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The show must go on

von

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Klappe, die Siebzehnte

Die Zeit war zu einem eigenartigen Konzept geworden, seit er in der Klinik war. Einige Tage vergingen so schnell, dass er das Gefühl hatte, kaum aufgewacht zu sein, wenn die Sonne am Abend wieder unterging, und an anderen Tagen schien er jede verstreichende Sekunde als körperliches Unwohlsein wahrzunehmen. Letztere waren meist die Tage, an denen er mit Doktor Suemura über das sprach, was geschehen war. Anfänglich hatte er sich geweigert, die Hilfe des jungen Therapeuten mit den mitfühlenden Augen und dem offenen Lächeln in Anspruch zu nehmen – wer gab schon gern zu, dass er einen Seelenklempner brauchte, um zu funktionieren? Aber nachdem ihn die Erinnerungen nicht in Ruhe ließen und eine seiner Episoden so schlimm gewesen war, dass er Yukke, der ihm nur hatte helfen wollen, aus Versehen die Lippe blutig geschlagen hatte, hatte auch er einsehen müssen, dass ihn seine Sturheit allein diesmal nicht weiterbringen würde. Sein Körper regenerierte sich stetig, Knochen wuchsen zusammen, Wunden heilten, doch ihm war bewusst, dass die Verletzungen seiner Psyche noch lange brauchen würden, bis sie zu unsichtbaren Narben werden konnten.

 

Tatsuro schaltete die Dusche ab und sogleich verstummte das beruhigende Rauschen des Wassers, das bislang das kleine Badezimmer erfüllt hatte. Erst jetzt hörte er wieder die ihm nur allzu bekannte Melodie, die aus dem Lautsprecher seines Handys kam, und die ihm ein feines Lächeln aufs Gesicht zauberte. Er hatte Miya für verrückt erklärt, als er ihm erzählt hatte, dass er beide Lieder, die Tatsuro für den Film eingesungen hatte, überarbeitet und als eine Art Teaser an verschiedene Radiostationen geschickt hatte. Sein erster Gedanke war gewesen, dass sich sicherlich niemand seinen alles andere als ausgefeilten Gesang freiwillig antun würde. Aber je öfter die Radiostationen Werbung für Ame no orchestra machten, desto öfter wurden auch seine Lieder gespielt. Gerade der Song, der sich durch den ganzen Film zog und daher auch den gleichen Namen trug, schien unheimlich gut anzukommen. Himmel, allein der Gedanke daran, dass ihnen bis zur Prämiere nicht einmal mehr ein Monat Zeit blieb, ließ sein Herz vor Nervosität flattern. So wie es aussah, war er doch investierter in den Film, als er zugeben wollte.

 

Eine feine Gänsehaut rann ihm über den Rücken, während die Melodie weiter anschwoll. Die Streicher schienen die feuchte Luft im Badezimmer zum Vibrieren zu bringen und sein Gesang wirbelte wie ein Gewittersturm durch den kleinen Raum. Er schüttelte den Kopf, nahm das Handtuch vom Haken, um es sich um die Hüfte zu wickeln, und summte eine kurze Tonfolge mit. Es hatte einige Tage gedauert, aber mittlerweile war seine Stimme wiedergekommen, auch wenn sie sich leiser, etwas kratziger anhörte, als er sie in Erinnerung hatte. Ob er überhaupt noch so würde singen können? Für einen Moment wurde seine Kehle unangenehm eng, als ihm bewusst wurde, dass seine Fähigkeit zu singen wieder etwas sein könnte, das Nobu ihm genommen hatte. Er hob die Hand, hielt sie sich vors rechte Auge, das seit einigen Tagen nicht mehr von einem Verband verdeckt war. Seine Sicht wurde dunkler, als er das Linke schloss, Farben wurden durch mattes Grau ersetzt und seine Finger waren nicht mehr als schwarze Schatten, deren Bewegungen er nur erkennen konnte, wenn sie ausladend genug waren. Er seufzte, öffnete das linke Lid wieder und ließ Farben und Formen zurück in sein Sichtfeld. Es war erstaunlich, wie viel das Gehirn ausgleichen konnte, wenn die Sehkraft auf einer Seite so gut wie nicht mehr zu gebrauchen war. Mittlerweile gab es tatsächlich schon Momente, in denen er vergessen konnte, dass er auf einem Auge blind war, ein Umstand, den er noch vor Wochen nicht für möglich gehalten hatte, aber der genau richtig so war. Er ballte die Faust, bis sein ganzer Körper zu zittern begann, und presste die Kiefer aufeinander. Den Teufel würde er tun und Nobu auch noch die Genugtuung geben, sich von diesen ungewollten Veränderungen unterkriegen zu lassen. Er war hier, lebendig und frei, während der Mistkerl, wenn es nach ihm gehen würde, im Gefängnis verrotten konnte. In seinen Gedanken versunken war er an den Spiegel herangetreten und strich nun das Kondenswasser fort, das sich auf der glatten Oberfläche gebildet hatte.

 

Er hatte große Fortschritte gemacht in den Wochen, die er weiterhin in der Klinik verbracht hatte, und nicht wenige spiegelten sich in seinem Aussehen wider. Sein Gesicht war nicht mehr die erschreckend ausgemergelte Fratze, die sie kurz nach seinem Aufwachen gewesen war. Seine Wangen hatten wieder etwas an Fülle gewonnen, seine Blässe war zwar noch vorhanden, wirkte jedoch nicht mehr kränklich, und der Flickenteppich seiner Haare war dank Zeit und Yumikos geschickten Fingern zu einer einigermaßen vorzeigbaren Kurzhaarfrisur geworden. Er vermisste die langen Strähnen beinahe mehr als das Braun seines zerstörten Auges, das ihm gräulich blass entgegensah. Einen Schönheitswettbewerb würde er mit seinem Aussehen nicht gewinnen können, aber vielleicht würde ihm dieser Makel endlich die Charakterrollen einbringen, auf die er schon so lange hinarbeitete? Er war zu Größerem bestimmt, als tragische Helden oder liebeskranke Straßenkünstler zu spielen.

Er erwiderte das Starren seines Spiegelbilds und presste entschlossen die Lippen aufeinander. Heute würde er entlassen werden. Es war also höchste Zeit, dass er mit Gara besprach, wie sie weitermachen würden.

 

Als er einige Minuten später aus dem Badezimmer kam, saß Sato auf dem Besucherstuhl neben seinem Bett und sah von der Zeitschrift auf, in der er bis eben gelesen hatte.

 

„Hey, guten Morgen, Satochi, ich dachte, du wolltest mich erst in einer Stunde abholen? Ich hab noch nicht mal den Arztbrief.“

 

„Mh, das macht nichts. Wir müssen sowieso noch etwas besprechen, bevor du wieder auf die Welt losgelassen wirst.“ Sein Bruder grinste, was jedoch nicht darüber hinwegtäuschte, dass er nervös und angespannt wirkte.

 

„Tu nicht so, als hätte mich die Welt nicht schon längst vermisst.“

 

Tatsuro untermalte seine Worte mit einem überheblichen Grinsen, das ihm irgendwann einmal so vertraut gewesen war, sich nun jedoch wie der Gesichtsausdruck eines Fremden anfühlte. Nobus Übergriff hatte ihn verändert, das konnte er nicht leugnen, auch wenn er alles dafür tat und tun würde, um das wieder rückgängig zu machen.

