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Der Lauf der Zeit

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Einen schönen Sonntag-Abend,

fleißig geht es heute weiter. Neben einigen Antworten (ich höre schon einige von euch 'Endlich' aufstöhnen) gibt es heute aber auch einen kleinen Spoiler zu Sanjis Vergangenheit im Verhältnis zu, deutschen Anime. Wenn ihr den nicht lesen wollt möchte ich euch bitten nach dem kursiv geschriebenen 'Todesengel Bronze?' die folgenden Zeilen zu überspringen bis 'Verwirrt trat er einen Schritt zurück.' Keine Sorge ihr verpasst nicht viel ;-) und nichts was das Verständnis erschweren würde.

Ich bedanke mich ganz herzlich für eure Kommentare und Favoriten und wünsche euch nun viel Spaß.

LG
Sharry Komplett anzeigen

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Kapitel 7

Kapitel 7

 

„Darf ich vorstellen: Der letzte Drache, Todesengel Bronze.“

Sanji hatte keine Ahnung, was hier vor sich ging.

„Der Höllenhund des Teufels“, flüsterte Franky neben ihm atemlos.

Irgendwo hatte er diesen Namen schon einmal gehört, aber er begriff nichts.

Der letzte Drache?

Drachen waren Märchengestalten, geflügelte Reptilien, doch wusste er, dass es sie noch geben könnte. Warum also der letzte Drache? Der Mann auf der Reling war ein Mensch, mit riesigen weißen Flügeln vielleicht und seltsamen Augen vielleicht, aber ganz offensichtlich kein Reptil, kein Ungeheuer.

Todesengel Bronze?

Warum war dieser Name ihm seltsam vertraut? Warum hatte er das Gefühl, diesen Namen zu kennen?

Warum verband er das mit seiner Kindheit, warum musste er gerade jetzt an seine Geschwister denken?

Plötzlich hörte er die Stimme seines Vaters, wie er über den Todesengel Bronze redete.

Der Höllenhund des Teufels?

Irgendwie rief dieser Titel eine Melodie in ihm wach, ein Kinderlied wenn er sich nicht irrte. War es nicht dieses Lied in dem die Kinder bei Anbruch der Dunkelheit Zuhause sein sollten, da sonst der Höllenhund sie fressen würde?

Abwesend nickte er leicht. Genau, es war dieser uralte Singsang gewesen, den seine Geschwister immer gesungen hatten, wann immer sein Vater über Bronze gesprochen hatte. Er war nur ein Märchen, eine uralte Sage, nichts weiter als ein Kinderlied.

Die zweite Strophe erzählte davon, dass die Kinder sich nicht soweit vom Dorf entfernen sollten, da draußen im Walde der Höllenhund darauf warten würde ihnen die Köpfe abzureißen und in der dritten Strophe sollten sie nicht zu laut sein, da der Höllenhund von lärmenden Kindern angezogen wurde und ihnen die Kehle zerreißen würde.

Und zwischen jeder einzelnen Strophe gab es diesen Refrain, er schallte in seinem Kopf wieder und wieder.

Hört auf eure Eltern, seid nicht dumm

Der Höllenhund bringt Kinder um

Höllenhund Bronze Höllenhund Bronze

Der Höllenhund bringt Kinder um

Für eine Sekunde war er wieder der kleine Junge, der nicht so stark war wie seine Geschwister, die ihn hänselten, während sie dieses Lied sangen. Die Melodie spukte in seinem Kopf, der Gesang aus den unnatürlich verzerrten Stimmen seiner Geschwister und dahinter die tiefe Stimme seines Vaters, der über das Blut des Todesengels sprach.

Dann sprang der Mann mit den Flügeln von der Reling hinab. Dumpf stießen seine schweren Stiefel auf dem Holzboden auf und Sanji war nicht mehr der kleine, wehrlose Junge.

Verwirrt trat er einen Schritt zurück.

„Was hat das zu bedeuten?“, fragte irgendwer zu seiner Linken während er die Person vor sich beäugte.

Es musste Zorro sein, es war das gleiche Haar, die gleichen schmalen Lippen, die gleichen Sorgenfalten auf der Stirn. Selbst die drei goldenen Ohrringe pendelten von seinem linken Ohr hinab. Aber woher kamen die Flügel, das Tattoo? Was war mit diesen komischen Augen und wohin waren seine Narben verschwunden?

