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Das fehlende Teil

Sie schläft einfach. Schläft noch auf einem Stuhl in dem kleinen Kahn, mit Sanjis Umhang um ihren Schultern. Schläft, als er sie an Bord der schwimmenden Festung bringt, die er zu Hause nennt. Schläft, als er sie ins Bett legt und zudeckt.

 

Er spricht nicht mit ihr. Befiehlt ihr nichts. Geht dann, ohne ein Wort und lässt nur die kleine Nachttischlampe auf ihren Bett an, damit sie sich in der Dunkelheit nicht zu sehr erschrickt, wenn sie aufwachen sollte.
 

Doch das tut sie nicht. Bleibt in ihren Träumen versunken – Bilder aus der Vergangenheit, Bellmere und Nojiko, Ganzo und dem Dorf. Bilder der Gegenwart - von Ruffy und ihren Freunden, von Alabasta und all den Inseln zuvor. Bilder der hoffentlich nahen Zukunft – von Reichtümern, die sie nur erahnen kann und von Karten, die perfekter die Welt kaum zeigen könnte.
 

Manchmal wechseln sie sich mit den Eindrücken der vielen, vergangenen Tage ab. Mit dem Geräusch vom Lachen der Prinzen, dem Gefühl von Reijus festem Griff um ihr Handgelenk, oder von Sanjis Händen, die gedankenlos über ihren Körper wandern. Bilder von Arlongs verkohlter Leiche, der quälenden Enge des Fahrstuhles in Sanjis Zimmer, oder den Impressionen aus dem Bordell. Wie das nackte, tote Mädchen sie anstarrt. Wie Männer sie angaffen. Von Elsas Worten.

 

Das Piepen der Handschellen stets in ihren Ohren...

 

Immer und immer wieder wiederholen sie sich und als sie dann am nächsten Morgen – irgendwann, als die Sonne schon hoch am Himmel steht – dann doch erwacht, ist sie sich eines bewusst:
 

Sie kann nicht den Rest ihres vielleicht viel zu kurzen Lebens in diesem Zimmer verweilen. Eingepfercht und eingekerkert. Auf diesem Schiff...
 

Sie muss wieder dort raus. Aufs Meer. In die Freiheit.

 

Doch...der einzige Weg wird nur vorbei an Sanji führen und dieser darf sie dabei auf keinen Fall aufhalten...

 

Für einige Tage – gar Wochen - ist es ruhig. Der junge Prinz belästigt sie nur wenig. Mal zum Frühstück. Mal zum Abendbrot. Mal dazwischen. Er ist wenig aufdringlich – nun – weniger zumindest, als all die Male zuvor. Ist freundlich. Erzählt ihr von der Welt da draußen. Der gegenwärtigen Position seines Schiffes. Erzählt ihr von der Macht der Vinsmokes und ihren gefügigen Untertanen.
 

Sie hört ihm zu. Ganz genau. Fragt, wenn sie etwas nicht versteht und er gibt ihr meist bereitwillig eine Antwort.

 

Die junge Frau versucht sich alles zu merken.
 

Jedes noch so kleine Detail.

 

Alle Worte, die seine Lippen verlassen, werden von ihr regelrecht inhaliert und ihr Interesse scheint ihn irgendwie...zu befriedigen und seine einfache Glücksseligkeit macht ihre Gefangenschaft ein wenig leichter.
 

Denn auch wenn sie abends stets mit flauem Magen zu Bett geht – nervös, wegen dem, was sie am nächsten Morgen erwarten könnte – so schafft sie es, jeden Abend ein wenig mehr das Puzzle mit dem Namen 'Sanji' zusammenzusetzen. Ja...Es wird noch dauern, bis es vollständig ist. Sie braucht Geduld, eh sie die Millionen Teile zusammenfügen kann – doch wenn ihr am Ende die Freiheit lockt, so soll es die verlorene Zeit doch wert sein.
 

Und irgendwann wird er es sein, der einen Fehler begeht, der ihr die Freiheit schenkt...

 

„Schönen guten Tag, reizendes Fräulein...“, säuselt er da plötzlich, als er in ihrer Tür steht und sie blickt versucht überrascht von ihrem Buch auf.

 

Schließlich hat sie doch den ganzen Tag schon mit ihm gerechnet und mittlerweile ist es schon später Nachmittag.

