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Im Wechsel der Jahreszeiten

von

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Frühling, Sommer, Ja Teil 8 - Standesamt und Bürgersteig

Am Mittwoch der kommenden Woche gingen sie zum Standesamt, um sich anzumelden und einen Termin auszuwählen.

Himmel, war das aufregend.

Marti hatte den ganzen Morgen rumgehibbelt und Jako hatte seine liebe Mühe gehabt, ihn ein bisschen ruhiger zu kriegen. Die inzwischen bewährte Methode hatte schließlich ihren Zweck erfüllt:

Sie hinsetzen, Marti knien lassen, die Arme um Jakos Beine geschlungen, den Kopf auf seinem Schoss, und dann ruhig und tief atmen. Und ihm dabei sanft über den Kopf streicheln.

In solchen Augenblicken war Marti besonders dankbar für seinen ruhigen, besonnenen Freund.
 

Nach dem Frühstück brachen sie auf.

Beim Standesamt mussten sie ein bisschen suchen, bis sie den richtigen Raum fanden, und dann warten, da noch andere heiratswillige Paare auf dem Flur saßen. Aber irgendwann waren sie dann dran. Eine Dame bat sie in den Raum.

„Nehmen Sie Platz. Ich habe jetzt hier Schluss. Meine Kollegin ist in fünf Minuten bei Ihnen. Ich hoffe, das ist okay?“

„Klar, wir warten solange“, sagte Jako, und sie setzten sich.

Bevor die Dame ging, tauschte sie ihr Namensschild auf dem Tisch gegen das ihrer Kollegin aus.
 

Irgendwie waren Martis Nerven dünn heute. Das ging ihm schon selber auf den Keks.

Er studierte das Namensschild und brach in ziemlich hysterisches Gelächter aus.

Jako sah ihn an, las das Schild und musste dann selber grinsen.

Da stand: „Ladislawa Meierbrindöpkenkötter- Schnatmann“

Marti steigerte sich in einen Lachanfall bis ihm die Tränen liefen, und auch Jako konnte bei dem Anblick seines lauthals lachenden Verlobten nicht mehr an sich halten.

„Der Name klingt wie von Loriot erfunden“, jappste er, als er wieder zu Atem kam und beide sich etwas beruhigt hatten.

Marti sagte, immer noch kichernd:

„Bin mal gespannt, was uns da gleich gegenüber sitzt...“
 

Was Augenblicke später darauf den Raum betrat, war trotz dieses Namens kein derber westfälischer Bauerntyp, sondern eine zierliche kleine Frau Anfang vierzig, mit rotblonden Locken und graugrünen Augen. Sie hatte ein sympathisches Lächeln auf den Lippen und hübsche Grübchen und Sommersprossen.

Sie trug eine elegante schwarze Lederhose, eine weiße Bluse und eine schwarze Lederweste darüber mit Stickerei auf dem Rückenteil.

Sie sah eigentlich ziemlich cool aus.

„Na, Sie haben ja Spaß“, sagte sie freundlich mit einer angenehmen, tiefen Stimme.
 

Marti schaute ein bisschen betreten drein.

„Ich glaube, wir sind nervös. Na ja, ehrlicherweise bin ich nervös.“

Sie gab beiden die Hand und sagte:

„Kürzen Sie meinen Namen ab. Einfach Meier tut es auch. Das machen alle hier.“

Sie deutete Martis Kichern und den darauf folgenden, etwas betretenen Blick richtig und sagte:

„Na, Sie sind nicht der erste, der meinen Namen komisch findet, aber der erste, der so offen lacht.“ Und nun lachte sie auch.

Marti mochte sie vom ersten Augenblick an. Beide mochten sie.
 

„Es tut uns wirklich leid“, sagte Jako.

„Sie sind so sympathisch, und haben das nicht verdient. Wir wollten uns nicht über Sie lustig machen. Wie mein Freund schon sagte, wir sind ein bisschen nervös.“

„Schon okay“, sagte Frau Meier.