„Rayleigh, könntest du bitte Choppers Handschellen lösen?“ Die Stimme des Neuankömmlings klang fast genau wie Zorros, nur noch etwas tiefer und leicht hallend, beinahe nicht menschlich, wäre es da nicht diese Unsicherheit, die zaghaft in jedem Wort steckte.

„Natürlich.“ Der ehemalige Pirat kam an Sanji vorbei und nahm den offensichtlich ohnmächtigen Arzt aus den Händen des anderen.

„Er ist unverletzt.“ Diese Aussage des anderen ließ den Koch aufatmen.

„Das hast du gut gemacht.“ Rayleigh klang ruhig und überaus sanft. „Du hast Chopper gerettet.“

Der andere entgegnete nichts, sondern schaute zu seinen Füßen.

„Warte mal, was geht hier vor?“

„Bist du das Zorro?“

„Ich verstehe hier gar nichts mehr.“

„Voll die coolen Flügel.“

„Ruffy, nicht! Uhm...“

Der Strohhutkapitän war nach vorne gestürzt und hatte nach einem der beiden Flügel gegriffen, der Grünhaarige hatte ihn aufhalten wollen, war jedoch zu langsam gewesen und zuckte nun mit schmerzverzerrtem Gesicht zusammen.

Im nächsten Moment schienen sich die Flügel hinter dem Rücken des Neuankömmlings zusammenzuziehen und dann waren sie auf einmal verschwunden.

„Was zur…?“

„Was…?“

„Wow cool!“

Der dunkle König, der wie beiläufig die Seesteinhandschellen des jungen Rentiers entfernt hatte, lachte leise auf.

„Oh, wie lang ist es her, dass deine kleinen Flügelchen so empfindlich waren?“

Verwirrt schaute Sanji vom Grünhaarigen zum ehemaligen Piraten, der immer noch Chopper im Arm hielt.

„Wir sollten hier verschwinden.“ Der Angesprochene flüsterte beinahe, so heiser waren seine Worte. „Die Korekutas mögen gerade zwar andere Probleme haben, aber sicher sind wir hier nicht.“

„Stimmt!“ Es war Nami die sich zuerst zu fangen schien. „Wir sollten wirklich abhauen. Alle auf eure Positionen! Franky, einen Coup de Bust bitte.“

Sekunden später segelte das Schiff durch die Luft und Sanji verließ seinen Posten um wieder auf die kleine Wiese zu gehen. Dort am Mast saß Rayleigh neben Chopper, der gerade wohl aufgewacht war und mit Argwohn Zorro inspizierte, der vor dem dunklen König im Gras hockte.

„Bist du sicher, dass es dir gut geht, Zorro? Haben sie dir nichts getan.“

„Mir geht es gut, Chopper. Mach dir keine Sorgen.“ Der Schwertkämpfer klang nicht annähernd so ruhig wie für gewöhnlich, aber dafür sah er immerhin so aus wie die Strohhüte es gewohnt waren. Nichts erinnerte mehr an das seltsame Tattoo, die Flügel waren weg, das eine unversehrte Auge so normal wie das eines jeden anderen. Selbst seine Schwerter hatte er endlich wieder an seiner Hüfte.

Der andere sah genauso aus wie Sanji ihn kannte, wie er sein sollte.

Die Sunny landete fast schon sanft im Wasser und starke Winde füllten die Segel, als wüsste Mutter Natur, dass sie eilig fort wollten.

Nach und nach kamen alle Crewmitglieder zusammen, Ruffy fläzte sich neben den Schwertkämpfer ins Gras, die anderen standen mehr oder weniger entspannt drum herum.

Der Koch bemerkte sofort, dass die drei Älteren aus der Crew, namentlich Brook, Franky und Robin, sehr abwehrende Körperhaltungen eingenommen hatten. Sie alle hatten die Arme verschränkt und standen dem Schwertkämpfer halb abgewandt gegenüber.

Lysop und Nami auf der anderen Seite tauschten unsichere Blicke aus, während Chopper offensichtlich verwirrt zwischen den angespannten Crewmitgliedern hin und hersah und Zorro hochkonzentriert einzelne Grashalme zwischen Zeigefinger und Daumen zerrieb. Hinter ihm saß Rayleigh und betrachtete sie mit einem leisen Lächeln.