 

„Sie sehnt sich schrecklich nach dir.“

 

„Schon besser.“

 

Sein Bruder lachte herzhaft auf, während Tatsuro die gepackte Reisetasche vom Bett hob und sie auf den Fußboden stellte, bevor er sich setzte. Sein Blick fiel auf die Zeitschrift, die Sato aufgeschlagen auf dem Schoß liegen hatte und auf das Bild seiner selbst, das ihm von den Hochglanzseiten entgegenlächelte. Für lange Sekunden starrte er das Foto an, bevor es ihm gelang, den Kloß herunterzuschlucken, der ihm das Atmen schwer machen wollte. Er konnte den selbstsicheren Mann mit den langen Haaren und dem arroganten Zug um den Mund kaum noch mit sich in Verbindung bringen, was ihn maßlos verunsicherte. Tief durchatmend schloss er die Augen, zählte bis zehn und rückwärts wieder bis eins, so wie Doktor Suemura es mit ihm geübt hatte. Es funktionierte, sein Zittern ließ nach, bis sich auch sein Geist wieder einigermaßen ruhig anfühlte.

 

Satochis Blick, als er die Augen wieder öffnete, war mitfühlend, aber nicht mitleidig, wofür er ihm unendlich dankbar war. Ohne etwas zu sagen, hielt er ihm die Zeitschrift hin, die Tatsuro zögerlich entgegennahm.

 

»Drama am Set von Ame no orchestra – Tragödie oder Publicity-Coup?«

Die Überschrift, die sein Foto begleitete, ließ das Blut aus seinen Wangen weichen und zu Eis in seinen Adern werden.

 

„Scheiße, das hört sich nicht gut an“, murmelte er zwischen plötzlich taub gewordenen Lippen hindurch.

 

„Nein, leider gar nicht gut. Wir wissen noch nicht, wer von der BLP seinen Mund nicht gehalten hat oder ob ein Journalist schlauer war als wir, aber die Medien stürzen sich gerade auf dich.“ Satos Hand legte sich warm und sicher auf sein Knie und er war seinem Bruder dankbar, dass er in solchen Situationen immer einen kühlen Kopf behielt. Es war nicht das erste Mal, dass die Presse versuchte, ihn in der Luft zu zerreißen, und es würde nicht das letzte Mal gewesen sein.

 

„Du hast recht, wir müssen wirklich noch einiges besprechen. Kommt Gara auch?“

 

„Nein, soweit ich informiert bin, müsste er gerade im Büro sein und sich um die Pressekonferenz kümmern.“

 

„Pressekonferenz“, murmelte Tatsuro tonlos und rieb sich übers Kinn. „Ich kann nicht behaupten, dass ich begeistert davon bin, aber es wird wohl das Beste sein.“

 

„Definitiv, bevor es noch mehr Spekulationen gibt. Der Artikel hier ist nicht der Einzige und es werden nur noch mehr werden, je länger sie nichts von dir hören.“

 

„Ich gehe davon aus, dass Gara die Pressekonferenz für morgen ansetzen wird, oder?“

 

„Ja, das ist zumindest sein Plan gewesen, als wir vorhin telefoniert haben.“

 

„Okay.“ Tatsuro seufzte und schlug die Zeitschrift zu. Seine Neugierde darauf, was dort über ihn geschrieben stand, war im gleichen Maß verschwunden, wie die Vorfreude darauf, bald nach Hause zu können. „Ob auch durchgesickert ist, dass ich heute entlassen werde?“

 

„Ist es, leider. Vor der Klinik stehen bereits einige bekannte Gesichter, wenn du verstehst, was ich meine.“

 

Oh ja, Tatsuro verstand nur allzu gut. Journalisten waren wie Bluthunde. Solang alles gut lief, fraßen sie ihm aus der Hand, aber sobald sie eine Schwachstelle witterten, die es auszukundschaften galt, stürzten sie sich auf ihn. Er hasste dieses Pack mit einer Passion, die er für nur wenige Dinge in seinem Leben aufbringen konnte. Aber auch dieses Mal würde er ihnen die Stirn bieten, nun ja, immer vorausgesetzt er würde hier rauskommen, ohne dass sie ihn in der Luft zerrissen. Gerade als ein unflätiger Fluch über seine Lippen kam, öffnete sich die Tür und spuckte Pfleger Michiya aus, der seinen ertappten Blick nur mit einer keck hochgezogenen Augenbraue erwiderte.

 

„Morgen, Tatsuro, das nenne ich mal eine Begrüßung und das, wo ich deinen Arztbrief dabei habe.“

 

„Guten Morgen“, erwiderte er und setzte sein charmantestes Lächeln auf. „Das war nicht für dich bestimmt, Ehrenwort.“ Trotz der Tatsache, dass Michiya und er die Förmlichkeiten sehr schnell hinter sich gelassen hatten und sich mit dem Vornamen ansprachen, war ihr Verhältnis zueinander weitaus weniger freundschaftlich als es zwischen dem Pfleger und Yukke der Fall war. Vermutlich lag es auch gerade an Letzterem, dass Tatsuro immer ein wenig vorsichtig im Umgang mit Michiya war. Yukke hatte ihm zwar versichert, dass der Pfleger sein Auge auf einen ganz bestimmten, hochgewachsenen Therapeuten geworfen hatte und daher sowieso nichts und niemand anderen um sich herum wahrnahm, aber die Vertrautheit der beiden schmeckte ihm noch immer nicht so ganz.

„Was hast du denn da noch alles dabei?“, fragte er, als Michiya ihm nicht nur den Brief überreichte, sondern auch ein Kleiderbündel auf sein Bett legte.

 

„Eure Verkleidung.“ Das Grinsen, welches sogleich hinter einer gehobenen Hand verschwand, ließ den Pfleger für einen Moment wie einen kleinen Teufel wirken, der sich riesig über einen gefassten Plan freute. Als Tatsuro den Blick von ihm nahm und auf Satos Gesicht einen ähnlichen Ausdruck entdeckte, begann so etwas wie kindliche Vorfreude durch seinen Körper zu kribbeln.

 

 

„Du dachtest doch nicht wirklich, ich komme nur mit schlechten Neuigkeiten hierher?“ Satochi verschränkte selbstgefällig die Arme hinter dem Kopf und lehnte sich im Stuhl zurück. „Ich hab da einen echt guten Plan, dich unbemerkt hier rauszukriegen, glaub mir.“

 

„Okay, ich geb’s zu, ich bin neugierig. Raus mit der Sprache, was hast du dir einfallen lassen?“

 

~*~

 

Auf dem Namensschild, das an seinem weißen Kittel klemmte, stand Doktor Suemura. Michiya hatte zwar behauptet, dass das der einzige Kittel war, der lang genug für ihn wäre und er ihn deshalb aus der Personalumkleide hatte mitgehen lassen, aber als Tatsuro ihm ein wissendes Lächeln geschenkt hatte, waren die Wangen des sonst eher stoischen Pflegers tatsächlich ein wenig rot geworden. Tatsuro freute sich noch immer diebisch, ihm diese Reaktion entlockt zu haben, während er so nonchalant wie möglich die Gänge des Krankenhauses entlangging. Ein Mundschutz verdeckte die Hälfte seines Gesichts und trug zu einer gewissen Anonymität bei. Flankiert wurde er auf der rechten Seite von Michiya, der dafür sorgte, dass er mit seiner eingeschränkten räumlichen Sehkraft nirgendwo anstieß, und auf der linken Seite von einem Sanitäter, der ihm als Ota, Kenji vorgestellt worden war. Im Rollstuhl, den er vor sich herschob, saß Satochi, den Kopf in einen dicken verband gewickelt und auf dem Schoß Tatsuros Reisetasche wie einen Schatz haltend, unter der die Enden seines Gehstocks hervorlugten. Ein Infusionsbeutel schlug im Rhythmus Tatsuros schneller Schritte gegen die Metallstange, die links an der Lehne des Rollstuhls emporragte und deren Schlauch so an der Armbeuge seines Bruders befestigt worden war, dass es aussah, als würde die Nadel tatsächlich in seiner Haut stecken.

