem schier endlosen Abgrund gefangen, während sie sich nichts sehnlicher wünscht, als dass das heiße Wasser die vergangenen, qualvollen Momente einfach aus ihrem Gedächtnis löschen könnte. Dass ihre Haut sich abpellt und dass sich ihre Wunden schließen.
 

Wenn sie irgendetwas sich wünschen könnte, dann würde sie die Tat ungeschehen machen lassen…
 

Doch nein… es wird nicht geschehen… sie muss damit leben, mit dem, was der vierte Prinz des Germa Königreiches ihr angetan hat.
 

…, und damit, dass er einfach Hänsel getötet hat… einfach so, weil er es kann… und dabei wollte der junge Mann sie doch nur beschützen. So, wie ein jeder Freund es wohl getan hätte…
 

Sie schluchzt nur noch mehr, zieht die Beine zur Brust und umarmt diese, vergräbt ihr Gesicht in ihren Knien.
 

… sie will hier raus… sie kann nicht mehr und Yonjis Tat hat ihr gezeigt, dass sie unmöglich länger in dieser Hölle bleiben kann… Dass sie schwach ist, nur ein Nichts, für diese Prinzen.
 

… nicht mehr, als ein Stück Fleisch. Ein Objekt der Begierde. Und Yonji hat nun endlich das bekommen, was er die ganze Zeit von ihr verlangt hat…
 

So merkt die Frau nicht, dass Gretchen sich nach einiger Zeit zurück gezogen hat, um weiter ihrem Befehl nachzugehen.
 

Auch nicht, dass Reiju und Sanji nach einiger Zeit das Zimmer betreten – erst mit Verwunderung das Chaos entdecken, welches die Blonde noch immer beseitigt – und dann mit Schock den toten Hänsel erblicken, der noch immer achtlos mitten auf dem Fußboden liegt.
 

Der Hals ins Groteske verdreht, die fliederfarbenen Augen starr und weit geöffnet.
 

Erst da bemerken sie das Rauschen des Wassers und als sie hinein kommen, sehen sie die arme Gestalt einer sonst so stolzen Frau in der Dusche kauern.
 

Nein… Nami bemerkt sie nicht. Hört nicht das panische Rufen nach ihrem Namen, dann die Fragen an die Blonde gewandt.
 

Sie bemerkt nicht, wie Reiju das Wasser ausstellt. Nimmt nicht das leise Flüstern wahr. Sieht nicht, wie Sanji sich neben sie kniet – kehrt erst in die brutale Realität zurück, als seine warme Hand vorsichtigst ihren Arm berührt.
 

Sie schaut auf – erblickt den blonden Prinzen, der selbst fast den Tränen nahe ist, dessen Lippen beben und der panisch atmet.
 

Er schafft es nicht einmal, ihr etwas zu sagen. Egal was.
 

Sie flüstert einfach eine Antwort. So leise, dass er sie nicht versteht. Sie hat es nicht einmal selbst verstanden…
 

Mit rauer Stimme und tiefem Schmerz wiederholt sie also die Worte:
 

„Er ist in mich eingedrungen!“
 

Und die Tränen fließen unaufhaltsam. Sie vergräbt ihr Gesicht, um ihren Scharm zu verbergen und um Sanjis Schock nicht sehen zu müssen. „Und er hat Hänsel getötet. Einfach so! Einfach so…“
 

Reiju keucht, als sie dies hört. Sie flüstert leise Flüche unter ihrem Atem. Schüttelt den Kopf.
 

Sanji aber ist so gefährlich still und das macht die ganze Sache für sie fast noch unerträglicher.
 

Doch… was soll er auch sagen? Wem soll er schon die Schuld geben? Wie soll er sie bedauern?
 

Auf diese Fragen kennt sie selbst nicht mal eine Antwort.
 

Ja… und trotzdem ist seine Stille für sie am grausamsten.
 

Nur ein Wort… es würde nicht ihre Seele heilen, aber es würde vielleicht für sie der Beweis sein, dass er nun da ist, um sie zu beschützen.
 

Stattdessen greift er nach ihr. Zaghaft. Behutsam. Und liebevoll. Drückt ihren kalten Körper gegen seinen, als hoffe er, dass das Zittern aufhört. Küsst ihr nasses Haar. Fragt seine Schwester nach einem Handtuch, in das er sie einwickelt.
 

Dann richtet er sich wieder auf. Das gebrechliche Wesen auf seinen Armen balancierend und schreitet stumm an seiner Schwester, dann an der Blonden vorbei. Hinüber zum Sofa, auf welches er sie legt – so, dass sie Hänsels Körper nicht sehen kann.
 

Normalerweise wären diese freundlichen Gesten ihr willkommen gewesen. Hätte sich vielleicht sogar an seiner Nähe erfreut.
 

Doch nicht jetzt – nicht nachdem Yonji…
 

Sie schluchzt erneut. Beginnt wieder zu weinen und bleibt einfach liegen, umschlingt sich selbst nur mit ihren Armen, während es sich anfühlt, als würde sich ihr gesamter Verstand auflösen.
 

„Gretchen…?“
 

„Ja, meine Prinzessin…“
 

„Welcher meiner Brüder ist hier gewesen?“
 

„Prinz Yonji…“
 

„Wie kam er hier rein? Hat er das Passwort zum Zugang erraten?“
 

„Er bemerkte, wie Ihr Hänsel losschicktet, um Prinz Sanji zu holen und wie Ihr mir befahlt, das Abendessen ihr zu bringen. Er lauerte mir vor der Küche auf und befahl mir, ihn durch die Geheimgänge in diese Zimmer zu bringen. Er verschwand auch wieder durch den Geheimgang… Ihr wisst, dass ich den Befehlen der königlichen Familie Folge zu leisten habe…“
 

„Ich nehme an, dass du nichts tun konntest…?“
 

„Er befahl uns die Stille und mir das Zurückhalten. Hänsel stellte sich ihm in den Weg…“
 

„Er hat sich Yonji widersetzt?“
 

„Nicht widersetzt. Nein. Sich gegen ihn aufgelehnt. Es hat ihn das Leben gekostet. Dann verging er sich an dem Mädchen.“
 

„Vor deinen Augen?“
 

„Ich konnte sie schließen…“
 

Ein Seufzen.
 

„Trotzdem hast du es miterlebt?“
 

„Ja… Als er fertig war, gab er mir den Befehl aufzuräumen…“
 

„Und du hast dich bis zu unserer Ankunft um sie gekümmert?“
 

„So wie ich es verstehe – ja…“
 

„Danke, Gretchen… Sanji… was hast du vor?“
 

Ein Schnauben. Das Knacken von Knöcheln. Schritte, die im Raum widerhallen.
 

Seine Wärme ist fort.
 

„Ich muss mich um Yonji kümmern!“
 

„Sanji! Sei nicht dumm! Er ist stärker, als du und du solltest nicht jetzt deine Gefühle für das Mädchen in den Weg kommen lassen. Nicht jetzt, wo wir kurz vor deiner Flucht stehen!“
 

„Das Mädchen?! Nami… Nami ist die Frau, die ich liebe!“
 

„Vater bringt dich um, wenn er solch eine Gefühlsduselei hört…“
 

„…, vorher bringe ich Yonji um!“
 

„Sanji!“
 

„Ich kann ihn nicht davon kommen lassen! Er muss bestraft werden! Kümmert ihr euch um Nami, ich bin gleich zurück!“
 

„Sanji – das ist blinder Suizid, in den du da rennst!“
 

„Kümmer. Dich. Um. Sie! Ich habe eine Rechnung mit meinem kleinen Bruder offen!“
 

Die Geheimtür knarzt, als sie sich öffnet, knallt, als sie sich wieder schließt.
 

… doch für sie ist all das Gesagte nur wie ein entfernter Traum gewesen, während sie regungslos auf dem Sofa liegt und an die Wand starrt.
 

Die Tränen fließen mittlerweile von ganz allein.

Sanji VI

Das Monster in mir ist erwacht. Flescht die Zähne. Zeigt die widerlichen Lefzen. Wetzt die Krallen.
 

Es kocht in meinem Innersten. Bebt und brodelt. Mein Atem ist zitternd. Ich schnaube vor Wut mit jedem Schritt. Bin bereit zu töten, wenn man mich nicht aufhält.
 

Meine Beine tragen mich quer durch die Untiefen des Schiffes. Durch Geheimgänge, leere Flure und Hallen. Vorbei an Soldaten und Dienern, die mir nur verängstigte Blicke würdigen, oder vor Panik aus dem Weg treten, während mein wilder Blick umherschweift, in der Hoffnung meinen Bruder zu finden.
 

Er hat es nicht verdient, weiterzuleben. Nicht mit den Konsequenzen, die nach seiner unversöhnlichen Tat, nun auf Namis Schultern Lasten.
 

Mir ist es egal, ob er mein Bruder ist. Mir ist es vollkommen gleich, dass er ein Prinz ist. Ich schere mich nicht um seine Stärke. Nicht um meine Brüder. Nicht um meinen Vater.
 

Er hat meinen Zorn verdient…
 

„Wo ist er! Sag es mir!“, brülle ich einem Soldaten entgegen, der gleich stillsteht und salutiert. „Wo ist mein Bruder! Yonji!“
 

„Man sah ihn zuletzt im Krankenflügel!“
 

Ich stoße ihn unsacht zur Seite, stürme zum Buk des Schiffes. Dorthin, wo sich wohl nun der Verbrecher aufhält.
 

Jeder Schritt wird schneller. Mit jeder Sekunde fühle ich das Biest mehr und mehr toben. Mit jedem Augenblick will ich mehr und mehr Yonjis Tod. Nichts anderes, nichts dazwischen.
 

Die Tür zum königlichen Krankenzimmer trete ich ohne Mühen auf.
 

Die Schwestern erschrecken und kreischen. Der Arzt tritt irritiert zur Seite, hält gleich in Panik seine Hände in die Höhe.
 

Yonji aber blickt wenig beeindruckt zu mir, während er mit einer Hand über ein Pflaster streicht, dass seinen Hals ziert.
 

Ich sehe Blut, das den Kragen seines Hemdes verfärbt. Und ich sehe Namis goldene Feder, die auf einem medizinischen Tablett liegt, selbst vollkommen von der roten Flüssigkeit benetzt.
 

„RAUS!“, Befehle ich bellend dem Personal, die sich verbeugen und an mir vorbei huschen und fliehen.
 

„Brüderchen~“, höre ich da schon seine Stimme und nun kann ich mich wirklich nicht mehr halten.
 

Ich presche auf ihn zu, packe seinen Hals und hebe ihn auch.
 

Werfe ihn gekonnt in eine Vitrine.
 

Das Holz zersplittert krachend. Das Glas zerspringt. Verschiedene Tinkturen laufen aus.
 

Er hustet, richtet sich dann aber wankend auf.
 

Ich setze gleich nach. Ein Schlag auf die Nase. Ein Tritt gegen die Brust. Zwei Hiebe in die Seite.
 

Erneut fällt er in die Scherben – schaut ein wenig verwundert drein, als er zu seiner Nase reicht und die Finger zu seinen Augen hält, um das Blut sehen zu können.
 

Er pfeift beeindruckt.
 

„Wow! Du hast ja etwas gelernt! Nicht schlecht, für eine Schabe!“
 

Erneut gehe ich auf ihn los – dieses Mal beginnt er sich zu wehren. Weicht aus. Pariert. Schlägt zurück.
 

Ich weiß, dass dies kein leichter Kampf wird – unsere Techniken sind die Gleichen, die Kräfte ähnlich verteilt. Wir sind beide Kämpfer. Mörder. Attentäter. Wir wissen uns zu verteidigen und wie man den anderen verletzen kann.
 

Doch das soll mir egal sein.
 

Ich weiche ihm ebenso aus. Setze genauso nach. Lande ebenfalls gute Treffer – erleide trotzdem auch Schmerzen und Verletzungen, als er mir auch die ein, oder Andere verpasst.
 

Trotzdem schaffe ich es, ihn durch die Tür zu stoßen. Hinein in den Flur. Einige Diener sehen den Kampf, schreien und laufen auch davon.
 