Aber Sanji war nicht dumm genug sich davon täuschen zu lassen; hinter der reflektierenden Brille blitzten wachsame Augen von einem Crewmitglied zum nächsten. Der ehemalige Vizekapitän war kampfbereit.

Einzig und alleine Ruffy schien absolut unbeeindruckt, während er die Arme hinterm Hinterkopf verschränkte und tief ausatmete, offensichtlich äußerst zufrieden mit sich.

„Also Zorro, was geht hier vor?“ Nami klang nun schon gar nicht mehr so sicher wie noch vor wenigen Minuten, wo sie den ersten Maat diese Frage bereits gestellt hatte.

„Ist es wahr?“ Doch Robins eisige Stimme zerbrach Namis Frage mit Leichtigkeit.

Ihre Stimme zitterte genauso wie sie selbst am ganzen Körper als sie sich dem Schwertkämpfer zuwandte. Erst jetzt bemerkte der Koch, dass sie immer noch den blutigen Halsring hielt.

„Hat er die Wahrheit gesagt?“ Sie nickte unbeeindruckt zum dunklen König hinüber, doch ihr Blickt lag unnachgiebig auf Zorro.

Dieser erhob sich bedächtig.

„Robin,“ fing er mit ruhiger Stimme an, „lass mich erklä...“

„Ist. Es. Wahr?“

Ungewohnt unbeherrscht warf die Archäologin den Halsring dem Schwertkämpfer an die Füße. Die übrigen Crewmitglieder wurden mucksmäuschenstill. Sanji konnte sich nicht erinnern, dass die Schwarzhaarige je laut geworden war. Der Ring kreiselte ein paar Mal um sich selbst ehe er gegen die schweren Stiefel fiel.

Zorro biss die Zähne zusammen und nickte dem Boden zu.

„Ja, ich bin Bronze.“

Klatsch!

Noch ehe der Schwertkämpfer den Satz zu Ende sprechen konnte war Robin auf ihn zugeeilt und dann ohrfeigte sie ihn, ihr Gesicht schmerzverzerrt.

„Robin?“ Lysop versuchte einzugreifen, doch Nami hielt ihn zurück.

„Kapitän!“ Robin atmete brüchig, als müsste sie Tränen zurückhalten, immer noch sah sie den Schwertkämpfer an und schüttelte dabei leicht den Kopf. „Entweder dieses… entweder er geht...“, sprach sie mit stockendem Atem, „oder ich werde die Crew verlassen.“

Keiner der anderen wagte auch nur ein Wort zu sagen, als sie von der Wiese eilte, zum Bug des Schiffes.

„Robin!“ Der Schwertkämpfer wollte ihr hinterhereilen, doch aus dem Nichts stand Rayleigh hinter ihm und hielt ihn an der Schulter fest.

„Lass sie gehen. Gib ihr ein bisschen Zeit die Wahrheit zu akzeptieren.“

„Was für eine Wahrheit?!“ Lysop schien nun nicht mehr ganz so ruhig. „Was geht hier vor? Diese Typen, dieser komische Vogelkäfig, dann… dann diese Flügel gerade und… und jetzt Robin. Was zur Hölle ist hier los? Ich verstehe die Welt nicht mehr!“

Verzweifelt sah der Lügenbaron sich um, als ob einer von ihnen all die Antworten parat hätte.

„Vielleicht solltet ihr euch setzten“, empfahl Rayleigh, „es könnte ein längeres Gespräch werden.“

Nami, Chopper und Lysop hockten sich folgsam auf den Boden, der kleine Arzt offensichtlich immer noch durcheinander, aber Sanji war es nicht weniger, während er sich erneut eine dringend benötigte Zigarette anzündete.

„Nein danke, wir können auch stehen“, entgegnete Franky feindselig. Brook neben ihm sah erstaunlicherweise ebenfalls recht argwöhnisch aus.

„Was ist denn mit euch?“, murmelte Chopper.