Ihre kleine Prozession schien gehetzt genug zu wirken, dass sie von niemandem angesprochen wurden. Satochi kassierte einige mitfühlende Blicke vorbeihuschender Krankenschwestern – alter Herzensbrecher – und der Pfleger nickte hier und da einem seiner Kollegen zu, aber niemand hielt sie auf.

 

„Jetzt gilt’s“, flüsterte Satochi, als die Schiebetüren des Ausgangs in Sicht kamen.

 

„Einmal ein Kotzbeutel zur Tarnung, bitte sehr.“

 

Der Sanitäter, der Satochi gerade besagten Beutel reichte, schien nicht minder Spaß an ihrer kleinen Scharade zu haben. Der schlaksige Mann war kleiner als er, ungefähr Michiyas Größe, und schien auch im gleichen Alter wie der Pfleger zu sein. Seine hellbraunen Haare waren zerzaust und Tatsuro konnte sich nicht entscheiden, ob das modisch sein sollte oder ob der andere ohne einen Kamm zu sehen aus dem Bett gefallen war. Letzteres schien plausibel, so müde wie er aussah, aber seine Erschöpfung schmälerte den Feuereifer nicht, mit dem er bei der Sache war.

 

Erstaunlich überzeugend begann Satochi, in den Beutel zu würgen, kaum hatten sie die automatischen Schiebetüren hinter sich gelassen und waren ins Freie getreten. Tatsuros Herzschlag beschleunigte sich, während er nur darauf wartete, erkannt zu werden. Zunächst fielen ihm jedoch nur vereinzelte Patienten auf, die dort draußen standen, um zu rauchen, zu geblendet war er von der tief stehenden Herbstsonne, die den eher grauen Vorplatz des Krankenhauses in warmes Licht tauchte. Aber kurz darauf bemerkte er das Gemurmel, in dem ein unüberhörbar enttäuschter Unterton lag und das von den Menschengruppen zu kommen schien, die sich in einem losen Halbkreis um den Eingang zur Klinik verteilt hatten. In der Ferne erkannte er die Vans von FUJI TV, FNN und TV ASAHI, und wenn das dort drüben nicht seine Busenfreundin, Saeko Mori, von Channel J war, fraß er einen Besen samt Stiel. Er blieb angespannt, während er mit zielstrebigen Schritten an den teils interessiert, teils gelangweilt Dreinschauenden vorbeiging und Michiyas leise gesprochenen Richtungsangaben folgte. Am anderen Ende des Vorplatzes sah er einen weißen Kastenwagen mit dem auffällig roten Warnlicht über der Fahrerkabine stehen und vermutete, dass das ihr Fluchtfahrzeug sein musste. Satochis Würgen wurde energischer und so auch seine Schritte, sodass ihnen die Anwesenden tatsächlich Platz machten und wirklich niemand auf die Idee kam, sie eines zweiten Blickes zu würdigen.

 

Tatsuro grinste unter seinem Mundschutz, beugte sich etwas zu seinem Bruder herab und flüsterte: „Du solltest in Zukunft wirklich vor der Kamera stehen, statt dahinter.“

 

„Und dir die Schau stehlen? Nee, lass mal.“ Obwohl Sato sein Gesicht fast vollständig hinter dem Spuckbeutel versteckte, konnte er das breite Grinsen förmlich hören, das nun seine Lippen zieren musste.

 

„So gut bist du nun auch nicht, da mach ich mir keine Sorgen“, merkte er an, denn schließlich musste ja irgendwer den Höhenflug seines Bruders unterbrechen, auch wenn sie beide wussten, dass seine Worte nicht ganz ernst gemeint waren.

 

„Siehst du.“ Sato schaute kurz zu ihm nach oben, zwinkerte, bevor er sein Leiden für alle deutlich hörbar erneut in den Beutel würgte.

 

Kenji sprintete den Rest des Weges, um ihnen die hinteren Türen des Krankentransporters aufzusperren und mit ordentlichem Krach eine Rampe herunterzulassen, auf die Tatsuro den Rollstuhl schob. Kaum war auch Michiya im Inneren des Wagens, knallten die Türen zu und kurz darauf spürte er die Vibrationen des Motors unter seinen Schuhsohlen.

 

„Na, das lief doch besser als in jedem Krimi, oder?“ Der Pfleger schnallte den Rollstuhl fest, damit Satochi nicht unkontrolliert durch den Wagen fahren würde, sollte der Sanitäter bremsen müssen und klappte für sie beide je einen der Notsitze an der gegenüberliegenden Fahrzeugwand herunter.

 

„Ich hätte es ja nicht für möglich gehalten“, gab Tatsuro zu, zog sich den Mundschutz vom Gesicht und den Kittel aus, bevor er sich setzte. „Ich glaub, das ist Satochis erster Plan, der nicht nach hinten losgeht.“

 

Lachend schlug der Pfleger zweimal gegen die Wand, die die Fahrerkabine von ihnen trennte, was wohl das Zeichen für Kenji war, den Wagen in Bewegung zu setzen, während sich sein Bruder lauthals empörte: „He! Was soll das denn heißen?“ Mit einem dumpfen Laut landete seine Reisetasche auf dem Boden, als Sato sich streckte, seinen Stock beiseitestellte und begann, sich von seiner Verkleidung zu befreien. „Du verwechselst uns gerade eindeutig, Bruderherz. Wenn ich dich daran erinnern darf, sind es nämlich immer deine Pläne, die von vornherein zum Scheitern verurteilt sind.“

 

„Infame Unterstellung“, behauptete er rundheraus, schenkte seinem Gegenüber jedoch ein breites Grinsen. „Weiß Kenji, wo er hinfahren muss?“

 

„Ja, ich hab ihm Miyas Adresse gegeben.“ Bei der Erwähnung des Regisseurs wanderte Tatsuros Augenbraue fragend gen Haaransatz, was Sato dazu veranlasste, seine Aussage näher zu erklären. „Ich dachte mir, sollte uns doch jemand auf den Trichter kommen, ist das weniger dramatisch, wenn wir die Meute nicht noch zusätzlich direkt zu deiner Wohnung führen. Außerdem, wenn du dir von Miya aus ein Taxi rufst, ist das deutlich unauffälliger, als mit dem Krankenwagen an deinem Wohnblock vorzufahren.“

 

„Hey, das war ja richtig schlau von dir – autsch.“ Grinsend rieb er sich über den Oberarm, gegen den Sato gerade wenig zimperlich geschlagen hatte, und lehnte sich im Sitz zurück. Für einen Moment schloss er die Augen und atmete zum ersten Mal an diesem Tag, so schien es ihm zumindest, befreit durch. Gleich würde er zwar nicht in seinem Zuhause sein, aber wenigstens raus aus der Klinik und in normaler Umgebung. Zehn Wochen waren deutlich länger, als er in seinem Leben jemals wieder ein Krankenhaus von innen sehen wollte.