Ich aber balle die Fäuste, springe ihm entgegen, kann ihn gegen die Wand stoßen, so sehr, dass die Farbe und der Putz zu bröckeln beginnen.
 

Ein wenig benommen schüttelt er den Kopf, spuckt dann Blut auf den Boden, bevor er mich mit einem widerlichen, boshaften Grinsen ansieht. Seine Augen strahlen regelrecht vor Triumph, und keuchend beginnt er zu lachen.
 

„Ich sehe, dass du schon davon gehört hast! Aber was hast du denn? Unter Brüdern wird doch nun einmal geteilt! Und außerdem hätte die Kleine eh mir gehört! Ich habe mir nur das genommen, was du mir weggeschnappt hast!“
 

Ich schreie vor Zorn, als ich dies höre und stürme erneut auf ihn zu. Er rollt sich gekonnt zur Seite, schafft es dann, mir einen Tritt in den Magen zu verpassen, dann noch einen Hieb gegen das Kinn – und ich bin es, der bis zum Ende des Flures fliegt und gegen eine Wand rammt.
 

Keuchend richte ich mich auf – knurre und fluche, weil ich so unachtsam war und merke, dass er wohl eine oder zwei meiner Rippen gebrochen hat.
 

„Sie war aber wirklich gut! Wenn sie dir mal langweilig wird, nehme ich sie gern. Im übrigen habe ich auch Geld dagelassen. Das hat sie sich wirklich verdient!“ Er lacht hämisch, weicht dann gekonnt den ersten Schlag aus, den ich zu seinem Gesicht ziele, wird aber von dem zweiten und dritten getroffen.
 

Taumelt zurück und geht dann im nächsten Moment doch auf mich los.
 

Schläge. Tritte. Hiebe.
 

Wir wissen, was wir tun. Würden unser ganzes Leben dafür ausgebildet. Extra für den Kampf genetisch manipuliert. Und auch wenn Yonji jedes Mal meint, er habe die Oberhand, kann ich das Blatt wieder drehen, um das Ruder an mich zu reißen.
 

Wir springen erst wieder auseinander, als ich meinen Ellenbogen in den Bereich seines Zwerchfells dränge und er mich zur gleichen Zeit in der Niere trifft.
 

Wir beide krümmen uns vor Schmerzen – doch er atmet schwerer. Ich weiß genau, was solch ein Schlag für das Atmen bedeutet und dass man seinen Gegner so gut für einige Zeit außer Gefecht setzen kann.
 

„Ich bin beeindruckt…“, knurrt er verächtlich, schnaubt dann, als er erneut auf mich zukommt und ich zurück weiche. „Aber keine Angst – gleich wirst du das hier bereuen. Meine Ausdauer kehrt gleich zurück – du weißt, dass ich sie für etwas anderes geopfert habe!“
 

Ich stürme nach vorne. Reiße ihn von den Füßen. Durch den Flur, durch die Wand und in den nächsten Raum hinein. Will ihm das widerliche Grinsen aus dem Gesicht kratzen. Will sein Herz herausreißen. Will, dass er endlich die Fresse hält.
 

Wieder und wieder dresche ich auf sein Gesicht ein. Den Hals. Die Brust. Alles, was ich in die Finger bekommen kann. Bin blind vor Wut und für die Konsequenzen.
 

Erst als man mich an den Armen packt und wegzerrt, lasse ich von Yonji wieder ab, dessen Gesicht blutig und geschwollen vor mir liegt.
 

„Was ist hier los?!“, schreit Ichiji, der sich um meinen linken Arm klammert.
 

„He, Schabe! Komm runter!“, entkommt es Niji, der den Rechten hält.
 

Beide zerren mich mit aller Kraft von unserem vierten Bruder weg.
 

Auch wenn es ihnen Mühe bereitet, mich und das Monster in mir, zu bannen.
 

Ich gebe auch nicht nach. Will weiter attackieren. Will, dass Yonji für seine Tat bezahlt. Ertrage nicht das Grinsen, dass sich schon wieder breit machen will.
 

Während er sich langsam und wackelig hinstellt, zwingen sie mich in die Knie, Ichiji packt dabei meine Kehle, als würde er hoffen, dass ich mich endlich beruhige.
 

Yonji aber lacht nur, als er dies sieht, wischt sich mit einem Ärmel das Blut vom Gesicht.
 

„Ich habe die Kleine gefickt! Habe es ihr so besorgt, wie es ein Mann einer Frau besorgen sollte. Mal schauen – vielleicht hat ja ihr Schoß etwas Magisches und sie schenkt Vater einen würdigen Enkel! Ach… und diese kleine Schwuchtel habe ich wohl aus Versehen umgelegt. Passiert den Besten!“
 

„Welche Kleine?“, höre ich Nijis irritierte Frage. „Die Piratin?“
 

„Du bist in das Zimmer von Nummer 3 eingedrungen, nur für eine schnelle Nummer? Die Eisenbänder?“
 

„Die trug sie nicht. Das war doch eine Einladung, die ich gern annahm!“
 

„Du Wichser!“, brülle ich Yonji entgegen, der sich nur mit dem Säubern seiner Selbst beschäftigt, mich, da nun eh die beiden anderen da sind, vollkommen ignoriert.
 

„Du kennst die Regeln. Kein unbefugtes Betreten der Zimmer. Und Vater wird es auch missbilligen, dass du eine andere Frau, als die, die dir gehören, genommen hast!“, kommt es von Ichiji stoisch, der alle Regeln und Gesetze der Germa und unter den Vinsmokes auswendig kann. Besser, als wir alle zusammen.
 

„Nicht, dass du dir etwas eingefangen hast!“, feixt Niji.
 

„Ihr nehmt doch nicht etwa Nummer 3 in Schutz?!“
 

Ichiji schnaubt.
 

„Nein – aber ein Krieger sollte seinen Platz und die Gesetze seines Königreiches kennen. Wenn Vater das hört, wird er dich nicht an der nächsten Schlacht teilnehmen lassen wollen! Als Strafe.“
 

„Und Nummer 3 kommt ungeschoren davon?! Seht mich nur mal an!“
 

„Nein – aber Vater soll sich selbst darum kümmern! Und du gehst deine Visage wieder herrichten! Du siehst richtig scheiße aus!“
 

„Fick dich, Ichiji!“
 

Yonji verzieht sich schnell, noch bevor Ichiji ihm nachsetzen kann und ist schon bald – hämisch lachend – am Ende des Ganges verschwunden.
 

Ich habe keine Chance mich gegen meine beiden älteren Brüder zu wehren. Oder etwas gegen die schiere Ungerechtigkeit zu sagen, mit der Yonji und ich mit zweierlei Maß bewertet werden.
 

Mit der unsere Taten gewichtet werden.
 

So war es schon immer. So wird es immer sein. Und ich frage mich, was mich je dazu bewegt hat, hier zu bleiben…
 

Sie schleifen mich durch die Gänge. Zum Fahrstuhl und durch die Flure, die zu Vaters Gemächern führen. Erst sind sie still, doch machen dann hämische Scherze über das Geschehene.
 

…über Hänsels Tod. Über das, was Yonji Nami angetan hat. Und über meine Dummheit – dass ich mich wirklich mit einen von ihnen angelegt habe.
 

Sie hören erst auf, als unser Vater uns in sein Zimmer hereinbittet.
 

Ja, auf manchen wirkt er wie eine einschüchternde, erhabene Gestalt. Bedrohlich und gefährlich. Und auch ich habe meist das Gespräch eher mit unserem Vater gemieden, wenn es nicht zwingend notwendig war.
 

Doch nicht heute. Und auch, wenn ich mich erst vor wenigen Minuten hier zuletzt vorgefunden habe.
 

Auch wenn Reiju dieses Mal nicht neben mir steht, so will ich dem Alten doch trotzen.
 

Als Ichiji und Niji mich endlich loslassen, richte ich mich ein Stückchen mehr, als sonst, auf, hebe stolz und ohne jede Angst den Kopf.
 

… traue mich, Vater sogar in die Augen zu blicken, als er mich über den Papierkram, den er so sorgfältig durchliest, ansieht.
 

„Du siehst scheiße aus, Sanji!“, knurrt er verächtlich, schüttelt den Kopf und senkt wieder seinen Blick. „Habt ihr ihn wieder vermöbelt? Ist ja lange nicht vorgekommen. Und wo ist Yonji?“
 

„Zwischen den beiden gab es eine Auseinandersetzung, Vater!“, entgegnet Ichiji bestimmt. „Zudem muss ich mit Bedauern berichten, dass Yonji gegen Gesetze unserer Familie verstoßen hat. Ich habe ihm bereits eine Strafe verhängt!“
 

„Gut, gut…“, murmelt der Alte uninteressiert, für den das Gespräch nun beendet ist. Doch er blickt noch einmal auf und sieht, dass wir drei noch immer vor ihm stehen.
 

Genervt schnalzt er mit der Zunge.
 

„Habt ihr nichts Besseres zu tun, als eure Langeweile hier zu vertreiben? Wozu ließ ich euch Frauen haben? Habt ein bisschen Spaß und stört mich nicht! Ich verlange nach euch, wenn ich euch brauche!“
 

„Wollt Ihr nicht Nummer 3 bestrafen?“, fragt Niji irritiert und kratzt sich am Kopf. „Wegen ihn hat Yonji viele Verletzungen davon getragen!“
 

„Dann sollen die gerichtet werden! Und härteres Training, wenn er einem von euch so leicht verletzen kann. Eine ziemliche Schande – nicht wahr? Oder war es vielleicht nur Glück?“
 

Ichiji und Niji sehen sich an. Dann blicken sie zu mir. Verbeugen sich vor Vater und gehen einfach – denn für sie ist das Gespräch hier zu Ende.
 

Ich aber bleibe noch an Ort und Stelle, balle die Fäuste und warte, bis mein Erzeuger mich mal wieder eines Blickes würdigt.
 

Doch das tut er nicht – wie immer bin ich nur Luft für den Alten.
 

„Sieh mich an, Judge!“, rufe ich ihm zornig entgegen und verenge wütend meine Augen, als unsere Blicke sich treffen.
 

„Was ist? Hat dir ein Gespräch mit mir heute nicht gereicht? Was willst du noch? Ich habe dir schon gesagt, dass wir nicht abdrehen werden! Der Kurs ist gesetzt! Oder willst du deine große Schwester wieder holen, damit dir diese Erkenntnis leichter fällt?“
 

Er legt die Dokumente nieder und steht auf. Verschränkt Die Arme hinter seinem Rücken und blickt von oben auf mich herab. Will mich so wortlos in die Knie zwingen.
 

Nur nicht heute.
 

„Ich werde mich nicht hinter Reiju verstecken!“, knurre ich, gehe einen Schritt auf ihn zu, bleibe dann wieder stehen. „Es gibt keinen Grund, warum ich das tun sollte!“
 

„Interessant… Auch nicht im Angesicht deiner bevorstehenden Flucht?“
 

Ich keuche. Trete zurück. Blicke ihn einfach an.
 

„Ich bin nicht dumm, Sanji. Nahrungsmittel werden aus den Vorratsräumen geplündert. Geheimgänge erkundet. Rettungsboote überprüft. Reiju und du – ihr arbeitet mehr zusammen, als je zuvor! Ein wenig spät, wenn du mich fragst – deinen Tod hätte man vor zehn Jahren besser vorspielen können. Und… deine kleine Hure soll mitkommen, ja?“
 

Ich schlucke.
 

… hätte wissen sollen, dass er etwas bemerkt…
 

„Widerlich – diese Gefühle, die du für so ein Pack pflegst. Aber was soll ich anderes erwarten? Du warst schon immer so widerlich schwach. Und so erbärmlich. Und dabei dachte ich, dass du dich langsam auf den rechten Weg befindest… Schließlich könnte man fast meinen, dass ich beeindruckt bin, als ich soeben von deinem beinahen Triumph gegen Yonji gehört habe. Es braucht einiges an Stärke, um meine drei Söhne zu verletzen. Was hat dich dazu verleitet?“
 

Ich ignoriere Vaters Sticheleien – ich wusste schon immer, dass er mich nicht als seinen Sohn ansieht und das wird sich auch nicht ändern.
 