„Sie haben ja völlig Recht, der Name ist bescheuert. Ich habe meinen Mädchennamen, Schnatmann, immer gehasst und mir geschworen, nur einen Müller oder Schulze zu heiraten. Hat nicht geklappt, wie Sie sehen.“

Sie grinste.

„Und den Doppelnamen hab ich nur meiner Mama zuliebe. Wenn sie mal nicht mehr ist, ändere ich das.“

„Na, dann wünsche ich Ihnen, dass Sie den Doppelnamen noch ganz lange behalten müssen“, sagte Marti.

Sie sah ihn überrascht an.

„Danke, das ist nett. Wissen Sie was, nennen Sie mich Ladislawa. Und mit wem habe ich es zu tun?“
 

„Marti Fischer.“

„Jakob Joiko. Wir beide sind verlobt und möchten im Sommer heiraten.“

„Gut, Jakob, Martin, dann lassen Sie uns mal die Formalitäten durchgehen.“

Sie sprach beide ebenfalls ganz selbstverständlich mit Vornamen an. Es passte einfach.

„Nicht Martin sondern Marti“, sagte Marti. Und war dankbar, dass sie nicht hinterfragte und auch keinen Witz auf Kosten des nicht vorhandene „N“ machte. Die hingen ihm nämlich gepflegt zum Halse raus.

Sie legten Ausweise und Geburtsurkunden vor, unterschrieben einen Antrag, füllten ein paar Sachen aus.

„So, und wie sieht es aus, haben Sie sich bereits entschieden, ob Sie nach der Eheschließung einen gemeinsamen Ehenamen tragen werden?“

Marti wollte antworten, aber Jako war schneller.

„Wir werden beide Fischer heißen.“ Marti war überrascht, den Stolz und die Freude in Jakos Stimme zu hören. Das tat gut.

„Sie wissen, dass es verschiedene Alternativen gibt...“

Jako fiel ihr ins Wort.

„Ja, wissen wir. Aber möchten wir nicht. Wir möchten gerne Fischer als gemeinsamen Namen.“

Marti strahlte.
 

Es folgten noch ein paar Fragen.

Wollten sie die Trauung mit Ringübergabe?

Aber ja doch!

Gab es besondere Wünsche, die Traurede oder einen Trauspruch betreffend?

Nein, eigentlich nicht.

Musik?

Was Klassisches, bitte.

Und sonst noch Fragen?

„Ja“, sagte Marti.

„Um genauer zu sein, eine Bitte. Ist es möglich, dass Sie uns trauen? Ehrlich, Ladislawa, ich mag Sie. Und ich glaube, dass Sie das ganz wunderbar machen werden. Und es soll doch schließlich ein ganz besonderer Tag werden. Bitte.“
 

Sie wurde rot vor Freude.

Marti setzte seinen liebsten Dackelblick auf, und dem konnte auch diese, eigentlich ja wildfremde, Frau nicht widerstehen.

Sie lachte und sagte:

„Ja, ich werde dafür sorgen, das ich Ihre Trauung übernehme.“
 

Am Ende stand auch der Termin fest.

Der zwölfte August, ein Samstag, um elf Uhr.
 

Als sie aus dem Gebäude in die Sonne traten, sagte Jako:

„So, Frechdachs, jetzt gibt es kein zurück mehr.“

„Na ja“, sagte Marti schmunzelnd, „ich kann immer noch nein sagen.“

„Nein, kannst du nicht.“

„Und warum nicht?“

„Weil ich das nicht erlaube. Du musst mich heiraten. Das ist ein Befehl.“

„Ja, wenn das so ist... dann muss ich dir wohl gehorchen“, lachte Marti.

„Genau. Das musst du,“ sagte Jako.
 

Und dann küssten sie sich und störten sich nicht daran, dass sie mitten auf dem Bürgersteig standen und ihn komplett blockierten.



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