„Hast du‘s nicht gehört“, murrte Franky und nickte zu Zorro rüber. „Du behauptest Bronze zu sein? Der Bronze?“

„Wer ist denn dieser Bronze?“, fragte Lysop unsicher aufgrund der offensichtlichen Anspannung.

„Ein Kinderlied“, antwortete Sanji und sah wütend zwischen den anderen hin und her. Er verstand nicht was diese feindliche Einstellung sollte, hatten sie nicht gerade erst ein Crewmitglied befreit? Und zwar genau das Crewmitglied, welches nun von Franky angefeindet wurde? Etwas stimmte hier nicht, sowohl der Cyborg als auch das Skelett waren Zorro eigentlich freundschaftlicher gesinnt als der Koch selbst und nun musste er ihnen das wieder klar machen?

„Es ist nur ein dummes Kinderlied um Kindern Angst einzujagen. Den Höllenhund Bronze hat es nie gegeben. Er ist eines der vielen Märchen, welche die Leute um den König der Piraten gesponnen haben.“

„Ha!“ Franky lachte kalt auf. „Da sieht man mal wie viel Geschichte innerhalb von ein paar Jahrzehnten verloren geht. Wir hatten damals noch Angst vor dem Todesengel, aber seht her, heute ist es nur noch ein Kinderlied.“

Zorro stand immer noch fast in der Mitte des ungleichen Kreises ohne etwas zu sagen.

„Das Kinderlied mag alles sein, was davon geblieben ist. Aber ich erinner mich noch daran, als ich klein war, wie die Leute über den Todesengel Bronze gesprochen haben, den Höllenhund aus der Unterwelt, welcher nur Gol D. Roger gehorchte. Das Monster Bronze hat unzählige Inseln mit einem Fingerschnippen zerstört.“

„Na, jetzt übertreiben die Geschichten aber“, warf Rayleigh murrend ein, doch Franky ließ sich nicht beirren als er weitersprach: „Es heißt, dass das Biest Bronze so unberechenbar und gefährlich wurde, dass Roger ihn am Ende selbst erlegt hat.“

„Das ist eine Lüge!“ Plötzlich stand Rayleigh vor Franky und obwohl der Cyborg deutlich größer war, schien er unter den zornigen Augen des dunklen Königs zusammenzuschrumpfen.

„Lasst mich das ein für alle Mal klar stellen“, sprach er mit lauter, bebender Stimme, „niemand, nicht ein einziges Crewmitglied wollte Bronze nicht in unserer Crew haben.“

Nun sah der ehemalige Vize einen jeden von ihnen an.

„Er war unser Crewmitglied, unser Freund und ein jeder von uns hat gelitten, als Bronze entschied die Crew zu verlassen. Also wagt es ja nicht zu...“

„Silver“, wandte Zorro schwach ein.

„Nein“, knurrte der alte Mann. „Hörst du nicht was für Lügen sie über dich und Roger verbreiten?“

Erschrocken und verwirrt schnappten einige von ihnen nach Atem.

Der ehemalige Vize des Piratenkönigs drehte sich wieder zu Franky um. „Roger wäre gestorben um Bronze zu beschützen, ich wäre gestorben, ein jeder von uns hätte das. Also glaub nicht er wäre ein Monster, nur weil die Geschichten es erzählen. Die Menschen haben keine Ahnung, wer die wahren Monster sind!“

Der Schiffszimmermann schluckte schwer und verstummte.

Für eine Sekunde sagte niemand etwas.

„Also“, murmelte Nami schließlich, „du willst uns weiß machen, dass Zorro – unser Zorro – niemand anderes sein soll als der letzte vom Höllentrio? Das Trio, welches vor dreißig, nein vierzig, Jahren die Welt verunsichert hat? Der Teufel, seine rechte Hand und sein Höllenhund?“ Sie schüttelte den Kopf. „Damals war Zorro noch nicht einmal geboren, das ist unmöglich.“

Rayleigh wandte sich nun der Navigatorin zu und nickte, ehe er Zorro ansah.