Wobei seine Worte wohl noch nie näher an einem Kompliment waren, als in diesem Moment.
 

Trotzdem schnaube ich verächtlich und spreche das Einzige aus, was mir zu seiner Frage in den Kopf kommt:
 

„Du weißt es eh schon. Nicht?“
 

Er presst die Lippen zusammen, mustert mich stumm, seufzt dann leise.
 

„So viel Unruhe wegen einer Mätresse…“
 

„Nenn sie nicht so!“
 

„Nutte ist dir lieber? Hure? Ja? Was hat sie an sich, dass du ihr so verfällst… Nun gut – ich erinnere mich daran, wie du unsere Spezialisten los sandest, damit sie dir genau dieses Mädchen besorgten. Eine kleine, dreckige Piratin, die mal für den Fischmenschen Arlong arbeitete. Du kanntest sie nicht einmal und wolltest sie unbedingt in deinen Fängen wissen.“
 

„Sie-“
 

„Du wusstest genau, dass sie durch die Tests kommt, da sie schon eine gewisse Willensstärke unter Arlong bewiesen hat. Dass sie sich eignet, dir und deinen Brüdern vorgestellt zu werden, weil sie eine unbeschreibliche Attraktivität ausstrahlt. Dass ich euch trotzdem für sie bieten lasse, weil ich euren Willen zum Sieg und das Bedürfnis zu Gewinnen stets fördern will. Also nahmst du deine gesamten Ersparnisse mit. Nicht nur die 2 Millionen Berry. Für ein Mädchen, über das du nur in der Zeitung gelesen hast. Und du klagst hier deinen Bruder an, dieses Mädchen unsittlich berührt zu haben, obwohl du es warst, der all das von vornherein geplant hat. Welch‘ Ironie, nicht?“
 

Ein kurzes, bösartiges Grinsen huscht über seine Lippen, während meine Schultern nach unten sacken und mein ganzer Stolz sich in Luft auflöst.
 

„Weiß sie denn, dass du derjenige bist, der sie in ihre persönliche Hölle gezogen hast? Dass du es warst, der unsere Leute ausschickte, um sie von ihren Freunden wegzulocken und sie – als sie sich noch im Palast von Alabasta befand – für genau diese Zwecke gefangen nahmen? Nein?“
 

Ich schlucke schwer – nach all diesen Monaten wird mir meine Tat endlich bewusst. Etwas, was ich nur tat, um meine Triebe zu befriedigen. Weil meine Libido sich nach genau dieser einen Frau sehnte, deren Bild ich nur in der Zeitung gesehen habe. Einmal. Vielleicht zweimal, bevor sie dann in Fleisch und Blut vor mir stand.
 

„Ich bin beeindruckt. Muss ich ehrlich sagen – so etwas Grausames fällt nur den Besten ein! Du hast dich gut gemacht, Sanji! Sicher, dass du noch fliehen willst? Ich glaube, dass du mittlerweile doch ganz gut zu deinen Brüdern passt. Dass mit deinen Gefühlen bekommen wir noch hin!“
 

„I-ich…“
 

…, ich bin sprachlos. Von mir selbst angewidert, als ich merke, dass ich selbst es war, der diese ganze Verkettung von Ereignissen in Gang setzte.
 

Nur, weil ich eine Frau begehrte, die ich nicht haben konnte. Nicht auf normalen Weg.
 

Nur wegen mir ist Nami hier – weil ich mich nach ihrer Schönheit sehnte. Nach ihrer Intelligenz. Ihrem Körper. Mir hätte klar sein sollen, dass auch meine Brüder hinter ihr her sein würden. Nicht nur wegen ihrer Eigenschaften – sondern weil ich es bin, der die drei ausstach, um sie zu bekommen. Es hat den Neid geweckt. Und den Unmut darüber, dass ich etwas besitze und es ihnen verwehre. Bis zumindest einer von ihnen kommen würde, um es sich zu holen – in dem Moment, als ich all meine Abwehr – ihren Schutz durch das Halsband – sinken ließ. Unachtsam war, weil mich Gefühle verblendeten, sowie die Aussicht auf meine mögliche Flucht.
 

Ja… wenn ich nicht gewesen wäre, hätte man Nami nicht eingefangen, Yonji hätte sich am Ende nicht an ihr vergangen und Hänsel wäre dann auch noch am Leben.
 

Vater hat Recht – mein blinder Wahn lässt mich nach wie vor ein Monster der Germa bleiben. Und dieses weißt mir perfekt meinen Platz auf…
 

Ich bin ein Vinsmoke. Und werde es auch immer bleiben.
 

„Du hast aber noch einen langen Weg vor dir. Ich denke, dass du dich im South Blue beweisen kannst. Du musst stärker werden. Emotionsloser. Wie eine wilde Bestie – genau das sind die besten Krieger! Ich habe einiges für dich geplant. Habe bereits Kontakte aufgenommen…“
 

„Kontakte…?“
 

„Ich versuche für dich eine Ehe zu arrangieren. Und die Kaiserin Big Mom scheint mir eine gute Allianz zu bieten – sie wird uns helfen, die Macht im North Blue wieder auszubauen. Und zu halten. Wir müssen ihr nur beweisen, dass du es würdig bist, einer ihrer Blagen zu ehelichen. Dafür sind wir auf dem Weg in den South Blue – um unsere und vor allem deine Stärke zu beweisen! Wir haben etwa zwei Jahre dafür Zeit...“
 

Ich kann dazu nichts sagen. Nichts würde Vaters Meinung noch umschwenken – ihm einen anderen Plan bieten. Sein Wille ist das Gesetz.
 

Für ihn habe ich nun einen Wert.
 

… den, ein Bauernopfer zu werden, in einer politischen Ehe, mit dem Nachwuchs einer für ihn dreckigen Piratin. Er mag das so hinstellen, als wäre dies die größtmögliche Ehre, die mir widerfahren könnte. Doch ich blicke hinter die Fassade. Verstehe, dass ich der einzige Sohn bin, den er für so einen Zweck opfern würde…
 

Und jetzt verstehe ich - deswegen würde er mich nun nie mehr gehen lassen…
 

Und plötzlich ist mein größter Wunsch – Vaters Anerkennung zu bekommen – mein größter Albtraum geworden.
 

Während ich noch wie paralysiert vor ihm stehe, hat er sich bereits wieder gesetzt und sortiert die Papiere.
 

„Wenn du dich gut verhältst und als würdig erweist, kann ich bei Big Mom einräumen, dass du das Mädchen weiterhin als Mätresse behalten kannst. So einen Harem hat wohl mancher, guter Königssohn, der sich der Ehe hingibt… Wenn Big Mom es zulässt – versteht sich. Notfalls kannst du sie ja gern an Yonji weitergeben, der eh an ihr Gefallen gefunden hat, oder wir entsorgen sie auf dem üblichen Weg. Für sie bekommt man gewiss gutes Geld, findest du nicht?“
 

Ich schaffe es nicht einmal mehr, Vater anzusehen, der sein Gesicht eh gleich wieder in den Schriften vergräbt.
 

Und ich schaffe es nicht einmal zu gehen, werde ignoriert, bis kurz darauf jemand an der Tür klopft, den er prompt hereinlässt.
 

„Eure Hoheit!“, höre ich eine feste, mir bekannte Stimme und schaffe es gerade noch so aufzusehen. Mit Tränen in den Augen sehe ich, wie Gretchen neben mir steht, die Hände vor ihrem Bauch gefaltet, die Nase vor Stolz nach oben gerichtet. Mit bestimmten Blick sieht sie den König an.
 

„73-f. Gut. Dir ist klar, warum du hier bist?“, sagt Vater, nimmt von mir keine Notiz mehr.
 

„Ich half Prinzessin Reiju und Prinz Sanji eine Flucht zu planen. Hielt 23-c nicht davon ab, Kontakte mit dem Mädchen zu pflegen. Und ich half Prinz Yonji die Regeln des königlichen Hauses zu brechen, indem ich ihn in das Zimmer seines Bruders leitete, wo er sich an dem Mädchen verging. Ich sehe mich in allen Punkten schuldig.“
 

Einmal mehr an diesem Abend hört mein Herz auf zu schlagen, denn ich weiß, auf was das hier hinausläuft.
 

„Vater…“, versuche ich den König zu beschwichtigen, doch er hebt nur seine Hand, um mich zum Schweigen zu bringen.
 

„73-f, begebe dich in die Labore. Dort wird man sich um dich kümmern! Deine Dienste werden nicht mehr gebraucht.“
 

Sie verbeugt sich vor meinen Vater, doch als sie noch ein letztes Mal sagt „Es war mir eine Ehre!“, blickt sie in meine Richtung, bevor sie ihren letzten Gang antritt, von dem sie nicht zurückkehren wird.
 

Ich sehe ihr nach, bevor sich die Tür schließt und mein Vater auch mich dann mit unsanften Worten aus den Raum wirft.
 

… gedankenverloren und mit nichts mehr, als Verlusten kehre ich nun in mein Zimmer zurück…

Mein letztes Versprechen

„M-moment…“, flüstere ich, in mitten des dunklen und stickigen Geheimganges, als zwei unserer Soldaten mich gerade passieren, mit Hänsel, den sie zwischen sich tragen.
 

Natürlich halten sie sofort an, als sie meine Stimme hören. Sie können einfach nicht anders.
 

Für einige Momente betrachte ich den leblosen Körper vor mir. Schlucke schwer. Schließlich hat er das nicht verdient – nichts von dem, was hier auf diesen Schiffen mit ihm und Gretchen geschehen ist.
 

Doch leider war er zu einer falschen Zeit an einem falschen Ort gewesen.
 

Und nun wieder… und auch wenn sein Tod für Yonji nichts bedeuten mag, als eine weitere Leiche auf seinem mit Körpern gepflasterter Pfad der Zerstörung, so bin ich ihm trotzdem für seine Tat unendlich dankbar.
 

Denn er wollte Nami schützen, als ich es nicht konnte. Und das macht ihn zu einen guten Menschen.
 

…, ich verstehe, warum Nami diesen Mann trotz seiner fehlenden Gefühle, der beraubten Empathie und dem entstellten Gesicht als einen Freund gesehen hat.
 

In einem anderen Leben hätte ich ihn gern auch so gesehen…
 

Mit zittrigen Händen schließe ich die fliederfarbenen Augen ein letztes Mal und hoffe, dass es ihm jetzt besser geht – dort, wo es so einen guten Menschen, wie ihn, hinzieht, wenn die Zeit gekommen ist.
 

… und ich weiß, dass es auch Gretchen nun nicht anders ergehen wird – wenn es für sie nicht schon zu spät ist.
 

Leise gebe ich den Befehl und die beiden Soldaten gehen weiter und nehmen Hänsel mit sich, den ich stets in bester Erinnerung behalten will.
 

Ich aber schlürfe mit schweren Schritten zu meinem Zimmer, dort, wo die Hölle sich anscheinend aufgetan hat, um die Menschen um mich herum zu verschlingen. Um die Guten zu bestrafen, und um die Bösen nur noch mächtiger zu machen.
 

Und auch ich gehöre zu ihrem Abschaum, mit all meinen Bestien, Monstern und Dämonen.
 

Ich bebe vor Angst und Reue, als ich vor der Tür stehe, die der Eingang zum Grauen für mich ist. Wische mir Blut und Tränen aus dem Gesicht, drücke dann gegen das bemalte Holz, um einzutreten.
 

Zuerst sehe ich Namis schlafende Gestalt. Eingehüllt in dicken, weiten Kleidern und versteckt unter der Decke. Sie schläft, auch wenn ihr qualvoll verzerrtes Gesicht ganz andere Bände spricht.
 

Dann fällt mein Blick auf Reiju, die auf der Kante des Bettes sitzt, ein blutiges Tuch in ihrer Hand hält und mitleidig auf die schlafende Schönheit blickt.
 

