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The Light We Cast

Steve/Tony
von

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We Slip Away And We Are Unafraid

Es war ein eigenartiges Gefühl, sich selbst durch die Augen eines anderen zu sehen.

Noch seltsamer war es jedoch, mit der Mischung aus Erleichterung, Sehnsucht und stillem Vorwurf konfrontiert zu werden, die Steve auf seinem eigenen Gesicht erblickte, als Tony und er – oder vielmehr sein anderes Ich während des Krieges gegen Thanos – sich endlich gegenüberstanden. Etwas musste in der Vergangenheit passiert sein, etwas, das sie entzweit hatte, aber das seine Zuneigung und Sympathie für den anderen Mann nicht gänzlich hatte auslöschen können.

Steve musste nicht lange überlegen; der Konflikt zwischen den Avengers nach dem Desaster in Sokovia war die wahrscheinlichste Ursache für ihren Streit. Und nach Tonys Wortwechsel mit Nebula und Thor konnte Steve sich gut vorstellen, dass die angriffslustige und spöttische Art des anderen ihn regelmäßig all seine Selbstbeherrschung gekostet hatte.

Und doch...

Als Tony in seine Arme fiel und erschöpft den Kopf an seine Schulter legte, als wäre es das natürlichste auf der Welt, da wusste Steve, dass er diesem Mann alles, wirklich alles verzeihen würde – und in der Vergangenheit auch stets verziehen hatte.

„Sie sind alle tot“, hörte er Tony mit schwacher Stimme an seiner Brust murmeln.

„Dann hilf mir dafür zu sorgen, dass sie die letzten waren, die sterben mussten“, entgegnete sein anderes Ich. „Lass ihr Opfer nicht umsonst sein.“

Tony nickte nur schweigend und es sollte lange dauern, bis er sich wieder von ihm löste.

 

Mit dem Jet flogen sie gemeinsam nach Birnin Zana.

In den weitläufigen Gemächern des königlichen Palastes herrschte eine beinahe gespenstische Stille und das Echo ihrer Schritte hallte laut von den Wänden wider, als sie über den dunklen Marmorboden auf den Ratssaal zuschritten.

Ein Dutzend Augenpaare wandte sich ihnen zu, als sie die Flügeltüren öffneten.

Steve erinnerte sich noch zu gut an die niedergeschlagenen, hoffnungslosen Mienen seiner Mitstreiter nach der Schlacht in Wakanda, und sie unter diesen Umständen wiederzusehen, ließ kurz den alten Schmerz wieder aufleben.

Umso mehr wärmte es ihm das Herz, als er die Erleichterung und Freude auf den Gesichtern der Anwesenden sah, als sie Tony erblickten.

„Tony“, sagte Natasha, die wie so oft als erste ihre Überraschung überwunden hatte. „Du bist... nicht tot.“

„Ich habe Ihre grenzenlose Begeisterung ebenfalls vermisst, Miss Romanoff“, erwiderte Tony spitz.

Natasha schmunzelte kurz.

„Denk ja nicht, dass alles vergeben ist, nur weil du immer noch das Glück hast, zu atmen“, sagte sie dann.

„Das würde ich nicht wagen“, entgegnete Tony mit ernster Stimme.

Sie nickte knapp. „Gut.“

Dann trat sie auf ihn zu und zog ihn in eine kurze, aber feste Umarmung.

„... okay?“, machte Tony und lachte leise, doch er erwiderte die Umarmung.

Nach und nach begrüßten ihn dann auch die restlichen Mitstreiter seines Teams. Rhodey hatte Tränen in den Augen, als er ihn in die Arme zog, und er ließ sich mehr Zeit als der Rest, ihn wieder loszulassen.

Dann stellten sich all diejenigen vor, die Tony noch nicht getroffen hatte: Rocket, M’Baku, Okoye und schlussendlich auch Shuri, die frisch gekrönte Königin von Wakanda.

„Es ist mir eine Ehre, Eure Hoheit“, sagte Tony und verneigte sich.

„Shuri, bitte“, erwiderte sie und lächelte wehmütig. „Ich bin auch nur hier, weil mein Bruder... nun. Ihr wisst, warum.“

„Nur zu gut“, sagte Tony mit einer Stimme voller Schmerz und Bitterkeit.