 

Die junge Frau schließt schnell das Buch in ihrem Schoß – irgendwelche einfache Liebeslektüre, die sie im Bücherregal, das in ihrem Zimmer steht, gefunden hat. Sie lächelt und setzt sich ein wenig gerader auf das Sofa, hebt die Augenbrauen, als sie sieht, dass er etwas unter seinem Arm geklemmt hat.

 

„Guten Tag...“, sie versucht nicht allzu neugierig zu sein, doch ihre Augen huschen wieder und wieder zu dem Verborgenem, was er natürlich mit einem breiten Grinsen bemerkt.

 

„Ich habe dir etwas mitgebracht, was dich vielleicht interessieren könnte“, sagte er gleich, schließt die Tür hinter sich und trottet auf sie zu, um sich neben sie auf das gepolsterte Möbelstück zu setzen. Automatisch greift er nach ihrer Hand und küsst diese – sie lässt es mittlerweile einfach zu.

 

„Hast du?“, fragt sie, ihre Augenbrauen klettern ein wenig nach oben und sie legt den Roman auf das Tischchen vor sich, nur um dann eine zusammengerollte Zeitung in die Hand gedrückt zu bekommen.
 

„Oh...“, murmelt sie – nun doch ein wenig überrascht und faltet sie auseinander. Blinzelnd betrachtet sie die große Überschrift auf dem Titelblatt und ihre Mundwinkel zucken, als sie die Fotos sieht.
 

„Jap~ Alabasta scheint wieder zu erblühen. Ich denke mal, das man dir dafür auch danken kann, nicht?“

 

Sie verdreht die Augen.
 

„Klingt es arrogant, wenn ich sage, dass ich wohl einen kleinen Teil dazu beigetragen habe?“
 

„Mit Nichten – wenn es schließlich doch die Wahrheit ist! Aber das war nicht das, was ich dir am Meisten zeigen wollte, auch wenn es mich glücklich macht, ein strahlendes Lächeln auf deinen zarten Lippen zu sehen...“

 

Dieses Mal verdreht sie nicht ihre Augen. Gibt keinen schnippischen Kommentar ab. Sie belässt es einfach dabei, denn nur so wird der blonde Prinz eher bereit sein, mit ihr ungewollt seine Geheimnisse zu teilen.

 

„Was ist es dann?“, fragt sie ruhig, nachdem sie den Artikel überflogen hat.

 

„Seite 7“.
 

Sie blättert um. Legt die Zeitung auf ihre Knie und überfliegt die großen Überschriften auf der Seite. Es ist nichts weltbewegendes. Ein Unwetter hat für Chaos auf der einen Insel gesorgt, Unruhen sind auf der nächsten bemerkt wurden. Irgendetwas mit dem Namen 'CP9' und irgendwelche Forschungsergebnisse – die wohl ins nichts führten – über die Teufelsfrüchte.
 

Aber nichts, dass sie wirklich interessieren würde.

 

Bis...

 

…, ganz unten, in der linken Ecke befindet sich noch eine weitere, kurze Berichterstattung. Nur wenige Zeilen, die sie erst stutzen, dann freuen und schließlich schwer schlucken lassen:
 

'Nach Auseinandersetzung auf Jaya – Strohhutpiraten nun im Himmel? Vor einigen Tagen verursachte eine Auseinandersetzung zwischen Mitgliedern der Bellamypiraten-Bande und der Strohhutpiraten-Bande Unruhen in der Stadt Mocktown, auf der Insel Jaya. Augenzeugen berichten Handgreiflichkeiten und Wortgefechte. In wieweit die Blackbeardpiraten in dieser Auseinandersetzung beteiligt sind, kann noch nicht gesagt werden.

Nachdem Strohhut Ruffy (100.000.000 Berry Kopfgeld) fliehen konnte, ist sein Schiff samt Crew entdeckt wurden, wie es durch den Knock-Up-Stream in den Himmel getragen wurde. Ob der Kapitän mit seiner Mannschaft das überlebt hat, bleibt abzuwarten, ist aber unwahrscheinlich...'

 

Nami schüttelt den Kopf, als ihre Augen mehrmals über den Text wandert.
 