Erst, als sie das Knarzen der Geheimtür hört, die ich hinter mir zufallen lasse, blickt sie auf und zu mir hinüber. Sie mustert mich, presst ihre Lippen zusammen und schließt die Augen für einen Moment.
 

Blickt dann wieder zu ihr, die ich so sehr liebe und in meinem blinden Egoismus so viel Leid zugefügt habe.
 

„Ich ließ ein Schlafmittel für sie kommen. Und eine Pille gegen die Schmerzen. Wenn sie die erste Nacht einmal überstanden hat, wird es für sie leichter… Und jemand kam, um Gretchen zu holen – sie soll zu Vater gehen. Man wird ihr doch nichts antun – sie hat doch nichts Falsches getan…“
 

Ich ignoriere ihre Frage über die blonde Stylistin – weiß ich doch nicht, wem die Antwort mehr Schmerz bereiten würde…
 

Warum nur habe ich das elendige Gefühl, dass Yonji den Bediensteten den Befehl gegeben hat, Gretchen zu holen? Für mich fühlt es fast so an, als wolle er alle Beweise dieser Untat beseitigen. Nicht aus Reue. Nein… einfach, weil er es kann und um noch mehr Hiebe in mein Herz zu stoßen.
 

Er hat meine Reaktionen gesehen, als wir kämpften. Er weiß, dass Nami mir etwas bedeutet. Er ahnt, dass sich da etwas wie Freundschaft zwischen mir und den beiden Stylisten angebahnte.
 

Und er weiß, dass mir jede weitere Abscheulichkeit nur noch mehr meine schwächlichen Gefühle aufweist.
 

Nein – ich sage kein Wort über Gretchens Verbleibe – wird es jetzt eh schon zu spät sein und ihr Schicksal doch bereits in unseren Laboren besiegelt.
 

Stattdessen fokussiere ich mich auf die junge Frau, die da in meinem Bett liegt, und gebe Reiju nach einiger Zeit der Stille doch eine Antwort:
 

„Leichter?!“, entkommt es mir mit rauer, zorniger Stimme und ich schreite auf das Bett zu, bleibe dann aber einige Meter davor mit geballten Fäusten stehen. „Für sie ist es jetzt nicht mehr so, wie es einmal war, Reiju!“
 

„Wir beide wissen, wer der Schuldige ist. Sie ebenfalls… Mach dir keine Vorwürfe!“, Schmerz schwingt in ihrer Stimme mit – sie weiß genau, warum ich Gretchen nicht erwähne.
 

„Keine Vorwürfe…“, entkommt es mir voller Empörung und ich lasse mich an Ort und Stelle auf den Boden sacken. Schließlich habe ich es nicht verdient, näher an die beiden Frauen heranzutreten, die ich mit meiner bloßen Existenz enttäuscht habe. „Du weißt, warum sie hier ist, nicht? Wer sie für sich haben wollte?“
 

Sie schluckt. Blickt selbst mit Tränen auf mich herab. Nickt dann langsam.
 

„Du hast mich nicht aufgehalten…“, meine Worte sind kein Vorwurf, nur eine bittere Erkenntnis. „Warum?“
 

„Ganz im Gegenteil – ich habe dich stets angefleht, dass du nie wie unsere Brüder werden solltest. Und zu jeder Zeit hättest du die Wahl – ein Monster so sein, oder ein Mensch. Stets hast du deine Menschlichkeit gewählt. Hier, mit ihr. Mit den Dienern. Auf dem Schlachtfeld. Und ich verstehe deinen Zorn. Deine Wut und die Enttäuschung. Aber du hättest Yonji nicht getötet. Mittlerweile bist du stark genug, ja. Aber töten… Nein… nicht mehr. Dafür bist du zu gut, Sanji.“
 

Sie schluckt, seufzt leise und zieht die Decke bis zu Namis Kinn.
 

„Bitte lass dir von keinem etwas anderes einreden. Das sind alles Lügen – und ich bin dankbar, dass du nie so sein wirst, wie diese anderen drei Mistkerle. Und deswegen musst du hier raus. Sieh nur, wie es dich kaputt macht…“
 

Ich schweige.
 

Vielleicht sollte ich ihr von Vaters Plänen erzählen. Von meinen Zweifeln.
 

Doch ich schaffe es einfach nicht, meine Stimme zu erheben.
 

„Gut…“, wispert sie schließlich und steht langsam vom Bett auf, geht zu mir hinüber und reicht mir das Tuch. „Du bleibst jetzt bei ihr, ja? Ich habe ihr das Halsband wieder umgelegt – bitte…, lass es dieses Mal auch so bleiben! Es schützt sie, für den Fall, dass Yonji einmal nicht genügen wird und er nun Blut geleckt hat. Die Platzwunde an ihrem Kopf scheint mittlerweile auch nicht mehr zu bluten. Und… für alles andere solltest du da sein. Sie wird dich brauchen… Gute Nacht, kleiner Bruder…“
 

Sie geht, doch ich würdige ihr nicht einmal eines Blickes, höre nur, wie sich ihre Schritte entfernen und eine Geheimtür sich schließt.
 

Dann ist es still.
 

Für eine lange, lange Zeit.
 

Denn als Nami erwacht, sagt sie nichts. Weint oft. Sitzt einfach auf dem Bett, oder dem Sofa und blickt zum Fenster hinaus.
 

Lässt kein Gespräch zu.
 

Erst recht keine Nähe.
 

Nur manchmal von Reiju, die so manchen Tages zu uns kommt, und dem armen Mädchen einfach Gesellschaft leisten will.
 

Nein… Namis Selbst ist in tausende Stücke zerbrochen und von der einen Frau, die ich so verehrte und liebte, ist nur noch eine fade Silhouette übrig geblieben, die mit jedem Tag mehr zu verblassen scheint.
 

Und da ich mittlerweile weiß, dass ich eines besitze, kann ich sagen, dass es auch mein Herz zerbrechen lässt.
 

Auch ich muss manchmal weinen – tue dies stets, in einem anderen Raum, oder wenn sie schläft. Ich will nicht, dass sie mich so sieht.
 

Ihr eigenes Leiden ist schon qualvoll genug.
 

Zu jenem Zeitpunkt wird es unerträglich, als sie nach Gretchen fragt. Und nach Hänsels Leichnam. Nicht mehr, als ein trauriges Hauchen.
 

… doch… sie ist schlau – wahrscheinlich kannte sie die Antwort schon, bevor ihr meine Stille die schreckliche Erkenntnis gab. Deswegen nickte sie nur, bevor ihr Blick wieder zum Fenster wanderte. Sie kommentiert es nicht einmal, akzeptiert es nur.
 

Wie jeden Tag. Eine Woche. Dann zwei.
 

Bald ist es ein Monat.
 

Sie isst und trinkt nur, wenn ich sie anflehe. Wenn Reiju sie dazu zwingt. Wäscht sich nur, indem sie sich unter das heiße Wasser der Dusche stellt, sodass die Tropfen einfach auf sie herabfallen.
 

Als ich ihr die Zeitung zeige, in welcher Ruffys jüngster Erfolg steht, nickt sie nur. Liest nur stumm die Wörter. Sagt dazu aber nichts.
 

Egal, wie beeindruckend der Kampf auf der Thriller Bark für andere scheinen mag. Und ihr scheint es auch gleich zu sein, dass nun ein lebendes Skelett der Musikant ihrer Crew ist.
 

Mich bringt es fast um den Verstand, sie so zu sehen. Ich weiß nicht, wie ich ihr helfen kann, dieses Trauma zu bewältigen. Sie wieder ins Leben zu holen. Ihr wieder Freude zu schenken.
 

Nun gut… einen Weg wüsste ich – doch ich glaube, dass sie an die gemeinsame Flucht nicht mehr glaubt.
 

… wenn sie denn jetzt noch an irgendetwas glaubt…
 

„Sie muss hier raus!“, zische ich voller Verzweiflung schließlich, als Nami sich gerade im Bad befindet, um sich zu duschen und Reiju mir am Tisch gegenüber sitzt. Voller Traurigkeit sehe ich zu Namis Teller, von dem sie kaum etwas gegessen hat, bevor sie verschwunden ist.
 

„Ihr…“, flüstert Reiju und lehnt sich in ihrem Stuhl zurück, spielt nervös mit den Ringen an ihren Fingern. „So war doch unser Abkommen…“
 

Ich nicke nur, sage dazu aber nichts.
 

Stehe stattdessen auf und laufe einmal im Kreis umher, bleibe am Fenster stehen. Sehe, wie ein Sturm am Himmel aufzieht. Nami wird ihn gewiss schon bemerkt haben und wenn sie nicht hier wäre, würde ich mir wünschen, dass dieses Unwetter all die Schiffe der Germa versenken würde. Mitsamt unseren Soldaten. Mit Vater und meinen Brüdern. Und mit mir.
 

Und auch als es blitzt, halte ich meinen Blick zum Fenster gewandt. Ich halte es schließlich nicht aus – Reijus drängenden Blick und die tausend Worte, die sie mir gern zu diesem Thema sagen würde.
 

„Du weißt, dass ich die Vorbereitungen weiter fortgesetzt habe. Ich war auch vorsichtiger dieses Mal… Keiner hat etwas mitbekommen. Es steht alles bereit.“
 

„Ich kann nicht fliehen…“, murmle ich – entweder so undeutlich, dass Reiju es nicht gehört hat, oder so stoisch, dass sie es einfach nur ignorieren kann.
 

Doch sie sagt dazu nichts.
 

Stattdessen steht sie auf, räumt die dreckigen Teller auf ein Tablett und nimmt dieses in die Hände.
 

Ich spüre ihren bohrenden Blick im Nacken – doch ich drehe mich nicht zu ihr um.
 

„Ich lasse dir die Unterlagen hier. Ein Bericht über die Erkundungen dieser Region. Seite 3 ist besonders interessant, wenn du mich fragst. Du weißt, wo du mich findest! Ich gebe euch zehn Minuten…“
 

Damit verlässt sie mein Zimmer und ich lasse das stete Rauschen des Wassers, das vom Bad her an meine Ohren dringt, als stete Erinnerung dienen. An Nami und das Leid, welches sie eingeholt hat.
 

Ich weiß, dass sie unmöglich länger hier bleiben kann. Ja… ich weiß es wirklich.
 

Und daher ziehen Reijus Worte mich magischst zum Tisch hin, sehe dort einige beschriebene Seiten liegen und greife sogleich nach diesen.
 

Überfliege die erste Seite. Dann die zweite. Lese zweimal genaustens die dritte.
 

Eile dann zum Schreibtisch, wo, seit fast einem Monat, Namis Schreibwerkzeuge ruhen und unberührt sind. Ich greife hastig den Kompass, richte ihn aus und…
 

Mein Herz macht einen Sprung.
 

Wieder begebe ich mich zum Fenster, lehne meine Stirn dagegen und presse die Augen zusammen.
 

Da – tatsächlich!
 

Winzigst klein sehe ich am Horizont Lichter.
 

Eine Insel!
 

Ich packe den Kompass in meine Hosentasche, klettere übers Bett und reise den Schrank auf. Bücke mich, um den kleinen Rucksack hervorzuholen, den ich unter einem Stapel von Umhängen versteckt habe.
 

Hastig kontrolliere ich den Inhalt, verschließe ihn dann wieder fest mit den Bändern und dem Knopf.
 

Just in dem Moment, als die Badezimmertür aufgeht und Nami heraustritt.
 

Ich wirble herum, sehe, wie sie noch ihre Haare mit einem Handtuch vorsichtig trocknet und mich mit leeren Augen fixiert.
 

„Was machst du da?“, höre ich sie flüstern. Ohne Verwunderung und ohne jede andere Emotion.
 

Doch ich antworte nicht, krame nach einigen Sachen, die ihr passen könnten und lege sie dann schnell in ihre Arme. Wir können jetzt keine Sekunde vergeuden – dass ich ihr Frauenkleider jetzt suche, würde nur wichtige Minuten verschwenden.
 

„Los…“, wispere ich sanft, greife nach dem Handtuch in ihren Händen, um es ins Badezimmer zu bringen. „Zieh dich an! Wir haben nicht viel Zeit.“
 

Das tut sie auch, während ich in mitten des Bades stehen bleibe und das Handtuch einfach zu Boden geworfen habe. Wartend, bis sie fertig ist.
 

