Zum Inhalt der Seite

Loki: The Dark Prince - Der dunkle Prinz

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kampf gegen Malekith

Der rasende Flug durch die enge Felsspalte trieb Melinda den kalten Schweiss auf die Stirn. Sie sah Lokis bleiches Gesicht in der Dunkelheit leuchten: es wirkte konzentriert und ruhig. Die junge Agentin atmete tief durch. Ganz offenbar wusste er, was er tat.
 

Geschwindigkeit, Enge und Lokis Magie öffneten schliesslich das Portal, das sie nach Svartalfheim brachte. Gerade als Melinda glaubte, sie würden an den Felswänden zerschellen, wurde sie auf einmal von demselben regenbogenfarbigen Blitzgewitter wie es der Bifröst verursachte, umgeben. Einige Sekunden später flogen sie mit gewaltigem Druck aus der Felsspalte hinaus in eine Welt, die nur um weniges heller war als die enge Gesteinsformation, die sie soeben passiert hatten. Eine düstere, unheimliche... und vor allem tote Welt. Svartalfheim!
 

Ruhig und beinahe geräuschlos glitt das Schiff aus Asgard durch die fremde und bizarre Umgebung. Dass hier schon seit Jahrhunderten niemand mehr lebte, war offensichtlich. Das sanfte Gleiten und der Fremdkörper in ihr liessen Melinda schläfrig werden, und in Lokis Armen gab sie schliesslich der Müdigkeit nach. Sie bekam zwar noch mit, dass er und Thor über etwas sprachen, aber sie hörte nicht mehr hin. Langsam liess sie sich in den Schlaf hinübergleiten.
 

Melinda hatte keine Ahnung, wie viel Zeit verstrichen war, doch ein unheimliches Summen in der Luft liess sie schliesslich wieder aufschrecken. Das, und Lokis sanftes Schütteln an ihren Schultern: „Malekith", flüsterte er leise.
 

Melinda richtete sich auf und sahin der Ferne das Raumschiff, das sich langsam aus der unsichtbaren Tarnung herausschälte und näher kam. Sie erstarrte. Als das Schiff auf dem Boden aufsetzte und rund zehn Dunkelelfen herauskamen - der unheimliche Malekith und sein Schlächter Algrim oder ‚der Kursed', der Verfluchte, wie er sich nannte, in ihrer Mitte - schrien alle Instinkte in ihr: lauf weg! Aber ein rascher Blick zu Loki und Thor beruhigte sie: Die beiden nickten ihr begütigend zu und stiegen dann aus dem Gleiter. Melinda folgte benommen.
 

Loki berührte kurz ihre Stirn, um ihr so in sekundenschnelle mitzuteilen, was für einen Plan er und Thor ausgeheckt hatten. Melinda wusste: er konnte in das Bewusstsein anderer eindringen, ohne sie anzufassen, doch wenn er jemandem seine Gedanken übermitteln wollte, ging das nur durch eine direkte Berührung. Es dauerte keine zwei Sekunden, und Melinda wusste, was Thor und Loki besprochen hatten, als sie weggeschlummert war.
 

Leider dauerte es keine weiteren zwei Sekunden, bis es so aussah, als würden ihre Pläne über den Haufen geworfen werden. Denn zwischen Malekith und Kurse tauchte jetzt eine weitere Figur auf: die schlanke, helle Silhouette einer Frau.
 

„Mutter!" schrien Thor und Loki wie aus einem Mund.
 

Und mit schierem Horror sahen sie zu, wie Malekith die Königin von Asgard unsanft nach vorne stiess.
 

Thor und Loki starrten sich an, und es war Thor, der schliesslich heiser sagte: "Ziehen wir es trotzdem durch?"
 

Lokis Blick wurde so finster wie nie zuvor. "Jetzt erst recht," gab er zurück. Melinda konnte seine Entschlossenheit fast körperlich spüren.
 