„Die Wahrscheinlichkeit einen Knock-Up-Stream zu überleben liegt etwa bei 1 von 100.000. Gute Steuermänner und Navigatoren können ein robustes Schiff leicht daraus steuern. Aber...so ein kleiner Kahn, wie die Flying Lamb...und dann ohne Navigatorin...so viel Glück hat nicht einmal dein Strohhut.“
 

Ihre Hände verkrampfen sich in den Falten der Zeitung und sie beißt sich auf die Lippe – denn – verdammt nein! Das konnte einfach nicht geschehen sein! Da muss mehr dahinter stecken. Was hat der Schwarzhaarige geplant?! Kampflos hätte er sich doch gewiss nicht von einer Laune der Natur besiegen lassen!
 

„Natürlich...es gibt das Gerücht von Inseln im Himmel – besonders im North Blue sind solche Märchen weit verbreitet. Und – von dem, was ich von deinem Ex-Kapitän gehört habe, so scheint er ja einer der...sehr...leichtgläubigen und kindischen Sorte zu sein... Wenn er hört, dass es Inseln im Himmel gibt, will er dir doch bestimmt erforschen... Auch...wenn es sein Leben und das seiner ganzen, kleinen Crew kosten sollte, nicht? Also...kannst du ja froh darüber sein, nicht in diesen Wahnsinn gefolgt zu haben...“

 

Sie schluckt und schnaubt, die Ruhe, die sie sich geschworen hat zu bewahren, nun verschwunden.
 

„Ruffy mag vielleicht gutgläubig sein-“
 

„Leichtgläubig, Nami-Schatz. Das sind zwei unterschiedliche Dinge.“
 

„Fein. Er mag vielleicht all das sein und noch mehr, aber er weiß genau, auf was er sich einlässt! Er wird das nicht ohne Grund gemacht haben. Seine Intuition hat sich bisher immer als gut und richtig bewiesen!“
 

„Tzz...Du wärst ihm wirklich gefolgt? In den sicheren Tod?“
 

„Er ist nicht Tod, das weiß ich. Und was nun?! Wolltest du mir wirklich diese Schlagzeile als Überraschung bringen? Turnt dich das irgendwie an?!“
 

„Nami...“
 

„Du kommst hier freudestrahlend rein, palaverst etwas von einer Überraschung, um mir dann so etwas vor die Füße zu knallen?!“
 

„Seite 3.“
 

„Ich sage dir eins – Ruffy ist noch da draußen und er wird mich finden und – bitte, was?!“
 

Seite 3...“
 

Mit zittrigem Atem, blättert sie widerwillig zurück – auf Seite drei und presst ihre bebenden Lippen verärgert aufeinander.
 

„Was willst du mir damit sagen?!“
 

„Was steht denn da?“
 

Nami stöhnt genervt, liest dann aber doch widerwillig die Überschrift:
 

Für Jahrhunderte verschollen – Schiffswrack wird zu Forschungszwecken freigegeben.“
 

Ja, und weiter.“
 

„Passagierschiff nach hundert Jahren wieder aufgetaucht. Erste Untersuchungen zeigen, dass...“
 

„Ja...?“
 

„...es einen Aufprall von tausenden Metern besser überstanden hat, als zuvor angenommen... Warte...“
 

Er beginnt zu schmunzeln und drückt ihr einen Kuss gegen die Schläfe. Nimmt ihr die Zeitung aus den ermatteten Händen.

 

„Tja... es gibt auch Menschen aus dem North Blue, die an diese Inseln am Meer glauben, Nami-Mäuschen. Also – ja – du hast Recht...Ruffy wird seinen Grund haben, einen Knock-Up-Stream heraufzufahren. Einen beeindruckenden noch dazu. Das Schiff wurde unweit von Jaya geborgen und – wer weiß – vielleicht hat Ruffy ja etwas davon mitbekommen. Zudem ist die Insel dafür bekannt, dass riesige Schattenmonster in den Wolken zu sehen sind. Und das Leuten einer Glocke ist oft zu hören...“
 

„Also...du glaubst...Ruffy ist wirklich dort oben...“
 

„Ich will den Strohhut nicht zu sehr loben – aber, ja – ich glaube, er ist irgendwo dort oben und ihm geht es gut. Fragt sich nur wie und wann er dort wieder runter kommt... Und... ob er überhaupt noch Interesse daran haben wird, nach dir zu suchen, jetzt, wo er weiter seinen Abenteuern nacheifert...“
 