„Sanji…?“, höre ich schließlich ihre Stimme wieder und trete hinaus, um sie in meinen großen, aber warmen Kleidern zu sehen.
 

„Perfekt!“, entkommt es mir, hole schnell den Rucksack, den ich mir über eine Schulter werfe, bevor ich mit meiner freien Hand zaghaft nach einen von ihren reiche. Ich berühre ihre Finger nicht – sie soll es schon freiwillig wollen.
 

Es dauert seine Zeit, doch endlich legt sie ihre Hand in die meine.
 

Ich kann das Lächeln auf meinen Lippen einfach nicht unterdrücken und führe sogar, in alter Gewohnheit, ihre Finger zu meinen Lippen, bevor ich sie mit meinen fest verflechte.
 

„Bereit?“, frage ich voller Aufregung und mit ein wenig Euphorie.
 

Sie blinzelt, versteht dann aber schnell.
 

Sie nickt.
 

„Bereit…“
 

Mit Nami an der Hand gehe ich voran. Durch eine Geheimtür neben dem Fahrstuhl, durch einen dunklen Gang. Unsere Schritte sind schnell, aber fast lautlos.
 

Wir halten an, wenn wir etwas hören, drängen uns gegen die Wände, damit uns auch niemand sieht. Eilen weiter, wenn die Luft rein ist.
 

Ich kenne den Weg genau. Weiß, wo unser Ziel ist.
 

Es hat keine zehn Minuten gedauert, bis wir uns am Deck befinden.
 

Unsere Haare und all unsere Kleidung fliegt um uns herum, als hätte alles ein Eigenleben. Der Sturm hat bereits begonnen und so ist es kalt und nass und endlos windig um uns herum.
 

Einen perfekteren Zeitpunkt, für unser Vorhaben, hätte es gar nicht geben können!
 

Sie drängt sich dich an meinen Rücken, während ich uns einen Weg durch die unbezwingbaren Böen wage. Ignoriere das Schwanken des Schiffes und die krachenden Wellen um uns herum.
 

„Ganz ordentlicher Suizid, wenn ihr mich fragt!“, höre ich plötzlich eine mir vertraute Stimme und durch den Regen hindurch sehe ich bald die bekannten, pinken Haare, erstrahlend, als ein Blitz sich seinen Weg durchs Dunkel bahnt. „Aber ein perfekter Zeitpunkt!“
 

Ich nicke, greife zu der Frau, die sich an mich klammert und ziehe sie schützend vor mich.
 

„Nami muss hier raus!“, brülle ich Reiju entgegen.
 

„Kein Problem – es ist alles für euch beide bereit!“, sie deutet auf das Rettungsboot, das bereits neben der Reling hängt und bereit ist, bestiegen zu werden.
 

Mit einer Hand greife ich nach dem morschen, löchrigen Holz. Es ist das älteste unserer Rettungsboot und wird nicht lange durchhalten.
 

Genau so, wie wir es geplant haben.
 

Ich sehe zwei kleine Säcke. Einen für Nami. Einen für mich. Mit Nahrung. Kleidung. Ein paar Berry zum Überleben. Unserer DNA.
 

Nägel. Haare. Hautpartikel. Alles, was sie von uns finden werden, sobald Vater jemanden schicken wird, um uns zu suchen. Alles Dinge, die auf einen furchtbaren Unfall während unserer Flucht hinweisen. Alles, um unseren eigenen Tod vorzutäuschen.
 

Wer das sieht – die schwimmenden Lebensmittel, vollgesogene Kleidung und ein gekentertes Boot, das mitten auf dem Meer, während eines Sturms schwimmt, wird dann kaum noch nach zwei Körpern suchen…
 

Unser Plan, den wir zu fünft einst ausarbeiteten. Und wir hoffen, dass es so sein wird.
 

In einem gewissen Sinne sind wir das Hänsel und Gretchen schuldig.
 

Ich schlucke schwer, bevor ich den einen Sack packe, der mit wenigen meiner Habseligkeiten befüllt ist und ziehe ihn aus dem Boot heraus.
 

„Jetzt sei nicht albern und halte dich an den Plan!“, höre ich Reiju brummen, der ich gleich den Sack in die Hand drücke.
 

„Heute flieht nur eine…“, murmle ich, bevor ich Namis zerbrechlichen Körper packe, über die Reling und ins Boot hebe. „Das Boot hält so länger durch. Zu zweit würde es uns nicht nah genug ans Ufer bringen…“
 

„Sanji…?“, entkommt es ihr voller Entsetzen. Sie klammert sich an meinen Ärmel, damit ich mich noch nicht vollkommen ihr entziehen kann. „Du hast mir versprochen, keinen Rückzieher zu machen!“
 

Bei allen Göttern – wie ich den Klang Ihrer Stimme vermisst habe! Und bei all der Besorgnis schmilzt glatt mein Herz dahin.
 

„Ich mache auch keinen Rückzieher, meine kleine Hexe! Meine Flucht muss ich nur ein wenig verschieben… Man braucht mich hier noch ein wenig… Irgendwann komme ich nach…“
 

„Sanji, hör auf Nami und steig in das scheiß Boot!“
 

Ich ignoriere meine Schwester gekonnt – lasse erst den kleinen Rucksack in das Boot fallen – in welchen Geld und ein paar wenige Lebensmittel sind, damit Nami das hier gut übersteht, sobald sie es zur Insel geschafft hat. Dann drücke ich ihr den Kompass in die Hand, streiche ihr einige nasse Strähnen aus dem Gesicht und presse ihr einen Kuss auf die Stirn.
 

Sie sieht mich mit Tränen in den Augen an. Beißt sich auf die Lippen, doch kann sie das laute Schluchzen nicht unterdrücken.
 

„Komm mit mir!“
 

„… Nicht heute…“, ich schüttle den Kopf, wispere den Befehl ‚Code 0‘ und die Eisenbänder folgen dem Rucksack auf den Boden des kleinen Kahns. Ich schnappe sie mir mit einer Hand, will sie dann in ihrem Zimmer recht auffällig drapieren.
 

Sie schluchzt erneut, laut und gemeinsam mit dem Donner, bevor sie schnell meinen Arm loslässt, um meinen durchnässten Kragen zu packen.
 

Daran zieht sie mich zu sich. Drückt mir ihre Lippen in einem letzten, verzweifelten Kuss auf. Sie sind warm. Und sanft. Ein letztes Mal kann ich so ihren unvergleichlichen Duft einatmen. Ihr nahe sein. Ihre Geborgenheit und Nähe und Liebe aufsaugen – in der Hoffnung, dass mich all diese Gefühle hier am Leben halten können.
 

Und vielleicht bleibe ich ihr so im Guten im Gedächtnis…
 

Es ist der laute Ton eines Horns, was uns auseinander reißt. Es kommt von einem unserer Schiffe. Auch Reiju schnappt gleich nach Luft.
 

Die Zeit wird knapp – Soldaten sind auf dem Weg. Es muss wohl eins der Schiffe erwischt haben! Entweder ist es dabei zu kentern, oder der Blitz hat eingeschlagen, es zerstört.
 

„Einfach nach Norden! Dort liegt eine kleine, bewohnte Insel! Laut unseren Berichten liegt dort sogar eine kleine Himmelsinsel vor Anker…“, erkläre ich ihr mit einem Lächeln, während ich mich endlich von ihr entferne, auch wenn mein Herz sich nach mehr sehnt.
 

Doch ich greife schon zu den Seilen, um das Boot ins Wasser zu lassen.
 

„Wenn du Glück hast, sollte das Boot es bis etwa eine Seemeile vor dem Ufer schaffen. Dann einfach schwimmen. Und nutze die Chance der Himmelsinsel – man wird dich dort nicht vermuten, da dort nur alte Knacker leben. Und die bringen dich dann zu Ruffy!“
 

„Komm mit mir!“, fleht sie noch ein letztes Mal.
 

„Nein… ich bin ein Teufel und dies ist die Hölle. Ich gehöre hierher! Trotz allem ist da zu wenig Gutes in mir! “ Das Boot setzt auf. Ich höre das Platschen. Höre, wie sie die Ruder in die Hand nimmt und zu paddeln beginnt. „Ich bin der Grund, warum du hier bist – die Freiheit habe ich nicht verdient!“
 

Ich musste es ihr sagen. Die Wahrheit. Die hat sie verdient – auch wenn sie nun doch viele Fragen hat. Vielleicht treffen wir uns ja irgendwann, irgendwo, damit ich ihr all diese beantworten kann.
 

Doch vielleicht hilft ihr diese Erkenntnis dabei, mich und all das hier leichter zu vergessen.
 

Ich habe es verdient, vergessen zu werden…
 

„Lebe wohl. Und grüß den Käpt’n von mir!“
 

Ich höre ihr Rufen. Doch ich antworte ihr nicht mehr. Wende mich ab und Blicke zu meiner Schwester, vergraben einfach meine Hände in den Hosentaschen, um nach der Zigarettenschachtel zu suchen, die schon lange Zeit mein unberührter Wegbegleiter ist.
 

Eine von den Tabakstäbchen stecke ich mir zwischen die Lippen, die noch immer von unserem letzten Kuss kribbeln, und zünde es an.
 

Der weiße Rauch umspielt mich im Sturm, während mein Herz schmerzt, als ich es nicht einmal mehr schaffe, über die Reling zu blicken, um ihr nachzuschauen.
 

Meine Schwester ist es, die sich noch über das Geländer lehnt, ruft der Schönen etwas nach und winkt.
 

… bis Reiju mir einen Hieb in den Nacken verpasst und die Zigarette einmal quer über das nasse Deck fliegt – bei dem Wetter muss ich mir wirklich keine Gedanken darüber machen, dass ich hier etwas entzünden könnte.
 

„Du bescheuerter, sentimentaler, gefühlsduseliger Vollidiot!“, knurrt sie. „Das war deine Fahrkarte hier raus!“
 

„Nein…, das war ihre. Ich kann jetzt nicht gehen und ich nehme an, dass Vater dich in seine Pläne eingeweiht hat. Ich glaube kaum, dass er den zukünftigen Bräutigam einfach gehen lässt… Nicht, wenn das eine wertvolle Allianz gefährdet. Und ganz im Ernst – die anderen Drei sind ihm für die Ehe mit einer Piratin zu Schade!“
 

Ich fische mir einen neuen Glimmstängel aus der Packung, nur dieses Mal schaffe ich es einfach nicht, mir diesen zu entzünden und werfe ihn stattdessen achtlos hinter mich ins Wasser.
 

„Der ganze Plan war dafür da, dass du verschwinden konntest!“
 

„Für mich ging es nur darum, Nami die Freiheit zu schenken. Alles andere war ein netter, wünschenswerter Gedanke…“
 

„…Die Liebe hat dich doch ein wenig weich in der Birne gemacht…“
 

Ich zucke mit den Schultern.
 

„Wie du meinst… Aber ich war halt schon immer der Kleinste und der Schwächste. Der mit den meisten Gefühlen. Tja – und die haben mich dazu getrieben, das Mädchen freizulassen, dass ich mir für gutes Geld kaufte. Denn – nach wie vor – ich bin ein Vinsmoke und das werde ich immer bleiben. Ach… und wenn du ganz lieb fragst, mache ich dich vielleicht zu meiner Trauzeugin…“
 

„Du bist unverbesserlich, kleiner Bruder…“
 

Ich lächle und sehe dann doch hinaus aufs Meer – sehe, wie die kleine Piratin sich ihren Weg über das stürmische Meer bahnt. Immer den kleinen Lichtern am Horizont entgegen.
 

Ja… sie wird es schaffen. Da bin ich mir sicher…
 

„Nein. Ich bin nicht unverbesserlich. Ich brauchte nur jemanden, der mir zeigen musste, dass ich gar nicht mal so übel bin…“
 

Ja…, vielleicht hätte ich es mir denken können, dass alles anders wird, sobald ich mir eine Frau kaufe.
 

