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Der grimme Kreuzzug

Dunkle Heimkehr
von

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Heimkehr

Ein tosender Sturm begleitete seine Ankunft. Blitze zuckten am Firmament. Der fruchtbare Wald des Arathihochlandes, Quell der Nahrung und voller Leben, er verwelkte einfach unter den Schritten des Reittieres. Dort wo die Hufe mit der Erde in Berührung kamen, schwärzte sich das Gras, Blumen verdorrten und selbst die Bäume schienen von Fäulnis befallen zu sein.
 

Seine rechte Hand hielt die Zügel fest umschlossen. Wie lange war es nun her, dass er ausgezogen war? Wochen? Monate? Gar Jahre? Er wusste es nicht; Zeit war unbedeutend geworden. Der Sand in seiner Sanduhr, er rieselte beständig, und doch würde er niemals enden. Der stolze Sir Connor, einstiger Ritter der Adlerwacht des Arathihochlandes, er hatte sich verändert. Abgemagert, hager, totenbleich – eine wandelnde Leiche – so hockte er auf seinem Ross.
 

Als sie die Grenze des Waldes erreicht hatten, brachte der junge Ritter sein Pferd zum Stehen. Vor ihm baute sich die Adlerwacht auf, eine stolze Festung, mit hohen Wällen, dicken Steinmauern und einer Seele, die unzählige Male erfolglos belagert worden war. Die ganze Seele des Hochlandes, sie lag in dieser einen Festung gebettet, behütet und beschützt. Hier hatte Connor einst den Eid geschworen, Land und Volk zu verteidigen, seine Bedürfnisse hinter die seines Herren zu stellen. Genau hier hatte er diesen Schwur auch wieder gebrochen. Seine Prinzipien, sein Dasein, alles was ihm einst lieb und teuer gewesen war, es lag hier begraben, verraten und verlassen. Der junge Ritter war dem Flüstern in der Dunkelheit gefolgt, welches ihm Freiheit und Macht versprochen hatte, für sie beide. Jetzt, vor dem heißersehnten Moment, dem er so lange entgegengefiebert hatte, fühlte er nichts mehr. Kälte und Dunkelheit hielten sein Herz umschlossen, genauso wie seine einstige Liebe. Er fühlte nichts mehr.
 

Aus der Ferne waren Rufe zu hören. Eindeutig der Lärm einer Schlacht. Unter einem ohrenbetäubenden Laut wurden Gestein und Geröll aus der Mauer gerissen, als sich eine Kanonenkugel in den Wall fraß. Das große Metallgitter hing nur mehr spärlich in den Angeln und trotze mehr schlecht als recht dem Ansturm der Invasoren. Katapulte, Ballisten und Kanonen zehrten gemeinsam mit den fremden Männern und Frauen an den Verteidigern. Voller Stolz trugen sie das Wappen ihres Herren, eine schwarze Schlange auf weißem Grund, die sich um ein Zepter schlängelte, auf der Brust. Für jeden von ihnen der fiel, rückten zwei neue Soldaten nach. Bald würden sie in die Festung strömen und sie erobern, jegliches Leben dort auslöschen oder versklaven.
 

Gleichgültig schnalzte Connor mit den Zügeln. Jung war er seinem Schicksal entflohen, hatte sein einstiges Leben gegen einen Fluch getauscht. Was kümmerten ihn da schon andere? Deren Leben, Liebe und Glück, es war unbedeutend geworden. Hatten sie ihm nicht auch einst sein Glück verwehrt? Warum sollte er also noch für ein Land Partei ergreifen, dass ihn eigentlich nicht wollte.
 

Unbeteiligt ritt der junge Ritter auf das Haupttor zu. Noch wurde er nicht behelligt. Connor hatte weder vor, sich in diesen Konflikt einzumischen, noch Partei zu ergreifen. Beide Fraktionen waren schändlich. Der Adler hatte ihm verwehrt, was er einst mehr liebte, als sich selbst, und die Schlange wurde von einem Baron geführt, dessen Habgier und Joch geradezu legendär waren. Ein Herrscher war genauso schlimm wie der andere. Es gab nur mehr eine Seite, und das war seine.



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