„Ist es nicht an der Zeit, dass du anfängst zu reden?“ Er klang wieder deutlich gefasster. „Du siehst, dass sie viele Fragen haben.“

„Ja, könnten wir dabei auch direkt mal klären, was du mit dem letzten Drachen meinst?“, warf Lysop ein, während er sich den Schweiß von der Stirn rieb. „Reden wir hier von Reptilien? Also geflügelten Echsen oder was?“

„Die Drachen“, begann Brook, der ebenfalls sehr ernst klang, „verbindet man heutzutage umgangssprachlich zwar mit Reptilien, allerdings stand der Begriff einst für eine ganz andere Rasse. Früher nannte man sie auch Himmelsmenschen.“

„Du weißt was Drachen sind?“, fragte Rayleigh recht überrascht.

Der Musikant nickte. „Natürlich, während meiner Jugend gab es noch welche, aber es überrascht mich nicht, dass man heutzutage kaum noch über sie redet. Schon damals lebten nur noch eine Handvoll von ihnen. Da sie ähnlich wie Fischmenschen den normalen Menschen überlegen waren und überdies auch noch als sehr gewalttätig galten, hatte die Weltregierung hohe Summen jedem versprochen, der ihnen den Kopf eines Drachen brachte. Anstelle von Kopfgeldjägern wurde jeder der schnelles Geld machen wollte damals Drachenjäger und verfolgte die letzten lebenden Exemplare.“

„Das stimmt.“ Endlich erhob Zorro seine Stimme und sah sie nach und nach an. „Ähnlich wie die Fischmenschen, waren auch die Himmelsmenschen einst ein mächtiges Volk. Doch vor über 800 Jahren begannen die Menschen jagt auf meine Vorfahren zu machen. Als ich geschlüpft bin, gab es kaum noch mehr als ein Dutzend und diese wenigen wurden noch während meiner Kindheit alle getötet.“

Eine Sekunde schwiegen alle betreten, alle bis auf den Koch.

Geschlüpft?“, fragte Sanji verwirrt nach. „Was meinst du mit geschlüpft?“

Er wusste, dass dies wahrscheinlich nicht seine erste Reaktion sein sollte, eine etwas feinfühligere Frage wäre wohl angebracht gewesen, aber sein Mund war schneller gewesen.

Zorro sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an. Er schien nicht unglücklich darüber, dass Sanji die bedrückte Stille unterbrochen hatte. Beinahe herablassend sah er den Blondschopf an, nun wirkte er mehr und mehr wie er selbst.

„Es kommt nicht von ungefähr, dass man heutzutage bei Drachen an geflügelte Reptilien denkt“, erklärte er beinahe so als wäre es etwas, was Sanji doch wissen müsste. „Ohne jetzt die komplette Geschichte der Drachen auszubreiten, sage ich einfach mal, dass ausgewachsene Himmelsmenschen sich in das verwandeln können, dass ihr euch unter einen Drachen vorstellt. Sie sind dann allerdings nicht vergleichbar mit den Wesen die man heute gemeinhin als Drachen bezeichnet.“

Für einen Moment sah er zur Seite und murmelte halblaut: „Schließlich sind das nur hirnlose Abkömmlinge von Drachen, die sich mit Lindwürmern gepaart haben.“

Dann schüttelte er sich leicht und sprach lauter weiter: „Dementsprechend legen Drachen Eier, welche nach zwei Jahren schlüpfen.“

„Du bist also aus einem Ei geschlüpft?“, hakte Nami überaus misstrauisch nach, „vor über 50 Jahren?“

„Vor 81 Jahren“, bestätigte Zorro, „allerdings stimmt es nicht, dass ich der letzte Drache bin – den Namen haben mir die Crewmitglieder gegeben – denn meine Mutter war ein Mensch, nur mein Vater war ein Drache.“

„Okay?“ Lysop sah genauso verwirrt aus wie Sanji sich fühlte. „Du bist also halb Mensch und halb Reptil?“

Der Schatten eines Grinsen huschte über die sonst so starren Züge des Schwertkämpfers.

„So in etwa, Drachen sind Gestaltwandler und ab einem gewissen Alter können sie sich verwandeln. Ich als Mischling habe jedoch schon seit meiner Geburt unterschiedliche Formen. Das was ihr eben gesehen habt, so wie ich eben aussah, das ist meine natürliche Gestalt, halb Drache, halb Mensch. Das hier gerade“, er legte eine Hand auf seine Brust, „so sehe ich halt als Mensch aus.“

Nami rieb sich die Hände durchs Gesicht.