"Bist du sicher..?" Thor schien auf einmal zu frösteln. "Ich meine, schaffst du das... vor Mutter?"
 

Loki straffte seine Schultern. Dann zückte er mit einer blitzschnellen Bewegung seinen Dolch, stiess ihn Thor in die Seite und erwiderte: "Ja."
 

Melinda schrie auf, obwohl sie wusste, dass es zum Plan gehörte. Doch sie war nicht die einzige: auch Frigga, die Königin von Asgard, stiess einen entsetzten Schrei aus, als sie mitansehen musste, wie ihr ältester Sohn von seinem jüngeren Bruder attackiert wurde.
 

Von da an überschlugen sich die Ereignisse.
 

Loki spielte seine Rolle. Er spielte sie gut. Sehr gut sogar. So gut, dass Melinda sich gefragt hätte, ob es nicht doch ernst gemeint war, was er da alles von sich gab... hätte sie ihn nicht inzwischen gut genug kennen – und lieben! – gelernt, um zu wissen, dass sein Getue wirklich nur Schauspielerei war.
 

Er sprang Thor, der scheinbar verwundet den Abhang hinunterrollte, hinterher und brüllte mit hasserfüllter Stimme: «Hast du ernsthaft geglaubt, dass ich dir helfe, gegen Malekith zu kämpfen? Hast du wirklich gemeint, dass es mich auch nur im Mindesten kümmert, dass er Asgard fast in Schutt und Asche gelegt hat? Du bist wirklich genau der Trottel, für den ich dich immer gehalten habe, Thor...»
 

Malekith und seine Leute bekamen jedes Wort mit, denn erstens redete Loki absichtlich so laut, dass sie ihn bestens hören konnten, und zweitens waren sie inzwischen auch ziemlich nahe an die Dunkelelfen herangekommen. Melinda, welche den beiden plangemäss folgte (wenn auch um einiges langsamer), hielt bei Lokis grausamen Worten mehr als einmal den Atem an. Sie wagte es nicht, zu Frigga hinzuschauen, aber sie meinte, mehr als einmal ihr entsetztes Keuchen zu vernehmen.
 

«Loki, unsere Mutter...» rief Thor, und Melinda wusste, dass er jetzt improvisierte. Weder er noch Loki hatten von Friggas Gefangennahme gewusst. Aber Loki ging sofort darauf ein, als hätten sie das genauso einstudiert wie den Rest ihres Täuschungsmanövers.
 

«Deine Mutter!» schrie Loki zurück, und Melinda wusste, dass ihn diese Worte mehr schmerzen mussten als die Königin selbst. Sie wusste genau, wie sehr er Frigga liebte. Aber wenn sie in diesem Spiel gewinnen wollten, hatte er keine andere Wahl als – einmal mehr – die Position des Schurken einzunehmen. Ihr Herz verkrampfte sich, und das erste Mal wünschte sie, dass Loki noch ein kleines bischen mächtiger wäre als er es ohnehin schon war: dass er anderen seine Gedanken auch aus der Ferne übermitteln könnte. Dann hätte er seiner Mutter sagen können, dass dies alles nur eine Farce und keins seiner schrecklichen Worte ernst gemeint war. Aber das ging nicht. Und so hoffte sie einfach inbrünstig, dass Frigga spüren konnte, dass das hier nicht echt war. Als Mutter... und als Magierin. "Was mich anbelangt..." Einen Augenblick stockte Loki, und Melinda war sich sicher, dass er sich krampfhaft zwingen musste, den Rest des Satzes auszusprechen, "...so ist sie mir genauso egal wie Du. Oder Odin! Oder Asgard insgesamt!"
 

