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Im Wechsel der Jahreszeiten

von

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Collage / Tanzkurs Teil 1 - Discofox und Engelspisse

Der Tanzkurs begann im Februar. Marti war mächtig aufgeregt.

Jako hatte das ganze so eingefädelt, dass sie beide den Kurs gemeinsam besuchten. Zwar konnte er das mit dem Tanzen, hatte so einiges an Schritten drauf, aber er hatte einfach Lust, das mit seinem Mann gemeinsam zu erleben.

Außerdem war das eines der Dinge, die noch unerledigt auf ihrer Collage standen. Und... er war immer noch so dankbar, dass Marti nichts passiert war, dass es ihm wichtig war, alles zu tun, was sie darauf festgehalten hatten.
 

Jako war ein paar Minuten eher da und wartete auf Marti. Er stand mit den anderen Teilnehmern des Kurses in dem Kursraum der Tanzschule und wartete. Der Tanzlehrer, der sich als Patrice vorstellte, hakte auf einer Liste die Anwesenden ab.

Dann kam Marti rein gestürmt.

„Sorry, hab mich ein bisschen verspätet.“

Er sah sich im Raum um.

Patrice fragte nach seinem Namen.

„Marti.“

„Okay, dann sind alle da. Nun, wir haben diesmal die selten auftretende Konstellation, liebe Teilnehmer, mehr Herren als Damen im Kurs zu haben. Das habe ich ehrlicherweise in meiner Karriere als Tanzlehrer noch nicht erlebt.“

Er grinste.

Die anderen hatten sich schon zu Paaren zusammengestellt, so dass nur noch Marti und Jako einzeln im Raum standen.

„Also“, sagte Jako grinsend und kam auf Marti zu, „ Wenn Sie nichts dagegen haben, können wir beiden überzähligen ein Paar bilden...“

Marti sah einen Moment verblüfft drein, dann ging er darauf ein.

„Ja, da stimme ich Ihnen zu.“
 

Auch Patrice, der ja wusste, dass sie beide gemeinsam hier waren, grinste und spielte das Spiel mit.

„Na, wunderbar, dann sind ja alle untergebracht. Stellen wir uns einmal vor, und wenn niemand etwas dagegen hat, sind wir hier alle beim Vornamen, okay?“

Alle nickten und nannten der Reihe nach ihre Namen.

„Prima. Dann fangen wir mal an. Jako und Marti, Sie beide sollten sich darauf einigen, wer die Damenschritte übernimmt. Hat einer von Ihnen schon etwas Tanzerfahrung?

„Ja, ich schon, ein bisschen“, sagte Jako und schmunzelte.

Marti lächelte. Also das war definitiv eine Untertreibung.

„Also ich noch gar nicht.“

„Gut“, sagte Patrice, „dann sollte der Jako führen, okay?“

„Ja“, sagte Marti, und musste sich echt zusammenreißen, um nicht laut loszuprusten.

„Ja, ich glaube, das … würde passen.“ Seine Stimme klang rau und tief.

Jako leckte sich die Lippen und nickte nur.
 

Sie setzten den Spaß fort und taten so, als hätten sie sich gerade erst kennengelernt. Sie flirteten, mit Blicken und Worten. Und es machte Spaß. Es fühlte sich an... kribbelig im Bauch und irgendwie aufregend.

Heute gab es die ersten ganz simplen Schritte vom Discofox.

Es machte Spaß und Dank Jako und der Tatsache, dass er als leidenschaftlicher Musiker ein Gefühl für Rhythmus und Takt einfach im Blut hatte, kriegte er das ohne Schwierigkeiten hin.

Sie beide zusammen machten allen anderen Anwesenden was vor.

Jedenfalls hatten sie einen Heidenspaß dabei.
 

Eine halbe Stunde, dann zehn Minuten Pause, um etwas zu trinken, dann noch eine halbe Stunde.

Während der Pause ging Jako in Richtung Toilette. Kaum war er verschwunden, wurde Marti von Jonas angesprochen. Einem der anderen Teilnehmer.

„Du, sag mal, ähm, hättest du Lust, nachher mit mir was trinken zu gehen?“

Marti sah ihn erstaunt an.

„Was sagt denn deine Freundin dazu?“

Und er nickte mit dem Kopf in Richtung von Jonas' Tanzpartnerin.