„...was?“
 

„Naja – er reist weiterhin von Insel zu Insel. Ein wenig lebensmüde ohne Steuermann und Navigator, wenn du mich fragst, aber mit ein wenig Glück auf dem ersten Teil der Grand Line noch machbar. Und wer weiß, auf welche Navigatoren er so während seiner Abenteuer trifft...“

 

„Er wird mich nicht ersetzen...“, wispert sie leise, ungläubig, dass er ihr so etwas überhaupt erzählt. Denn schließlich ist die Hoffnung, dass Ruffy nicht irgendwann vor ihr stehen wird, um sie hier endlich rauszuholen, noch nicht erloschen.

 

„Das Leben geht weiter, Namilein... Menschen werden älter, eifern ihren Träumen nach und ehe man sich versieht ist nichts mehr so, wie es mal war. Egal, wie schön die Vergangenheit ist...“

 

Sie schnaubt und blickt verächtlich zur Seite.
 

„Das ist Ruffy, von dem wir hier sprechen. Er wird sich gewiss nicht ändern. Und irgendwann wird er kommen und-“
 

„Dich holen...?“ Er seufzt verzweifelt und fährt sich mit einer Hand durch sein blondes Haar. Flüstert etwas unter seinem Atem, was sie nicht verstehen kann und vielleicht auch nicht will. „Egal..., du wirst deine Meinung eh nicht ändern, richtig? Aber zumindest habe ich meine Pflicht erfüllt, und dir von seinen neusten Taten berichtet“.

 

Fast wäre ihr ein kleinlautes 'Danke' über die Lippen gekommen, doch sie schluckt es schnell wieder runter. Dennoch dreht sie ihr Gesicht zurück zu dem seinen und ihre braunen Augen treffen auf die Blauen ihr gegenüber.

 

„Ist das alles für heute?“, fragt sie, verstimmt über den Austausch mit dem jungen Prinzen und trotz ihres Plans will sie es nicht vor ihm verbergen. Schließlich...gehört es doch auch zum Puzzle, zu erfahren, wie er reagiert, wenn sie ihm voll negativer Emotion gegenüber tritt. „Folgt noch eine Einladung für das Abendessen?“
 

„Heute nicht“, sagt er mit gleichgültiger Freundlichkeit und zuckt mit den Schultern. Sie weiß nicht, ob er ihren Ärger ignoriert, oder es dieses Mal einfach nicht bemerkt und das verärgert sie fast noch ein wenig mehr. „Vater hat zum Dinner gerufen. Wir sollen gutes Geld mitbringen...“

 

Erst klingen seine Worte in ihren Ohren wie jede andere Aussage auch, bis etwas an ihren Nerven kratzt und sie nervös werden lässt. Sie muss nicht nachfragen, warum der König Geld von seinen Kindern – oder eher nur den Söhnen – verlangen würde. Sie muss nicht fragen, warum er sie nicht dabei haben darf, oder will. Nein...sie weiß genau, was beim Abendessen geschehen soll...
 

„...und...hast du vor...dir noch ein Mädchen zu kaufen...?“, fragt sie und schluckt, als er sie für einige Augenblicke eindringlich anstarrt – genau so, als wolle er versuchen sie zu lesen. Seine Mundwinkel zucken kurz – nach oben und nach unten – und seine Augen verengen sich für einen Moment. Dann – schon fast ein wenig zaghaft – legt er eine Hand auf ihr Knie.
 

„Dich stört das?“
 

Nami weiß, dass keine ihrer möglichen Antworten einen guten Ausweg aufweisen werden. Wenn sie die Frage mit 'Ja' beantwortet, würde sie ihm Hoffnungen auf Momente der Zweisamkeit geben, die unangenehme Wendungen mit sich bringen.

 

Wenn sie seine Frage verneint, so würde sie in ihrem Plan zurückfallen. Sich vielleicht sogar einen neuen ausdenken müssen – besonders für den Fall, wenn er sich wirklich noch ein zweites Mädchen kauft. Eines...das ihm leichter verfällt und das er sofort verführen kann, um endlich seine sexuelle Befriedigung zu finden.

