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Im Wechsel der Jahreszeiten

von

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Frühling, Sommer, Ja Teil 14 - Cockerspaniel und Hühnchen

Jako kam von der Uni nach Hause. Es war leer in der Wohnung, klar, Marti war noch auf der Arbeit. Ach nein, um die Zeit musste er bereits bei der Physiotherapie sein. Seit Montag war Marti wieder arbeiten. Jako fuhr ihn jeden Morgen hin.

Diese und nächste Woche sollte er täglich eine halbe Stunde zu Physio, danach für einen Monat zweimal die Woche. Das heißt, Ende Juni wäre dann alles ausgestanden.
 

Heute war Donnerstag. Jako überlegte. Ach ja, heute sollte Steve Marti von der Arbeit abholen. Da Jako so unterschiedliche Unizeiten hatte, hatten die Frösche sich bereiterklärt, Montags, Mittwochs und Donnerstags den, wie Rick Marti nannte, motorisch eingeschränkten Spasten, von der Arbeit zur Praxis zu fahren und von dort nach Hause. Wer Rick kannte, wusste, wie überaus freundlich das gemeint war.
 

Jako machte sich kurz frisch und dann sprang er hoch in die WG. Felix wartete schon. Übermorgen sollte das Album releast werden. Sie hatten fast alles fertig... die letzten Handgriffe noch, der letzte Schweiß... es würde wieder eine kurze Nacht werden, mit kaum Schlaf... um so dankbarer war er für die Hilfe seiner Freunde Steve und Rick.
 

Als Jako das nächste mal auf die Uhr sah, war es kurz vor sieben.

„Felix, ich springe kurz runter, Marti begrüßen. Er müsste längst zu Hause sein. Bin gleich wieder da, okay?“

„Mach nur“, sagte Felix. „Ich mach solange ne Pause.“

Jako lief also nach unten.

„Marti?“

Keine Antwort.

Er schaute in allen Zimmern nach, aber Marti war noch nicht da.
 

Er klingelte Steves Handy an.

„Steve hier?“

„Hallo, du Frosch. Sag mal, hast du Marti nach der Physio noch mal ins Studio gefahren? Wenn ja, dann hole ich ihn dort ab. Dann brauchst du nicht noch mal los, bin ja ohnehin schon so dankbar für eure Hilfe.“
 

Es folgte ein kurzes, verlegenes Schweigen am Telefon.

„Ähm...“, sagte Steve, „ich dachte, Marti hätte dir Bescheid gesagt. Er meinte, sie wären gerade so schön im Fluss beim Dreh, den wollte er nicht unterbrechen, daher wollte er die Physio ausfallen lassen. Ich sollte ihn gegen sieben vom Studio abholen. Bin hier gerade auf den Parkplatz gefahren.“

„Verdammt nochmal, das ist schon das zweite mal diese Woche!“

„Sorry, Jako, ich wusste ja nicht...“

„Nein Steve, ich hab dich nicht angeschnauzt. Tut mir leid, wenn das so rüberkam. Ich bin nur sauer auf Marti.“

„Oh, oh – ist das jetzt ein klassischer Fall von 'Komm du mir nach Hause, Bürschchen' ?“

Jako musste lachen.

„Ja, so ungefähr.“

„Ach, da kommt er gerade aus dem Haupteingang. Ich bring ihn dir dann nach Hause.“

„Danke, Steve.“

„Jako?“

„Ja?“

„Lass den Teppichklopfer im Schrank, ja?“

Jako lachte. „Ich werds mir überlegen.“

Er ging erst mal wieder hoch zu Felix.
 

Zwanzig Minuten später ertönte die Klingel in der WG. Viermal kurz, das „H“ im Morsealphabet.

„H“ als Abkürzung für Hallo. Martis Zeichen, dass er zu hause war, aber nicht hoch kommen würde.