„Was ist mit den anderen?“, fragte er schließlich in die Runde. „Wer ist noch alles da?“

Steve und Thor wechselten einen Blick.

„Wir haben weder mit Fury noch mit Hill Kontakt aufnehmen können“, sagte Steve dann. „Auch von Scott habe ich nichts gehört.“

„Clint geht es gut“, meinte Natasha, bevor ein schmerzvoller Ausdruck auf ihr Gesicht trat. „Seiner Familie allerdings...“

Tony räusperte sich mehrmals, bevor er das nächste Wort herausbrachte.

„Pepper...?“

Doch Steve schüttelte nur den Kopf.

„Es tut mir leid, Tony“, sagte er leise.

Das kann doch nicht alles sein, was du dazu zu sagen hast, wollte Steve rufen. Fällt es dir so schwer, tröstende Worte zu finden, oder ihn wenigstens in die Arme zu nehmen?

Doch sein anderes Ich rührte sich nicht.

Und einen Moment später erkannte er auch wieso. Tony bebte am ganzen Körper – vor Trauer, vor Verzweiflung und vor Wut. Jede Berührung hätte ihn nur explodieren und verbal um sich schlagen lassen. Eine Tatsache, die seinem vergangenen Ich vollkommen bewusst sein musste, weshalb er Tony gar nicht erst anfasste.

„... okay“, sagte Tony schließlich und wischte sich mit dem Handrücken über die Augen. „Okay.“

Er ließ sich schwerfällig auf einem der Sitze um den Tisch herum nieder und schwieg.

„Unsere Lage scheint hoffnungslos“, sprach Steve schließlich mit ruhiger Stimme und warf einen Blick in die Runde. „Aber wir wissen jetzt, womit wir es zu tun haben und was uns beim nächsten Mal erwarten wird.“

„Beim nächsten Mal?“, fragte Bruce. „Wir haben uns noch nicht mal vom ersten Mal erholt!“

„Und das ist unser größter Vorteil“, erwiderte Steve. „Thanos denkt, wir sind besiegt und unser Kampfeswille ist gebrochen. Womit er jetzt am wenigsten rechnet, ist eine Gegenoffensive.“

„Offensive? Womit?“, wandte Okoye ein. „Wir wissen noch nicht einmal, wo er ist!“

„Nein.“

Zur Überraschung aller richtete Nebula plötzlich das Wort an sie.

„Aber ich habe eine Vermutung. Und einen Vorschlag.“

Rocket verschränkte die Arme vor der Brust.

„Beinhaltet er, uns alle zu verraten und hinterrücks zu ermorden?“

Tony stieß ein leises Schnauben aus.

„Ich mag den Waschbär“, sagte er.

„Rocket“, korrigierte ihn der andere.

„Was auch immer“, meinte Tony.

Nebula warf Rocket jedoch nur einen kalten Blick zu.

„Eigentlich nicht“, beantwortete sie seine Frage. „Aber ich fange langsam an, es in Betracht zu ziehen.“

„Meine Freunde, meine Freunde“, ging Thor dazwischen und hob beschwichtigend die Hände. „Diese Streitigkeiten bringen uns nicht weiter.“

Er wandte sich an Rocket. „Bitte lass die blaue Dame aussprechen.“

Rocket zuckte mit den Schultern. „Na schön.“

Nebula sah für einen Moment so aus, als wollte sie sich auf dem Absatz umdrehen und gehen, doch Thors bittender Blick schien sie etwas zu besänftigen.

„Mein Adoptivvater wurde während der... Säuberungsaktionen, die er auf anderen Planeten durchführte, nie müde zu betonen, wie zukunftsweisend und moralisch richtig diese Genozide wären“, erzählte sie schließlich. „Oder wie dankbar man ihm ein paar Jahre später sein würde, wenn die Überlebenden die reduzierte Bevölkerung zu schätzen gelernt hatten.“

Sie verzog das Gesicht, als würde sie allein die Erinnerung daran in Rage versetzen.

„Sein größter Stolz und das Lieblingsbeispiel, das er dabei stets heranzog, war der Planet meiner Schwester.“

„Gamora“, murmelte Rocket, und dieses Mal war es zweifellos Schmerz, der sich auf Nebulas Miene widerspiegelte.