Der grinste.

„Ist meine Schwester. Bin nur ihr zu liebe hier.“

„Nun ja...“

Marti schaute sich nach Jako um, der gerade zurückkehrte.

„Sei nicht böse, aber ich glaube, lieber nicht.“

Jonas Augen folgten seinem Blick.

„Also gefällt er dir besser als ich...?“

Ups, was war das denn jetzt... Eifersucht?
 

In dem Augenblick klatschte Patrice in die Hände und rief „Vite Vite! Wir machen weiter!“

Ein Hoch auf das Klischee, dachte Marti und grinste wieder, während er Jako etwas ladylike die Hand reichte.

Jako hatte von Marti zu Jonas geschaut, und zurück, und mit den Schultern gezuckt. Er hatte nicht mehr mitbekommen, worüber beide gesprochen hatten. Aber er spürte da so eine kleine Spannung im Raum... na ja, Marti würde ihm sicherlich erzählen, was da los war.

Erst einmal konzentrierten sie sich jedoch wieder auf die Tanzschritte.
 

Als die zweite halbe Stunde zu Ende ging, danke Jako seinem Tanzpartner und fragte nun seinerseits:

„Sagen Sie, Marti, darf ich Sie auf ein Bier einladen?“

Marti hustete, um nicht zu lachen. Das Siezen war irgendwie witzig...

„Aber gerne“, sagte er, „Sie würden mir eine Freude machen!“

Jonas, der das ganze mitbekam, schaute ziemlich sauer drein.

Ein bisschen tat es Marti leid, aber so war das nun mal.
 

Nachdem sie sich warm angezogen hatten und ihre bequemen Schuhe gegen die warmen Wintertreter gewechselt hatten, denn draußen war es tief verschneit (naja, für Großstadtverhältnisse), auf jeden Fall aber hundekalt, machten Sie sich gemeinsam auf den Weg zu einer netten Kneipe, die auf dem Weg nach Hause lag.
 

Sie saßen an einem kleinen Tisch in der Ecke.

Marti nahm den ersten tiefen Zug aus seinem Bierglas. Er seufzte zufrieden.

Und während Jako es ihm nach tat, sagte er:

„Mein Opa hat bei so was immer gesagt: Der erste Schluck ist, als ob einem ein Englein auf die Seele pinkelt.“

Jako verschluckte sich fast, und als er sich gefangen hatte, sagte er lachend:

„Mensch, Marti, sag doch so was nicht, wenn ich gerade beim Trinken bin! Ich hätte beinahe das Bier quer über den Tisch geprustet!“
 

Marti zog die Augenbrauen hoch.

„Ach, sind wir jetzt schon beim Du?“

„Oh entschuldigen Sie, Marti. Natürlich nur, wenn Sie möchten.“

Marti lächelte huldvoll.

„Na gut, auch wenn es meiner elitären Erziehung widerspricht, sich so schnell mit dem niederen Volk zu verbrüdern, könnte ich mich ausnahmsweise mal darauf einlassen.“

Sie sahen sich an, und pusteten los.

Da war er wieder, der gemeine mitteleuropäische Marti- und Jako Lachflash.
 

Es dauerte eine Weile, bis sie sich beruhigt hatten.
 

„Sag mal“, fragte Jako schließlich, „worüber hast du dich eigentlich vorhin mit diesem Jonas unterhalten?

„Ach nichts weiter“, sagte Marti und drehte schmunzelnd das Bierglas zwischen seinen Fingern hin und her.

„Er wollte nur mit mir ausgehen.“

„Was?...“

„Ja, allerdings habe ich nein gesagt. Es ist mir schwer gefallen.“

„Schwer...?“

„Ja, sehr schwer.“

Marti sah Jako über den Rand des Glases hinweg an.
 

Dann kicherte er, und sagte:

„Nein, so ein Blick geht nur über den Rand eines Rotweinglases. Mit Bier wirkt das doch eher proletenhaft.“

Jako grinste.

„Ach ja, das ist wohl auch gegen deine elitäre Erziehung...“

Und wieder lachten sie von Herzen.
 

Jonas war vergessen.
 

Manchmal belebt Konkurrenz das Geschäft.

Aber Manchmal...
 

Nun ja, Jonas würde sich wieder in Erinnerung bringen.



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