 

Wenn sie einfach ruhig bliebe, so würde er sich seinen Teil denken – gewiss keinen Guten.

 

Sie atmet langsam, versucht ihr Herz, dass sie in irgendeinem Sinne verraten könnte, zu beruhigen, bevor sie sich einfach ein wenig gemütlicher gegen die Lehne des Sofas lehnt, um dann ebenfalls mit den Schultern zu zucken.

 

„Hast du denn noch so viel Geld? Von dem, was ich gehört habe, war ich wohl sehr teuer für dich...“

 

Gut...Fragen mit Gegenfragen antworten gibt immerhin nicht zu viel von ihren Gedanken preis...

 

„2 Millionen? Mhm...wo die herkommen, habe ich nun wirklich viel mehr. Ich bin ein Prinz und unsere Familie gehört nun wirklich zu den wohlhabenderen...“

 

„Oh...“, entkommt ihr, noch bevor sie diesen kleinen Ton aufhalten kann, schafft es aber ihre Stimmlage irgendwo zwischen Enttäuschung und Überraschung zu balancieren.
 

Was Sanji daraus deutet, kann sie nicht genau abschätzen, denn er nickt nur und streichelt mit seinem Daumen über ihr Knie, bevor er von ihr ablässt.

 

„Ich werde Hänsel und Gretchen sagen, sie sollen dir zum Abendessen Gesellschaft leisten. Gibt es denn irgendetwas, was du dir wünscht? Eine Leibspeise, die ich dem Koch mitteilen soll?“
 

„Nur so...aus Interesse...“, wirft sie noch schnell ein, bevor er sich erheben kann und er mit verwirrtem Blick sie ansieht „...hast du vor zu diesem Abendessen zu gehen?“
 

„Vater verlangt, dass all seine Nachfolger mit ihm ab und an essen. Zum Pläne besprechen und damit die Mädchen versteigert werden können. Er will schließlich seine Söhne bei Laune halten.“

 

„Und...musst du bieten? Auf ein Mädchen...Frau...was auch immer...“
 

„Wenn sie mir gefällt, warum nicht?“ Das ist nicht so ganz die Antwort, mit der sie gerechnet hat. Oder...die sie erhofft hätte. Denn...wirklich...eine zweite Frau in diesen Gemächern würde ihren Plan nur erschweren, wenn nicht sogar vereiteln. Und dabei ist doch alles, nach was sie sich sehnt, nur die Freiheit...

 

„Okay...“, sagt sie mit atemloser Stimme und nickt, bevor sie ihren Mut zusammennimmt, um ihm „Viel Glück!“ zu wünschen.

 

Der junge, blonde Prinz schmunzelt, als er das hört und steht auf. Er zieht sie an der Hand mit sich, um sie noch einmal gegen sich ziehen zu können.
 

„Einer jungen, schönen Frau stehen Sorgen nicht zu Angesicht, Nami-Maus. Ich sehe mir die Frauen nur an und schaue, ob sich da etwas ergibt. Das hier-“ Er deutet zwischen die beiden „-wird mir aber stets in Gedanken sein und unser Band ist mir sehr wichtig. Du weißt doch – ich stehe auf heiße, temperamentvolle Frauen und das bist genau du. Da muss dir nun wirklich erst einmal jemand das Wasser reichen. Also...gibt es eine Leibspeise, die man dir heute bringen soll?“
 

Sie blickt ihn an. Stumm, für einige Zeit – versucht ihn zu lesen, zu erkennen, welches Puzzelteil in ihrem Gesamtbild fehlt. Doch es ist schwer...Die Gesamtheit seiner Persönlichkeit zu komplex...

 

Nein...sie weiß nicht, welche Knöpfe sie in diesem Moment bei ihm drücken soll, damit sie ihn manipulieren kann...

 

...damit er wie Wachs in ihren Händen ist...

 

Nein...sie braucht Zeit zum nachdenken, um dann – bevor es zu spät ist – zu handeln.

 

„Lass mir kochen, was immer du willst. Doch...wäre es dir Recht, wenn ich allein speise. Mein Kopf beginnt ein wenig zu brummen und ich hätte lieber meine Ruhe, als Hänsel und Gretchens Gesellschaft.“

 

Eine kleine Falte erscheint zwischen Sanjis Brauen und seine Augen drüben sich vor Sorge. Die Hände haschen schnell nach ihren Wangen, seine Daumen streicheln über ihre Haut in einer zärtlich Art.