…, die mir dann zeigt, dass Freundlichkeit, Liebe und Güte doch ganz ehrenhafte Eigenschaften sind…
 

„Und jetzt los! Oder willst du, dass eines unserer Schiffe untergeht?!“, sporne ich Reiju an und laufe bereits voraus.
 

„Ach… halt doch dein Maul! Du kennst meine Antwort darauf!“, schnaubt sie verächtlich und drängt mich zur Seite, um die Führung zu übernehmen. „Und pass auf, dass du nicht ‚aus Versehen‘ doch ins Wasser fällst und Land gewinnen musst!“
 

Ich lache.
 

„Schon gut – ich verspreche dir, dass ich irgendwann doch fliehen werde!“
 

„Na hoffentlich!“

Epilog I und II

Leise summt sie ein Lied. Kein Bestimmtes. Sie kennt nicht einmal den Namen. Keine Zeile daraus, kein Wort.
 

Und doch hängt es seit über zwei Jahren in ihrem Gedächtnis fest. Ist dort fest verankert und für immer mit den beiden maskierten Stylisten – Hänsel und Gretchen – verbunden, die sie doch so sehr mochte. Vielleicht sogar liebte – so, wie Freunde sich in platonischster Art schätzen und verehren.
 

Diese kleine Melodie hat doch der Mann mit den fliederfarbenen Haaren und den feingezupften Augenbrauen immer so schön gepfiffen. So fröhlich und heiter, da er nie Sorgen kannte – ganz anders, als die Hölle, die sie alle immer umgab.
 

Leise wimmert sie. Schluchzt einmal und wendet ihren Blick vom weiten, endlosen Meer vor ihr ab, um hinter sich zu blicken.
 

Sieht dort die beiden, einfachen Gräber, die sie für ihre beiden, verlorenen Freunde gestaltet hat – ganz einfach und doch so schön. Mit Blumen und schönen Steinen und für jeden einen Orangenbaum, die in den kommenden Jahren in voller Pracht heranwachsen werden.
 

Ja… es hätte ihnen gefallen – zumindest Hänsel wäre gar entzückt gewesen und vielleicht auch Gretchen, auf ihre eigene, augenverdrehende Art.
 

… aber für Nami ist es das Mindeste gewesen…
 

„Fräulein Navigation?“, hört sie da plötzlich neben sich jemanden flüstern und erschrocken dreht sie sich zum Ursprung der Stimme – hastig wischt sie sich noch im Drehen die Tränen von den Wangen und setzt schnell ein viel zu breites Lächeln auf.
 

Die Augenbrauen der Schwarzhaarigen ziehen sich zusammen, doch wie schon so oft, sagt Robin dazu nichts.
 

Darüber ist Nami auch dankbar – denn auch wenn sie spürt, dass sich jeden Tag ein bisschen mehr eine gewisse Freundschaft zwischen den beiden Frauen aufbaut – so glaubt sie kaum, dass sie selbst schon alles preisgeben kann.
 

Von damals…
 

Als sie Gefangene der Germa war…
 

Vor allem nicht von dem, was Yonji ihr-
 

Nein! Sie will nicht schon wieder daran denken! Es hat Monate gebraucht, bis sie aus diesem dunklen Loch, in welches er sie gestürzt hat, wieder hervor kam. Die Albträume und die dunklen Gedanken, die sie so mancher Nachts plagen, sollen genug sein und sie will nach vorne blicken.
 

Nicht zurück und vor allem soll ihr der vierte Prinz der Germa aus den Gedanken bleiben. Will ihm und seiner Tat keine Bühne mehr bieten.
 

Will stark sein, da es keine Macht mehr über sie hat.
 

…, zumindest nicht so, wie damals…
 

Irgendwann wird sie Robin ihre Abgründe offenbaren, da ist sie sich sicher. Nur noch nicht jetzt. Sie braucht noch Zeit…
 

Und zu ihrem Glück ist die Archäologin auch gnädig genug, um nicht selbst in der Psyche der jungen Frau zu graben.
 

„Die anderen sind bereit. Sie warten auf dich…“
 

Nami nickt und steht auf, streicht sich den Staub und die Erde von den Beinen und vom Gesäß, blickt dann noch einmal schweren Herzens auf die Denkmale ihrer beiden Freunde.
 

Lächelt – nun ehrlich und wehmütig – und hofft, dass sich auch der schöne, blonde Prinz daran erfreuen kann, sobald er dies sieht.
 

„Ich komme…“, wispert sie als Antwort und folgt dann der Schwarzhaarigen, vorbei an unzähligen Sträuchern und den verschiedensten Bäumen, um schon bald – in mitten des Waldes, der sich mitten auf dem Rücken eines riesigen Elefanten befindet – auf ihre Freunde zu treffen.
 

Ihre Crew – mit der sie nun endlich wieder vereint ist. Und das nach über zwei Jahren…
 

„Oi, Nami?!“, ruft da der langnasige Schütze, als er sie sieht, „Du weißt schon, dass dein Unterfangen absolut gefährlich und lebensmüde ist?!“
 

Sie blickt Lysop von der Seite her mit finsterer Miene an und verschränkt ihre Arme vor der Brust.
 

„Glaub mir, das weiß ich! Und die Germa wird ihn auch nicht so leicht gehen lassen, doch-“
 

„Und Big Mom! Yohoho! Wir dringen in Big Moms Territorium ein! Wenn das keine Kriegserklärung ist!“, kommt es nun von Brook – dem neusten Mitglied ihrer kleinen Familie. Von einem lebenden Skelett – wenn sie das nur Sanji erzählen könnte…
 

„Dieser Löffelschwinger soll doch eh heiraten! Wird der dann überhaupt mitkommen?! Und was kann der schon?!“
 

„Er ist stark, Zorro!“, faucht sie den Schwertkämpfer an. „Und von Ruffy hat er eh schon das Angebot bekommen, unser Smutje zu sein!“
 

Ruffy lacht. So herzerwärmend und mit Freude – so wie schon damals, vor zwei Jahren.
 

„Genau! Und genau der soll mein Koch sein! Und wenn Nami ihn mag, werden wir ihn alle doch gut leiden können…“
 

„Das werden wir ja noch sehen…“, murmelt Zorro und lehnt sich gegen den Felsen, der hinter ihm steht. „Ihr macht das schon! Ich gehe eh mit nach Wano Kuni! Ihr regelt das schon – heul aber nicht, wenn der sich nicht überreden lässt!“
 

Sie ignoriert den Schwertkämpfer lieber, bevor sie ihn anfällt.
 

„Es wird gewiss eine super Rettungsaktion! Und ich bin sehr gespannt, was das Prinzchen so alles kann! Wenn die anderen drei Hampelmänner dir blöd kommen, werde ich nachkommen und das für dich erledigen!“
 

Die junge Frau sieht hinüber zu dem Hünen, der posiert, wie damals, als sie ihn schon auf Water 7 traf und lächelt.
 

Welch lustige Begegnung es doch war, als Franky feststellte, dass sie die Navigatorin ist, die sein Kapitän so sehnsüchtig suchte… Ja, es treibt den Schiffszimmermann noch manches Mal die Tränen in die Augen, über diese gewisse, schicksalhafte Begegnung.
 

„Ich werde eure Wunden versorgen, Nami!“, strahlt Chopper und kommt in Namis Arme gesprungen, drückt sich fest gegen ihren Busen. „Mit einer Kaiserin ist nicht zu scherzen! Und die Kämpfe werden schwer, da bin ich mir sicher!“
 

„Und ich werde Lieder über die Rettungsaktion schreiben!“, entkommt es Brook voller Freude, der gleich seine Gitarre zückt und auf dieser einige Akkorde spielt.
 

„Und ich will als erstes von Sanjis Essen kosten!“, kichert ihr schwarzhaariger Kapitän. „Das ist das Recht eines Kapitäns!“
 

Sie nickt zufrieden.
 

„Gut… und ich werde ihn überzeugen, mit uns zu kommen…“
 

Und dieses Mal wird er mit ihr kommen, so, wie er es vor zwei Jahren versprochen hat.
 

Ja…, es ist Zeit, den dunklen, vergangenen Monaten zu trotzen, sich den Vinsmokes und vor allem Big Mom zu stellen, um den blonden Prinzen aus den Klauen seiner zukünftigen Braut zu befreien!
 

Wenn diese gewissen Gefühle für sie noch in Sanji innewohnen, so wird dies ein sehr einfaches Unterfangen… zudem ist er ihr noch einige Antworten schuldig…
 

„Also, dann lasst uns gehen! Whole Cake Island ist drei Tage von hier entfernt – wir müssen dort sein, bevor er diese Pudding heiratet!“, sagt sie voller Eifer, schnappt sich einen der Rucksäcke mit Proviant und eilt voraus.
 

Es ist Zeit, dass sie ihre Schuld einlöst…
 

…, und ein wenig freut sie sich auch darauf, den blonden, schönen und so guten Prinzen endlich wiederzutreffen…
 

-----
 

Epilog II
 

„Aaaalso… wie ist jetzt noch mal dein Name? So - komplett?“
 

„Wo bin ich hier? Ist das ein Verhör?“
 

„Hey! Wir wollen nur die Wahrheit und nichts als die Wahrheit! Lügen kommen nicht so gut, Yohoho!“
 

„Mir hat keiner gesagt, dass ich erst ausgehorcht werden muss! Warum bin ich noch mal hier?! Ach ja – weil ich für euch kochen soll! Ich bin schließlich kein Schwerverbrecher!“
 

„Wir wollen nur sichergehen, dass du gut zu uns passt!“
 

„Ich koche. Ach – und ich kann gut kämpfen. Ich dachte, dass das Eigenschaften sind, die ihr gern an Leuten seht!“
 

„J-ja… schon…“
 

„Sag uns doch einfach nochmal deinen Namen!“
 

Ich seufze und verdrehe die Augen.
 

„Sanji… Wie oft habt ihr mich hier schon so genannt?“
 

„Ja… Sanji – und weiter?“
 

„Einfach nur Sanji! Das reicht!“
 

„A-aber du bist doch adelig, nicht? Sollte man dich dann nicht mit einem Titel ansprechen?“
 

„Ja – Sir Sanji der Erste! Eure Hoheit – sehr genehm! Yohoho!“
 

Ich schlage mir selbst gegen die Stirn – auch wenn meine Hände durch das Spülwasser komplett nass sind. Trotzdem kann ich das kleine Grinsen nicht unterdrücken, das sich auf meinen Lippen niederlegt. Auch mit der Zigarette, die doch sehr lässig zwischen meinen Lippen steckt und sanft glimmt.
 

Wo bin ich hier nur gelandet?!
 

Gut… ich weiß genau, an Bord welchen Schiffes ich mich befinde, doch irgendwie habe ich mir die Besatzung immer weniger verrückt vorgestellt. Und dabei ist nur ein kleiner Teil gerade hier versammelt – die anderen befinden sich wohl gerade auf der Insel Wano Kuni, die wir ebenfalls gerade ansteuern.
 

Und trotzdem habe ich noch nie mehr Freundlichkeit gespürt, wie in diesem Moment. Nie mehr Zugehörigkeit und irgendwie auch mehr Spaß.
 

So wirklich kann ich nicht glauben, dass ich das Leben eines Prinzen mit dem eines Piraten eingetauscht habe. Und doch habe ich in den letzten Stunden – in denen ich einfach kochen durfte, um hungrige Mäuler zu stopfen – nie mehr Erfüllung verspürt.
 

Wenn so der Rest meines Lebens verläuft, bin ich damit vollkommen zufrieden.
 

„Ruffy… musst du nicht im Ausguck sein?“, höre ich da eine mahnende Stimme, so liebreizend und schön, dass ich mich gleich aufrechter hinstelle und meine Arbeit weiter verrichte.
 

Tja… das Abwaschen gehört wohl auch zum Beruf eines Smutjes, aber das soll mir vollkommen recht sein.
 

„Och Namiiiii~ Ich habe doch gerade erst gegessen! Und dabei habe ich schon wieder Hunger! Und es war auch soooooo lecker!“
 

Ich erstarre, blicke dann verdattert den schwarzhaarigen Strohhutträger an und ich werde mir meiner Aufgabe bewusst, ihn irgendwie satt kriegen zu müssen.
 