 

„Aber wo wir gerade bei Miya sind.“ Tatsuro lehnte sich nach vorn, bis er beinahe Nase an Nase mit seinem Bruder dasaß. „In den letzten Wochen hab ich dich kaum ohne ihn gesehen, willst du mir nicht endlich etwas sagen?“

 

„Nö.“ Satochi grinste, bevor er blitzschnell seine Nase zwischen Zeige- und Mittelfinger einklemmte und lang zog. „Gib zu, dass das mit Yukke und dir was Ernstes ist, und wir können drüber reden.“

 

„Niemals!“, presste Tatsuro nasal hervor und versuchte, sich lachend aus Satochis Griff zu befreien.

 

Michiya versteckte sein Grinsen hinter einer Hand und drehte sich von den beiden kabbelnden Brüdern fort. Zugegeben, Tatsuro war ein komischer Kauz, den er nicht so wirklich einschätzen konnte, aber so viel Spaß wie heute hatte er schon sehr lange nicht mehr gehabt.

 

~*~

 

Sato kam hinter ihm langsam die Rampe des Krankenwagens herunter und nahm zu Tatsuros Überraschung sogar die helfende Hand an, die er ihm entgegenstreckte. Sein Bruder erwiderte das Lächeln, welches er ihm darauf schenkte, nur schulterzuckend und machte Michiya Platz. Tatsuro schulterte seine Reisetasche und atmete dann erst einmal die frische, würzig duftende Herbstluft ein. Endlich war nicht mehr alles, was er riechen konnte, mit einem Hauch Desinfektionsmittel unterlegt, an den er sich nicht einmal während seines langen Aufenthalts in der Klinik hatte gewöhnen können.

 

„Na, wie fühlt sich deine Freiheit an?“, erkundigte sich Sato und legte ihm einen Arm um die Schulter, um ihn näher an sich zu ziehen.

 

„Herrlich.“ Vielleicht hätten sie noch mehr gesagt, hätten sie nicht die Fahrertür zuschlagen hören und Kenjis Schritte, die sich ihnen näherten.

 

„Hat doch geklappt wie am Schnürchen“, freute sich der Sanitäter und hielt Michiya die rechte Hand entgegen, die der Pfleger mit einem schiefen Grinsen und einem Augenrollen abklatschte.

 

„Danke, ehrlich“, schaltete sich Tatsuro ein. „Ich kann mich gar nicht genug bei euch bedanken. Hoffentlich bekommt ihr keinen Ärger mit dem Boss, mh?“

 

„Mach dir da mal keine Sorgen.“ Michiya versteckte sein breiter werdendes Grinsen hinter einer Hand, wie es so typisch für ihn war, und zwinkerte ihm verschwörerisch zu. „Wäre Doktor Yoshida nicht gerade im OP gewesen, hätte er selbst den Fluchthelfer gemimt, stimmt’s Kenji?“

Der Sanitäter nickte eifrig und strahlte sie an.

 

„Wir müssen eher zusehen, dass Hiroshi nicht beleidigt ist, weil wir ihm nichts gesagt haben.“

 

Tatsuro konnte es sich gerade so noch verkneifen, eine Augenbraue hochzuziehen. Hiroshi, was? Sah er Gespenster oder kam ihm das Funkeln im Blick des Sanitäters, als er den Arzt beim Vornamen genannt hatte, irgendwie ziemlich bekannt vor? Eine Klinik war vermutlich auch nur ein Dorf, wo jeder jeden kannte und Beziehungen untereinander mehr oder weniger unausweichlich waren.

 

„Na dann …“ Michiya verbeugte sich vor ihnen und schenkte ihnen noch einmal ein schmales Lächeln. „Kenji und ich müssen wieder los, bevor doch noch auffällt, dass wir verschwunden sind.“ Sato und er verbeugten sich ebenfalls, was auch von Kenji erwidert wurde, bevor der Pfleger die wenigen Schritte zum Krankenwagen hinüberging. Tatsuro winkte, als er sich noch einmal zu ihnen herumdrehte und richtete dann seine Aufmerksamkeit auf den Sanitäter, der eigenartig entschlossen an Ort und Stelle stehen geblieben war und ihn nun offen ansah.

 

„Tatsuro-san!“, platzte es da plötzlich aus ihm heraus und überrumpelt streckte Tatsuro die Hand nach dem Klemmbrett aus, das ihm entgegengestreckt wurde.

 

„Also erstens …“, begann er, während er irritiert das weiße Blatt Papier musterte, das zwischen den Klemmen des Bretts steckte. „Lass mal die Förmlichkeiten weg oder hast du vergessen, dass du mein Fluchthelfer bist?“ Er schmunzelte und entlockte seinem Gegenüber ein zaghaftes Lächeln. „Und zweitens … was genau soll ich damit?“

 

„Ich wollte Sie … ehm … dich nach einem Autogramm bitten.“

 

Aha! So lief der Hase also. Na, damit konnte Tatsuro weitaus besser umgehen, als mit der unerwarteten Scheu des bislang so offenen Sanitäters.

 

„Kein Problem. Soll ich irgendwas Bestimmtes schreiben oder nur für meinen Fluchthelfer, Kenji?“

 

„Oh, nein, nein …“ Der Sanitäter lachte und entspannte sich sichtlich. „Das ist nicht für mich. Schreib am besten … für Hiroshi, meinen größten Fan oder etwas in diese Richtung.“

 

„Du meinst Doktor Yoshida? Ernsthaft jetzt?“

 

„Ernsthaft.“ Die Miene des Sanitäters wurde leidend, als er ihm verschwörerisch zuraunte: „Du kannst dir nicht vorstellen, was ich mir in den letzten Wochen alles anhören durfte. Hiroshi ist vermutlich wirklich dein größter Fan.“

 

„Oh …“ Der Unglaube musste nur zu deutlich in seinem Gesicht geschrieben stehen, denn Satochi neben ihm krümmte sich bereits vor Lachen. Aber, hey, war ihm das zu verübeln? Er hatte gerade erfahren, dass der Arzt, der ihn zusammengeflickt und jeden seiner Tiefpunkte in den letzten Wochen miterlebt hatte, ein Fan war. Er konnte sich gerade wirklich nicht entscheiden, ob ihm diese Offenbarung nun unangenehm war oder ob er sie urkomisch finden sollte.

 

„Hiroshi hätte dich nie nach einem Autogramm gebeten, das verbietet schon allein sein Arbeitsethos, aber ich dachte mir, ich könnte dich ja für ihn fragen, vielleicht lässt er mich mit seiner Schwärmerei dann in Ruhe. Weil ganz unter uns, als Freund kann man da schon mal etwas eifersüchtig werden.“ Kenji zwinkerte ihm zu und nun musste auch Tatsuro lachen.