 

„Mach mir keine Angst, Namilein. Geht es dir gut? Soll ich einen Arzt kommen lassen?“, fragt er gleich, beinahe atemlos und sucht ihr Gesicht nach irgendwelchen Anzeichen für eine Erkrankung ab.
 

Sie blinzelt verwundert und in anderen Umständen hätte sie sich beinahe gerührt gefühlt. Doch nicht, wenn es hier um den dritten Prinzen der Vinsmoke-Familie geht und nicht nach all den Tagen der Tortur und Gefangenschaft.
 

Dennoch ist seine Sorge fast...bemerkenswert... und etwas, was sie sich strikt merken sollte.

 

„N-Nein...alles in Ordnung...Gewiss das Wetter, es beginnt sich so schnell zu ändern. Ich glaube, ein Sturm kommt bald auf uns zu. Heute...Abend nehme ich an...“ Und das ist nicht einmal eine komplette Lüge, denn das Wetter ändert sich tatsächlich und bald wird von dem strahlenden Sonnenschein nichts mehr zu sehen sein.
 

„Und da soll ich mit ruhigem Gewissen mit meiner Familie essen?! Und dich hier allein lassen?!“
 

„Mir geht es gut und ich will meine Ruhe, Sanji. Ich beteuere es dir...“

 

Er seufzt, gibt ihr aber ein zustimmendes Nicken, als sie ihn anlächelt.

 

„Dir kann ich auch wirklich nichts verwehren...“, säuselt er nur ermattend und drückt ihr einen Kuss auf die Stirn.
 

„Ich lasse dir etwas Leckeres zu kommen. Das isst du, ja? Und dann legst du dich hin und ruhst dich aus. Bei mir wird es heute ohnehin spät werden...“

 

Sie nickt und sieht ihm nach, als er dann sich von ihr trennt und ihr Zimmer mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen verlässt.

 

Gut...sie hat ihn zumindest soweit um ihre eigenen Finger gewickelt, als das er ihre Lüge hinterfragt. Und den Grund für ihr Alleinsein. Jetzt muss sie es nur noch schaffen, dass er sie einfach gehen lässt...freiwillig... Sie weiß genau, dass das Wehren und der verbale Angriff ihr nicht weiterhelfen kann und wird. Er ist schlau, wird immer Ausreden finden, oder Methoden, um sie in die Knie zu zwingen – etwas, was er selbst doch eigentlich nicht möchte.

 

Nein...er will sie beschützen. Ihr nahe sein. Von ihr anerkannt werden, für das, was er ist.
 

Er will ihre Zeit...

 

...für ihre Freiheit ist sie bereit ihm das zu geben. Genau das und wenn es sein soll noch mehr...

 

Mit schwerem Herzen und zittrigen Beinen setzt sie sich schnell wieder auf das Sofa hinter ihr. Legt die frostigen Hände in ihren Schoß und drängt ihren bebenden Atem zwischen den Lippen hervor, während sie starr zur Tür blickt.

 

Sie weiß...was, zu tun ist, damit sie hier raus kommt. Es ist...eigentlich ganz einfach...
 

Denn...sie will sein fehlendes Puzzleteil sein und muss schnell handeln, bevor er sein Interesse an ihr verliert und ihm mit ihr langweilig wird. Bevor...ihr eine andere Frau in die Quere kommt...

 

Natürlich...einmal wird nicht reichen. Das, was sie vorhat, wird ein langer, quälender Prozess für sie sein und sie ist sich bewusst, welche Opfer sie dafür bringen muss.

 

…, dass sie ihren Stolz und ihre Würde dafür beugen muss...doch, das soll ihr egal sein – denn die Freiheit dort draußen ist alles, was für sie noch zählt. Und ohne, dass er es bemerkt hat, brachte er ihr wichtige Informationen auf dem Silbertablett, indem er ihr diese Artikel zeigte.

 

Ja...er selbst hat es ihr ein wenig leichter gemacht...