„Wann immer ihm Widerstand begegnete oder innerhalb der Reihe unserer Krieger Zweifel laut wurden, verwies er sie auf Gamoras Heimatplaneten. Für ihn war es der perfekte Erfolg, mit dem er alle Massenmorde rechtfertigte. ‚Seht doch nur, wie gut es dort bereits funktioniert hat!‘ Ich weiß nicht, wie oft er das gesagt hat, aber Gamora und ich haben ihn jedes Mal ein bisschen mehr dafür verachtet.“

Für eine Weile war es still im Saal.

Schließlich hob Tony den Kopf.

„Dieser Planet“, sagte er. „Wie heißt er?“

„Zen-Whoberi“, entgegnete Nebula. „Nach dem Mord am Volk meiner Schwester war Thanos oft dort, um sich vom Erfolg des Massakers zu überzeugen. Er meinte, nur dort würde er wahren Frieden finden – und die Kraft, weiterhin zu tun, was getan werden muss.“

„Wie weit ist es bis dahin?“, fragte Bruce.

„Von hier aus? Etwa zwanzig Millionen Lichtjahre.“

„Zwanzig Millionen?“, rief Bruce und lachte auf. „Das ist ja praktisch gleich nebenan.“

„Mit dem Bifröst bin ich in wenigen Minuten dort“, wandte Thor ein und hob seine Axt, als wollte er sich unverzüglich auf den Weg machen.

Doch Nebula streckte die Arme aus und stellte sich vor ihn.

„Nein“, sagte sie, „das kommt keineswegs in Frage! Diese Art zu reisen ist viel zu auffällig; mein Vater wird sofort wissen, was wir vorhaben, und dann wird ihn nichts daran hindern, erneut mit den Fingern zu schnippen.“

Thor ließ seine Axt wieder sinken.

„Wenn wir das tun wollen“, fuhr Nebula fort, „dann müssen wir es richtig machen. Wir haben möglicherweise nur diesen einen Versuch.“

„Ich stimme ihr zu“, meinte Steve, der der Unterhaltung bis dahin schweigend gelauscht hat.

Er warf Nebula einen nachdenklichen Blick zu.

„Hast du eine Idee, wie wir Thanos stattdessen erreichen können?“, fragte er.

Nebula lächelte grimmig.

„Auf die konventionelle Weise.“
 

„Es ist Wahnsinn“, sagte Tony später, als sie allein waren.

„Es ist die einzige Lösung“, erwiderte Steve ruhig.

„Wir sind denkbar schlecht auf einen solchen Trip vorbereitet“, beharrte Tony, während er ruhelos in dem Zimmer hin- und herwanderte. „Und die einzigen, die sich ein bisschen in unserer galaktischen Umgebung auskennen, sind ein heimatloser Gott, ein Waschbär und Schlumpfine. Von denen zwei zudem auf unzähligen Planeten wegen ihrer Verbrechen gesucht werden!“

„Tony“, sagte Steve und trat vor, um seine Hände auf Tonys Schultern zu legen. „Wir schaffen das.“

Tony starrte ihnen für einen Moment an.

„Weil wir müssen, meinst du“, erwiderte er dann trocken.

Doch der andere Mann schüttelte nur den Kopf.

„Nein“, sagte er. „Weil ich an uns glaube.“

„Warum?“, fragte Tony. „Im Ernst, Steve, warum? Wir sind kein Team mehr, nicht wirklich. Und wir wollen uns Thanos entgegenstellen? – Thanos, der die Macht hat, die Realität zu verändern?“

„Ich würde jedem einzelnen von euch das Schicksal des Universums anvertrauen“, entgegnete Steve sanft und zog Tony in seine Arme. „Und ich glaube... nein, ich weiß, dass wir gemeinsam Unmögliches bewirken können. Weil wir das in der Vergangenheit bereits getan haben, egal, wie groß die Hürden waren, die uns begegnet sind.“

Tony schnaubte leise.

„Du bist wirklich unerträglich hoffnungsvoll, Rogers.“

Steve lachte leise. „Ich habe dich auch vermisst, Tony.“

Danach sprachen sie für eine Weile kein Wort mehr, doch Steve hätte schwören können, dass Tony ein leises Schniefen von sich gab.

Und plötzlich wusste er, dass ihre vergangenen Konflikte das Vertrauen nicht hatten zerstören können, und dass Tony seinem anderen Ich trotz all ihrer Differenzen überall hin folgen würde.



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