 

„Na, dann lass uns mal den Frieden im Paradies wieder herstellen, was?“ Er nahm den Kugelschreiber entgegen, den ihm sein Gegenüber reichte und tippte sich damit nachdenklich gegen die Oberlippe. Langsam begann er zu schreiben, zeichnete neben seine Unterschrift eine kleine Comicfigur seiner selbst, die den Daumen nach oben reckte, und fügte dann mit einem breiten Grinsen noch ein kleines Nachwort hinzu.

 

„Kenji, kommst du bald mal?“, war plötzlich Michiyas Stimme zu hören, als der Pfleger den Kopf aus dem Krankenwagen reckte und eine hetzende Handbewegung vollführte. „Nora reißt mir den Kopf ab, wenn ich nicht bald wieder auf Station bin!“

 

„Ja, ja, ich hab’s gleich!“

 

„Hier.“

 

Kenji nahm das Klemmbrett wieder an sich und las halblaut vor: „Für Hiroshi, meinen größten Fan. Und hey, Doc? Danke fürs Zusammenflicken. Tatsuro Iwakami. PS. Kenji hat was gut bei dir, dass mir also keine Beschwerden kommen.“ Der Sanitäter erwiderte sein Grinsen und verbeugte sich tief. „Danke, das ist perfekt. Ich muss dann los, danke noch mal und wir sehen uns, okay? Bye!“

 

„Kein Ding.“ Tatsuro lachte kopfschüttelnd. „Fahrt vorsichtig.“

 

„Tschüs, ihr zwei“, rief Sato winkend und er tat es ihm gleich, bis sich der Krankenwagen in Bewegung setzte.

 

„Schon ein komisches Volk, diese Krankenhausleute.“ Die Reisetasche über seiner Schulter zurechtrückend folgte er seinem Bruder, der sich schon in Richtung Eingang begeben hatte.

 

„Ja, aber eines musst du zugeben, so viel Spaß hatten wir schon lang nicht mehr.“

 

„Definitiv.“

 

Im Vorbeigehen glaubte er, einen ihm nur allzu bekannten, roten Mazda auf dem Parkplatz stehen zu sehen, aber da Yukke noch bis morgen bei seinen Eltern sein würde, schenkte er dem keine wirkliche Beachtung. Als ihm Satochi jedoch die Tür zu Miyas Wohnung aufhielt und er im Flur nicht dem Regisseur, sondern dem Mann gegenüberstand, an den er soeben gedacht hatte, jagte mit einem Mal eine derart allumfassende Erleichterung durch seinen Körper, dass er sich für einen Moment gegen den Türrahmen lehnen musste, weil seine Beine drohten, einfach nachzugeben. Bis zu diesem Augenblick hatte er das nagende Unwohlsein ignorieren können, dass seine Eingeweide verknotete, aber jetzt wurde ihm schlagartig bewusst, wie sehr ihm Yukkes haltgebende Präsenz an seiner Seite gefehlt hatte.

 

„Hey, alles in Ordnung?“ Starke Hände umfassten seine Oberarme und besorgte Augen suchten seinen Blick. Eine so vertraute Geste, dass er nicht anders konnte, als leicht zu lächeln und sich mit der Stirn gegen Yukkes Schulter zu lehnen. Sogleich legten sich warme Arme um ihn und er erwiderte diese wohltuende Berührung, zog den etwas kleineren Körper stärker gegen sich.

 

„Was machst du denn hier?“, murmelte er gegen Yukkes Halsbeuge und atmete genießend seinen so vertrauten Duft ein.

 

„Überraschung?“ Yukke lachte leise. „Du dachtest nicht wirklich, dass ich ausgerechnet an dem Tag nicht hier bin, an dem du entlassen wirst?“

 

Doch, genau das hatte Tatsuro gedacht und um ehrlich zu sein, hatte es ihm einen Stich ins Herz versetzt, als Yukke und er vor einigen Tagen darüber gesprochen hatten. Aber statt, wie es früher normal für ihn gewesen wäre, seinen Unmut zum Ausdruck zu bringen, hatte er die Entscheidung des anderen einfach stillschweigend hingenommen. Wie hätte er auch noch mehr von Yukke verlangen können? Sein Freund war ihm in den letzten Wochen kaum von der Seite gewichen, hatte seine Zeit in der Klinik vergeudet, obwohl er sicherlich wichtigere und vor allem spannendere Dinge zu erledigen gehabt hätte. Dennoch. Erst jetzt, hier, in Yukkes Armen wurde ihm bewusst, wie sehr ihn das Wissen mitgenommen hatte, seinen ersten Tag außerhalb des schützenden Raums, der die Klinik auf eine eigenartige Weise für ihn geworden war, allein verbringen zu müssen. Natürlich war da Satochi, sein großer Bruder, der ihm immer eine Stütze war, dennoch war es nicht dasselbe.

 

„Ich bin froh, dass du hier bist“, stellte er mit erstaunlich fester Stimme fest, obwohl er sich innerlich fühlte, als würde er über Treibsand laufen, der ihn jeden Moment verschlucken konnte. Er hörte, wie die Eingangstür hinter ihm geschlossen wurde und fühlte eine flüchtige Berührung am rechten Bein, als Sato die Reisetasche aufhob, die er eben einfach hatte fallenlassen.

 

„Ich geh schon mal vor.“ Die Stimme seines Bruders war leise und er fühlte Yukkes Nicken, bevor sie allein waren. Erst jetzt hob Tatsuro den Kopf, um ihm ins Gesicht sehen zu können.

 

„Du warst beim Friseur.“ Er lächelte und fuhr durch die frisch gefärbten, hellbraunen Strähnen, die weniger akkurat geschnitten waren, als noch für den Dreh zu Ame, und dennoch hatte Yukke seinen typischen Topfschnitt beibehalten. Sein Freund war vermutlich der einzige Mensch, der diesen Haarschnitt mit so etwas wie Würde tragen konnte. Tatsuros Lächeln weitete sich und ohne darüber nachzudenken, dass jeden Moment Satochi oder Miya in den Flur treten konnten, lehnte er sich näher, bis er kurz vor Yukkes Lippen innehielt.

„Du siehst gut aus.“ Ein elektrisierendes Kribbeln jagte seine Wirbelsäule herab, als sich ihre Lippen trafen und der andere keine Sekunde zögerte, ihren Kuss zu vertiefen. Beinahe war Tatsuro überrumpelt von so viel Feuereifer, aber nur beinahe. Er wühlte die Finger in Yukkes weiches Haar, drängte sich noch näher gegen den warmen Leib, obwohl bereits jetzt kein Blatt mehr zwischen sie gepasst hätte. Himmel, wie er diese fordernde Seite seines Freundes vermisst hatte, für die in den letzten Wochen aus den verschiedensten Gründen einfach nie der richtige Augenblick gewesen war. Er fühlte die Tür im Rücken, als der andere ihn nach hinten drängte, spürte Yukkes Bein zwischen seine gleiten, das Vorfreude ganz anderer Natur in ihm aufkommen ließ. Aber Yukke wäre nicht Yukke, würde er hier nun kopflos seinen Trieben folgen und so zog er sich wenige Augenblicke später zurück, obwohl in seinen Augen das gleiche Bedauern stand, das sich auch in seinem eigenen Blick widerspiegeln musste.