„In Ordnung“, murmelte sie, „okay, sagen wir mal das stimmt alles. Was ist passiert? Wieso hast du uns das nie gesagt?“

Der Schwertkämpfer seufzte.

„Es wird etwas länger dauern euch das zu erklären.“

„Wir haben Zeit“, entgegnete Franky kühl.

Der Grünhaarige sah zu ihm und nickte knapp.

„Natürlich. Also die Kurzfassung: Menschen sind nicht dafür gemacht Eier auszutragen, meine Mutter starb also und ich wuchs beim Stamm meines Vaters auf. Er hieß Wood und er opferte sich damit ich überleben und fliehen konnte, als unser Stamm angegriffen wurde.“

Er verzog keine Miene.

„Auf der Suche nach anderen Drachen lief ich Korekuta in die Hände. Drachen haben spezielle Fähigkeiten die für die Weltaristokraten interessant waren, also haben sie mich gefangen genommen und nicht getötet, da ich als Kind für sie keine Gefahr darstellte. Nach zwanzig Jahren konnte ich fliehen und wurde...“

„Ganz so stimmt das ja nun nicht“, unterbrach der dunkle König, doch hob nur entschuldigend die Hände als der Grünhaarige ihn ernst ansah, ehe dieser weitersprach: „Wie dem auch sei. Kurz nach meiner Flucht traf ich auf Rayleigh und Roger, die mir weiß machten, dass sie wie ich seien.“

„Ach komm, ich hab nur nicht gesagt, dass wir keine Drachen sind.“

„Du hast dich mit Silver und Roger mit Gold vorgestellt, was hätte ich den anderes glauben sollen?“

Sie funkelten einander eine Sekunde an.

Brook hüstelte verhalten und Zorro wandte sich ihnen wieder zu.

„So wurde ich also Rogers Crewmitglied und...“

„Dann weißt du, was das One Piece ist?“, blökte Lysop dazwischen und schlug sich fast sofort die Hände vor den Mund. Seine Augen wurden groß und es war ihm anzusehen, dass er die Frage bereits bereute.

Zorro auf der anderen Seite hob nur eine Hand.

„Hör zu, dazu komme ich noch, denn nein, ich war bei Rogers letzter Reise schon nicht mehr an Bord.“

Der Koch schluckte, obwohl der andere ganz sachlich sprach, klang er irgendwie hölzern.

„Wie ich bereits sagte sind Drachen anders als Menschen, insbesondere was Teufelsfrüchte angeht. Sie haben keinen Effekt auf Drachen. Ich bin aber wie gesagt nur ein Mischling und somit die Ausnahme der meisten Regeln. Vor Rund vierzig Jahren kam es zu einer Auseinandersetzung mit anderen Piraten. Ein paar andere aus der Crew kämpften mit mir gegen einen Nutzer der Rückwerts-Frucht und dieser belegte mich unabsichtlich mit einem Fluch.“

„Warte mal“, murmelte Sanji, der sich an die Frucht aus dem Buch der Teufelsfrüchte erinnern konnte. „Diese Frucht kann zwar die Zeit von Gegenständen mit unglaublicher Geschwindigkeit zurückdrehen oder vorspulen, aber das funktioniert nicht bei Lebewesen. Ein Schiff kann innerhalb von Sekunden zu Staub zerfallen und Metall wird flüssig, aber wie sollte das dich beeinflussen?“

„Und wenn du auf diese Frage je die Antwort findest, lass es mich wissen“, entgegnete der Schwertkämpfer schroff. „Ich weiß nicht warum, aber nachdem dieser Pirat mich kurz berührt hatte, lief meine Lebenszeit rückwärts und zwar doppelt so schnell. Natürlich habe ich das am Anfang gar nicht bemerkt, aber irgendwann viel es auf und nachdem wir auf die Idee kamen, dass es an dieser Teufelskraft liegen könnte, suchten wir diesen Piraten natürlich auf. Aber egal was wir taten, der Fluch wurde nicht gebrochen.“

„Das heißt also“, fragte nun Chopper nach, der hochkonzentriert neben Rayleigh am Mast saß, „dass du nicht älter wurdest, sondern jünger und dass mit zweifacher Geschwindigkeit?“

Der Schwertkämpfer nickte: „Innerhalb von fünf Jahren wurde ich zehn Jahre jünger und was anfangs komisch und für den ein oder anderen auch unterhaltsam gewesen war, wurde irgendwann sehr nervig, denn egal wie viel ich trainierte, ab einem gewissen Alter fing mein Körper wieder an schwächer zu werden.“

Nun sah der andere wieder zu Boden.