Thor lag am Boden und streckte verzweifelt die Hand nach Mjölnir, den er fallen liess, als Lokis Messer ihn traf, aus. Loki trat von hinten an ihn heran. «Alles, was ich je wollte, war dich und Odin tot zu meinen Füssen zu sehen!» schnauzte er und zückte sein Messer erneut. Melinda schloss die Augen. Sie wusste, was jetzt kam, und konnte nicht hinschauen. Auch wenn es nur eine Illusion sein würde – sie kannte Lokis Fähigkeiten gut genug, um zu wissen, dass man keinen Unterschied bemerken würde. Es würde echt aussehen... Für die Dunkelelfen genauso wie für Frigga.
 

Und so erstaunte es nicht im Mindesten, dass Friggas lauter Schrei durch alle Ohren drang, als Loki seinem Bruder die Hand vom Arm trennte, um ihn daran zu hindern, seinen Hammer benutzen zu können. Ihr Schrei war noch lauter als der, den Thor zum Schein ausstiess – was vielleicht ein Glück war, denn im Gegensatz zu Loki war Thor ein weitaus weniger begnadeter Schauspieler, und seine Darstellung von einem Schwerverwundeten etwas zu lasch... Doch Friggas Ruf des Entsetzens lenkte von Thor ab.
 

Es wurde Zeit für den nächsten Akt. Melinda riss all ihre Kraft zusammen und rannte auf Thor zu – scheinbar, um sich um den Verletzten zu kümmern. Dass sie dabei an Loki vorbei musste, war geplant und gewollt. Und wie besprochen, packte sie dieser und wandte sich an den Anführer ihrer Feinde.
 

«Malekith!» rief Loki, und in seiner Stimme schwang soviel Triumph mit, dass jeder Schauspieler wohl vor Neid ob solch grossem Talent erblasst wäre. «Ich bin Loki aus Jotunheim und ich bringe dir ein Geschenk.» Er warf Melinda dem Dunkelelfen vor die Füsse. «Ich verlange nur eines als Entschädigung: einen guten Sitzplatz, von wo aus ich in Ruhe zusehen kann, wie Asgard untergeht!»
 

In Melindas – gespieltes – Keuchen mischte sich das echte von Frigga. Die Königin sah Loki an, und schien nicht fassen zu können, was sich vor ihren Augen abspielte. Ihr Adoptivsohn aber vermied es, den Blick zu erwidern. Melinda ahnte, weshalb: hätte er Frigga angeschaut, hätte er es kaum vermeiden können, ihr zumindest mit den Augen verstehen zu geben, dass nichts von dem hier ernst gemeint war. Doch das durfte er nicht, denn ihr Erfolg hing davon ab, dass Malekith und seine Leute auf ihr Theater hereinfielen. Also schaute er starr in das Gesicht des Dunkelelfen und schaffte es dabei sogar, den Ansatz von Spott und Rachedurst auf seine bleichen Gesichtszüge zu zaubern.
 

«Er wurde von Odin seiner Kräfte beraubt und zur Erde geschickt,» flüsterte Algrim seinem Herrn zu. «Er ist ganz sicher auf unserer Seite.»
 

Malekith musterte Loki forschend und misstrauisch. Doch dann war es wohl wiederum Frigga, die, wenn auch ohne es zu wissen, dazu beitrug, dass Loki glaubwürdig erschien. «Loki...» stammelte sie ungläublg und tonlos, «...wie kannst du nur so etwas sagen..?»
 

Loki starrte weiterhin unverwandt auf Malekith, schaffte jedoch ein ganz flüchtiges, zynisches Lächeln. «Wieso nicht... wo es doch die Wahrheit ist?»
 

Malekith hinderte Frigga an weiteren Worten. Er ging zu Thor, der sich redlich bemühte, genügend zu stöhnen, stiess ihn mit dem Fuss an und befahl ihm, genau hinzuschauen. Dann hob er die rechte Hand, und Melinda wurde vom Boden gerissen und in die Luft gehoben. Sie spürte auf einmal eine unglaubliche Kraft, die an ihr zu zerren begann, und dann zu ihrer grossen Erleichterung, wie dieses Zeug, das in ihr war, aus ihrem Körper herausfloss. Sekundenlang sah sie nichts als Schwärze und ein endloses Nichts, bis sich plötzlich das gesamte Universum vor ihrem inneren Auge auszubreiten begann... und sich schliesslich wieder in die kahle, leblose Landschaft Svartalfheims verwandelte. Ein letztes Reissen in ihrem Inneren, und der Äther war vollständig extrahiert, schwebte zwischen ihr und Malekith als schillernde, durchscheinende Masse.
 