 

„Schade, dass wir nicht allein sind“, murmelte er mit einem kecken Schmunzeln auf den Lippen und strich Tatsuro über die Wange. „Aber aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben, oder?“

 

„Worauf du wetten kannst.“ Er hauchte einen beinahe unschuldigen Kuss auf die weiterhin lächelnden Lippen, bevor er den anderen aus seinem Klammergriff entließ. „Du bist doch mit dem Wagen hier, oder? Dann könnten wir gleich fahren. Ich will Miya sowieso nicht länger auf den Geist gehen, als es sein muss.“

 

„Na, jetzt komm erst mal anständig hier an. Die paar Minuten wirst du auch noch warten können.“ Yukke zwinkerte ihm zu und hielt ihm seine Hand entgegen. Tatsuro schloss die Augen länger als ein Blinzeln, bevor er seinen Blick fast bohrend auf die ihm dargereichte Hand richtete. Beinahe zögerlich streckte er seine Eigene aus, verschränkte ihre Finger miteinander, blieb jedoch unbeweglich stehen, als Yukke einen Schritt nach vorn machte. „Was ist denn?“

 

„Es gibt da noch etwas, was ich dich fragen will“, begann er stockend und hob den Blick, um Yukke direkt in die Augen sehen zu können. Er hob ihre verbundenen Hände an und drückte einen Kuss auf Yukkes Handrücken, bevor er weitersprach. „Was ist das zwischen uns, Yukke?“ Er sah das Erstaunen im Gesicht seines Freundes, das Zucken seiner Mundwinkel, die sich nicht entscheiden zu können schienen, ob es angemessen war, nun zu lächeln.

 

„Was willst du denn, dass das zwischen uns ist?“

 

„Es ist unhöflich, eine Frage mit einer Gegenfrage zu beantworten.“

 

„Ich weiß. Aber ich denke, ich hab in den letzten Wochen meine Absichten mehr als deutlich gemacht, findest du nicht auch?“

 

Ein nervöses Zittern jagte durch Tatsuros Körper, als er langsam seine freie Hand hob, um sie gegen Yukkes Wange zu legen. Sogleich schmiegte sich sein Freund in diese Berührung, schloss sogar für ein paar Sekunden die Augen, bevor sein warmer Blick erneut abwartend auf ihm ruhte. Die letzten Monate zogen wie ein Film vor Tatsuros geistigem Auge vorbei.

 

 Ihr erstes Treffen; der Zusammenstoß in der BLP.

Der erste Drehtag; Yukkes Hände in seinen Haaren, als sie sich gegenseitig ein geeigneteres Styling verpasst hatten.

Ihr erstes Abendessen unter Kollegen; Yukkes stützende Arme, die ihn sicher ins Hotel gebracht hatten.

Die vielen Leckereien seiner Mutter, die Yukke mit ihm geteilt hatte; der Körper seines Freundes, der sich nackt und erregt unter ihm gewunden hatte.

Der Zeitungsartikel; wütende Worte, die er Yukke entgegengerufen hatte.

Yukkes Versuche, ihm alles zu erklären; die Kälte in seinem Herz, die ihn daran gehindert hatte, ihm zuzuhören.

Seek im Krankenbett; Yukke in seinen Armen.

Der letzte Drehtag am Meer; Yukkes Versprechen, ihn auf ein Date zu entführen.

Die Feier; ein wutverzerrtes Gesicht, das er für einen schrecklichen Moment für Yukkes gehalten hatte.

Das sterile Weiß im Krankenhaus; Yukkes Präsenz an seiner Seite, die ihm Halt gegeben hatte.

 

Tatsuro blinzelte, als die Realität wieder zurückkehrte. Er leckte sich über die Lippen, schob die Nervosität beiseite, die ihn daran hindern wollte, seinem Freund endlich zu gestehen, was er für ihn empfand. Seine Stimme war sanfter, als er sie selbst je gehört hatte, als er meinte: „Ich will mit dir zusammen sein. Ich will, dass das etwas Ernstes zwischen uns ist, und ich will es offiziell machen.“ Er verbat sich die Unsicherheit, die in ihm hochsteigen wollte, als eine Reaktion zunächst ausblieb. Für einmal in seinem Leben übte er sich in Geduld und wurde schlussendlich auch belohnt. Yukkes Lächeln war wie ein warmer Frühlingsregen, der über ihn hereinbrach und der Kuss, in den er gezogen wurde, süßer als alles, was er jemals geschmeckt hatte.

 

„Ich bin ja eigentlich kein Fan von überromantischen Liebeserklärungen, aber ich glaub, das will ich in meinem nächsten Film haben.“

 

Miyas Kommentar riss Tatsuro aus dem Nebel aus Glückseligkeit, der sein Hirn so herrlich eingehüllt hatte. Aber die Stimme des Regisseurs war derart trocken gewesen, dass ihn diese rüde Störung nicht einmal wütend machte. Eher noch im Gegenteil. Er konnte sich ein breites Grinsen nicht verkneifen, als Yukke ertappt stöhnend das Gesicht an seiner Brust vergrub und Satochi, der mit Miya im Türrahmen des Wohnzimmers stand und sie lächelnd betrachtete, ihm einen Daumen nach oben zeigte.

 

„Wollt ihr zwei eigentlich noch länger im Flur herumstehen?“ Sein Bruder machte eine scheuchende Handbewegung, aber bevor er sich mit Yukke im Arm in Bewegung setzte, drückte er ihm noch einmal einen Kuss auf den Schopf.

 

„Kann ich deine Reaktion als ein Ja auffassen?“

 

„Fragst du mich das ernsthaft?“ Yukke schaute ihn von unten herauf beinahe entrüstet an, aber Tatsuro sah nur zu deutlich, dass er sich ein breites Lächeln kaum verkneifen konnte.

 

„Mh, ich wollte nur auf Nummer sicher gehen.“

 

„Ich geb’s dir auch schriftlich, wenn du magst.“

 

„Na, das ist dann doch zu viel Aufwand.“ Er lachte, als sein Gegenüber mit den Augen rollte und nachdrücklich seine Hand umfasste, um ihn hinter sich her ins Wohnzimmer zu ziehen.

 

„Warte noch kurz.“ Tatsuro stemmte sich gegen den Griff, als er an Satochis Seite angekommen war und musterte seinen Bruder auffordernd. „Also, hast du mir nicht noch was zu sagen?“ Sato zuckte mit den Schultern, drehte sich zu Miya um und verstrickte den kleinen Regisseur in einen derart leidenschaftlichen Kuss, dass Tatsuro für einen Moment die Kinnlade offenstand. Dann jedoch schüttelte er nur grinsend den Kopf und folgte Yukke ins Wohnzimmer, wo sogleich die nächste Überraschung auf ihn wartete.

 

Lautes Jubeln schallte ihnen entgegen, als Yukke und er den kleinen Raum betraten, und Tatsuro konnte so schnell gar nicht alle Anwesenden erkennen, wie er sich schon in Umarmungen und mit Glückwünschen überhäuft wiederfand. Ein wenig überrumpelt ließ er sich zum Sofa dirigieren, vor dem auf dem niedrigen Couchtisch ein so großer Schokoladenkuchen stand, dass gut und gern eine ganze Kompanie davon hätte essen können.

 

„Schön, dass du wieder da bist“, sagte Yumiko an seiner Seite und reichte ihm ein Stück des Kuchens auf einem kleinen Teller.

 

„Danke.“ Er lächelte, noch immer absolut geplättet von der Tatsache, dass sich seine Freunde und Bekannten hier versammelt hatten, nur um ihn willkommen zu heißen. Neben Yumiko waren da natürlich Gara, Ami und Tanaka, der Tontechniker, Yamada und Hayashi vom Staff und sogar Frau Ishida, die in die Jahre gekommene Tiertrainerin, hatte sich der illustren Runde angeschlossen. Tatsuro musste zweimal hinsehen und widerstand nur knapp dem Drang, sich über die Augen zu reiben, als sich nicht gerade tatsächlich Tetochi auf dem Schoß ihres Frauchens streckte, nur um auf den Boden zu hüpfen und zu ihm hinüber zu tapsen.

Ein Lächeln, das den ganzen Raum hätte erhellen können, legte sich auf seine Züge, als er sich nach unten beugte, um die Katzendame hochzuheben.

 

„Hey, meine Süße“, murmelte er und vergrub für einen Moment sein Gesicht im weichen Fell des Tiers. „Mit dir hätte ich ja am wenigsten gerechnet.“ Er schenkte Frau Ishida ein dankbares Lächeln, bevor das große Stühlerücken begann, als sich auch Satochi und Miya zu ihnen gesellten. Yukke endete an seiner Seite, halb auf seinem Schoß sitzend und Yumikos spitzer Ellenbogen hatte schon zum zweiten Mal unangenehmen Kontakt mit seinen Rippen gemacht, aber trotz der Enge hätte er keine Sekunde dieser unerwartet schönen Erfahrung missen wollen. Sie redeten und lachten, Tetochi stibitzte sich Sahne von seinem Teller und als Miya die Spirituosen auspackte, wurde der gemütliche Nachmittag zu einem feuchtfröhlichen Abend.

 

„Ehm …“, räusperte sich Tatsuro irgendwann, als der Alkohol seinen Magen in ein angenehm warmes Knäuel verwandelt hatte und sich sein Kopf mehr und mehr mit wohltuendem Nebel füllte. „Ich vertrag eindeutig nichts mehr.“ Er kicherte, was den Rest der Anwesenden hörbar amüsierte und fuhr sich durchs Haar. „Also, bevor ich mich in den nächsten Minuten komplett abschieße – und ja, das hab ich so was von vor …“ Wieder ging ein erheitertes Murmeln durch die Runde und Yukkes Arm schlängelte sich hinter seinem Rücken hindurch, um ihn näher an sich zu ziehen. „… hätte ich euch allen noch was zu sagen.“

 

„Oje, soll das eine Rede werden?“, unterbrach Satochi sein Gestammel und grinste ihn breit an.

 

„Worauf du einen lassen kannst.“ Tatsuro feixte und setzte mit einem Augenzwinkern nach: „Bereite dich also schon mal auf eine Runde fremdschämen vor, ich werde mich nicht zurückhalten.“

 

„Wo ist ein Loch, wenn man eines braucht?“ Satochi schlug theatralisch die Hände vorm Gesicht zusammen, was Tatsuro erneut etwas zu betrunken kichern ließ.

 

„Also …“, begann er schließlich und räusperte sich. „Ich wollte mich bedanken. Für alles, was ihr in letzter Zeit für mich getan habt, für eure Unterstützung und vor allem dafür, dass ihr heute alle hier seid, um mit mir zu feiern. Auch wenn ich anfangs nicht begeistert von Ame war …“

 

„Die Untertreibung des Jahrhunderts“, warf Gara lachend ein, was er nur ein wenig ertappt erwidern konnte.

 

„Ja~, ich geb zu, dass auch ich mich mal irre.“ Yukke versteckte sein Lachen an seiner Schulter und ohne darüber nachzudenken, drückte er ihm einen kurzen Kuss auf den Haarschopf. Immerhin hatte er gesagt, dass er die Beziehung zu ihm offiziell machen wollte, da konnte er also auch hier und jetzt damit anfangen. „Wie dem auch sei. Ich wollte euch nur sagen, dass ich froh bin, mit euch gearbeitet zu haben. Ich glaub, wir sind eine tolle Truppe.“

 

„Na, dann“, schaltete sich Miya ein, der, während Tatsuro geredet hatte, eine Runde Sake in kleine Becher verteilt hatte und diese nun auf einem Tablett stehend den Anwesenden reichte. „Auf uns, würde ich sagen.“

 

„Auf uns!“

 

~*~

 

„Tatsue? Hey, Tatsue?“ Eine sanfte Stimme holte ihn aus seinem Schlummer und er murrte leise, als zusätzlich noch an seiner Schulter gerüttelt wurde. Blinzelnd öffnete er ein Lid, aber die Welt vor seinem Auge blieb grau, bis er sich daran erinnerte, auch noch das zweite aufzumachen. Yukkes Gesicht schwamm langsam in Fokus und sogleich legte sich ein zufriedenes Lächeln auf seine Lippen.

 

„Selber hey“, murmelte er und hob die Hand, um sie in den Nacken seines Freundes zu legen und ihn daran näher an sich zu ziehen. Der Kuss war träge und etwas unkoordiniert, was dem warmen Gefühl in seinem Magen jedoch keinen Abbruch tat.

 

„Willst du, dass ich dich nach Hause fahre, oder möchtest du hierbleiben? Miya hätte das Gästezimmer frei.“

 

„Mh?“ Tatsuros Stirn legte sich in Falten, als sein müdes Gehirn versuchte, das Gesagte zu verstehen. „Miya?“

 

„Ja, Schlafmütze.“ Yukke grinste und setzte sich neben ihm aufs Sofa. „Du bist einfach eingeschlafen. Die anderen sind schon gefahren.“

 

„Oh.“ Er rieb sich übers Gesicht und bemerkte erst jetzt, dass er ziemlich unbequem auf Miyas Couch lümmelte. Eine Wolldecke war über seinen Schoß drapiert worden und sein Kopf lehnte gegen eines der Sofakissen, aber der leichte Schmerz in seinem Nacken zeigte nur zu deutlich, dass seine Haltung nicht gerade ergonomisch gewesen war. „Tut mir leid“, nuschelte er um ein Gähnen herum und richtete sich langsam in eine sitzende Position auf. „Ganz fit bin ich wohl doch noch nicht.“

 

„Macht doch nichts. Dafür hatte jeder Verständnis und du warst ein sehr dankbares Fotomodell.“

 

Tatsuros Augenbraue wanderte ein ganzes Stück nach oben, aber als Yukkes Finger durch sein Haar strichen, nur um ihn sanft im Nacken zu streicheln, hatte er schon längst wieder vergessen, was ihn eben noch irritiert hatte.

