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In die Zukunft

Manche Dinge änderten sich wohl wirklich nie.

Mit einem leidenschaftlichen Seufzen und zusammengezogenen Augenbrauen beäugte Chikara skeptisch die fragwürdigen Examen vor sich, die ihm seine Freunde beinahe stolz vorgelegt hatten. Woher genau ihr Enthusiasmus darüber rührte, war ihm aber ein absolutes Rätsel.

„75 Punkte sind nicht wirklich der,“ und er gab sich die allergrößte Mühe, es so gelangweilt wie möglich zu sagen. „Wahnsinn.“

„Hah! Hab ich auch gesagt. Oh man, Noya, ganz schön hoffnungslos!“

„Tanaka. Du hast nur 73.“

Bevor er den Satz beendet hatte, schrien beide schon wie wild umher und diskutierten in stetig steigender Lautstärke darüber, wer von ihnen schlechter war, und wer die offensichtlicheren Fragen falsch beantwortet hatte.

Im Endeffekt schienen sie zu keiner Lösung zu kommen, aber Chikara hatte zweifelsohne eine für sie beide anzubieten.

„Ihr könntet euch darauf einigen, dass ihr beide bessere Noten schreiben solltet.“

„Langweilig!“

„Wow, Chikara, sonst bist du doch nicht so!“

War er eigentlich schon, insbesondere weil die beiden nicht nur ihre eigene Zeit verschwendeten, sondern darüber hinaus auch noch seine. Jedes Mal, wenn sie zusammen saßen – egal, ob es um Hausaufgaben oder ums Lernen ging – verschwendeten sie dreimal so viel Zeit wie nötig damit, unsinnige Zweikämpfe mit ganz klar undefinierbarem Sieger – Verlierer? Chikara wusste es selbst nicht mehr – zu führen, aber dieses Mal war es noch ein ganzes Stück schlimmer, denn für gewöhnlich hatten die beiden wenigstens noch so etwas wie Scham übrig.

Aus irgendeinem Grund war ihnen beiden diesmal sogar dieses bisschen Respekt für die Aufopferung seiner Zeit abhanden gegangen.

„Vielleicht sollte ich öfter so sein – was immer das bedeutet – damit ihr beiden euch ein bisschen mehr anstrengt.“

„Was! Reicht doch völlig aus.“

„Für vier verbrauchte Nachmittage erwarte ich etwas mehr als drei Viertel, Tanaka!“

Oh, und zu allem Übermaß ließ Chikara sich dieses Mal auch noch auf die Zankereien ein, was ihm für gewöhnlich viel zu lästig gewesen wäre.

Seinen beiden Teamkameraden schien das aber nicht aufzufallen.

Sie diskutierten fröhlich weiter, scheinbar wenig daran interessiert, ihren Hausaufgaben auch nur einen Moment lang Beachtung zu schenken, sodass Chikara sich im Endeffekt mit einem ziemlich energiegeladenen, breit grinsenden Nishinoya auf den Heimweg machte, immer noch mehr als unzufrieden was die Lernerfolge seiner beiden Freunde anging. Sicher, sie waren immer noch im zweiten Jahrgang, aber das hieß nicht, dass sie sich nicht bald Gedanken über die Zukunft machen sollten.

Aber Nishinoya hatte die Ruhe weg, spielte auf dem Weg irgendein ziemlich überfüllt-buntes, offen gesagt recht langweilig aussehendes Spiel auf seinem Handy, das breite Grinsen nicht mal von seinem Gesicht weg zu denken.

Irgendwann, als es ihm schlussendlich zu viel wurde, blieb Chikara dann doch stehen, in der Hoffnung, trotz deiner Müdigkeit noch ein strenges Gesicht aufsetzen zu können.

„Nishinoya.“

„Hm?“

„Warte.“

Er hielt tatsächlich an, drehte sich sogar um und legte den Kopf schief, offenbar wirklich absolut ahnungslos darüber, was vor sich ging.

„Sorglos wie immer, hm? Ich verstehe nicht, wieso ihr eure Volleyball-Energie nicht auch mal auf etwas Anderes konzentrieren könnt. Wir sind bald Drittklässler, weißt du?“

Eigentlich hatte Chikara nicht derart vorwurfsvoll klingen wollen, aber es war mit jedem Mal, jeder Deadline, jedem Monat den sie ihrem Abschluss näher kamen schwerer mit anzusehen, wie seine Freunde potentiell ihre Zukunft wegwarfen.

Wenn er eines wusste, dann, wie sich Reue anfühlte. Und wenn er irgendwie vermeiden konnte, dass die beiden je das Gleiche durchmachen müssen würden – die Scham, den Willen, zurückzugehen, es besser zu machen, die verzweifelte Erkenntnis, dass sich die Zeit nicht zurückdrehen ließ…

„Aaach, mehr geht in meinen Kopf einfach nicht rein, Chikara! Du bist eben einfach zu gut, weißt du?“

Er bezweifelte stark, dass es daran lag, seufzte und schüttelte den Kopf.

„Ich bin kaum besser als der Durchschnitt. Ich gebe mir nur mehr Mühe. Vielleicht solltest du das in Erwägung ziehen.“

„Ja, ja, klar! Können wir nicht einfach die…du weißt schon! Energie aufteilen?!“

„Aufteilen?“

„Ja!“

Nahezu begeistert stürmte Nishinoya wieder auf ihn zu, blieb kurz vor ihm stehen und grinste breiter als je zuvor.

„Darum bin ich doch Libero geworden, Chikara. Also echt.“

Oh.