Noch während sie auf den Boden zurückfiel, hörte sie Thors Stimme: «Loki, jetzt!»
 

Dieser streckte die Finger aus und ein grüner Blitz schoss hervor, löste die Illusion auf. Da, wo Thor vor wenigen Augenblicken noch einen Armstupf ohne Hand gehabt hatte, wurde diese plötzlich wieder sichtbar, und Sekundenbruchteile später flog bereits Mjölnir auf ihn zu.
 

Während Thor den Äther zu vernichten suchte, sprang Loki nach vorn. Ein Blitz aus seiner rechten Hand schirmte Melinda unter einem magischen Schutzschild ab, ein zweiter aus seiner Linken wollte das gleiche mit Frigga tun. Doch ehe seine Magie die Königin schützend umhüllen konnte, hatte sie einer der Elfen schon gepackt und hielt ihr das Messer an die Kehle.
 

«Zurück!» schrie der Elf, «oder sie ist tot!»
 

In diesem Moment geschahen zwei Dinge fast im selben Augenblick: zum einen liess sich der Äther nicht zerstören, wie Thor und Loki zu ihrem Entsetzen feststellen mussten, sondern spaltete sich in hundert kleine Einzelteile auf – nur um sich dann wieder zu verdichten und von Malekith angezogen zu werden. Der Dunkelelf streckte beide Arme aus und hiess die lange vermisste Macht willkommen. Ein irres Zucken befiel ihn, als der Äther in ihn eindrang – und als es vorbei war, leuchteten seine Augen in grellem Gelb. Er verhielt erstarrt, als könne er noch nicht ganz fassen, sein Ziel erreicht zu haben.
 

Zum anderen versuchte Frigga, die eine geübte Kriegerin Asgards war und sofort, als Loki seine Illusion aufgelöst hatte, begriff, was für ein Spiel ihre Söhne spielten, sich ihres Angreifers zu erwehren. Sie hieb dem Dunkelelf den Ellbogen in die Seite und löste sich geschickt aus seinem Griff, als dieser vor Schmerz und Überraschung den Dolch an ihrer Kehle sinken liess. Doch so schnell Frigga auch war: sie war nicht schnell genug. Der Elf stiess einen knurrenden Laut aus, packte die Frau am Arm, sodass sie zu ihm herumgedreht wurde, und rammte seinen Dolch in Friggas Brust.
 

«Neeeiiinnnn!!!» Das waren Thor und Loki gleichzeitig. Und genauso gleichzeitig griffen sie an: Der Blitz aus Thors Hammer vereinigte sich mit der Magie aus Lokis Hand zu einem Stoss geballter Enerige, die über Friggas leblos am Boden liegenden Körper auf die Dunkelelfen zuschoss und sie mit voller Wucht traf. Ehe sie begriffen, was geschah, fielen sie tot auf den kahlen Fels.
 

Dieser Angriff liess Malekith aus seiner Starre erwachen. Er nickte dem Kursed an seiner Seite zu – und ging dann seelenruhig mit den zwei ihm verbliebenen Elfen zurück zu seinem Raumschiff. Thor versuchte ihn zu stoppen, wurde aber von Algrim zurückgerissen. Und Loki hatte keinen Blick für den fliehenden Malekith: er war zu seiner Mutter gehastet und versuchte verzweifelt, die Wunde zu schliessen.
 

Im Wissen, dass es sinnlos war, denn Frigga, Königin von Asgard, war tot.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück