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Das Mochizuki Monogatari

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Lieber Leser, liebe Leserin,
dieser Bericht beinhaltet einiges an landesspezifischem Vokabular und historischen Fakten, die möglicherweise nicht jeder Hexe/jedem Magier geläufig sind. Aus diesem Grund verfügt das Dokument über ein umfangreiches Glossar. Hat ein Begriff ein Sternchen *, könnt ihr dort weitere Informationen über ihn finden.
Sollte das euren Wissensdurst nicht stillen, fragt bitte euren Professor für Zaubereigeschichte nach weiteren Informationen. Oder, sollte sein Name zufällig Cuthbert Binns lauten, werft einfach einen Blick in das Literaturverzeichnis auf der Übersichtsseite dieses Berichts.

Hochachtungsvoll,

Eure Bathilda Bagshot Komplett anzeigen

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Die Schlacht von Hachimanbara


 

 

Hot sommer night

A sad cicada crys

for my poor husband

 

 

 

Eiroku 4*.

 

Obwohl die Sonne bereits vor Stunden untergegangen war, war es drückend heiß. Zikadengesänge erfüllten den Garten, doch seine Herrin rührte sich nicht. Sie saß, ihr Gewicht auf ihren Fersen ruhend, im verdorrten Gras. Die Stoffe ihres Kimonos* strahlten im schwachen Licht des Mondes. Sie strahlte nicht.

Katsurou* Matsumae* verschränkte seine Arme und schwieg. Kiyo*, die Zofe seiner Herrin, schenkte ihm einen vorwurfsvollen Blick und für den Bruchteil eines Augenblicks glaubte er, Tränen auf ihren Wangen schimmern zu sehen. Sie hatte Angst.

 

Stumm ließ er seinen Blick durch den Garten gleiten, nur um schließlich wieder an der schlanken Gestalt seiner Herrin hängen zu bleiben. Sie hatte ihre Schultern hochgezogen, das perfekt geschminkte Gesicht hinter einem Fächer verborgen. Wenn sie weinte, offenbarte sie es nicht. Eine perfekte Herrin, bis zum Schluss.

 

Vorsichtig trat er auf sie zu, griff schweigend nach seinem Wakizashi* und zog es schließlich aus dem Obi* hervor. Es schien ihm unendlich schwer zu sein.

Die Klinge glänzte im Mondlicht, unheimlich und schön. Nur mit Mühe schaffte er es, sich weder in dem Lichtspiel zu verlieren, noch zu zittern, als er ihr die Waffe gab. Die Waffe, mit der alles enden würde.

 

Schlanke Finger legten sich um den Griff.

„I-Ich kann es für Euch tun, wenn Ihr wünscht.“ Seine Stimme klang rau, irgendwie unwirklich und animierte die Zikaden dazu, prompt noch lauter zu zirpen. Vielleicht feierten sie bereits ihr Totenfest.

Endlose Sekunden vergingen, bevor seine Herrin ihren Blick von der Klinge löste. Noch immer lag die Waffe fest in ihrer Hand. „Ist es nicht sonderbar“, fragte sie, die Stimme genauso klar, wie sie es schon immer gewesen war, „dass das hier das Einzige ist, was mir noch zu tun bleibt? Die Hunde* haben ihn aufgeschlitzt und nun? Nun schlitze ich mich auf, um sein Leid zu teilen.“

Katsurou ließ sich neben ihr auf die Knie sinken. Irgendwo zu seiner Linken schnappte Kiyo nach Luft. Offensichtlich entsetzt angesichts der Frivolität ihrer Herrin.

„Seid gewiss, er ist ehrenvoll gefallen“, würgte er hervor.

 

Seine Herrin musterte ihn über den Rand ihres Fächers hinweg. „Das ändert nichts“, entgegnete sie, „Unser Daimyat* ist am Ende. Wir haben keine Heimat mehr. Und bald auch keine Zukunft.“

Katsurou senkte den Kopf und starrte auf das verdorrte Gras hinab. „Er würde nicht wollen, dass Ihr unter der Hand des Feindes leidet“, flüsterte er.

 

Die Stoffe ihres Kimonos raschelten. Ein süßlicher Geruch* stieg in seine Nase, doch er hielt den Blick gesenkt. Erst als sich ein Finger federleicht unter sein Kinn legte, wagte er es wieder aufzusehen.

Seine Herrin hatte ihren Fächer gesenkt und blickte ihm direkt in die Augen. „Das würde er nicht“, stimmte sie ihm zu, während Kiyo neben ihnen vermutlich bereits mit einer Ohnmacht kämpfte.

Katsurou versuchte ihrem Blick auszuweichen, doch die Hand unter seinem Kinn ließ ihm nicht viel Raum. Er konnte in ihre Augen starren, auf ihre perfekten, schwarzen* Zähne oder auf ihren endlos langen Hals. Er schluckte.

„Sag mir, wirst du meinem Willen folgen, so wie du dem meines Mannes folgtest?“

 

Ohne zu zögern, nickte er. Es war eine schwache Bewegung, stark behindert durch die Finger unter seinem Kinn, doch sie schien zu genügen. Seine Herrin schenkte ihm ein dünnes Lächeln.

„Schwör es mir“, verlangte sie, während sie ihre Hand endlich sinken ließ, „Schwör es mir, auf Schwert und Stab.“

 

Katsurou ließ die Hand in seinen Ärmel gleiten. Es dauerte keinen Atemzug lang, dann schlossen sich seine Finger um das vertraute Stück Holz. Wärme floss durch seinen Körper, ausgelöst von der Hō-ō-Feder*, die tief verborgen in seinem Stab ruhte.

Betont langsam zog er ihn hervor. Er wusste, dieses Mal würde es anders sein. Als er das letzte Mal auf seinen Stab geschworen hatte, hatte er dafür Koku* erhalten. Doch seine Herrin hatte kein Koku mehr. Sie hatte nicht einmal mehr ein Zuhause.

Dennoch ... Sein Herr hatte gewollt, dass er sie beschützte. Und wenn ihre Reise nicht in diesem Garten zu Ende ging, dann war auch seine Aufgabe noch nicht erfüllt. Koku hin oder her, er konnte ihren Wunsch nicht ignorieren.

„Kiyo, dein Stab“, befahl seine Herrin und ihre Zofe reagierte sofort. Mit rot geweinten Augen trat sie auf sie zu. Unsicher, ängstlich und doch bereit alles zu tun, was Mochizuki*-Hime* von ihr verlangte.

 

Einen Moment lang wurde das Zirpen der Zikaden lauter, dann zog auch seine Herrin ihren Zauberstab hervor. Es war ein schönes Stück, aus dunkelrotem Kirschholz und so blitzblank poliert, dass man hätte glauben können, er wäre gerade erst gefertigt worden.

„Bist du bereit, mir zu dienen, wie du meinem Manne dientest?“, fragte sie.

Katsurou hob seinen Stab. „Ja“, entgegnete er. Rote Flammen schossen aus seinem Zauberstab hervor, legten sich um seine Hand, doch sie verbrannten sie nicht.

„Wirst du dein Leben für mich geben, sollte ich es je verlangen?“

„Ja.“

Weitere Flammen schlangen sich wie dünne Bänder um seine Finger.

„Wirst du stets in meinem Sinne handeln und meine Geheimnisse bewahren, als wären es deine eigenen?“

„Ja.“

„Dann soll es so sein.“

 

Magie schoss durch seinen Körper und hinterließ ein unangenehmes Kribbeln auf der Haut. Doch Katsurou verzog keine Miene. Er wusste, das Kribbeln würde bald vergehen und dann wäre dieser Schwur nicht mehr, als eine Erinnerung, die sich irgendwo in seinem Kopf einnisten und ihn jedes Mal an seine Pflicht erinnern würde, wenn er schwach zu werden drohte.

Stumm sah er zu, wie Kiyo seiner Herrin auf die Füße half. Sie war keine große Frau, doch in diesem Augenblick, wirkte sie größer als der größte Mann.

Wortlos richtete die Dienerin ihren Kimono, strich ehrfürchtig die Falten glatt und begann sodann ihr Haar zu entwirren. Seine Herrin ließ sie gewähren, den Blick sorgenvoll zum Himmel gewandt und Katsurou wusste, was auch immer sie plante, der Erfolg lag einzig und alleine in den Händen der Götter.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Salix
2019-02-23T19:08:52+00:00 23.02.2019 20:08
So, nach langer Wartezeit komme ich jetzt zum kommentieren. Ich werde zu jedem Kapitel etwas schreiben und am Ende eine Zusammenfassung meiner Meinung liefern.
Mir gefällt sehr gut, wie du den Beginn der Geschichte, die Ausgangslage schilderst. Der treue Samurai, der seiner Herrin dient, obwohl sein Lehnsherr (ihr Ehemann) in der Schlacht gefallen ist.
Spannend ist, dass du hier die Perspektive des dienenden Samurais und nicht die der Herrin gewählt hast. So is dem Leser noch unklar, wozu genau die Herrin sich entschlossen hat.
Auf das Harry Potter-Universum, war ich bei diesem Geschichtenbeginn nicht gekommen, weil es den Miniprolog, den du hier hast noch nicht gab. Das ist allerdings eine Sache, die mich hier etwas verwirrt. Der Miniprolog suggeriert einen "Geschichtstext" in einem "Lehrbuch", während die Geschichte selber aus der Sichtweise einer historischen Persönlichkeit geschrieben ist, wie es in Geschichtslehrbüchern eher selten vorkommt.


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