 

„Fährst du mich heim? Ich würde gern mal wieder in meinem eigenen Bett schlafen.“

 

„Natürlich.“ Yukkes warme Lippen strichen in der Andeutung eines Kusses über die Seinen, bevor er sich erhob und ihm die Hand entgegenstreckte. „Na, dann komm, hoch mit dir.“

 

Dankbar ließ er sich nach oben ziehen und auch Yukkes stützender Arm um seine Mitte war mehr als willkommen. Der Alkohol schien sein System fast vollständig verlassen zu haben, dennoch fühlte er sich schwach und unendlich müde. Vielleicht war das heute etwas viel für einen Tag, aber wenn er ehrlich war, hätte er sich seinen ersten Tag in Freiheit nicht schöner vorstellen können. Satochi und Miya unterhielten sich leise in der Küche, aber das gelegentliche Klappern von Geschirr verstummte, als sie sich zu ihnen in den Flur gesellten.

 

„Du fährst heim?“, wollte Satochi das Offensichtliche wissen und schulterte ohne Aufforderung seine Reisetasche, nachdem er genickt hatte. „Ich begleite euch noch schnell zum Wagen.“

 

Tatsuro gähnte erneut ungeniert und richtete seine Aufmerksamkeit dann auf Miya, der im Rahmen der Küchentür lehnte und sie zufrieden musterte.

 

„Danke für deine Gastfreundschaft“, murmelte er etwas sehr förmlich und verbeugte sich, erleichtert feststellend, dass Miya diese Geste ohne Weiteres erwiderte.

 

„Es war mir ehrlich eine Freude, euch heute alle hier zu haben.“ Der kleine Regisseur stieß sich vom Türrahmen ab, kam auf ihn zu, bis er direkt vor ihm stehen blieb. „Hier.“ Verwundert nahm Tatsuro die Zettel entgegen, die der andere ihm soeben gereicht hatte, und blätterte sie durch. Er war zu müde, um sein Auge dazu bewegen zu können, das Geschriebene richtig zu lesen, aber der Aufbau erinnerte ihn an ein Skript. Fragend hob er die Augenbraue, musste jedoch nicht lange auf eine Erklärung warten. „Ich wusste nicht, ob du früh genug entlassen wirst, um Akihikos Monolog selbst einzusprechen …“

 

Tatsuro brummte verstehend und war tatsächlich froh darüber, dass Miya noch immer sein pflichtbewusstes Selbst war, obwohl es in den letzten Wochen manchmal so ausgesehen hatte, als hätte er diesen Wesenszug ihm gegenüber verloren.

 

„Ich schau es mir morgen gleich an, wann brauchst du mich im Studio für die Aufnahmen?“

 

„Ich melde mich im Laufe der Woche bei dir, ist das in Ordnung.“

 

„Klar, ich hab für die nächsten Tage nicht wirklich etwas geplant.“

 

„Ach, und Tatsuro?“

 

„Mh?“

 

„Wenn du Anpassungen für richtig hältst, tu dir keinen Zwang an.“ Das Grinsen, das Miya ihm daraufhin schenkte, war derart frech, dass es ihn wie einen Lausebengel aussehen ließ. Tatsuro lachte, versicherte, dass er sich nicht zurückhalten würde, und gesellte sich nach einer kurzen, aber herzlichen Verabschiedung zu Satochi und Yukke. Die Fahrertür des roten Kleinwagens stand offen, Yukke rauchend davor, während Satochi ihn anlächelte.

 

„Wird höchste Zeit, dass du ins Bett kommst“, stellte Satochi fest und konnte den brüderlich besorgten Unterton in seiner Stimme nicht ganz verbergen.

 

Tatsuro tat so, als hätte er nichts gehört, als er gespielt zerknirscht erwiderte: „Sieht man es mir so deutlich an?“

 

„Ich glaub, deine Augenringe haben schon Augenringe.“

 

„Charmant wie immer.“ Sie lachten und Yukke schnippte seine aufgerauchte Zigarette in einen nahen Gully, bevor er um den Wagen herumging, um Tatsuro die Beifahrertür zu öffnen. „Da siehst du mal, Bruderherz, nimm dir ein Beispiel an Yukke, der weiß, wie so was geht.“

 

„Sorry, aber mein Love-Interest wartet da drüben auf mich. Du bist nur mein Bruder, da brauch ich mich nicht zu bemühen.“

 

„Tja“, seufzte Tatsuro übertrieben resigniert, „Familie kann man sich nicht aussuchen.“ Er grinste, als er Satos Haare durcheinanderbrachte und ihn in eine kräftige Umarmung zog. „Danke für alles.“

 

„Nicht dafür.“ Sato lächelte und klopfte ihm auf die Schulter, bevor Tatsuro sich ins Auto setzte. „Fahrt vorsichtig, ja.“

 

„Machen wir. Gute Nacht, Sato“, entgegnete Yukke und drückte Satochi zum Abschied, bevor auch er einstieg und sich anschnallte.

 

„Nacht, Satochi.“

 

„Nacht, ihr zwei.“

 

Tatsuro lehnte sich gemütlich im Sitz zurück, während Yukke den Wagen durch die Straßen der nächtlichen Stadt lenkte. Immer wieder fielen ihm die Augen zu, bis er den Kopf zur Seite drehte, um seinen Freund ansehen zu können.

 

„Der Tag war wirklich schön“, murmelte er, mit halbem Ohr dem Song im Radio lauschend.

 

„Das freut mich.“ Yukkes Hand lag plötzlich warm auf seinem Oberschenkel und er lächelte, während er ihre Finger miteinander verschränkte. „Ich bin froh, dass du endlich aus der Klinik raus bist.“

 

„Ich auch.“ Er gähnte und blinzelte, als ihn die Lichter eines entgegenkommenden Fahrzeugs kurz blendeten. „Ich mach mir ein wenig Sorgen um Ami. Ist dir aufgefallen, wie ruhig sie war? Sie hat kaum drei Sätze mit mir geredet.“

 

„Ja …“ Yukke drehte sich etwas zur Seite und musterte ihn eindringlich, als wäre er überrascht davon, dass Tatsuro derart aufmerksam gewesen war. Dann jedoch schüttelte er nur leicht den Kopf und konzentrierte sich erneut aufs Fahren. „Es schien ihr nicht gut zu gehen, aber als ich sie darauf angesprochen habe, was mit ihr ist, hat sie nur abgewunken.“

 

„Oh, ehrlich?“ Tatsuro presste nachdenklich die Lippen aufeinander. „Ob ich sie die Tage mal anrufen soll?“

 

„Mh, du hattest den meisten Kontakt zu ihr, warum also nicht? Vielleicht tut es ihr gut, zu wissen, dass sich jemand um sie sorgt.“

 

„Ja, vielleicht.“ Tatsuro rieb sich über die Nase, ein weiteres Gähnen unterdrückend, und nahm sich vor, sich morgen einfach mal bei Ami zu melden. Für einen langen Moment schloss er die Augen und spürte, wie schwer und träge sein Körper geworden war. Sato hatte recht, es war höchste Zeit, dass er ins Bett kam. Aber … apropos Bett, da fiel ihm doch gleich noch etwas ein. „Du lässt mich heute aber nicht allein in meiner Wohnung, oder?“

 

„Nicht, wenn ich nicht muss.“

 

„Gut.“

 

„Mach ruhig die Augen zu, ich weck dich, wenn wir angekommen sind.“

 

„In Ordnung.“ Tatsuros Lächeln wollte gar nicht mehr verschwinden, während er den Blick auf Yukke gerichtet hatte, bis das Bild vor seinem Auge mehr und mehr verschwamm, als ihn die Erschöpfung einholte.



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