„Vor circa dreißig Jahren habe ich die Crew verlassen um eine Heilung zu finden und endete auf Ohara, wo wir noch Verbündete von unserem letzten Besuch her kannten.“

„Warte mal“, murrte Franky, nun nicht mehr ganz so feindselig, „meinst du mit Ohara Robins Heimatinsel?“

Wieder nickte der Angesprochene.

„Kleeblatt war ein guter Freund von mir, doch auch er konnte mir nicht helfen.“

„Als Roger entschied noch einmal in die weite Welt aufzubrechen, auf seine letzte große Reise, wollte er dies natürlich mit Bronze tun, also besuchten wir ihn auf Ohara“, sprach nun Rayleigh weiter.

„Doch ich war im Körper eines Kindes und wäre somit nur zusätzlicher Ballast gewesen.“ Zorro schnaubte leicht auf. „Also sind sie ohne mich nach Unicorn aufgebrochen. An meiner Stelle gingen einige Forscher von Ohara mit, unter anderem auch Nico Olvia, Robins Mutter.“

Für eine Sekunde waren sie alle ruhig während sich in ihren Köpfen nach und nach die Puzzleteile von verschiedenen Geschichten zusammenfügten, dann ergriff Rayleigh das Wort: „Nachdem Roger sich gestellt hatte bin ich sofort nach Ohara geeilt, aber alles was von unserem Freund übrig war, war ein verdammtes Ei.“ Er klang bitter.

„Niemand von uns wusste, was durch diesen Fluch mit dem Ei passieren würde, also nahm ich es mit mir mit. Ich dachte es würde sich irgendwann einfach in Luft auflösen, aber ich hatte keine Ahnung.“

Zorro schwieg.

„Ich muss gestehen dieses verfluchte Ei fast vergessen zu haben, doch zwei Jahre nach Rogers Tod werde ich plötzlich von diesem schreienden Baby geweckt.“

Der alte Mann schüttelte den Kopf.

„Ich stolper also ins Zimmer und da liegt dieses Baby einfach auf dem Boden. Ein kleines Menschenbaby inmitten von bronzefarbenen Eierschalen.“

Sanji versuchte sich das Bild vorzustellen und sah den Schwertkämpfer an. So sollte sein Lieblingsfeind geboren worden sein?

„Natürlich wusste ich überhaupt nicht was ich tun sollte. Ich war mir ja nicht einmal sicher, ob er überhaupt schlüpfen würde und dann als Mensch? Ihr müsst wissen, dass er damals so gut wie nie als Mensch rumlief, außer wenn es nicht anders ging.“

Langsam hielt Sanji sich an der Reling fest. Diese Geschichte wurde ja immer abstruser.

„Ich wurde zu der Zeit noch sehr aktiv verfolgt, wie viele aus unserer Crew und das war absolut kein Ort, wo man ein kleines Kind dabei haben konnte. Also entschied ich ihn bei guten Freunden von mir im East Blue zu lassen, die Bronzes Geschichte kannten und sich immer schon ein Kind gewünscht hatten.“

„Ich wuchs unter Menschen auf“, setzte Zorro die Erzählung fort, „und hatte keine Ahnung, was für eine Vergangenheit hinter mir lag. Ich war immer nur Lorenor Zorro. Ich wusste zwar, dass meine Eltern nicht meine leiblichen Eltern waren, aber ich hab mir darum nie viele Gedanken gemacht. Erst vor zwei Jahren begann ich mich langsam wieder zu erinnern. Deswegen habe ich vorher nie etwas gesagt, weil ich nicht einmal wusste wer und was ich bin.“

Die übrigen Crewmitglieder tauschten Blicke aus.

„Aber das ist jetzt auch nicht mehr wichtig. Ich werde jetzt mit Robin sprechen und danach die Crew verlassen.“

„Warte mal Zorro“, warf Lysop ein und machte einen Schritt auf den Schwertkämpfer zu, hüpfte jedoch sofort wieder zurück, als der andere ihn kühl ansah.