„Ah, ah, ah! Unsere Güter können wir nicht einfach so verschwenden und nur weil wir jetzt einen Smutje haben, heißt das nicht, dass du den ganzen Tag Essen geliefert bekommst. Und Chopper, du wolltest doch unsere Krankenberichte nach dem Essen noch einmal durchgehen, nicht?“
 

„O-oh, ja!“
 

„Ich helfe ihm!“, kommt es auch gleich von der Minkdame Carrot, die sich gemeinsam mit dem Schiffsarzt und einem Rentier, erhebt, bevor sie beide im Krankenzimmer verschwinden.
 

„Und ich werde einige Lieder komponieren – über den Kampf gegen die Piratenkaiserin Big Mom, über die geplatzte Hochzeit und unser neues Crewmitglieder – Eure Hoheit, Prinz Sanji… der Erste…!“
 

Ich verziehe mein Gesicht als ich letzteres höre, blicke dann aber dem Skelett nach, wie er seine Gitarre packt und ans Deck des Schiffes geht. Ruffy blickt noch einmal hinüber zu dem reizenden Geschöpf, das ihn mit finsterer Miene und verschränkten Armen noch immer taxiert – bevor auch er aufsteht und schmollend sich von Dannen macht.
 

Hastig, als ich meine Chance entdecke, mit ihr allein zu sein und zu sprechen, drehe ich mich zu ihr – doch sie kehrt mir gleich den Rücken und sammelt das restliche Geschirr vom Tisch ein.
 

Nun bin ich es, der schmollen muss, weiß ich doch eh auch nicht, welchen meiner Millionen Gedanken ich mit ihr teilen soll. Fürchte mich aber vor der Stille, die uns umgibt.
 

Und doch habe ich ihre kalte Schulter – ihren Zorn und ihre Enttäuschung – verdient. So…., wie ich sie weggestoßen habe, als wir uns das erste Mal, nach zwei Jahren, wieder sahen. So, wie ich über sie und Ruffy und die Anderen der Crew sprach. So, wie ich all unsere Versprechen brach, mich von ihr abwandte, als wolle ich nichts von unseren Schwur wissen wollen.
 

Ich glaube, dass ich ihr Herz brachen hörte, als ich Ruffy nieder schlug. Ein weiteres Mal, als ich mich von ihr abwandte. Und ich glaube meines zerfiel zu Staub, als sie mich schlug.
 

Verdient…, natürlich… doch sie konnte nicht wissen, dass ich sie und ihre Freunde nur schützen wollte. Davor im Visier der Germa zu stehen, wenn ich Big Moms Tochter nicht zur Frau nahm, um die beiden Familien zu einen.
 

An diesem Punkt dachte ich, dass eine Flucht für mich vollkommen unmöglich sei und selbst immer Gefangener der Vinsmokes blieb.
 

Doch… am Ende fügte sich alles zusammen. Und nun… nun bin ich frei – nur wegen dieser kleinen Piratin, die ihre Freunde in Big Moms Reich trieb, um mich zu holen.
 

Ich kann gar nicht in Worten fassen, wie tief ich in der Schuld meiner neuen – ich wage es sie so zu nennen – Familie stehe.
 

Daher bringe ich das einzig Logische hervor, das mit einfällt:
 

„Danke…“, schließlich wäre ich nicht hier, wenn sie nicht meine Rettung angeordnet hätte. Ruffy und die Anderen dazu überredet hätte. Dann wäre ich – so wie der Rest der Germa, einfach ausgelöscht und hätte nie die Chance auf ein freies, selbstbestimmtes Leben gehabt. „Und dabei habe ich es nicht einmal verdient. Nach allem…“
 

Sie bringt mir nur die Teller, feinst gestapelt und das Besteck thront auf dem Obersten. Zuckt mit den Schultern, als wäre es eine kleine Nichtigkeit. Würdigt mich keines Blickes – so geht es schon die ganze Zeit, die wir uns hier an Bord der Thousand Sunny befinden.
 

Ich kann es ihr nicht übel nehmen, nachdem, was vor zwei Jahren geschehen ist. Und nun, auf Whole Cake Island, ebenfalls.
 

Und dabei bin ich so glücklich gewesen, sie zu sehen. Ihre Stimme zu hören. Zu erfahren, dass sie mit einem Teil ihrer Piratencrew gekommen ist, um mich aus der Hölle zu holen.
 

Ich stieß sie bei unserem ersten Treffen fort. Ja… Aus Angst, meine Brüder würden wieder über sie herfallen. Aus Angst, man würde sie verletzen. Oder Töten…
 

Und doch hätte ich nie gedacht, dass das Schicksal uns wieder zusammenführt.
 

Doch nun steht sie vor mir. Schöner noch, als je zuvor. Natürlich – der Schein in ihren Augen ist noch immer nicht vollständig zurückgekehrt, der nach Yonjis Taten erloschen ist.
 

Ich aber will alles daran setzen, dieses Leuchten wieder aufflammen zu lassen.
 

Das ist es doch, was Freunde machen – nicht?
 

Es wird seine Zeit dauern – doch ich bin bereit mich zu beweisen.
 

Und ihr Zorn, all die Wut und die Enttäuschung, soll mir bis dahin ganz recht sein.
 

Irgendwann wird sie mir hoffentlich für alles verzeihen.
 

Sie geht zur Tür, will auch in die Nacht verschwinden, doch hält dann inne. Dreht dann nur den Kopf in meine Richtung, ihr nun langes Haar fällt elegant über ihre Schulter.
 

„Ich will, dass du um neun Uhr an der Tür zur Bibliothek stehst. Betritt sie nur, wenn ich es dir sage!“, kommt plötzlich ein Befehl, der mich innehalten lässt. So… bekannt. Eine Situation, in der wir uns einst fanden, bis jetzt nur als Erinnerung diente.
 

Ich muss mein Lächeln unterdrücken, blicke weiterhin stur auf das Geschirr im Wasser.
 

„Von jetzt an, sollte jeder meiner Wünsche dein Befehl sein. Sei pünktlich und zieh dir etwas Vernünftiges an! Und dann wollen wir mal sehen, wo diese Beziehung uns hinbringt. Da gab es schließlich so ein Versprechen, an das ich mich erinnere… Und außerdem schuldest du mir noch die ein oder andere Antwort…“
 

„Willst du mich wieder verzaubern, kleine Hexe?“, entkommt es mir heißer und neckisch, dränge fürs erste sämtliche bitteren Wahrheiten aus meinen Gedanken hinaus. „Aber ich glaube, dass du mich immer noch um deine schönen, schmalen Finger gewickelt hast…“
 

„Du hast Recht – das brauche ich nicht. Du bist mir ganz und gar erlegen. Du bist ja schließlich nicht dumm – das wissen wir beide! Also… Sei pünktlich!“, säuselt sie unbekümmert und doch im vollem Wissen darin, was sie mir das mit ihren Worten antut, bevor sie verschwindet, um mich mit süßer Vorfreude zurück zu lassen.
 

Das kleine Lächeln, das ihre Lippen umspielt, konnte sie dann am Ende doch nicht so gut verbergen.
 

Ja… genau hier gehöre ich hin und so soll es sein.
 

„Ich komme, Namilein…“, wispere ich, lege das saubere, nasse Besteck zur Seite, lasse das Wasser aus und eile ihr nach.
 

Zu der Frau, die ich nach zwei Jahren noch immer liebe – und auch ich will sehen, wo diese Beziehung uns hinbringt.
 

Und auf diesen Weg soll mir jedes Lächeln, Wort und jede noch so kleine Geste genügen.
 

Ja…, denn diese allein sind mir meine Freiheit wert.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Erklärung warum Hänsel Nami berühren kann, obwohl er ein Mann ist, folgt noch ;D (Mir ist es während des Uploads aufgefallen, dass ja hier noch keine Erklärungen zu ihm und Gretchen kommen und dass es verwirrend sein kann o.o") Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So - kurzes Zwischenwort:

Danke erst Mal an alle, die diese Geschichte so fleißig verfolgen und ich muss sagen: Ich hätte nie gedacht, dass die Idee so gut ankommt *zu den Kommentaren und der Favoritenliste schiel* Und daher: Danke an jeden, der hier liest, favorisiert und kommentiert *_*<3

Zwei kleine Erklärungspunkte folgen hier:

1. Warum die 4 als Code? - 4 ist die Zahl des Todes im japanischen Raum :D

2. Der hier erwähnte Professor Leid ist in unserer Welt als Sigmund Freund bekannt. Er hatte gewisser Maßen nicht mehr alle Latten am Zaun (siehe 'Ödipuskomplex' >.<), aber seine Theorie über die Struktur der Psyche ist super interessant. Und es passt hier und im Verlauf der Geschichte soooo gut hinein.
...mal abgesehen davon, dass mir während des Schreibens aufgefallen ist, dass keiner in OP eine ordentliche Kindheit hatte und ich mich frage, warum die nicht alle total am Rad dort drehen @-@ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hach ja...so ein bisschen Bruderliebe ist doch was nettes ^^" Gott, ich liebe es, die Dynamik zwischen den Vieren zu gestalten XD

Und leider dieses Mal nur ein Kapitelu.u Zeit zum Schreiben ist knapp zur Zeit, aber das wollte ich nun doch rausbringen :D Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Jaa...mal endlich wieder ein neues Kapitel ^^ Es ist einfach zu viel passiert, aber da ich mal ein paar Tage frei hatte, konnte ich ein paar Kapitelchen schreiben, die ich gedenke so eins pro Freitag hochzuladen. Mal schauen^^ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Tjaaa...ein arg unangenehmes Thema wird hier angeschnitten. Prostitution. Im nächsten Kapitel noch mehr davon... Auf jeden Fall ist es sehr schwer eine Meinung - eine Stellung - dazu zu beziehen, weil es tausende gibt. Nicht nur eine Gut und Böse, sondern all die Facetten dazwischen und dieses Kapitel schneitet es nur auf der Oberfläche an. Im nächsten mehr (und dann ein wenig mehr in die Tiefe gehend, so weit, wie ich es eben wage). Meinungen dazu sind gern gesehen.

Also...ja...Elsa. Da ich schon Hänsel und Gretchen als Märchen anlehnende Namen habe, konnte ich nicht wiederstehen der guten Dame diesen Namen zu geben ^^" Sorry, not sorry XD Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich wünsche euch allen erst einmal ein gesundes neues Jahr 2020! Hoffentlich wird das neue Jahrzehnt für euch alle genau das, was ihr euch erwünscht. 😌

Tja... Und dann hoffe ich natürlich, dass der weitere Abstieg hinab in Sanjis Psyche euch 'gefällt'...