Tatsächlich reichten die Worte, damit es ihm dämmerte. Nishinoya erzählte viel und oft davon, dass seine Spezialität die Dinge waren, die andere nicht tun konnten – er aber dafür viele der Dinge, die anderen taten, ebenfalls nur mäßig beherrschte. Oftmals klang es wie eine Ausrede, gerade wenn es um Schularbeiten ging, aber ganz Unrecht hatte er damit auch nicht. Seine schier endlose Energie trug dazu bei, das Team zusammenzuhalten, sie alle zu motivieren, weiterzumachen, egal wie sehr es schmerzte.

Chikara war sehr gut bewusst, dass das beispielsweise zu den Dingen gehörte, zu denen er selbst niemals in der Lage wäre.

„Klar, verstehe“, lenkte er dann ein und lächelte schwach.

„Aber deinen Teil der Schularbeiten kann ich deswegen nicht übernehmen, Nishinoya.“

„Ja, ja, weiß ich doch. Denkst du, ich hätte 75 Punkte, wenn ich mich nicht besonders anstrengen würde? Haha!“

Haha.

Er klang wirklich maßlos belustigt, aber Chikara fand das eher ein bisschen traurig, und gleichzeitig irgendwie befriedigend. Vielleicht waren ihre gemeinsam verbrachten Nachmittage doch nicht unbedingt Verschwendung, auch wenn es ihm oftmals wirklich so vorkam.

„Das ist nur halb so lustig, wie du es klingen lässt, aber…na gut. Vielleicht ertrage ich euer Verlierer-Rennen ja noch eine Weile länger.“

„Eine Weile? Hey, du meinst wohl für immer. Warte mal, Verlierer?! Chikara!!“

Er schmunzelte, als sie ihren Weg fortsetzten, und lauschte der ausschweifenden Erklärung Nishinoyas darüber, wie viel Mühe er sich in der letzten Zeit gegeben hatte, dass er auf jeden Fall ein Gewinner war und sowieso niemals gegen Tanaka verlieren könnte, selbst wenn er wollte.

Es war anstrengend, ermüdend und dennoch konnte Chikara sich nichts Beruhigenderes vorstellen. Sicher, er sorgte sich immer sehr um die Zukunft, manchmal vielleicht zu viel, aber Nishinoya war eben genau die geballte Euphorie, die Ladung Einfühlsamkeit und Motivation, die er brauchte, um all diese Sorgen nicht an sich heranzulassen.

Egal, wie viele niederschmetternd erfolglose Nachmittage und Abende ihnen bevorstanden – all das hatte keinerlei Substanz im Angesicht auch nur einer einzigen selbst mäßig verbesserten Note.

„Für immer klingt gut, Nishinoya.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Puppenspieler
2018-07-01T12:00:38+00:00 01.07.2018 14:00
Hirn ist Brei, also krall ich mir erst mal das "Einfachste".
Haikyuu. Immer gut. Ennoshita? BESTE ENTSCHEIDUNG.
Ich LIEBE den Jungen einfach abgöttisch, und DAS IST SO GUT, DASS DU DIR GENAU DAS RICHTIGE AUS MEINEM RIESIGEN HAUFEN HAIKYUU-SHIT RAUSGESUCHT HAST!!! DU HÄTTEST KAUM ETWAS BESSERES FINDEN KÖNNEN!!! QAQ
SO VIEL LIEBE ALLEIN DAFÜR.

Und Chikara. Seine Verzweiflung. ICH FÜHLE SO MIT IHM.
Ich würde Nishinoya und Tanaka ja gern durch den Bildschirm hindurch packen und mal gepflegt schütteln!!! Aber richtig gepflegt.

Es ist so gut. ;v; Noya ist so ein wunderbarer Energieball, und er ist SO NERVIG, aber MAN MUSS IHN EINFACH LIEBEN, und Chikara kann einem echt so Leid tun!!!
Und dann auch wieder gar nicht, weil hey, Noya ist gesund für ihn. Er soll es einfach hinnehmen und sich freuen. ûwû Auch über die mäßigen Noten.
Chikara hat einfach zu hohe Ansprüche.

Ich liebe es. ;v; Es ist so herzerwärmend flauschig und positiv, das ist einfach toll!!! (UND BITTER NÖTIG, WEIL DIE BEIDEN ANDEREN GESCHICHTEN HABEN MIR EFFEKTIV DAS HERZCHEN GEBROCHEN!!!!)

Und. Damit ich es nicht vergesse.
Ich hab ja echt gehofft, dass ich dein Jackpot bin. |D SO GEHOFFT. DANKE AN ALLE GÖTTER DA DRAUSSEN FÜR DIESE EPISCHE WICHTELZUTEILUNG UND DIESE WUNDERBAREN WICHTEL-GESCHICHTEN Q-Q
Ich will mich revanchieren. Mit ganz viel Liebe. Bald!
Antwort von:  Valenfield
18.07.2018 15:24
HAHA! Der Haikyuu-Haufen war wirklich groß, aber das hier ist sooo ein starkes Rarepair BEI DEM ICH BIS HEUTE NICHT VERSTEHE WIE DU MICH DAMIT ANSTECKEN KONNTEST?????????

Noya gibt sich Mühe, und er ist ein toller Energieball, der viel Liebe braucht. ;_;

WER SONST KÖNNTE DER JACKPOT GEWESEN SEIN H A H!!!!!!!! <33
Antwort von:  Puppenspieler
18.07.2018 15:27
MIT LIEBE NATÜRLICH!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Noya ist der beste Energieball ;v; ♥♥♥♥♥♥♥

DAS TUT MEINEM EGO SO GUT EH XDDDDDDDDDDDDDDDDDDD ICH BIN JETZT GANZ RUND UND AUFGEBLASEN.


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