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: irish_shamrock
2019-12-14T06:19:10+00:00 14.12.2019 07:19
Guten Morgen :),

dieses Kapitel hatte etwas "Entspannendes". Ich hätte gern weitergelesen, aber da muss ich mich wohl gedulden.
Namis Plan, Sanji zu ergründen um quasi die gesammelten Informationen gegen ihn zu wenden und für ihre Freiheit zu verwenden, ist gut gelöst.
Das mit der Zeitung erscheint erst als miese Finte, und irgendwie bleibt auch eine Spur Bitterkeit zurück, da ich, an Namis Stelle, zwar auch Angst hätte, dass die Crew nicht mehr lebig ist - allerdings würde ich ihnen dennoch den Tod an den Hals wünschen, da sie einfach weitersegeln - OHNE Navigator - ab in den Himmel rauschen und NICHT nach ihr suchen. Aber vielleicht glaubt Nami auch, dass es sich vom Himmel aus leichter gestaltet, sie ausfindig zu machen.
Sanjis Versuch, Nami eifersüchtig zu machen, ist auch so ein Balanceakt. Doch Nami spielt mit, etwas anderes bleibt ihr wohl auch nicht übrig, um sein Wohlwollen nicht zu verlieren.

Ein paar Fehler sind mir aufgefallen:
„Nur so...aus Interesse...“, wirft sie noch schnell ein, bevor er sich erheben kann und er mit verwirrtem Blick sie ansieht „...hast du zu diesem Abendessen zu gehen?“ -> da fehlt ein VOR

„N-Nein...alles in Ordnung...Gewiss das Wetter, es beginnt sich so schnell zu ändern. Ich glaube, ein Storm kommt bald auf uns zu. Heute...Abend nehme ich an...“ Und das ist nicht einmal eine komplette Lüge, denn das Wetter ändert sich tatsächlich und bald wird von dem strahlenden Sonnenschein nichts mehr zu sehen sein. -> du meinst sicherlich STURM ...

Und wie immer, eigentlich, heißt es weiß, und nicht weis - das wollte ich dir schon so lange sagen, und manchmal klappt es ja, aber zu einem großen Teil bleibst du beim "einfachen" S kleben ... aber ich denke, du bist alt genug, dass du weißt, was ich damit sagen will ...

Ein schönes Wochenende dir,
und einen schönen 3. Advent.

Liebe Grüße,
irish C:

Antwort von:  _Supernaturalist_
20.12.2019 23:03
Hallölölö ~
Und jaaaaa das mit dem s in weiß regt mich auf >. < Seitdem ich dass bei net Kollegin gesehen habe, ist mein Gehirn deswegen total gebrochen und ich will immer (oder tue es auch) weiß schreiben (oder Konter statt Kinder...) Ich habe jetzt alles im Dokument korrigiert und hoffe, dass es nicht mehr in Zukunft auftritt u.u Und dafür, dass du auch die anderen Fehler aufgewiesen und korrigiert hast, bin ich sehr dankbar <3

Und ja, jetzt kommen erst einmal ruhigere Kapitel... Erst einmal...

Ich wünsche dir auch nachträglich einen schönen 3. Und einen zukünftigen 4. Advent <3
Von:  sama-chan
2019-12-13T21:50:18+00:00 13.12.2019 22:50
Und wie jeden Freitag warte ich freudig auf das nächste Kapitel und werde nicht enttäuscht! 😁

Zu Anfang dachte ich wirklich, dass Sanji sich mit ihr einen kranken Scherz erlaubt. Aber zum Glück habe ich mich geirrt. Jetzt hat Nami eine neue Strategie entwickelt. Ich kann mir grob vorstellen, was sie sich da zusammen gereimt hat. Mal sehen, wie sie die einzelnen Phasen des Plans umsetzen will und wie Sanji kooperiert.

Bitte lass bei den interessanten Szenen keine Cliff-Hanger zu! Das würde ich nicht aushalten! 😭
Freue mich schon riesig auf nächsten Freitag! 😍
Antwort von:  _Supernaturalist_
20.12.2019 22:57
Hallöchen und guten Abend 😀
Danke einmal mehr für deine lieben Worte und ich hoffe, dass dir auch dieses Kapitel gefällt. Und ob es das ist, was du dir vorgestellt hast ;P Und zu den Cliffhangern... Ich versuche sie zu vermeiden 😀

LG


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