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Im Wechsel der Jahreszeiten

von

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Frühlingsblüten, Sommerastern, Herbstzeitlosen, Winterschnee Teil 28 - Zorn und Liebe

Marti betrat die Wohnung.

Er hatte die Tür noch nicht wieder geschlossen, da hörte er Jakos zornige Stimme:

„Marti Fischer! Zu mir in die Küche! Sofort!“

Marti rutschte das Herz in die Hose. Jako klang wirklich sauer.

Fieberhaft überlegte er, was er verbockt haben könnte. Es wollte ihn nicht einfallen.

Er beeilte sich, ich die Küche zu kommen. Was auch immer es war, er wollte es nicht noch schlimmer machen.

Er betrat die Küche.

Jako stand hinter dem Küchentisch, er hatte die Hände aufgestützt.

Seine Augen waren dunkel vor Verärgerung.

Marti schluckte und fühlte sich sehr, sehr kleinlaut.
 

„Was ist los?“, fragte er vorsichtig.

Jako knallte wütend mit der Hand auf den Tisch.

„Was los ist?“, sagte er gefährlich leise.

Scheiße.

Hier lag wirklich Ärger in der Luft.

Wenn Jako laut wurde, kriegte er sich meist schnell wieder ein und das ganze endete irgendwann vielleicht mit einer Bestrafung, aber auch mit Zärtlichkeit und Lachen.

Aber wenn er so leise und drohend sprach, dann war, wie man so schön sagt, „die Kacke am dampfen.“
 

„Marti Fischer“, knurrte Jako, „Ich habe vorhin mitten in der Vorlesung einen Anruf von Frau Lindner bekommen.“

Martis Augen wurden riesengroß und er schlug erschrocken die Hand vor den Mund.

Scheiße.

Er hatte versprochen, heute früher Feierabend zu machen, um Frau Lindner zu einer wichtigen Untersuchung zum Arzt zu fahren. Nichts dramatisches, sie war halt alt und hatte ihre Malässen.

Er hatte es komplett vergessen.

„Sie rief mich an“, sagte Jako, „und fragte, ob ich wüsste, wo du bist... du warst nicht erreichbar. Also bin ich aus der Vorlesung und habe sie gefahren.“

„Scheiße. Jako, wir hatten einen Außendreh, und ich habe heute morgen mein Handy zu Hause vergessen...“

„Marti, das ist mir egal! Du hattest es Frau Lindner versprochen und ich werde nicht dulden, dass du deine Versprechen nicht hältst. Es ist mir egal, ob deine Verpeiltheit daran Schuld ist oder was auch immer.“
 

Marti schluckte und nickte.

Und zu Jakos größtem Erstaunen drehte er sich um und rannte aus der Wohnung.

„Marti, hier geblieben!“

Doch der dachte gar nicht daran. Die Tür knallte und Jako stand alleine da.

Marti wusste, dass er Jakos Zorn, Jakos berechtigten Zorn, damit nicht gerade besänftigte, wenn er ihn einfach so stehen ließ. Seine Strafe würde dadurch sicher nur noch strenger ausfallen, aber das war ihm gerade egal.
 

Eine halbe Stunde später war er wieder da.

Jako empfing ihn an der Wohnungstür.

„WAS SOLLTE DAS?!“

Marti stand da mit gesenktem Kopf.

„Ich wollte Omi Lindner um Verzeihung bitten“, sagte er leise.

„Hab einen Blumenstrauß besorgt und ihre Lieblingspralinen. Sie hat gelacht und ist mir nicht böse. Wo wir ihr doch so viel helfen, hat sie gesagt.“

Er atmete durch und sah seinem Mann in die Augen.

„Das war mir wichtig. Und jetzt bin ich bereit, meine Strafe entgegen zu nehmen. Die habe ich verdient.“
 

Jetzt war es an Jako, zu schlucken. Das hatte ihn jetzt echt beeindruckt.

Marti war vieles, aber kein Feigling.

Verdammt, er liebte diesen Kerl.

„Schlafzimmer. Sofort. Ich muss nachdenken.“

Marti nickte, drehte sich um und verschwand, wie befohlen, im Schlafzimmer,.
 

Jakos Zorn war wie weggeblasen.

Es hatte Marti offensichtlich sehr leid getan. So sehr, dass es ihm das wichtigste war, die alte Dame um Verzeihung zu bitten. Dafür hatte er sogar Jakos Ärger und die Verschärfung seiner Strafe riskiert.