Ohne das noch irgendwer sonst versuchte ihn aufzuhalten ging der Grünhaarige der Archäologin hinterher.

Die übrigen starrten betreten zu Boden.

„Ich kapier das nicht“, murrte der Lügenbaron unglücklich.

„Ach Lysop, so schwer ist das doch nicht“, herrschte Nami ihn an, offensichtlich gereizt, „also eigentlich heißt Zorro Bronze und ist ein...“

„Nein, das hab ich schon verstanden“, widersprach der Kanonier, „aber warum will Zorro die Crew verlassen?“ Er verschränkte die Arme.

„Zorro ist ein Crewmitglied wie jeder andere von uns und ich dachte unsere Vergangenheit wäre nicht wichtig, oder? Dann ist er halt ein Drache, na und? Unser Arzt ist ein Rentier, unser Schiffszimmermann ein Cyborg und unser Musikant ein Skelett. Von unserem Käpt‘n will ich gar nicht erst reden. Warum also sollte es wichtig sein, wer Zorro damals war oder was er ist? Er ist doch immer noch Zorro.“

Zustimmend nickte Sanji.

Er war mit der Entwicklung freilich alles andere als glücklich, aber Lysop hatte Recht. Sie waren eine Crew von Sonderlingen, Außenseitern. Dann sorgte die Vergangenheit des Mooskopfes für ein paar neue Feinde, dann war das halt so. So etwas Belangloses hatte sie doch noch nie aufgehalten.

„Ganz so einfach ist das nicht, Lysop.“ Franky jedoch schien das ganz anders zu sehen. „Ihr seid vielleicht zu jung um von den damaligen Geschehnissen gehört zu haben. Mir ist es eigentlich echt egal was es mit diesen Drachen auf sich hat – und wenn das die schlimmsten Ungeheuer waren, die die Welt je gesehen hat – mich interessiert wirklich nicht, was da stimmt und was nicht. Aber was Bronze angeht...“ Er schüttelte den Kopf. „Sorry Rayleigh, aber Bronze ist ein Monster, die Kinderlieder kommen nicht von ungefähr. Als ich klein war, galt Höllenhund Bronze noch als die schlimmste Beleidigung und der Todesengel war der größte Albtraum, selbst von erwachsenen Kriegern. Mag sein, dass er euer Freund war, aber für den Rest der Welt war er eine unberechenbare und vor allem gnadenlose Gefahr.“

Der dunkle König wollte das Wort erheben, aber Nami wandte sich Franky kühl zu.

„Kann sein, dass das alles über Bronze stimmt, Franky. Aber bitte vergiss nicht, dass wir hier über Zorro reden und wenn wir mal ehrlich sind, hast du mal die Geschichten über ihn oder über irgendeinen von uns gehört? Die sind alle wirklich nicht schmeichelhaft.“

„Was sagst du denn dazu, Ruffy?“ Sanji stieß sich von der Reling ab und ging zum Kapitän hinüber, der immer noch auf der Wiese lag und sich die ganze Zeit nicht gerührt hatte.

„Selbst wenn wir kein Problem damit haben, Robin hat gesagt sie würde gehen, wenn der Mooskopf bleibt. Sie wirkte ziemlich entschieden.“

Der Schwarzhaarige am Boden reagierte nicht.

„Hey Ruffy, könntest du mal...“ Sanji stöhnte laut auf. „Der Idiot ist eingepennt.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: RuffysKreationen
2019-02-25T15:57:07+00:00 25.02.2019 16:57
Typisch Ruffy :3
Sehr interessante Geschichte! Da hast du dir echt was Spannendes einfallen lassen :D

Antwort von:  Sharry
03.03.2019 20:51
Hi,
danke für deinen Kommentar und vielen Dank für deinen Lob. Ich versuche immer mein Bestes zu geben ;-)

LG
Sharry
Von:  Domino1412
2019-02-25T10:58:03+00:00 25.02.2019 11:58
Ein super Kapitel mach weiter so :)
Antwort von:  Sharry
03.03.2019 20:50
Hey,
vielen Dank für deinen Kommentar! Freue mich sehr.

LG
Sharry


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