„Sorry, Felix“, sagte Jako, „ich muss eben mal nach unten, und da was mit Marti klären.“

„Okay“, seufzte Felix.

„Mönsch, Felix, brauchst mich nicht ansehen wie ein liebeskranker Cockerspaniel, ich bin gleich wieder hier!“

„Ja ja. Nun lauf schon.“
 

Jako sprang die Treppen fast im Flug nach unten. Dabei musste er über sich selber lachen. Wenn man mit einem Sausewind wie Marti unterwegs war, gewöhnte man sich das automatisch an. Es blieb einem gar nichts anderes übrig.

Er grinste, und freute sich auf seinen Schatz. Auf den Begrüßungskuss.

Dann dachte er: Moment mal, war ich nicht eben noch sauer auf ihn?

Wieder musste er über sich selber lachen, und als er die Wohnung betrat, war er richtig gut gelaunt.

Verflixt, dachte er, wie soll ich denn jetzt ihm gegenüber streng sein?
 

Er holte tief Luft, nahm sich ein bisschen zusammen, und rief:

„Marti, wo bist du?“

„Dusche! Komme gleich!“

Es dauerte noch fünf Minuten, und dann kam Marti. Mit verstrubbeltem, feuchtem Haar, einer gemütlichen Jogginghose, einem Fewjar-T-Shirt und einem von der heißen Dusche geröteten Gesicht.

Er sah unglaublich süß aus.

In diesem Augenblick war es um Jako geschehen.

Er zog Marti an sich und küsste ihn, erst sanft, dann leidenschaftlich... Himmel, was bin ich doch verknallt in diesen Kerl, dachte er. Und seufzte zufrieden in den Kuss hinein.
 

Trotzdem riss er sich nach ein paar Minuten los.

„Hör mal Marti. Auch wenn du noch so niedlich dreinschaust, du Hundewelpe, ich bin eigentlich runtergekommen, um ein Hühnchen mit dir zu rupfen.“

Marti sah zu Boden. Er wusste genau, was er verbockt hatte.

„Ich möchte ein für alle Mal klarstellen, dass du diese Physio aufsuchen wirst, und zwar jedes verdammte Mal. Ich werde keine Ausrede akzeptieren, es sei denn, der von den Maya prophezeite Weltuntergang hatte einfach ein bisschen Verspätung und kommt noch. Ansonsten gibt es keine Ausflüchte, haben wir uns verstanden?“

Er nahm Martis Kinn zwischen seine Hände und drehte sein Gesicht zu sich.

„Ja...“, sagte Marti kleinlaut.

„Hier geht es um deine Gesundheit, und wenn du damit schlampig umgehst, werde ich ernsthaft sauer!“

„Jaha!“

„Und du weißt auch warum, oder?“

„Weil du mich liebst...“

„Ja, Mann. Weil ich dich liebe.“
 

Jako küsste ihn auf die Stirn.

„Marti, du hattest mich gebeten, dass du morgen Abend mit Kollegen ausgehen darfst.“

„Das kann ich wohl vergessen, oder?“

„So siehts aus, Süßer. Strafe muss sein. “

„Mensch Jako, kannst du nicht einfach auch mal inkonsequent sein?“, sagte Marti und grinste schief.

Jako schmunzelte über diesen Blick. Marti war einfach nur süß. Hätte er sich nicht schon längst in ihn verliebt, würde er es mit Sicherheit jetzt tun.

„Nix da, Schatz. Am Ende nimmst du mich nicht mehr ernst!“

„Hab ich das je?“, fragte Marti flüchtete lachend in Richtung Wohnzimmer, da Jako sich auf ihn stürzen wollte. Jako war schneller, fing ihn ein und kitzelte ihn durch, bis er keine Luft mehr bekam.

Das ganze endete in einem langen Kuss.

Es dauerte am Ende fast zwei Stunden, bis Jako wieder nach oben ging.
 

Wie es aussah, musste Felix den Cockerspanielblick noch mal üben.



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