Ja, Marti war alles andere als ein Feigling.
 

Eine Viertelstunde später trat Jako zu seinem Schatz ins Schlafzimmer.

Der lag mit geschlossenen Augen auf dem Bett. Er setzte sich auf und sah Jako an. Der setzte sich zu ihm und zog Marti in seine Arme.

„Ich liebe dich, Marti. Und ich weiß ja, wie verpeilt du manchmal bist. Aber es ist mir wirklich wichtig, dass du, was solche Dinge betrifft, zuverlässiger wirst. Was meinst du, wie kriegen wir das hin?“

„Na ja, muss mir angewöhnen, schon morgens immer auf meinen Terminkalender im Handy zu schauen...“

„Gute Idee. Und ich werde dich ein bisschen mehr kontrollieren, was das betrifft. Bis das besser klappt, okay?“

Marti nickte.
 

„Und was deine Strafe betrifft... das wirst du an Frau Lindner wieder gut machen. Du wirst zu ihr gehen und herausfinden, was du für sie an Hilfe leisten kannst.“

„Ja“, sagte Marti, „ich hatte ohnehin vor, das Treppenhausputzen für sie zu übernehmen. Sie macht das immer noch selber, obwohl es ihr schwerfällt. Aber sie bittet nicht gerne. Ist ne stolze alte Lady. Jetzt habe ich nen guten Grund, ihr das abzunehmen. Wenn ich sage, dass du es mir befohlen hast...“

Ja, die alte Omi Lindner wusste inzwischen auch um die besondere Beziehung der beiden. Und akzeptierte es. Einfach so. Sie war echt ne tolle alte Dame.

„Gute Idee“, sagte Jako, „und das wirst du dann konsequent durchziehen.“

Marti nickte.

Sie hielten sich immer noch in den Armen.
 

„Darf ich... darf ich um etwas bitten, Jako?“

„Was, mein Schatz?“

Marti zögerte einen Augenblick, dann sprach er aus, was er empfand.

„Ich... das für Omi Lindner zu tun, empfinde ich nicht als Strafe. Ich wollte das sowieso und tue es gerne für sie. Ich habe richtig Mist gebaut und würde mich besser fühlen, wenn... du mich mit etwas bestrafst, was ich unmittelbar zu spüren bekomme...“

Er wurde rot und senkte wieder den Kopf.
 

Jako nickte.

Er kannte seinen Schatz gut und wusste, wie Marti fühlte.

Er nahm ihn bei der Hand und zog ihn ins Wohnzimmer.

Nahm ein Kissen vom Sofa und legte es mitten in den Raum.

„Knie dich hier hin, Kleiner. Und da bleibst du und rührst dich nicht, bis ich es dir erlaube, klar?“

Marti tat wie geheißen.

Er kniete sich auf das Kissen und ja, er schämte sich.

Er hatte Omi Lindner nämlich echt gerne, und sie vergessen zu haben, das tat ihm furchtbar leid.

Jako hatte, wie so oft, in Ordnung gebracht, was er versaut hatte.

Er war Jako wirklich dankbar.

Sein Herz war erfüllt mit Liebe zu seinem wunderbaren Mann.
 

Jako ließ ihn zappeln.

Er verließ die Wohnung und ging nach oben ins Musikzimmer. Er wollte an einem Video arbeiten, das demnächst fertig werden sollte.

Felix war nicht da. Gut, er hätte jetzt auch Felix' fragendem Blicken nichts entgegenzusetzen gehabt. Und reden hätte er auch nicht gewollt.

Er dachte die ganze Zeit an Marti. Wie es ihm wohl ging. Allein. Auf Knien.

Am liebsten wäre er sofort nach unten gerannt, um ihn in seine Arme zu ziehen... Aber es sollte eine Strafe sein, und Marti hatte sich diesmal eine strenge Strafe verdient.

Also nahm er sich zusammen und arbeitete. Ca. zwei Stunden.

Dann hielt er es nicht mehr aus.

Das sollte genügen.

Er sauste nach unten.

Marti hatte sich nicht bewegt, er kniete noch immer dort und schaute zu Boden.
 

Jako hockt sich zu ihm, nahm ihn in den Arm, küsste ihn sanft, und sagte:

„Marti, es ist gut, es ist vorbei.“

Marti drückte sich an ihn, in diesem Augenblick fühlten sie sich alle beide zutiefst geborgen und geliebt.



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