In diesem Sinne auch ein kleines Danke an JD1990, da dieses Bild mich schon zu diesem Kapitel inspiriert hat und es stets während des Schreibens in meinen Kopf rumgeisterte. 😄 Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ja... Samstag ist doch ein netter Tag für einen Upload 😁
Und dieses Kapitel mag ich sehr gerne *.* Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hach ja der gute Franky XD
Ich bin froh, dass die Zeitangaben - bzw. wie lange sie so von Insel zu Insel fahren - doch seeeeeehr wage sind und daher gut damit in meiner Story spielen kann :D

Arme Nami..., wenn die wüsste... Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hach ja... Wer kann schon Ruffy dieses Angebot ausschlagen? 😊 Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Als ich diese Kapitel schrieb, dachte ich so - 'Ui, das ist doch etwa das letzte Drittel, oder?" Und ja..., wir sind mittlerweile im letzten Akt angekommen und weniger, als 10 Kapitel liegen noch vor uns. Ich würde auch fast sagen, dass dies der Beginn vom Ende ist (in etwa 6-8 Kapiteln XD)
Also... Juhu? Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hach ja... Ein Kapitel, auf das ich mich schon lange sehr gefreut habe. Zu Sanjis Motivation wird es definitiv im nächsten Kapitel mehr geben ^. ^

Allerdings weiß ich die nächsten 3 Wochen noch nicht, wie ich verfahren werde, da wir nächsten Samstag auf einer Hochzeit sind und dann am Montag gleich in den Urlaub für zwei Wochen fliegen werden. Tablett werde ich wahrscheinlich mitnehmen, aber posten ist halt dann so eine Frage... Mal sehen - ich will auch nichts versprechen ;D

Man sieht sich aber dann definitiv wieder und bis dahin immer schön die Ohren steif halten :) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Wow... Als ich vor einigen Wochen hier in die Pause ging, hätte ich nicht gedacht, dass die ganze Welt sich einmal auf den Kopf dreht... Ich will gar nicht zu viel darüber reden - ich hoffe nur, dass es allen gut geht und dass ihr alle gesund bleibt ❤️

Ansonsten begeben wir uns hier mal langsam in Richtung Ende... Und theoretisch könnte ich hier einen Aufsatz darüber schreiben, ob Sanji sich wirklich in Nami verliebt hat, oder nicht. Aber das soll jeder für sich selbst entscheiden. Natürlich, die beiden sind mein OTP, aber in dieser FF sollte es nie um romantische Liebe gehen. Bzw. Ich wusste, dass dieser Punkt kommen wird, aber ich wusste auch, dass es danach nicht ins zuckersüße Rogenbogenland weitergeht. Dies ist nicht die Geschichte dafür und nach dem, was Nami erleben musste, glaube ich kaum, dass sie Sanji mit Anlauf in die Arme gesprungen wäre, um ihm auch ihre Liebe zu gestehen. Für mich wäre das nicht realistisch gewesen. Und Nami leidet hier für meinen Geschmack schon genug am Stockholm - Syndrom.
Nun gut... So viel dazu XD

Bis nächste Woche dann. :D Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ein wichtiges Kapitel..., ja... Fragen wurden beantwortet, Beziehungen geklärt und es hinterlässt ein bitteres Gefühl.

Trotzdem mag ich es sehr...

Viel Spaß beim Lesen und schön Gesund bleiben *.* Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich kann und will einfach nicht zu viel dazu sagen...

Nur, dass ich das Ende dann über die die Osterfeiertage hochlade (Karfreitag, Ostersamstag und der Epilog an Ostersonntag).

Und mein Herz blutet im Gedenken an Hänsel - er war einer meiner liebsten OCs...

Nun gut... Schönes Wochenende euch allen, durchhalten und gesund bleiben😄 Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorletztes Kapitel. War da ein winzig kleiner Plottwist? Ja, ja ich glaube schon. Zumindest wissen wir jetzt, wer Personal aussendete, damit Nami gefangengenommen werden konnte. Dann noch ein kleiner Kampf, noch etwas Bruder-Dynamik und die gute alte Vaterliebe... *hust*

Ach ja - RIP Gretchen T.T

Letztes Kapitelchen kommt dann irgendwann morgen und im Epilog sehen wir uns dann ein Ostern für diese Geschichte noch ein letztes Mal 😊 Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Puuuuuuuhhhhh~ that's it. Das letzte Kapitel.

Kein perfektes Happy End, aber vielleicht genau das Ende, dass sie alle hier verdient haben (*schnief* Meine Babys Hänsel und Gretchen! T.T😭) Aber - Nami hat ihre Freiheit wiederbekommen, Sanji ist nun ein guter Mensch und Reiju weiß, dass sie ihr Kampf um Sanjis Seele nicht vollkommen nutzlos war. Sagen wir so - ich wusste, als ich diese Fic begonnen habe zu schreiben, dass Sanji Nami gehen lässt und dass er bleibt. Trotzdem tut es mir schon ein wenig weh, dass nicht alle ihr Happy End bekommen haben.

Wobei... Da gibt es ja noch den Epilog. Oder... Die beiden Epiloge. 😁🤔 Ich dachte mir, dass beide Protagonisten ein letztes Wort bedient haben - kommt dann, wie versprochen, morgen an Ostern.

Ähhh, was bleibt noch zu sagen...


Danke...

Danke, an alle, die sich hier her verirrt haben. Danke an alle, die lasen. Danke an die Fovoritengeber und natürlich auch an die Kommentarschreibe.

Danke, dass ihr diese wilde Fahrt durch gestanden habt.

Danke *verbeug*.

Bis zum Epilog und vielleicht liest man sich ja in einer anderen Geschichte mal wieder.

LG

_Supernaturalist_❤️ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So und wie versprochen noch Epilog I und Epilog II, beide 2 Jahre nach der Storyline. Doch ein wenig ein hoffnungsvolleres Ende - eigentlich wollte ich Namis Epilog als die finalen Worte haben, aber fand dann die Parallele für Sanjis Epilog zum Prolog eigentlich sehr spannend und jaaaa... So ergab es sich dann.

Da Mexx nur einen Epilog zulässt hier beide zusammen getragen 😁

Und zum Schluss noch ein letztes Mal:

Danke❤️ Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (87)
[1] [2] [3] [4] [5] [6] [7] [8] [9]
/ 9

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  sama-chan
2020-04-13T12:43:33+00:00 13.04.2020 14:43
Vielen vielen Dank für diese tolle Story!
Es war eine tolle Vorfreude auf die neuen Kapitel zu warten mir immer ein Fest, sie dann auch zu lesen!
Vielen Dank für die schönen Stunden!
Fühl dich gedrückt und dir noch ein tolles Osterfest!
Von:  sama-chan
2020-04-13T12:36:52+00:00 13.04.2020 14:36
Neeeeiiiin! Sanji du Vollidiot!!! 😭😭😭
Von:  sama-chan
2020-04-13T12:31:04+00:00 13.04.2020 14:31
Was eine Wendung.... Sorry - keine langen Kommentare - ich muss weiterlesen!
Von: irish_shamrock
2020-04-13T10:48:00+00:00 13.04.2020 12:48
Hey Mäusken,

ich freue mich, dass dein Langzeitprojekt einen würdigen Abschluss gefunden hat, auch wenn das vielleicht eher mit einem lachenden und weinenden Auge betrachtest, aber so ist es leider meistens um Herzensdinge bestellt ♥ ...
Wie du die Fäden aneinanderknüpfst, die Stränge wieder zusammenführst und all die vielen, schrecklichen Dinge aufzeigst, die vorfielen (Vergewaltigung, Gewalt, Verrat, Tod ...) sind packend geschildert.
Und ich hoffe, du kannst es mir nun nachfühlen, was die eigenen Charaktere anbelangt.

Zwar treten dann und wann in den einzelnen Kapiteln noch ein paar Fehlerchen auf, doch ich denke, dass du diese auch mit der Zeit noch entdecken wirst.

Die Geschichte an sich ist gut abgestimmt, auch wenn es seltsam erscheinen mag, dass Ruffy und Co. sämtliche Abenteuer OHNE Nami x Sanji bestritten haben. Und irgendwie ist es beklemmend, wenn man feststellt, dass er dies ohne Navigator und Smutje bewältigt hatte und es mag diesem ganzen Corona-Krankheitsmist liegen, doch wenn man die Story mit etwas Abstand betrachtet, fällt auf, dass jeder ersetzbar/austauschbar ist.
Ich will michm, diesbezüglich, wirklich mit Kritik zurückhalten, denn der Fokus des Geschehens lag auf Nami und Sanji, deren Welten, Vorhaben, Taten schlüssig umgesetzt wurden.
Ich drücke dir die Daumen, dass deine anderen Projekte auch irgendwann fortgesetzt werden und du weiterhin viel Spaß an der Serie, den Charakteren, der Fantasie und allem haben wirst ♥

Einen schönen Rest-Ostermontag dir,
und bleib gesund (gilt auch für deine Lieben)
irish C:
Von:  Neimount
2020-04-12T19:00:35+00:00 12.04.2020 21:00
Der Epilog ist perfekt, und man kann der Fantasie freien lauf lassen. 😍
Deine Story war so toll, ich habe es geliebt sie zu lesen ☺️
Jetzt muss ich mir aber leider nen neuen Zeitvertreib suchen 🤣
Vielen Dank für die tolle Geschichte
Von:  Neimount
2020-04-11T17:53:51+00:00 11.04.2020 19:53
Was???? Kein Happy End???? Ohhh nein 😭😭😭😭 Gemein 😭😭😭😭
Obwohl nach allem was passiert ist, kann man nicht erwarten das alles Friede Freude Eierkuchen wird und die glücklich bis ans Lebensende leben und bla bla. Wenn man realistisch ist wäre das schon unmöglich in der kurzen Zeit.
Aber ich finde es trotzdem traurig das Sanji in dieser Hölle bleiben will.
Na dann mal abwarten was im Epilog noch passiert.
Setze mich morgen dann wieder auf die Lauer, da ich dieses Ostern ja brav allein zu Hause bleiben muss ☺️
Liebe Grüße und schöne Ostern noch ☺️☺️🐰🐰🐰
Antwort von:  _Supernaturalist_
12.04.2020 20:35
Der Epilog ist da und ich hoffe doch, dass er gefällt 😜❤️
Von:  Neimount
2020-04-10T17:32:46+00:00 10.04.2020 19:32
Ohhh und ich hab was gabz wichtiges vergessen.
Die arme Gretchen 😭 und das sein Vater auch den Fluchtplan rausbekommen hat, war ich etwas schockiert.
Aber wieso hat sich Gretchen selbst gestellt, oder ist was in Nami‘s Zimmer passiert
Von:  Neimount
2020-04-10T17:06:48+00:00 10.04.2020 19:06
Ohhh also Yonji tut mir nicht Leid, hätte ruhig mehr einstecken können, blöd das die beiden anderen Idioten aufgetaucht sind.
Aber ich bin doch geschockt, das Sanji an Nami’s Entführung schuld ist, das erklärt aber auch wieso er so viel Kohle dabei hatte.
Ich hoffe jetzt nur nicht das er den Schwanz einzieht und nicht mit Nami abhaut. Ob Nami ihm das alles verzeiht ist die andere Frage.
Aber gut das es morgen schon weiter geht 😍😍
Aber andere Frage, schreibst du dann deine anderen Geschichten weiter, wie die mit Nami’s Albträumen z.B würde mich da freuen oder schreibst du ne neue 🤩🤩
Liebe Grüße und schöne Ostern
Antwort von:  _Supernaturalist_
12.04.2020 20:34
Oh je, habe gar nicht auf die Kommentare dieses Mal geantwortet x.x

Ich schaue mal, ob es mich noch mal in die andere Fanfic zieht. Es kribbelt mich ja immer so in den Finger, aber ich weiß nicht, ob der Funke so richtig überspringt. Mal schauen 😁 Ansonsten hätte ich da definitiv noch die ein oder andere Idee - mal schauen, an was ich mich das nächste Mal wage😜

Ich wünsche dir auch ein schönes Rest-Osterfest😁
Von:  sama-chan
2020-04-05T08:45:15+00:00 05.04.2020 10:45
Oh man..
Ich hatte echt gehofft, dass Sanji noch rechtzeitig kommt um dazwischen zu gehen... Das dazu 😭
Nami tut mir so Leid - das wird sie nie vergessen können! Und Hänsel....
Sanji rennt sich in etwas hinein - er sollte lieber auf die Unterstützung der Strohhüte warten. Wenn Ruffy erfährt, was Nami angetan worden ist, wird er sich Yonji höchstpersönlich vorknöpfen! 😈
Antwort von:  _Supernaturalist_
10.04.2020 18:50
Oh ja - Nami behält ein ziemliches Trauma... Und dann noch Hänsel dazu x. X Aber du hast Recht - Sanji sollte nicht so leichtsinnig auf seine Brüder losgehen...
Von:  sama-chan
2020-04-05T08:37:39+00:00 05.04.2020 10:37
OMG...
Ich war wirklich direkt schon im nächsten Kapitel, weil ich einfach weiterlesen wollte und musste mich echt zwingen erst einmal zurück zu kehren und dir deinen wohlverdienten Kommentar zu hinterlassen.
Was ist gerade passiert??? Ich dachte ja, dass die Abnahme des Eisenbands keine gute Idee ist. Aber dass Hänsel stirbt... OMG!!! 😱


Zurück